Staustufe Krotzenburg

Staustufe Krotzenburg
Lage
Staustufe Krotzenburg (Hessen)
Staustufe Krotzenburg (Hessen)
Koordinaten 50° 4′ 48″ N, 8° 57′ 38″ OKoordinaten: 50° 4′ 48″ N, 8° 57′ 38″ O
Land Deutschland Deutschland
Hessen Hessen
Ort Großkrotzenburg
Klein-Krotzenburg
Gewässer Main
Gewässerkilometer km 63,85
f1
Kraftwerk
Bauzeit 1915–1920
Betriebsbeginn 1920
Stilllegung 1979
Technik
Sonstiges

Die Staustufe Krotzenburg ist ein Wehr mit Schleuse und Teil der Bundeswasserstraße Main bei Kilometer 63,85. Sie untersteht dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main. Über den Fußgängersteg der Schleuse sind die beiden Gemeinden Großkrotzenburg am nördlichen Mainufer und der Hainburger Ortsteil Klein-Krotzenburg am südlichen Mainufer miteinander verbunden. Die nächste Staustufe mainabwärts ist die Staustufe Mühlheim, nachdem die Staustufe Kesselstadt in den Jahren 1987–89 abgerissen[1] wurde. Mainaufwärts ist seit dem Abriss der Staustufe Großwelzheim[1] im Jahre 1970 die nächste Staustufe Kleinostheim.

Technik

Das Wehr der Staustufe ist unterteilt in drei Segmente. Die Stauung in jedem Segment erfolgt durch absenkbare Klappenwehre, mit einem Wehrverschluss von 36 m Breite, der das Wasser bis auf eine Fallhöhe von 2,74 m staut. Auf der nördlichen Mainseite auf Großkrotzenburger Seite befinden sich die beiden Schleusenkammern für die Großschifffahrt und eine Bootsschleuse. Die nördlichste Kammer beruht noch auf der alten Schleuse von 1921.[2] Der Wasserbedarf für eine Füllung beträgt 11,000 Kubikmeter, die in etwa zehn Minuten erfolgt. Nutzlänge der beiden Schleusenkammern ist 300, bzw. 302 m, bei einer jeweiligen Nutzbreite von 12 m.[3]

Die Schleusenkammern werden seit Juni 2014 aus einer Leitzentrale Aschaffenburg ferngesteuert.[4] Die Bootsschleuse wird nach wie vor von den Nutzern selbst bedient und hat eine Nutzlänge von 19,65 m bei einer Breite von 4,00 m.

Geplante Wasserkraftnutzung

Im März 2008 hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Juwi[5] mit der Projektentwicklung eines Wasserkraftwerks beauftragt, die nach Fertigstellung jährlich einen festen Betrag an die Bundeskasse entrichten will, unabhängig von der tatsächlichen Stromerzeugung.[6][7][8]

Nach ersten Plänen werden in dem südlichsten Wehrsegment auf Klein-Krotzenburger Seite der Schleuse vier sogenannte Very-Low-Head-Turbinen (VLH) eingesetzt, die besonders effizient aus der geringen Fallhöhe von 2,74 m elektrische Energie erzeugen.[9] Ein besonderes Augenmerk bei dem Entwurf wird dabei auf die Fischfreundlichkeit und dem störungsfreien Hochwasserdurchfluss genommen, ohne bauliche Änderungen an der bisherigen Staustufe zu erfordern. Die geplante Nennleistung des Kraftwerks liegt bei 4 × 440 kW.[10]

Ende 2014 wurde die Firma Juwi mehrheitlich von dem Mannheimer Versorger MVV Energie AG übernommen, was dazu führte, dass alle laufenden Projekte eine neue Priorisierung erhalten haben. Zwar sind schon wesentliche Punkte für die Erteilung des Baurechts beim Regierungspräsidium Darmstadt abgearbeitet, für die Wasserkraftnutzung der Staustufe Krotzenburg sucht die Firma jedoch einen Kooperationspartner, bevor das Projekt weitergeführt wird.[11] Nach Aussage eines Mitarbeiters des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Aschaffenburg in einem Artikel[12] der Frankfurter Rundschau hat die Firma Juwi das Projekt zurückgegeben.

Geschichte

Nach der Kanalisierung des Untermains von der Mündung bis Frankfurt Ende des 19. Jahrhunderts, wurde in einer zweiten Phase der Main bis 1921 hinauf nach Aschaffenburg kanalisiert. In der Phase wurde in der Zeit von 1915 bis 1920 die Staustufe Krotzenburg gebaut. Sie war zu der Zeit die erste mit modernen Walzenwehr (Trommelwehr)[2].

Im Rahmen einer Erneuerungsphase der Staustufen des Mains wurde in der Zeit von 1979 bis 1983[13] bei Krotzenburg weiter mainabwärts eine neue Staustufe gebaut. Die geringe Fallhöhe machte zu der Zeit die Wasserkraftnutzung nicht wirtschaftlich, und so wurde kein Wasserkraftwerk mit eingebaut.

Nach dem Bau und der Inbetriebnahme der neuen Staustufe wurde damit begonnen, die alte abzureißen. Als letzter zäher Prozess erwies sich der Abriss des Kraftwerksgebäudes, der mit Presslufthammer und Sprengstoff vonstattenging.

Auf Großkrotzenburger Seite erinnert heute ein altes Turbinenrad an die Stelle der alten Staustufe. Auf der anderen Mainseite eine Skulptur „Alte Schleuse“.

Im Juni 1997 ereignete sich an der Schleuse ein schwerer Unfall, bei dem drei junge Mitarbeiter vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg ums Leben kamen. Zwei mit den Arbeitern besetzte Nachen kenterten. Eine Gedenktafel auf Klein-Krotzenburger Seite erinnert an die Verstorbenen.[14]

Weblinks

Commons: Staustufe Krotzenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main: Zur Geschichte der Wasserstraße Main; abgerufen am 11. August 2023
  2. a b Informationstafel an der Staustufe Krotzenburg
  3. Großkrotzenburg.de; abgerufen am 1. April 2017 (Memento vom 20. Juni 2006 im Internet Archive)
  4. Webseite WSA Main Leitzentralen mit Schleusen; abgerufen am 18. März 2024
  5. Wir gewinnen Strom aus Wasserkraft auf juwi.de
  6. Wehr erzeugt bald Strom In: OP-Online, 7. August 2009
  7. Martin Brust: Strom aus dem Strom. In: Frankfurter Rundschau vom 24. März 2009
  8. Wasserkraftwerk in Krotzenburg auf op-online vom 22. Februar 2010
  9. Wolfgang Kleef: Vorhaben zum Bau einer Wasserkraftanlage an der Mainstaustufe Krotzenburg, Gewässernachbarschaft Main (Ost), Umsetzung der EU-WRRL an der Bundeswasserstraße Main, Regierungspräsidium Darmstadt, RPAU Darmstadt, Dezernat 41.2 Oberflächengewässer, September 2009, abgerufen am 3. September 2011
  10. Wasserkraftwerk in Krotzenburg In: OP-Online, 22. Februar 2010; abgerufen am 3. September 2011.
  11. Wann kommt das Wasserkraftwerk in Großkrotzenburg? In: Main-Echo.de, 30. August 2016; abgerufen am 31. März 2017.
  12. Krotzenburger Staustufe ist eine Einbahnstraße für Fische In: Frankfurter Rundschau, 30. April 2019
  13. WSA Aschaffenburg: Zur Geschichte der Wasserstraße Main abgerufen am 3. April 2017.
  14. "Drei Tote bei Unfall an der Großkrotzenburger Schleuse", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Juni 1997