Rumia

Rumia
Wappen von Rumia
Rumia (Polen)
Rumia (Polen)
Rumia
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowo
Fläche: 30.08'"`UNIQ−−ref−00000005−QINU`"' km²
Geographische Lage: 54° 34′ N, 18° 24′ OKoordinaten: 54° 34′ 0″ N, 18° 24′ 0″ O
Einwohner: 49.536
(31. Dez. 2020)[2]
Postleitzahl: 84-230
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GWE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 6 / E 28 DanzigKoszalinStettin (–Berlin)
DW 100 Rumia–Kosakowo
Eisenbahn: PKP-Linie 202 Gdynia–Stargard
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Einwohner: 49.536
(31. Dez. 2020)[2]
Gemeindenummer (GUS): 2215021
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeisterin: Elżbieta Rogala-Kończak
Adresse: ul. Sobieskiego 7
84-230 Rumia
Webpräsenz: www.rumia.eu



Rumia [ˈrumʲa] (kaschubisch Rëmiô; deutsch Rahmel) ist eine Stadt in der Kaschubei im Powiat Wejherowski (Landkreis Wejherowo) der polnischen Woiwodschaft Pommern mit etwa 49.000 Einwohnern.

Geographische Lage

Die Stadt liegt im ehemaligen Westpreußen, in der Nähe des Westufers der Danziger Bucht, etwa zehn Kilometer nordwestlich von Gdynia (Gdingen) und etwa 30 Kilometer nordwestlich von Danzig.

Geschichte

Ulica Pomorska in Rumia
Rondo Unii Europejskiej (Kreisverkehr der Europäischen Union)
Góra Markowca (92 m über dem Meeresspiegel (Kronstädter Pegel)) an der westlichen Stadtgrenze von Rumia

Der Ort in Pommerellen war von 1215 bis 1220 eine Eigentumsortschaft des Klosters Oliva gewesen, die gegenüber Danzig zum Burgdienst pflichtig war. Der pomerellische Fürst Subislaus (auch Subislaw), ein Sohn von Sambor I., hatte das Dorf unter dem Namen Rumna 1215 neben dem Dorf Zarnowitz und anderen Gütern dem Kloster geschenkt.[3] Als Rumina wurde der Ort 1220 erstmals in einem Dokument des Fürsten Swantopolk II. von Danzig urkundlich erwähnt. 1309 kam das Dorf zusammen mit Pommerellen durch den Vertrag von Soldin an den Deutschordensstaat Preußen.

Bereits während der Zeit des Deutschordensstaats war die Region um Neustadt und Putzig von Danzig aus verwaltet worden, das sich 1440 dem gegen den Orden opponierenden Preußischen Bund und 1466 freiwillig dem autonomen, unter der Schirmherrschaft der polnischen Krone stehenden Preußen Königlichen Anteils angeschlossen hatte. Für Rahmel unmittelbar administrativ zuständig war während dieser Zeit die königliche Starostei in Putzig.

1627 wurde Rumia von den Schweden stark zerstört.

Im Rahmen der ersten polnischen Teilung kam 1772 das Gebiet um Putzig und Neustadt unter Friedrich II. von Preußen zum Königreich Preußen. Rahmel, das zuletzt zum Kloster Oliva gehört hatte,[4] war nunmehr Teil des Königreichs Preußen.

Um 1789 war das Kirchdorf Rahmel ein Amtsort des Königlichen Domänen-Amtes Brück im Kreis Dirschau.[5] Nach der Neuordnung des preußischen Staates 1815 gehörte Rahmel zum Kreis Neustadt i. Westpr. im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen.[6] Im 18. und 19. Jahrhundert verfügte das Dorf über einen Stahlhammer,[5][7] um 1835 außerdem über eine Schneidemühle.[8] 1849 hatte das Dorf Rahmel 468 Einwohner, die in 53 Wohnhäusern lebten.[9]

Im Jahr 1867 galt Rahmel amtlich als Marktflecken.[10] 1870 wurde die Eisenbahnstrecke StettinDanzig eröffnet. Mit der Einführung der Amtsbezirke in Preußen wurde zum 21. Mai 1874 im Kreis Neustadt i. Westpr. der Amtsbezirk Rahmel Nr. 7 gebildet. Er umfasste die Landgemeinden Rahmel, Sagorsch und Schmelz und die Gutsbezirke Johannisdorf und Rahmel. Am 3. Oktober 1889 stellte der Kreisausschuss fest, dass die Landgemeinde Sagorsch auch die Ortschaft Schmelz umfasse und daher eine selbstständige Landgemeinde Schmelz nicht bestehe. Zum 29. Januar 1912 erfolgte die Eingliederung des Gutsbezirks Johannisdorf in die Landgemeinde Rahmel.

Bis zum 20. Januar 1920 gehörte Rahmel zum Kreis Neustadt im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs musste 1920 der Kreis Neustadt i. Westpr. – mit dem Amtsbezirk Rahmel, den Landgemeinden Rahmel und Sagorsch sowie dem Gutsbezirk Rahmel – aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen abgetreten werden. Das Gebiet wurde Teil des Polnischen Korridors.

1935 wurde bei Rumia ein Flughafen eröffnet, es bestand Passagierflugbetrieb mit der Hauptstadt Warschau.

Durch den Überfall auf Polen 1939 kam das völkerrechtswidrig annektierte Gebiet des Polnischen Korridors zum Deutschen Reich. Das annektierte Gebiet wurde am 26. Oktober 1939 zunächst dem Reichsgau Westpreußen, später dem Reichsgau Danzig-Westpreußen eingegliedert, zu dem Rahmel bis 1945 gehörte. Während der nationalsozialistischen Herrschaft existierten mehrere Kriegsgefangenen- und Arbeitslager bei Rahmel, u. a. das Gemeinschaftslager-Flugzeugwerk-Kurt-Kannenberg und das Ostarbeiterlager der Firma Apparatenbau Gotenhafen GmbH in Rahmel-Sagorsch.

Zum 24. Oktober 1940 wurden neue Amtsbezirke gebildet. Danach wurde der Amtsbezirk Rahmel wiedererrichtet. Er umfasste nunmehr die Gemeinden Kasimir, Lensitz, Rahmel und Sagorsch. Am 25. Juni 1942 wurden Kasimir in Bruchwinkel und Sagorsch in Schmelztal umbenannt. Am 1. Januar 1945 bestand daher der Amtsbezirk Rahmel mit den Gemeinden Bruchwinkel, Lensitz, Rahmel und Schmelztal. Er wurde zuletzt verwaltet vom Amtskommissar in Rahmel.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Rahmel im März 1945 von der Roten Armee besetzt. Soweit die deutsche Minderheit nicht geflohen waren, wurde sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben.

Die heutige Stadt wurde 1954 aus dem Dorf Rumia und den angrenzenden Dörfern Zagórze, Biala Rzeka, Szmelta und Janowo neu geschaffen; sie bildet zusammen mit Reda (Rheda) und Wejherowo (Neustadt) die Wirtschaftsregion „Kleine kaschubische Dreistadt“ (Małe Trójmiasto Kaszubskie), neben der „großen Dreistadt“ (Danzig, Sopot (Zoppot) und Gdynia (Gdingen)).

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1816 383 in 45 Häusern[11]
1823 446 mit dem Vorwerk (63 Personen)[12]
1849 468 in 53 Wohnhäusern[9]
1852 625 [13]
1867 768 Stand vom 3. Dezember 1867[14]
1871 818 in 76 bewohnten Häusern[15]
1905 827 Landgemeinde 760 (davon 579 Deutsche), Gutsbezirk 67 (davon 67 Deutsche), großteils Katholiken[16][17]

Am 30. Juni 2012 hatte Rumia 47.148 Einwohner.[18]

Ortsteile

Neu errichtete Kirche (2002)

Die Gemeinde Rumia besteht aus folgenden Ortsteilen:

Polnischer Name Kaschubischer Name Deutscher Name (bis 1920 und 1939–1945)
Biała Rzeka Kanié Bùdë Weißfluß
Janowo Rëmiô Janowò Johannisdorf
Lotnisko – (1939–1945 Rahmel Fliegerhorst)
Stara Piła Starô Piła Staravilla
Stara Rumia Sterô Rëmiô Alt-Rahmel
Szmelta Rëmiô Szmelta Schmelz
Zagórze Rëmiô Zagòrzé Sagorsch (1942–1945 Schmelztal)

Kirchspiel

Die vor 1945 in Rahmel anwesende Bevölkerung war teils römisch-katholisch, teils evangelisch. Den Katholiken stand in Rahmel eine katholische Pfarrkirche zur Verfügung.

Um 1860 wurde in Rahmel eine neue evangelische Kirche erbaut. 1861 wurde das evangelische Kirchspiel Rahmel gebildet, in das insgesamt 34 Ortschaften eingepfarrt waren.[19] Das Kirchspiel gehörte mit Bildung der Evangelischen Kirche in den Königlich Preußischen Landen ab 1817 zu deren regionalen Gliederungen,[20] mit der Unterbrechung von 1923 bis 1940, wo es zur Unierten Evangelischen Kirche in Polen gehörte.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Weblinks

Commons: Rumia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Informationen auf der stadteigenen Homepage (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rumia.home.pl
  2. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 16.
  4. Vgl. zum Beispiel Staatsarchiv Danzig – Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Hrsg. Czeław Biernat. Oldenbourg, München 2000, S. 248.
  5. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil II: Topographie von West-Preussen. Marienwerder 1789, S. 57, Nr. 2.
  6. Michael Rademacher: Dan_neustadt. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. August Karl von Holscher: Geographie und Statistik von West-, Süd- und Neu-Ostpreußen – Nebst einer kurzen Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zerteilung, 3. Band, Berlin 1807, S. 105.
  8. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 411, Nr. 26.
  9. a b Eugen Huhn: Topographisch-statistisch-historisches Lexikon von Deutschland. Band V, Hildburghausen 1849, S. 374.
  10. Die Ergebnisse Der Vokszählung im Preussischen Staate vom 3. Dezember 1867. Berlin 1869, Abschnitt Die landräthlichen Kreise, S. 185.
  11. Johann Daniel Friedrich Rumpf, Heinrich Friedrich Rumpf: Vollständiges topographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 2, Berlin 1820, S. 435.
  12. Alexander August Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preussischen Staats, Band 4, Halle 1823, S. 110, Nr. 308, 309.
  13. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 496.
  14. Kgl. Statistisches Bureau Berlin: Preußische Statistik. Berlin 1871, 185.
  15. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 228–229, Nr. 157.
  16. http://gov.genealogy.net/item/show/RUMMIAJO94EN
  17. Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft II, 1908, DNB 365941689, ZDB-ID 1046036-6, S. 90–94 (Digitalisat).
  18. http://www.stat.gov.pl/cps/rde/xbcr/gus/l_ludnosc_stan_struktura_30062012.pdf
  19. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Danzig, Nr. 16, vom 17. April 1861, S. 44–45
  20. Das Kirchspiel gehörte von 1817 bis 1832 und 1886 bis 1923 zur Kirchenprovinz Westpreußen mit Sitz in Danzig, 1832 bis 1886 zur Kirchenprovinz Preußen mit Sitz in Königsberg in Preußen und dann von 1940 bis 1945 zum Kirchengebiet Danzig-Westpreußen mit Sitz in Danzig.
  21. Edmund Wohlfeil (engl.; Das Foto zeigt seinen Bruder Robert Wohlfeil.)