„Airport Art“ – Versionsunterschied

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'''Airport Art''' ({{enS}}, „Flughafen-Kunst“) werden in Serie gefertigte Gegenstände und Bilder genannt, die Kopien oder Anverwandlungen von [[Maske]]n, [[Statue|Figuren]], Gebrauchsartikeln und anderen [[Ethnografie|ethnografischen]] Objekten darstellen sollen. Sie werden eigens für den Verkauf an Einheimische oder Ausländer, die meist [[Tourist]]en sind, hergestellt und in Hotels, auf Märkten, bei Sehenswürdigkeiten und an allen Orten, die Reisende frequentieren, zum Verkauf angeboten.
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Als '''Airport Art''' werden Masken, Figuren und Ethnographica aus Holz, Metall, Ton oder anderen Materialien bezeichnet, die Kopien, Imitationen oder Nachempfindungen von rituellen Objekten sind. Sie werden eigens für den Verkauf an Fremde, Ausländer und Touristen hergestellt und in den Hotels, auf den Märkten, bei den Sehenswürdigkeiten und an allen Orten, die Reisende frequentieren, zum Verkauf angeboten. Da man sie auch noch kurz vor der Abreise am Flughafen erwerben kann, kam die Bezeichnung “Airport Art” in Gebrauch. Es finden sich auch die Synonyme Souvenirkunst, Touristenkunst, Ethnokitsch. Der Vertrieb solcher Objekte erfolgt über große geografische Räume, so kann man beispielsweise Holzschnitzereien aus Westafrika in Kenya oder Marokko erwerben.
Da man diese [[Souvenir]]s auch noch kurz vor der Abreise am Flughafen erwerben kann, kam die Bezeichnung ''Airport Art'' in Gebrauch. Es finden sich auch die Synonyme Souvenirkunst, Touristenkunst, Ethnokitsch. Der Vertrieb solcher Objekte erfolgt über große geografische Räume, so kann man beispielsweise Holzschnitzereien aus Westafrika in Kenia oder Marokko erwerben.

Die Vorläufer der afrikanischen Touristenkunst fertigten afrikanische Kunsthandwerker im 16. und 17. Jahrhundert für europäische Besucher an. Es waren Salzbehälter, Löffel und Trompeten aus Elfenbein, die heute einen hohen Wert besitzen. In größerem Umfang begann der Handel mit afrikanischer Touristenkunst am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert, als europäische Kolonialbeamte und Händler Mitbringsel für ihre Heimreise brauchten. Für diese Kunden entstand ein Markt für traditionell gefertigte Masken, Figuren und Gebrauchsgegenstände in recht guter Qualität. Beliebt waren etwa mit figürlichen Motiven beschnitzte Elfenbeinstoßzähne. In den 1920er Jahren begannen die [[Kamba (Ethnie)|Kamba]] in [[Kenia]], speziell für europäische Siedler und Touristen Gebrauchsgegenstände anzufertigen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges schnitzen die Kamba aus Holz Salatbestecke, Krieger darstellende Figuren, Elefanten und Löwen, die auch in Südafrika und wesentlich teurer in europäischen Läden verkauft werden. Manche Objekte werden durch entsprechende Oberflächenbehandlung als angeblich alt an unerfahrene Touristen verkauft, wobei die Fälschungen wertvoller afrikanischer Kunst wohl überwiegend in Europa produziert werden.<ref>[[Jürgen Zwernemann]], Wulf Lohse: ''Aus Afrika. Ahnen – Geister – Götter.'' Hamburgisches Museum für Völkerkunde und Christians Verlag, Hamburg 1985, S. 37, 40</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Arjun Appadurai]] (Hrsg.): ''The social life of things. Commodities in cultural perspective.'' Cambridge University Press, Cambridge 2010 (1. Auflage 1986).
* Paul Duschner: ''Afrikanische Masken und Skulpturen der Sammlung Karl-Josef Scheideler des Lippischen Landesmuseums Detmold''. Nünnerich-Asmus Verlag & Media. Oppenheim 2021.
* Nelson H. H. Graburn (Hrsg.): ''Ethnic and Tourist Arts.'' Cultural Expressions from the Fourth World. University of California Press, Berkeley / Los Angeles / London 1976, ISBN 0-520-02949-6 ({{Google Buch|BuchID=wzJ-uRsyfxgC}}).
* David L. Hume: ''The development of tourist art and souvenirs. The arc of the boomerang: from hunting, fighting and ceremony to tourist souvenir.'' In: ''International Journal of Tourism Research.'' Band 11/1, 2009, S. 55–70.
* Ingrid Thurner: [https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/10826 ''Airport Art aus Westafrika'']. In: ''Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien.'' Band 125/126, 1995/96, S. 225–247.


== Einzelnachweise ==
* Appadurai, Arjun (Ed.): The social life of things. Commodities in cultural perspective (1986<sup>1</sup>). Cambridge u.a.: Cambridge Univ. Press 2010.
<references />
* Graburn, Nelson. H. H. (Ed.): Ethnic and Tourist Arts. Cultural Expressions from the Fourth World. Berkeley, Los Angeles, London 1976.
* Hume, David L.: The development of tourist art and souvenirs — the arc of the boomerang: from hunting, fighting and ceremony to tourist souvenir. In: International Journal of Tourism Research, vol. 11/1, 2009, S. 55–70.
* Thurner, Ingrid : [http://www.ssoar.info/ssoar/View/?resid=10826 ''Airport Art aus Westafrika'']. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Bd. 125/126, 1995/96, S 225-247.


[[Kategorie:Tourismus]]
[[Kategorie:Tourismuswirtschaft]]
[[Kategorie:Kunst]]
[[Kategorie:Kulturwirtschaft]]
[[Kategorie:Ästhetik]]
[[Kategorie:Volkskunst]]

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 09:54 Uhr

Airport Art (englisch, „Flughafen-Kunst“) werden in Serie gefertigte Gegenstände und Bilder genannt, die Kopien oder Anverwandlungen von Masken, Figuren, Gebrauchsartikeln und anderen ethnografischen Objekten darstellen sollen. Sie werden eigens für den Verkauf an Einheimische oder Ausländer, die meist Touristen sind, hergestellt und in Hotels, auf Märkten, bei Sehenswürdigkeiten und an allen Orten, die Reisende frequentieren, zum Verkauf angeboten.

Da man diese Souvenirs auch noch kurz vor der Abreise am Flughafen erwerben kann, kam die Bezeichnung Airport Art in Gebrauch. Es finden sich auch die Synonyme Souvenirkunst, Touristenkunst, Ethnokitsch. Der Vertrieb solcher Objekte erfolgt über große geografische Räume, so kann man beispielsweise Holzschnitzereien aus Westafrika in Kenia oder Marokko erwerben.

Die Vorläufer der afrikanischen Touristenkunst fertigten afrikanische Kunsthandwerker im 16. und 17. Jahrhundert für europäische Besucher an. Es waren Salzbehälter, Löffel und Trompeten aus Elfenbein, die heute einen hohen Wert besitzen. In größerem Umfang begann der Handel mit afrikanischer Touristenkunst am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert, als europäische Kolonialbeamte und Händler Mitbringsel für ihre Heimreise brauchten. Für diese Kunden entstand ein Markt für traditionell gefertigte Masken, Figuren und Gebrauchsgegenstände in recht guter Qualität. Beliebt waren etwa mit figürlichen Motiven beschnitzte Elfenbeinstoßzähne. In den 1920er Jahren begannen die Kamba in Kenia, speziell für europäische Siedler und Touristen Gebrauchsgegenstände anzufertigen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges schnitzen die Kamba aus Holz Salatbestecke, Krieger darstellende Figuren, Elefanten und Löwen, die auch in Südafrika und wesentlich teurer in europäischen Läden verkauft werden. Manche Objekte werden durch entsprechende Oberflächenbehandlung als angeblich alt an unerfahrene Touristen verkauft, wobei die Fälschungen wertvoller afrikanischer Kunst wohl überwiegend in Europa produziert werden.[1]

Literatur

  • Arjun Appadurai (Hrsg.): The social life of things. Commodities in cultural perspective. Cambridge University Press, Cambridge 2010 (1. Auflage 1986).
  • Paul Duschner: Afrikanische Masken und Skulpturen der Sammlung Karl-Josef Scheideler des Lippischen Landesmuseums Detmold. Nünnerich-Asmus Verlag & Media. Oppenheim 2021.
  • Nelson H. H. Graburn (Hrsg.): Ethnic and Tourist Arts. Cultural Expressions from the Fourth World. University of California Press, Berkeley / Los Angeles / London 1976, ISBN 0-520-02949-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • David L. Hume: The development of tourist art and souvenirs. The arc of the boomerang: from hunting, fighting and ceremony to tourist souvenir. In: International Journal of Tourism Research. Band 11/1, 2009, S. 55–70.
  • Ingrid Thurner: Airport Art aus Westafrika. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Band 125/126, 1995/96, S. 225–247.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Zwernemann, Wulf Lohse: Aus Afrika. Ahnen – Geister – Götter. Hamburgisches Museum für Völkerkunde und Christians Verlag, Hamburg 1985, S. 37, 40