„Pierre Deval (Konsul)“ – Versionsunterschied

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'''Pierre Deval''' (1758–1829) war von 1814 bis 1827 französischer Generalkonsul in Algerien. <ref name="Moor 139">[http://books.google.co.jp/books?id=jDNB294N7AcC&pg=PA139 ''Eastward bound: Dutch ventures and adventures in the Middle East'' by G. J. H. van Gelder, Ed de Moor p.139]</ref> Er wurde bekannt für die diplomatische Kränkung an ihm durch das damals noch formell zum Osmanischen Reich gehörende Algerien. Dieser Vorfall lieferte den Vorwand für die französischen Invasion Algeriens 1830.
'''Pierre Deval''' (* [[1758]]; † [[1829]]) war von 1814 bis 1827 französischer [[Generalkonsul]] in [[Algerien]].<ref name="Moor 139">[http://books.google.co.jp/books?id=jDNB294N7AcC&pg=PA139 ''Eastward bound: Dutch ventures and adventures in the Middle East'' by G. J. H. van Gelder, Ed de Moor p. 139]</ref> Er wurde bekannt für die diplomatische Kränkung an ihm durch das damals noch formell zum Osmanischen Reich gehörende Algerien. Dieser Vorfall lieferte den Vorwand für die französische Invasion Algeriens 1830.


Pierre Devals entstammte einer Familie, die seit 1716 eine Reihe [[Dragoman]]e hervorgebracht hat, die im diplomatische Dienst für Frankreich im Osmanischen Reich standen.<ref name="Moor 139"/>
Pierre Deval entstammte einer Familie, die seit 1716 eine Reihe [[Dragoman]]e hervorbrachte, die im diplomatischen Dienst für Frankreich im Osmanischen Reich standen.<ref name="Moor 139"/>


Während der [[Napoleonische Kriege|Napoleonischen Kriege]] profitierte die Regentschaft von Algier sehr vom Mittelmeerhandel und den massiven Nahrungsmittelimporten nach Frankreich, die größtenteils durch Kredite finanziert wurden.
Während der [[Napoleonische Kriege|Napoleonischen Kriege]] profitierte die [[Regentschaft Algier|Regentschaft von Algier]] stark vom Mittelmeerhandel und den massiven Nahrungsmittelimporten nach Frankreich, die größtenteils durch Kredite finanziert wurden.


[[Hussein Dey]] - Algeriens letzter osmanischer Statthalter - forderte die Rückzahlung einer 31 Jahre alten Verbindlichkeit für Nahrungsmittellieferungen zur Versorgung der französischen Armee während [[Napoleons Ägyptenfeldzug]]. <ref>[http://books.google.co.jp/books?id=C3suCpMEC4UC&pg=PA117 ''Francophone African cinema: history, culture, politics and theory'' by K. Martial Frindethie, Martial Kokroa Frindéthié p.117]</ref> Diese Nahrungsmittellieferungen waren ursprünglich vom in Paris ansässigen Handelsunternehmen Bacri und Busnach finanziert worden. Diese Unternehmer waren gebürtige algerische Juden und als die Rückzahlung ausblieb, sprang der damalige Dey von Algier ein.<ref> Simon Friedrich Pfeiffer: Meine Reisen und meine fünfjährige Gefangenschaft in Algier. Giessen 1834, S. 119–129.([http://books.google.de/books/download/Meine_Reisen_und_meine_f%C3%BCnfj%C3%A4hrige_Gef.pdf?id=OM0RAAAAYAAJ&hl=de&capid=AFLRE727utRKN1PEmox1rJ1GoWHKCChD0XF2PtrBzmb2BtG536g3XcwlPzUl5W77Tzqt1lm3qDRYjGD3DfjwZ55uDAYRcqn3cEW36Z3xEFfdMWFUGhIIluA&continue=http://books.google.de/books/download/Meine_Reisen_und_meine_f%25C3%25BCnfj%25C3%25A4hrige_Gef.pdf%3Fid%3DOM0RAAAAYAAJ%26output%3Dpdf%26hl%3Dde] online)</ref><ref> Wolfgang Mayer, Evi Kästner: Der Dey von Algier. Piratenstaaten am Mittelmeer. Kanonen gegen Fliegenwedel. In: Geschichte mit Pfiff. Heft 2, Sailer, Nürnberg 1999, ISSN 0173-539X, S. 11–14. </ref>
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Hussein Dey schrieb als rechtmäßiger Nachfolger des Kreditgebers an König [[Ludwig XVIII.]], allerdings ohne Erfolg. <ref>[http://books.google.co.jp/books?id=idEUAAAAIAAJ&pg=PA45 ''A History of the Jews in North Africa'' by Haim Zeev Hirschberg, Eliezer Bashan, Robert Attal p.45''ff'']</ref>
Hussein Dey schrieb als rechtmäßiger Nachfolger des Kreditgebers an König [[Ludwig XVIII.]], allerdings ohne Erfolg.<ref>[http://books.google.co.jp/books?id=idEUAAAAIAAJ&pg=PA45 ''A History of the Jews in North Africa'' by Haim Zeev Hirschberg, Eliezer Bashan, Robert Attal p. 45''ff'']</ref>


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Der inzwischen herrschende König [[Karl X. (Frankreich)|Karl X]] nutzte diesen Vorfall um die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und im Jahre 1830 Algerien zu erobern. Die französische Herrschaft sollte die nächsten 132 Jahre andauern.
Der inzwischen herrschende König [[Karl X. (Frankreich)|Karl X]] nutzte diesen Vorfall, um die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und im Jahre 1830 Algerien zu erobern. Die französische Herrschaft sollte die nächsten 132 Jahre andauern.


== siehe auch ==
== Siehe auch ==
[[Schlag mit dem Fliegenwedel]]
* [[Schlag mit dem Fliegenwedel]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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{{Personendaten
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Aktuelle Version vom 9. April 2024, 18:29 Uhr

Dey Hussein bedient sich des Fliegenwedels.

Pierre Deval (* 1758; † 1829) war von 1814 bis 1827 französischer Generalkonsul in Algerien.[1] Er wurde bekannt für die diplomatische Kränkung an ihm durch das damals noch formell zum Osmanischen Reich gehörende Algerien. Dieser Vorfall lieferte den Vorwand für die französische Invasion Algeriens 1830.

Pierre Deval entstammte einer Familie, die seit 1716 eine Reihe Dragomane hervorbrachte, die im diplomatischen Dienst für Frankreich im Osmanischen Reich standen.[1]

Während der Napoleonischen Kriege profitierte die Regentschaft von Algier stark vom Mittelmeerhandel und den massiven Nahrungsmittelimporten nach Frankreich, die größtenteils durch Kredite finanziert wurden.

Hussein Dey – Algeriens letzter osmanischer Statthalter – forderte die Rückzahlung einer 31 Jahre alten Verbindlichkeit für Nahrungsmittellieferungen zur Versorgung der französischen Armee während Napoleons Ägyptenfeldzug.[2] Diese Nahrungsmittellieferungen waren ursprünglich vom in Paris ansässigen Handelsunternehmen Bacri und Busnach finanziert worden. Diese Unternehmer waren gebürtige algerische Juden, und als die Rückzahlung ausblieb, sprang der damalige Dey von Algier ein.[3][4] Hussein Dey schrieb als rechtmäßiger Nachfolger des Kreditgebers an König Ludwig XVIII., allerdings ohne Erfolg.[5]

Am 29. April 1827 gab Hussein Dey einen Empfang, zu dem auch der französische Konsul Pierre Deval erschien. Dey Hussein sprach den Konsul auf die horrenden Schulden an und verlangte einen Grund für die ablehnende Haltung der französischen Regierung. Deval entgegnete daraufhin, „dass seine Regierung auf keinen Fall antworten würde, weil sie es für unnütz hielte“. Auf diesen Affront hin versetzte Dey Hussein dem Konsul drei Schläge mit seinem Fliegenwedel und wies ihn aus dem Gebäude.[6] Der inzwischen herrschende König Karl X nutzte diesen Vorfall, um die diplomatischen Beziehungen abzubrechen und im Jahre 1830 Algerien zu erobern. Die französische Herrschaft sollte die nächsten 132 Jahre andauern.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Eastward bound: Dutch ventures and adventures in the Middle East by G. J. H. van Gelder, Ed de Moor p. 139
  2. Francophone African cinema: history, culture, politics and theory by K. Martial Frindethie, Martial Kokroa Frindéthié p. 117
  3. Simon Friedrich Pfeiffer: Meine Reisen und meine fünfjährige Gefangenschaft in Algier. Giessen 1834, S. 119–129.([1] online)
  4. Wolfgang Mayer, Evi Kästner: Der Dey von Algier. Piratenstaaten am Mittelmeer. Kanonen gegen Fliegenwedel. In: Geschichte mit Pfiff. Heft 2, Sailer, Nürnberg 1999, ISSN 0173-539X, S. 11–14.
  5. A History of the Jews in North Africa by Haim Zeev Hirschberg, Eliezer Bashan, Robert Attal p. 45ff
  6. Gerhard Höpp: Algerien, Befreiungskrieg. 1954–1962; S. 3