Einwohnerentwicklung von Ilmenau

Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Ilmenau wieder.

Historische Entwicklung

Einwohnerentwicklung von Ilmenau. Oben ab 1340 bis 2018. Unten ein Ausschnitt ab 1871

Die Einwohnerzahl Ilmenaus schwankte in der Zeit zwischen ihrer Gründung und dem Stadtbrand von 1752 zwischen etwa 400 und etwa 1500. Es gab mehrere Blütephasen des Bergbaus, in denen sich die Zahl erhöhte, andererseits gab es aber auch Epidemien, Kriege und Stadtbrände, die die Einwohnerzahl stark sinken ließen.

Als in der Zeit der Reichsgründung (1871) und des Eisenbahnanschlusses (1879) die Industrialisierung in Ilmenau einsetzte, vervierfachte sich die Einwohnerzahl bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Die Zuzügler waren vor allem Bauern aus den Ostgebieten, Mecklenburg und Westfalen sowie Glasmacher aus der Thüringer Umgebung und aus dem Westerwald. Sie fanden in den zahlreichen Glas- und Porzellanfabriken Ilmenaus einen Arbeitsplatz. Eine zweite Zuzugswelle begann Ende der 1970er-Jahre bedingt durch die Errichtung der Industriegebiete im Nordosten der Stadt. Diese Menschen fanden in den Großkombinaten Arbeit und wohnten in den Neubaugebieten Stollen und Pörlitzer Höhe. Sie stammten vor allem aus den Dörfern des Thüringer Waldes, in denen parallel zu der Errichtung des Ilmenauer Industriegebietes die Glashütten geschlossen wurden, aber auch aus den dichtbesiedelten alten Industrieregionen Mitteldeutschlands (Raum Leipzig-Halle), Ostthüringens und Westsachsens.

Aktuelle Entwicklung

Nach der Wiedervereinigung sank die Einwohnerzahl zunächst stark, stabilisierte sich jedoch dann wieder. Anschließend machte sich der demografische Wandel mit steigendem Altersdurchschnitt und Geburtendefizit bemerkbar, während sich die Wanderungssituation entspannt hat und dieser Saldo relativ ausgeglichen ist. Mit dem heutigen Gebietsstand (inklusive der Eingemeindungen von 1994) lebten am 31. Dezember 1989 31.660 Einwohner in Ilmenau. 2010 waren es 26.022 Einwohner, damit liegt der Rückgang seitdem bei 17,8 % (allein 14,2 % zwischen 1989 und 2000).[1]

Am 31. Dezember 2011 lebten in Ilmenau 1.323 Ausländer (5,16 %). Die Herkunftsregionen weichen dabei stark vom bundesdeutschen Durchschnitt ab: die größten Gruppen bilden die Chinesen (186), gefolgt von den Russen (127), den Syrern (97), den Ukrainern (79) und den Vietnamesen (70).[2] Während Chinesen und Syrer überwiegend als Studierende an der Technischen Universität tätig sind, wanderten die Vietnamesen als Vertragsarbeiter bereits zu DDR-Zeiten ein. Russen und Ukrainer kamen vor allem in den 1990er-Jahren nach Ilmenau.

Die Bevölkerung setzte sich 2010 aus 9,73 % unter 15-Jährigen, 67,98 % 15- bis 65-Jährigen und 22,30 % über 65-Jährigen zusammen. Im Jahr 2000 lagen diese Werte bei 12,06 %, 72,16 % und 15,78 %.[3]

Bevölkerungsprognosen

Bevölkerungsprognosen sind von sehr vielen Faktoren abhängig, daher schwer zu treffen und mit einer gewissen Fehlerquote behaftet. Bereits jetzt absehbare Entwicklungen sind eine zunehmende Alterung der Bevölkerung sowie ein mittelfristig steigendes Geburtendefizit auf der Seite der natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Dieses wird hervorgerufen, weil die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter in Zukunft relativ stark abnehmen wird, wenn die geburtenschwachen Jahrgänge der 1990er-Jahre in die Familiengründungsphase eintreten. Dadurch entsteht ein „zweiter Geburtenknick“ um das Jahr 2020 als Folge des ersten Geburtenknicks unmittelbar nach der Wende 1990. Andererseits wird dieser Effekt zeitlich gestreckt, da die Mütter bei der Geburt im Durchschnitt immer älter werden.

Die Seite der räumlichen Bevölkerungsentwicklung (Wanderungen) ist schwer prognostizierbar. Maßgebliche, sich schnell verändernde Faktoren sind neben der ökonomischen Gesamtentwicklung vor Ort, im Inland und den Herkunftsländern der Migranten auch die staatliche Migrationspolitik sowie lokale Einflüsse. In Ilmenau ist die Universität der wichtigste lokale Faktor (ihre Studentenschaft stellt knapp 25 % der gesamten Einwohner); je attraktiver sie ist, umso mehr junge Menschen werden in die Stadt gezogen. Ein weiterer lokaler Faktor ist die Interaktion mit dem unmittelbaren Umland. Die Dörfer des Thüringer Waldes sind seit Jahrzehnten massiv vom demografischen Wandel und Überalterung betroffen, sodass neben der Bevölkerung dort auch die infrastrukturelle Erschließung (Geschäfte, Versorgung mit Dienstleistungen, öffentlicher Nahverkehr) rückläufig ist. Ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, können dort nur schwer ihre Bedürfnisse erfüllen, sodass ein Umzug in die nächste Stadt ihren Alltag wesentlich erleichtert oder sogar notwendig wird. Daraus resultiert eine weitere Gruppe potenzieller zukünftiger Zuwanderer für die Stadt Ilmenau.

Die maßgebliche Gruppe der Abwandernden sind junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Deren Anzahl in Ilmenau ist durch den Geburtenknick nach der Wende geringer geworden, sodass der Abwanderungsdruck (etwa gegenüber der Zeit um die Jahrtausendwende) stark nachlässt, was die Zahl der Fortziehenden senkt und somit für einen positiveren Wanderungssaldo sorgt. Im Jahr 2009 wurde beim Wanderungssaldo der Wendepunkt in den positiven Bereich erreicht und es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um eine nachhaltige Entwicklung handelt.

Insgesamt wird die Bevölkerung Ilmenaus in den nächsten Jahren gleich bleiben oder leicht zurückgehen. Das Thüringer Landesamt für Statistik sagte für das Jahr 2020 24.349 Einwohner voraus, was einem Rückgang von 6,3 % gegenüber dem Basisjahr 2009 entspricht.[4] Die Bertelsmann-Stiftung sagt für das Jahr 2020 23.540 Einwohner voraus, was einem Rückgang von 9,3 % gegenüber dem Basisjahr 2009 entspricht. Im Jahr 2012 zeichnet sich bereits ab, dass diese Prognosen zu pessimistisch sein könnten.[5] Durch die umfangreichen Eingemeindungen in den Jahren 2018 und 2019 stieg die Einwohnerzahl auf über 38.000, wodurch Ilmenau nun eine der zehn größten Städte Thüringens ist.

Tabellarische Darstellung

Quelle seit 1994: Thüringer Landesamt für Statistik[6]

JahrEinwohner
um 1340ca. 800
um 1450ca. 550
um 1615ca. 1.400
um 1640ca. 600
um 1650ca. 1.000
17711.495
17831.628
17841.667
17851.659
17861.764
17871.877
17881.903
17891.963
17901.919
17992.001
18172.160
18322.596
18362.661
18372.543
18382.683
18392.722
18402.759
18412.766
18422.843
18432.809
18462.796
JahrEinwohner
18492.791
18522.818
18552.887
18583.026
18612.732
18643.128
18673.222
18713.443
18753.760
18804.593
18855.483
18906.508
18957.956
190010.419
190511.223
190711.584
190912.257
191012.198
191911.663
192112.559
192212.859⁠1
192313.051
192413.531
192513.614
192614.074
192714.361
JahrEinwohner
192814.461
192914.566
193014.687
193114.601
193214.598
193314.552
193414.257
193514.486
193614.504
193714.706
193815.019
193917.0642
194017.279
194116.668
194216.876
194316.392
194418.748
194521.8623
194618.668
194719.335
194919.352
195019.108
196017.738
197019.634
197419.000
197722.700
JahrEinwohner
198026.293
198128.7494
198529.481
198729.500
198929.293
199028.454
199127.642
199227.622
199329.2825
199428.899
199528.514
199628.100
199727.988
199827.700
199927.524
200027.176
200127.124
200227.249
200327.157
200426.833
200526.737
200626.540
200726.307
200825.984
200925.979
201026.022
JahrEinwohner
201126.122
201226.070
201325.949
201425.923
201526.153
201625.946
201725.975
201836.7166
201938.8917
202038.637
202138.521
202239.127
1 
1922: Grenzhammer und Neuhaus
2 
1939: Roda
3 
1945: inkl. Kriegsflüchtlinge
6 
2018: Wert für Gebietsstand ab dem 6. Juli 2018
7 
2019: Wert für Gebietsstand ab dem 1. Januar 2019

Geburten- und Wanderungssaldo

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik[7][8]

JahrGeboren/GestorbenGeburtensaldoZuzüge/FortzügeWanderungssaldo
1994150/298−148872/1107−235
1995156/310−1541053/1284−231
1996174/324−1501083/1347−264
1997193/286−931194/1211−17
1998190/302−1121133/1311−178
1999198/277−791391/1488−97
2000171/312−1411301/1508−207
2001193/292−991644/1597+47
2002158/293−1351709/1449+260
2003178/262−841635/1643−8
2004167/256−891620/1856−236
2005206/203+31633/1735−102
2006173/260–871700/1811–111
2007206/285–791682/1836–154
2008201/267–661671/1930–259
2009207/293–861727/1649+78
2010206/277–711747/1631+116
2011181/291−1101848/1757+91
2012196/328−1321826/1752+74
2013179/329−1501812/1793+19
2014189/307−1181890/1795+95
2015219/329−1102137/1795+342
2016209/341−1322058/2119−61
2017191/336−1452042/1886+176
2018295/487−1922275/1995+280
2019281/527−2462268/2141+127
2020267/552−2851898/1852+46
2021284/686−4022186/1891+295
2022232/677−4453012/1954+1058

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. TLUG, Umwelt regional
  2. Ausländerstatistik zum 31. Dezember 2011 (Memento des Originals vom 31. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ilmenau.de
  3. Altersgruppenstatistik, TLS
  4. Bevölkerungsprognose des TLS
  5. Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung. Abgerufen am 4. Januar 2022.
  6. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, TLS
  7. Geburten und Sterbefälle, TLS
  8. Wanderungen, TLS