Kloster Meitersdorf

Koordinaten: 51° 3′ 50″ N, 8° 47′ 6″ O Das Kloster Meitersdorf war ein lediglich von 1494 bis 1529 bestehender Konvent von Franziskaner-Tertiaren. Es erlangte Bekanntheit, weil dort Ordensleute und Laien Kunsthandwerk auf hohem künstlerischen Niveau praktizierten. Aus unbekannten Gründen hat sich für den ursprünglich Meyterdorff bzw. Meiterdorf genannten Ort die heutige Schreibweise mit „s“ durchgesetzt.

Lage

Das Kloster befand sich auf 294 m Höhe über dem westlichen, orographisch linken Ufer der Eder gegenüber der damals kleinen und nur rechtsseitigen Stadt Frankenberg im heutigen Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen. Das Gelände ist heute vom Frankenberger Stadtteil Ederdorf überbaut.

Geschichte

Das Kloster, ein Männerkloster, wurde – laut Wigand Gerstenbergs Stadtchronik von Frankenberg – im Jahre 1494 von Landgraf Wilhelm II. von Hessen als convent von der tercienregeln sent Fransisci in Ederdorff genant Meyterdorff gegründet.[1] Der Konvent bestand mehrheitlich aus Laienbrüdern, die wahrscheinlich aus Marburg kamen und von denen viele als Maler oder Schnitzer ausgebildet waren. Innerhalb weniger Jahre bauten sie eine schon bald weithin berühmte Werkstatt auf und erstellten sakrale Kunstgegenstände auf Bestellung. Als Vorlagen verwendeten sie insbesondere Passionszyklen von Martin Schongauer, Albrecht Dürer und Lucas Cranach d. Ä.[2] Der in Frankenberg aufgewachsene Philipp Soldan mag seine Ausbildung in dieser Werkstatt erhalten haben.[2] Die Werkstatt war nachweislich zwischen 1503 und 1523 tätig: für beide Jahre sind Zahlungen des Augustinerchorherrenstifts Volkhardinghausen an die Meitersdorfer Werkstatt dokumentiert.

Werke (Auswahl)

Schnitzaltar von 1521

Zu den heute noch existierenden Arbeiten der Werkstatt zählen:

Ende

Das Kloster bestand nicht lange. Bereits im Jahre 1526 führte Landgraf Philipp I. die Reformation in der Landgrafschaft Hessen ein und der Konvent, dessen Besitz bereits 1525 inventarisiert worden war, wurde aufgelöst. Die Konventsmitglieder wurden 1529 vertrieben. Das baulich wohl bescheidene Kloster soll in der Folgezeit verwüstet worden sein; schon 1582 existierten die Konventsgebäude nicht mehr.[2]

Fußnoten

  1. Hermann Diemar (Bearb.): Die Chroniken des Wigand Gerstenberg von Frankenberg(= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Chroniken von Hessen und Waldeck, Band 1). Elwert, Marburg, 1909, Nachdruck: Elwert, Marburg, 1989, ISBN 3-7708-0911-4, S. 469 (uni-duesseldorf.de)
  2. a b c d Ulrich Ritzerfeld (Bearb.): Hessischer Städteatlas: Frankenberg (Eder), Textheft, Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Marburg, 2008, ISBN 978-3-87707-722-1, S. 10
  3. a b c Julia Liebrich (Bearb.): Mittelalterliche Retabel in Hessen: Münden (Lichtenfels), ev. Kirche Dalwigksthaler Flügeltafeln, um 1520; Universität Heidelberg, 2015

Literatur

  • Christiane Weber: Der Flügelaltar aus Kleinern im Verhältnis zu den übrigen Werken aus der Meitersdorfer Franziskanerwerkstatt; Auswertung der restauratorischen Untersuchungsbefunde. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen: Denkmalpflege und Kulturgeschichte, Heft 2, Wiesbaden, 2015, S. 12–20.
  • Esther Meier: Kunstproduktion in den Franziskanerklöstern zu Korbach und Meitersdorf. (= Dortmunder Schriften zur Kunst, Studien zur Kunstgeschichte. Band 1; Waldeckische Forschungen. Band 15). Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-8047-6.
  • Wilhelm Dersch: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, Bd. 12). Elwert, Marburg 1915, S. 118

Weblinks