„Karl Follen“ – Versionsunterschied

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'''Karl Theodor Christian Friedrich Follen''' (eigentlich ''Follenius'', später ''Charles Follen'', * [[6. September]] [[1796]] in [[Romrod]] bei [[Alsfeld]] ([[Hessen]]) † [[13. Januar]] [[1840]] auf dem [[Eriesee]] ([[USA]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[USA|amerikanischer]] Gelehrter und [[Schriftsteller]]; Bruder von [[Adolf Ludwig Follen]].
'''Karl Theodor Christian Friedrich Follen''' (eigentlich ''Follenius'', später ''Charles Follen'', * [[6. September]] [[1796]] in [[Romrod]] bei [[Alsfeld]] ([[Hessen]]) † [[13. Januar]] [[1840]] auf dem [[Eriesee]] ([[USA]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[USA|amerikanischer]] Gelehrter und [[Schriftsteller]]; Bruder von [[Adolf Ludwig Follen]] und [[Heinrich Gottlieb Follen]], über seine Schwester [[Anna-Katharina Follen]] verschwägert mit dem Darmstädter Pharmazeuten [[Christian Merck]]


Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gießen begann er [[1813]] mit dem Studium der [[Jurisprudenz]]. Er ging [[1814]] als Freiwilliger nach [[Frankreich]].
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gießen begann er [[1813]] mit dem Studium der [[Jurisprudenz]]. Er ging [[1814]] als Kriegs-Freiwilliger nach [[Frankreich]], um im englischen Heer gegen [[Napoleon]] I. zu kämpfen, und war als Reserveleutnant in der [[Wellington]]-Armee auch an der Schlacht von [[Waterloo]] beteiligt.


[[1816]] beteiligte sich der Anhänger der nationalistischen [[Turnbewegung]] [[Friedrich Ludwig Jahn]]s an der Gründung der "[[Christlich-Teutsche Burschenschaft|Christlich-Teutschen Burschenschaft]]" deren Satzung er entwarf. Er wurde inspirierender Kern der wegen ihrer Tracht so genannten [[Gießener Schwarze]]n und führte den inneren geheimen Kreis der [[Unbedingte]]n an.
[[1816]] beteiligte er sich als Anhänger der nationalistischen [[Turnbewegung]] [[Friedrich Ludwig Jahn]]s an der Gründung der "[[Christlich-Teutsche Burschenschaft|Christlich-Teutschen Burschenschaft]]" deren Satzung er entwarf. Er wurde inspirierender Kern der wegen ihrer Tracht so genannten [[Gießener Schwarze]]n und führte den inneren geheimen Kreis der [[Unbedingte]]n an.


[[1818]] entstand sein republikanisches "[[Großes Lied]]", das als [[Flugblatt]] verbreitet wurde. Aus christlich-religiöser Emphase und [[Friedrich Schiller|Schillerschem]]Idealismus rief er in seinen Dichtungen unverhüllt zum "[[Tyrannenmord]]" und zur Erhebung auf.
[[1818]] entstand sein republikanisches "[[Großes Lied]]", das als [[Flugblatt]] verbreitet wurde. Aus christlich-religiöser Emphase und [[Friedrich Schiller|Schillerschem]]Idealismus rief er in seinen Dichtungen unverhüllt zum "[[Tyrannenmord]]" und zur Erhebung auf.


Nach seiner Promotion und Habilitation [[1818]] bekam er aufgrund seiner Aktivitäten keine Berufung. Er ging deshalb an die [[Universität Jena]]. Dort kam er in Kontakt zu [[Karl Ludwig Sand]]. Nach dessen [[Attentat]] auf den Schriftsteller [[August von Kotzebue]] richteten sich die Verdächtigungen der geistigen Urheberschaft gegen ihn, obwohl Sand bis zu seiner Hinrichtung auf der alleinigen Planung und Vorbereitung beharrt. Follen wurde die Lehrberechtigung entzogen. Er floh nach [[Frankreich]] und ging [[1821]] in die [[Schweiz]]. Da er weiter politisch agierte (Gründung des "[[Jünglingsbund]]es"), mußte er [[1824]] aufgrund massiver preußischer Interventionen die Schweiz, das Refugium der Liberalen, verlassen und emigrierte über Frankreich in die [[USA]].
Nach seiner Promotion und Habilitation [[1818]] bekam er aufgrund seiner Aktivitäten keine Berufung als Professor. Er ging deshalb an die [[Universität Jena]], wo er als Dozent für [[Komparatistik]] lehrte. Dort kam er in Kontakt zu [[Karl Ludwig Sand]]. Nach dessen [[Attentat]] auf den Schriftsteller [[August von Kotzebue]] richteten sich die Verdächtigungen gegen ihn als angeblichem geistigen Urheber der Tat, obwohl Sand bis zu seiner Hinrichtung darauf beharrt, das Attentat alleine geplant und vorbereitet zu haben . Follen wurde die Lehrberechtigung entzogen, er floh nach [[Frankreich]] und ging [[1821]] in die [[Schweiz]]. Da er weiter politisch agierte (Gründung des "[[Jünglingsbund]]es"), mußte er [[1824]] aufgrund massiver preußischer Interventionen die Schweiz, das Refugium der Liberalen, verlassen und emigrierte über Frankreich in die [[USA]].


In den USA war er in [[Harvard]] als Professor für deutsche Sprache und Literatur tätig, reformierte das Studium nach deutschem Vorbild und führte gemeinsam mit anderen Emigranten das Turnen ein.
In den USA war er in [[Harvard]] als Professor für deutsche Sprache und neuere deutsche Literatur tätig, reformierte die dortige Studienordnung nach deutschem Vorbild und führte gemeinsam mit anderen Emigranten das Turnen als universitäres Lehrfach ein.


Infolge seines Eintretens für die [[Sklavenbefreiung]] verlor er aber auch hier seine Professur. Er lebte dann als Schriftsteller und [[unitarisch]]er Prediger.
Wegen seines Eintretens für die [[Sklavenbefreiung]] verlor er aber auch hier seine Professur und lebte dann als Schriftsteller und [[unitarisch]]er Prediger.


Er starb durch ein Schiffsunglück auf dem [[Eriesee]] auf dem Weg zu seiner neuen Gemeinde nach [[Lexington]].
Er starb durch ein Schiffsunglück auf dem [[Eriesee]] auf dem Weg zu seiner neuen Gemeinde nach [[Lexington]].

Version vom 13. September 2005, 23:59 Uhr

Karl Theodor Christian Friedrich Follen (eigentlich Follenius, später Charles Follen, * 6. September 1796 in Romrod bei Alsfeld (Hessen) † 13. Januar 1840 auf dem Eriesee (USA) war ein deutsch-amerikanischer Gelehrter und Schriftsteller; Bruder von Adolf Ludwig Follen und Heinrich Gottlieb Follen, über seine Schwester Anna-Katharina Follen verschwägert mit dem Darmstädter Pharmazeuten Christian Merck

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gießen begann er 1813 mit dem Studium der Jurisprudenz. Er ging 1814 als Kriegs-Freiwilliger nach Frankreich, um im englischen Heer gegen Napoleon I. zu kämpfen, und war als Reserveleutnant in der Wellington-Armee auch an der Schlacht von Waterloo beteiligt.

1816 beteiligte er sich als Anhänger der nationalistischen Turnbewegung Friedrich Ludwig Jahns an der Gründung der "Christlich-Teutschen Burschenschaft" deren Satzung er entwarf. Er wurde inspirierender Kern der wegen ihrer Tracht so genannten Gießener Schwarzen und führte den inneren geheimen Kreis der Unbedingten an.

1818 entstand sein republikanisches "Großes Lied", das als Flugblatt verbreitet wurde. Aus christlich-religiöser Emphase und SchillerschemIdealismus rief er in seinen Dichtungen unverhüllt zum "Tyrannenmord" und zur Erhebung auf.

Nach seiner Promotion und Habilitation 1818 bekam er aufgrund seiner Aktivitäten keine Berufung als Professor. Er ging deshalb an die Universität Jena, wo er als Dozent für Komparatistik lehrte. Dort kam er in Kontakt zu Karl Ludwig Sand. Nach dessen Attentat auf den Schriftsteller August von Kotzebue richteten sich die Verdächtigungen gegen ihn als angeblichem geistigen Urheber der Tat, obwohl Sand bis zu seiner Hinrichtung darauf beharrt, das Attentat alleine geplant und vorbereitet zu haben . Follen wurde die Lehrberechtigung entzogen, er floh nach Frankreich und ging 1821 in die Schweiz. Da er weiter politisch agierte (Gründung des "Jünglingsbundes"), mußte er 1824 aufgrund massiver preußischer Interventionen die Schweiz, das Refugium der Liberalen, verlassen und emigrierte über Frankreich in die USA.

In den USA war er in Harvard als Professor für deutsche Sprache und neuere deutsche Literatur tätig, reformierte die dortige Studienordnung nach deutschem Vorbild und führte gemeinsam mit anderen Emigranten das Turnen als universitäres Lehrfach ein.

Wegen seines Eintretens für die Sklavenbefreiung verlor er aber auch hier seine Professur und lebte dann als Schriftsteller und unitarischer Prediger.

Er starb durch ein Schiffsunglück auf dem Eriesee auf dem Weg zu seiner neuen Gemeinde nach Lexington.