„Christian Wilhelm Schneider (Geistlicher, 1678)“ – Versionsunterschied

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'''Christian Wilhelm Schneider''' (andere Namensform: '''Wilhelm Christian Schneider''';<ref>Siehe im Literaturverzeichnis den Artikel im ''Allgemeines Gelehrten-Lexicon'' und den Beitrag von Udo Sträter.</ref> * [[18. Juni]] [[1678]] in [[Herbsleben]]; † [[4. Juni]] [[1725]] in [[Esens]]) war ein deutscher [[lutherisch]]er [[Pfarrer]] und Gründer eines [[Waisenhaus]]es in Esens. Er war – neben [[Hieronymus Brückner]] in [[Wittmund]] – ein wichtiger Vertreter des [[Hallischer Pietismus|Hallischen Pietismus]] in [[Ostfriesland]].<ref>[[Gerd van den Heuvel]]: ''Niedersachsen im 17. Jahrhundert (1618–1714)''. In: ''Geschichte Niedersachsens'', Bd. 3, Teilband 1: ''Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts''. Herausgegeben von [[Christine van den Heuvel]] und [[Manfred von Boetticher]]. Wallstein Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-7752-5901-5, S. 119–218, hier S. 179.</ref>
{{QS-Antrag|28. Dezember 2012| [[WP:Wikifizieren]]: Sackgassenartikel, [[Wikipedia:Kategorien|Kategorien]] fehlen, verwaist -- [[Benutzer:MerlBot/AutoQS|MerlBot]] 02:03, 28. Dez. 2012 (CET)}}
'''Christian Wilhelm Schneider'''


== Leben und Werk ==
Christian Wilhelm Schneider war Pastor und der Gründer des ehem. Waisenhauses zu Esens, eine kurze Zusammenfassung seiner Lebensdaten liefert die gleichnamige Christian Wilhelm Schneider Schule - Förderzentrum Esens [http://www.xn--frderschule-esens-zzb.de/c-w-schneider/ Christian Wilhelm Schneider]
"18.06.1678: geboren als Sohn eines kursächsischen Richters zu Herbstleben in Thüringen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gotha, Studium der Theologie und orientalischer Sprachen in Halle. Studienreise durch Italien.
Christian Wilhelm Schneider wurde als Sohn eines [[Ernestinische Herzogtümer|sächsischen]] Richters in [[Thüringen]] geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in [[Gotha]] studierte er ab dem Jahr 1698 [[Evangelische Theologie]] und [[Orientalische Sprachen]] an der [[Universität Halle]]. Nach Studienreise durch Italien wurde er Pastor in [[Teschen]] in Schlesien und 1711, auf Empfehlung [[August Hermann Francke]]s, zum ersten Pastor von Esens berufen. Dort blieb er bis zu seinem Tod.
Pastor in Teschen in Schlesien.
28.07.1711: Berufung durch Fürst Georg Albrecht als 1. Pastor nach Esens, auf Empfehlung August Herrmann Franckes; Gründer der „Franckischen Stiftungen“ in Halle/S. (Waisenhaus, Armenschule, Pädagogium), die dort Mittelpunkt des Pietismus wurden.
11.10.1711: Einführung in die erste Pfarrstelle in Esens


Die große Armut und die seelische Not der Armen in seiner neuen Gemeinde, zu deren Behebung städtische und kirchliche Mittel nicht ausreichten, ließen ihn zunächst eine „Armenschule“ gründen und schließlich den Plan zum Bau eines Waisenhauses fassen. Im Jahr 1713 folgte die Grundsteinlegung zum Bau des Waisenhauses. Das Kapital zu Beginn betrug rund 300 Thaler und 100.000 Ziegelsteine aus der abgebrochenen Festung [[Leerort]], die ihm [[Georg Albrecht (Ostfriesland)|Fürst Georg Albrecht]] nebst einigen Balken und Holz dazu schenkte. ([[Onno Klopp]] nennt nur 10.000 Ziegel, aber dazu Steine eines [[Zwinger (Architektur)|Zwingers]], der in Esens abgebrochen wurde.)<ref>Onno Klopp: ''Geschichte Ostfrieslands'', Band 2: ''Geschichte Ostfrieslands von 1570–1751''. Rümpler, Hannover 1856, S. 481.</ref> Bis 1715 kamen durch Sammlungen 2800 [[Reichstaler|Taler]] für den Bau zusammen. Über die Tür des Waisenhauses ließ Schneider einen Spruch setzen, der seine [[Frömmigkeit]] und sein [[Gottvertrauen]] widerspiegelt: „Wie teuer ist deine Güte, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben“. Das Waisenhaus wurde ein zweistöckiger Bau von „100 mal 90 [[Fuß (Einheit)|Fuß]]“. Es ähnelt im Stil dem heutigen Rathaus am Markt, das lediglich an jeder Seite um eine Fensterbreite kürzer ist.
Die große Armut und die seelische Not der Armen in seiner neuen Gemeinde, zu deren Behebung städtische und kirchliche Mittel nicht ausreichten, ließen ihn zunächst eine „Armenschule“ gründen; schließlich den Plan zum Bau eines Waisenhauses fassen.

Die fertige Anlage umfasste außer den Räumen für die Kinder einen großen Saal mit [[Orgel]], die Schulräume, eine Tuchfabrik, eine Bäckerei, eine Brauerei und eine Mühle nebst Garten und Land. In einem von Christian Wilhelm Schneider sorgfältig geführten „Rechnungbuch“ für die Zeit von 1711 bis 1719 findet sich, neben von ihm gefertigten Zeichnungen von Gebäuden, Möbeln, Geräten und anderem mehr, die detaillierte Abrechnung des Hauses. Nach dem Tod Schneiders wurde die Führung von dem jeweiligen Oberamtmann, dem Justizbürgermeister und dem Oberprediger übernommen.
23.06.1713: Grundsteinlegung; Kapital zu Beginn des Baues 300 Thaler und 100000 Ziegelsteine aus dem abgebrochenen festen Haus in Leerort, die ihm Fürst Georg Albrecht nebst einigen Balken und Holz dazu schenkte. Bis 1715 kamen durch Sammlung 2800 Thaler für den Bau zusammen. Spruch über der Tür des Waisenhauses: „Wie teuer ist deine Güte, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben“.

(Das Waisenhaus ähnelt im Stiel sehr dem heutigen Rathaus am Markt, das aber an jeder Seite um eine Fensterbreite kürzer ist.) Die fertige Anlage umfasste außer den Räumen für die Kinder, einen großen Saal mit Orgel, die Schulräume, eine Tuchfabrik, Bäckerei, Brauerei und eine Mühle nebst Garten und Land. >Das Waisenhaus konnte ohne Unterstützung bestehen.< In einem von Christian Wilhelm Schneider sorgfältig geführten „Rechnungbuch“ für die Zeit von 1711-1719 findet sich , neben von ihm gefertigten Zeichnungen von Gebäuden, Möbeln, Geräten u.a. mehr, Zeichnung.
== Die weitere Geschichte des Waisenhauses ==
Das Waisenhaus hatte eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 1860 fiel es dem großen Stadtbrand zum Opfer, bei dem 109 Häuser und Scheunen vernichtet wurden. Nach 1864 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau eines „Armen- und Arbeiterhauses“ auf dem Platz des abgebrannten Waisenhauses. Am 27. September 1943 folgte die totale Zerstörung des „Armen- und Arbeiterhauses“ bei einem Bombenangriff auf Esens, bei dem 165 Menschen ums Leben kamen, darunter alle Kinder zweier Schulklassen, die im Keller des Hauses Schutz gesucht hatten. An das frühere Waisenhaus erinnert noch immer die „Waisenhausstraße“.
04.06.1727: starb Christian - Wilhelm Schneider zu Esens

== Ehrungen ==
25.09.1864: Das Waisenhaus fällt dem großen Brand zum Opfer, bei dem 109 Häuser und Scheunen total vernichtet wurden.
Christian Wilhelm Schneider wurde im Jahr 1981 Namensgeber der ''Christian-Wilhelm-Schneider-Schule'' in Esens.<ref>''Anzeiger für Harlingerland'': {{Webarchiv|url=http://www.anzeiger-fuer-harlingerland.de/Portals/5/Friesische_Heimat/friesische-heimat-afh-29-11-14.pdf |wayback=20160225214228 |text=''Armeneinrichtung als Lebenswerk'' }}, abgerufen am 25. Februar 2016 (PDF-Datei).</ref>

Nach 1864: Grundsteinlegung zum Bau eines „Armen- und Arbeiterhauses“ auf dem Platz des abgebrannten Waisenhauses.
== Literatur ==
<small>in der Reihenfolge des Erscheinens</small>
27.09.1943: Totale Zerstörung des „Armen- und Arbeiterhauses“ bei dem furchtbaren Bombenangriff auf Esens, bei dem 165 Menschen ihr Leben lassen mussten.
* Art. ''Schneider, Wilhelm Christian''. In: [[Christian Gottlieb Jöcher]]: ''[[Allgemeines Gelehrten-Lexicon|Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Darinne die Gelehrten aller Stände sowohl männ- als weiblichen Geschlechts, welche vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht]]'', 1. Auflage, Band 4: ''S – Z'', Leipzig 1751, Sp. 315 ([https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11440686?page=166 Digitalisat] der Bayerischen Staatsbibliothek).
* Adrian Reershemius: ''Ostfriesländisches Prediger-Denkmal oder Verzeichnis der Prediger welche seit der Reformation den Evangelisch-Lutherischen Gemeinen Im Ostfries- und Harlinger Lande Evangelium von Christo verkündiget haben''. Luschky, Aurich 1765, S. 430–431 ([https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/31379/488/0/ Digitalisat] der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden).
An das frühere Waisenhaus erinnert noch immer die „Waisenhausstraße“."
* Art. ''Esens''. In: [[Brockhaus Enzyklopädie|Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon]], 9. Auflage, 1843, Band 38, S. 97–104, hier [https://books.google.de/books?id=Gg5nAAAAcAAJ&pg=PA103 S. 103].
Aus: http://www.xn--frderschule-esens-zzb.de/c-w-schneider/, 27.12.2012
* [[Udo Sträter]]: ''Wilhelm Christian Schneider und das Waisenhaus in Esens (Ostfriesland)''. In: ''Waisenhäuser in der Frühen Neuzeit''. Herausgegeben von Udo Sträter und Josef N. Neumann in Verbindung mit Renate Wilson. Verlag der Franckeschen Stiftungen Halle im Max-Niemeyer-Verlag, Tübingen 2003, ISBN 3-931479-27-7, S. 71–94.
--[[Spezial:Beiträge/95.141.28.57|95.141.28.57]] 23:11, 27. Dez. 2012 (CET)Erik

== Weblinks ==
* [https://fas.francke-halle.de/cgi-bin/gkdb.pl?x=u&t_show=x&wertreg=PER&wert=schneider%2C+wilhelm+christian++-+BIOGRAFIE&reccheck=,94119 Lebenslauf Christian Wilhelm Schneiders] bei den [[Franckesche Stiftungen|Franckeschen Stiftungen]] <!--, abgerufen am 18. September 2023-->

== Einzelnachweise ==
<references />

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{{Personendaten
|NAME=Schneider, Christian Wilhelm
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Pfarrer und Gründer eines Waisenhauses in Esens
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2023, 12:22 Uhr

Christian Wilhelm Schneider (andere Namensform: Wilhelm Christian Schneider;[1] * 18. Juni 1678 in Herbsleben; † 4. Juni 1725 in Esens) war ein deutscher lutherischer Pfarrer und Gründer eines Waisenhauses in Esens. Er war – neben Hieronymus Brückner in Wittmund – ein wichtiger Vertreter des Hallischen Pietismus in Ostfriesland.[2]

Leben und Werk

Christian Wilhelm Schneider wurde als Sohn eines sächsischen Richters in Thüringen geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gotha studierte er ab dem Jahr 1698 Evangelische Theologie und Orientalische Sprachen an der Universität Halle. Nach Studienreise durch Italien wurde er Pastor in Teschen in Schlesien und 1711, auf Empfehlung August Hermann Franckes, zum ersten Pastor von Esens berufen. Dort blieb er bis zu seinem Tod.

Die große Armut und die seelische Not der Armen in seiner neuen Gemeinde, zu deren Behebung städtische und kirchliche Mittel nicht ausreichten, ließen ihn zunächst eine „Armenschule“ gründen und schließlich den Plan zum Bau eines Waisenhauses fassen. Im Jahr 1713 folgte die Grundsteinlegung zum Bau des Waisenhauses. Das Kapital zu Beginn betrug rund 300 Thaler und 100.000 Ziegelsteine aus der abgebrochenen Festung Leerort, die ihm Fürst Georg Albrecht nebst einigen Balken und Holz dazu schenkte. (Onno Klopp nennt nur 10.000 Ziegel, aber dazu Steine eines Zwingers, der in Esens abgebrochen wurde.)[3] Bis 1715 kamen durch Sammlungen 2800 Taler für den Bau zusammen. Über die Tür des Waisenhauses ließ Schneider einen Spruch setzen, der seine Frömmigkeit und sein Gottvertrauen widerspiegelt: „Wie teuer ist deine Güte, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben“. Das Waisenhaus wurde ein zweistöckiger Bau von „100 mal 90 Fuß“. Es ähnelt im Stil dem heutigen Rathaus am Markt, das lediglich an jeder Seite um eine Fensterbreite kürzer ist.

Die fertige Anlage umfasste außer den Räumen für die Kinder einen großen Saal mit Orgel, die Schulräume, eine Tuchfabrik, eine Bäckerei, eine Brauerei und eine Mühle nebst Garten und Land. In einem von Christian Wilhelm Schneider sorgfältig geführten „Rechnungbuch“ für die Zeit von 1711 bis 1719 findet sich, neben von ihm gefertigten Zeichnungen von Gebäuden, Möbeln, Geräten und anderem mehr, die detaillierte Abrechnung des Hauses. Nach dem Tod Schneiders wurde die Führung von dem jeweiligen Oberamtmann, dem Justizbürgermeister und dem Oberprediger übernommen.

Die weitere Geschichte des Waisenhauses

Das Waisenhaus hatte eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 1860 fiel es dem großen Stadtbrand zum Opfer, bei dem 109 Häuser und Scheunen vernichtet wurden. Nach 1864 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau eines „Armen- und Arbeiterhauses“ auf dem Platz des abgebrannten Waisenhauses. Am 27. September 1943 folgte die totale Zerstörung des „Armen- und Arbeiterhauses“ bei einem Bombenangriff auf Esens, bei dem 165 Menschen ums Leben kamen, darunter alle Kinder zweier Schulklassen, die im Keller des Hauses Schutz gesucht hatten. An das frühere Waisenhaus erinnert noch immer die „Waisenhausstraße“.

Ehrungen

Christian Wilhelm Schneider wurde im Jahr 1981 Namensgeber der Christian-Wilhelm-Schneider-Schule in Esens.[4]

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

Einzelnachweise

  1. Siehe im Literaturverzeichnis den Artikel im Allgemeines Gelehrten-Lexicon und den Beitrag von Udo Sträter.
  2. Gerd van den Heuvel: Niedersachsen im 17. Jahrhundert (1618–1714). In: Geschichte Niedersachsens, Bd. 3, Teilband 1: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben von Christine van den Heuvel und Manfred von Boetticher. Wallstein Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-7752-5901-5, S. 119–218, hier S. 179.
  3. Onno Klopp: Geschichte Ostfrieslands, Band 2: Geschichte Ostfrieslands von 1570–1751. Rümpler, Hannover 1856, S. 481.
  4. Anzeiger für Harlingerland: Armeneinrichtung als Lebenswerk (Memento vom 25. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 25. Februar 2016 (PDF-Datei).