Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2011/800 m der Frauen

13. Leichtathletik-Weltmeisterschaften
Disziplin800-Meter-Lauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer36 Athletinnen aus 25 Ländern
AustragungsortKorea Sud Daegu
WettkampfortDaegu-Stadion
Wettkampfphase1. September (Vorläufe)
2. September (Halbfinale)
4. September (Finale)
Medaillengewinnerinnen
GoldmedailleCaster Semenya (Sudafrika RSA)
SilbermedailleJaneth Jepkosgei Busienei (Kenia KEN)
BronzemedailleAlysia Montaño (Vereinigte Staaten USA)
Das Daegu-Stadion im Jahr 2010

Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2011 wurde vom 1. bis 4. September 2011 im Daegu-Stadion der südkoreanischen Stadt Daegu ausgetragen.

Weltmeisterin wurde die südafrikanische Titelverteidigerin Caster Semenya. Sie gewann vor der Siegerin von 2007, Vizeweltmeisterin von 2009, Olympiazweiten von 2008, Afrikameisterin von 2006 und Vizeafrikameisterin von 2010 Janeth Jepkosgei Busienei aus Kenia. Bronze ging an die US-Amerikanerin Alysia Montaño, frühere Alysia Johnson.

Bestehende Rekorde

Weltrekord1:53,28 minTschechoslowakei Jarmila KratochvílováMünchen, BR Deutschland26. Juli 1983[1]
WM-Rekord1:54,68 minWM 1983 in Helsinki, Finnland9. August 1983

Der seit den ersten Weltmeisterschaften 1983 bestehende WM-Rekord wurde auch hier in Daegu nicht erreicht.

Es wurde ein Landesrekord erzielt:

Geschlechtsstatusfrage

Immer wieder taucht im Zusammenhang mit der Athletin Caster Semenya die Frage nach dem Geschlechtsstatus auf. Hier handelt es sich um eine heikle Problematik, die Frage ist, wo sind die Grenzen zu setzen, wie sollen entsprechende Kontrollen gestaltet werden, inwieweit sind Athletinnen in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt oder verletzt. Auch in der Vergangenheit war die Frage nach dem Geschlechtsstatus immer wieder aktuell. In den 1930er Jahren ging es um den Deutschen Heinrich Ratjen, der als Hochspringerin unter dem Namen Dora Ratjen bei zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilweise sehr erfolgreich teilnahm. Alle seine Resultate wurden nach 1938 gestrichen. Allerdings war er im Gegensatz zu Caster Semenya eindeutig ein Mann.[2]

In den 1960er Jahren wurde das Thema noch einmal aktuell im Zusammenhang mit den Geschwistern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion, bei denen die Vermutung auftauchte, dass sie Hermaphroditen seien.[3] Beide verschwanden nach Einführung der damals sogenannten Sextests, die in der Leichtathletik erstmals bei den Europameisterschaften 1966 realisiert wurden.[4]

Heute sind die Tests zur Feststellung des Geschlechtsstatus in ihrer früheren Form abgeschafft. Allerdings stellt sich auch heute wieder die Frage, wo die Grenzen für die Teilnahme von Athletinnen im Frauensport liegen, und es gibt durchaus auch kritische Stimmen zu einer Teilnahmeberechtigung für Caster Semenya.[5][6]

Doping

In diesem Wettbewerb gab es vier Dopingfälle, betroffen waren drei russische und eine ukrainische Athletin.

  • Marija Sawinowa, Russland, zunächst Rang 1. Der Verstoß der Athletin gegen die Antidopingbestimmungen wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS mit einer Sperre von vier Jahren geahndet. Alle ihre vom 26. Juli 2010 bis 19. August erzielten Resultate wurden gestrichen.[7]
  • Jekaterina Kostezkaja, Russland, zunächst Fünfte. Am 28. Juli 2014 gab die IAAF bekannt, dass es Abnormalitäten im Biologischen Pass der Athletin gegeben hatte, die zu einer zweijährigen Sperre bis zum 20. Januar 2015 führten. Kostezkajas betreffende Resultate wurden annulliert, darunter ihr fünfter Rang von diesen Weltmeisterschaften.[8]
  • Julija Stepanowa (frühere Julija Russanowa), Russland, zunächst Achte. Die Athletin gehört zusammen mit ihrem Ehemann Witaly Stepanow zu den bekanntesten Whistleblowern der Sportwelt. Im Jahr 2011 wurden Unregelmäßigkeiten in Stepanowas Biologischem Pass gefunden, die zur Aberkennung von Resultaten führte. Ihr Mann Witaly arbeitete bei der russischen Antidopingagentur RUSADA. Als die beiden dann mit Enthüllungen an die Öffentlichkeit gingen, wurde er bei der RUSADA entlassen. Intensiv trug vor allem auch der deutsche Journalist Hajo Seppelt zu den weiteren Aufklärungen bei. Die Athletin beendete ihre Sportlaufbahn, inzwischen lebt das in Russland geächtete Ehepaar nicht mehr in ihrem Heimatland.[9]
  • Tetjana Petljuk, Ukraine, im Vorlauf ausgeschieden. Es gab für sie einen für den 18. August 2009 gültigen positiven Dopingtest. Sie wurde nach Feststellung der positiven Probe für zwei Jahre bis zum 19. Februar 2015 gesperrt. Zahlreiche Resultate wurden gestrichen, darunter auch ihr Ergebnis von diesen Weltmeisterschaften.[10]

Benachteiligt waren zwei Teilnehmerinnen im Medaillenbereich sowie sechs Athletinnen, denen der Einzug in die jeweils nächste Runde verwehrt wurde. Unter Zugrundelegung der hier erzielten Resultate waren folgende Läuferinnen betroffen:

Vorrunde

Die Vorrunde wurde in fünf Läufen durchgeführt. Die ersten vier Athletinnen pro Lauf – hellblau unterlegt – sowie die darüber hinaus vier zeitschnellsten Läuferinnen – hellgrün unterlegt – qualifizierten sich für das Halbfinale.

Vorlauf 1

1. September 2011, 11:40 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Jenny MeadowsVereinigtes Konigreich Großbritannien2:01,11
2Maggie VesseyVereinigte Staaten USA2:01,32
3Rosibel GarcíaKolumbien Kolumbien2:01,33
4Eunice Jepkoech SumKenia Kenia2:01,37
5Eglė BalčiūnaitėLitauen Litauen2:02,88 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
6Yvonne HakNiederlande Niederlande2:03,05
DOPJulija StepanowaRussland Russland2:01,38 für das Halbfinale zugelassen

Vorlauf 2

1. September 2011, 11:48 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Kenia SinclairJamaika Jamaika2:01,66
2Halima HachlafMarokko Marokko2:01,80
3Julija KrewsunUkraine Ukraine2:01,88
4Maryna ArsamassawaBelarus Belarus2:01,97
5Fantu MagisoAthiopien Äthiopien2:02,58
6Merve AydinTurkei Türkei2:04,88
7Huh Yeon-JungKorea Sud Südkorea2:08,05
8Zourah AliDschibuti Dschibuti2:36,36

Vorlauf 3

1. September 2011, 11:56 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Janeth Jepkosgei BusieneiKenia Kenia1:58,36
2Alysia MontañoVereinigte Staaten USA1:59,62
3Marilyn OkoroVereinigtes Konigreich Großbritannien1:59,74
4Luiza GegaAlbanien Albanien2:03,21 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
5Margarita MukaschewaKasachstan Kasachstan2:04,24
DOPJekaterina KostezkajaRussland Russland1:59,61 für das Halbfinale zugelassen
DOPTetjana PetljukUkraine UkraineDNF

Vorlauf 4

Caster Semenya (links) und Alice Schmidt im vierten Vorlauf

1. September 2011, 12:04 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Caster SemenyaSudafrika Südafrika2:01,01
2Cherono KoechKenia Kenia2:01,03
3Alice SchmidtVereinigte Staaten USA2:01,11
4Emma JacksonAustralien Australien2:01,17
5Tintu LukkaIndien Indien2:01,89
6Trương Thanh HằngVietnam Vietnam2:03,52
DOPMarija SawinowaRussland Russland2:01,01 für das Halbfinale zugelassen

Vorlauf 5

1. September 2011, 12:12 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Annet NegesaUganda Uganda2:02,75
2Zahra BourasAlgerien Algerien2:02,77
3Lucia KlocováSlowakei Slowakei2:02,81
4Lilija LobanowaUkraine Ukraine2:02,84
5Nikki HamblinNeuseeland Neuseeland2:02,87 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
6Lemlem BereketKanada Kanada2:03,62
7Swjatlana UssowitschBelarus Belarus2:05,62

Halbfinale

In den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils ersten beiden Athletinnen – hellblau unterlegt – sowie die darüber hinaus zwei zeitschnellsten Läuferinnen – hellgrün unterlegt – für das Finale.

Halbfinallauf 1

2. September 2011, 19:25 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Maggie VesseyVereinigte Staaten USA1:58,98
2Jenny MeadowsVereinigtes Konigreich Großbritannien1:59,07 eigentlich für das Finale qualifiziert
3Eunice Jepkoech SumKenia Kenia1:59,94
4Rosibel GarcíaKolumbien Kolumbien2:00,79
5Annet NegesaUganda Uganda2:01,51
6Maryna ArsamassawaBelarus Belarus2:02,13
DNFHalima HachlafMarokko Marokko
DOPJulija StepanowaRussland Russland1:58,73 für das Finale zugelassen

Im ersten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Halbfinallauf 2

2. September 2011, 19:33 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Janeth Jepkosgei BusieneiKenia Kenia1:58,50
2Alysia MontañoVereinigte Staaten USA1:58,67
3Lilija LobanowaUkraine Ukraine1:59,38 eigentlich für das Finale qualifiziert
4Emma JacksonAustralien Australien1:59,77
5Tintu LukkaIndien Indien2:00,95
6Lucia KlocováSlowakei Slowakei2:01,85
7Zahra BourasAlgerien Algerien2:12,08
DOPMarija SawinowaRussland Russland1:58,45 für das Finale zugelassen

Im zweiten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Halbfinallauf 3

2. September 2011, 19:41 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Caster SemenyaSudafrika Südafrika1:58,07
2Kenia SinclairJamaika Jamaika1:58,93
3Fantu MagisoAthiopien Äthiopien1:59,17 NR eigentlich für das Finale qualifiziert
4Alice SchmidtVereinigte Staaten USA2:01,16
5Cherono KoechKenia Kenia2:01,48
6Marilyn OkoroVereinigtes Konigreich Großbritannien2:01,54
7Julija KrewsunUkraine Ukraine2:05,37
DOPJekaterina KostezkajaRussland Russland1:58,64 für das Finale zugelassen

Im dritten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Finale

4. September 2011, 20:15 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Caster SemenyaSudafrika Südafrika1:56,35
2Janeth Jepkosgei BusieneiKenia Kenia1:57,42
3Alysia MontañoVereinigte Staaten USA1:57,48
4Maggie VesseyVereinigte Staaten USA1:58,50
5Kenia SinclairJamaika Jamaika1:58,66
DOPMarija SawinowaRussland Russland1:55,87
Jekaterina KostezkajaRussland Russland1:57,82
Julija StepanowaRussland Russland1:59,74

Video

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 800 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 12. Januar 2022
  2. Das Doppelleben der Dora Ratjen, ndr.de 18. November 2011, abgerufen am 3. Januar 2021
  3. Zwischen Ruhm und Argwohn. In: Allgemeine Zeitung 26. April 2014, abgerufen am 3. Januar 2021
  4. Intersexualität als Problem des Hochleistungssports, Jennifer de Antoni, Diplomarbeit, Wien, Mai 2011 (PDF; 757 KB), abgerufen am 3. Januar 2021
  5. Stichwort Sex-Test. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 20. August 2009, abgerufen am 3. Januar 2021
  6. Olympias »schöne« Töchter von Petra Welzel, der Freitag 15. September 2000, abgerufen am 3. Januar 2021
  7. Savinova stripped of London Games 800m gold for doping, reuters.com, 10. Februar 2017, englisch, abgerufen am 3. Januar 2021
  8. Yekaterina Kostetskaya, alchetron.com, 30. Mai 2018, englisch, abgerufen am 3. Januar 2021
  9. Julya und Vitaly STEPANOV: Wie das russische Staatsdoping enttarnt wurde@1@2Vorlage:Toter Link/www.angestaslicht.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., angestaslicht.de, 7. Mai 2019, abgerufen am 3. Januar 2021
  10. Athletes currently suspended from all competitions in athletics following an Anti-Doping Rule Violation as at: 09.04.14, S. 17, iaaf.org, (PDF; 161 KB), englisch, abgerufen am 3. Januar 2021