„Julius L. Isenstein“ – Versionsunterschied

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Version vom 27. Oktober 2023, 19:41 Uhr

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Begründung: Enzyklopädische Relevanz nicht dargestellt Lutheraner (Diskussion) 19:41, 27. Okt. 2023 (CEST)

Julius L. Isenstein (* 18. Juli 1856 in Hildesheim; † 14. Februar 1929 in Hannover) war ein deutscher Kaufmann und Bankier, 1901-1926 Direktor der Dresdner Bank Hannover.

Leben

Julius L. Isenstein stammt aus einer hannoverschen jüdischen Kaufmannsfamilie, deren Mitglieder in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Textilgeschäfte (eines in der Großen Packhofstraße) und kleinere Gewerbebetriebe (Knopffabrik in der List) besaßen. Auch der Bildhauer Kurt Harald Isenstein entstammt dieser Familie. Julius L. Isenstein wurde 1881 Mitglied des „Turn-Klubb zu Hannover[1], zu dessen Förderern er später gehörte. 1888 war er bereits leitender Angestellter im Bankhaus Alexander Simon, dessen Inhaber Alexander Moritz Simon, der spätere Gründer der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem war. Hier begann der 16jährige Theodor Lessing eine (nach kurzer Zeit wieder abgebrochene) Banklehre und lernte Isenstein kennen, wie er in seinen Erinnerungen in etwas ironischem Ton schrieb:

„Der Prokurist, Herr Goldschmidt, schlank und eitel, machte Hantelübungen und erzählte Witze. Der erste Kommis, Herr Isenstein, ein tüchtiger munterer Zwerg, begriff nicht, daß Obligationen mir so gleichgültig seien wie Aktien, und Aktien so gleichgültig wie Obligationen. Er versuchte es mit Güte. Er versuchte es mit Strenge …“[2]

1890 verzeichnet das Adressbuch Isensteins Berufsbezeichnung als „Bankier“ (ohne eigene Firma), 1894 dann: „Bankier, Prokurist der Firma Alexander Simon“. 1898 wurde in der Theaterstraße 12 die Filiale der Dresdner Bank in Hannover durch gleichzeitige Übernahme des Bankhauses Alexander Simon errichtet[3]; zu Direktoren wurden „die Herren S[iegmund] Goldschmidt und Julius L. Isenstein“ ernannt.[4] Isensteins Berufsbezeichnung lautete jetzt: „Bankier, stellvertretender Direktor der Filiale der Dresdner Bank in Hannover und Prokurist der Firma Alexander Simon“. 1901 erfolgte schließlich seine Ernennung zum „ Direktor der Filiale der Dresdner Bank in Hannover“[5]. Er hatte den Zenit seiner beruflichen Karriere erreicht. Mindestens seit dieser Zeit engagierte er sich auch als Mäzen des Turn-Klubb zu Hannover, denn ein „Gedicht aus dieser Zeit“ im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau der Turnhalle des Vereins lautet:

„Seht sie an die stolze Halle / Die im Wappenglanze strahlt, / Und begrüßt mit Jubelschalle, / Daß das meiste schon bezahlt. / Wer den Freunden kann vertrauen, / Der darf unternehmend sein; / Er braucht nicht auf Sand zu bauen, / Sondern baut auf Isenstein.“[6]

1909 übernahm die Filiale Hannover der Dresdner Bank eine fünfprozentige Anleihe der Kali-Gewerkschaft Großherzog Wilhelm Ernst, Direktor wurde Carl Hasper. „Die Direktoren Isenstein und Hasper hatten persönlich gute Beziehungen zu den Kreisen [der Kaliindustrie] angeknüpft...“[7] Am 16. Dezember erfolgte Isensteins Ernennung zum Preußischen Kommerzienrat, übrigens gegen eine „Stempelgebühr“ von 3.000 Mark, wozu Stadtdirektor Heinrich Tramm ein Gutachten zu erstellen hatte[8]. Auf die Ehrung als Kommerzienrat folgte wenig später die Tragödie: am 2. Mai 1913 starb Isensteins Ehefrau Sophie, geb. Gotthelft, im Alter von erst 43 Jahren[9].

So wie Theodor Lessing gab es einen weiteren späteren Schriftsteller, der sich im Jahr 1914 unter Direktor Isenstein ebenso erfolglos als Lehrling in der Dresdner Bank Hannover versuchte: der 18-jährige Werner Kraft, später Bibliothekar in Hannover und 1933 emigriert:

„Ich hielt es nur ein halbes Jahr aus, obwohl ein Verwandter der Direktor der Bank war, welcher mir bei entsprechender Bewährung einen mühelosen Aufstieg garantiert hätte, ich setzte gerade mit seiner Hilfe das Studium durch, ich ging nach Berlin. In der Bank erlebte ich den Tag der Kriegserklärung [1. August 1914]. Alles war in Aufruhr, und ich hatte den vielleicht falschen Eindruck, daß die allgemeine Aufregung auch ein erwünschter Anlaß war, die höchst ehrenhafte aber trotzdem ungeheure Langeweile der täglichen Arbeit zu durchbrechen. Der stellvertretende Direktor der Bank hieß Bollmann. [...] Der war ein noch jugendlicher, sehr eleganter, liebenswürdiger und energischer Mann, leer und leistungsfähig, auf Sammetpfoten gehend und autoritär. Auf dem Höhepunkt der Erregung war er plötzlich lautlos da und rief mit schneidender Stimme in den Saal: „Meine Damen und Herren, bewahren Sie eine eiserne Ruhe!“ Und es wurde ruhig: scheu und gebückt schrieb man weiter.“[10]

Am 10. Juni 1916 war Isenstein Mitbegründer der Kestner Gesellschaft als einer von 22 Stiftern, neben so einflussreichen hannoverschen Unternehmern wie Hermann Bahlsen, August Madsack und Fritz Beindorff[11]. Zum 60. Geburtstag am 18. Juli 1916 erhielt Isenstein von der Bank eine Geschenkcassette mit Fotografien des Bankgebäudes und der Mitarbeiter: „Zum 18. Juli 1916. Die Beamten der Dresdner Bank Filiale Hannover“ mit den Goldinitialien „JI“[12] 1926 wurde Isenstein pensioniert, wohnte aber weiterhin im Bankgebäude Rathenauplatz 4. Dort starb er am 14. Februar 1929.

Allein 17 Todesanzeigen im „Hannoverschen Kurier“ vom 17.2.1929 zeigten die Bedeutung des Bankiers Julius L. Isenstein: zunächst die Todesanzeige der Familie („im Namen aller Hinterbliebenen: Frau Jula Gerson“), dann die der Direktion der Dresdner Bank Berlin, der Direktion der Dresdner Bank Filiale Hannover sowie die der „Prokuristen, Bevollmächtigten, Beamten und Angestellten“ der Dresdner Bank Filiale Hannover. Folgende Funktionen Isensteins in den bedeutendsten niedersächsischen Unternehmen werden in den Anzeigen deutlich:

  • als Aufsichtsratsvorsitzender:
    • der Vereinigten Schmirgel- und Maschinen-Fabriken A.G., Hannover-Hainholz
    • der Überlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG
    • der Braunschweig-Hannoverschen Hypothekenbank
  • als Vorstandsvorsitzender:
    • der Kaligruben Gewerkschaft Alexandershall und Heiligenroda (später aufgegangen in der Kali-Industrie AG)
  • als Aufsichtsratsmitglied:
    • der Bergwerksgesellschaft Siegfried Rissen mbH, Bergwerksgesellschaft Königshall-Hindenburg mbH, Waldburg Aktien-Gesellschaft
    • der Voßwerke AG, Hannover-Sarstedt (als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender)
    • der Vereinsbrauerei Herrenhausen-Hannover AG (als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender)
    • der Mechanischen Weberei zu Linden
  • als Vorstandsmitglied
    • der Kali-Industrie AG, Kassel
    • der Gewerkschaft Wintershall, Heringen (Werra)
    • der Hannoverschen Baumwoll-Spinnerei und Weberei AG

Nichts erinnert mehr an diesen verdienten jüdischen Bankier in Hannover: keine Straße ist nach ihm benannt, keine Gedenktafel ziert das ehemalige Gebäude der Dresdner Bank Filiale Hannover in der Rathenaustraße Nr. 4 (übrigens 1906 von Ernst Wullekopf erbaut) – nichts?

Grabdenkmal für Sophie und Julius L. Isenstein auf dem Stadtfriedhof Stöcken

Doch, auf dem Stadtfriedhof Stöcken gibt es noch das Grabmal von Sophie und Julius L. Isenstein. Nach dem Tod seiner Ehefrau erwarb Isenstein 1913 ein Ufergrundstück am Teich und ließ von dem Architekten Albrecht Haupt ein Grabmal entwerfen. Heute steht es unter Kiefern und von Rhododendron-Büschen umrahmt an einem der schönsten Flecken des Stöckener Friedhofs (Abt. A 25, Nr. 8, am Teich nahe der Brücke). In den Jahren 2006 bis 2008 wurde es auf Initiative des hannoverschen Historikers Dr. Peter Schulze durch die Firma Leichsenring GmbH, Hannover restauriert, finanziert von der Stiftung Falkenreck, ergänzt um „die großzügige Spende der Dresdner Bank in Höhe von 10.000€“, wie es auf der informativen Website der Stiftung Falkenreck (s.u. Weblinks) zu lesen ist, die mit zahlreichen Bildern die Restaurierung dokumentiert.

Literatur

  • Theodor Lessing: Einmal und nie wieder. Lebenserinnerungen. Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe Prag 1935. Gütersloh: Bertelsmann Sachbuchverlag 1969.
  • Hans G. Mayen: 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik 1872 bis 1992. Frankfurt am Main 1996
  • Felix Jüdell: Erfahrung läßt sich nicht vererben. Dresdner Bank, ihre Entwicklung von 1872 bis 1914. Dresden 2005 (Publikationen der Eugen-Gutmann-Gesellschaft, Bd. 1.)
  • Werner Kraft: Spiegelung der Jugend. Mit einem Nachwort von Jörg Drews. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. (Bibliothek Suhrkamp. Bd. 356.)
Commons: Julius L. Isenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hannoverscher Kurier, 17.2.1929
  2. Theodor Lessing: Einmal und nie wieder. Lebenserinnerungen. Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe Prag 1935. Gütersloh: Bertelsmann Sachbuchverlag 1969, S. 190.
  3. Hans G. Mayen: 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik 1872 bis 1992. Frankfurt am Main 1996, S. 54 unmd S. 373; Felix Jüdell: Erfahrung läßt sich nicht vererben. Dresdner Bank, ihre Entwicklung von 1872 bis 1914. Dresden 2005 (Publikationen der Eugen-Gutmann-Gesellschaft, Bd. 1.), S. 140
  4. Jüdell, S. 140.
  5. Adressbuch
  6. Zitiert bei Elke Schmidt: Unsere Turnhalle. „Großes Werk gedeiht nur durch Ewigkeit“. In: TKH-Klubb-Nachrichten (Turn-Klubb zu Hannover). Nr. 2/2003, S. 24-26.
  7. Jüdell, S. 204.
  8. Auskunft Dr. Peter Schulze
  9. Laut Grabstein auf dem Stöckener Friedhof war sie am 24. Juni 1869 geboren
  10. Werner Kraft: Spiegelung der Jugend. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973, S. 41 f.
  11. Wieland Schmied: Wegbereiter zur modernen Kunst. 50 Jahre Kestner-Gesellschaft. Hannover 1966, S. 234.
  12. Das Original befand sich 1996 im Besitz der Dresdner Bank Hannover, jetzt wohl im Historischen Archiv der Commerzbank AG in Frankfurt am Main.