Selm liegt innerhalb der Großlandschaft der Westfälischen Bucht in der naturräumlichen Haupteinheit des Kernmünsterlands an der südwestlichen Grenze. Die Stadt grenzt an die Lippe. Die Ministerkonferenz für Raumordnung legte fest, dass Selm innerhalb der Metropolregion Rhein-Ruhr liegt. Dem städtischen Verdichtungsraum des Ruhrgebiets wird Selm demnach also offiziell zugerechnet. Die Stadt Selm nimmt unterdessen auch am Kultur- und Großprojekt Ruhr.2010 teil. [2].
Selm gehört über den Kreis Unna dem Regionalverband Ruhr an, der die Regionalplanung in Masterplänen festlegt.
Stadtgliederung
Die kreisangehörige Stadt Selm gliedert sich in vier Stadtteile. Dem im Norden des Stadtgebiets gelegenen namensgebenden Selm fügt sich südlich Beifang an. Im Südwesten des Stadtgebiets liegen der Verwaltungssitz Bork (mit den Bauerschaften Altenbork, Hassel und Netteberge) und östlich davon Cappenberg.
Erste Siedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit nach Ausgrabungen in der Bauerschaft Ternsche.
Urkundlich erwähnt wurde die Stadt erstmals im Jahr 858 als zinspflichtig dem Benediktiner-Kloster Herford mit dem Namen „Seliheim“. Daraus entwickelte sich später über „Selheim“ und „Selhem“ der heutige Name „Selm“.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1946 gehörte Selm zur preußischenProvinz Westfalen. Nach 1815 wurde aus den Kirchspielen Bork, Selm und Altlünen die Bürgermeisterei Bork gebildet. 1843 wurde mit Einführung der Westfälischen Landgemeindeordnung die Bürgermeisterei zum Amt Bork mit den Gemeinden Bork, Selm und Altlünen. Das Amt gehörte bis Ende 1974 dem Kreis Lüdinghausen an.
1906 wurde mit dem Abteufen der Zeche Hermann in Beifang begonnen. Die Industrialisierung brachte ein Anwachsen der Einwohnerzahl der Gemeinde Selm von 2.000 auf 10.000 mit sich. Die Zeche beschäftigte bis zu 3.500 Arbeitnehmer. Die hohe Zahl der Arbeitslosen durch die Stilllegung des Bergwerks im Jahr 1926 brachte die Gemeinde in eine wirtschaftliche Notlage.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten viele Bergleute – vor allem der Zeche Minister Achenbach im Lüner Stadtteil Brambauer – und Bergbaurentner mit ihren Familien in Selm-Beifang. Die Gemeinde entwickelte sich im Verlauf der Zeit zu einer Wohnstadt für viele Menschen, die im Ruhrgebiet arbeiten. 1958 feierte Selm sein 1100-jähriges Bestehen.
Die Stadtrechte erhielt Selm mit Wirkung vom 27. September 1977.
Bundesweite Bekanntheit erreichte Selm durch die vom ADAC und vom MSC Bork 1997 durchgeführte Aktion „(K)ein Schild in Selm“, bei der eine Woche lang 600 der 1100 Verkehrsschilder in Selm mit einem gelben Sack verhängt waren. Ziel dieser Aktion war es, auf den wachsenden Schilderwald aufmerksam zu machen. Nach der Aktion wurden 43 Prozent der Schilder abmontiert. Noch heute wird in verschiedenen Medien auf diese Aktion hingewiesen. Der ADAC spricht sogar vom „Selmer Modell“, wenn Städte versuchen, ihren Schilderwald einzudämmen.[3]
Am 13. Juni 2008 jährte sich zum 1150. Mal die erste urkundliche Erwähnung Selms.
Wappen
Das Wappen zeigt in Rot eine goldene Linde, im Schildhaupt darüber in Gold drei rote Rosen mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern. Dieses Wappen wurde der Stadt 1977 von der Bezirksregierung in Arnsberg genehmigt.
Die Linde, Symbol der Vemlinde in Selm, stammt aus dem alten Selmer Wappen. Das Bild war bereits Bestandteil eines 1966 geschaffenen Wappens der Gemeinde Selm. Darunter befand sich die Toreinfahrt und Dorfzufahrt zur heutigen Altstadt. Die Vemestätte in der Bauerschaft Westerfelde in Selm ist der älteste Nachweis gemeindlicher Rechtstätigkeit vor Ort. Von den 23 Blättern im heutigen Wappen sind acht im äußeren Blattkranz nur mit der Spitze zu sehen, dreizehn sind in zwei seitlichen Fünfergruppen und in einer Dreiergruppe darüber voll zu sehen. Im unteren Blattbereich sind zwei halb zu sehen. Diese beiden unteren Blätter sind erst im heutigen Wappen der Sommerlinde links wie rechts zugefügt. Die Farbe der Linde wurde für das heutige Stadtwappen Selms verändert.
Die drei Rosen stammen aus dem Wappen der Adelsfamilie vom Stein. Die heraldische Rose belegt seit dem 12. Jahrhundert ein in ganz Deutschland verwendetes Wappensymbol. Die Farbe rot entstammt der Grundfarbe des Westfälischen Wappens. Das Gelb wurde seit der kirchlichen Herrschaft zugefügt. So entsprechen die Farben den historischen Farben des Fürstbischofs von Münster, der im Gebiet des heutigen Selm bis zu seiner Absetzung (1803) die Herrschaftsrechte ausübte. Gleichzeitig sind es die historischen Farben des Wappens von Cappenberg, das auf die Grafen von Cappenberg zurückgeht.
Eingemeindungen, Stadtrecht
Am 1. Januar 1975 wurden die ehemals zum Amt Bork gehörenden Gemeinden Selm (mit dem Ortsteil Beifang) und Bork (mit dem Ortsteil Cappenberg) im Zuge einer Gebietsreform zur neuen Gemeinde Selm zusammengeschlossen. Ursprünglich war überlegt worden, der neu entstehenden Gemeinde den Namen Botzlar zu geben. Dieser Plan wurde jedoch verworfen.
Seit dem 27. September 1977 hat Selm das Stadtrecht.
Einwohnerentwicklung
Vor der Eingliederung der Gemeinde Bork hatte die Gemeinde Selm die folgenden Einwohnerzahlen[4]:
Jahr
Einwohner
1815
1.150
1909
ca. 2.000
1914
ca. 8.000
1926
11.634
1970
16.233
1974
15.373
Jeweils zum 31. Dezember hatte die Stadt Selm die folgenden Einwohnerzahlen:
Jahr
Einwohner
1998
26.842
1999
26.967
2000
27.240
2001
27.389
2002
27.448
2003
27.490
2004
27.496
2005
27.472
2006
27.456
2007
27.398
2008
27.247
2009
27.123
Politik
Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975
In der Liste[5][6][7][8][9] werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens 1,95 Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.
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Waldstrandbad am Ternscher See mit ausgezeichneter Wasserqualität
4-Elements Sportstudio mit Physiotherapeutischen Anwendungen, Sauna und Schwimmbad
Tennisgemeinschaft Selm mit 9 Außenplätzen und 3 Hallenplätzen
Skatepark im Zentrum
Reitsportanlage des ZRuFV Lützow Selm-Bork-Olfen
Heimatverein
Gründung des Heimatvereins Selm am 13. November 1925 von Dr. H. Pennekamp (Direktor der Rektoratsschule Selm) / 1. Vorsitzender: zur Zeit nicht benannt, 2. Vorsitzende: Agnes Rothe
Regelmäßige Veranstaltungen
Selmer Woche: Informations- und Verkaufsschau örtlicher Betriebe und Vereine rund um das Selmer Bürgerhaus.
Borker Sonntag
Adventsmarkt am ersten Dezemberwochenende in der Altstadt – rund um die Friedenskirche
Schützenfeste der Schützenvereine in regelmäßigen Abständen
Karnevalsumzug am Karnevalssamstag: Start in der Altstadt an der Feuerwehr, Ende am Bürgerhaus
Kunstpreis der Stadt Selm
Preisträger:
1988: Heinz Cymontkowski
Kulturförderpreis der Stadt Selm
Preisträger:
1985 - Christiane Fechte, Hildegard Schattenberg, Annette Murlowski und Simone Kück, Flötistinnen des Musikschulkreises, 1. Platz Landeswettbewerb Jugend musiziert
1994 - Doris Cymontkowski für ihre Arbeit zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Selm, Bork und Cappenberg
1996 - Silke A. Schuemmer, geb. 1973 in Aachen/NRW, lebt und arbeitet in Berlin
1998 - Verena Volkmer, Harfenistin, geb. 1978 in Lüdinghausen, studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, wechselte an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin zu Maria Graf. Verena Volkmer war mehrfach Preisträgerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Sie spielte u. a. in dem RIAS-Jugendorchester, der Jungen Deutschen Philharmonie und dem Symphonieorchester der Stadt Münster.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Selm ist Sitz einer der größten, wenngleich unbekannten deutschen Firmengruppen. 920 Tochterfirmen, 40 000 Mitarbeiter, über neun Milliarden Euro Umsatz zählen zum Imperium der Familie Rethmann. Zur Holding der Rethmann AG & Co. KG gehören die Entsorgungsfirma Remondis und Rhenus, einer der führenden europäischen Logistikdienstleister.
Bahnhof Bork (Westfalen) an der Bahnhofstraße im Ortsteil Bork
Bahnhof Selm-Beifang: Ursprünglich war dieser Bahnhof nicht vorgesehen. Da aber die mit dem Zug nach Hause fahrenden Bergleute nicht den weiteren Weg vom Bahnhof Selm zur eigenen Wohnung nehmen wollten, wurde regelmäßig in Höhe des Beifanger Wegs die Notbremse gezogen. Da die "Not"-Bremsungen auch durch die Bahnpolizei nicht unterbunden werden konnten, wurde 1946 schließlich an der Querung der Bahnstrecke mit dem Sandforter Weg einen Haltepunkt eingerichtet, der heutige Bahnhof Beifang, der im Volksmund auch „Bahnhof Notbremse“ genannt wird.
Die B 236 beginnt nördlich von Selm in Olfen an der Abzweigung von der B 235. Sie durchquert anschließend die Stadtteile Selm-Altstadt, Beifang und Bork. Schließlich verlässt sie Selm in Richtung Lünen. Ihr Zielort ist Münchhausen in Hessen.
Die L 507 beginnt in Beifang und führt über die Borker Bauerschaft Netteberge über Werne bis in den Hammer Norden. Sie endet dort an der B 63.
Die L 809 beginnt in Bork, überquert die Lippe und endet in Waltrop an der L 511.
Die L 810 beginnt in der Lüdinghausener Bauerschaft Ermen an der L 835. Sie führt über Nord- und Südkirchen in das Selmer Stadtgebiet. Dort durchquert sie Cappenberg in Nord-Süd-Richtung. Schließlich endet sie in Lünen-Nord an der B 236.
Die L 835 beginnt nördlich des Siedlungsschwerpunktes der Selmer Altstadt. Sie führt in nördlicher Richtung über Lüdinghausen und Hiddingsel nach Buldern (beide sind Stadtteile von Dülmen). Dort endet sie an der L 551.
Bildung
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Grundschulen
Grundschule "Auf den Äckern" (Gemeinschafts-Grundschule), Selm-Bork
Die Stadt Selm besitzt kein eigenes Krankenhaus. Die medizinische Versorgung übernimmt das Marienhospital in Lünen. Hinzu kommen allgemeine Krankenhäuser in den Nachbarstädten Lüdinghausen, Werne, Lünen und die Kinderklinik in Datteln.
Touristik
Fahrradstation im Bahnhof Selm-Beifang (Eisenbahnstrecke Dortmund - Gronau), Einstiegspunkt zwischen Ruhrgebiet und Münsterland sowie Anbindung an die attraktiven Radwanderrouten 100-Schlösser-Route und Römerroute. Die Stadt ist beliebtes Ziel für Tages- und Wochenendausflüge. Zwei Campingplätze sind vorhanden.
Persönlichkeiten
Chris Andrews (* 15. Oktober 1942 in London), Schlagersänger, heiratete auf Schloss Cappenberg, wohnhaft in Selm am Ternscher See
Josef Annegarn (* 13. Oktober 1794 in Ostbevern; † 7. Juli 1843 in Braunsberg), katholischer Priester und Theologe (Professor für Kirchengeschichte), 1830-1836 Pfarrer in Selm; Namensgeber für die Annegarnstraße
Heinz Cymontkowski (* 1954 in Selm), freischaffender Künstler, BBK-Mitglied, Kunstpreisträger der Stadt Selm und des Heinrich-Bußmann-Preises der Stadt Lünen
Ludger Jonas (* 8. Februar 1957 in Waltrop), aufgewachsen in Selm-Cappenberg, katholischer Pfarrer und Domkapitular des Bistums Münster
Ernst Kassenbrock, Künstler, lebte von 1977 bis 1982 zeitweilig in Selm
Karl Kertelge (* 28. April 1926 in Selm; † 29. Juni 2009 in Münster), katholischer Priester, Domkapitular in Münster und Theologe (Professor für Exegese des Neuen Testamentes u. a. an der Universität Münster)[10]
Werner Sanß (* 27. April 1913 in Münster; † 5. Mai 2004 in Selm), Theologe, 1951 - 1978 Pfarrer in Selm, Friedensaktivist und erster Träger des Aachener Friedenspreises
Theo Schneider (* 23. August 1960 in Dortmund), aufgewachsen in Selm; ehemaliger Fußballprofi, jetziger Trainer der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund
Cymontkowski, Heinz: Juden in Selm-Bork-Cappenberg in drei Teilen, Eigenverlag Ateliergruppe Lünen-Selm, 1990
Cymontkowski, Heinz: Seher - Sucher - Wächter mit 18 Tuscheabbildungen des Verfassers und Gedichten von Evelyn Bernhagen, Berlin, Verlag der Buchhandlung Möller GmbH, Großformat, 30 cm × 22 cm
Didon, Christian: Chronic des Amtes Bork, 103 Seiten, - 21 × 20 cm; Nachdruck, Hrsg.: Archiv der Stadt Selm, Selm 1995
Grund, Winfried: Kiwi und Terrakotta - ein Streifzug durch Selm, Verlag der Buchhandlung Möller GmbH, 172 Seiten, 2004
Heimatverein Selm (Hrsg.): Auf den Spuren unserer Väter, Selm 1815 - 1975, Heimatbuch Selm 1995, Peter Holtkamp, Lünen, 1995, ohne ISBN
Heimatverein Selm (Hrsg.): Selm im Wandel der Zeit- ein Bildband (Fotos von Albert Katthöfer, Text von Herbert Schröder), 2007
Hoff, Siegfried: Das singende Kalb in der Wiege und die Rettung einer historischen Kirche: Baugeschichte und Deckenmalereien der ehemaligen Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian zu Selm, Lindenberg im Allgäu, Kunstverl. Fink, 2002 ISBN 3-89870-001-1
Kaiser, Udo (bearb.): Daten zur Geschichte der Stadt Selm von 858 - 1997 Schriftenreihe des Stadtarchivs Selm, Stadtdirektor, 1997
Kertelge, Michael: Die Bergarbeitergemeinde St. Josef in Selm-Beifang: ein lokales katholisches Milieu 1933 - 1945; ein Beitrag zur Geschichte des Nationalsozialismus in Selm, Schriftenreihe des Stadtarchivs Selm, Selm 1995
Sanß, Werner (Hrsg. Wolfgang Möller): Der Heilige Frieden, Verlag der Buchhandlung Möller GmbH, 204 Seiten, Großformat, 30 cm × 22 cm
Schwieters, Julius: Geschichtliche Nachrichten. Über den westlichen Theil des Kreises Lüdinghausen: die Pfarrgemeinden Venne, Ottmarsbocholt, Senden, Lüdinghausen, Seppenrade, Olfen, Selm, Bork, Kappenberg und Altlünen umfassend, 3. unveränderter Nachdruck, Münster, Aschendorff, 1891, Erscheinungsjahr: 1988, ISBN 3-402-05707-7
Stadt Selm (Hrsg.): Baudenkmäler in der Stadt Selm. Ein fotografisches Bekenntnis, Selm, September 1997
Tecklenborg, Hubert (Hrsg.): Münsterland. Magazin für Freizeit, Kultur und Wirtschaft, Heft 4/2003: Selm, Stadt mit Freiraum u. a., Steinfurt 2003
Voss, Peter: Gruss aus dem Südmünsterland. Ansichtskarten der Jahrhundertwende aus Ascheberg - Drensteinfurt - Lüdinghausen - Nordkirchen - Olfen - Selm - Senden - Werne, Werne, Regio-Verlag, 1993, ISBN 3-929158-02-7, 120 Seiten, 105 Abbildungen - 21 × 20 cm
Weißenberg, Rita (Hrsg.):Uns wurde nichts geschenkt. Selm Beifang 1906 - 1933, Stadt Selm 1985, 203 Seiten, zahlreiche Illustrationen, Karton ISBN 3-9801211-0-0
↑Vgl. Johannes Loy: Ein bodenständiger Bibelkenner. Im Alter von 83 Jahren ist der Neutestamentler Prof. Dr. Karl Kertelge gestorben. In: Westfälische Nachrichten, 30. Juni 2009.
Anmerkungen
↑In Glenzdorfs Internationales Film-Lexikon Band 3. (Peit – Zz), Bad Münder 1961, S. 1495 wird für Eric Schildkraut abweichend das Geburtsdatum 6. November 1911 angegeben. IMDb, filmportal.de, der Artikel Eric Schildkraut und andere Quellen gehen vom 6. November 1906 als Geburtsdatum aus.