Inflation

Vorlage:BKH2

Reichsbanknote 5 Milliarden Mark, 10. September 1923
50 Millionen Markstück, Notgeld der Provinz Westfalen

Inflation (von lat.: "das Sich-Aufblasen; das Aufschwellen") bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre einen andauernden, allgemeinen Anstieg des Preisniveaus. Anders ausgedrückt bedeutet Inflation eine Steigerung des Preisindex oder die Schwächung der Kaufkraft einer Währung. Ursprünglich bezog sich der Begriff lediglich auf eine Ausweitung der Geldmenge, was bei mangelndem Wirtschaftswachstum zu einer Geldentwertung führen kann.

Messung der Inflation

Datei:PreiseDeutschland.png
Jährliche Preisveränderungsraten in Deutschland von 1965 bis 2004

Am häufigsten wird zur Messung der Inflation der Preisindex der Lebenshaltungskosten herangezogen, die so genannte Inflationsrate. Dieser wird mit Hilfe eines für einen durchschnittlichen (im Beispiel) deutschen Haushalt (2,3 Personen) in einem bestimmten Jahr (Basisjahr) repräsentativen Warenkorbs berechnet. Enthalten waren darin etwa in früheren Jahren:

Warenkorb

Zusammensetzung des statistischen Warenkorbes
Jahr      1995           2000     
  Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 13,1% 10,3%
Tabakwaren, alkoholische Getränke 4,2% 3,7%
Bekleidung, Schuhe 6,9% 5,5%
Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe 27,5% 30,2%
Einrichtungsgegenstände 7,1% 6,9%
Gesundheit, Pflege 3,4% 3,5%
Verkehr 13,9% 13,9%
Nachrichtenübermittlung 2,3% 2,5%
Freizeit, Kultur, Unterhaltung 10,4% 11,0%
Bildungswesen 0,7% 0,7%
Hotel, Restaurants 4,1% 4,7%
Andere Waren und Dienstleistungen 6,1% 7,0%
Quelle: Statistisches Bundesamt


Konsequenzen des Warenkorbs auf die Inflationsentwicklung

Auf Grundlage dieses Warenkorbs und des damit festgelegten Basisjahrs werden für jedes Jahr die Lebenshaltungskosten und daraus die prozentuale Steigerung zum Vergleichs- oder Vorjahr ermittelt. Für jeden Monat ermittelt in Deutschland das Statistische Bundesamt, in Österreich Statistik Austria die Preissteigerungen, welche auch regelmäßig in den Medien veröffentlicht werden. Im Schnitt betragen diese Inflationsraten zur Zeit zwischen 0,5 und 1,5%, wobei meistens die Mineralölpreise am stärksten zur Preissteigerung beitragen. Probleme bei der Messung dieser Zahlen ergeben sich vor allem daraus, dass je weiter das Vergleichsjahr vom Basisjahr entfernt ist, der Warenkorb immer weniger repräsentativ ist. Dies begründet sich zum einen im veränderten Konsumentenverhalten (Produktinnovationen, Substitution teurer Produkte durch günstigere), wie auch in der qualitativen Steigerung (bessere Computer) der Produkte. Weiterhin zu beachten ist, dass es sich immer um das statistische Mittel handelt, das nicht auf jedermann ohne weiteres anwendbar ist. Zum Beispiel unterscheiden sich die Ausgaben sehr wohlhabender Haushalte deutlich von den Ausgaben der Haushalte mit geringem Einkommen. Haushalte, denen ein geringes Einkommen zur Verfügung steht, geben einen größeren Anteil für Grundnahrungsmittel, Wohnen, Energie etc. aus. Preissteigerungen für diese Warenarten begründen dann eine stärkere Inflationserfahrung, während gleichzeitig "Luxusgüter" im Preis sinken können.

Kernrate der Inflation

Die Kernrate der Inflation schließt die Preise für Lebensmittel und den Energiesektor aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.

Ursachen / Gründe

Nachfrageseitig

Grundsätzlich wird zwischen einer Nachfragesoginflation und einer Angebotsdruckinflation unterschieden. Kommt es zur Nachfragesoginflation, sind die Ursachen, wie aus dem Wort zu entnehmen, auf der Nachfrageseite zu suchen. In diesem Fall steigt die Nachfrage nach Gütern derart schnell, dass die Angebotsseite nicht durch Anheben des mengenmäßigen Angebots reagieren kann und stattdessen die Preise nach den Marktgesetzen anhebt. Die Folge ist eine Steigerung des allgemeinen Preisniveaus, also eine Inflation.

Angebotsseitig

Auf der anderen Seite steht die Angebotsdruckinflation (auch: Kosteninflation), deren Ursprünge bei den Produktionskosten zu suchen sind. In der Regel sind diese vor allem bei der Steigerung der Energiepreise und Lohn- bzw. Lohnnebenkosten oder Erhöhung der Zinsen zu suchen. Die Kosteninflation tritt allerdings nur dann als Erhöhung des Preisniveaus in Erscheinung, wenn die teurer produzierten Güter auch auf dem Markt zu den geforderten höheren Preisen Käufer finden und es keine Substitution aus anderen Märkten gibt.(Verkäufermarkt).

Weitere Ursachen / Gründe

Steuererhöhungen und staatlich administrierte Preissteigerungen können unabhängig von der wirtschaftlichen Situation zu einer höheren Inflationsrate führen.

Ein weiterer wichtiger Begriff ist die importierte Inflation, deren Ursachen sich aus den oben angeführten Punkten "Ausland", "Exporte" und "Importpreise" zusammensetzen.

Inflationsursachen

Liste mit Inflationsursachen

  • Nachfragesog
    • zu starke Geldmengenvermehrung (monetaristische Theorie)
      • aus dem Ausland (Übergreifen der Inflation von Land A in Land B)
      • durch Exportüberschüsse im Außenhandelsgleichgewicht (Importierte Inflation)
      • aus dem Inland (Zentralbank erhöht die Geldmenge)
    • nicht monetäre Ursachen
      • privater Konsum
      • betriebliche Investitionen
      • Staatsausgaben (Fiskalinflation)
      • Exporte
  • Angebotsdruck
    • Kostendruck
      • Importe oder in Fremdwährung gehandelte Waren, z.B. Erdöl (US-Dollar) (Cost-Push-Inflation)
      • Zinsen
      • Steuern
      • Löhne (Lohnkosteninflation)
    • Gewinndruck

Theorien zur Inflation

Eines der Grundprinzipien des Keynesianismus ist die negative Korrelation zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit. Grundlage für diese Annahme bildeten empirische Untersuchungen auf der Basis historischer Daten, die mit sinkender Arbeitslosigkeit ein höheres Preisniveau verbanden (Phillips-Kurve/Phillips-Theorem). Theoretisch erklärt wurde dieses Prinzip damit, dass mit sinkender Arbeitslosigkeit das Volkseinkommen steigt und hierdurch die Konsumgüternachfrage stärker ansteigt als Produktionskapazitäten geschaffen werden können. Dazu kommt, dass bei Vollauslastung die Preise ansteigen und die Gewerkschaften bei geringerer Arbeitslosigkeit höhere Lohnforderungen durchsetzen können, was sich auf die Preise auswirkt. Entgegen dieser Theorie trat in den 70er Jahren die Stagflation auf, welche neben einem hohen Arbeitslosenniveau auch steigende Inflationsraten verbuchte. Somit war die Philipskurve insoweit widerlegt, weil sie nur gilt, wenn die Einflüsse von außen (die siebziger Jahre waren durch steigende Rohstoffpreise geprägt) stabil gehalten werden. Schöpft eine Volkswirtschaft ihre Produktionsmöglichkeiten zur Gänze aus - man spricht in diesem Zusammenhang von der PMK (=ProduktionsMöglichkeitenKurve) - so führt ein Anstieg der Nachfrage zu einer erheblichen Preissteigerung. Die Unternehmen können die erhöhte Nachfrage nach Produkten nicht ausgleichen, daher werden diese Produkte einfach teurer (vgl. Nachfrage-Sog-Inflation oben).

Ausprägungen der Inflation

Leichte Inflation (etwa 0% bis 5% Wertverlust im Jahr) hat nachfragefördernde Wirkung, da Leute ihr Geld ausgeben oder investieren wollen. Freilich verlangen sie für Investitionen immer noch eine Liquiditätsprämie, d.h. die Renditen müssen deutlich über der Inflationsrate liegen. Tun sie das nicht, wird versucht das Geld woanders (z.B. im Ausland) anzulegen. Leichte Inflation kann man fast überall beobachten und ist grundsätzlich zu begrüßen.

Eine Frau in Berlin der Zwanziger Jahre verbrennt Papiergeld, dessen Heizwert höher ist als der Brennstoff, den sie für das Geld kaufen kann.

Schwere Inflation (etwa über 5% Wertverlust im Jahr) hat nachfragehemmende Wirkung. Das Tauschmittel Geld verliert seinen Wert schneller als andere Güter (z.B. Immobilien, Aktien, Sachkapital allgemein) und wird deswegen nicht angenommen. Diese Nicht-Annahme des Geldes verhindert den Handel und kann so die Wirtschaft zerstören, mit Folgen wie Arbeitslosigkeit oder Dumping-Löhnen. Bei schwerer Inflation steigt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Kann nicht genug werthaltiges Sachkapital produziert werden, wird versucht, Wert in Devisen anzulegen. Die Entwertung des Geldes wird so beschleunigt. Häufig gibt es nach der Inflation eine Währungsreform. Besonders schwere Inflationen mit monatlichen Wertverlusten von über 50% werden auch als Hyperinflationen bezeichnet.

Schwere Inflation konnte man in der Geschichte unter anderem beobachten:

Versucht der Staat, die freie Preisbildung zu regulieren, sucht sich die Inflation andere Wege, bekannt unter verdeckter oder zurückgestauter Inflation, die sich in Käuferschlangen u.ä. äußert. Die offene Inflation ist eine reine Preissteigerung.

Nach der Geschwindigkeit kann eine Inflation auch unterschieden werden: Schleichende, trabende und galoppierende Inflation.

Beseitigung der Inflation

Eine Möglichkeit, Inflation zu stoppen, besteht darin, Preise und Gehälter staatlich zu binden. Der Versuch dazu scheiterte in den 70er Jahren in den USA, da sich die Inflation, wie oben genannt, andere Wege suchte. Viele Wissenschaftler halten Preisbindungen für sinnlos oder sogar schädlich für eine Volkswirtschaft.

Monetaristen, deren Überzeugungen momentan die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken der Welt beeinflussen, versuchen mit Hilfe der Geldmenge, die Inflation zu steuern. Eine Senkung der umlaufenden Geldmenge (in Deutschland auch kurz M1 genannt) würde etwa bedeuten, dass mit weniger verfügbarem Geld die gleiche Anzahl von Produkten gekauft werden muss. Dadurch sinkt der Preis, da der Wert des Geldes insgesamt steigt. Eine solche Maßnahme wäre aber sehr kostenintensiv (da deflationär und rezessiv) und wäre angesichts politischer Widerstände nur schwer umzusetzen. Statt dessen versuchen Zentralbanken deshalb, das Wachstum der Geldmenge dem Wachstum des Produktionspotentials anzugleichen. - Siehe auch: Quantitätstheorie.

Keynesianer steuern statt dessen eher auf der Nachfrageseite: Mit Hilfe einer höheren Besteuerung oder geringeren Staatsausgaben wird versucht, die Nachfrage zu bändigen. Aber auch diesem Mittel sind sehr enge Grenzen gesetzt.

Eine andere früher durchgeführte, aber ebenso kostenintensive Möglichkeit war die Golddeckung der Währung. Dies hatte zur Folge, dass für den gesamten Wert einer Währung Goldreserven angelegt wurden. Letztendlich war dies in Deutschland, das als sehr inflationsempfindlich gilt (dank zweier Inflationskrisen), nur ein psychologischer Grund, genügend Vertrauen in die DM zu schaffen.

Eine sehr untergeordnete Rolle spielen freiwirtschaftliche Überlegungen zum Thema der Inflation, da sie von den meisten Ökonomen abgelehnt werden.

Siehe auch

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