„Hasta-Coda-Theorie“ – Versionsunterschied

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* ein '''Coda''' genannter Schwanz (von ital. ''coda'' Schwanz)
* ein '''Coda''' genannter Schwanz (von ital. ''coda'' Schwanz)


Die phönizische Schrift hat ihren Ursprung in der [[Protosemitisches Alphabet|Sinaischrift]]. Während die Zeichen der Sinaischrift noch weitgehend [[Ägyptische Hieroglyphen|ägyptischen Hieroglyphen]] ähneln, haben die phönizischen Zeichen bereits eine Vereinfachung durchgemacht, und etliche dieser phönizischen Schriftzeichen scheinen bei oberflächlicher Betrachtung auch eine Gliederung in Hasta und Coda aufzuweisen. Jedoch ist Brekle's Theorie für die semitische, speziell phönizische Paläographie eher unwahrscheinlich, da eben nur für einen geringen Teil (maximal die Hälfte) der altphönizischen Buchstaben eine deutliche Hasta-Coda aufgewiesen werden kann. Auch die Strichfolge und Winkelstellung (van der Kooij<ref>Gerrit van der Kooij. Early North-West Semitic Script Traditions. An Archaeological Study of the Linear Alphabetic Scripts upto c. 500 B.C.; Diss. Leiden 1986</ref>) in den meisten alt-nordsemitischen Alphabeten spricht eher gegen eine Anwendung der Hasta-Coda-Theorie auf nordsemitische Alphabetschriften.
Die phönizische Schrift hat ihren Ursprung in der [[Protosemitisches Alphabet|Sinaischrift]]. Während die Zeichen der Sinaischrift noch weitgehend [[Ägyptische Hieroglyphen|ägyptischen Hieroglyphen]] ähneln, haben die phönizischen Zeichen bereits eine Vereinfachung durchgemacht, und etliche dieser phönizischen Schriftzeichen scheinen bei oberflächlicher Betrachtung auch eine Gliederung in Hasta und Coda aufzuweisen. Jedoch ist Brekles Theorie für die semitische, speziell phönizische Paläographie eher unwahrscheinlich, da eben nur für einen geringen Teil (maximal die Hälfte) der altphönizischen Buchstaben eine deutliche Hasta-Coda aufgewiesen werden kann. Auch die Strichfolge und Winkelstellung (van der Kooij<ref>Gerrit van der Kooij. Early North-West Semitic Script Traditions. An Archaeological Study of the Linear Alphabetic Scripts upto c. 500 B.C.; Diss. Leiden 1986</ref>) in den meisten alt-nordsemitischen Alphabeten spricht eher gegen eine Anwendung der Hasta-Coda-Theorie auf nordsemitische Alphabetschriften.


Der Schreibschwung beim Schreiben auf [[Papyrus]] führt zur Bildung der Hasta, die, bereits in der Sinaischrift vorgegebene, Linienführung zur Gliederung in Hasta und Coda. Die Hasta-Coda-Gliederung wirkt sich auch auf die Orientierung in Schreibrichtung aus. Insgesamt führen Hasta und Coda zu flüssigerem Schreiben und Lesen.
Der Schreibschwung beim Schreiben auf [[Papyrus]] führt zur Bildung der Hasta, die, bereits in der Sinaischrift vorgegebene, Linienführung zur Gliederung in Hasta und Coda. Die Hasta-Coda-Gliederung wirkt sich auch auf die Orientierung in Schreibrichtung aus. Insgesamt führen Hasta und Coda zu flüssigerem Schreiben und Lesen.

Version vom 30. September 2014, 15:40 Uhr

Die Hasta-Coda-Theorie (auch: Hasta+Coda-Theorie) ist eine Theorie des Sprachwissenschaftlers Herbert E. Brekle, wonach bei der Entstehung der lateinischen, griechischen und phönizischen Schrift die Gliederung der Buchstaben in zwei Teile eine wichtige Rolle gespielt hat.

Diese Teile sind

  • ein Hasta genannter Hauptstrich (von lat. hasta Schlange, Speer)
  • ein Coda genannter Schwanz (von ital. coda Schwanz)

Die phönizische Schrift hat ihren Ursprung in der Sinaischrift. Während die Zeichen der Sinaischrift noch weitgehend ägyptischen Hieroglyphen ähneln, haben die phönizischen Zeichen bereits eine Vereinfachung durchgemacht, und etliche dieser phönizischen Schriftzeichen scheinen bei oberflächlicher Betrachtung auch eine Gliederung in Hasta und Coda aufzuweisen. Jedoch ist Brekles Theorie für die semitische, speziell phönizische Paläographie eher unwahrscheinlich, da eben nur für einen geringen Teil (maximal die Hälfte) der altphönizischen Buchstaben eine deutliche Hasta-Coda aufgewiesen werden kann. Auch die Strichfolge und Winkelstellung (van der Kooij[1]) in den meisten alt-nordsemitischen Alphabeten spricht eher gegen eine Anwendung der Hasta-Coda-Theorie auf nordsemitische Alphabetschriften.

Der Schreibschwung beim Schreiben auf Papyrus führt zur Bildung der Hasta, die, bereits in der Sinaischrift vorgegebene, Linienführung zur Gliederung in Hasta und Coda. Die Hasta-Coda-Gliederung wirkt sich auch auf die Orientierung in Schreibrichtung aus. Insgesamt führen Hasta und Coda zu flüssigerem Schreiben und Lesen.

Um ca. 800 v. Chr. übernahmen Griechen die phönizische Schrift. Wie in der altkanaanäischen und frühphönizischen Alphabetschrift hielt sich hier zunächst eine Bustrophedon genannte Schreibweise, bei der die Zeilen wechselweise linksläufig und rechtsläufig geschrieben wurden. In den rechtsläufigen Zeilen wurden die Buchstaben an der Hasta gespiegelt. Ab ca. 400 v. Chr. setzte sich dann die rechtsläufige Schreibweise endgültig durch.

Die Römer übernahmen das Alphabet von den Etruskern, die dieses wiederum von dem Griechen übernommen hatten. Auch hier setzte sich, nach zunächst linksläufiger und Bustrophedon-Schreibweise, rechtsläufige Schreibung mit entsprechender Spiegelung der Buchstaben an der Hasta durch.

Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. kam es zur Verlängerung der Hasta, es entstanden Ober- und Unterlängen, die schließlich zur Entstehung von Kleinbuchstaben und Schreibschriften führten. Diese Ober- und Unterlängen geben den Wörtern ihre typische Kontur, was das Lesen wesentlich erleichtert.

Literatur

  • Herbert E. Brekle: Vom Rinderkopf zum Abc. In: Spektrum der Wissenschaft, April 2005
  • Gerrit van der Kooij. Early North-West Semitic Script Traditions. An Archaeological Study of the Linear Alphabetic Scripts upto c. 500 B.C.; Diss. Leiden 1986.

Einzelnachweise

  1. Gerrit van der Kooij. Early North-West Semitic Script Traditions. An Archaeological Study of the Linear Alphabetic Scripts upto c. 500 B.C.; Diss. Leiden 1986