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'''Gottfried Holtzmüller''' (* [[18. Januar]] [[1609]] in [[Oederan]]; † [[31. Juli]] [[1659]] auf Gut Hohelinde, ebenda) war ein schwedisch-weimarischer [[Oberstleutnant]] während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]].
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'''Gottfried Holtzmüller''' (* [[18. Januar]] [[1609]] in [[Oederan]]; † [[31. Juli]] [[1659]] ebenda) war ein schwedisch-weimarischer Oberstleutnant während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]].


== Leben ==
== Leben ==
Gottfried Holtzmüller wurde im [[Sachsen|sächsischen]] [[Oederan]], einer vom Bergbau geprägten Stadt, geboren. Er entstammte einer angesehenen Bürgermeisterfamilie. Nach der Landung [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav II. Adolfs]] meldete er sich zum Kriegsdienst. Bei der Ausführung seines Dienstes als Kommandeur der Bergfeste [[Hohenurach]] zog er sich bei einem Ausfall am 15. April 1635 einen Schuss ins Gesicht und schwere Augenverletzungen zu.
Gottfried Holtzmüller wurde im [[Sachsen|sächsischen]] [[Oederan]], in einem vom Bergbau geprägten Ort, geboren. Am 15. April 1635 zog er sich bei einem Ausfall als Kommandeur der Bergfeste [[Hohenurach]] einen Schuss ins Gesicht und schwere Augenverletzungen zu. In [[Ulm]] heiratete er am 24. September 1635 die [[Augsburg]]er Patriziertochter Jacobina Kraft. Gottfried hatte vier Brüder. Ein Bruder, Namens Johann Holtzmüller, diente als Fähnrich im selben Stab. Im Juli 1636 nahm Gottfried im Heer von [[Bernhard von Sachsen-Weimar|Bernhard von Weimar]] seinen Abschied und trat in Württembergische Dienste ein. Nach seiner dortigen Entlassung 1644, lebte er mit seiner Ehefrau in Ulm. Schließlich starb er 1659 in seinem Geburtsort Oederan.<ref>Peter Engerisser und Pavel Hrncirik: Nördlingen 1634: Die Schlacht bei Nördlingen - Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, Späthling (9. Oktober 2009)</ref>

Holtzmüller heiratete am 24. September 1635 die [[Augsburg]]er Patriziertochter Jacobina Kraft in Ulm. Er hatte vier Brüder, einer davon, Johann Holtzmüller (* 1604; † 1681), diente als [[Fähnrich]] im selben Stab. Im Juli 1636 nahm Holtzmüller Abschied vom Heer des [[Bernhard von Sachsen-Weimar|Bernhard von Weimar]] und trat nun in [[Württemberg|württembergische]] Dienste ein. Nach seiner dortigen Entlassung im Jahr 1644 lebte er mit seiner Ehefrau in Ulm. Ein Sohn aus zweiter Ehe, Siegfried Gottlieb Holtzmüller (* 1652; † 1722), ist überliefert.

Schließlich starb Gottfried 1659 auf Gut Hohelinde in seinem Geburtsort.<ref>Peter Engerisser und Pavel Hrncirik: Nördlingen 1634: Die Schlacht bei Nördlingen - Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, Späthling (9. Oktober 2009)</ref>


== Militärische Laufbahn ==
== Militärische Laufbahn ==
=== Schwedischer Kompanieführer ===
=== Schwedischer Kompanieführer ===
Im August 1631 erhielt Gottfried Holtzmüller unter [[Wilhelm (Sachsen-Weimar)|Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar]] im Range eines Hauptmanns das Patent zur Werbung einer [[Dragoner]]kompanie. Diese Kompanie war in den folgenden beiden Jahren in ein größeres Regiment inkorporiert. Im Herbst 1633 traten Holtzmüllers Dragoner in der Armee des schwedischen Feldmarschalls [[Gustaf Horn]] in Erscheinung und lagen einige Monate in [[Augsburg]] in Garnison, wo der Benediktinerpater Reginbald Möhner die Standarte Holtzmüllers, ein drachenähnliches Fabelwesen, zeichnete.<ref>Erzbischöfliche Ordinariat-Bibliothek Augsburg.</ref>
Im August 1631 erhielt Gottfried Holtzmüller unter [[Wilhelm (Sachsen-Weimar)|Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar]] im Range eines Hauptmanns das Patent zur Werbung einer [[Dragoner]]kompanie. Diese Kompanie war in den folgenden beiden Jahren in ein größeres Regiment inkorporiert. Im Herbst 1633 traten Holtzmüllers Dragoner in der Armee des schwedischen Feldmarschalls [[Gustaf Horn]] in Erscheinung und lagen einige Monate in [[Augsburg]] in Garnison, wo der Benediktinerpater Reginbald Möhner die Standarte Holtzmüllers, ein drachenähnliches Fabelwesen, zeichnete.<ref>Erzbischöfliche Ordinariat-Bibliothek Augsburg.</ref>


In den schwedischen Regimentslisten von 1634 erscheint Holtzmüller als Oberstleutnant über eine [[Eskadron|Squadron]] von 4 Kompanien Dragonern (regulär á 125 Mann) unter Gustav Horns Armeekorps. In der [[Schlacht bei Nördlingen]] kämpfte er am [[Albuch und Härtsfeld|Albuch]] mit 200 Pferden auf Horns rechter Flanke und war dort an mehreren Reiterattacken beteiligt. Nach der verheerenden Niederlage, geriet Horn in Gefangenschaft. Holtzmüller kam unter Befehl Herzog [[Bernhard von Sachsen-Weimar]]s und wurde mit seinen verbleibenden 150 Dragonern auf die Burgfeste [[Hohenurach]] verlegt.
In den schwedischen Regimentslisten von 1634 erscheint Holtzmüller als Oberstleutnant über eine [[Eskadron|Squadron]] von 4 Kompanien Dragonern (regulär à 125 Mann) unter Gustav Horns Armeekorps. In der [[Schlacht bei Nördlingen]] kämpfte er am [[Albuch und Härtsfeld|Albuch]] mit 200 Pferden auf Horns rechter Flanke und war dort an mehreren Reiterattacken beteiligt. Nach der verheerenden Niederlage geriet Horn in Gefangenschaft. Holtzmüller kam unter Befehl Herzog [[Bernhard von Sachsen-Weimar]]s und wurde mit seinen verbleibenden 150 Dragonern auf die Burgfeste [[Hohenurach]] verlegt.


=== Kommandeur der Württembergischen Landesfestungen ===
=== Kommandeur der Württembergischen Landesfestungen ===
Holtzmüller setzte sofort die Ämter [[Oberamt Urach|Urach]] und [[Oberamt Münsingen|Münsingen]], sowie die umliegenden Herrschaften in [[Kontribution]]. Sein vorrangiges Ziel war, die [[Bad Urach|Stadt Urach]] zu halten, welche unmittelbar nach der Nördlinger Schlacht von Truppen des [[katholische Liga|kaiserlich-ligistischen]] Generalwachtmeisters [[Hans Heinrich IX. von Reinach|Hans Heinrich von Reinach]] bedrängt wurde. Am 10. September 1634 alten Stils war die Stadt bereits 3 Mal berannt worden; die Angriffe konnten aber abgewehrt werden. Am 19. Oktober rückte schließlich der kaiserliche Oberst [[Walter Butler]] vor die Stadt, ließ die Stadt am 21.10. mit Artillerie beschießen, worauf sich Urach am 2. November auf Gnade und Ungnade ergab.
Holtzmüller setzte sofort die Ämter [[Oberamt Urach|Urach]] und [[Oberamt Münsingen|Münsingen]] sowie die umliegenden Herrschaften in [[Kontribution]]. Sein vorrangiges Ziel war, die [[Bad Urach|Stadt Urach]] zu halten, welche unmittelbar nach der [[Schlacht bei Nördlingen|Nördlinger Schlacht]] von Truppen des [[Katholische Liga (1609)|kaiserlich-ligistischen]] Generalwachtmeisters [[Hans Heinrich IX. von Reinach|Hans Heinrich von Reinach]] bedrängt wurde. Am 10. September 1634 alten Stils war die Stadt bereits 3 Mal berannt worden; die Angriffe konnten aber abgewehrt werden. Am 19. Oktober rückte schließlich der kaiserliche Oberst [[Walter Butler (Oberst)|Walter Butler]] vor die Stadt und ließ sie am 21. Oktober mit Artillerie beschießen, worauf sich Urach am 2. November auf Gnade und Ungnade ergab.


Bereits während der Belagerung Urachs, hatten Holtzmüllers Dragoner zahlreiche Ausfälle unternommen und dabei einige kaiserliche Abteilungen aufgerieben. Aber auch die umliegenden Dörfer wurden von seiner Soldateska heftig bedrückt. Als nach der Eroberung Urachs das Dorf [[Upfingen]] die Lebensmittellieferungen an die Festung einstellte, schickte Holtzmüller 30 Reiter in den Ort, und ließ ihn anzünden.
Bereits während der Belagerung Urachs hatten Holtzmüllers Dragoner zahlreiche Ausfälle unternommen und dabei einige kaiserliche Abteilungen aufgerieben. Aber auch die umliegenden Dörfer wurden von seiner [[Soldateska]] heftig bedrängt. Als nach der Eroberung Urachs das Dorf [[Upfingen]] die Lebensmittellieferungen an die Festung einstellte, schickte Holtzmüller 30 Reiter in den Ort und ließ ihn anzünden (siehe hierzu: [[Elenhans]]).


Während der achtmonatigen Blockade Hohenurachs, unterhielt Holtzmüller ständigen Briefkontakt mit [[Eberhard III. (Württemberg, Herzog)|Herzog Eberhard]], der im Straßburger Exil weilte. Die 50 Mann württembergische Besatzung, schätzte Holtzmüller gering. Wie er später an Herzog Eberhard schrieb, habe er sie nicht gebraucht. Die Festung konnte sich noch bis zum 29. Juli 1635 halten. Doch da [[Ulm]] sich dem [[Prager Frieden]] zuwandte und die Versorgung dadurch zusammenbrach, kapitulieret sein Bruder Johann. Gottfried hatte sich inzwischen mit 30 Mann nach [[Neuffen]] und schließlich nach Ulm durchgeschlagen.
Während der achtmonatigen Blockade Hohenurachs hielt Holtzmüller ständigen Briefkontakt mit [[Eberhard III. (Württemberg, Herzog)|Herzog Eberhard]], der im Straßburger Exil weilte. Die 50 Mann württembergische Besatzung schätzte Holtzmüller gering. Wie er später an Herzog Eberhard schrieb, habe er sie nicht gebraucht. Die Festung konnte sich noch bis zum 29. Juli 1635 halten. Doch da Ulm sich dem [[Prager Frieden (1635)|Prager Frieden]] zuwandte und die Versorgung dadurch zusammenbrach, kapitulierte sein Bruder Johann. Gottfried hatte sich inzwischen mit 30 Mann nach [[Neuffen]] und schließlich bis Ulm durchgeschlagen.


In Ulm bewarb sich Holtzmüller am 13.8.1635 bei Herzog Eberhard von Württemberg um die Obervogtei Urach. Der Herzog hatte jedoch im Exil wenig Möglichkeiten zur Unterstützung. Als Eberhard im Oktober 1638 in sein Land zurückkehrte, bestellte er Holtzmüller zum Kommandanten der zurückerhaltenen Festung [[Hohenneuffen]].
In Ulm bewarb sich Holtzmüller am 13. August 1635 bei Herzog Eberhard von Württemberg um die Obervogtei Urach. Der Herzog hatte jedoch im Exil wenig Möglichkeiten zur Unterstützung. Als Eberhard im Oktober 1638 in sein Land zurückkehrte, bestellte er Holtzmüller zum Kommandanten der zurückerhaltenen Festung [[Hohenneuffen]].


=== Prozess gegen Holtzmüller ===
=== Prozess gegen Holtzmüller ===
Im Februar 1640 wurde Holtzmüller jedoch plötzlich verhaftet, sein Besitz beschlagnahmt. Holtzmüller wurde der tyrannischen Befehlsausübung, Erpressung und Veruntreuung fürstlichen Eigentums auf Hohenurach angeklagt. Von den Uracher Flüchtlingen habe er Lösegelder in Höhe von 2677 Gulden erpresst, den Sold von 20.000 Gulden gewaltsam eingetrieben, ohne Ursache den württembergischen Kastenknecht foltern und hängen lassen, den Amtspfleger zu Tode prügeln und mehrere Geiseln, die ihrer Ranzionen nicht erlegen konnten, verhungern lassen. Außerdem habe er sich an einem jungen Mädchen vergangen und den "schönen Ort Upfingen" abgebrannt. Als Belastung wurde ein Memorandum vom 6. Juli 1635 vorgelegt, das Holtzmüller für seinen Bruder Johann verfasste und das jenem den Befehl gab, alles Bargeld und Silbergeschirr unterhalb der Festung Hohenurach zu vergraben.
Im Februar 1640 wurde Holtzmüller jedoch plötzlich verhaftet und sein Besitz beschlagnahmt. Er wurde der tyrannischen Befehlsausübung, Erpressung und Veruntreuung fürstlichen Eigentums auf Hohenurach angeklagt. Von den Uracher Flüchtlingen habe er Lösegelder in Höhe von 2677 Gulden erpresst, den Sold von 20.000 Gulden gewaltsam eingetrieben, ohne Ursache den württembergischen Kastenknecht foltern und hängen lassen, den Amtspfleger zu Tode prügeln und mehrere Geiseln, die ihre [[Ranzion]]en nicht erlegen konnten, verhungern lassen. Außerdem habe er sich an einem jungen Mädchen vergangen und den „schönen Ort Upfingen“ abgebrannt. Als Beweis wurde ein [[Memorandum]] vom 6. Juli 1635 vorgelegt, das Holtzmüller für seinen Bruder Johann verfasst hatte und jenem den Befehl gab, alles Bargeld und Silbergeschirr unterhalb der Festung Hohenurach zu vergraben.


Gottfried Holtzmüller konnte sich jedoch mit großer Intelligenz und Geschick verteidigen, obwohl er wegen seiner Erblindung einen Schreiber brauchte und keinen Anwalt hatte. Im August 1641 kam es zu einer erneuten Verhandlung, die sich bis Februar 1642 hinzog. Schließlich wurde das von Holtzmüller beschlagnahmte Abendmahlgerät bei einer Durchsuchung im Keller der Holtzmüllerschen Wohnung auf Hohenneuffen gefunden.<ref>Malefizsachen gegen Holtzmüller von 1640 - 1644 im Staatsarchiv Ludwigsburg A 209 Bü 1715.</ref>
Gottfried Holtzmüller konnte sich jedoch mit großer Intelligenz und Geschick verteidigen, obwohl er wegen seiner Erblindung einen Schreiber brauchte und keinen Anwalt hatte. Im August 1641 kam es zu einer erneuten Verhandlung, die sich bis Februar 1642 hinzog. Schließlich wurde das von Holtzmüller beschlagnahmte Abendmahlgerät bei einer Durchsuchung im Keller der Holtzmüllerschen Wohnung auf Hohenneuffen gefunden.<ref>Malefizsachen gegen Holtzmüller von 1640 bis 1644 im Staatsarchiv Ludwigsburg A 209 Bü 1715.</ref>


Danach ging der Prozess an das Hofgericht [[Tübingen]], wo er noch bis Oktober 1644 andauerte. Diese Prozessakten sind jedoch nicht erhalten, der Ausgang nicht dokumentiert. Jedoch wurde Holtzmüller, nach viereinhalb Jahren Haft auf Hohenneuffen, entlassen und teilweise rehabilitiert. 1645 hielt er sich wieder in Ulm auf, wo ihm der Eberhard im September einen neuen Posten in Aussicht stellte. Der weitere Werdegang Holtzmüllers ist nicht überliefert, da hier die Prozeßakten enden. Der rechtstreit kostete der Kellerei [[Neuffen]] fast 3000 Gulden.<ref>Akten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, A91 Bü 33 (Faszikel Hohenurach und Neuffen).</ref>
Danach ging der Prozess an das Hofgericht [[Tübingen]], wo er noch bis Oktober 1644 andauerte. Diese Prozessakten sind jedoch nicht erhalten, der Ausgang nicht dokumentiert. Jedoch wurde Holtzmüller, nach viereinhalb Jahren Haft auf Hohenneuffen, entlassen und teilweise rehabilitiert. 1645 hielt er sich wieder in Ulm auf, wo ihm Eberhard im September einen neuen Posten in Aussicht stellte. Der weitere Werdegang Holtzmüllers ist nicht überliefert, da hier die Prozessakten enden. Der Rechtsstreit kostete die Kellerei Neuffen fast 3000 Gulden.<ref>Akten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, A91 Bü 33 (Faszikel Hohenurach und Neuffen).</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Peter Engerisser und Pavel Hrncirik: Nördlingen 1634: Die Schlacht bei Nördlingen - Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, Späthling (9. Oktober 2009).
* Peter Engerisser und Pavel Hrncirik: Nördlingen 1634: Die Schlacht bei Nördlingen Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, Späthling (9. Oktober 2009).
* Peter Engerisser: Von Kronach nach Nördlingen, Späthling (Dezember 2004).
* Peter Engerisser: Von Kronach nach Nördlingen, Späthling (Dezember 2004).
* Karl von Martens: ''Geschichte der innerhalb der gegenwärtigen Gränzen des Königreichs ...'', Stuttgart, 1847.
* [[Karl von Martens]]: ''Geschichte der innerhalb der gegenwärtigen Gränzen des Königreichs ...'', Stuttgart, 1847.
* Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, Band 5 von Kaspar Friedrich Gottschalck, 1831.
* Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, Band 5 von Kaspar Friedrich Gottschalck, 1831.


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|ALTERNATIVNAMEN=Holzmüller, Gottfried
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|KURZBESCHREIBUNG=Oberstleutnant im Schwedischen Heer
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|GEBURTSDATUM=18. Januar 1609
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|STERBEDATUM=31. Juli 1659
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Aktuelle Version vom 13. Juni 2023, 19:29 Uhr

Gottfried Holtzmüller (* 18. Januar 1609 in Oederan; † 31. Juli 1659 auf Gut Hohelinde, ebenda) war ein schwedisch-weimarischer Oberstleutnant während des Dreißigjährigen Krieges.

Leben

Gottfried Holtzmüller wurde im sächsischen Oederan, einer vom Bergbau geprägten Stadt, geboren. Er entstammte einer angesehenen Bürgermeisterfamilie. Nach der Landung Gustav II. Adolfs meldete er sich zum Kriegsdienst. Bei der Ausführung seines Dienstes als Kommandeur der Bergfeste Hohenurach zog er sich bei einem Ausfall am 15. April 1635 einen Schuss ins Gesicht und schwere Augenverletzungen zu.

Holtzmüller heiratete am 24. September 1635 die Augsburger Patriziertochter Jacobina Kraft in Ulm. Er hatte vier Brüder, einer davon, Johann Holtzmüller (* 1604; † 1681), diente als Fähnrich im selben Stab. Im Juli 1636 nahm Holtzmüller Abschied vom Heer des Bernhard von Weimar und trat nun in württembergische Dienste ein. Nach seiner dortigen Entlassung im Jahr 1644 lebte er mit seiner Ehefrau in Ulm. Ein Sohn aus zweiter Ehe, Siegfried Gottlieb Holtzmüller (* 1652; † 1722), ist überliefert.

Schließlich starb Gottfried 1659 auf Gut Hohelinde in seinem Geburtsort.[1]

Militärische Laufbahn

Schwedischer Kompanieführer

Im August 1631 erhielt Gottfried Holtzmüller unter Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar im Range eines Hauptmanns das Patent zur Werbung einer Dragonerkompanie. Diese Kompanie war in den folgenden beiden Jahren in ein größeres Regiment inkorporiert. Im Herbst 1633 traten Holtzmüllers Dragoner in der Armee des schwedischen Feldmarschalls Gustaf Horn in Erscheinung und lagen einige Monate in Augsburg in Garnison, wo der Benediktinerpater Reginbald Möhner die Standarte Holtzmüllers, ein drachenähnliches Fabelwesen, zeichnete.[2]

In den schwedischen Regimentslisten von 1634 erscheint Holtzmüller als Oberstleutnant über eine Squadron von 4 Kompanien Dragonern (regulär à 125 Mann) unter Gustav Horns Armeekorps. In der Schlacht bei Nördlingen kämpfte er am Albuch mit 200 Pferden auf Horns rechter Flanke und war dort an mehreren Reiterattacken beteiligt. Nach der verheerenden Niederlage geriet Horn in Gefangenschaft. Holtzmüller kam unter Befehl Herzog Bernhard von Sachsen-Weimars und wurde mit seinen verbleibenden 150 Dragonern auf die Burgfeste Hohenurach verlegt.

Kommandeur der Württembergischen Landesfestungen

Holtzmüller setzte sofort die Ämter Urach und Münsingen sowie die umliegenden Herrschaften in Kontribution. Sein vorrangiges Ziel war, die Stadt Urach zu halten, welche unmittelbar nach der Nördlinger Schlacht von Truppen des kaiserlich-ligistischen Generalwachtmeisters Hans Heinrich von Reinach bedrängt wurde. Am 10. September 1634 alten Stils war die Stadt bereits 3 Mal berannt worden; die Angriffe konnten aber abgewehrt werden. Am 19. Oktober rückte schließlich der kaiserliche Oberst Walter Butler vor die Stadt und ließ sie am 21. Oktober mit Artillerie beschießen, worauf sich Urach am 2. November auf Gnade und Ungnade ergab.

Bereits während der Belagerung Urachs hatten Holtzmüllers Dragoner zahlreiche Ausfälle unternommen und dabei einige kaiserliche Abteilungen aufgerieben. Aber auch die umliegenden Dörfer wurden von seiner Soldateska heftig bedrängt. Als nach der Eroberung Urachs das Dorf Upfingen die Lebensmittellieferungen an die Festung einstellte, schickte Holtzmüller 30 Reiter in den Ort und ließ ihn anzünden (siehe hierzu: Elenhans).

Während der achtmonatigen Blockade Hohenurachs hielt Holtzmüller ständigen Briefkontakt mit Herzog Eberhard, der im Straßburger Exil weilte. Die 50 Mann württembergische Besatzung schätzte Holtzmüller gering. Wie er später an Herzog Eberhard schrieb, habe er sie nicht gebraucht. Die Festung konnte sich noch bis zum 29. Juli 1635 halten. Doch da Ulm sich dem Prager Frieden zuwandte und die Versorgung dadurch zusammenbrach, kapitulierte sein Bruder Johann. Gottfried hatte sich inzwischen mit 30 Mann nach Neuffen und schließlich bis Ulm durchgeschlagen.

In Ulm bewarb sich Holtzmüller am 13. August 1635 bei Herzog Eberhard von Württemberg um die Obervogtei Urach. Der Herzog hatte jedoch im Exil wenig Möglichkeiten zur Unterstützung. Als Eberhard im Oktober 1638 in sein Land zurückkehrte, bestellte er Holtzmüller zum Kommandanten der zurückerhaltenen Festung Hohenneuffen.

Prozess gegen Holtzmüller

Im Februar 1640 wurde Holtzmüller jedoch plötzlich verhaftet und sein Besitz beschlagnahmt. Er wurde der tyrannischen Befehlsausübung, Erpressung und Veruntreuung fürstlichen Eigentums auf Hohenurach angeklagt. Von den Uracher Flüchtlingen habe er Lösegelder in Höhe von 2677 Gulden erpresst, den Sold von 20.000 Gulden gewaltsam eingetrieben, ohne Ursache den württembergischen Kastenknecht foltern und hängen lassen, den Amtspfleger zu Tode prügeln und mehrere Geiseln, die ihre Ranzionen nicht erlegen konnten, verhungern lassen. Außerdem habe er sich an einem jungen Mädchen vergangen und den „schönen Ort Upfingen“ abgebrannt. Als Beweis wurde ein Memorandum vom 6. Juli 1635 vorgelegt, das Holtzmüller für seinen Bruder Johann verfasst hatte und jenem den Befehl gab, alles Bargeld und Silbergeschirr unterhalb der Festung Hohenurach zu vergraben.

Gottfried Holtzmüller konnte sich jedoch mit großer Intelligenz und Geschick verteidigen, obwohl er wegen seiner Erblindung einen Schreiber brauchte und keinen Anwalt hatte. Im August 1641 kam es zu einer erneuten Verhandlung, die sich bis Februar 1642 hinzog. Schließlich wurde das von Holtzmüller beschlagnahmte Abendmahlgerät bei einer Durchsuchung im Keller der Holtzmüllerschen Wohnung auf Hohenneuffen gefunden.[3]

Danach ging der Prozess an das Hofgericht Tübingen, wo er noch bis Oktober 1644 andauerte. Diese Prozessakten sind jedoch nicht erhalten, der Ausgang nicht dokumentiert. Jedoch wurde Holtzmüller, nach viereinhalb Jahren Haft auf Hohenneuffen, entlassen und teilweise rehabilitiert. 1645 hielt er sich wieder in Ulm auf, wo ihm Eberhard im September einen neuen Posten in Aussicht stellte. Der weitere Werdegang Holtzmüllers ist nicht überliefert, da hier die Prozessakten enden. Der Rechtsstreit kostete die Kellerei Neuffen fast 3000 Gulden.[4]

Literatur

  • Peter Engerisser und Pavel Hrncirik: Nördlingen 1634: Die Schlacht bei Nördlingen – Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, Späthling (9. Oktober 2009).
  • Peter Engerisser: Von Kronach nach Nördlingen, Späthling (Dezember 2004).
  • Karl von Martens: Geschichte der innerhalb der gegenwärtigen Gränzen des Königreichs ..., Stuttgart, 1847.
  • Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, Band 5 von Kaspar Friedrich Gottschalck, 1831.

Einzelnachweise

  1. Peter Engerisser und Pavel Hrncirik: Nördlingen 1634: Die Schlacht bei Nördlingen - Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, Späthling (9. Oktober 2009)
  2. Erzbischöfliche Ordinariat-Bibliothek Augsburg.
  3. Malefizsachen gegen Holtzmüller von 1640 bis 1644 im Staatsarchiv Ludwigsburg A 209 Bü 1715.
  4. Akten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, A91 Bü 33 (Faszikel Hohenurach und Neuffen).