Knittelsheim

Wappen Deutschlandkarte
Knittelsheim
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Knittelsheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 12′ N, 8° 15′ OKoordinaten: 49° 12′ N, 8° 15′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Germersheim
Verbandsgemeinde: Bellheim
Höhe: 120 m ü. NHN
Fläche: 6,37 km2
Einwohner: 1031 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 162 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76879
Vorwahl: 06348
Kfz-Kennzeichen: GER
Gemeindeschlüssel: 07 3 34 014
Adresse der Verbandsverwaltung: Schubertstraße 18
76756 Bellheim
Website: www.bellheim.de
Ortsbürgermeister: Ulrich Christmann (CDU)
Lage der Ortsgemeinde Knittelsheim im Landkreis Germersheim
KarteWörth am RheinGermersheimZeiskamOttersheim bei LandauKnittelsheimBellheimScheibenhardtBerg (Pfalz)HagenbachNeuburg am RheinJockgrimNeupotzHatzenbühlRheinzabernSteinweilerErlenbach bei KandelKandel (Pfalz)Winden (Pfalz)VollmersweilerFreckenfeldMinfeldLeimersheimKuhardtRülzheimHördtSchwegenheimLingenfeldFreisbachWeingarten (Pfalz)Westheim (Pfalz)LustadtBaden-WürttembergFrankreichSpeyerRhein-Pfalz-KreisNeustadt an der WeinstraßeLandkreis Südliche WeinstraßeLandau in der Pfalz
Karte
Ortsbild von Knittelsheim

Knittelsheim ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Bellheim an.

Geographie

Der Ort liegt zwischen Germersheim und Landau in der Pfalz. Zu Knittelsheim gehören zusätzlich die Wohnplätze Knittelsheimermühle, Am Hochweg und Im Obersand.[2]

Durch den Norden verläuft der Spiegelbach; in diesem Bereich zweigt von diesem von links die Sollach ab. Mitten durch den Ort verläuft der Brühlgraben.

Geschichte

Eine frühe Besiedlung im Bereich der Gemeindegemarkung beweisen Funde aus der jüngeren Steinzeit, der Bronze- und Römerzeit. Am Gollenberg, südlich der heutigen Siedlung, wurde eine größere Ansiedlung und ein Gräberfeld nachgewiesen. In römischer Zeit wurde an dieser Stelle Ton gewonnen. Ein weiteres römisches Gräberfeld wurde in der Nähe der Straße Am Hochweg entdeckt.[3]

Knittelsheim wurde im Jahr 808 im „Weißenburger Codex Traditionum“ erstmals als Cnutilesheim als Ort im Speyergau urkundlich erwähnt.[4] Die Endung -heim lässt auf eine Gründung im 5. bis 6. Jahrhundert im Zuge der Fränkischen Landnahme schließen. Der erste Teil des Ortsnamens leitet sich mutmaßlich vom Namen Knutil ab, was eine Verkleinerungsform von „Knut“ darstellte.[5]

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte der Ort zur Kurpfalz und unterstand dort dem Oberamt Germersheim.

Von 1798 bis 1814, als die Pfalz Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend Teil des Napoleonischen Kaiserreichs war, war Knittelsheim bis 1814 in den Kanton Germersheim eingegliedert. Danach gehörte die Gemeinde für wenige Jahre dem Kanton Landau an, ehe sie ins Germersheimer Pendant zurückkehrte. 1815 wurde der Ort Österreich zugeschlagen und kehrte in den Kanton Germersheim zurück. Bereits ein Jahr später wechselte Knittelsheim wie die gesamte Pfalz in das Königreich Bayern. Vom 1818 bis 1862 gehörte die Gemeinde dem Landkommissariat Germersheim an; aus diesem ging das Bezirksamt Germersheim hervor.

Seit 1939 ist der Ort Bestandteil des Landkreises Germersheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Knittelsheim innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform würde Knittelsheim 1972 in die neu geschaffene Verbandsgemeinde Bellheim eingegliedert.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.[6]

Jahr Einwohner
1802[7] 444
1815 591
1835 667
1849[8] 678
1861[8] 613
1871[9] 614
1905 597
Jahr Einwohner
1939 586
1950 708
1965 687
1970 657
1975 696
1980 696
1985 734
Jahr Einwohner
1990 734
1995 770
2000 883
2005 1.012
2010 1.012
2013 1.020
2022 1.031[1]

Religion

Knittelsheimer Kapelle am nordwestlichen Ortsrand

Der älteste schriftliche Nachweis einer Kirche in Knittelsheim stammt aus dem Jahr 1468. Mit Unterbrechungen war sie von 1556 bis etwa 1680 den Protestanten vorbehalten. Im Jahr 1705 fiel es gemäß der Kurpfälzischen Religionsdeklaration endgültig an die Katholiken. In den 1740er Jahren erhielten die Protestanten eine neue Kirche, die um 1827 abgerissen wurde. In den Jahren 1830 und 1831 wurde wiederum ein neues, heute noch bestehendes Gotteshaus an anderer Stelle errichtet. Die katholische Kirche wurde 1832 „wegen Alters und Raummangels“ bis auf den Turm abgerissen. Der Architekt August von Voit war für den heutigen Bau, der im Zeitraum von 1833 bis 1836 errichtet wurde, verantwortlich.[10]

Im Jahr 1835 hatte Knittelsheim 667 Einwohner, von denen 415 (62 %) katholisch und 252 (38 %) protestantisch waren.

2012 waren 61,3 Prozent der Einwohner katholisch und 24,2 Prozent evangelisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[11]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Knittelsheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[12]

Wahl SPD CDU FWG Zik Gesamt
2019 1 7 5 3 16 Sitze
2014 1 7 5 3 16 Sitze
2009 1 7 5 3 16 Sitze
2004 1 7 3 1 12 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Knittelsheim e. V.
  • Zik = Wählergruppe Zukunft in Knittelsheim e. V.

Bürgermeister

Jahr Bürgermeister[13]
1801–1820 Daniel Schott
um 1827 Franz Gensheimer
1838–1849 Jakob Doll
1849–1866 Peter Schott
um 1867 Jean Avril
1870–1875 Johannes Herbott
1875–1897 Martin Kruppenbacher
1897–1900 Lorenz Metz
1900–1910 Georg Schott
1910–1914 Georg Jakob Muschler
1914–1919 Hermann Schott
Jahr Bürgermeister[13] Partei
1919–1924 Carl Schott
1924–1933 Georg Trauth
1933–1935 Eugen Haas
1936–1942 Peter Schott
1943–1945 Heinrich Hoffmann⁠1
1945–1946 Eugen Lutz1
1946–1952 Johann Böhm
1954–1956 Albert Eichmann
1956–1974 Hermann Böhm
1974–1999 Kurt Starck CDU
seit 1999 Ulrich Christmann CDU

1 
kommissarisch

Ulrich Christmann wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 62,99 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[14]

Wappen

Banner, Wappen und Hissflagge
Blasonierung: „In Silber drei vom Schildfuß aufsteigende grüne Schilfrohre mit braunen Schilfkolben, deren mittleres von den beiden äußeren, schrägrechts und -links überhöht wird, belegt mit einem blauen Hufeisen mit abwärts gekehrten Stollen, in das der mittlere Schilfkolben hineinwächst.“[15]

Es wurde am 14. Dezember 1950 vom Mainzer Innenministerium genehmigt und geht zurück auf ein Siegel aus dem Jahr 1730. Ein bereits 1939 eingereichter Genehmigungsantrag kam kriegsbedingt nicht zur Durchführung.

Partnergemeinden

Seit 2006 unterhält Knittelsheim eine Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Bősárkány.[16]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Denkmalzone Ortskern

Kulturdenkmäler

Der Ortskern ist als Denkmalzone ausgewiesen.

Hinzu kommen insgesamt 17 Einzelobjekte, die unter Denkmalschutz stehen, darunter die evangelische Pfarrkirche und die katholische Kirche St. Georg.

Natur

Innerhalb des Gemeindegebiets existieren zwei Naturdenkmale.

Knittelsheimer Mühle

Knittelsheimer Mühle

Die Knittelsheimer Mühle am Spiegelbach (Lage) wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Von 1768 bis 1898 war sie im Besitz der Familie Disqué, die insgesamt 12 Mühlen im Einzugsgebiet der Queich besaßen. Einige Jahre nachdem die Mühle von der Familie Disqué verkauft worden war, verlor sie ihre ursprüngliche Funktion. Mittlerweile fungiert das Anwesen als Restaurant und Landhotel.[17][18]

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Knittelsheimer Kerwe (Kirchweih), jährlich am ersten Oktoberwochenende, alle zwei Jahre Krönung des „Knillsemer Kätzel“
  • Flammkuchenfest (seit 1996), jährlich am Tag vor Johannis, mit Johannisfeuer

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Das Orgelbauunternehmen Poppe hatte von 1902 bis 1905 seinen Sitz in der Gemeinde. Im Zeitraum von 2003 bis 2017 entstand der Windpark Rülzheim-Herxheimweyher-Bellheim, der sich teilweise über die Gemarkung von Knittelsheim erstreckt. Vereinzelt wird vor Ort Weinbau betrieben; die innerhalb der Gemeindegemarkung liegende Weinlage Gollenberg gehört zur Großlage Hochstadter Trappenberg.

Verkehr

Denkmal zur Erinnerung an die Munitionsfeldbahn an der Kittelsheimer Mühle

Durch Knittelsheim verläuft die Landesstraße 509. Östlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 9, die von Karlsruhe nach Speyer führt. Knittelsheim selbst ist über die Buslinien 550 und 552 an das Nahverkehrsnetz angeschlossen. On die westliche Richtung führen sie nach Landau in der Pfalz, während erstere nach Germersheim und letztere nach Rheinzabern führt.

An der Kittelsheimer Mühle existieren in der Gegenwart Gleisreste und eine als Denkmal aufgestellte Kipplore der ehemaligen Munitionsfeldbahn. Sie führte im Zweiten Weltkrieg vom Bahnhof Hochstadt an der Bahnstrecke Germersheim–Landau über die Waschbank (Waschhäusel) zum Munitionslager Monika im Knittelsheimer Wald. Von dort führten Gleise zu den Westwallbefestigungen an der französischen Grenze.[19]

Behörden

Die Gemeinde gehört zum Zuständigkeitsbereich des Amtsgericht Germersheim.

Ehrenbürger

  • 1991, 11. Januar: Eduard Antoni (1914–1995), Pfarrer in Knittelsheim[20]
  • 2006, 27. Mai: Kurt Starck (* 1941), Bürgermeister in Knittelsheim 1974 bis 1999[21]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 140 (PDF; 3,3 MB).
  3. 1200 Jahre Knittelsheim. S. 25 ff.
  4. suedpfalz-tourismus-vg-bellheim.de: Knittelsheim. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  5. 1200 Jahre Knittelsheim. S. 11 ff.
  6. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 25. Februar 2020.
  7. 1200 Jahre Knittelsheim. S. 299 → Michael Frey: Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises. Band 1, 1836, S. 573. Expliziter Hinweis auf Falschangabe 344 statt 444 Einwohner, wie sie bspw. im Werk Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, auf S. XXI des Anhangs verzeichnet ist.
  8. a b Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz. 1863, S. XXI des Anhangs.
  9. Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden. 1873, S. 64.
  10. 1200 Jahre Knittelsheim. S. 71 ff.
  11. Ewois. Stand: 31. Dezember 2012
  12. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  13. a b 1200 Jahre Knittelsheim. S. 273 f.
  14. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020; abgerufen am 25. April 2020 (siehe Bellheim, Verbandsgemeinde, zweite Ergebniszeile).
  15. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3, S. 100.
  16. Partnergemeinde. Verbandsgemeinde Bellheim, abgerufen am 25. Februar 2020: „Seit Oktober 2006 unterhält Knittelsheim eine Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Bösárkánay.“
  17. Carl Heupel, Peter Sinn: Die Knittelsheimer Mühle, in: 1200 Jahre Knittelsheim, S. 133 ff.
  18. Webseite Waldhaus Knittelsheimer Mühle
  19. Relikt der alten Munitions-Feldbahn. In: komoot.de. Abgerufen am 5. März 2023.
  20. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 81
  21. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 83f.