Kapitalismus

Als Kapitalismus wird eine Wirtschaftsordnung verstanden, die sich durch Privateigentum an Produktionsmitteln sowie Produktion für den Markt auszeichnet. Der Begriff wurde im deutschsprachigen Raum von Werner Sombart in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt.

Als kapitalistisch wird weiterhin eine Gesellschaft bezeichnet, wenn die durch den Markt geregelte Arbeitsteilung dominierendes und strukturierendes Prinzip dieser Gesellschaft ist. Produktionsweisen, die auf Sklaverei, bäuerlicher Subsistenzwirtschaft oder feudalen Arbeitsverpflichtungen gegründet sind, werden daher nicht als kapitalistisch bezeichnet. Der Kapitalismus begann mit dem Fernhandel im ausgehenden Mittelalter und löste in Europa den Feudalismus und die bürgerlich-handwerkliche Stadtwirtschaft ab. Zur Entfaltung kam der Kapitalismus mit der Industrialisierung.

Nähere wirtschaftswissenschaftliche Bestimmung

Der Kapitalist bekommt durch die Rendite seines Eigenkapitals das Risiko, das er mit dem Einsatz seines Kapitals auf sich genommen hat, sowie den vorläufigen Verzicht auf das investierte Kapital abgegolten (Opportunitätskosten, vgl. auch Unternehmerlohn) – in durchaus unterschiedlicher Höhe (diese hängt sowohl von seiner Verhandlungsgeschick als auch von der nicht beeinflussbaren generellen Preisentwicklung auf dem Arbeitsmarkt und Absatzmarkt ab). Er strebt also nach Maximierung seiner Eigenkapitalrendite.

Wo der Kapitalist nicht eine Rendite größer der Liquiditätsprämie für sein Geld zu erzielen glaubt, wird er dieses Geld nicht investieren (da es dann günstiger ist, dies Geld zu behalten und stets verfügbar zu haben). Vor diesem Hintergrund ist auch der Spruch „Das Kapital ist wie ein scheues Reh.“ zu verstehen, es kommt maßgeblich auf die erwartete Rendite an.

Kapitalismus und Marktwirtschaft

Kapitalismus ist als Schlüsselbegriff des Marxismus heutzutage längst kein neutraler Begriff mehr, der daher in den Wirtschaftswissenschaften eher gemieden und durch den nicht völlig deckungsgleichen und weitläufiger zu verstehenden Begriff der Marktwirtschaft ersetzt wird. Diese Generalisierung ist aber nur als Abgrenzung von der Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) sinnvoll und verständlich. Ansonsten kann durchaus zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus unterschieden werden – Märkte gab es bereits vor der Erfindung des Münzgeldes.

Wesentliche Elemente

Privateigentum und dezentrale Entscheidung

Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln (Kapital) werden die Entscheidungsbefugnisse der Politik weitgehend entzogen und in Märkten dezentralisiert, da jeder Eigentümer (Kapitalist) rechtlich (nicht unbedingt tatsächlich) über seine eigene Planung verfügt.

Die privaten Produktionsmittel werden heute nur noch in seltenen Fällen direkt vom Eigentümer, sondern mehrheitlich von einer Personen- oder Kapitalgesellschaft verwaltet. Deren Geschäftsführer (Manager) entscheidet im Auftrag der übrigen Eigentümer, was nach der Prinzipal-Agent-Theorie zu Konflikten führen kann. Diese Interessenkonflikte zwischen Eigentümer und Manager sollen durch klare rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen (Corporate Governance) begrenzt werden.

Koordination durch den Markt

Die Planung des Einzelnen wird durch den Marktmechanismus koordiniert. Der Markt ist definiert als der (ggf. virtuelle) Ort, an dem Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Dabei bewirkt der Austausch von Angebot und Nachfrage idealtypisch eine Koordination über den Preis, die Menge und die Art der Güter

Aspekte kapitalistischer Ökonomien

Privatwirtschaft

Im Kapitalismus werden viele Dienstleistungen als wirtschaftliche Güter auf Märkten angeboten. Öffentliche bzw. staatliche Dienstleistungen (sogenannte Daseinsvorsorge) als auch private unentgeltliche Leistungen unterliegen dem Druck, ebenfalls in auf Märkten gehandelte wirtschaftliche Güter umgewandelt zu werden (Kommodifizierung). Beispiele sind soziale Dienstleistungen, Kultur- und Bildungsangebote.

Befürworter des Kapitalismus argumentieren, dass nur in dieser Wirtschaftsform ein selbstbestimmtes Leben möglich ist, da nur im Kapitalismus alle Wirtschaftsbeziehungen auf Freiwilligkeit, und nicht auf staatlichem Zwang basieren. Dieses Argument wird vor allem von Anhängern des Liberalismus vertreten.

Kritiker wenden ein, dass rein altruistische Verhaltensweisen nach Marktgesetzen unrentabel seien, am Markt tendenziell nicht bestehen könnten, und so zugunsten von Gewinnmaximierungs-Strategien verdrängt würden, ebenso wie menschliche Tätigkeiten, die keine am Markt nachgefragten und handelbaren Waren oder Dienstleistungen darstellen: Die dafür verwendete Zeit bringt keinen (finanziellen) Gewinn, während die Lebenshaltungskosten weiterhin gedeckt sein müssen. Es bestehe eine starke Tendenz zur Rationalisierung aller Lebensbereiche, die durchwegs im Hinblick auf Nutzen und Rentabilität organisiert würden. Jedermann solle das eigene Leben auf diese Weise nach den Anforderungen des Marktes gestalten, „sich gut verkaufen“. Einzelschicksale gerieten dabei oftmals in den Hintergrund. Kritiker des Kapitalismus fordern deshalb, dass die Wirtschaft für den Menschen dasein müsse, nicht umgekehrt.

Wirtschaftswachstum

Durch die kapitalistische Wirtschaftsform ist in der Vergangenheit enormes Wirtschaftswachstum generiert worden. Allerdings ist der Kapitalismus einem Wechsel von Konjunkturen und Krisen unterworfen, und in einzelnen Epochen, Regionen und/oder Wirtschaftsbereichen kam bzw. kommt es zum Rückgang der Wirtschaft. Besonders ausgeprägt war der deflationäre Zusammenbruch vieler Volkswirtschaften im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren. Während manche Kritiker des Kapitalismus behaupten, dass nur die Intervention von Seiten des Staates es ermögliche, einen Kollaps der kapitalistischen Ökonomien anzuhalten, sind andere der Meinung, dass die Krisen durch staatliche Interventionen (Fiskalpolitik, Geldpolitik, Währungspolitik) überhaupt erst ausgelöst oder verstärkt werden. Die tendenzielle Kontinuität des Wachstums der kapitalistischen Marktwirtschaft kann als etablierte Mehrheitsmeinung der Volkswirtschaftslehre und z.T. der öffentlichen Meinung der 'Ersten Welt' angesehen werden. Die dem entgegen stehende Revolutionslehre von Karl Marx wird von dieser Mehrheitsmeinung als widerlegt betrachtet.

Abweichend wird von einer Minderheit eingewandt, dass der Kapitalismus das Wirtschaftswachstum drosseln oder gar umkehren könne. Dies knüpft sich an die unternehmerische Kapitalkonzentration, als deren Folgen u. a. abgeleitet werden: (1) Hohe Preise und beschränkte Marktversorgung, sinkende Investitionen in Research and Development, Patentstillegungen (G. von Eynern, Monopol, Wb. d. Soz. 1969:720), (2) Anstieg innerorganisatorischer Machtkämpfe auf Kosten der Marktorientierung und -versorgung (vgl. R. Michels’ “Ehernes Gesetz der Oligarchie”), (3) außerökonomische Machtpolitik der Managements mit darauf antwortenden politischen Eingriffen (s. V. O. Key, Politics, Parties and Pressure Groups, 1950).

Stabilität

Die Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler hält den Kapitalismus für ein stabiles System, das nur durch temporäre Wirtschaftskrisen beeinträchtigt werde. Allerdings wird ihm auch von verschiedenen Kritikern der Untergang prophezeit oder prognostiziert: Marxistische Kritiker gehen davon aus, er werde durch Mehrwertanhäufung und daraus resultierende Monopolbildung unerträglich und durch Revolution beendet (vgl. das Kommunistische Manifest von 1848). Auch manche nichtmarxistische Volkswirte und Soziologen gehen davon aus, dass er untergehen werde oder könne, zum Beispiel Joseph Schumpeter.

Technischer Fortschritt

Hauptartikel dazu: Technischer Fortschritt

Durch die Konkurrenz der Unternehmen gibt es für die marktorientierten Produzenten den permanenten Zwang, ihre Produkte zu verbessern bzw. neue Produkte zu entwickeln, sowie Verfahren zu optimieren. Dies führt zu Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D, „research and development“) und in deren Folge zu immer neuen Techniken, sofern diese Absatz versprechen. Nutzen und Gefahren vieler neuer Techiken werden allerdings sehr kontrovers diskutiert, siehe zum Beispiel Kernkraft, Transrapid oder Gentechnologie. Auch sind die Folgen der allgemeinen Automatisierung und Kybernetisierung ökonomisch nicht abschätzbar. Kritiker dieser Entwicklung (Club of Rome) argumentieren, dass Wachstum (selbst ein Wachstum, das von Demokratien gelenkt werden würde) von einer bestimmten Grenze an prinzipiell der menschlichen Gesellschaft Schaden bringe, etwa wenn eine Wirtschaftsbasis (d. h. die Güterproduktion) ihrerseits die Umwelt nachhaltig zerstöre.

Wohlstand

Der Kapitalismus hat in den sogenannten Industrienationen breiten Bevölkerungsschichten Wohlstand gebracht. Kritiker bemängeln jedoch die ungleiche Verteilung des Wohlstands. Durch Ausgleichsmechanismen, wie sie die Soziale Marktwirtschaft vorsieht, kann die Verteilung reguliert werden (vgl. Ordoliberalismus). Eine ungleiche Verteilung wird jedoch nicht generell als negativ angesehen, da Kapital, das sich in einigen Händen sammele, wieder investiert werden könne, und da sie vor allem einen Zwang in Richtung auf Leistung bedeute – im Gegensatz zu vielen vorkapitalistischen Gesellschaften, wo Reichtum zu Leistungsreduzierung verlockt habe, oder wo Vorstellungen eines „angemessenen Gewinns“ (wie im in Zünften organisierten Handwerk) den technischen Fortschritt bremste.

Kritiker meinen ferner, marktbeherrschende Oligopolisten und Monopolisten tendierten zur Risikovermeidung bei Luxusgütern zu überhöhten Preisen, bei Basisgütern zur Unterversorgung des Marktes (so z. B. in der Pharmaindustrie). Die Nachfrageseite, die der Verbraucher, versuche dann, durch Vermeidung von Solidaritätsabgaben (Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, „Bremsen“ und Sabotage) die für sie negativen Folgen dieser Entwicklung abzumildern.

Netzwerkstruktur

In kapitalistischen Ökonomien können Unternehmen und Personen freie Vereinbarungen miteinander treffen (Prinzip der Vertragsfreiheit). Die Ökonomie reagiert auf Veränderungen in der Technik, auf Entdeckungen und auf andere neue Situationen mit Hilfe der Firmen und ihres Managements (ihrer Akteure), die ihre Arrangements untereinander wieder neu bewerten. Demgemäß scheinen sich die Kontrollmechanismen der Ökonomie und die sie betreffenden Informationsflüsse immer wieder zu verändern. Analysen der Netzwerke und Arrangements im Kapitalismus haben einen Grad von Ähnlichkeit zu anderen Netzwerken, wie etwa zum Telefonsystem oder Internet gezeigt.

Beschäftigung

In einer kapitalistischen Gesellschaft erhalten viele Individuen die finanziellen Mittel für ihren Lebensunterhalt durch entlohnte Arbeit an einem Arbeitsplatz. Viele andere (Familienangehörige) werden indirekt über diese Erwerbsarbeit mitfinanziert. Dies kann sich umkehren, sobald menschliche Arbeitskraft zunehmend maschinisiert wird.

In den Krisen der kapitalistischen Gesellschaften kommt es häufig vor, dass Menschen keinen Arbeitsplatz finden, also niemanden, der ihr Angebot von Arbeitskraft „kauft“, etwa weil in ihrem Umfeld kein Bedarf vorhanden ist, oder weil sie nicht gewillt sind, ihre Arbeitskraft für den von den Unternehmen gebotenen Preis (das Entgelt) anzubieten.

In kapitalistischen Volkswirtschaften werden bestimmte Arbeiten, die keiner besonderen Qualifikation bedürfen, oft zu Niedriglöhnen angeboten, die als zu gering angesehen werden, um den Lebensunterhalt des Werktätigen decken zu können. Als Ausweg werden daher oft staatlich garantierte Mindestlöhne angesehen. Allerdings werden durch sie ebenso wie durch staatliche Ersatzleistungen wie Arbeitslosengeld finanzielle Anreize zum Annehmen einer schlecht bezahlten Arbeit veringert. Auch Steuerumverteilung (von 'oben' nach 'unten') kann diese Anreize schmälern. All diese Mittel widerstreben zwar der theoretischen Nullarbeitslosigkeit, werden aber oft als mehr oder weniger gerecht oder fair empfunden. Staatliche Eingriffe sind aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit und der inneren Sicherheit sogar notwendig. Sie geben eine zusätzliche Sicherheit und fangen kranke, alte und schwache Gesellschaftsmitglieder auf, auch wenn auf diese Weise eine systembedingte gewisse Arbeitslosigkeit toleriert wird.

Planung

Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln (Kapital) werden die Entscheidungsbefugnisse dezentralisiert. Jeder Eigentümer (Kapitalist) verfügt über seine eigene Planung. Diese wird durch den Marktmechanismus koordiniert.

Kritiker bemängeln unbekannte und ungeprüfte Planung im gesellschaftlichen Maßstab: Obwohl es innerhalb der Unternehmen und auch anderen Organisationen einen großen Aufwand an Planung gibt, gebe es – infolge der durch Unwissen und Eigennutz begrenzten Horizonte der Planer – keine generelle wirtschaftsweite Richtung, keine zuverlässigen wirtschaftlichen Vorhersagen, oder ein Wissen, wie sich eine Firma kurzfristig in den nächsten Jahren orientieren soll. Während heute beinahe jede Transaktion von den Akteuren geplant und bestätigt werden muss, die daran teilnehmen, erscheinen viele gesellschaftliche Phänomene, die sich von Geschehnissen eines Marktes ableiten lassen und die selten geplant, vorhergesehen oder von jemanden autorisiert wurden. Hier sucht die Volkswirtschaftslehre, Antworten zu geben.

Die Frage nach dem Zusammenhang mit Demokratie und Frieden

Von Befürwortern des Kapitalismus wird die These vertreten, kapitalistische Gesellschaften tendierten langfristig zu Rechtsstaat und Demokratie, und sie verweisen dabei auf die demokratischen Entwicklungen in Europa, Amerika und Teilen von Asien. Eine weitere These ist, dass Demokratien untereinander signifikant weniger Kriege führen als gegen Nichtdemokratien und als diese untereinander. Daraus wird insgesamt gefolgert, dass der Kapitalismus dem Frieden diene.

Kritiker betonen, dass der Kapitalismus die unabhängige Rechtsprechung gefährde (sie korrumpiere). Etliche verweisen auf die Vielzahl kapitalistischer Diktaturen, wie sie vor allem in den weniger entwickelten Staaten Asiens und Afrikas zu finden sind, sowie die ihrer Ansicht nach große Zahl der durch demokratische Staaten geführten Kriege. Insbesondere eine fortschreitende und globale Monopolisierung des Kapitals führe zu einer Erhöhung der Kriegsgefahr.

Imperialismus

Von verschiedenen Kritikern ist versucht worden, eine Verbindung vom Kapitalismus zum Imperialismus herzustellen, zuerst von Rosa Luxemburg (Die Akkumulation des Kapitals, 1913). Andere Theoretiker des Marxismus, die einen diesbezüglichen Zusammenhang zu analysieren versuchten, waren Rudolf Hilferding (Das Finanzkapital, 1910) oder Nikolai Bucharin (Imperialismus und Weltwirtschaft, 1917). In seiner bekannten Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (1917) definiert W. I. Lenin den Monopolkapitalismus, der nach Lenins Auffassung noch zu Lebzeiten von Karl Marx und Friedrich Engels den Kapitalismus der freien Konkurrenz ablöste, als umfassend neues Stadium des Kapitalismus, als dessen höchstes und daher auch letztes Entwicklungsstadium. In den kapitalistischen Zentren schlössen Kapital und Arbeit ein Stillhalteabkommen und konzentrierten ihre Anstrengung auf die Ausbeutung aller anderen Länder, so im Kolonialismus. Dadurch aber werde der Klassenkampf zwischen Lohnarbeit und Kapital weltweit ausgeweitet (hier werden viele Überlegungen zur Globalisierung vorweg genommen). Diese leninische Imperialismustheorie war in weiterer Folge auch Basis für die so genannte Stamokap-Theorie (staatsmonopolistischer Kapitalismus).
Zeitgenössische Welt-System-Theoretiker wie Immanuel Wallerstein sehen den Imperialismus als Teil eines generellen, graduell anwachsenden Kapitalmarktes, der sein Zentrum in den Industriestaaten habe und sich von einer so genannten Peripherie unterscheide. Er stimmt damit mit dem Imperialismustheoretiker J.A. Hobson überein. Wallerstein urteilt und folgt damit (unerkannt) Ferdinand Tönnies, der Handel sei das wichtigste Instrument in der Entwicklung von damals semi-peripheren Ländern, wie Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien oder andere, um sog. „Core Countries“ zu werden. Wallerstein erkennt ein formales „Empire“ als eine ausführende Funktion, als eine notwendige Folge, ähnlich dem, was die Händler und Kaufleute in Portugal, den Niederlanden, England und Frankreich ab dem 16. Jahrhundert angetrieben hat. Die Expansion der industriellen Revolution habe also eine Ära der nationalen Rivalitäten hervorgebracht, das dem Imperialismus der Staaten in Afrika im 19. Jahrhundert vergleichbar sei.

Theoretiker

Adam Smith

Ein bedeutender Theoretiker des Kapitalismus ist der schottische Nationalökonom und Moralphilosoph Adam Smith mit seinem Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen“ (1776). Er begründet den Eigennutz als einen wichtigen Motor für Wohlstand und gerechte Verteilung und meint, dass die Selbstregulation des Marktes durch Gleichgewichtspreise mehr Vertrauen verdient (die „Unsichtbare Hand“). In seinem Werk „Theorie der ethischen Gefühle“ schreibt er: „Trotz der natürlichen Selbstsucht und Raubgier der Reichen und obwohl sie nur ihre eigene Bequemlichkeit im Auge haben, obwohl der einzige Zweck, welchen sie durch die Arbeit all der Tausende, die sie beschäftigen, erreichen wollen, die Befriedigung ihrer eitlen und unersättlichen Begierden ist, trotzdem teilen sie doch mit den Armen den Ertrag aller Verbesserungen, die sie in der Landwirtschaft einführen. Von einer unsichtbaren Hand werden sie dahin geführt, beinahe die gleiche Verteilung der zum Leben notwendigen Güter zu verwirklichen, die zustande gekommen wäre, wenn die Erde zu gleichen Teilen unter alle ihre Bewohner verteilt worden wäre, und so fördern sie, ohne es zu beabsichtigen, ja ohne es zu wissen, das Interesse der Gesellschaft und gewähren die Mittel zur Vermehrung der Gattung. Als die Vorsehung die Erde unter eine geringe Zahl von Herren und Besitzern, verteilte, da hat sie diejenigen, die sie scheinbar bei ihrer Teilung übergangen hat, doch nicht vergessen und nicht ganz verlassen.

Karl Marx und Friedrich Engels

Der Begriff der „kapitalistischen Produktionsweise“ wurde maßgeblich von Karl Marx und Friedrich Engels geprägt (als Begriff benutzten sie “Kapitalismus” nicht). Jede Ware habe einen Doppelcharakter, sie sei sowohl Tausch- als auch Gebrauchswert. Die Vermehrung des Kapitals erfolge über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit, indem die Ware Arbeitskraft zwar einerseits grundsätzlich zu ihrem Wert bezahlt wird, dieser Wert liegt jedoch andererseits systematisch unter dem insgesamt neu geschaffenen Wert, da die Arbeiter nicht den Wert der Produktion erhalten, sondern lediglich soviel, wie sie brauchen, um sich als Arbeiter zu erhalten. Dies ist der Wert der Arbeitskraft, welche die Arbeiter an die Kapitalisten verkaufen. Die Differenz zwischen Neuwert (Wertschöpfung) und Wert der Arbeitskraft ist der Mehrwert – der erzielbare Mehrwert werde aber gleichzeitig im Verhältnis zum eingesetzten Kapital (Profitrate) „tendenziell“ immer weniger (vgl. Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate).

Marx meinte, angesichts dessen, wie die kapitalistische Dynamik von ihrem eigenen inneren Antagonismus voran getrieben werde, sei die letzte Grenze des Kapitalismus, der kapitalistischen, sich selbst vorantreibenden Produktivität, das Kapital selbst, das heißt, der irre Tanz ihrer bedingungslosen Produktivitätsspirale sei letztlich nichts als eine verzweifelte Flucht nach vorn, um dem ihr selbst inhärenten und sie schwächenden „Widerspruch“ zu entkommen. Dies sei unausweichlich die Stunde der kommunistischen Revolution durch das Proletariat.

Max Weber

Der Soziologe Max Weber stellte in seinem Buch Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus die These auf, dass der Kapitalismus in Europa aus religiösen Gründen entstanden sei und eine -im geistigen Sinne- Weiterentwicklung der Reformationsbewegung darstelle (vgl. das „protestantische Arbeitsethos“ und die protestantische Ethik allgemein). Da dies für Japan nicht haltbar war, untersuchte Weber die (funktional entsprechende) Rolle der Samurai.

Joseph Schumpeter

Der Volkswirt Joseph Schumpeter urteilte, die „Maschine Kapitalismus“ funktioniere nicht schlecht. Ihr Antrieb sei das freie Unternehmertum; gerade der Erfolg, der sich auch in Monopolen zeige, bringe es jedoch mit sich, dass der Kapitalismus seine eigene soziale Struktur zerstört, die ihn schützt und stützt, immer wieder zerstört und neu errichtet.
Er sah ihn zunächst als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung. Jedoch produziere er zunehmend einen Wasserkopf bürokratischer Strukturen und eine „Krise des Steuerstaats“ (indem er den Staat zu schwächen unternehme), der dessen Ende bedeuten könne, wie auch das der Demokratie. Von Schumpeter stammt auch die Idee der Kreislauf-Marktwirtschaft.

Zitate

  • „Ich sehe in naher Zukunft eine Krise heraufziehen. In Friedenszeiten schlägt die Geldmacht Beute aus der Nation, und in Zeiten der Feindseligkeiten konspiriert sie gegen sie. Sie ist despotischer als eine Monarchie, unverschämter als eine Autokratie, selbstsüchtiger als eine Bürokratie. Sie verleumdet all jene als Volksfeinde, die ihre Methode in Frage stellen und Licht auf ihre Verbrechen werfen. Eine Zeit der Korruption an höchsten Stellen wird folgen, und die Geldmacht des Landes wird danach streben, ihre Herrschaft zu verlängern, bis der Reichtum in den Händen von wenigen angehäuft und die Republik vernichtet ist.“ Abraham Lincoln, US-Präsident, 21. November 1864
  • Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends.“ – Sir Winston Churchill (1874–1965), britischer Journalist und später Premierminister

Siehe auch

Literatur

  • (Siehe auch:)Der Spiegel (Spiegel-Serie über Kapitalismus, 10-teilig ab Nr.17/25. April 2005)

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