Afrikanischer Leopard

Einführung

Der afrikanische Leopard ist, wie auch seine Artgenossen auf dem asiatischen Kontinent, eine der erfolgreichsten und faszinierendsten Großkatzen dieses Planeten.

In den Regionen Afrikas in denen die Menschheit bereits seit Jahrtausenden mit diesen eleganten Räubern der Savanne in Koexistenz lebt, ist der Leopard tief in die Stammeskulturen und deren Rituale aufgenommen. Diese Ehrfurcht vor dem "Schatten im Gras" resultiert aus der Achtung und auch der Angst der Stämme vor den äußerst beeindruckenden Fähigkeiten des Leoparden bei der Jagd und beim Überleben in der Savanne. Aufgrund dieser Fähigkeiten führt der Leopard in den Gedichten der verschiedenen Stämmen Afrikas eine Reihe von bildhaften und auch poetischen Namen.
Der "Schatten im Gras" ist in dieser Beziehung noch eine sehr schlichte Bezeichnung. Als Beispiel seien noch 2 weitere Möglichkeiten genannt: "Der schöne Tod, der eine gefleckte Robe trägt, wenn er seine Opfer heimsucht." "Ein verspielter Räuber dessen liebende Umarmung das Herz der Antilope bricht." Diese Bewunderung, die der Mensch dem Leoparden entgegenbringt ist auch auf das ästhetische Empfinden des Menschen zurückzuführen, das durch die eleganten Bewegungen, die ebenmäßige Körperform und das kraftvolle und selbstsichere Verhalten des Leoparden sehr stark angesprochen wird.

Erscheinungsbild

Vorweg muß gesagt werden, daß es bei den Leoparden einen äußerst großen Spielraum für individuelle körperliche und charakterliche Eigenheiten gibt. Aufgrund dieser enormen Vielfalt an Eigenschaften und Verhaltensmustern unter den Leoparden, ja oft sogar innerhalb von nur einer Familie, war es ihnen möglich sich auf zwei Kontinenten und in den verschiedensten Lebensräumen auszubreiten, was eine außerordentliche Anpassungsfähigkeit erfordert. Der Leopard besitzt eine unverwechselbare Gestalt, auch wenn er gelegentlich mit Geparden verwechselt wird, die jedoch eine andere, auf Geschwindigkeit zugeschnittene Körperform und eine andere, allerdings ähnliche, Fleckenzeichnung haben. Im Gegensatz dazu vermittelt die Gestalt des Leoparden allerdings den Eindruck großer Stärke. Die mittlelangen kräftigen Beine mit den großflächigen Pranken stehen in einem ästhetischen Verhältnis zum ebenmäßigen, schlanken Körper mit dem langen Schwanz. Bei beiden Arten ist ihre ähnliche Fleckenzeichnung ein wichtiges Hilfsmittel zum Verbergen in ihrer Umgebung mit Hilfe der Somatolyse. Bei Geparden besteht die Fleckenzeichnung aus vollen, runden Flecken, während sie bei den Leoparden aus Rosetten besteht.
Eine Rosette ist eine annähernd kreisförmige Anordnung von braunschwarzen Flecken, dessen Zentrum etwas dunkler ist als die Fellgrundfarbe.Vielfach sind die Rosetten (besonders in Längsrichtung des Rückens) reihenförmig
angeordnet. An der Brust und am unteren Hals findet man häufig statt nebeneinander stehender Rosetten Flecken, die in einer Richtung angeordnet sind und wie Halsbänder wirken. An der Oberseite des langen Schwanzes setzen sich die Rosetten entlang der Mittellinie fort. Zum Schwanzende werden die Rosetten immer weniger ausgeprägt, können aber manchmal noch zu mehreren Querringen verschmelzen. Die Schwanzunterseite ist allerdings zum Ende hin sehr hell bis weiß. Bauch und die oberen Beininnenseiten sind ebenfalls frei von Rosetten und weiß, gelblich-weiß oder in grau übergehend gefärbt. Weiter zu den Pranken hin sind Vollflecken zu finden, die nach unten zu immer kleiner werden. Am Kopf und oberen Hals und Nacken sind ebenfalls keine Rosetten ausgebildet sonder auch nur schwarze Vollflecken vorhanden. Anhand dieser Fleckenmuster ist es möglich viele verschiedene Leoparden optisch zu unterscheiden, da jeder Leopard eine charakteristische Fellzeichnung hat, ähnlich dem menschlichen Fingerabdruck.
In großen Höhenlagen und im Regenwald findet man gar nicht allzu selten Schwärzlinge, die auch Schwarze Panther genannt werden. Die Ausprägung des schwarzen Fells ist erblich und wird über ein einziges Gen (monogenetisch) rezessiv vererbt. Damit kann die Erbanlage auch bei einem normal gefleckten Leoparden vorhanden sein oder es können auch in einem Wurf Schwärzlinge neben normal gefärbten Jungtieren vorkommen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die hervorragenden Sinnesorgane des Leoparden.
Die Ohren sind gerundet und ihre erstaunliche Beweglichkeit dient sowohl dem Richtungshören als auch den mimischen Ausdrucksbewegungen. Der Gehörsinn ist ausgezeichnet entwickelt. Leoparden können weit höhere, für Menschen nicht mehrhörbare Frequenzen bis zu 45.000 Hertz vernehmen.
Die Augen sind nach vorn gerichtet und weisen eine breite Überschneidung der Sehachse auf. Das ermöglicht ihnen ein ausgezeichnetes räumliches Sehen. Bei Tag entspricht das Sehvermögen eines Leoparden in etwa dem eines Menschen, in der Nacht verfügt der Leopard jedoch über ein fünf bis sechsfach besseres Sehvermögen. Das ist möglich, weil sie erstens die runde Pupille sehr weit öffnen können, damit auch schwaches Licht ins Auge gelangen kann und zweitens besitzen Leoparden eine besondere Vorrichtung am Augenhintergrund. Hinter der Netzhaut, dem Sitz der Sehzelle, liegt eine reflektierende Schicht, das sogenannte Tapetum lucidum (leuchtende Tapete). Licht das durch die Linse gebündelt auf die Netzhaut trifft, erregt dabei die Sehzelle zunächst direkt beim Auftreffen von vorne. Das Licht durchdringt dann aber die Netzhaut und wird vom Tapetum lucidum reflektiert wodurch es die Sehzelle noch einmal von hinten trifft und erneut stimuliert. Außerdem ist das Tapetum lucidum auch der Grund, daß Leopardenaugen -wenn sie im Dunkeln mit einer künstlichen Lichtquelle angestrahlt werden- so kräftig gelb-grün leuchten. Auch der Geruchsinn ist beim Leoparden hervorragend ausgeprägt. Weil er unserem menschlichem Riechvermögen so stark überlegen ist, können wir Menschen uns in diese Welt der Gerüchte, an denen sich die Leoparden so sicher orientieren, gar nicht hineindenken. Man benötigt viel Phantasie, um zu begreifen, wie unendlich viele Informationen ein Leopard über seinen Geruchssinn empfangen kann.

Stellung im Zoologischen System

Den Leoparden in das zoolgische System einzuordnen stellt kein besonderes Problem dar. Diese Einteilung wurde bereits von dem schwedischen Naturforscher Linné vorgenommen und ist in dieser Form nach wie vor gültig:

Ordnung Raubtiere Carnivora
Familie Katzen oder Katzenartige Felidae
Gattung Groß- oder Pantherkatzen Panthera
Art Leopard oder Panther Panthera pardus


Die Aufgliederung des Leoparden in die verschiedenen Unterarten ist allerdings ein bis heute noch nicht zur Zufriedenheit gelöstes Problem. Man könnte an dieser Stelle eine umfangreiche Aufzählung aller bisher erfolgten Versuche auflisten, doch das würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. So sei an dieser Stelle nur gesagt das sich bei diesen vielen Versuchen meist derartige Fehler einschlichen, daß keine sinnvolle Einteilung zustande kam. Allerdings gibt es eine Einteilung der Fellfarben von R.J.Pocock (1970) die durchaus sinnvoll ist, da sie sich nicht um eine Einteilung verschiedener Unterarten bemüht, sondern nur die verschiedenen Fellfärbungen den jeweiligen Lebensräumen zuordnet.
1. Ocker- bis lohfarben in der Savanne
2. Hell gelbgrau bis cremefarben in der Wüste und auf trockenen, felsigen oder sandigen Böden
3. Dunkel bis schwarz in hohen Berglagen
4. Dunkel im Regenwald, jedoch nicht so wie im Gebirge.

Die große Variabilität der Leoparden in ihrem gesamten riesigen Verbreitungsgebiet schließt im übrigen auch das Verhaltensrepertoire ein. Damit läßt sich auch eine Unterteilung in Unterarten nach Verhaltensmerkmalen nicht durchführen. Diese große Variabilität zeigt sich oft bereits in den verschiedenen Verhaltensweisen bei den Mitgliedern ein und derselben Familie. Aus diesem Grund wird in dieser Arbeit auch weiter hin nur vom afrikanischen Leoparden gesprochen.

Verbreitung in Afrika

Das Verbreitungsgebiet des Afrikanischen Leoparden reicht fast über das gesamte tropische Afrika. Im südlichen Drittel sind einige Teile der Kapregion, als schmaler Streifen die Westküste des südwestlichen Afrikas und die Sahara ausgespart. In Nordafrika gibt es über die Bestände in Marokko, Algerien und Tunesien keine sicheren Angaben. Der Bestand auf Sansibar ist äußerst gefährdet, vielleicht bereits erloschen. In der reinen Wüste kommen Leoparden nicht vor. Afrikas hohe Berge wurden von der gefleckten Katze erobert. Es wurde bereits ein Leopardenkadaver in einer Höhe von 5642m gefunden. Auch auf den höchsten Spitzen des Kilimanjaro wurden sie bereits gesichtet.

Verhalten

Teritorialverhalten

Leoparden sind typische Einzelgänger, die auch den ihnen zur Verfügung stehenden Raum in bestimmter Weise nutzen. Zumindest im deutschsprachigen Schrifttum werden die Begriffe Revier, Territorium, Wohngebiet, Streifgebiet, Lebensraum, Habitat und manchmal sogar Verbreitungsgebiet oft sehr unscharf formuliert. Deshalb erfolgt nun eine kurze Definition dieser Begriffe um die nachfolgenden Erläuterungen zu erleichtern.

    AlsVerbreitungsgebiet wird jene Region bezeichnet in der die Art überhaupt vorkommt. Es kann sich dabei um einzelne Staaten oder um geographische Großräume handeln.
    unter Biotop versteht man Lebensräume wie etwa Sümpfe, Savannen, Wälder oder Gebirge.
    Als Habitat werden jene Bezirke des eines Biotops bezeichnet, die tatsächlich von von den Arten benutzt werden. Sie sind als Eigenbezirke der Populationen, Gruppen oder Einzeltiere, die dort ihre Steifgebiete oder Territorien haben, sehr oft individuell aufgeteilt.
    Der begrenzte Raum, in dem ein Leopard tatsächlich und dessen Grenzen er nie überschreitet, wird als Streifgebiet bezeichnet. Dieser Begriff ist identisch mit dem auch im Deutschen zunehmend häufiger benutzten englischen Begriff " home range". Weitere Synonyme sind "Heimatgebiet", Aufenthaltsgebiet", "Wohnraum" oder "Aktionsraum".
    Innerhalb des Streifgebiets errichten Leoparden Territorien, die auch Reviere genannt werden. Im englischen Schrifttum existiert hier lediglich der Begriff "territory". Für ein Territorium gibt es mehrere Definitionen, denen jedoch allen gemeinsam ist, daß es markiert ist und gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen unter Drohverhalten und notfalls im territorialen Kampfverhalten verteidigt wird. Ein Territoriumsinhaber kann sich das Privileg des Zugangs zu Sexualpartnern, aber auch zu Nahrungsquellen, Wasserstellen, Schattenplätzen und Deckungsmöglichkeiten sichern. Einem Eindringling in ein besetztes Territorium geben die Geruchsmarken den Hinweis auf sofort bereite Kampffähigkeit und Kampfeswillen des Territoriumsbesitzer, wobei dieser jedoch durch den "Heimvorteil" die Oberhand behält. Auch Streifgebiete werden manchmal, aber weniger intensiv markiert, jedoch nie verteidigt.

In erster Linie markieren Leoparden geruchlich, aber auch akustisch durch Lautäußerungen. In geringem Maße wird auch optisch durch Kratzspuren am Baum oder am Boden markiert. Die Markierung hat einerseits die Funktion Artgenossen fernzuhalten und andere Tiere über die Anwesenheit des Territoriumsinhaber zu informieren. Andererseits dient sie aber auch der Strukturierung des Streifgebiets. Geruchliches Markieren erleichtert dort das Zurechtfinden.


Ausdrucksverhalten

Mimik, Körperhaltung und Körperbewegungen haben für die Kommunikation unter Tieren einen besonderen Stellenwert. Vor allem sozial lebende Tiere verständigen sich sehr häufig durch vielfältige Gesichtsausdrücke. Auch der Leopard verfügt über ein großes und facettenreiches Repertoire unterschiedlichster mimischer Signale. In dieser Hinsicht ähnelt er sehr einer anderen afrikanischen Großkatze, dem Löwen. Allerdings sind Löwen ausgesprochen soziale Tiere, die so eng beieinander leben, daß sie im Interesse ihres Sozialverhaltens eine Fülle von Informationen aus dem Gesicht ihrer Artgenossen entnehmen können.
Leoparden dagegen leben so ausgesprochen autark, daß sie untereinander weit mehr Informationen über den geruchlichen Sinneskanal kommunizieren, als über den optischen. Sie setzen als erwachsene Tiere alles daran, allen Artgenossen aus dem Weg zu gehen, es sei den, sie suchen einen Sexualpartner. Zwar hat die Mimik der Großkatzen einige gattungstypische Details, jedoch ist sie in groben Zügen der gesamten Familie der Katzen eigen, offenbar also stammesgeschichtlich so alt, daß die Mimik der verschiedenen Gattungen auf die gleichen Wurzeln zurückzuführen ist. Die nicht sozial lebenden Katzen (und das sind bei weitem die meisten) haben im Interesse ihres Soziallebens eigentlich gar keinen "Bedarf" , sich miteinander mimisch zu verständigen. Vielmehr brauchen sie das mimische Ausdrucksvermögen in ganz andren Zusammen hängen. Die Leopardenmutter versorgt ihren Nachwuchs über einen sehr langen Zeitraum, durchschnittlich 1,5 bis 2 Jahre. In dieser Zeit muß sich zwischen Mutter und Kind ein großer Teil der Kommunikation auf optischen Weg abspielen. Allein für diese wichtige Phase " lohnt" es sich, daß eine perfekte Kommunikation durch Mimik, Körperhaltung und -bewegung zur Verfügung steht.
Darüber hinaus ist die Mimik weit über die Grenzen der eigenen Art für viele Tiere ganz anderer Ordnungen ausgezeichnet " verständlich" . Zum Beispiel sind alle Angehörigen der Familie der Primaten (Affen, Menschen,...) imstande die Drohmimik des Leoparden in ihrer ganzen Aussagekraft zu " verstehen" . Wie bei allen Raubtieren spielen in der Mimik die Haltung der Ohren und vor allem des Maules mit Lippen- , Mundwinkel- und Zähne-zeigen eine große Rolle. Obwohl der Leopard an sich farblich schon sehr auffällig ist, springen die kontrastierenden Farben der schwarzen Lippen, der weißen Zähne und des roten Rachens besonders ins Auge. Somit ist es eine leichte Aufgabe einen aggressiven mimischen Ausdruck von einem nicht aggressiven zu unterscheiden.

Ruhe und Aufmerksamkeitsgesicht
Im Schlaf wirkt das Gesicht entspannt, die Ohren sind in Mittelstellung, die Lippen sind fast immer geschlossen (bei großer Hitze eventuell geöffnet, kombiniert mit starkem Hecheln). Ein Zufriedenheitsgesicht kann man oft in entsprechenden Situationen sehen. Es ähnelt dem entspannten Ruhegesicht, zeigt unmittelbar nach Abschluß der jeweiligen Handlung zunächst noch Züge einer Aufmerksamkeit mit zielgerichteten, aufmerksamen Augen und nach vorn gestellten Ohren. Dieser Gesichtsausdruck geht dann in ein Ruhegesicht oder in ein solches, das der neuen Situation entspricht, über. Das kann z.B. ein Aufmerksamkeitsgesicht sein, wenn Gefahr oder mögliche Beute in Sicht ist. Beim Aufmerksamkeitsgesicht ist die Blickrichtung streng auf ein Ziel gerichtet, auf das sich auch die aufgestellten Ohren richten. Bei bewegten Objekten, die Aufmerksamkeit erfordern, gibt es beim Leoparden zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Ist ein bewegtes Ziel in weiter Entfernung, wird der Kopf in die entsprechende Richtung bewegt. Ist das Ziel näher, verfolgen die Leoparden es bei unbewegtem Kopf nur mit den Augen. Diese Verhaltensweise kann man bei allen Lebewesen mit nach vorne gerichteten Augen beobachten. Aufgrund dieser nach vorne gerichteten Augen mit einem großen Überschneidungswinkel verfügen die Leoparden über ein hervorragendes räumliches Sehvermögen. Beim Sehen in die Ferne verlaufen die Sehachsen (nahezu) parallel und nur bei nahen Objekten richtet sich jede Sehachse einzeln auf das Objekt. Dadurch ist es dem Leoparden möglich ein nahes Ziel ohne Kopfbewegungen nur mit den Augen verfolgen zu können. Nur bei Objekten in großer Entfernung (= nahezu parallele Sehachsen) korrigiert der Leopard den Blickwinkel mit Hilfe von Kopfbewegungen.

Drohgesicht
Wie bei allen Katzenartigen spielt in der facettenreichen Mimik das Drohen eine große Rolle. Leoparden müssen das in sehr abgestufter Form beherrschen. Als mildes Signal an andere hat es nur die Funktion, Unwillen auszudrücken, mit einem anderen Leoparden zusammenzutreffen. In seiner stärksten Form begleitet das Drohgesicht den ernstgemeinten Angriff. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es viele verschiedene Zwischenstufen. Während man beim Löwen ein defensives Drohgesicht von einem offensiven gut unterscheiden kann, ist das beim Leoparden nicht möglich. Allerdings sind Leoparden insgesamt sehr defensive Katzen. Sie agieren nur aggressiv wenn sie in die Enge getrieben sind. Im Prinzip "brauchen" Leoparden auch kein aggressives Drohen, da sie sich vor Allem verbergen, was sie eventuell offensiv bedrohen müssen. Typisch für die Drohmimik sind die zurückgelegten Ohren und die nach hinten gezogenen Mundwinkel. Zugleich erscheinen auf dem Nasenrücken einige Falten. Vor allem auf der Nasenwurzel und zwischen den Augen entstehen waagrechte Falten. Erst wenn die Ohren weiter angelegt und die Mundwinkel noch mehr zurückgezogen werden, beginnt das Blecken der Zähne. Mit zunehmender Intensität des Drohens kommen Schnappbewegungen und die Drohung wird durch Prankenschläge in die Luft deutlicher gemacht. Dabei erfolgen diese Schläge immer von oben nach unten. Die Augen kneift der Leopard beim Drohen ein wenig zusammen. Sollte man einem drohenden Leoparden nahe genug herankommen, kann man erkennen, daß sich zugleich seine Pupillen vergrößern.

Fortbewegung

Als normale Fortbewegung muß der Schritt im typischen Kreuzgang angesehen werden. Bei dieser Gangart werden die einander diagonal gegenüber liegenden Beine gleichzeitig angehoben und wieder aufgesetzt. Im Schritt können Leoparden große Strecken zurücklegen. Dabei haben sie meist einen raumgreifenderen Schritt, als wenn sie nur in der Nähe ihres Ruhebaumes oder in der Umgebung ihrer Verstecke umherwandern. Schneller ist der Trab, mit dem Leoparden kurze Strecken zurücklegen.
Bei der Anschleichjagd kann es vorkommen, daß die ersten 10-30 Meter im Trab zurückgelegt werden, wobei der Körper sich zunehmend mehr duckt. Hier spricht man auch vom Schleichlauf. Auf der Jagd wird dieser Schleichlauf dann durch das Schleichkriechen abgelöst, bei dem der Bauch schon fast den Boden berührt und ein ganz langsamer Schritt eingehalten wird, der in jeder Phase unterbrochen werden kann. Das geschieht meistens dann, wenn das angeschlichene Beutetier aufmerksam wird. Der Leopard bleibt in dieser Position bis die Wachsamkeit des Opfers nachläßt und er weiter schleichen kann.
Der Galopp, die schnellste Gangart, bei der ein Leopard mehr als 60 km/h erreichen können, ist bei erwachsenen Leoparden selten zu beobachten. Er kommt vor allem in der Endphase einer Jagd vor. Für die letzten Meter nach dem Anschleichen oder aus dem Ansitz heraus benutzt der Leopard raumgreifende Galoppsprünge, bei denen er meistens mit beiden Hinterbeinen zugleich losspringt. Im Galopp können Leoparden nur kurze Strecken überwinden. Diese sehr kraftraubende Gangart setzt eine enorme Herzleistung voraus, zu der die Großkatze nur für kurze Zeit fähig ist. Eine besondere Fortbewegungsart ist das Erklettern von Bäumen und das Umherklettern auf Ästen verschiedenster Dicke innerhalb der Baumkrone.
Man staunt, wie Leoparden es fertig bringen, auf den dünnen Ästen einer Baumkrone zu stehen und dabei trotz erheblichen Schwankens nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es wundert einen, daß die dichtstehenden und oft viele Zentimeter langen Dornen mancher Ruhebäume sie ebenso wenig verletzen wie kurze, scharfe, gebogene Stacheln mancher anderer Zweige.
In der Ebene werden bei allen Gangarten die Krallen nicht vorgestreckt. Beim Erklettern des Baumes dagegen sind sie voll ausgefahren und fixieren den schweren Leopardenkörper selbst an einem glatten, senkrechten, dicken Stamm, indem sie tief in die Rinde eindringen. Ein steiler Baum wird in Sprüngen bezwungen. Die Vorderbeine werden weit gespreizt und können dicke Stämme so geradezu umarmen. Häufig macht der Leopard gerade vom Boden aus einen besonders großen Sprung nach oben, der schon den Schwung für die weiteren Sprünge liefert. Beim Absteigen von einem Baum geht der Leopard so lange vorwärts wie die Äste oder Stämme nicht ganz senkrecht sind. Bei wirklich steilen Bäumen die keinerlei Halt geben, erfolgt der Abstieg so lange rückwärts bis ein Abstand vom Erdboden erreicht ist den der Leopard springend überwinden kann. Dazu dreht er sich am Baumstamm um, macht eventuell noch einen Abstieg von 1-2 Metern und springt dann aus 2-4 Metern Höhe herunter. Die Krallen des Leoparden sind ganz außergewöhnliche Werkzeuge. Diese langen gebogenen Hornkrallen sind in Ruhehaltung in Hornscheiden verborgen. Ein elastisches Band sorgt dafür, daß sie aus diesen nicht von allein hervorkommen können. Erst bei Streckung der Zehen wird durch die Kraft der Muskulatur dieses elastische Band so gedehnt, daß die Krallen heraustreten. Wenn die Muskulatur dann wieder entspannt, zieht das elastische Band die Krallen in die Hornscheiden zurück. Deshalb ist es auch nicht korrekt von einziehbaren Krallen zu sprechen, da es sich vielmehr um "willkürlich herausstreckbare" handelt.
Leoparden sind auch gute Schwimmer. Es wurden Beobachtungen von Leoparden gemacht die ihre Tage auf einer Insel in einem Fluß verbrachten und zur Jagd zurück ans Ufer schwammen.

Ruhe und Schlafverhalten

Leoparden verbringen einen sehr großen Teil ihrer Zeit mit Ruhen, Dösen oder Schlafen. Man kann die Dauer dieser unterschiedlichen Ruhephasen schlecht zeitlich voneinander abgrenzen. In manchen Gebieten - wie etwa in der Kalahari - müssen Leoparden täglich große Strecken zurücklegen, um Beute zu machen. Die Zeit dafür geht ihnen natürlich beim Schlafen und Ruhen ab.
Bei seiner wirklich sehr beweglichen Wirbelsäule und den großen Freiheitsgraden für die Bewegungen in seinen Gelenken kann der Leopard - wie alle Katzen - außerordentlich viele verschiedene Ruhelagen einnehmen. Bei der Streck-Seitenlage werden die Beine weit vom Körper gestreckt. Der Kopf liegt fast immer auf der Seite und wird nur kurzfristig erhoben. Häufiger liegen Leoparden in der sogenannten eingerollten Seitenlage. Dabei zeigen auch alle Beine nach einer Körperseite, werden jedoch nahe am Körper gehalten. Hierbei kann der Kopf dauerhaft erhoben bleiben und der Leopard kann sich einen guten Rundumblick verschaffen. In dieser Position pflegen Leoparden häufig zu dösen. Zum Schlafen wird der Kopf dann gesenkt, oft auf eine Pranke gelegt und gelegentlich aber auch auf Steine, Grasbüschel und andere Unterlagen. Der Schwanz ist bei gestreckter Seitenlage weit vom Körper entfernt, bei eingerollter Bauchlage wird er gekrümmt gehalten, so daß seine Spitze in der Nähe des Kopfes oder Vorderkörpers liegt. Die Bauch-Seitenlage ist ein Mittelding zwischen Bauchlage, bei der sich alle Beine unter dem Körper befinden und der Seitenlage, bei der alle Beine zur gleichen Seite gerichtet sind. Bei Bauch-Seitenlage sind die Hinterbeine seitwärts abgestreckt, die Vorderbeine nach vorn, oft ruht auf ihnen der Kopf. Ganz besonders häufig findet man Leoparden auf Bäumen in der so bezeichneten Rehlage. In der klassischen Reitlage ruht der Leopard auf Brust und Bauch, während die Beine beiderseits herunterbaumeln. Aber auch hierbei sind allerlei Variationen möglich. Während all dieser verschiedenen möglichen Stellungen kann der Leopard ruhen, dann ist seine Aufmerksamkeit nur ein wenig eingeschränkt, er reagiert auf nahe und ferne Reize meist ganz unverzüglich. Er kann aber auch dösen. Dann ist das Bewußtsein nicht so wach und es bedarf stärkerer Reize, um das Tier aufmerksam zu machen. Schließlich kann der Leopard in allen diesen Haltungen schlafen, oft sogar recht tief, so daß er die Annäherung anderer Tiere gar nicht bemerkt.
In sitzender Position können Leoparden kurzfristig ruhen, aber nicht dösen oder schlafen.

Verhalten gegenüber Feinden

Erwachsene Leoparden sind äußerst vorsichtig und vermeiden, wenn es nur irgendwie geht jeden Kontakt mit anderen Raubtieren und Artgenossen.
Vor allem Löwen sind eine ständige Bedrohung für die Leoparden, der sie so gut es geht aus dem Weg zu gehen versuchen. Es gibt sehr viele dokumentierte Vorfälle bei denen ein eindeutiges feindseliges Verhalten der Löwen gegenüber den Leoparden festgestellt wurde, das oft für den Leoparden tödlich endete.
Tüpfelhyänen sind ebenfalls eine Bedrohung für den Leoparden. Jedoch meistens nur dann, wenn ein Rudel Tüpfelhyänen ihn mit einer ungesicherten Beute erwischen und er sich auf einen Kampf um seine Beute einläßt, wobei es durchaus vorkommt, daß der Leopard Erfolg hat und seine Beute vor den Tüpfelhyänen retten kann. Aber er wird immer versuchen, einer offenen Konfrontation, so gut es geht, aus dem Weg zu gehen. Auch mit Geparden können Leoparden für beide Seiten unangenehme Auseinandersetzungen haben, wobei der Leopard bei einer Konfrontation durch seinen Körperbau etwas im Vorteil ist. Allerdings heißt das nicht, daß er auch meistens gewinnt. Durch die Überlegenheit des Geparden in der Geschwindigkeit stehen die Chancen, wenn es zu einer Konfrontation kommt, ungefähr gleich.
Eine weitere Gefahr kann auch ein allzu wehrhaftes Beutetier sein. Die Hörner mancher seiner Beutetiere können für ihn durchaus eine Bedrohung darstellen.

Jagdverhalten

Leoparden sind ganz eindeutig reine Fleischfresser Das geht aus ihrem ganz typischen Raubtiergebiß, insbesondere mit den scharfen Reißzähnen, hervor; aber auch aus ihrem Verdauungsapparat und schließlich aus ihren Verhaltensweisen. Dennoch glaubt man das sie gelegentlich auch pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Leoparden haben ein außerordentlich breites Spektrum an möglichen Beutetieren. Es reicht von Käfern über Reptilien bis zu Vögeln und Großsäugern. So wurde bereits einmal in einem Baum eine relativ ungewöhnliche Beute eines Leoparden gefunden: Ein Krokodil.
Wenn irgendwie möglich versuchen Leoparden, Säugetiere im Gewicht von 30 bis 50kg zu erbeuten. Was Leoparden fressen, richtet sich in allererster Linie nach dem Nahrungsangebot des jeweiligen Lebensraums. Dementsprechend sind sie auch nicht an starre Jagdmethoden gebunden, sondern in der Wahl ihrer jeweiligen Jagdform äußerst flexibel.
Dadurch ist es auch nicht möglich, bei einem so umfangreichen Speisezettel, wie ihn Leoparden haben, die generelle Bevorzugung bestimmter Beutetiere anzugeben.

Jagdformen

Wie bereits erwähnt richtet sich der Leopard nach dem Nahrungsangebot. Und nach dem Nahrungsangebot richtet sich die Jagdmethode. Grundsätzlich beherrschen die Leoparden alle fünf Jagdmethoden.
Meist werden Leoparden als nächtliche Jäger angesehen. Doch es wurde keine generelle Vorliebe für bestimmte Jagdzeiten gefunden. Der Zeitpunkt einer Jagd hängt wohl mit der Verfügbarkeit der Beutetiere zusammen, die dem Leoparden jeweils über den Weg laufen.

    Anschleichjagd
    Anschleichjagden gehören zu den häufigsten Jagdmethoden des Leoparden. Das Prinzip der Anschleichjagd ist relativ simpel. Die Leoparden versuchen, so nahe wie möglich unbemerkt an ihre Opfer heranzukommen, so daß diese keine Zeit mehr auch nur zum Ansatz einer Flucht finden. Wie oft Leoparden jagen, hängt natürlich von der Größe ihrer Beutetiere ab, aber auch davon, ob die Beute allein vom Jäger oder von einer Mutter mit ihren Jungen gefressen wird. Eine Rolle spielt ebenfalls, ob die Beute womöglich von anderen Raubtieren übernommen werden könnte. Im allgemeinen schlägt ein Leopard erst dann wieder Beute, wenn der letzte Riß aufgefressen ist oder gestohlen wurde. Gelegentlich wurden Ausnahmen beobachtet, wie etwa eine Mutter, die ihre Kinder in die Selbständigkeit entläßt und ihnen zuvor noch Vorräte in die Bäume hängt. Bei der Anschleichjagd erbringen Leoparden oft enorme Leistungen. In der Kalahari und anderen kargen Wüstengegenden müssen sie sich über enorme Strecken fast ohne Deckung an ihre Opfer heranschleichen.
    Lauerjagd
    Die reine Lauerjagd, ist eine häufige Methode. Leoparden, die den Tag auf Bäumen verbringen, benutzen diese oft als erhöhten Ansitz. Mit bemerkenswerter Geduld lassen sie Herden grasender Tiere in geeigneter Größe an sich oder gelegentlich direkt unter ihrem Ausguck vorbeiziehen oder auf sich zuweiden. Wenn der Ast, auf dem der Leopard ruht, nicht zu hoch ist, kann er direkt von oben auf seine Beute springen. Meistens verlassen Leoparden aber zum Jagen ihre Warte auf dem Baum. Sie klettern dazu vorsichtig an der für das auserwählte Opfer nicht sichtbaren Seite des Baumstammes herab und suchen Deckung hinter dem Stamm oder - wenn vorhanden - hinter anderer dichter Vegetation. Dabei können sie nach sehr langer Wartezeit auf einem Ast des Baumes noch einmal dieselbe Zeit am Fuß des Baumes zubringen, um auf solche Tiere zu warten, die sie von oben über längere Zeit bei der Annäherung zu
    dem betreffenden Baum beobachtet haben. Es liegen keine Beobachtungen oder Berichte darüber vor, ob Leoparden sich ihre Opfer bereits zu Beginn der Anschleich- oder auch Ansitzjagd auswählen oder ob sie es mehr dem Zufall überlassen, welches Tier einer Gruppe sie töten wollen.
    Verfolgungsjagd
    Die Jagdform des Verfolgens ist bei Leoparden sehr selten und kommt höchstens fürdie wenigen letzten Meter nach einer Anschleich- oder Lauerjagd in Frage.
    Stöberjagd
    Diese ist zwar nicht typisch für den Leoparden, dennoch gar nicht allzu selten zu beobachten. Abseits liegende Kitze von Hornträgern oder sich reglos an den Boden drückende Hasen werden oft rein durch Zufall im Vorübergehen entdeckt, und nicht gezielt angeschlichen.
    Aneignung fremder Beute
    Wenn man ein Raubtier an einem Riß fressen sieht, ist es immer schwer zu sagen, ob es diese Beute selbst erjagt oder von einem anderen Tier übernommen hat. Die Übernahme kann aktiv erfolgen, indem der ,rechtmäßige' Besitzer unter Drohen vertrieben wird oder passiv, indem sich der Besitzer ohne gezielte Drohung verdrückt und dem biologisch stärkeren Raubtier die eigene Beute überläßt. Es kann sogar passieren, daß ein und dieselbe Beute mehrfach den Besitzer wechselt.
    Beutesicherung
    Einen gewissen Prozentsatz der von Raubtieren gefressenen Beutetiere haben die daran Fressenden also einem anderen Raubtier abgenommen und den Riß gar nicht selbst geschlagen. Manchmal wird auch dem Leoparden seine selbst erlegte Beute von Löwen oder Tüpfelhyänen abgenommen. Auch Geier holen sich gelegentlich Teile der Leopardenbeute.
    Der Leopard beugt einem solchem Raub seiner Beute durch zwei Maßnahmen vor. Bei der einen Methode bedeckt er seine Beutereste, wenn sie am Boden liegen, mit Gras, Zweigen oder Laub, indem er dieses bedeckende Material mit allen vier Beinen darüber scharrt.
    Die andere, ,einzigartige' Methode der Beutesicherung ist, sie auf einen Baum zu bringen was als Sicherung der Beute vor Aasfressern bevorzugt wird. Der Leopard bleibt bei seiner auf den Baum geschleppten Beute etwa zwei bis drei Tage in der Nähe. Er frißt den Riß von der Unterseite her an, bis schließlich nur noch Kopf, Hals und Rücken vorhanden sind. Die Beine bleiben meist an losen Hautstreifen am Rumpf hängen und pendeln dann hin und her.
    Diese Art der Beutesicherung wird um so wahrscheinlicher, je größer die Gefahr ist, daß dem Leoparden der Riß abgenommen wird.

Sozialverhalten

Auf den ersten Blick erscheint das Sozialverhalten des Leoparden nicht besonders facettenreich. Er führt ein ausgesprochen einzelgängerisches Leben. Das bedeutet jedoch keineswegs, daß die einzelnen Tiere in aneinanderstoßenden oder sich überlappenden Streifgebieten nicht miteinander in Kontakt stehen. In der Realität haben Leoparden einander viel mitzuteilen und daraus resultieren Verhaltensweisen, die eben das für uns Menschen wenig augenfällige Sozialleben dieser Art ausmachen. Sieht man von den wenigen Tagen ab, an denen eine Leopardin im Östrus ein Männchen anzieht und auch in ihrer Umgebung duldet, setzen erwachsene Leoparden alles daran, einander nicht zu begegnen. Dabei können zwei Individuen sehr dicht beieinander leben und ihren täglichen verschiedenen Bedürfnissen nachgehen. Die Streifgebiete benachbarter Leopardinnen überlappen sich erheblich. Die viel größeren Streifgebiete männlicher Leoparden können sich mit denen mehrerer Weibchen überschneiden. Mit den Mitteln des Markierverhaltens, geben alle benachbarten Leoparden einander häufig sehr detaillierte Auskünfte über ihren Aufenthalt, ihren Status, ihre sexuelle Aktivität, ihren Gesundheitszustand und vieles andere. Während Tierarten, die in sozialer Gemeinschaft leben, solche Signale vielfach dazu benutzen, sich aneinander zu binden und möglichst problemlos miteinander zu leben, ist das bei Leoparden gerade umgekehrt. Sie informieren einander darüber, wie jeder von ihnen es anstellen muß, dem anderen unter keinen Umständen zu begegnen. Jeder Leopard wird alles daran setzen, um nicht mit einem Artgenossen zusammen leben zu müssen.

Fortpflanzung

Die Paarungsbereitschaft der Leopardin dauert 6 bis 7 Tage. Tritt keine Trächtigkeit ein, wiederholt sich der Östrus alle 25 bis 28 Tage. Zuvor gibt die Leopardin ihre Paarungswilligkeit allen Männchen bekannt, deren Territorien sich mit ihrem Streifgebiet überschneiden. In großer Unruhe durchstreift sie für die Ankündigung ihrer Kopulationsbereitschaft vor allem das Kerngebiet ihres Streifgebietes. In diesen Tagen markiert sie unzählige auffällige Punkte, wie Bäume, Felsen, Felsbrocken, Büsche oder Grasbüschel. Diese Harnmarkierungen signalisieren den Männchen, die daran riechen, wie weit es mit dem Östrus der rolligen Leopardin ist. Danach findet meist ein Bodenkratzen mit den Hinterpranken statt. Nicht selten wälzen sich brünstige Leopardinnen in den Harnstellen männlicher Leoparden. Sie rollen sich dabei auf solchen Duftmarken im Gras über den Rücken und versuchen, große Teile des Fells mit dem Geruchsfleck auf dem Boden in Berührung zu bringen. Die Bezeichnung ,Rolligkeit' für dieses Verhalten ist sehr treffend.

Mutter-Kind Beziehung

Ein anderer Teil des Sozialverhaltens der Leoparden spielt sich zwischen Mutter und Kind ab. Auch dieses Verhalten trägt die charakteristischen Züge wie bei allen Mitgliedern der Familie der Katzen. Allein zur Bewerkstellung dieser recht lange dauernden Periode der äußerst innigen und liebevollen Mutter-Kind-Bindung sind umfangreiche Ausdrucksmittel erforderlich. Die wechselseitige Verständigung erfolgt auf optischem, geruchlichem, lautlichem und vor allem auch taktilen Wege. Die Jugendentwicklung weist eine erhebliche Schwankungsbreite auf. Das hängt nicht nur mit der Eigenentwicklung der Jungtiere sondern auch mit den Fähigkeiten der Mutter zu fürsorglichen Verhaltensweisen zusammen. Bei Leopardenmüttern wächst die Erfahrung von Wurf zu Wurf. Eine bei der Aufzucht erfolgreiche, gute Mutter kann viele Einzelheiten der Gefährdung ihrer Jungen erfassen. Felshöhlen mit engen Eingängen sind für die Jungtiere als sichere Verstecke besser geeignet als Dickichte aus Busch oder gar Gras. Höhlen in Korongos können überflutet werden, das muß eine Leopardenmutter im Voraus ,bedenken'. Damit muß sie Wetter- und Klimavoraussagen kennen. Die Nähe eines Wasserloches ist zwar für das Trinkbedürfnis der Mutter günstig, dennoch nicht immer ,unkritisch' als Vorteil zu werten. Eine Tränke zieht nämlich auch andere Tiere an, auch solche, die den Jungen gefährlich werden können. Der Schutz der Jungen ist eine schwere Aufgabe für die Leopardenmutter. Er beruht auf Erfahrungen und gewissen Fähigkeiten zur Voraussicht. Normalerweise bringen Leopardinnen nur ein oder zwei Junge bis zur völligen Reife durch.

    Frühe Jugendentwicklung
    Eine feste Geburtensaison ist bei Leoparden in Ostafrika und in den Waldgebieten nicht bekannt. Babys werden also das ganze Jahr über geboren. Im Krüger Park fallen meist die Geburten der Leoparden zusammen mit der Häufung der Impalageburten, die dort die wichtigste Beute der Leoparden sind. Als Geburtsort dienen schwer auffindbare, unzugängliche Verstecke. In weiten Teilen Afrikas sind das Höhlen in Felsen, aufeinander liegende Felsblöcke, buschbestandene Bodenvertiefungen oder Strauchdickichte. Solche Plätze und ihre Umgebung dienen dann später auch der Jungenaufzucht. Im Wald lebende Leoparden benutzen zur Aufzucht oft ausgehöhlte Baumstämme.
    Jungenernährung
    Zum Säugen legt sich die Leopardin meist auf die Seite. Es kommt häufig vor, daß alle Kinder gleichzeitig gesäugt werden. Sie können aber auch einzeln zur Mutter zum Trinken kommen. Manchmal gibt es gewisse Rangeleien beim Trinken, weil ein Jungtier in unbequemer Haltung liegt. Dann kann es sein, daß dieses ganz mit dem Trinken aufhört und wartet, bis das Geschwisterkind mit dem Trinken fertig ist. Leoparden beginnen durchschnittlich im Alter von 2-3 Monaten Fleisch zu fressen. Sie sind dann durchaus schon in der Lage, der Mutter ein paar hundert Meter hinterherzulaufen. Doch manchmal bringt in diesem Alter auch noch die Mutter den Riß zu den Jungen.
    Spielen und Jagdspiele
    Mit dem Älterwerden erreichen die Muskulatur, ihre Koordination und die Bewegungen bei den Jungtieren eine Reife, die sie in die Lage versetzen, mit den ersten Jagdversuchen zu beginnen. Diese gelten zunächst kleineren Tieren, manchmal sogar nur vom Winde bewegten Gegenständen. Ein Schmetterling, eine Heuschrecke oder eine vorüberhuschende Echse erregen die Aufmerksamkeit eines Leopardenjungen und lösen einen unwiderstehlichen Drang aus, Jagdverhalten auszuüben. Die Spiele der Jungen untereinander tragen deutliche Züge des Jagdverhaltens. Wenn mehrere Junge vorhanden sind, spielen diese untereinander zur Einübung von Jagdverhalten. Ist nur ein Junges bei der Mutter, dient diese als Spielkamerad und Übungspartner. Nach kurzer Zeit des Übens - bestimmt mit vier oder fünf Monaten - läuft eine spielerische Jagd auf Artgenossen sehr viel realitätsnäher ab als zu dem Zeitpunkt, als der Jagdtrieb erwachte.
    Eine Sonderform ist das Objektspiel. Nach kleineren Gegenständen wird häufig zunächst mit einer Pranke geschlagen, dann wird auch die andere benutzt, beide Pranken können wechselweise eingesetzt werden, aber auch gemeinsam zupacken. Beliebt sind Spiele, bei denen das Objekt fortgeschleudert wird und dann blitzartig erneut ergriffen wird. Bei manchen Formen des Objektspiels wird auch das Gebiß eingesetzt. So spielen Leoparden mit einem Stück Holz, einem ausgeblichenen Knochen oder irgendwelchen anderen Gegenständen. Diese werden dann angeschlichen, bekommen einen Hieb versetzt und werden dann aufgefangen und schließlich gebissen.
    Verlassen der Mutter
    Junge Leoparden verlassen ihre Mütter durchschnittlich zwischen 13 und 18 Monaten, Söhne meist früher als Töchter.
    Die Lösung des Mutter-Kind-Verhältnisses erfolgt erst nachdem die Jungtiere in der Nahrungsversorgung unabhängig geworden sind. Im allgemeinen bleiben junge Leoparden noch für unterschiedlich lange Zeit im Streifgebiet der Mutter. Weiblicher Nachwuchs kann sogar das eigene Streifgebiet in der Nachbarschaft zu dem der Mutter mit mehr oder weniger großer Überlappung lebenslänglich etablieren.
    Männlicher Nachwuchs ist meist kühner, er wandert auch zuerst die weitesten Strecken vom Lagerplatz weg und erklettert früher Bäume. Männliche Jungleoparden pflegen auch in weite Entfernungen auszuwandern. Das ist sicherlich ein Mittel der Inzuchtvermeidung.

Der Leopard und der Mensch

Die Beziehungen zwischen Leopard und Mensch sind überwiegend durch wirtschaftliche Interessen des Menschen bestimmt gewesen. Einmal gefährdete der Leopard die Haustiere, man hielt ihn sogar für einen gefährlichen menschenfressenden Nachbarn. Sodann war sein Pelz ein begehrenswertes Handelsobjekt für luxuriöse Kleidung. Schließlich war die Sportjagd überseeischer Großwildjäger eine Einnahmequelle für die Landeigner, in deren Regionen Leoparden vorkamen. Erst in den letzten zehn bis zwanzig Jahren begann der Mensch, die außerordentliche Ästhetik dieser eleganten, geschmeidigen Großkatze zu würdigen. In den Kulturstaaten interessieren sich die Menschen inzwischen mehr für die faszinierende Lebensweise und die Eleganz des Leoparden als für dessen Abschuß aus Mode oder Statusgründen. Auch aus ethischen Gründen widmet der Mensch heute der gefleckten Afrikanischen Großkatze seine Aufmerksamkeit:

Leoparden sind eine Weltweit von der Ausrottung bedrohte Tierart. Sie stehen auf der roten Liste.

Berührungspunkte zwischen Leopard und Menschen gab es bereits in der Frühzeit der Menschwerdung. Schon in der Olduvaischlucht in Nordtansania waren während umfangreicher Ausgrabungen Skelette von Leoparden neben denen von Frühmenschen gefunden worden. Nach anthropologischen Forschungen ist es durchaus wahrscheinlich, daß diese unsere Vorfahren ihren Fleischbedarf wahrscheinlich als ,marginale Aasfresser' deckten. Sie ernährten sich von den Resten der Beute aller Raubtiere sowie auch von verendet aufgefundenen Tieren.
Sie haben dabei auch dem Leoparden seine Beute abgenommen. Es ist wesentlich leichter, einen Leoparden - weil er Einzeljäger ist - von seinem Riß zu vertreiben als ein Löwenrudel von seiner Beute. Außerdem gab es Leoparden auch in Gegenden, in denen keine Löwen oder andere Großraubtiere lebten, von denen die Frühmenschen Beutekadaver hätten übernehmen können.
Leoparden machen ja selbst da noch Beute, wo Löwen oder Tüpfelhyänen keine ausreichende Nahrung finden. An das Knochenmark und gelegentlich an das Hirn als womöglich einzigem Überbleibsel von einer Gazelle kamen die Frühmenschen mit ihren Steinwerkzeugen gut heran.
Es verbindet den Menschen der grauen Vorzeit mit dem Leoparden, dass die Krone der Schöpfung u.a. von den Brosamen der scheuen Großkatze lebte.

Welche Einstellung der einzelne Mensch dem Leoparden gegenüber einnimmt, hängt von seiner persönlichen Situation ab. So kann der Leopard für den Menschen verteufelter Feind der Haustiere, lockender Pelzlieferant für exklusive Kleidung, begehrtes Objekt für die Trophäenjagd oder bezauberndes Mitgeschöpf mit großartigen Lebensgewohnheiten sein. Dorfbewohner in landwirtschaftlich genutzten Gebieten, in denen Leoparden existieren, sind keine Freunde der gefleckten Katze. Leoparden leben inzwischen auch gerne in dichtbesiedelten Gebieten. So wurde um 1970 von einer beträchtlichen Zahl Leoparden berichtet, die in den mit Waldstrecken durchsetzten Vororten von Nairobi lebten.

Für die weltweite Bedrohung des Leoparden gibt es in den letzten Jahrzehnten zwei Gründe: Wilderei und Zerstörung des Lebensraums.
Nachdem durch das Artenschutzabkommen der Fellhandel unter Kontrolle gekommen ist und sich das Modebewußtsein der reichen Pelzträgerinnen gewandelt hat, ist die Wilderei auf Leoparden in Afrika deutlich eingedämmt. In vielen afrikanischen Ländern sind Wildererbekämpfungsmaßnahmen eingeführt worden, die durchaus erfolgreich waren. Dagegen hat sich die Besiedelung und Zerstörung des Lebensraumes des afrikanischen Leoparden teilweise erheblich verstärkt.


(Dieser Artikel ist eine Textspende von Andreas Hoffmann, die er dankenswerterweise der Wikipedia zur Verfügung gestellt hat, unter der Bedingung, dass seine ursprüngliche Arbeit unverändert abzurufen ist, was diese Artikelversion bewerkstelligt.)