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'''Max Troll''' (* [[10. September]] [[1902]] in [[Martinsbuch]]; † [[7. April]] [[1972]] in [[Regensburg]]) war ein deutscher Kommunist, der als [[Spitzel]] und [[Agent Provocateur]] tätig war und zwischen 1933 und 1936 Hunderte bayerischer Kommunisten an die [[Bayerische Politische Polizei]], einen Vorläufer der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], verriet. Troll verbrachte 1933 kurze Zeit im [[KZ Dachau|Konzentrationslager Dachau]] und diente während des Zweiten Weltkriegs als Soldat in der deutschen [[Wehrmacht]]. Nach dem Krieg wurde er wegen seiner Rolle als Spitzel zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und nach fünf Jahren entlassen.
{{Infobox person
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'''Max Troll''' (1902–1972) was a German communist-turned-[[Informant|informer]] who betrayed hundreds of Bavarian communists to the [[Bavarian Political Police]], a forerunner of the [[Gestapo]], between 1933 and 1936. Troll spend a short time in [[Dachau concentration camp]] and served in the German Army during [[World War II]]. After the war he was sentenced to ten years in jail for his role as informer but released after five, unlike his Gestapo superiors who were not prosecuted.


Troll war selbst nie Nationalsozialist, sondern lehnte das Regime ab, aber für seinen Verrat führte er mehrere Gründe an, darunter finanzielle Schwierigkeiten, seine Behandlung während der Haft in Dachau und die Androhung körperlicher Gewalt gegen seine Stiefbrüder, falls er nicht kooperieren würde.
Troll was never a Nazi, opposing the regime instead, but a number of factors have been cited for his betrayal, among them financial difficulties, his treatment while being held at Dachau and the threat of physical violence against his step brothers should he not cooperate with the police.


==Biography==
== Leben ==
===Early life===
=== Frühe Jahre ===
Troll wurde in Niederbayern geboren, war der Sohn eines Lastwagenfahrers und wuchs in München auf. Er arbeitete ab 1925 Wasserbauarbeiter<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Friedbert Mühldorfer |url=https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/troll-max-843 |titel=Troll, Max |hrsg=NS-Dokumentationszentrum München |datum=2024-02-16 |sprache=de |abruf=2024-04-06}}</ref> auf Baustellen und als Rettungsschwimmer für die Stadt München, verlor aber 1931 wegen seiner linken Aktivitäten seine Arbeit und blieb danach bis 1934 arbeitslos. Er wohnte im Arbeitervorort [[Giesing]] in Sozialwohnungen, einer Gegend, die von Arbeitslosigkeit und kommunistischen Aktivitäten geprägt war, und wurde 1932 Mitglied der der [[Kommunistische Partei Deutschlands|Kommunistischen Partei Deutschlands]] (KPD).
Troll, the son of a truck driver, and born in [[Lower Bavaria]], grew up in [[Munich]]. Troll worked as a labourer on building sites and as a life guard for the city of Munich, but lost his job in 1931 because of his left-wing activities and thereafter remained unemployed until 1934.{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=148}} Troll lived in the working class suburb of [[Giesing]], in public housing, an area dominated by unemployment and communist activities,{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=148}} and joined the [[Communist Party of Germany]] (KPD) in 1932.<ref name="Centre" >{{cite news |date=27 January 2018|title=Max Troll (1902-1972)|trans-title=|url=https://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de/dauerausstellung/muenchner-biographien/detail/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=20&cHash=0f6003bc570402a8cda3e92cefb88ec8|language=German |work=[[Munich Documentation Centre for the History of National Socialism]]|location=[[Munich]] |access-date=20 October 2018 }}</ref>


=== Zeit des Nationalsozialismus ===
===Nazi era===
Mit der [[Machtergreifung|Machtergreifung Adolf Hitlers]] übernahmen die Nationalsozialisten am 9. März 1933 auch die Macht in Bayern und Troll wurde noch am selben Tag zusammen mit seinen beiden Stiefbrüdern verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Er und seine Brüder gehörten zu den ersten Insassen des Lagers. Troll wurde am 24. Mai 1933 entlassen und arbeitete als Spitzel für die Bayerische Politische Polizei, die unter der Kontrolle von [[Heinrich Himmler]] stand. Es ist nicht geklärt, ob er bereits als Spitzel tätig war, als er 1932 der KPD beitrat, oder ob er nach seiner Entlassung durch die Drohung, dass seine Brüder in Dachau getötet oder misshandelt würden, zur Zusammenarbeit gezwungen wurde. Seine schwierige finanzielle Lage sowie die Tatsache, dass er durch die Misshandlungen in Dachau gebrochen war, könnten ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall bemühte sich Troll ab Mai 1933 intensiv darum, die Namen der bayerischen Kommunisten zu ermitteln, die in den Untergrund gegangen waren. Wegen der dezentralisierten Struktur der kommunistischen Gruppen war es für die Polizei sehr schwierig geworden, den kommunistischen Widerstand zu verfolgen.
With [[Adolf Hitler's rise to power]] in Germany, the Nazis took power in [[Bavaria]] on 9 March 1933 and Troll was arrested the same day alongside his two step brothers and taken to [[Dachau concentration camp]].{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=133}} He and his brothers were one of the first inmates at Dachau.{{sfn|Meinl|Schröder|2015|p=20}} Troll was released again in May and worked as an informer for the [[Bavarian political police]], now under the control of [[Heinrich Himmler]]. The possibility exists that he either already worked as an informer when he joined the KPD in 1932,<ref name="Centre" /> or that he may have been forced into cooperating after his release by the threat that his brothers would be killed at Dachau should he refuse. His difficult financial situation as well as the fact that he was broken while at Dachau may also have been factors.{{sfn|Meinl|Schröder|2015|p=21}} In any case, from May 1933 Troll made a concentrated effort to establish the names of Bavarian communists who had gone underground. Because of the de-centralised nature of the communist movements it had become very hard for the police to track the communist resistance.<ref name="Centre" />


Unter dem Decknamen „Theo“ rekrutierte Troll aktiv Mitglieder für den kommunistischen Widerstand. Er war 1934 auf einer Baustelle des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]] in München beschäftigt und warb dort erfolgreich Mitglieder an. Diese sowie Kommunisten, die illegale Flugblätter verteilten und Spenden für die [[Rote Hilfe Deutschlands|Rote Hilfe]] sammelten, wurden von Troll verraten. Er stieg im April 1935 zum Führer der Roten Hilfe auf. Troll reiste wiederholt in die Schweiz und die Tschechoslowakei, um Spenden und Anweisungen zu erhalten und unterwanderte mit seinen Spitzeln auch den nichtkommunistischen Widerstand in Bayern. Anfang 1936 wurde Troll Bezirksleiter der KPD Südbayerns.
Under the code name "Theo", Troll actively recruited members for the communist resistance. He was employed at a building site at the [[Deutsches Museum]] in Munich in 1934 and successfully recruited members there. Those as well as communists who distributed illegal leaflets and collected donations for the ''[[Rote Hilfe]]'', an organisation supporting family members of people arrested by the Nazis, were betrayed by Troll. He rose to become, in April 1935, the leader of the ''Rote Hilfe'' and, in early 1936, the leader of the KPD in Southern Bavaria. Troll travelled repeatedly to Switzerland and Czechoslovakia to obtain donations and instructions while also infiltrating the non-communist resistance in Bavaria with his informers.<ref name="Centre" />{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=134}}


Dank seiner Spitzeltätigkeit konnte die Bayerische Politische Polizei bis Mitte 1935 warten, bis sie eine Verhaftungswelle einleitete, da sie den kommunistischen Widerstand in München fast vollständig unter Kontrolle hatte und ihn durch Troll lenken konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt, als der Verdacht schließlich auf ihn fiel, hatte Troll die Namen von 250 Kommunisten und Sympathisanten an die Polizei weitergegeben und ihre Organisationsstruktur verraten, wodurch der kommunistische Widerstand in München fast vollständig zerschlagen wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.muenchner-volkstheater.de/blog/artikel/kommunistischer-widerstand-im-schlachthofviertel |titel=Kommunistischer Widerstand im Schlachthofviertel |werk=Münchner Volkstheater |datum=2022-05-05 |sprache=de |abruf=2023-03-10}}</ref> Die Rote Hilfe in München wurde dadurch bis 1936 völlig aufgelöst. Auch in [[Tegernsee (Stadt)|Tegernsee]], [[Gmund am Tegernsee|Gmund]] und [[Miesbach]] kam es zu Festnahmen. Ebenfalls im Mai 1936 zerschlagene Rote Hilfe-Gruppen im Raum Nürnberg-Fürth waren durch ihn überhaupt erst ins Leben gerufen worden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Rote_Hilfe_Deutschland |titel=Rote Hilfe Deutschland – Historisches Lexikon Bayerns |abruf=2023-03-10}}</ref> Einige der von ihm verratenen Widerständler wurden später zum Tode verurteilt und hingerichtet. Er war auch an der Zerschlagung der Münchner Zelle der [[Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1931)|Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands]] beteiligt und knüpfte Kontakte zu katholischen und monarchistischen Widerstandsgruppen wie etwa 1936 zu dem [[Harnier-Kreis]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Harnier-Kreis |titel=Harnier-Kreis – Historisches Lexikon Bayerns |abruf=2023-03-10}}</ref> im Rahmen des von der KPD verfolgten Ziels, eine einheitliche Volksfront zum Widerstand gegen Hitler und die Nazis zu schaffen.
Because of his work the Bavarian political police were able to wait until mid-1935 until beginning with a wave of arrests,<ref name="Centre" /> being in almost complete control of the communist resistance in Munich and able to direct it through Troll.{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=135}} By then, when suspicion started to fall on him, Troll had handed the names of 250 communists and sympathisers to the police as well as betrayed their organisational structure, bringing the communist resistance in Munich to an almost complete standstill. Some of the resistance members he betrayed were subsequently sentenced to death and executed.<ref name="Centre" /> He was also involved in the destruction of the Munich cell of the [[Socialist Workers' Party of Germany]] and made contact with Catholic and monarchist resistance groups as part of the aim of the KPD to create a united peoples front, the ''Volksfront'', to [[German resistance to Nazism|resist Hitler and the Nazis]].{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|pp=152–153}}


Nach seiner Enttarnung durch die Rote Hilfe im Mai 1936<ref>{{Internetquelle |autor=Silke Makowski |url=https://hans-litten-archiv.de/images/RHZ_2016_2_web.pdf |titel=„Theo“ - Der Gestapo-Spitzel Max Troll in der illegalen Roten Hilfe Bayerns ab 1933 |werk=Hans Litten Archiv |hrsg=Die Rote Hilfe 2.2016 |sprache=de |abruf=2023-03-10}}</ref> wurde Troll von der Gestapo als Spitzel abgezogen und arbeitete anschließend auf Empfehlung von [[Karl Brunner (SS-Mitglied)|Karl Brunner]], dem Leiter der Gestapo in München, in der [[Messerschmitt AG|Messerschmitt]]-Flugzeugfabrik in Regensburg. Bereits vor der Enttarnung Trolls gab es Gerüchte über einen Spitzel in KPD-Kreisen, was parteiunabhängige Linke wie die Gruppe [[Neu Beginnen]] dazu brachte, auf Distanz zur KPD zu gehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sozonline.de/2022/12/gejagt-und-verraten/ |titel=Gejagt und verraten - SoZ - Sozialistische Zeitung |datum=2022-12-01 |sprache=de-DE |abruf=2023-03-10}}</ref> Während er in seiner Zeit als Polizeispitzel für seine Arbeit gut bezahlt wurde und bis zu 240 Reichsmark im Monat erhielt, bekam Troll nach Beendigung seiner Tätigkeit keine weiteren Vergünstigungen, und die Gestapo bemühte sich aktiv darum, dass er in keiner politisch sensiblen Funktion eingesetzt wurde. Von 1940 bis 1944 diente Troll als Soldat in der Wehrmacht, bis er 1944 in Frankreich in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Während seiner Zeit beim deutschen Militär bemerkten seine Kameraden, dass Troll gegen das Naziregime war und es kritisierte, was sie auch in seinem Prozess nach dem Krieg bezeugten.
Troll was withdrawn as an informer by the [[Gestapo]] in 1936 and subsequently worked in the [[Messerschmitt]] aircraft factory in [[Regensburg]],<ref name="Centre" /> courtesy to a glowing referral provided by [[Karl Brunner (SS general)|Karl Brunner]], the head of the Gestapo in Munich.{{sfn|Meinl|Schröder|2015|p=21}}


=== Nachkriegszeit ===
While paid well during his times as police informer for his work, receiving up to [[Reichsmark]] 240 per month, Troll did not receive any further benefits once his role had been completed and the Gestapo actively tried to ensure that he would not be employed in any politically sensitive role.{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=156}} From 1940 to 1944 Troll served in the [[Wehrmacht]] until captured in 1944,<ref name="Centre" /> and returned to Germany in 1946 after having been a prisoner of war in France.{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=156}} During his time in the German military his comrades noted that Troll was opposed to the Nazi regime and criticised it, something they testified to in his trial after the war.{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=156}}
Nach dem Krieg spürten ihn ehemalige KZ-Opfer auf, die ihm ein schriftliches Geständnis entlockten, das im Mai 1947 zu seiner Verhaftung in Westdeutschland führte. Er wurde von einer [[Spruchkammerverfahren|Spruchkammer]] in Regensburg als Hauptschuldiger Ende Januar 1948 zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, aber im Mai 1952 aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Das Urteil gegen Troll in Regensburg war eines der härtesten für NS-Verbrechen und beinhaltete auch die Einziehung seines Vermögens, den Verlust des Wahlrechts und ein Berufsverbot.


Im Juni 1950 begann die Staatsanwaltschaft München mit Voruntersuchungen gegen ihn wegen Verbrechen der schweren Freiheitsberaubung, zum Teil mit Todesfolge. Jedoch beschloss das Landgericht München am 18. Dezember 1954 die Anklage gegen Troll wegen Verjährung nicht weiter zu verfolgen.<ref name=":0" /> Versuche, ihn wegen des Todes von Kommunisten, die er verraten hatte, strafrechtlich zu verfolgen, blieben erfolglos, da das Gericht in München der Ansicht war, dass das Ergebnis seiner Handlungen im Rahmen der damaligen antikommunistischen Gesetze in Deutschland und der antikommunistischen Haltung des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] im Westen lag. Seine drei ehemaligen Kontaktpersonen bei der Gestapo, denen er Bericht erstattete, wurden nicht strafrechtlich verfolgt, obwohl sie wegen ihrer Mitgliedschaft in der Organisation einige Zeit in Haft verbrachten. Einige davon traten nach dem Krieg wieder in den bayerischen Staatsdienst ein.
===Post-war===
He was tracked down by victims of his betrayal, who extracted a written confession from him, which lead to his arrest in May 1947. He was sentenced to ten years in a labour camp by a court in Regensburg, but released after five for health reasons. The sentence against Troll in Regensburg was one of the hardest for Nazi crimes there and also included confiscation of his assets, loss of the right to vote and a ban from working.<ref name="Centre" />{{sfn|Meinl|Schröder|2015|p=21}}


Die Zerschlagung des kommunistischen Widerstands in München und die Rolle, die Troll dabei spielte, wurde Teil des 2018 erschienenen Romans ''Verrat in München und Burghausen'' von [[Max Brym]], der die Geschichte eines fiktiven Protagonisten vor dem Hintergrund der realen Ereignisse erzählt.<ref>{{cite web |url=http://www.max-brym.de.rs/verrat-in-muenchen-und-burghausen-neues-buch|title=''Verrat in München und Burghausen'' |publisher=Webseite von Max Brym |access-date=2018-10-21 |language=de }}</ref>
Attempts to prosecute him further for the death of communists he betrayed were unsuccessful as the court in Munich deemed the result of his actions as within the frame of the anti-communist laws in Germany at the time and the [[Cold war]] anti-communist attitude in the west after the war.{{sfn|Meinl|Schröder|2015|p=21}}{{sfn|Mehringer|Schönhoven|Grossmann|1983|p=154}} His three former contacts in the Gestapo who he reported to were not prosecuted, also they did spend some compulsory time in detention for being members of the organisation.{{sfn|Meinl|Schröder|2015|p=21}} Some even re-entered Bavarian government service after the war.<ref name="Centre" />


== Literatur ==
Troll died in Regensburg on 7 April 1972 without suffering any further repercussions for his actions as informer.<ref name="Centre" />


* {{Literatur |Autor=[[Marion Detjen]] |Titel=„Zum Staatsfeind ernannt.“ Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München |Verlag=Buchendorfer Verlag |Ort=München |Datum=1998 |ISBN=978-3-927984-81-3}}
The destruction of the communist resistance in Munich and the role Troll played in it became part of the novel ''Verrat in München und Burghausen'' (Betrayal in Munich and Burghausen) by Max Brym, published in 2018, which tells the story a fictional protagonist in the back ground of the real events.<ref >{{cite web |url=http://www.max-brym.de.rs/verrat-in-muenchen-und-burghausen-neues-buch|title=Review: ''Verrat in München und Burghausen'' |publisher=Max Brym website |date= |website= |access-date=21 October 2018 |language=German |trans-title=}}</ref>
* {{Literatur |Autor=Hartmut Mehringer, Klaus Schönhoven, Anton Grossmann |Titel=Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand |Hrsg=Martin Broszat, Hartmut Mehringer |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin/München/Boston |Datum=2018 |Sprache=de |ISBN=978-3-486-70838-7}}


== Einzelnachweise ==
==References==
<references />
{{Reflist}}


{{Normdaten|TYP=p|GND=1187756881|VIAF=8077156012419949700007}}
===Bibliography===
* {{cite report| first1 = Susanne | last1 = Meinl| first2 = Joachim | last2 = Schröder| date = 2015| title = „Einstellung zum demokratischen Staat: Bedenkenfrei“. Zur Frühgeschichte des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz| trans-title=Attitude towards the democratic state: Without concern. The early histroy of the Bavarian State Department for the Protection of the Constitution | url = https://issuu.com/gruenefraktionbayern/docs/braunewurzeln_studie_final_| publisher = [[Alliance 90/The Greens]] in the [[Landtag of Bavaria]]| language=German| ref=harv }}
* {{Cite book| first1=Hartmut|last1=Mehringer | first2=Klaus |last2=Schönhoven| first3=Anton |last3=Grossmann|title=Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand || trans-title= The KPD, SPD and BVP parties in persecution and resistance| url=https://books.google.com.au/books?id=PgpTDwAAQBAJ&pg=PA132&lpg=PA132&dq=Max+Troll+spitzel&source=bl&ots=9XiTij4IUB&sig=NGWlqPgyTil-v-taINzgm8TzAWw&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwjPgpL1lZbeAhVCp48KHfX6ApQQ6AEwFXoECAEQAQ#v=onepage&q=Max%20Troll&f=false |publisher=[[Walter de Gruyter|De Gruyter Oldenbourg]] |language=German| location= | year=1983 |isbn=978-3-486-70838-7 |ref=harv }}


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[[Category:Police informants]]
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[[Category:German communists]]

[[Category:German military personnel of World War II]]
[[Kategorie:Gestapo-Agent]]

[[Kategorie:Nationalsozialismus (München)]]

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[[Kategorie:Deutscher]]

[[Kategorie:Geboren 1902]]
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Aktuelle Version vom 4. Juli 2024, 19:43 Uhr

Max Troll (* 10. September 1902 in Martinsbuch; † 7. April 1972 in Regensburg) war ein deutscher Kommunist, der als Spitzel und Agent Provocateur tätig war und zwischen 1933 und 1936 Hunderte bayerischer Kommunisten an die Bayerische Politische Polizei, einen Vorläufer der Gestapo, verriet. Troll verbrachte 1933 kurze Zeit im Konzentrationslager Dachau und diente während des Zweiten Weltkriegs als Soldat in der deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg wurde er wegen seiner Rolle als Spitzel zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und nach fünf Jahren entlassen.

Troll war selbst nie Nationalsozialist, sondern lehnte das Regime ab, aber für seinen Verrat führte er mehrere Gründe an, darunter finanzielle Schwierigkeiten, seine Behandlung während der Haft in Dachau und die Androhung körperlicher Gewalt gegen seine Stiefbrüder, falls er nicht kooperieren würde.

Leben

Frühe Jahre

Troll wurde in Niederbayern geboren, war der Sohn eines Lastwagenfahrers und wuchs in München auf. Er arbeitete ab 1925 Wasserbauarbeiter[1] auf Baustellen und als Rettungsschwimmer für die Stadt München, verlor aber 1931 wegen seiner linken Aktivitäten seine Arbeit und blieb danach bis 1934 arbeitslos. Er wohnte im Arbeitervorort Giesing in Sozialwohnungen, einer Gegend, die von Arbeitslosigkeit und kommunistischen Aktivitäten geprägt war, und wurde 1932 Mitglied der der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

Zeit des Nationalsozialismus

Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers übernahmen die Nationalsozialisten am 9. März 1933 auch die Macht in Bayern und Troll wurde noch am selben Tag zusammen mit seinen beiden Stiefbrüdern verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Er und seine Brüder gehörten zu den ersten Insassen des Lagers. Troll wurde am 24. Mai 1933 entlassen und arbeitete als Spitzel für die Bayerische Politische Polizei, die unter der Kontrolle von Heinrich Himmler stand. Es ist nicht geklärt, ob er bereits als Spitzel tätig war, als er 1932 der KPD beitrat, oder ob er nach seiner Entlassung durch die Drohung, dass seine Brüder in Dachau getötet oder misshandelt würden, zur Zusammenarbeit gezwungen wurde. Seine schwierige finanzielle Lage sowie die Tatsache, dass er durch die Misshandlungen in Dachau gebrochen war, könnten ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall bemühte sich Troll ab Mai 1933 intensiv darum, die Namen der bayerischen Kommunisten zu ermitteln, die in den Untergrund gegangen waren. Wegen der dezentralisierten Struktur der kommunistischen Gruppen war es für die Polizei sehr schwierig geworden, den kommunistischen Widerstand zu verfolgen.

Unter dem Decknamen „Theo“ rekrutierte Troll aktiv Mitglieder für den kommunistischen Widerstand. Er war 1934 auf einer Baustelle des Deutschen Museums in München beschäftigt und warb dort erfolgreich Mitglieder an. Diese sowie Kommunisten, die illegale Flugblätter verteilten und Spenden für die Rote Hilfe sammelten, wurden von Troll verraten. Er stieg im April 1935 zum Führer der Roten Hilfe auf. Troll reiste wiederholt in die Schweiz und die Tschechoslowakei, um Spenden und Anweisungen zu erhalten und unterwanderte mit seinen Spitzeln auch den nichtkommunistischen Widerstand in Bayern. Anfang 1936 wurde Troll Bezirksleiter der KPD Südbayerns.

Dank seiner Spitzeltätigkeit konnte die Bayerische Politische Polizei bis Mitte 1935 warten, bis sie eine Verhaftungswelle einleitete, da sie den kommunistischen Widerstand in München fast vollständig unter Kontrolle hatte und ihn durch Troll lenken konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt, als der Verdacht schließlich auf ihn fiel, hatte Troll die Namen von 250 Kommunisten und Sympathisanten an die Polizei weitergegeben und ihre Organisationsstruktur verraten, wodurch der kommunistische Widerstand in München fast vollständig zerschlagen wurde.[2] Die Rote Hilfe in München wurde dadurch bis 1936 völlig aufgelöst. Auch in Tegernsee, Gmund und Miesbach kam es zu Festnahmen. Ebenfalls im Mai 1936 zerschlagene Rote Hilfe-Gruppen im Raum Nürnberg-Fürth waren durch ihn überhaupt erst ins Leben gerufen worden.[3] Einige der von ihm verratenen Widerständler wurden später zum Tode verurteilt und hingerichtet. Er war auch an der Zerschlagung der Münchner Zelle der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands beteiligt und knüpfte Kontakte zu katholischen und monarchistischen Widerstandsgruppen wie etwa 1936 zu dem Harnier-Kreis[4] im Rahmen des von der KPD verfolgten Ziels, eine einheitliche Volksfront zum Widerstand gegen Hitler und die Nazis zu schaffen.

Nach seiner Enttarnung durch die Rote Hilfe im Mai 1936[5] wurde Troll von der Gestapo als Spitzel abgezogen und arbeitete anschließend auf Empfehlung von Karl Brunner, dem Leiter der Gestapo in München, in der Messerschmitt-Flugzeugfabrik in Regensburg. Bereits vor der Enttarnung Trolls gab es Gerüchte über einen Spitzel in KPD-Kreisen, was parteiunabhängige Linke wie die Gruppe Neu Beginnen dazu brachte, auf Distanz zur KPD zu gehen.[6] Während er in seiner Zeit als Polizeispitzel für seine Arbeit gut bezahlt wurde und bis zu 240 Reichsmark im Monat erhielt, bekam Troll nach Beendigung seiner Tätigkeit keine weiteren Vergünstigungen, und die Gestapo bemühte sich aktiv darum, dass er in keiner politisch sensiblen Funktion eingesetzt wurde. Von 1940 bis 1944 diente Troll als Soldat in der Wehrmacht, bis er 1944 in Frankreich in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Während seiner Zeit beim deutschen Militär bemerkten seine Kameraden, dass Troll gegen das Naziregime war und es kritisierte, was sie auch in seinem Prozess nach dem Krieg bezeugten.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg spürten ihn ehemalige KZ-Opfer auf, die ihm ein schriftliches Geständnis entlockten, das im Mai 1947 zu seiner Verhaftung in Westdeutschland führte. Er wurde von einer Spruchkammer in Regensburg als Hauptschuldiger Ende Januar 1948 zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, aber im Mai 1952 aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Das Urteil gegen Troll in Regensburg war eines der härtesten für NS-Verbrechen und beinhaltete auch die Einziehung seines Vermögens, den Verlust des Wahlrechts und ein Berufsverbot.

Im Juni 1950 begann die Staatsanwaltschaft München mit Voruntersuchungen gegen ihn wegen Verbrechen der schweren Freiheitsberaubung, zum Teil mit Todesfolge. Jedoch beschloss das Landgericht München am 18. Dezember 1954 die Anklage gegen Troll wegen Verjährung nicht weiter zu verfolgen.[1] Versuche, ihn wegen des Todes von Kommunisten, die er verraten hatte, strafrechtlich zu verfolgen, blieben erfolglos, da das Gericht in München der Ansicht war, dass das Ergebnis seiner Handlungen im Rahmen der damaligen antikommunistischen Gesetze in Deutschland und der antikommunistischen Haltung des Kalten Krieges im Westen lag. Seine drei ehemaligen Kontaktpersonen bei der Gestapo, denen er Bericht erstattete, wurden nicht strafrechtlich verfolgt, obwohl sie wegen ihrer Mitgliedschaft in der Organisation einige Zeit in Haft verbrachten. Einige davon traten nach dem Krieg wieder in den bayerischen Staatsdienst ein.

Die Zerschlagung des kommunistischen Widerstands in München und die Rolle, die Troll dabei spielte, wurde Teil des 2018 erschienenen Romans „Verrat in München und Burghausen“ von Max Brym, der die Geschichte eines fiktiven Protagonisten vor dem Hintergrund der realen Ereignisse erzählt.[7]

Literatur

  • Marion Detjen: „Zum Staatsfeind ernannt.“ Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München. Buchendorfer Verlag, München 1998, ISBN 978-3-927984-81-3.
  • Hartmut Mehringer, Klaus Schönhoven, Anton Grossmann: Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Hrsg.: Martin Broszat, Hartmut Mehringer. De Gruyter, Berlin/München/Boston 2018, ISBN 978-3-486-70838-7.

Einzelnachweise

  1. a b Friedbert Mühldorfer: Troll, Max. NS-Dokumentationszentrum München, 16. Februar 2024, abgerufen am 6. April 2024.
  2. Kommunistischer Widerstand im Schlachthofviertel. In: Münchner Volkstheater. 5. Mai 2022, abgerufen am 10. März 2023.
  3. Rote Hilfe Deutschland – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 10. März 2023.
  4. Harnier-Kreis – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 10. März 2023.
  5. Silke Makowski: „Theo“ - Der Gestapo-Spitzel Max Troll in der illegalen Roten Hilfe Bayerns ab 1933. In: Hans Litten Archiv. Die Rote Hilfe 2.2016, abgerufen am 10. März 2023.
  6. Gejagt und verraten - SoZ - Sozialistische Zeitung. 1. Dezember 2022, abgerufen am 10. März 2023 (deutsch).
  7. Verrat in München und Burghausen. Webseite von Max Brym, abgerufen am 21. Oktober 2018.