Multinationales Korps Nord-Ost

Multinationales Korps Nord-Ost
— MNC NE —
XXX


Verbandsabzeichen
Aufstellung 18. September 1999
Staat NATO NATO
Streitkräfte Bundeswehr

Danemark Dänische Streitkräfte
Polnische Streitkräfte
Lettische Nationale Streitkräfte

Teilstreitkraft Heer

Danemark Hæren
Signet der polnischen Streitkräfte Wojska Lądowe
Sauszemes spēki

Typ NATONATO, North Atlantic Treaty Organization Rapidly Deployable Corps Headquarters
Truppenteile Polen Stabskompanie

NATONATO, North Atlantic Treaty Organization Multinationale Division Nord
Fernmeldezug
Führungsunterstützungsbrigade

bei Bedarf:
Danemark Fernmeldebataillon 1
Deutschland 1. Panzerdivision
Deutschland Fernmeldebataillon 610
Polen 12. Mechanisierte Division
Polen Fernmeldebataillon 100

Unterstellung NATONATO, North Atlantic Treaty Organization SHAPE
Sitz des Stabes Stettin Polen
Website MNC NE
Führung
Kommandierender General Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart Deutschland
Stellvertretender Kommandeur Generalmajor Peter Harling Boysen Danemark
Chef des Stabes Brigadegeneral Bogdan Rycerski Polen
Insignien
Barettabzeichen

Das Multinationale Korps Nord-Ost (englisch Multinational Corps Northeast, MNC NE) ist das aufgrund eines Beschlusses von 1998 zwischen Dänemark, Polen und Deutschland aufgestellte gemeinsame militärische Hauptquartier, das am 18. September 1999 in Stettin in Dienst gestellt wurde.

Anders als die ursprünglich als Großverband konzipierte Ebene des Korps, dem mehrere Divisionen unterstellt waren, zählt das Multinationale Korps Nord-Ost zu den schnell verlegbaren Hauptquartieren (Rapidly Deployable Corps Headquarters) des NATO-Hauptquartiers Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE).

Geschichte

Beim NATO-Gipfel in Madrid 1997 wurde den vormaligen Ostblock-Staaten Polen, Ungarn und Tschechien ein NATO-Beitritt angeboten; die drei Staaten traten zum 12. März 1999 der NATO bei. Die Verteidigungsminister Dänemarks, Deutschlands und Polens vereinbarten am 16. April 1998 auf die Aufstellung eines gemeinsamen Korps. Ausgehend vom deutsch-dänischen Korps LANDJUT sollten Truppen aus Polen nach dessen NATO-Beitritt in das Korps integriert werden. Am 5. September 1998 unterzeichneten sie in Stettin das Übereinkommen zur Bildung des Korps, in dem dessen Grundlagen festgelegt wurden.[1] Indem ein bestehendes Korps erweitert wurde, konnte bereits Ende 2000 die Einsatzbereitschaft des neu gebildeten Korps gemeldet werden. Das Korps war zunächst nicht in die NATO-Kommandostruktur eingebunden. 2005 bestand das Korps die obligatorische „volle operative Einsatzfähigkeit“ und war damit als eines der NATO Deployable Headquarters von SHAPE befähigt, seit 2006 an NATO-Missionen teilzunehmen bzw. diese zu führen. Von Januar bis August 2007 war das Multinationale Korps Nord-Ost für die operative Leitung der ISAF in Afghanistan verantwortlich; es beteiligte sich im Jahr 2010 erneut an der ISAF.[2]

Am 18. September 2009 feierte das Korps sein zehnjähriges Bestehen.

Am 14. Juni 2017 zertifizierte die NATO das MNC NE durch als Hauptquartier für High-Readiness-Forces (High-Readiness Forces Headquarters (Land)), womit das Korps die Führungsfunktion über Landoperationen an der nordöstlichen Flanke der NATO übernahm. Es wurde damit das einzige Hauptquartier der NATO mit einem festgeschriebenen regionalen Verantwortungsbereich.[3]

Aufgaben

Die Hauptaufgaben des Korps sind:[4]

  • Planung und Durchführung gemeinsamer Verteidigung gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages
  • Friedenserhaltende oder -schaffende multinationale Einsätze
  • Rettungseinsätze und Katastrophenhilfe

Dazu ist das Korps in der Lage, als NATO Deployable Headquarters einen multinationalen Einsatz wie ISAF zu führen.

Aufbau

Im Stab des Korps sind 25 NATO-Bündnispartner vertreten,[5] federführend und Truppensteller sind aber die drei Gründungsnationen Deutschland, Dänemark und Polen. Die einzelnen Truppenteile sind national geführt und unterstehen nur im Bedarfsfall dem multinationalen Korpskommando, das wiederum dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe unterstellt ist. Die deutschen Anteile werden also, solange der Bedarfsfall nicht eingetreten ist, weiterhin vom Kommando Heer geführt. Im Hauptquartier in Stettin ist die Amtssprache Englisch. Ungewöhnlich für einen militärischen Verband ist der trilaterale Korpsausschuss, der gegenüber dem Korpsstab weisungsbefugt ist. Die Präsidentschaft wechselt jährlich zwischen den einzelnen Ländern. Die Führungsstellen sind unter den drei federführenden Ländern gleichgewichtig aufgeteilt. Das Korps ist nicht ständig voll präsent, sondern außerhalb von Einsätzen nur als Stab aufgestellt. Die Gliederung im Einzelnen:

Dauerhaft unterstellte Verbände
  • eine polnische Stabskompanie
  • Multinationale Division Nord (hervorgegangen aus der Dänischen Division Fredericia)
  • ein multinationaler Fernmeldezug
  • eine multinationale Führungsunterstützungsbrigade
Im Bedarfsfall unterstellte Verbände
  • Dänischer Beitrag:
    • ein Fernmeldebataillon (SigBn 1 (DAN) Fredericia)
  • Polnischer Beitrag:
    • 12. polnische Mechanisierte Division aus Stettin
    • ein Fernmeldebataillon 100 aus Wałcz (Deutsch Krone)

Bei zusätzlichem Bedarf werden aus allen drei Staaten weitere Verbände zur Verfügung gestellt.

Kommandierende Generale

Egon Ramms war der dritte Kommandierende General des Korps

Dem Korps standen folgende Kommandierende Generale vor:

Nr. Name Nation von bis Bemerkung
9 Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart Deutschland 19. Nov. 2021
8 Generalleutnant Sławomir Wojciechowski Polen 12. Sep. 2018 19. Nov. 2021
7 Generalleutnant Manfred Hofmann Deutschland 13. Aug. 2015 12. Sep. 2018
6 Generalleutnant Bogusław Samol Polen 19. Dez. 2012 13. Aug. 2015
5 Generalleutnant Rainer Korff Deutschland 17. Dez. 2009 19. Dez. 2012
4 Generalleutnant Zdzisław Goral Polen 15. Dez. 2006 17. Dez. 2009
3 Generalleutnant Egon Ramms Deutschland 18. Feb. 2004 15. Dez. 2006
2 Generalleutnant Zygmunt Sadowski Polen Apr. 2001 Dez. 2003 Im Amt verstorben
1 Generalleutnant Henrik H. Ekmann Dänemark Sep. 1999 Apr. 2001

Verbandsabzeichen

Das Verbandsabzeichen greift wesentliche Elemente des Verbandsabzeichens des Vorgängerverbandes LANDJUT wieder auf. Der blaue Wappengrund ist eine Reminiszenz an das NATO-Blau. Der NATO-Stern entfiel gänzlich, da das Korps durch eine trinationale Vereinbarung und nicht durch die NATO gebildet wurde. Die drei Wellenkämme sind Hinweis auf die drei Ostseezugänge im Operationsgebiet. Die zwei gekreuzten Schwerter des deutsch-dänischen Korps wurden um ein drittes Schwert für die dritte hinzugetretene Nation Polen ergänzt. Die bei LANDJUT auch für den Standort Rendsburg stehenden Wellenkämme wurden durch den gekrönten Greif in Rot für den Sitz des Stabes in Stettin ersetzt, da die Stadt den Greif im Wappen führt. Der Greif ist dem Wappen Pommerns entlehnt, das in seiner Geschichte eine wechselvolle deutsch-polnische Geschichte aufweist, in der auch Dänemark eine historische Rolle einnimmt (vgl. etwa Zweiter Nordischer Krieg).

Das Wappen existiert ebenfalls als Barettabzeichen wie auch als Verbandsabzeichen für die Trageweise an Dienstanzug und Feldanzug, in bunt respektive tarn, am linken Ärmel des Dienstanzugs getragen.

Literatur

  • Sven Bernhard Gareis, Ulrich vom Hagen: Militärkulturen und Multinationalität. Das Multinationale Korps Nordost in Stettin (= Schriftenreihe des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr. Bd. 1). Leske und Budrich, Opladen 2004, ISBN 3-8100-4010-X.

Weblinks

Commons: Multinationales Korps Nord-Ost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Multinational Corps Northeast Convention auf der Webpräsenz des Korps (Deutsch: Übereinkommen über das Multinationale Korps Nordost (Memento vom 2. Mai 2005 im Internet Archive) beim Viadrina International Law Project der Europa-Universität Viadrina; PDF, 52 kB)
  2. Webseite MNK NO, Geschichte, Jahr 2009; Vorbereitung auf ISAF in 2010 (Memento des Originals vom 14. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mncne.pl (englisch)
  3. Claudia Seidenschwanz: Mission ausgeführt – Multinationales Korps Nordost erhält Zertifikat. deutschesheer.de, 23. Juni 2017, abgerufen am 28. Juni 2017.
  4. Corps’ Mission. Multinationales Korps Nord-Ost, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. September 2015; abgerufen am 17. August 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mncne.pl
  5. Structure Multinational Corps Northeast, abgerufen am 1. Oktober 2018.

Koordinaten: 53° 26′ 27,9″ N, 14° 29′ 30,5″ O