„Hamas“ – Versionsunterschied

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Die '''Hamas''' ({{arS|حماس‎|DMG=ḥamās|de=Begeisterung}}, ‚Eifer‘, ‚Kampfgeist‘, zugleich [[Akronym]] aus {{Ar|حركة المقاومة الإسلامية‎|DMG=Ḥarakat al-muqāwama al-islāmiyya|de=Islamische Widerstandsbewegung}}) ist eine [[Palästinenser|palästinensische]] [[sunnitisch]]-[[Islamismus|islamistische]] [[Terroristische Vereinigung|Terrororganisation]], die den Staat [[Israel]] vernichten und an seiner Stelle einen islamistischen [[Gottesstaat]] [[Staat Palästina|Palästina]] errichten will. Sie wurde Ende 1987, nach Beginn der [[Erste Intifada|Ersten Intifada]], als Zweig der islamistischen [[Muslimbrüder|Muslimbruderschaft]] in [[Gaza (Stadt)|Gaza-Stadt]] gegründet. Sie besteht aus einer politischen Partei, einem Hilfswerk und den paramilitärischen [[Kassam-Brigaden]].
Die '''Hamas''' ({{arS|حماس‎|DMG=ḥamās|de=Begeisterung}}, ‚Eifer‘, ‚Kampfgeist‘, zugleich [[Akronym]] aus {{Ar|حركة المقاومة الإسلامية‎|DMG=Ḥarakat al-muqāwama al-islāmiyya|de=Islamische Widerstandsbewegung}}) ist eine [[Palästinenser|palästinensische]] [[sunnitisch]]-[[Islamismus|islamistische]] [[Terroristische Vereinigung|Terrororganisation]], die den Staat [[Israel]] vernichten und an seiner Stelle einen islamistischen [[Gottesstaat]] [[Staat Palästina|Palästina]] errichten will. Sie wurde Ende 1987, nach Beginn der [[Erste Intifada|Ersten Intifada]], als Zweig der islamistischen [[Muslimbrüder|Muslimbruderschaft]] in [[Gaza (Stadt)|Gaza-Stadt]] gegründet. Sie besteht aus einer politischen Partei, einem Hilfswerk und den paramilitärischen [[Kassam-Brigaden]].


Seit 1989 greift die Hamas Israels Bevölkerung und Gebiet immer wieder mit [[Terrorismus|Terrorakten]] an, namentlich mit [[Selbstmordanschlag|Selbstmordanschlägen]] und [[Qassam-Rakete|Raketenbeschuss]]. Damit löste sie mehrere [[Gaza-Krieg]]e aus. Deshalb stufen Historiker und Politikwissenschaftler, die [[Europäische Union]], die [[Vereinigte Staaten|USA]] und weitere Staaten die Hamas als Terrororganisation ein.
Seit 1989 greift die Hamas Israels Bevölkerung und Gebiet immer wieder mit [[Terrorismus|Terrorakten]] an, darunter Morde, [[Selbstmordanschlag|Selbstmordanschläge]] und [[Qassam-Rakete|Raketenbeschuss]]. Damit löste sie mehrere [[Gaza-Krieg]]e aus. Deshalb stufen Historiker und Politikwissenschaftler, die [[Europäische Union]], die [[Vereinigte Staaten|USA]] und weitere Staaten die Hamas als Terrororganisation ein.


2006, ein Jahr nach Israels vollständigem Rückzug aus dem [[Gazastreifen]], erhielt die Hamas bei den bislang letzten Wahlen in den [[Palästinensische Autonomiegebiete|palästinensischen Autonomiegebieten]] eine Stimmenmehrheit. Im [[Kampf um Gaza Juni 2007]] schaltete sie die konkurrierende, [[Säkularismus|säkular]] ausgerichtete [[Fatah]] aus und ergriff gewaltsam die Macht im Gazastreifen, den sie seitdem beherrscht. Mit ihrem [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023|Massaker vom 7. Oktober 2023]] an rund 1.200 Menschen in Israel löste die Hamas einen [[Krieg in Israel und Gaza 2023|erneuten Gaza-Krieg]] aus.
2006, ein Jahr nach Israels vollständigem Rückzug aus dem [[Gazastreifen]], erhielt die Hamas bei den bislang letzten Wahlen in den [[Palästinensische Autonomiegebiete|palästinensischen Autonomiegebieten]] eine Stimmenmehrheit. Im [[Kampf um Gaza Juni 2007]] schaltete sie die konkurrierende, [[Säkularismus|säkular]] ausgerichtete [[Fatah]] aus und ergriff gewaltsam die Macht im Gazastreifen, den sie seitdem beherrscht. Mit ihrem [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023|Massaker vom 7. Oktober 2023]] an rund 1.400 Menschen in Israel löste die Hamas einen [[Krieg in Israel und Gaza 2023|erneuten Gaza-Krieg]] aus.

== Ideologie und Ziele ==

=== Offizielle Programmatik seit 2017 ===
Die Ziele der Hamas sind seit 2017 offiziell im [[Hamas-Grundsatzpapier]] fixiert,<ref name=":53">''[https://irp.fas.org/world/para/docs/hamas-2017.pdf Hamas-Grundsatzpapier 2017 (englisch)]'', von der Hamas herausgegebene Übersetzung, abgerufen am 4. November 2023.</ref> welches die [[Hamas-Charta|Gründungscharta]]<ref name=":3">[https://www.kritiknetz.de/images/stories/texte/charta%20der%20hamas.pdf Deutsche Übersetzung der Charta der Hamas von 1988], abgerufen am 20. Oktober 2023.</ref> aus dem Jahr 1988 ersetzt bzw. ergänzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Schmid |url=https://www.nzz.ch/international/die-hamas-mit-revidierter-charta-strategisch-motivierte-vernichtung-light-ld.1289783 |titel=Strategisch motivierte «Vernichtung light» |werk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2017-05-02 |sprache=de |abruf=2020-04-30}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Oliver Eberhardt |url=https://www.neues-deutschland.de/artikel/1049884.raetsel-um-neue-hamas-charta.html |titel=Rätsel um neue Hamas-Charta |werk=[[Neues Deutschland]] |datum=2017-05-04 |sprache=de |abruf=2020-04-30}}</ref><ref>[https://www.terrorism-info.org.il/Data/articles/Art_21201/E_093_17_956569418.pdf terrorism-info.org.il]</ref><ref>[https://www.deutschlandfunk.de/neues-papier-der-hamas-wir-wissen-nicht-ob-es-wirklich-die.694.de.html?dram:article_id=385145 deutschlandfunk.de]</ref><ref name="taz" /> Demnach strebt die Hamas einen palästinensischen Staat an, wobei sie nicht ausschließt, diesen in den Grenzen vor dem [[Sechstagekrieg]] 1967 zu errichten,<ref name=":52">''[https://irp.fas.org/world/para/docs/hamas-2017.pdf Hamas-Grundsatzpapier 2017 (englisch)]'', von der Hamas herausgegebene Übersetzung, abgerufen am 4. November 2023.</ref> wodurch sie implizit eine [[Zweistaatenlösung]] anerkennt.<ref name=":6">''[https://www.dw.com/de/hamas-erkl%C3%A4rung-ist-wichtiger-ausgangspunkt-f%C3%BCr-friedensverhandlungen/a-38663631 "Ausgangspunkt für Friedensverhandlungen" – DW]'', 02.05.2017, abgerufen am 4. November 2023.</ref><ref name=":7">''[https://www.aljazeera.com/news/2017/5/2/hamas-accepts-palestinian-state-with-1967-borders Hamas accepts Palestinian state with 1967 borders]'' | Al Jazeera, 2. Mai 2017, abgerufen am 5. November 2023.</ref><ref>''[https://www.newarab.com/opinion/new-hamas-charter-too-little-too-late New Hamas Charter: Too little, too late? (newarab.com)]'', 2. Mai 2017, abgerufen am 10. November 2023.</ref> Eine offizielle Anerkennung des [[Existenzrecht Israels|Existenzrechtes Israels]] erfolgt nicht; der Staat wird weiter als illegitim betrachtet; auch schwört die Hamas dem bewaffneten Kampf nicht ab.<ref name=":5">''[https://irp.fas.org/world/para/docs/hamas-2017.pdf Hamas-Grundsatzpapier 2017 (englisch)]'', von der Hamas herausgegebene Übersetzung, abgerufen am 4. November 2023.</ref> In ihrer Gründungscharta aus dem Jahr 1988 hatte die Hamas eine palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 noch ausgeschlossen. Im Artikel 16 des Grundsatzpapiers erklärt die Hamas, dass sie keinen Kampf gegen Juden führe, weil sie Juden sind, sondern gegen den Staat Israel wegen seiner Rolle der [[Nakba|Vertreibung der Palästinenser]] und [[Israelisch besetzte Gebiete|fortwährenden Besatzung]].<ref name=":54">''[https://irp.fas.org/world/para/docs/hamas-2017.pdf Hamas-Grundsatzpapier 2017 (englisch)]'', von der Hamas herausgegebene Übersetzung, abgerufen am 4. November 2023.</ref>

=== Antisemitismus ===
Während im Grundsatzpapier von 2017 keine Passagen mehr enthalten sind, die sich explizit gegen Juden, sondern nur noch den Zionismus richten - eine Position, die Hamas-Führer spätestens seit 2005/6 betonen,<ref>Von [[Ismail Haniyya]]: „Wir hegen keine feindlichen Gefühle gegen Juden. Wir wollen sie nicht ins Meer drängen. Alles was wir wollen, ist unser Land zurück und nicht jemandem schaden.“, in: ''[https://www.derstandard.at/story/2357885/haniyeh-nennt-bedingungen-fuer-anerkennung-israels-durch-die-hamas Haniyeh nennt Bedingungen für Anerkennung Israels durch die Hamas - Nahost-Konflikt - derStandard.at]'', 1. März 2006, abgerufen am 19. Oktober 2023.</ref><ref>Von [[Chalid Maschal]] im Jahr 2013: „Die Hamas bekämpft die Zionisten nicht, weil sie Juden sind, sondern sie bekämpft sie, weil sie Besatzer sind. Der Widerstand und die militärische Konfrontation mit den Israelis sind durch die Besatzung, die Aggression und die Verbrechen, die sie gegen das palästinensische Volk begehen, bedingt.“ Zitat in: [https://www.academia.edu/39198744/HAMAS_CHARTER_CHANGES_AND_PRINCIPLES Issam M. A. Adwan: ''Hamas Charter - Changes and Priciples'', S. 25], in: ''Politics and Regions Journal'' 2019, Center for Study of Religion and Religious Tolerance, Belgrad 2019, S. 15–37.</ref> waren ihre früheren Publikationen und insbesondere die Gründungcharta von massiven antisemitischen Narrativen geprägt. In ihrer Gründungscharta zeichnete die Hamas das Bild des zionistischen [[Weltjudentum]]s und nahm Bezug auf die Fälschungen der [[Protokolle der Weisen von Zion]].<ref>Beverley Milton-Edwards: ''Islamic Politics in Palestine''. I.B. Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-475-9, S.&nbsp;189.</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://emperors-clothes.com/antisem/graves-text.htm |titel=Text of Philip Graves 1921 London Times Articles on the "Protocols of Zion" |abruf=2021-05-26}}</ref> Der meistzitierte Artikel der Charta (Art. 7) wurde insbesondere im Westen vielfach als ein allgemeiner Aufruf zur Tötung an Juden gedeutet ([[Hamas-Charta#Kampf gegen die Juden (Art. 7)|''→'' Kampf gegen die Juden, Art. 7]]). Im ersten Flublatt der Hamas aus dem Jahr 187 wurden „die Juden“ als „Brüder der Affen, Prophetenmörder, Blutsauger, Kriegstreiber“ bezeichnet.<ref>[[Joseph Croitoru]]: ''Hamas. Der islamische Kampf um Palästina.'' Beck, München 2010 (2007), S. 77. </ref>

Mehrfach erfolgten durch Hamas-Vertreter [[Holocaustleugnung|Leugnungen oder Relativierungen]] des [[Holocaust|Holocausts]]. Im Januar 2000 bezeichnete ein Hamastext den [[Holocaust]] als zionistische [[Geschichtsfälschung]]. 2003 nannte der Hamasführer [[Abd al-Aziz ar-Rantisi]] den Holocaust eine Lüge und zionistische Propaganda und behauptete eine Zusammenarbeit der Zionisten mit dem [[NS-Staat|NS-Regime]]. Wie zuvor Irans damaliger Staatspräsident [[Mahmud Ahmadineschād]], so bezeichneten der Muslimbruderschaftsführer Muhammad Mhadi Akif und der Hamasführer Khalid Mashal den Holocaust Ende 2005 als Mythos. Später nahmen beide diese Aussage zurück, so 2008 auch der Hamas-Minister Bassem Naeem.<ref>Frank Schellenberg: ''Zwischen globalem Erinnerungsdiskurs und regionaler Perspektive.'' Ergon-Verlag, Baden-Baden 2018, ISBN 3-9565040-1-1, [https://www.google.de/books/edition/Zwischen_globalem_Erinnerungsdiskurs_und/LyuDDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&pg=PA180 S. 180f.]</ref><ref>Bassem Naeem: [https://www.theguardian.com/commentisfree/2008/may/12/hamascondemnstheholocaust ''Hamas condemns the Holocaust.''] [[The Guardian]], 12. Mai 2008</ref> 2009 schrieb die Hamas an die UNRWA, man lehne es ab, „dass unsere Kinder eine Lüge lernen sollen, die von den Zionisten erfunden wurde“. Die UNRWA erklärte dazu, der Holocaust komme im Schulmaterial der rund 200.000 Palästinenserkinder im Gazastreifen aktuell ohnehin nicht vor.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,645935,00.html ''Hamas will Schülern Holocaust verschweigen.''] Spiegel, 31. August 2009</ref> 2011 erklärte die Hamas, Schulunterricht zum Holocaust im Gazastreifen sei ein Plan der „zionistischen Etität“ (Israel), um eine Realität zu erzeugen, Untaten gegen die Palästinenser zu rechtfertigen und das Denken palästinensischer Flüchtlingskinder zu „vergiften“. Das werde man nicht zulassen.<ref>Harriet Sherwood: [https://www.theguardian.com/world/2011/feb/28/hamas-un-holocaust-lessons-gaza ''Hamas fights UN's 'poisonous' Holocaust lessons in Gazan schools.''] The Guardian, 28. Februar 2011</ref>


== Entstehung ==
== Entstehung ==
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Am 8. Dezember 1987 begann die [[Erste Intifada]], die rasch zu einem Massenaufstand gegen israelische Militärpräsenz im Gazastreifen eskalierte. Am 10. Dezember 1987 beriet Yasin mit sechs Vertrauten das weitere Vorgehen der Muslimbrüder und gründete mit ihnen die „Islamische Widerstandsbewegung“ (Akronym ''Hamas''), um den Aufstand zu verschärfen und anstelle der säkularen PLO die nationale Führung der Palästinenser zu gewinnen.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 74f.</ref>
Am 8. Dezember 1987 begann die [[Erste Intifada]], die rasch zu einem Massenaufstand gegen israelische Militärpräsenz im Gazastreifen eskalierte. Am 10. Dezember 1987 beriet Yasin mit sechs Vertrauten das weitere Vorgehen der Muslimbrüder und gründete mit ihnen die „Islamische Widerstandsbewegung“ (Akronym ''Hamas''), um den Aufstand zu verschärfen und anstelle der säkularen PLO die nationale Führung der Palästinenser zu gewinnen.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 74f.</ref>

== Ideologie ==
=== Flugblätter ===
=== Flugblätter ===
Ab Dezember 1987 nahm die Hamas mit Flugblättern auf die erste Intifada Einfluss. Sie zeigten eine nationalistische, islamistische und antisemitische Rhetorik, die die Muslimbrüder in Gaza bis dahin nur heimlich vertreten hatten. Das erste Flugblatt bezeichnete „die Juden“ als „Brüder der Affen, Prophetenmörder, Blutsauger, Kriegstreiber“ und rief zum Dschihad gegen Israels Besatzung „bis zum Sieg“ auf. Jeder Tropfen Märtyrerblut werde zum [[Molotowcocktail]], Sprengsatz und zur Zeitbombe werden, „der den Juden die Eingeweide herausreißen wird“. Das zweite sprach die Aufständischen als „islamische Massen“ (''murabita'') und damit als Verteidiger islamischen Bodens gegen Nichtmuslime an. [[Allah]]s Befehl sei, „die Wurzeln der Existenz der Juden und ihrer Unterstützer herauszureißen“. Die beim Aufstand getöteten Märtyrer hätten sich „für die Würde und Ehre ihrer Nation geopfert, um unsere Rechte in unserem Vaterland zurückzuerlangen und das Banner Allahs über dem Land hochzuhalten“. Israels Friedensschluss mit Ägypten von 1978 sei „nutzlos“ und „verräterisch“; nur der Islam sei „die Lösung und die Alternative“. Das Flugblatt „Die gesegnete Intifada“ vom Januar 1988 rief mit einer [[Koransure]] zur Generalmobilmachung gegen Israel auf. Es versprach den Märtyrern der islamischen Bewegung Lohn im [[Paradies]] und schloss mit einem kategorischen „Nein“ zur „zionistischen Existenz“, „jüdischen Besatzung“ und Konzessionen: Nicht ein Staubkorn vom Boden Palästinas werde man aufgeben. Anders als der konkurrierende [[Islamischer Dschihad|Islamische Dschihad]] vermied die Hamas das Wort „Revolution“ (''thawra''), beanspruchte aber nun offen die nationale Führung aller Palästinenser.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 75–79</ref> Auf dem vierten Flugblatt vom 16. Februar 1988 gab sich die Hamas als „mächtiger Arm“ der Muslimbruderschaft zu erkennen,<ref>Henrik Meyer: ''Hamas und Hizbollah. Eine Analyse ihres Politischen Denkens.'' 2009, [http://books.google.de/books?id=BGzL08SopKsC&pg=PA91 S. 91-93]</ref> forderte, das traditionelle [[Takbīr]] ''Allahuh akbar'' („Gott ist größer“) von allen Dächern zu schreien, und schrieb diesem Schlachtruf Wunderkraft gegen Israels Geschosse zu. Es betonte gegen die PLO: Die Intifada sei eine islamische Erhebung und dürfe nicht anders gedeutet werden. Das fünfte Flugblatt deutete die Intifada als erneute Schlacht von [[Khaibar]], deren jüdische Bewohner [[Mohammed]] im Jahr 628 besiegt und unterworfen hatte. Das sechste ergänzte das Takbīr mit „Tod den Besatzern“. Während die PLO ab Februar 1988 einen von ihr geführten Staat Palästina als Ziel der Intifada ausgab, beschwor die Hamas Allahs [[Jüngstes Gericht]], in dem die Muslime alle versteckten Juden töten würden. Die nächsten Flugblätter versprachen den Sieg über Israel denen, die stark an Allah glauben. Ab Mai 1988 forderten sie wie auch die PLO, Kollaborateure mit Israel öffentlich zu züchtigen. Dies traf bald auch die Volkskomitees der PLO, zu deren Bekämpfung manche Flugblätter aufriefen. Das Hamasflugblatt vom 19. Juli 1988 führte solche Aufrufe auf „Zionisten“ und deren Helfer zurück. – Als die PLO Jordaniens Verzicht auf die Westbank (31. Juli 1988) als ihren Sieg ausgab und ihre Pläne zur Gründung eines Palästinenserstaates an Israels Seite bekannt wurden (6. August 1988), veröffentlichte die Hamas am 18. August 1988 das Flugblatt „Ein islamisches Palästina vom [[Mittelmeer|Meer]] bis zum [[Jordan|Fluss]]“. Schon der Titel lehnte den Staat Israel und einen säkularen Nationalstaat Palästina daneben kompromisslos ab. Der Text verneinte das [[Existenzrecht Israels]] und bekundete die Absicht, Israel von der Landkarte zu tilgen. Er begrüßte Jordaniens Verzicht auf die Westbank als Teilerfolg, doch der Verzicht auf einen Teil Palästinas (gemeint: Israel) sei Verrat an den Märtyrern und Kapitulation. Ganz Palästina stehe auch zukünftig allen Muslimen zu, so dass keine Palästinensergeneration das Recht habe, Teile davon aufzugeben. Dies schloss alle Verhandlungen mit Israel kategorisch aus und war eine Kampfansage an die kurz zuvor bekanntgewordenen PLO-Absichten.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 83–89</ref>
Ab Dezember 1987 nahm die Hamas mit Flugblättern auf die erste Intifada Einfluss. Sie zeigten eine nationalistische, islamistische und antisemitische Rhetorik, die die Muslimbrüder in Gaza bis dahin nur heimlich vertreten hatten. Das erste Flugblatt bezeichnete „die Juden“ als „Brüder der Affen, Prophetenmörder, Blutsauger, Kriegstreiber“ und rief zum Dschihad gegen Israels Besatzung „bis zum Sieg“ auf. Jeder Tropfen Märtyrerblut werde zum [[Molotowcocktail]], Sprengsatz und zur Zeitbombe werden, „der den Juden die Eingeweide herausreißen wird“. Das zweite sprach die Aufständischen als „islamische Massen“ (''murabita'') und damit als Verteidiger islamischen Bodens gegen Nichtmuslime an. [[Allah]]s Befehl sei, „die Wurzeln der Existenz der Juden und ihrer Unterstützer herauszureißen“. Die beim Aufstand getöteten Märtyrer hätten sich „für die Würde und Ehre ihrer Nation geopfert, um unsere Rechte in unserem Vaterland zurückzuerlangen und das Banner Allahs über dem Land hochzuhalten“. Israels Friedensschluss mit Ägypten von 1978 sei „nutzlos“ und „verräterisch“; nur der Islam sei „die Lösung und die Alternative“. Das Flugblatt „Die gesegnete Intifada“ vom Januar 1988 rief mit einer [[Koransure]] zur Generalmobilmachung gegen Israel auf. Es versprach den Märtyrern der islamischen Bewegung Lohn im [[Paradies]] und schloss mit einem kategorischen „Nein“ zur „zionistischen Existenz“, „jüdischen Besatzung“ und Konzessionen: Nicht ein Staubkorn vom Boden Palästinas werde man aufgeben. Anders als der konkurrierende [[Islamischer Dschihad|Islamische Dschihad]] vermied die Hamas das Wort „Revolution“ (''thawra''), beanspruchte aber nun offen die nationale Führung aller Palästinenser.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 75–79</ref> Auf dem vierten Flugblatt vom 16. Februar 1988 gab sich die Hamas als „mächtiger Arm“ der Muslimbruderschaft zu erkennen,<ref>Henrik Meyer: ''Hamas und Hizbollah. Eine Analyse ihres Politischen Denkens.'' 2009, [http://books.google.de/books?id=BGzL08SopKsC&pg=PA91 S. 91-93]</ref> forderte, das traditionelle [[Takbīr]] ''Allahuh akbar'' („Gott ist größer“) von allen Dächern zu schreien, und schrieb diesem Schlachtruf Wunderkraft gegen Israels Geschosse zu. Es betonte gegen die PLO: Die Intifada sei eine islamische Erhebung und dürfe nicht anders gedeutet werden. Das fünfte Flugblatt deutete die Intifada als erneute Schlacht von [[Khaibar]], deren jüdische Bewohner [[Mohammed]] im Jahr 628 besiegt und unterworfen hatte. Das sechste ergänzte das Takbīr mit „Tod den Besatzern“. Während die PLO ab Februar 1988 einen von ihr geführten Staat Palästina als Ziel der Intifada ausgab, beschwor die Hamas Allahs [[Jüngstes Gericht]], in dem die Muslime alle versteckten Juden töten würden. Die nächsten Flugblätter versprachen den Sieg über Israel denen, die stark an Allah glauben. Ab Mai 1988 forderten sie wie auch die PLO, Kollaborateure mit Israel öffentlich zu züchtigen. Dies traf bald auch die Volkskomitees der PLO, zu deren Bekämpfung manche Flugblätter aufriefen. Das Hamasflugblatt vom 19. Juli 1988 führte solche Aufrufe auf „Zionisten“ und deren Helfer zurück. – Als die PLO Jordaniens Verzicht auf die Westbank (31. Juli 1988) als ihren Sieg ausgab und ihre Pläne zur Gründung eines Palästinenserstaates an Israels Seite bekannt wurden (6. August 1988), veröffentlichte die Hamas am 18. August 1988 das Flugblatt „Ein islamisches Palästina vom [[Mittelmeer|Meer]] bis zum [[Jordan|Fluss]]“. Schon der Titel lehnte den Staat Israel und einen säkularen Nationalstaat Palästina daneben kompromisslos ab. Der Text verneinte das [[Existenzrecht Israels]] und bekundete die Absicht, Israel von der Landkarte zu tilgen. Er begrüßte Jordaniens Verzicht auf die Westbank als Teilerfolg, doch der Verzicht auf einen Teil Palästinas (gemeint: Israel) sei Verrat an den Märtyrern und Kapitulation. Ganz Palästina stehe auch zukünftig allen Muslimen zu, so dass keine Palästinensergeneration das Recht habe, Teile davon aufzugeben. Dies schloss alle Verhandlungen mit Israel kategorisch aus und war eine Kampfansage an die kurz zuvor bekanntgewordenen PLO-Absichten.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 83–89</ref>


=== Charta ===
=== Charta 1988 ===
Am 18. August 1988 erschien auch die lange vorbereitete [[Hamas-Charta]]. Die vorangestellte Koransure 3 betont die Überlegenheit des Islam über Juden- und Christentum und verheißt den Sieg der Muslime über die Ungläubigen. Dem folgt eine Kampfparole Hassan al-Bannas: Israel werde nur so lange bestehen, bis der Islam es „annulliert“. Die Präambel fordert den Dschihad um Palästina als Kampf aller Araber und Muslime gegen die Juden, deren Niederlage den Sieg Allahs offenbaren werde. Dies führen die Artikel 3 bis 8 aus. Artikel 7 zitiert ein [[Hadith]] zum Endgericht Allahs, bei dem die Steine und Bäume versteckte Juden verraten, damit die Muslime sie alle töten. Artikel 11 fordert, Palästina als geheiligtes islamisches „[[Waqf]]-Land“ zu sehen. Artikel 12 erklärt den Dschihad gegen Israel zur höchsten Form der Vaterlandsliebe und die Hamas zu den einzig wahren Patrioten. Demgemäß lehnt Artikel 13 alle Verhandlungen mit Israel ab. Artikel 15 fordert Palästinas Re-Islamisierung gegen die „geistige Invasion“ des Westens. Nach Artikel 17 und 18 sollen auch Frauen und Mädchen zu Dschihad-Kämpferinnen erzogen werden. Artikel 20 und 21 stellen die Almosensteuer der Muslime ([[Zakat]]) in den Dienst des Dschihad. Artikel 22 beschreibt gemäß der antisemitischen „[[Protokolle der Weisen von Zion]]“ ein angebliches [[Weltjudentum]] und führt beide [[Weltkrieg]]e, [[Balfour-Erklärung]], [[Völkerbund]] und [[UNO]] darauf zurück. Artikel 31 behauptet im Widerspruch zu den Artikeln 6 und 7, die Hamas achte die [[Menschenrechte]], und wo der Islam herrsche, bestehe religiöse Toleranz. Dagegen, so Artikel 32, versuche ein weltumspannendes Bündnis des Zionismus mit dem [[Kolonialismus]] sich immer mehr muslimische und arabische Länder einzuverleiben; das stehe in den „Protokollen“. Wer den Dschihad dagegen verlasse, dem drohe die [[Hölle]]. Die letzten Artikel 34 und 35 versprechen allen gläubigen Muslimen den Sieg über den Zionismus, wenn sie sich von Allah leiten ließen und aus vergangenen Siegen (etwa gegen [[Kreuzfahrer]] und [[Tataren]]) lernten. Dabei wolle die Hamas nur helfen; sie strebe nicht nach eigenem Ruhm oder Herrschaft. Somit war die Hamas-Charta ein Gegenentwurf zur [[Palästinensische Nationalcharta|Nationalcharta der PLO von 1968]].<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 90–101</ref>
Am 18. August 1988 erschien auch die lange vorbereitete [[Hamas-Charta]]. Die vorangestellte Koransure 3 betont die Überlegenheit des Islam über Juden- und Christentum und verheißt den Sieg der Muslime über die Ungläubigen. Dem folgt eine Kampfparole Hassan al-Bannas: Israel werde nur so lange bestehen, bis der Islam es „annulliert“. Die Präambel fordert den Dschihad um Palästina als Kampf aller Araber und Muslime gegen die Juden, deren Niederlage den Sieg Allahs offenbaren werde. Dies führen die Artikel 3 bis 8 aus. Artikel 7 zitiert ein [[Hadith]] zum Endgericht Allahs, bei dem die Steine und Bäume versteckte Juden verraten, damit die Muslime sie alle töten. Artikel 11 fordert, Palästina als geheiligtes islamisches „[[Waqf]]-Land“ zu sehen. Artikel 12 erklärt den Dschihad gegen Israel zur höchsten Form der Vaterlandsliebe und die Hamas zu den einzig wahren Patrioten. Demgemäß lehnt Artikel 13 alle Verhandlungen mit Israel ab. Artikel 15 fordert Palästinas Re-Islamisierung gegen die „geistige Invasion“ des Westens. Nach Artikel 17 und 18 sollen auch Frauen und Mädchen zu Dschihad-Kämpferinnen erzogen werden. Artikel 20 und 21 stellen die Almosensteuer der Muslime ([[Zakat]]) in den Dienst des Dschihad. Artikel 22 beschreibt gemäß der antisemitischen „[[Protokolle der Weisen von Zion]]“ ein angebliches [[Weltjudentum]] und führt beide [[Weltkrieg]]e, [[Balfour-Erklärung]], [[Völkerbund]] und [[UNO]] darauf zurück. Artikel 31 behauptet im Widerspruch zu den Artikeln 6 und 7, die Hamas achte die [[Menschenrechte]], und wo der Islam herrsche, bestehe religiöse Toleranz. Dagegen, so Artikel 32, versuche ein weltumspannendes Bündnis des Zionismus mit dem [[Kolonialismus]] sich immer mehr muslimische und arabische Länder einzuverleiben; das stehe in den „Protokollen“. Wer den Dschihad dagegen verlasse, dem drohe die [[Hölle]]. Die letzten Artikel 34 und 35 versprechen allen gläubigen Muslimen den Sieg über den Zionismus, wenn sie sich von Allah leiten ließen und aus vergangenen Siegen (etwa gegen [[Kreuzfahrer]] und [[Tataren]]) lernten. Dabei wolle die Hamas nur helfen; sie strebe nicht nach eigenem Ruhm oder Herrschaft. Somit war die Hamas-Charta ein Gegenentwurf zur [[Palästinensische Nationalcharta|Nationalcharta der PLO von 1968]].<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 90–101; zu den Artikeln 22 und 32 siehe auch Beverley Milton-Edwards: ''Islamic Politics in Palestine.'' I.B. Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-475-9, S. 189</ref>


== Entwicklung ==
=== Grundsatzpapier 2017 ===
Nach vierjähriger Ankündigung und den bis dahin größten Protestdemonstrationen gegen die Hamas in Gaza veröffentlichte deren Führung in [[Katar]] im Mai 2017 eine veränderte Charta. Danach betrachtete die Hamas „die Gründung eines vollständig unabhängigen und souveränen palästinensischen Staates in den Grenzen vom 4. Juni 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt und die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat, aus der sie vertrieben wurden, als nationalen Konsens“. Zugleich definierte der Text Palästina weiterhin als das gesamte Gebiet vom Jordan bis zum Mittelmeer und betonte, man werde den Kampf für dessen Befreiung fortsetzen.<ref>Oliver Eberhardt: [https://www.neues-deutschland.de/artikel/1049884.raetsel-um-neue-hamas-charta.html ''Rätsel um neue Hamas-Charta.''] [[Neues Deutschland]] (ND), 4. Mai 2017</ref> Zwar fehlte darin der bisherige Aufruf zum Vernichtungskrieg gegen Israel, aber auch eine Absage an Terrormethoden. Das Judentum als Religion wurde akzeptiert; man habe nichts gegen Juden, aber gegen das „zionistische Projekt“. Die Hamas sei Teil der islamischen ''[[Umma]]'' und werde sich nicht in Angelegenheiten arabischer Staaten einmischen. Damit grenzte sie sich von der in Ägypten als Terrorgruppe verbotenen Muslimbruderschaft ab. Bei der Vorstellung betonte Hamasführer [[Chalid Maschal]] jedoch, man werde weiter keinen Fingerbreit palästinensischen Landes preisgeben. Der frühere Hamasführer [[Ismail Haniya]] betonte, das neue Dokument unterminiere weder die Prinzipien noch die Strategie der Hamas, sondern spiegele nur „regionale Entwicklungen“, passend zur Zeit. Die Änderungen wurden als Versuch gedeutet, sich international als gemäßigt darzustellen, um sich von der damaligen PLO-Diplomatie nicht verdrängen zu lassen.<ref>Ulrich Schmid: [https://www.nzz.ch/international/die-hamas-mit-revidierter-charta-strategisch-motivierte-vernichtung-light-ld.1289783 ''Strategisch motivierte «Vernichtung light».''] [[Neue Zürcher Zeitung]] (NZZ), 2. Mai 2017</ref>


Das israelische ''Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center'' analysierte die englische und arabische Fassung des Hamas-Dokuments von 2017 mit dem Ergebnis, es habe nichts an den tragenden Prinzipien der Hamas-Ideologie geändert, sondern diese nur aus tagespolitischen Interessen heraus modifiziert. Die Hamas verfolge weiter das Ziel, Israel durch bewaffneten Widerstand (Terror) zu eliminieren.<ref>Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center: [https://www.terrorism-info.org.il/Data/articles/Art_21201/E_093_17_956569418.pdf ''The goals and significance of Hamas’s new political document.''] 8. Mai 2017, S. 3–5 (PDF)</ref>

=== Holocaustleugnung ===
Wie die ägyptische Muslimbruderschaft vertrat die Hamas wiederholt öffentlich die [[Holocaustleugnung]]. Im Januar 2000 bezeichnete ein Hamastext den [[Holocaust]] als zionistische [[Geschichtsfälschung]]. 2003 nannte der Hamasführer [[Abd al-Aziz ar-Rantisi]] den Holocaust eine Lüge und zionistische Propaganda und behauptete eine Zusammenarbeit der Zionisten mit dem [[NS-Staat|NS-Regime]]. Wie zuvor Irans damaliger Staatspräsident [[Mahmud Ahmadineschād]], so bezeichneten der Muslimbruderschaftsführer Muhammad Mhadi Akif und der Hamasführer Khalid Mashal den Holocaust Ende 2005 als Mythos. Später nahmen beide diese Aussage zurück, so 2008 auch der Hamas-Minister Bassem Naeem.<ref>Frank Schellenberg: ''Zwischen globalem Erinnerungsdiskurs und regionaler Perspektive.'' Ergon-Verlag, Baden-Baden 2018, ISBN 3-9565040-1-1, [https://www.google.de/books/edition/Zwischen_globalem_Erinnerungsdiskurs_und/LyuDDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&pg=PA180 S. 180f.]</ref><ref>Bassem Naeem: [https://www.theguardian.com/commentisfree/2008/may/12/hamascondemnstheholocaust ''Hamas condemns the Holocaust.''] [[The Guardian]], 12. Mai 2008</ref>

2009 schrieb die Hamas an die UNRWA, man lehne es ab, „dass unsere Kinder eine Lüge lernen sollen, die von den Zionisten erfunden wurde“. Die UNRWA erklärte dazu, der Holocaust komme im Schulmaterial der rund 200.000 Palästinenserkinder im Gazastreifen aktuell ohnehin nicht vor.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,645935,00.html ''Hamas will Schülern Holocaust verschweigen.''] Spiegel, 31. August 2009</ref> 2011 erklärte die Hamas, Schulunterricht zum Holocaust im Gazastreifen sei ein Plan der „zionistischen Etität“ (Israel), um eine Realität zu erzeugen, Untaten gegen die Palästinenser zu rechtfertigen und das Denken palästinensischer Flüchtlingskinder zu „vergiften“. Das werde man nicht zulassen.<ref>Harriet Sherwood: [https://www.theguardian.com/world/2011/feb/28/hamas-un-holocaust-lessons-gaza ''Hamas fights UN's 'poisonous' Holocaust lessons in Gazan schools.''] The Guardian, 28. Februar 2011</ref>

== Entwicklung ==
=== Erste Intifada ===
=== Erste Intifada ===
In der Ersten Intifada nutzte die Hamas ihre etablierte Organisation, ihren Sicherheitsapparat ''al-Madsch'' und die von ihr kontrollierten Moscheen zur Rekrutierung und zu Protestaufrufen, oft mit Yasins Freitagspredigten oder Reden bei Bestattungsfeiern. Zudem vereinigte Jamil Hamami, der Führer der Muslimbrüder in der Westbank, diese mit der Hamas. Mit Geld der Muslimbrüder Jordaniens ließ die Hamas ihre Flugschriften in [[Ostjerusalem]] drucken und auch in der Westbank verteilen. So erhielt sie starken Zulauf und verwandelte sich in kurzer Zeit aus einem religiösen Wohlfahrtsverein in eine Kampforganisation für Massenproteste. Die vom Aufstand überraschte PLO versuchte den Vorsprung der Hamas mit Flugblättern der „Vereinigten Nationalen Führung“ aufzuholen, die „heroische Massen“ zum Kampf für ein „arabisches Palästina“ aufriefen, ebenfalls unbedingte „Treue zum Blut der reinen Märtyrer“ beschworen und diesen „ewiges Leben“ versprachen. Als die PLO „Schlagkommandos“ (''al-madschmuat al-dhariba'') bildete, gründete die Hamas eine „Wurfarmee“ (''al sawaid al-ramiya''). Beide Gruppen bekämpften Israels Militär mit Steinwürfen, Barrikaden und gewaltsam durchgesetzten Streiks.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 80–82</ref>
In der Ersten Intifada nutzte die Hamas ihre etablierte Organisation, ihren Sicherheitsapparat ''al-Madsch'' und die von ihr kontrollierten Moscheen zur Rekrutierung und zu Protestaufrufen, oft mit Yasins Freitagspredigten oder Reden bei Bestattungsfeiern. Zudem vereinigte Jamil Hamami, der Führer der Muslimbrüder in der Westbank, diese mit der Hamas. Mit Geld der Muslimbrüder Jordaniens ließ die Hamas ihre Flugschriften in [[Ostjerusalem]] drucken und auch in der Westbank verteilen. So erhielt sie starken Zulauf und verwandelte sich in kurzer Zeit aus einem religiösen Wohlfahrtsverein in eine Kampforganisation für Massenproteste. Die vom Aufstand überraschte PLO versuchte den Vorsprung der Hamas mit Flugblättern der „Vereinigten Nationalen Führung“ aufzuholen, die „heroische Massen“ zum Kampf für ein „arabisches Palästina“ aufriefen, ebenfalls unbedingte „Treue zum Blut der reinen Märtyrer“ beschworen und diesen „ewiges Leben“ versprachen. Als die PLO „Schlagkommandos“ (''al-madschmuat al-dhariba'') bildete, gründete die Hamas eine „Wurfarmee“ (''al sawaid al-ramiya''). Beide Gruppen bekämpften Israels Militär mit Steinwürfen, Barrikaden und gewaltsam durchgesetzten Streiks.<ref>Joseph Croitoru: ''Hamas'', Bonn 2007, S. 80–82</ref>
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=== Terrorangriff auf Israel und Massaker an Israelis im Oktober 2023 ===
=== Terrorangriff auf Israel und Massaker an Israelis im Oktober 2023 ===
Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas mit mehr als tausend Kämpfern einen [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023| Terrorangriff auf Israel]], bei dem Kämpfer der Qassam-Brigaden in Ortschaften im Umfeld des Gazastreifens eindrangen und dort Gewaltexzesse verübten. Dabei wurden 265 israelische Soldaten bei Kampfhandlungen getötet und mehr als eintausend israelische Zivilisten ermordet, vor allem beim [[Massaker von Reʿim]]<ref>{{Internetquelle |autor=Steve Hendrix |url=https://www.fr.de/politik/krieg-in-israel-hamas-gaza-kfar-azza-massaker-besuch-in-einer-zerstoerten-stadt-tote-aktuell-zr-92570906.html |titel=Geruch von Rauch und Tod: Soldaten zeigen zerstörte Stadt – „Es war ein Massaker“ |werk=Frankfurter Rundschau |hrsg=Frankfurter Rundschau GmbH |datum=2023-10-11 |sprache=de |abruf=2023-10-11}}</ref> und im Kibbuz [[Kfar Aza]].<ref>{{Internetquelle |autor=Jeremy Bowen |url=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67065205 |titel=Inside Kfar Aza where Hamas militants killed families in their homes |werk=British Broadcasting Corporation |hrsg=BBC |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-10-11}}</ref>
Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas mit mehr als tausend Kämpfern einen [[Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023| Terrorangriff auf Israel]], bei dem Kämpfer der Qassam-Brigaden in Ortschaften im Umfeld des Gazastreifens eindrangen und dort Gewaltexzesse verübten. Dabei wurden 265 israelische Soldaten bei Kampfhandlungen getötet und mehr als eintausend israelische Zivilisten ermordet, vor allem beim [[Massaker von Reʿim]]<ref>{{Internetquelle |autor=Steve Hendrix |url=https://www.fr.de/politik/krieg-in-israel-hamas-gaza-kfar-azza-massaker-besuch-in-einer-zerstoerten-stadt-tote-aktuell-zr-92570906.html |titel=Geruch von Rauch und Tod: Soldaten zeigen zerstörte Stadt – „Es war ein Massaker“ |werk=Frankfurter Rundschau |hrsg=Frankfurter Rundschau GmbH |datum=2023-10-11 |sprache=de |abruf=2023-10-11}}</ref> und im Kibbuz [[Kfar Aza]].<ref>{{Internetquelle |autor=Jeremy Bowen |url=https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67065205 |titel=Inside Kfar Aza where Hamas militants killed families in their homes |werk=British Broadcasting Corporation |hrsg=BBC |datum=2023-10-11 |sprache=en |abruf=2023-10-11}}</ref>
Insgesamt tötete die Hamas mehr als 1.200 Israelis.<ref>''[https://www.n-tv.de/politik/Israel-korrigiert-Zahl-der-Toten-durch-Hamas-Angriff-nach-unten-article24524547.html Viele Leichen falsch zugeordnet: Israel korrigiert Zahl der Toten durch Hamas-Angriff nach unten]'' - n-tv.de, 10. November 2023, abgerufen am 11. November 2023.</ref> In der Zeit nach dem [[Holocaust]] hatte es bis dahin keinen anderen Tag gegeben, an dem so viele Juden ermordet wurden.<ref name="TOI">{{Internetquelle |autor=JTA |url=https://www.timesofisrael.com/was-hamass-attack-on-saturday-the-bloodiest-day-for-jews-since-the-holocaust/ |titel=Was Hamas’s attack on Saturday the bloodiest day for Jews since the Holocaust? |sprache=en-US |abruf=2023-10-11}}</ref><ref name=":30">{{Literatur |Titel=„Tödlichster Angriff auf Juden seit dem Holocaust“: Diplomaten benennen das Ausmaß der Hamas-Attacke |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum= |Online=https://www.tagesspiegel.de/internationales/todlichster-angriff-auf-juden-seit-dem-holocaust-diplomaten-und-analysten-sind-von-hamas-attacke-entsetzt-10593685.html |Abruf=2023-10-11}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Zeit Online |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/joe-biden-israel-hamas-angriff-weisses-haus-antisemitismus-holocaust |titel=Biden bezeichnet Hamas-Angriffe als „tödlichsten Tag seit Holocaust“ |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}</ref><ref>Kevin Kühnert bei Marcus Lanz, z. n. Video in {{Internetquelle |autor=Kölner Stadt-Anzeiger |url=https://www.ksta.de/kultur-medien/markus-lanz-israel-hamas-deutschland-pflicht-hilfe-aktiv-carsten-linnemann-kevin-kuehnert-bullshit-carlo-masala-1-662681 |titel=„Bullshit“-Appell von Kühnert – SPD-Politiker rechnet mit Hamas-Jubelfeiern ab |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Tia Goldenberg |url=https://abcnews.go.com/International/wireStory/hamas-horrific-killings-israeli-trauma-holocaust-resurfaces-103988294 |titel=In Hamas’ horrific killings, Israeli trauma over the Holocaust resurfaces |datum=2023-10-15 |sprache=en-US |abruf=2023-10-16}}</ref> Israel rief daraufhin erstmals seit dem [[Jom-Kippur-Krieg|Jom-Kippur-Krieg 1973]] den Kriegszustand aus, begann mit Luftbombardements und einer Bodenoffensive gegen den Gazastreifen, mit dem Ziel, die Hamas zu zerschlagen.
Insgesamt tötete die Hamas mehr als 1400 Israelis. In der Zeit nach dem [[Holocaust]] hatte es bis dahin keinen anderen Tag gegeben, an dem so viele Juden ermordet wurden.<ref name="TOI">{{Internetquelle |autor=JTA |url=https://www.timesofisrael.com/was-hamass-attack-on-saturday-the-bloodiest-day-for-jews-since-the-holocaust/ |titel=Was Hamas’s attack on Saturday the bloodiest day for Jews since the Holocaust? |sprache=en-US |abruf=2023-10-11}}</ref><ref name=":30">{{Literatur |Titel=„Tödlichster Angriff auf Juden seit dem Holocaust“: Diplomaten benennen das Ausmaß der Hamas-Attacke |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |Datum= |Online=https://www.tagesspiegel.de/internationales/todlichster-angriff-auf-juden-seit-dem-holocaust-diplomaten-und-analysten-sind-von-hamas-attacke-entsetzt-10593685.html |Abruf=2023-10-11}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Zeit Online |url=https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/joe-biden-israel-hamas-angriff-weisses-haus-antisemitismus-holocaust |titel=Biden bezeichnet Hamas-Angriffe als „tödlichsten Tag seit Holocaust“ |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}</ref><ref>Kevin Kühnert bei Marcus Lanz, z. n. Video in {{Internetquelle |autor=Kölner Stadt-Anzeiger |url=https://www.ksta.de/kultur-medien/markus-lanz-israel-hamas-deutschland-pflicht-hilfe-aktiv-carsten-linnemann-kevin-kuehnert-bullshit-carlo-masala-1-662681 |titel=„Bullshit“-Appell von Kühnert – SPD-Politiker rechnet mit Hamas-Jubelfeiern ab |datum=2023-10-12 |sprache=de |abruf=2023-10-14}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Tia Goldenberg |url=https://abcnews.go.com/International/wireStory/hamas-horrific-killings-israeli-trauma-holocaust-resurfaces-103988294 |titel=In Hamas’ horrific killings, Israeli trauma over the Holocaust resurfaces |datum=2023-10-15 |sprache=en-US |abruf=2023-10-16}}</ref> Israel rief daraufhin erstmals seit dem [[Jom-Kippur-Krieg|Jom-Kippur-Krieg 1973]] den Kriegszustand aus, begann mit Luftbombardements und einer Bodenoffensive gegen den Gazastreifen, mit dem Ziel, die Hamas zu zerschlagen.


Dreieinhalb Wochen nach dem Terrorangriff kündigte der Hamas-Sprecher Ghazi Hamad in einem Video an, das Massaker vom 7. Oktober sei nur das erste Mal gewesen und es werde weitere Male geben. Man wolle das Land Israel „beseitigen“.<ref>[https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-mittwoch-106.html ''++ Papst fordert Zwei-Staaten-Lösung ++''] wwwtagesschau.de, 2. November 2023</ref>
Dreieinhalb Wochen nach dem Terrorangriff kündigte der Hamas-Sprecher Ghazi Hamad in einem Video an, das Massaker vom 7. Oktober sei nur das erste Mal gewesen und es werde weitere Male geben. Man wolle das Land Israel „beseitigen“.<ref>[https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-mittwoch-106.html ''++ Papst fordert Zwei-Staaten-Lösung ++''] wwwtagesschau.de, 2. November 2023</ref>

Version vom 12. November 2023, 10:11 Uhr

Flagge der Hamas, eine Kalligrafie der Schahāda
Emblem der Hamas mit zwei gekreuzten Schwertern, dem Felsendom und einer Karte des historischen Britisch-Palästina sowie zwei palästinensischen Nationalflaggen

Die Hamas (arabisch حماس, DMG ḥamās ‚Begeisterung‘, ‚Eifer‘, ‚Kampfgeist‘, zugleich Akronym aus حركة المقاومة الإسلامية, DMG Ḥarakat al-muqāwama al-islāmiyya ‚Islamische Widerstandsbewegung‘) ist eine palästinensische sunnitisch-islamistische Terrororganisation, die den Staat Israel vernichten und an seiner Stelle einen islamistischen Gottesstaat Palästina errichten will. Sie wurde Ende 1987, nach Beginn der Ersten Intifada, als Zweig der islamistischen Muslimbruderschaft in Gaza-Stadt gegründet. Sie besteht aus einer politischen Partei, einem Hilfswerk und den paramilitärischen Kassam-Brigaden.

Seit 1989 greift die Hamas Israels Bevölkerung und Gebiet immer wieder mit Terrorakten an, darunter Morde, Selbstmordanschläge und Raketenbeschuss. Damit löste sie mehrere Gaza-Kriege aus. Deshalb stufen Historiker und Politikwissenschaftler, die Europäische Union, die USA und weitere Staaten die Hamas als Terrororganisation ein.

2006, ein Jahr nach Israels vollständigem Rückzug aus dem Gazastreifen, erhielt die Hamas bei den bislang letzten Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten eine Stimmenmehrheit. Im Kampf um Gaza Juni 2007 schaltete sie die konkurrierende, säkular ausgerichtete Fatah aus und ergriff gewaltsam die Macht im Gazastreifen, den sie seitdem beherrscht. Mit ihrem Massaker vom 7. Oktober 2023 an rund 1.400 Menschen in Israel löste die Hamas einen erneuten Gaza-Krieg aus.

Entstehung

Die Hamas entstand aus der 1928 in Ägypten gegründeten Muslimbruderschaft. Diese nahm 1936 bis 1939 am arabischen Aufstand in Palästina teil. Diesen verstand ihr Gründer Hassan al-Banna als religiöse Pflicht aller Muslime zum bewaffneten Dschihad, um allen islamischen Boden von westlichen Kolonialmächten und „Zionisten“ (jüdischen Siedlern) zu befreien. Dabei folgte er dem Ruf von Izz ad-Din al-Qassam von 1935 „Entweder Sieg oder Märtyrertod“. Von 1945 bis 1947 entstanden in der Region Palästina Gruppen der Muslimbrüder, die Al-Banna dem exilierten Großmufti von Jerusalem Amin al-Husseini unterstellte. Ein Teil nahm ab 15. Mai 1948 am Palästinakrieg sechs arabischer Staaten gegen den neugegründeten Staat Israel teil. Im Dezember 1948 verbot Ägyptens Regierung die Muslimbruderschaft, schloss mit Israel im Februar 1949 einen Waffenstillstand und behielt dabei die Herrschaft über den Gazastreifen.[1]

Dort setzte die verbotene Muslimbruderschaft ihre Aktivitäten als „Verein des islamischen Einheitsglaubens“ (Dschamiyat al-Tauhid) fort. Militante Teile ließen sich von ägyptischen Armeeoffizieren illegal ausbilden und gründeten ein „Bataillon des Rechts“ (katibat al-haq) sowie eine „Rächende Jugend“ (schahab al-thar). Diese versuchten ab 1952, mit Sabotage und Guerilla-Angriffen einen neuen Krieg gegen Israel anzufachen. 1954 und erneut 1965 ließ Ägyptens Staatspräsident Gamal Abdel Nasser viele Muslimbrüder in Gaza verhaften und ihre Gruppen auflösen. Geflüchtete Muslimbrüder gründeten 1958 in Kuwait die säkulare Fatah mit, um den bewaffneten Kampf gegen Israel fortzusetzen.[2]

Nach dem Sechstagekrieg 1967 erlaubte Israels Militärverwaltung den Muslimbrüdern im Gazastreifen Koran- und Sportunterricht, um Jugendliche von der militanten Fatah fernzuhalten. Scheich Ahmad Yasin wurde 1968 Anführer der dortigen Muslimbrüder und teilte ihre Gruppen in fünf Bezirke ein, deren Anführer einen 14-köpfigen Exekutivrat unter seinem Vorsitz bildeten. Hauptziel war die Verbreitung des Islam in allen Gesellschaftsbereichen und der Bau von Moscheen. Dazu gründete Yasin 1970 einen „Islamischen Verein“ (al-dschamiya al-islamiya), der 1973 in Gaza-Stadt ein „Islamisches Zentrum“ (al-mudschama al-islami) eröffnete. Von dort aus lenkte und koordinierte der Verein die Arbeit der Muslimbrüder im Gazastreifen, gegliedert nach den Bereichen religiöse Leitung, Wohlfahrt, Erziehung, Soziales, Medizin und Sport. Der Verein wurde von Saudi-Arabiens Wahhabiten unterstützt und führte deren Kleidervorschriften mitsamt einem schwarzen Gesichtsschleier für muslimische Frauen ein. Er gewann durch soziale Wohltätigkeit erheblich an Popularität, während die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) unter Jassir Arafat durch ihre Terroranschläge gegen Israel Einfluss in den besetzten Palästinensergebieten verlor. 1979 ließ Israels Verwaltung Yasins Verein und dessen regionale Ableger offiziell zu.[3]

Ermutigt durch die Islamische Revolution im Iran, verübten von Mudschama-Predigern aufgestachelte Islamisten im Januar 1980 einen Brandanschlag auf Gebäude des eher säkularen Roten Halbmonds und zerstörten weitere Gebäude in Gaza-Stadt. Daraufhin ließ Israels Militärgouverneur Itzhak Segev die Vereine der Muslimbrüder, ihren Moscheebau und ihre Freitagspredigten überwachen. Israels Regierung ließ jedoch weiter nur einige hundert Soldaten im Gazastreifen, da von dort nur säkulare Palästinenser einige Terroranschläge auf Israel verübt hatten. Dass Israels Militär und Geheimdienst Yasins Verein gezielt gegen die Fatah unterstützten, ist unbelegt; ab 1994 äußerten sich israelische Militärs und Politiker widersprüchlich dazu.[4]

Ab 1981 stellte der Mudschama Schlägertrupps auf, die badende Frauen, Nachtclubs und Videotheken angriffen. Das Ziel des Vereins war, den Gazastreifen vollständig zu islamisieren und die Dominanz der PLO dort zu brechen. Dazu brachte Yasin 1984 die Islamische Universität Gaza unter seine Kontrolle und vergrößerte stetig den Einfluss seines Vereins in Berufsverbänden, Waqf-Stiftungen und Flüchtlingshelfergruppen der UNRWA. Dabei benutzten die Islamisten Gewalt gegen politische Gegner bis hin zu Morden. Auch in der Westbank bildete Yasins Verein ein verzweigtes Netzwerk und baute auch dort Moscheen. Deren Gesamtzahl wuchs von 1967 bis 1987 von 600 auf 1300.[5]

Die Fatah verstärkte daher ihre Aktivitäten im Gazastreifen. In dieser Konkurrenz radikalisierten sich die dortigen Muslimbrüder zu radikalen, pro-iranischen Islamisten, die einen bewaffneten baldigen Dschihad als einzigen Weg zur Befreiung Palästinas von Israel anstrebten. Nach der Ermordung von Ägyptens Staatspräsident Anwar el-Sadat 1981 erhielten sie islamistische Konkurrenten, so die „Islamische Vorhut“ (Al-talia al-islamiya) von Fathi Schakaki und Abdelaziz Awda in Gaza und die „Islamische Gruppe“ (al-dschamaa al-islamiya) von Scheich Asad Bayudh al-Tamimi in der Westbank. Die Fatah versuchte Teile dieser Gruppen in ihre „Brigaden des Islamischen Dschihad“ (sarayat al-dschihad al-islami) einzubinden. Ab 1983 begann auch Yasin, kleine Kampfgruppen seines Vereins zu bewaffnen. Dazu knüpfte er Kontakte zu Muslimbrüdern in Jordanien und gründete die Zelle „Die Palästinensischen Heiligen Krieger“ (Al-Mudschahidun al-Filastiniyun). Im Mai 1983 stahlen Yasins Aktivisten viele Waffen aus einer israelischen Kaserne. Im Juni fand Israels Militärverwaltung einen Teil davon in Yasins Haus. Ein Militärgericht verurteilte ihn zu 13 Jahren Haft, doch nach elf Monaten kam er bei einem Gefangenenaustausch frei. Bis dahin übergab er den Vorsitz seines Vereins an Ibrahim al-Yazuri, blieb aber der heimliche Lenker. 1986 gründete er die „Gruppe für Dschihad und Propaganda“ (Madschmuat al-Dschihad wa-l-dawa, kurz Al-Madsch), deren Mitglieder als islamische Sittenwächter auftraten und Agenten für Israel aufspüren sollten. 1987 zerstörten einige Mitglieder zwei Videotheken, die angeblich mit Pornografie handelten, und folterten einen Videoladen-Inhaber in Khan Yunis so lange, bis er das ihm unterstellte Spitzeln für Israel gestand, worauf sie ihn ermordeten. Weitere Morde folgten in den nächsten Jahren. Die Zellen der Überwachungstruppe kannten einander nicht und kommunizierten anonym. Ihre Datensammlung von zu „Feinden des Islam“ erklärten Personen ließ Yasin in einer Moschee in Gaza verstecken. Bewaffnung und Bespitzelung zeigten die Radikalisierung der Islamisten in Gaza.[6]

Am 8. Dezember 1987 begann die Erste Intifada, die rasch zu einem Massenaufstand gegen israelische Militärpräsenz im Gazastreifen eskalierte. Am 10. Dezember 1987 beriet Yasin mit sechs Vertrauten das weitere Vorgehen der Muslimbrüder und gründete mit ihnen die „Islamische Widerstandsbewegung“ (Akronym Hamas), um den Aufstand zu verschärfen und anstelle der säkularen PLO die nationale Führung der Palästinenser zu gewinnen.[7]

Ideologie

Flugblätter

Ab Dezember 1987 nahm die Hamas mit Flugblättern auf die erste Intifada Einfluss. Sie zeigten eine nationalistische, islamistische und antisemitische Rhetorik, die die Muslimbrüder in Gaza bis dahin nur heimlich vertreten hatten. Das erste Flugblatt bezeichnete „die Juden“ als „Brüder der Affen, Prophetenmörder, Blutsauger, Kriegstreiber“ und rief zum Dschihad gegen Israels Besatzung „bis zum Sieg“ auf. Jeder Tropfen Märtyrerblut werde zum Molotowcocktail, Sprengsatz und zur Zeitbombe werden, „der den Juden die Eingeweide herausreißen wird“. Das zweite sprach die Aufständischen als „islamische Massen“ (murabita) und damit als Verteidiger islamischen Bodens gegen Nichtmuslime an. Allahs Befehl sei, „die Wurzeln der Existenz der Juden und ihrer Unterstützer herauszureißen“. Die beim Aufstand getöteten Märtyrer hätten sich „für die Würde und Ehre ihrer Nation geopfert, um unsere Rechte in unserem Vaterland zurückzuerlangen und das Banner Allahs über dem Land hochzuhalten“. Israels Friedensschluss mit Ägypten von 1978 sei „nutzlos“ und „verräterisch“; nur der Islam sei „die Lösung und die Alternative“. Das Flugblatt „Die gesegnete Intifada“ vom Januar 1988 rief mit einer Koransure zur Generalmobilmachung gegen Israel auf. Es versprach den Märtyrern der islamischen Bewegung Lohn im Paradies und schloss mit einem kategorischen „Nein“ zur „zionistischen Existenz“, „jüdischen Besatzung“ und Konzessionen: Nicht ein Staubkorn vom Boden Palästinas werde man aufgeben. Anders als der konkurrierende Islamische Dschihad vermied die Hamas das Wort „Revolution“ (thawra), beanspruchte aber nun offen die nationale Führung aller Palästinenser.[8] Auf dem vierten Flugblatt vom 16. Februar 1988 gab sich die Hamas als „mächtiger Arm“ der Muslimbruderschaft zu erkennen,[9] forderte, das traditionelle Takbīr Allahuh akbar („Gott ist größer“) von allen Dächern zu schreien, und schrieb diesem Schlachtruf Wunderkraft gegen Israels Geschosse zu. Es betonte gegen die PLO: Die Intifada sei eine islamische Erhebung und dürfe nicht anders gedeutet werden. Das fünfte Flugblatt deutete die Intifada als erneute Schlacht von Khaibar, deren jüdische Bewohner Mohammed im Jahr 628 besiegt und unterworfen hatte. Das sechste ergänzte das Takbīr mit „Tod den Besatzern“. Während die PLO ab Februar 1988 einen von ihr geführten Staat Palästina als Ziel der Intifada ausgab, beschwor die Hamas Allahs Jüngstes Gericht, in dem die Muslime alle versteckten Juden töten würden. Die nächsten Flugblätter versprachen den Sieg über Israel denen, die stark an Allah glauben. Ab Mai 1988 forderten sie wie auch die PLO, Kollaborateure mit Israel öffentlich zu züchtigen. Dies traf bald auch die Volkskomitees der PLO, zu deren Bekämpfung manche Flugblätter aufriefen. Das Hamasflugblatt vom 19. Juli 1988 führte solche Aufrufe auf „Zionisten“ und deren Helfer zurück. – Als die PLO Jordaniens Verzicht auf die Westbank (31. Juli 1988) als ihren Sieg ausgab und ihre Pläne zur Gründung eines Palästinenserstaates an Israels Seite bekannt wurden (6. August 1988), veröffentlichte die Hamas am 18. August 1988 das Flugblatt „Ein islamisches Palästina vom Meer bis zum Fluss“. Schon der Titel lehnte den Staat Israel und einen säkularen Nationalstaat Palästina daneben kompromisslos ab. Der Text verneinte das Existenzrecht Israels und bekundete die Absicht, Israel von der Landkarte zu tilgen. Er begrüßte Jordaniens Verzicht auf die Westbank als Teilerfolg, doch der Verzicht auf einen Teil Palästinas (gemeint: Israel) sei Verrat an den Märtyrern und Kapitulation. Ganz Palästina stehe auch zukünftig allen Muslimen zu, so dass keine Palästinensergeneration das Recht habe, Teile davon aufzugeben. Dies schloss alle Verhandlungen mit Israel kategorisch aus und war eine Kampfansage an die kurz zuvor bekanntgewordenen PLO-Absichten.[10]

Charta 1988

Am 18. August 1988 erschien auch die lange vorbereitete Hamas-Charta. Die vorangestellte Koransure 3 betont die Überlegenheit des Islam über Juden- und Christentum und verheißt den Sieg der Muslime über die Ungläubigen. Dem folgt eine Kampfparole Hassan al-Bannas: Israel werde nur so lange bestehen, bis der Islam es „annulliert“. Die Präambel fordert den Dschihad um Palästina als Kampf aller Araber und Muslime gegen die Juden, deren Niederlage den Sieg Allahs offenbaren werde. Dies führen die Artikel 3 bis 8 aus. Artikel 7 zitiert ein Hadith zum Endgericht Allahs, bei dem die Steine und Bäume versteckte Juden verraten, damit die Muslime sie alle töten. Artikel 11 fordert, Palästina als geheiligtes islamisches „Waqf-Land“ zu sehen. Artikel 12 erklärt den Dschihad gegen Israel zur höchsten Form der Vaterlandsliebe und die Hamas zu den einzig wahren Patrioten. Demgemäß lehnt Artikel 13 alle Verhandlungen mit Israel ab. Artikel 15 fordert Palästinas Re-Islamisierung gegen die „geistige Invasion“ des Westens. Nach Artikel 17 und 18 sollen auch Frauen und Mädchen zu Dschihad-Kämpferinnen erzogen werden. Artikel 20 und 21 stellen die Almosensteuer der Muslime (Zakat) in den Dienst des Dschihad. Artikel 22 beschreibt gemäß der antisemitischen „Protokolle der Weisen von Zion“ ein angebliches Weltjudentum und führt beide Weltkriege, Balfour-Erklärung, Völkerbund und UNO darauf zurück. Artikel 31 behauptet im Widerspruch zu den Artikeln 6 und 7, die Hamas achte die Menschenrechte, und wo der Islam herrsche, bestehe religiöse Toleranz. Dagegen, so Artikel 32, versuche ein weltumspannendes Bündnis des Zionismus mit dem Kolonialismus sich immer mehr muslimische und arabische Länder einzuverleiben; das stehe in den „Protokollen“. Wer den Dschihad dagegen verlasse, dem drohe die Hölle. Die letzten Artikel 34 und 35 versprechen allen gläubigen Muslimen den Sieg über den Zionismus, wenn sie sich von Allah leiten ließen und aus vergangenen Siegen (etwa gegen Kreuzfahrer und Tataren) lernten. Dabei wolle die Hamas nur helfen; sie strebe nicht nach eigenem Ruhm oder Herrschaft. Somit war die Hamas-Charta ein Gegenentwurf zur Nationalcharta der PLO von 1968.[11]

Grundsatzpapier 2017

Nach vierjähriger Ankündigung und den bis dahin größten Protestdemonstrationen gegen die Hamas in Gaza veröffentlichte deren Führung in Katar im Mai 2017 eine veränderte Charta. Danach betrachtete die Hamas „die Gründung eines vollständig unabhängigen und souveränen palästinensischen Staates in den Grenzen vom 4. Juni 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt und die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat, aus der sie vertrieben wurden, als nationalen Konsens“. Zugleich definierte der Text Palästina weiterhin als das gesamte Gebiet vom Jordan bis zum Mittelmeer und betonte, man werde den Kampf für dessen Befreiung fortsetzen.[12] Zwar fehlte darin der bisherige Aufruf zum Vernichtungskrieg gegen Israel, aber auch eine Absage an Terrormethoden. Das Judentum als Religion wurde akzeptiert; man habe nichts gegen Juden, aber gegen das „zionistische Projekt“. Die Hamas sei Teil der islamischen Umma und werde sich nicht in Angelegenheiten arabischer Staaten einmischen. Damit grenzte sie sich von der in Ägypten als Terrorgruppe verbotenen Muslimbruderschaft ab. Bei der Vorstellung betonte Hamasführer Chalid Maschal jedoch, man werde weiter keinen Fingerbreit palästinensischen Landes preisgeben. Der frühere Hamasführer Ismail Haniya betonte, das neue Dokument unterminiere weder die Prinzipien noch die Strategie der Hamas, sondern spiegele nur „regionale Entwicklungen“, passend zur Zeit. Die Änderungen wurden als Versuch gedeutet, sich international als gemäßigt darzustellen, um sich von der damaligen PLO-Diplomatie nicht verdrängen zu lassen.[13]

Das israelische Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center analysierte die englische und arabische Fassung des Hamas-Dokuments von 2017 mit dem Ergebnis, es habe nichts an den tragenden Prinzipien der Hamas-Ideologie geändert, sondern diese nur aus tagespolitischen Interessen heraus modifiziert. Die Hamas verfolge weiter das Ziel, Israel durch bewaffneten Widerstand (Terror) zu eliminieren.[14]

Holocaustleugnung

Wie die ägyptische Muslimbruderschaft vertrat die Hamas wiederholt öffentlich die Holocaustleugnung. Im Januar 2000 bezeichnete ein Hamastext den Holocaust als zionistische Geschichtsfälschung. 2003 nannte der Hamasführer Abd al-Aziz ar-Rantisi den Holocaust eine Lüge und zionistische Propaganda und behauptete eine Zusammenarbeit der Zionisten mit dem NS-Regime. Wie zuvor Irans damaliger Staatspräsident Mahmud Ahmadineschād, so bezeichneten der Muslimbruderschaftsführer Muhammad Mhadi Akif und der Hamasführer Khalid Mashal den Holocaust Ende 2005 als Mythos. Später nahmen beide diese Aussage zurück, so 2008 auch der Hamas-Minister Bassem Naeem.[15][16]

2009 schrieb die Hamas an die UNRWA, man lehne es ab, „dass unsere Kinder eine Lüge lernen sollen, die von den Zionisten erfunden wurde“. Die UNRWA erklärte dazu, der Holocaust komme im Schulmaterial der rund 200.000 Palästinenserkinder im Gazastreifen aktuell ohnehin nicht vor.[17] 2011 erklärte die Hamas, Schulunterricht zum Holocaust im Gazastreifen sei ein Plan der „zionistischen Etität“ (Israel), um eine Realität zu erzeugen, Untaten gegen die Palästinenser zu rechtfertigen und das Denken palästinensischer Flüchtlingskinder zu „vergiften“. Das werde man nicht zulassen.[18]

Entwicklung

Erste Intifada

In der Ersten Intifada nutzte die Hamas ihre etablierte Organisation, ihren Sicherheitsapparat al-Madsch und die von ihr kontrollierten Moscheen zur Rekrutierung und zu Protestaufrufen, oft mit Yasins Freitagspredigten oder Reden bei Bestattungsfeiern. Zudem vereinigte Jamil Hamami, der Führer der Muslimbrüder in der Westbank, diese mit der Hamas. Mit Geld der Muslimbrüder Jordaniens ließ die Hamas ihre Flugschriften in Ostjerusalem drucken und auch in der Westbank verteilen. So erhielt sie starken Zulauf und verwandelte sich in kurzer Zeit aus einem religiösen Wohlfahrtsverein in eine Kampforganisation für Massenproteste. Die vom Aufstand überraschte PLO versuchte den Vorsprung der Hamas mit Flugblättern der „Vereinigten Nationalen Führung“ aufzuholen, die „heroische Massen“ zum Kampf für ein „arabisches Palästina“ aufriefen, ebenfalls unbedingte „Treue zum Blut der reinen Märtyrer“ beschworen und diesen „ewiges Leben“ versprachen. Als die PLO „Schlagkommandos“ (al-madschmuat al-dhariba) bildete, gründete die Hamas eine „Wurfarmee“ (al sawaid al-ramiya). Beide Gruppen bekämpften Israels Militär mit Steinwürfen, Barrikaden und gewaltsam durchgesetzten Streiks.[19]

Ab September 1988 verhaftete Israels Militär den Hamasmitgründer Salah Schachada und weitere Führungsmitglieder, nicht aber Scheich Yasin. Die PLO-Flugblätter warnten die Hamas vor einer Spaltung der Aufstandsbewegung, etwa durch Gewalt gegen andere Palästinenser. Doch die Hamas hielt an eigenen Streikaufrufen fest und betonte, nur Kollaborateure würden diese Streiks brechen. Daraufhin betonte die PLO ihren alleinigen Führungsanspruch und gab erstmals ihre Absicht bekannt, Friedensverhandlungen mit Israel aufzunehmen. Dagegen betonte die Hamas: Mit den Juden, diesen Mördern der Propheten und Unschuldigen, könne es keinen Frieden geben. Ihr Flugblatt vom 10. November 1988 bekräftigte, die Hamas werde den Dschihad bis zur totalen Befreiung Palästinas fortsetzen; dazu sei sie gegründet worden, dazu habe sie die Intifada ausgerufen, dabei hätten „alle Söhne Palästinas“ sie unterstützt; so habe man mit Allahs Hilfe Israels Unterdrückung des Aufstands vereitelt. Der Palästinensische Nationalrat (PNC) dürfe das „zionistische Wesen“ (Israel) auf keinen Fall anerkennen und ihm kein Verhandlungsangebot machen: Dies würde die „Tore des Dschihad“ schließen und käme damit dem Hochverrat und Verbrechen der Apostasie gleich. Gleichwohl rief der PNC am 15. November wie angekündigt den unabhängigen Staat Palästina aus, berief sich dazu auf den UN-Teilungsplan von 1947 und erkannte damit implizit Israels Existenzrecht an. Dagegen erinnerte die Hamas in ihrem nächsten Flugblatt daran, dass alle Araber den UN-Teilungslan abgelehnt und der damalige Palästinenserführer Abd al-Qadir al-Husaini dagegen die Armee des heiligen Krieges gegründet hatte. Die Befreiung ganz Palästinas bleibe das Ziel der Intifada. Damit inszenierte sich die Hamas nun als einzige moralische Instanz des Dschihad und wurde für die PLO und Israel zur ernsthaften Gefahr.[20]

Im Oktober 1988 wurde Ismail Abu Schanab Anführer der Hamas im Gazastreifen. Kurz darauf verhaftete Israels Militär seinen Stellvertreter und andere. Die Hamas musste neue Verstecke zum geheimen Nachrichtenaustausch einrichten, setzte auch Graffiti dafür ein und kennzeichnete ihre Parolen durch grüne Farbe, einfache Formeln, offene Gewaltaufrufe und das islamische Glaubensbekenntnis auf der Palästinaflagge. Über verstärkte Kontakte zur Westbank erhielt sie rund 200.000 US-Dollar aus Jordanien und viele weitere Spenden aus Kuwait. Erstere zahlte sie großenteils an Familien von Intifada-Opfern aus. Mit letzteren bauten Yasin und Salah Schachada den militärischen Arm der Hamas auf. Dieser ermordete als Kollaborateure mit Israel verdächtigte Personen und verübte Sprengstoffanschläge auf israelische Militärpatrouillen und Brandanschläge auf Landwirtschaft in Israel, noch ohne sich dazu zu bekennen. Im Februar und Mai 1989 ermordete die „Zelle 101“ von Muhammad Scharatchas zwei israelische Soldaten. Daraufhin nahm Israels Militär mehr als 250 Hamas-Aktivisten fest, darunter Scheich Yasin. Die Hamas nutzte den Militärprozess zur Propaganda und behauptete faktenwidrig, einer der ermordeten Soldaten habe den Militärchef der Fatah Chalil al-Wazir getötet. Damit wollte sich die Hamas gegen die Fatah profilieren. Die beiden Morde wurden zum Gründungsmythos der 1991 gegründeten Qassambrigaden. Yasin schlug das Angebot aus, sich straffrei ins Exil abzusetzen, und wurde unter anderem wegen Anstiftung zu vier Morden an Kollaborateuren zu lebenslanger Haft verurteilt.[21]

Daraufhin wurden Mousa Abu Marzouk und drei weitere Mitglieder des Hamasablegers Filastin in den USA Führer der Hamas. Ab September 1989 übernahm Said Abu Nusamah deren Neuaufbau im Gazastreifen. Man ließ die Bezirkseinteilung bestehen, löste aber die bisherigen Leitungskomitees auf und verteilte deren Aufgaben auf vier neue Organe. Seitdem blieben die politische und militärische Organisation der Hamas streng getrennt. Die Friedensinitiative von Israels Staatspräsident Jitzchak Schamir vom Mai 1989, die freie Wahlen in den besetzten Gebieten vorsah, lehnte die Hamas strikt ab. Sie ließ das Angebot von PLO-Führer Jassir Arafat scheitern, die Hamas in direkte Verhandlungen mit den USA einzubinden. Als er anbot, die Hamas in den PNC aufzunehmen, forderte diese 40 bis 45 Prozent der PNC-Sitze, um zusammen mit Arafats Gegnern in der PLO jede Friedensverhandlung mit Israel zu verhindern. Zudem forderte die Hamas, den Islam in der PLO-Nationalcharta stark hervorzuheben. Die PLO musste all das ablehnen, um ihren Kurs auf eine Zwei-Staaten-Lösung beizuhalten. Im April und Juni 1990 verübten Hamas- und PLO-Aktivisten erstmals Gewalt gegeneinander. Zudem forderte die Hamas den Führungsanspruch der PLO mit einer Propagandabroschüre heraus. Diese wies die PLO mit einer Gegenbroschüre scharf zurück, verwies auf ihre früheren Terroranschläge und warf der Hamas vor, die PLO-Märtyrer nicht anzuerkennen. – Nachdem Israels Sicherheitskräfte am 8. Oktober 1990 auf Jerusalems Tempelberg 18 Teilnehmer einer gewalttätigen Demonstration erschossen hatten, ermordeten Hamasmitglieder mit Messerangriffen etliche israelische Zivilisten, die man faktenwidrig als jüdische Siedler ausgab. Die Hamas pries diesen „Krieg der Messer“ in ihren Annalen als großen Erfolg. Ab Dezember 1990 ließ Israel erneut viele Hamasmitglieder verhaften und deckte dabei die neue Organisationsstruktur auf. Die Auslandsführung unterstellte sich die Bezirksleitungen nun direkt und versuchte, ihrer Verhaftung durch ständige Personalrotation vorzubeugen. Walid Aqel aus dem Flüchtlingslager Nusseirat baute bis Juli 1991 mehrere bewaffnete Kampfgruppen auf. Diese erdrosselten einen als Kollaborateur verdächtigten Lagerbewohner und bekannten sich mit grünen Graffitis als Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden dazu. Damit wurden diese erstmals bekannt. Bis Ende 1991 verübten sie 19 weitere Morde an vermeintlichen Kollaborateuren im Gazastreifen. Mit dem ersten Mord an einem israelischen Siedler am 1. Januar 1992 gingen die Qassambrigaden dann zu Anschlägen mit Brandsätzen und Autobomben auf israelische Zivilisten über. Dass viele Gazabewohner diese Mordanschläge unterstützten, ermutigte die Hamas, die PLO erneut herauszufordern, etwa mit der Graffitiparole „Hamas ist die einzige Alternative zur PLO“.[22]

Von 1993 bis 2004

Im Sinne der Gründungscharta lehnte die Hamas etwa die Nahostkonferenz von Madrid im Jahre 1991 und den Oslo-Friedensprozess als „Verrat am Willen Gottes“ ab. Sie behauptet zudem, dass Jassir Arafat und Mahmud Abbas nichts für ihre Anerkennung Israels erhalten hätten.

1993 verübte die Hamas den ersten Selbstmordanschlag in Israel, ab 1994 auch gegen Zivilisten. Das israelische Militär blieb nach Eigenangaben bis 2000 jedoch das primäre Anschlagsziel. Seit Beginn der Zweiten Intifada im Jahr 2000 ging die Hamas zu gezielten Terroranschlägen auf israelische Zivilisten über. Die Zahl der Selbstmordanschläge stieg von durchschnittlich drei auf 20 pro Jahr.[23] 2001 begann die Hamas erstmals aus dem Gazastreifen Israel mit Raketen zu beschießen.[24]

Die Hamas rechtfertigte die Anschlagswelle von 1994 als Rache für den Massenmord von Baruch Goldstein an 29 Palästinensern in Hebron im Februar 1994. Sie achtete bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit darauf, auch alle weiteren Selbstmordanschläge in Israel stets als Vergeltung für israelische gezielte Tötungen von palästinensischen Zivilisten auszugeben.[25] Sie behauptete, alle israelischen Zivilisten seien aufgrund der Wehrpflicht „militärische Ziele“. Das Außenministerium Israels registrierte zwischen 27. September 2000 und 2004 insgesamt 425 Terrorangriffe der Hamas. Sie ermordete dabei insgesamt 377 Israelis und verletzte 2076. Darunter waren 52 Selbstmordanschläge mit 288 getöteten und 1646 verletzten Israelis.[26] Weitere zwölf Selbstmordanschläge schlugen fehl. In der Regel war die Zivilbevölkerung das Ziel der Anschläge. Nur wenige galten Einrichtungen der israelischen Armee. Zahlreiche Sprengsätze explodierten an öffentlichen Orten wie Einkaufspassagen, Tiefgaragen, Restaurants und Hochhäusern.[27]

Nach dem 11. September 2001

Vertreter der Hamas begrüßten die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA. Sie hofften, die USA würden nun ihre Unterstützung für Israel reduzieren. In öffentlichen Erklärungen distanzierte sich die Hamas aber von Al-Qaida; nicht zuletzt, um nicht selbst zum Ziel des amerikanischen War on Terror zu werden.[28]

2002 wurde mit der Roadmap ein Friedensplan zwischen Israel, der Palästinensischen Autonomiebehörde und militanten islamistischen Gruppen verabschiedet. Die Waffenruhe fand aber bereits nach zwei Monaten durch ein Attentat in Jerusalem ihr Ende. Die Hamas bekannte sich zu dem Anschlag. Anlässlich des Irakkrieges rief die Hamas im März 2003 alle Muslime zum Protest gegen die „tyrannische und kreuzzüglerische Aggression“ der USA und Großbritanniens und zum Boykott der Produkte dieser Staaten auf. Ein Hamas-Sprecher appellierte an die Bevölkerung des Irak, „zehntausende Märtyrer“ bereitzustellen, um sich inmitten der amerikanischen Soldaten in die Luft zu sprengen.[29] Das FBI und das US-Justizministerium warnten im April 2004 vor Hamas-Zellen auf dem Gebiet der USA.[30][31]

Waffenstillstand mit Israel 2004/2005

2004 erklärte sich die Hamas nur dann zu einem 10-jährigen Waffenstillstand (Hudna) bereit, falls bestimmte Forderungen erfüllt würden. Dazu zählte der vollständige Rückzug Israels aus den 1967 im Sechstagekrieg eroberten Gebieten. Seit September 2004 enthielt sich die Hamas selbst im Allgemeinen der Gewalt gegen Israel. Sie meinte aber, dass „Israel die Ursache jeglichen Terrorismus“ sei und bezeichnete den Beschuss Israels mit Kassam-Raketen durch andere militante Gruppen als „Selbstverteidigung“.

Nach einer am 8. Februar 2005 vereinbarten Waffenruhe verübte die Hamas selbst offiziell keine Attentate mehr. Anschläge anderer Gruppen rechtfertigte die Hamas jedoch auch seit ihrem Wahlsieg 2006. Ein Beispiel war der Selbstmordanschlag eines 15-Jährigen aus Dschenin am 17. April 2006 in Tel Aviv mit acht Todesopfern und über 60 Verletzten.

Wahl und Regierungsbildung

Hamas-Wahlplakat in Ramallah, Aufruf zu einer Ein-Staat-Lösung: „Palsetine [sic!] from Sea to Rever [sic!]“ (übersetzt: Palästina vom Meer bis zum Fluss)

Seit 2006 beteiligte sich die Hamas entgegen ihrer bisherigen Ablehnung an den demokratischen Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten und an den Wahlen für die Handelskammer des Westjordanlands. Der spätere palästinensische Außenminister Mahmud az-Zahar machte in Interviews vor und bei der Wahl deutlich, dass die Hamas ihre Ziele nicht aufgegeben habe: Sie sei Teil einer globalen islamischen Bewegung, die dazu bestimmt sei, einen islamischen Staat zu gründen. Die Eroberung Palästinas müsse hierfür der erste Schritt sein. „In der Region hatten wir römischer Besatzung, persischer Besatzung, der Besatzung der Kreuzzügler und der britischen Besatzung zu trotzen. Sie sind alle fort. Der israelische Feind gehört nicht in diese Region. Er passt nicht in die regionale Geschichte, Geographie oder Glaube.“[32]

Die Hamas erhielt bei der Wahl am 25. Januar 2006 etwa 44 Prozent der Stimmen und die absolute Mehrheit der Mandate.[33] Sie wurde nach dem Rücktritt Ministerpräsident Ahmad Qurais (Fatah) mit der Regierungsbildung beauftragt. Als Gründe für ihren Wahlsieg nannten westliche Beobachter eine zunehmende Radikalisierung in dem über Jahrzehnte ungelösten Palästinakonflikt, das soziale Engagement der Hamas und die Frustration der Palästinenser über eine unter der Fatah verbreitete Korruption.[34] Nach dem Wahlsieg der Hamas sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice dem offiziellen Präsidenten Palästinas und Fatah-Vorsitzenden Mahmud Abbas die Unterstützung der US-Regierung zu. Gleichzeitig erteilte sie einem Dialog mit der Hamas eine Absage. Die USA und die EU stellten ihre bisherigen Finanzhilfen für palästinensische Regierungsbehörden ein, da die Hamas Israels Existenzrecht nicht anerkenne und kein geeigneter Partner für den Friedensprozess sei.

Im September 2006 trat die Hamas-Regierung geschlossen zurück und willigte in eine Regierung der Nationalen Einheit mit der Fatah ein. Die Zahlungen der EU wurden daraufhin wieder aufgenommen. Diese Koalition sollte auch die zunehmend gewaltsamen Spannungen zwischen Hamas und Fatah überwinden helfen. Ministerpräsident wurde das Hamas-Mitglied Ismail Haniyya.

Nach einem fehlgeleiteten israelischen Angriff auf ein Wohnviertel nahe Beit Hanun im Gazastreifen mit 24 Toten erklärte die Hamas die Waffenruhe am 8. November 2006 für beendet. Sie kündigte an, wieder Anschläge in Israel durchzuführen.[35] Der militärische Flügel der Hamas rief dazu auf, US-amerikanische Ziele überall auf der Welt anzugreifen: Die USA böten den „zionistischen Besatzungsverbrechen“ politische und finanzielle Logistik und seien für das „Massaker“ verantwortlich. Deshalb müsse das Volk und die Nation überall auf der Welt dem US-amerikanischen Feind eine „harte Lektion“ erteilen. Regierungssprecher Ghazi Hamad sagte aber gleichzeitig, die Hamas habe nicht vor, US-amerikanische Ziele anzugreifen.[36]

Kampf um Gaza 2007

Der Kampf um Gaza beendete die Regierungskoalition zwischen Hamas und Fatah. Nach wochenlangen, blutigen Auseinandersetzungen griff die Hamas am 12. Juni 2007 das Hauptquartier der Fatah an. Dabei wurden zahlreiche Mitglieder der Fatah getötet oder in benachbarte Regionen vertrieben. So brachten die Hamas den gesamten Gazastreifen unter ihre Kontrolle.[37] Abbas setzte Haniyya als Ministerpräsidenten ab und bildete im von der Fatah kontrollierten Westjordanland eine Notstandsregierung ohne Hamas-Beteiligung. Abbas wurde dabei von den USA, der EU und der Arabischen Liga unterstützt.[38] Die Hamas lehnte die Auflösung der Regierung als unrechtmäßig ab, ohne jedoch die alleinige Kontrolle über den Gazastreifen aufzugeben.

Menschenrechtsorganisationen warfen beiden Konfliktparteien schwere Verstöße gegen fundamentale Menschenrechte und Kriegsverbrechen vor wie beispielsweise die Hinrichtung von Gefangenen, das Erschießen von Zivilisten sowie Kämpfe in Krankenhäusern und den Missbrauch von Ambulanz- und Pressefahrzeugen für Kampfeinsätze vor.[39][40] Generell verschlechterten sich die Menschenrechtslage und die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung im Gazastreifen nach der Machtübernahme durch die Hamas erheblich. Presse- und Bürgerrechte wurden nicht mehr gewährleistet, Internetcafés und Restaurants wurden geschlossen.[41] Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kam es vermehrt zu willkürlichen Festnahmen, Folterungen und Misshandlungen politischer Oppositioneller.[42] Zudem war eine starke Zunahme von Raketenangriffen auf israelisches Territorium zu verzeichnen. Trotzdem forderte der römisch-katholische Erzbischof und lateinische Patriarch von Jerusalem Fouad Twal im August 2007 den Dialog mit der Hamas. Auch wenn Israel und die USA die Hamas als terroristisch bezeichneten, müsse man ihre Erfolge im Gazastreifen zur Kenntnis nehmen. Dank der Hamas könne man sehen, dass die Zeit des Chaos vorbei sei, sagte Twal. Die Bewegung gehe mit eiserner Disziplin gegen Kriminalität vor. Es gebe keine Diebstähle mehr, man respektiere sogar die Ampeln.[43]

Chalid Maschal

Im Sommer 2008 kam es nach ägyptischer Vermittlung zu einem sechsmonatigen Waffenstillstand, den Hamas-Anführer Chalid Maschal als „Taktik“ im Kampf gegen den jüdischen Staat bezeichnete.[44] Nach Ablauf des brüchigen Waffenstillstands flammten die Raketenangriffe der Hamas auf Israel erneut auf, was zur israelischen Operation Gegossenes Blei führte.

Hinter den Kulissen unterstützt die Hamas mit Raketenlieferungen den Islamischen Dschihad, der damit den Süden Israels beschießt. Die israelische Zeitung Haaretz schrieb am 13. April 2007, die Hamas habe unter anderem auch russische Grad-Raketen mit einer Reichweite von 16 Kilometern geliefert.

Israelische Sicherheitskreise meinen, die Hamas verfolgte eine zweigleisige Strategie:

  1. Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Situation – inklusive der Feuerpause
  2. Fortsetzung der Gewalt durch andere palästinensische Terrororganisationen

Im April 2008 reiste der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter nach Damaskus. Er traf sich dort privat mit dem im syrischen Exil lebenden Hamas-Chef Chalid Maschal. Die Ergebnisse der Gespräche präsentierte er am 21. April 2008 auf einer Pressekonferenz in Jerusalem. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert lehnte es ab, mit Carter zu sprechen, weil er nicht an Verhandlungen mit der Hamas beteiligt sein wollte.[45] Laut Carter „bestehe kein Zweifel, daß die arabische Welt und die Hamas Israels Existenzrecht in den bis 1967 gültigen Grenzen akzeptieren würden“.[45] Ferner hieß es, die Hamas würde ein palästinensisch-israelisches Friedensabkommen akzeptieren, selbst wenn sie mit einzelnen Punkten nicht einverstanden sei. Voraussetzung sei aber, dass die Palästinenser dem in einem Referendum zustimmen würden. Noch im Laufe des gleichen Tages bekräftigte Chalid Maschal aber, dass die Hamas nach wie vor die Anerkennung Israels ablehne. Gleichzeitig bot er Israel einen zehnjährigen Waffenstillstand an.[46]

Die Tötung von Osama bin Laden am 1. Mai 2011 in Pakistan bezeichnete Ministerpräsident Ismail Haniyya als eine Fortsetzung der amerikanischen Unterdrückung und des Blutvergießens von Muslimen und Arabern. Die Hamas bete, dass Bin Ladens Seele in Frieden ruhe.[47]

Abkommen zwischen Fatah und Hamas 2011

Am 3. Mai 2011 unterschrieb Ismail Haniyya gemeinsam mit Mahmud Abbas ein Versöhnungsabkommen. Das hatte die ägyptische Führung in Auftrag der Arabischen Liga bereits eineinhalb Jahre zuvor aufgesetzt, war jedoch bis dahin von der Hamas abgelehnt worden. Hamas und Fatah planten nun aber, vor der Parlamentswahl 2012 eine gemeinsame Übergangsregierung zu bilden. Palästinensische Politikexperten führten diesen Schritt auf die arabischen Aufstände seit Beginn des Jahres 2011 zurück. Das neue ägyptische Außenministerium kündigte daraufhin die dauerhafte Öffnung des Grenzübergangs bei Rafah und damit die Aufhebung der israelischen Blockade an.[48] Nach der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mursi durch das ägyptische Militär im Juli 2013 wurde der Grenzübergang jedoch wieder geschlossen.[49]

Fehlende demokratische Legitimation

Die Hamas stellte sich Wahlen letztmals im Jahr 2006. Seitdem findet im Gazastreifen kein herrschaftsfreier Diskurs mehr statt. Entsprechend gründet sich ihre Macht nicht mehr auf einer demokratischen Legitimation, sondern auf der Angst der eigenen Bevölkerung und dem Prestige aus dem letzten Krieg. So werden Untersuchungshäftlinge durch Folter wie zum Beispiel das Ausreißen der Zehennägel oder stundenlanges Aufhängen an den Armen zu Geständnissen gebracht. Zur Vollstreckung der Todesstrafe steht dann im Keller des Hochsicherheitsgefängnisses von Gaza ein Galgen zur Verfügung. Auch der Ruf, deutlich weniger korrupt zu sein als die Fatah, schwindet inzwischen.[50][51] Nach Angaben von Human Rights Watch werden im Machtbereich der Hamas friedliche Kritiker und Oppositionelle systematisch gefoltert.[52]

Terrorangriff auf Israel und Massaker an Israelis im Oktober 2023

Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas mit mehr als tausend Kämpfern einen Terrorangriff auf Israel, bei dem Kämpfer der Qassam-Brigaden in Ortschaften im Umfeld des Gazastreifens eindrangen und dort Gewaltexzesse verübten. Dabei wurden 265 israelische Soldaten bei Kampfhandlungen getötet und mehr als eintausend israelische Zivilisten ermordet, vor allem beim Massaker von Reʿim[53] und im Kibbuz Kfar Aza.[54] Insgesamt tötete die Hamas mehr als 1400 Israelis. In der Zeit nach dem Holocaust hatte es bis dahin keinen anderen Tag gegeben, an dem so viele Juden ermordet wurden.[55][56][57][58][59] Israel rief daraufhin erstmals seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973 den Kriegszustand aus, begann mit Luftbombardements und einer Bodenoffensive gegen den Gazastreifen, mit dem Ziel, die Hamas zu zerschlagen.

Dreieinhalb Wochen nach dem Terrorangriff kündigte der Hamas-Sprecher Ghazi Hamad in einem Video an, das Massaker vom 7. Oktober sei nur das erste Mal gewesen und es werde weitere Male geben. Man wolle das Land Israel „beseitigen“.[60]

Organisation

Struktur

Die Hamas besteht aus mehreren Institutionen/Organisationen, an deren Spitze der größtenteils geheime „Schūrā-Rat“ steht. Die militärischen Einheiten sind allerdings recht unabhängig und stehen immer wieder im Konflikt mit der politischen Führung. Sie haben ebenfalls eine teilweise geheime Führung. Zur Hamas gehören außerdem Hilfseinrichtungen, die unter anderem dazu dienen, Mitglieder zu werben und Gelder zu sammeln.[61]

Schūrā-Rat und Politisches Büro

Eines der wichtigsten Organe ist der Schūrā-Rat, von dem nur wenige Mitglieder bekannt sind. Der Rat bestimmt die Strategie und wählt die Führung, zum Beispiel die Mitglieder des Politbüros.[62] Neben dem nationalen Schūrā-Rat stellt das Politische Büro das zweite zentrale Organ des politischen Arms der Hamas dar.[63]

Besonders unter Palästinensern, die im Gazastreifen leben, erfreut sich die Hamas großer Beliebtheit. Aber auch im Westjordanland und – in geringerem Maße – in anderen Staaten des Nahen Ostens (einschließlich Israels) findet sie Unterstützer. Diese Beliebtheit beruht auch auf ihren sozialen Dienstleistungen und der Hoffnung selbst langjähriger Fatah-Parteigänger und Aktivisten, durch die Hamas werde ein Ende der Korruption in der alten Arafat-Partei und so eine Erneuerung der politischen Landschaft möglich.

Militärischer Flügel

Im militärischen Flügel der Hamas sind verschiedene Gruppierungen vertreten:

  • die Izz-ad-Dīn-al-Qassām-Brigaden bzw. -Bataillone (im Gedenken an Scheich Izz ad-Dīn al-Qassām, getötet von den Briten 1935),
  • die Studenten Ayyaschs, die Studenteneinheiten des Ingenieurs Yahya Ayyasch (im Gedenken an Yahya Ayyasch, verantwortlich für den Tod von mehr als 50 Israelis; er wurde 1996 vom Schin Bet mit einem präparierten Handy getötet),
  • die Exekutiv-Einheiten, die als etwa 6000 Mann starke Sicherheitstruppe (Stand: Juni 2007) von Ismail Haniyya, dem 2006 von der Hamas gestellten Premier der palästinensischen Einheitsregierung, aufgestellt wurden. Die Exekutiv-Einheiten stehen in Konkurrenz zu den von Präsident Mahmud Abbas kontrollierten Polizei-, Militär- und Fatah-Milizeinheiten. Diese Truppe war maßgeblich am Sieg der Hamas über die Fatah im Gazastreifen im Juni 2007 beteiligt.

Rekrutierung von Mitgliedern

Die Hamas wirbt ständig um Mitglieder in Moscheen und Universitäten. Eine Schätzung geht von 80.000 Mitgliedern aus, der harte Kern der Hamas wird auf 300 bis 3.000 Mitglieder geschätzt. Was die Gender-Verteilung in den politischen Führungsstrukturen anlangt, so ist das Politische Büro ausschließlich mit Männern besetzt, doch sind Frauen in externe politische Strukturen eingebunden: So zogen Hamas-Frauen nach den Wahlen von 2006 in Kommunalräte und in den Palästinensischen Legislativrat ein.[64]

Einstufung als terroristische Vereinigung

Die Hamas und ihre Unterorganisation, die Kassam-Brigaden, werden von der EU,[65] Australien,[66] Kanada,[67] Israel, den USA,[68] Japan[69] und anderen, vor allem westlichen Staaten als terroristische Vereinigung eingestuft. Die Außenminister der EU setzten 2003 die Hamas selbst und deren politischen Arm auf die Liste terroristischer Vereinigungen. Hamas-Anhänger können seitdem strafrechtlich verfolgt und ihre Konten eingefroren werden.

Die Behörden in Jordanien schlossen 1999 das Hamas-Büro in Amman. Die Mitglieder des Politbüros wurden festgenommen und ausgewiesen. Im April 2006 wurden nach Angaben der jordanischen Regierung Mitglieder der Hamas in Jordanien verhaftet, die auf Anweisung der syrischen Exilführung der Hamas Attentate in Jordanien ausführen sollten.

Im jordanischen Fernsehen wurden Waffenlager gezeigt, die nach Behördenangaben durch die Hamas angelegt worden waren. Im November 2011 bezeichnete die Regierung die Ausweisung als Fehler, im Januar 2012 folgte ein erster offizieller Empfang des Politbüro-Chefs der Hamas durch den jordanischen König.[70][71]

Führung

Eliminierung der Generalkommandanten

Ismail Haniyya gilt als wichtigste Führungsfigur und organisiert von Katar aus die Hamas
Yahyā as-Sinwār (links) mit Ismail Haniyya (dritter von links) zusammen mit Yusuf al-Qaradawi (vierter von links)

Der Mitbegründer und geistige Führer der Hamas, Scheich Ahmad Yasin, wurde am 22. März 2004 bei einem Raketenangriff durch die israelische Luftwaffe im Rahmen der so genannten Operation Stabwechsel gezielt getötet.

Wenige Tage später wurde Yasins Stellvertreter, der Kinderarzt Abd al-Aziz ar-Rantisi, in Gaza zum neuen „Generalkommandanten“ proklamiert. Kurz darauf tauchte er in den Untergrund ab. Er vertrat wie Yasin die Ansicht, dass Terroranschläge ein legitimes Mittel „im Befreiungskampf gegen Israel“ seien. Knapp einen Monat nach seinem Aufstieg zum Hamasführer am 17. April 2004 wurde Rantisi wie Yasin von der israelischen Armee gezielt getötet.

Rantisi stand für den radikalen Flügel der Organisation und hatte im Sommer 2003 die Hudna (befristeter Waffenstillstand) abgelehnt. Bekannt wurde er als Sprecher von 400 in den Libanon deportierten Kämpfern und durch seine Kontakte zur Hisbollah und zum Iran.

Diffusion der Entscheidungsprozesse

Nach den gezielten Tötungen durch das israelische Militär ernannte die Hamas keinen alleinigen Anführer der Organisation mehr. Als neues Zentrum galt seither die syrische Hauptstadt Damaskus. Dort hielt sich unter anderem der einflussreiche Chef des Politbüros der Hamas, Chalid Maschal, auf.

Während eine weitere Führungsfigur der Hamas, Mahmud az-Zahar, als Hardliner bekannt ist, gilt Ismail Haniyya, der während der palästinensischen Regierung der Nationalen Einheit von 2006 bis 2007 Ministerpräsident war, als gemäßigter Pragmatiker.

Oberbefehlshaber des militärischen Flügels der Hamas in Gaza war bis 2012 Ahmed al-Dschabari als Nachfolger von Mohammed Deif.[72] Ein weiteres hochrangiges Mitglied ist Usama al-Mazini, der als religiöser Führer gilt.[73]

Während der israelischen Operation Gegossenes Blei traten Spaltungen und Richtungsstreitigkeiten in der Organisation zutage.[74]

Ortswechsel der Exilführung nach Katar

Im Zuge des Bürgerkriegs in Syrien verließ die Exilführung der Hamas Anfang 2012 Damaskus. Der Vorsitzende des Hamas-Politbüros, Chalid Maschal, zog nach Katar, Stellvertreter Mussa Abu Marzouk nach Kairo.[75] Die Hamas beendete ihre Kontakte zur syrischen Regierung und stellte sich auf die Seite der Rebellen.

Damals wurden Katar und – bis zum Umsturz 2013 – Ägypten mit dem Wahlsieg der Muslimbrüder wichtige Unterstützer.[76] Stand 2023 hat die politische Führung ihren Sitz in Katar. Der luxuriöse Lebensstil der politischen Führungselite der Hamas wird auch von Katar finanziert.[77]

Im Mai 2017 wählte die Schura der Hamas Ismail Haniyya, bisher Stellvertreter von Chalid Maschal, zum neuen Vorsitzenden ihres politischen Büros. Seither festigten sich die unterbrochenen Beziehungen der Bewegung zu Syriens Regierung wieder.

Finanzierung

Finanziert wurde die Hamas, wie schon ihre Vorgängerorganisation, die Muslimbruderschaft, während der 1970er und 1980er Jahre direkt und indirekt durch verschiedene Staaten, einschließlich Saudi-Arabien und Syrien.

Heute kommen finanzielle Mittel von exilierten Palästinensern, vom Iran und Katar, sowie von privaten Unterstützern aus arabischen Staaten. Der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani, war das erste Staatsoberhaupt, das 2012 die Hamas-Regierung besuchte. Einer Schätzung von 2021 zufolge hatte das Emirat 1,5 Milliarden Euro an die Hamas überwiesen.[78] Finanzierungs- und Propaganda-Aktivitäten finden auch in Westeuropa und den Vereinigten Staaten statt.

Akquirierung von Devisen

Seitdem die Finanzierung der palästinensischen Regierung durch den Westen eingestellt wurde – arabische Banken zahlen, wegen der Boykottdrohung der USA, der Hamas kein Geld aus –, bemüht sich die Hamas verstärkt, Bargeld ins Land zu bringen. So wurde am 19. Mai 2006 Sami Abu Zuhri, Sprecher der Hamas, am Grenzübergang des Gazastreifens zu Ägypten festgehalten, er hatte 900.000 Euro in bar bei sich.

Wenige Tage zuvor wurde Außenminister Mahmud Asahar aus Kuwait eine halbe Million Euro gestohlen. Die EU hatte die Kontrolle der Grenzen des Gazastreifens gegen Waffenschmuggel und Eindringen unerwünschter Personen übernommen, eine Bedingung des israelischen Staates für den Abzug aus dem autonomen Gebiet. Infolge des Grenzzwischenfalles wurden Truppenbewegungen der Qassam-Brigaden, einem militanten Flügel der Hamas, am Grenzübergang beobachtet.

Unterstützerumfeld in Europa

Als Organisationen, die die Hamas finanziell unterstützen, werden in Europa verdächtigt: das Comité de Bienfaisance et de Secours aux Palestiniens (CBSP) in Frankreich, die Association de Secours Palestinien (ASP) in der Schweiz, The Palestine Relief and Development Fund (Interpal) in Großbritannien, die Palästinensische Vereinigung in Österreich (PVÖ), Sanabil Al-Aqsa in Schweden und die Al-Aqsa-Stiftung in Deutschland, Dänemark, Belgien und den Niederlanden.

Die Organisationen wurden 2003 vom US-Finanzministerium[79][80] und von der EU[81] benannt. In seiner „Kampagne der 101 Tage“[82] sammelte Yusuf al-Qaradawi im Jahr 2000 die Unterstützung von über fünfzig Hilfsorganisationen, neben den vorgenannten auch von „Muslim Aid“, der World Assembly of Muslim Youth (WAMY), der „International Islamic Relief Organization“ (IIRO) und der türkischen İHH. Der Dachverband dieser Hilfsorganisationen wurde 2001 unter dem Namen „Bund des Guten“ bzw. Union of Good (arabisch ائتلاف الخير i'tilāf al-Chair) gegründet. Er steht unter der Leitung von al-Qaradawi und wurde im November 2008 in der Executive Order 13224 des US-Finanzministeriums als Organisation zur Unterstützung des Terrorismus gelistet.[83][84]

Von in Deutschland lebenden Angehörigen der palästinensischen Muslimbruderschaft wurde 1981 der „Islamische Bund Palästina“ (IBP) im Islamischen Zentrum München gegründet. Er vertrat seit der ersten Intifada 1987 bis ca. 2003[85] offen die Positionen der Hamas.[86] Der IBP, der selbst kein eingetragener Verein ist, hat ca. 300 Mitglieder und nutzte als Treffpunkt das „Islamische Kultur- und Erziehungszentrum Berlin e. V.“ (IKEZ),[87] wo im Juni 2000 auch der 19. Jahreskongress des IBP stattfand.

Der IBP sammelte über den 1991 in Aachen gegründeten Verein „al-Aqsa e. V. “ auch Spendengelder zur Unterstützung der Intifada. Bundesinnenminister Otto Schily verbot am 5. August 2002 den Verein als terroristische Vereinigung.[88] Die Ermittler durchsuchten daraufhin das Vereinslokal und Wohnungen von Vorstandsmitgliedern und beschlagnahmten das Vereinsvermögen auf Konten in Aachen und Köln in Höhe von 300.000 Euro.[89] Am 3. Dezember 2004 bestätigte das Bundesverwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit des Verbots.[90] Der Verein wurde aufgelöst.

Am 5. September 2005 wurde die Nachfolgeorganisation „Yatim Kinderhilfe e. V.“ in Essen verboten.[91]

Die 1993 gegründete „Palästinensische Vereinigung in Österreich“ (PVÖ) wurde im August 2003 vom US-Finanzministerium als eine Hilfsorganisation der Hamas bezeichnet und wird nach amerikanischen Angaben durch den österreichischen Repräsentanten der Hamas geleitet.[80] Im Rahmen des – letztlich erfolglosen – österreichischen gerichtlichen Verbotsverfahrens geriet die PVÖ stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und sammelt seit 2003 keine Spenden mehr.[92]

Im gleichen Zeitraum bildete sich der „Palästinensische Humanitäre Verein“ (PHV),[93] der teilweise dieselben Adressen wie die PVÖ verwendet,[94] aber weniger in die Öffentlichkeit tritt und als Vereinszweck die Durchführung humanitärer Hilfsleistungen angibt. Im Jahr 2006 will die PHV 784.470 Euro an palästinensische Wohltätigkeitsorganisationen oder direkt an bedürftige Familien überwiesen haben.

Während die CIA annimmt, dass die PHV palästinensische Organisationen unterstützt, die mit der Hamas in Verbindung stehen, gab der PHV-Obmann an, er schließe dies aus. Laut Vereinsregister ist Obmann der PHV Hani Abdelhalim und Obmann der PVÖ Adel Doghman (alias Abu-al-Baraa, Adil Abdullah oder Abu Barah). Beide sind bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft als Islamlehrer angestellt.[92]

Doghman organisierte im März 2007 das „Erste Europäische Palästinenser-Jugendlager in Wien“,[95] zu dem über 100 meist palästinensische Jugendliche aus mehreren europäischen Ländern anreisten. Doghman wies in einem Interview 2006 jede Verbindung zur Hamas zurück.[96]

In der Türkei finden unter der Regierung Erdoğan zahlreiche NGO-Konferenzen „zur Unterstützung Palästinas“ statt, die nach einer Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks der Sammlung von Spenden für die Hamas dienen.[97]

Forbes-Schätzung des Jahresumsatzes

Nach einem Bericht von Forbes Israel rangiert die Hamas mit einem Jahresumsatz von 1 Milliarde US-Dollar auf Platz zwei der reichsten Terror-Organisationen der Welt.[98][99]

Im August 2016 berichten verschiedene Medien von der Festnahme des Leiters von World Vision Gaza, Mohammed el-Halabi in Gaza. Nach 50 Tagen in israelischem Staatsgewahrsam wurde er angeklagt, die Hamas unterstützt zu haben. In seiner Funktion als Mitarbeiter von World Vision/Gaza habe er in den vergangenen Jahren bis zu 45 Millionen Euro, statt für Hilfsprojekte in Gaza, an die Hamas weitergeleitet zu haben (ein Betrag, der größer wäre als das gesamte Gazabudget von World Vision während dieser Zeit).[100] Diese habe davon Tunnelanlagen gebaut und Waffenkäufe getätigt. Mohammad bekannte sich in allen gegen ihn erhobenen Anklagepunkten nicht schuldig. Als Reaktion auf die Anschuldigungen stellten die Regierungen von Australien und Deutschland weitere Hilfsgelder für World Vision ein.[101][102][103][104]

Duldungen und Hoffnungen Israels

Mit ausdrücklicher Duldung Israels wurde der unter der Kontrolle der Hamas stehende Gazastreifen über Jahre hinweg von Katar finanziert. Offiziell erhofften sich Netanjahu-Regierungen durch die Finanzierung eine Anhebung und Stabilisierung des Lebensstandards im Gazastreifen und damit wiederum, dass sich die Bevölkerung politisch mäßigt.

Der ehemalige Vize-Ministerpräsident und Justizminister Israels, Chaim Ramon, schreibt in seinem 2020 auf Hebräisch herausgegebenen Buch „Neged Haruach“, dass zwischen 2012 und 2018 Netanjahu Katar die Zustimmung gab, eine Summe von etwa einer Milliarde Dollar nach Gaza zu überweisen, von der mindestens die Hälfte Hamas erreichte, einschließlich ihres militärischen Flügels.[105]

Laut der israelischen Tageszeitung Jerusalem Post erklärte Netanjahu in einem privaten Treffen mit Mitgliedern seiner Likud-Partei am 11. März 2019 den Schritt wie folgt: Die Geldüberweisung sei Teil der Strategie, die Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland zu spalten. Jeder, der gegen die Gründung eines palästinensischen Staates wäre, müsse die Überweisung des Geldes aus Katar an Hamas unterstützen. Auf diese Weise würde die Gründung eines palästinensischen Staates vereitelt werden.[106]

Öffentlichkeitsarbeit

Wahlkampfveranstaltung der Hamas in Ramallah mit den getöteten Vorbildern Yasin und Rantisi auf einem Plakat

Die Hamas nutzt für ihre Öffentlichkeitsarbeit neben den klassischen Printmedien auch Radio, Fernsehen und Internet. Hierzu gründeten die Hamas das Unternehmen Al Ribat Communications and Artistic Productions, mit Fathi Ahmad Hammad als Geschäftsführer.

Nach dem für die Hamas erfolgreichen Wahlausgang im palästinensischen Parlament gründete die Hamas einen Satellitensender „Al-Aqsa TV“ (auch „Hamas TV“ genannt). Er wird von Fathi Ahmad Hammad geleitet. Das Programm enthält vorwiegend propagandistische Inhalte wie ideologisch orientierte Kindersendungen,[107][108] Talk-Shows und religiös inspirierte Unterhaltung.

Der von der Hamas betriebene Radiosender „Stimme von Al Aqsa“ wird durch den Chefintendanten Ibrahim Daher geleitet. Die Hamas gibt zudem zweimal wöchentlich die Zeitungen „Al-Risalah“ (bzw. „Al-Risala“) und „Falastin“ heraus. Im von der Fatah kontrollierten Westjordanland sind diese Hamas-Zeitungen seit 2007 verboten.[109]

Internationale Einstufung

Die Hamas wird von Historikern, Politologen und Juristen in den meisten westlichen Staaten als terroristische Bewegung beschrieben.[110] Folgende Staaten definieren sie offiziell als terroristische Vereinigung oder haben sich von der Organisation distanziert:

Ägypten 2014 verbot ein Gericht der Hamas generell, in Ägypten landesweit zu operieren.[111] 2015 stufte ein Gericht den militärischen Flügel der Hamas als Terrororganisation ein.[112]
Australien Der militärische Flügel der Hamas, die Izz-ad-Din-al-Qassam-Brigaden, ist als terroristische Organisation gelistet.[113]
Deutschland Das Bundesverwaltungsgericht entschied 2004, die Hamas sei eine einheitliche Organisation, deren humanitäre Aktivitäten nicht von den terroristischen und politischen getrennt werden könnten.[114] Aufgrund des Terrorangriffs der Hamas auf Israel 2023 kündigte die deutsche Bundesregierung ein gesetzliches Betätigungsverbot der Hamas an. Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärte am 16. Oktober 2023, es werde zeitnah das gesetzliche Betätigungsverbot umsetzen.[115]
Europäische Union Die Hamas ist unter den Organisationen aufgeführt, gegen die es Restriktionen gibt, um Terrorismus zu bekämpfen.[116][117] Aufgrund verfahrensrechtlich unzureichender Belege wies der Europäische Gerichtshof in einem Urteil vom 17. Dezember 2014 die Europäische Union an, die Hamas nicht mehr in der Liste der terroristischen Organisationen zu führen.[118] Am 26. Juli 2017 entschied der Europäische Gerichtshof zugunsten einer Neueinstufung der Hamas als terroristische Organisation, indem das Urteil eines unteren Hofes vom 17. Dezember 2014 für nichtig erklärt wurde.[119]

Am 23. November 2021 hob der Europäische Gerichtshof das erstinstanzliche Urteil auf und beließ die Hamas auf der Liste der terroristischen Organisationen (AZ.: e C-833/19 P)[120][121]

Israel Das israelische Außenministerium erklärt, dass die Hamas eine terroristische Infrastruktur in Gaza und dem Westjordanland unterhalte und bestrebt sei, terroristische Attacken in den Territorien und Israel auszuüben. (Hamas maintains a terrorist infrastructure in Gaza and the West Bank, and acts to carry out terrorist attacks in the territories and Israel.)[122]
Japan Hat 2005 erklärt, es habe die Guthaben terroristischer Organisationen eingefroren, einschließlich der Hamas (terrorist organizations, including […] Hamas.)[123]
Jordanien Die Hamas war ab 1999[124] bis 2011[125] verboten, Jordanien bezeichnete das Verbot jedoch später als Fehler.
Kanada Die Hamas wird beschrieben als eine radikale sunnitisch muslimische Terrororganisation (a radical Sunni Muslim terrorist organization).[126][127]
Österreich In Österreich wird die Hamas auf Basis der Einschätzung der Europäischen Union ebenfalls als Terrororganisation eingestuft. Hamas-Symbole dürfen in der Öffentlichkeit weder getragen noch verbreitet werden.[128]
Paraguay Der militärische Flügel der Hamas wird von Paraguay seit August 2019 offiziell als internationale terroristische Organisation eingestuft. Das gleiche gilt für die Gruppierungen Hisbollah, Islamischer Staat und Al-Qaida.[129]
Vereinigtes Königreich Die Iz-al-Din-al-Qassem-Brigaden sind als terroristische Organisation gelistet.[130]
Vereinigte Staaten Die Hamas ist als ausländische terroristische Organisation gelistet („Foreign Terrorist Organization“).[131]

Einige Länder stufen die Hamas nicht als terroristische Organisation ein oder pflegen Kontakte aus anderen Gründen:

Norwegen Norwegen erkannte als erstes westliches Land die kurzlebige palästinensische Einheitsregierung aus Hamas und Fatah im Jahr 2007 an. Norwegische Vertretungen trafen dabei verschiedene Male Vertretungen der Hamas. Auf einen Versuch der USA, Norwegen von Kontakten mit der Hamas abzuraten, antwortete der norwegische Außenminister Jonas Gahr Støre 2006, Norwegen wisse, dass die USA und die EU durch ihre Listen von Terrororganisationen gesetzlich verpflichtet seien, vom Kontakt abzuraten, aber man müsse in der Lage sein, unabhängig darüber zu entscheiden. (We know that the USA and the EU have legal obligations since they have Hamas on their terrorist list. We must be able to take an independent decision about contact.)[132]
Katar Katar ist der wichtigste finanzielle Unterstützer und ausländische Verbündete der Hamas.[78][133]
Russland Russland hat die Hamas nicht zur terroristischen Organisation erklärt. Es ist das einzige größere Land, das direkte Gespräche mit der Hamas führt, seit sie die palästinensischen Wahlen gewonnen hat. Russland verteidigt diese Haltung damit, dass es beabsichtige, Druck auf die Hamas auszuüben, damit sie Gewalt ablehne und Israel anerkenne.[134]
Schweiz Die Schweiz unterhält Kontakte zur Hamas, da sie – ähnlich wie Norwegen – im Rahmen der schweizerischen Neutralität den Kontakt zu den meisten Akteuren im Nahen Osten aufrechterhält.[135][136][137] Diese Kontakte sind in der Schweiz nicht unumstritten.[138][139][140]
Türkei Die Türkei stuft die Hamas nicht als terroristische Organisation ein. Premier Erdoğan bezeichnete deren Mitglieder 2010 als Freiheitskämpfer, die ihr Land verteidigten.[141]
Organisation für Islamische Zusammenarbeit Die Organisation sieht militante Angriffe von Menschen, die unter Besatzung leben, generell nicht als Terrorismus.[142] Die Organisation hat 57 Mitgliedsstaaten.
Vereinte Nationen

Am 6. Dezember 2018 brachte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, eine Resolution in die Generalversammlung der Vereinten Nationen ein, die erstmals die Hamas direkt verurteilen sollte. Im Resolutions-Entwurf stand unter anderem, die Hamas stifte Gewalt, sie habe wiederholt Raketen auf Israel abgefeuert und bringe damit Zivilisten in Gefahr. Sie verwende ihre Ressourcen im Gazastreifen zum Bau militärischer Infrastruktur einschließlich Tunneln zur Infiltration Israels.[143] 87 der insgesamt 193 in der Vollversammlung vertretenen Länder, darunter Deutschland, stimmten am 6. Dezember 2018 für die Resolution, 58 dagegen, 32 enthielten sich.[144] Vor der Abstimmung über den US-Resolutionsentwurf hatte Kuwait im Namen der arabischen Staaten gefordert, die Hürde für eine Annahme auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit hinaufzuschrauben. Diesem Antrag wurde mit sehr knapper Mehrheit zugestimmt. Obwohl die Mehrheit für die Resolution gestimmt hatte, galt dadurch die Resolution als abgelehnt, weil die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit nicht erreicht worden ist.[145][146][147]

Siehe auch

Literatur

Wiktionary: Hamas – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Hamas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 12–36
  2. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 37–42
  3. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 43–48
  4. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 48–53
  5. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 53–58
  6. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 58–64
  7. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 74f.
  8. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 75–79
  9. Henrik Meyer: Hamas und Hizbollah. Eine Analyse ihres Politischen Denkens. 2009, S. 91-93
  10. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 83–89
  11. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 90–101; zu den Artikeln 22 und 32 siehe auch Beverley Milton-Edwards: Islamic Politics in Palestine. I.B. Tauris, London 1999, ISBN 1-86064-475-9, S. 189
  12. Oliver Eberhardt: Rätsel um neue Hamas-Charta. Neues Deutschland (ND), 4. Mai 2017
  13. Ulrich Schmid: Strategisch motivierte «Vernichtung light». Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 2. Mai 2017
  14. Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center: The goals and significance of Hamas’s new political document. 8. Mai 2017, S. 3–5 (PDF)
  15. Frank Schellenberg: Zwischen globalem Erinnerungsdiskurs und regionaler Perspektive. Ergon-Verlag, Baden-Baden 2018, ISBN 3-9565040-1-1, S. 180f.
  16. Bassem Naeem: Hamas condemns the Holocaust. The Guardian, 12. Mai 2008
  17. Hamas will Schülern Holocaust verschweigen. Spiegel, 31. August 2009
  18. Harriet Sherwood: Hamas fights UN's 'poisonous' Holocaust lessons in Gazan schools. The Guardian, 28. Februar 2011
  19. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 80–82
  20. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 103–107
  21. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 108–112
  22. Joseph Croitoru: Hamas, Bonn 2007, S. 113–119
  23. Jeroen Gunning: Hamas in Politics: Democracy, Religion, Violence. Columbia/Hurst, 2010, ISBN 978-0-231-70045-0, S. 208.
  24. Israel (Außenministerium): „The Hamas terror war against Israel“ (deutsch: Der Hamasterrorkrieg gegen Israel), 30. November 2008, gesehen 3. Januar 2009.
  25. Khaled Hroub: Hamas: A Beginners Guide. 2009, ISBN 978-983-9541-64-9, S. 52.
  26. Israelisches Außenministerium mfa.gov.il: Auszug einer Liste von Anschlägen der Hamas von 2000 bis 2004
  27. Mark Harrison: Research Note: Bombers and Bystanders in Suicide Attacks in Israel, 2000 to 2003 (Memento vom 4. August 2004 im Internet Archive) 28. Februar 2005.
  28. Jonathan Rauch: Social Studies – Like It or Not, Israel's War With Hamas Is America's, Too. National Journal, 3. April 2004.
  29. Khaled Abu Toameh: 'Beloved Saddam, strike Tel Aviv,' Palestinians chant in West Bank rallies. In: Jerusalem Post Online. 19. Januar 2003.
  30. United States v. Abu Marzook (Memento vom 30. Mai 2009 im Internet Archive) (PDF; 150 kB). No. 03 CR 978 12. IL District Ct. 2005.
  31. Eli Lake: Hamas Agents Lurking in U.S, FBI Warns. In: New York Sun. online (Memento vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive) 29. April 2004.
  32. Mahmoud Al-Zahhar: We Will Not Give Up the Resistance; We Will Not Give Up a Single Inch of Palestine; We Will Not Recognize Israel's Right to Exist. (Memento vom 2. Oktober 2006 im Internet Archive) Interview mit Al-Manar TV, 25. Januar 2006.
  33. wahlrecht.de – Analyse von Wahlrecht und Wahlergebnis der Wahlen von 2006 auf Wahlrecht.de
  34. Bewährung für Hamas. auf: sueddeutsche.de, 26. Januar 2006.
  35. Eskalation im Nahen Osten Hamas beendet Waffenruhe mit Israel. In: Süddeutsche Zeitung. 11. August 2006, abgerufen am 12. Juli 2012.
  36. Hamas to Muslims: Attack US targets. (Memento vom 28. Januar 2012 im Internet Archive) In: The Jerusalem Post. 8. November 2006.
  37. Hamas battles for control of Gaza, auf news.bbc.co.uk
  38. Arabische Liga stützt Abbas. In: Tages-Anzeiger. 16. Juni 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. November 2011; abgerufen am 14. November 2012.
  39. Gaza: Armed Palestinian Groups Commit Grave Crimes, auf hrw.org
  40. Hospitals offer no safety in Gaza strip, auf abc.net.au
  41. „Das Volk hat nur die Wahl zwischen zwei Übeln“, auf sueddeutsche.de
  42. Gaza-Streifen: Stromabschaltungen statt Militärschlag, auf diepresse.com
  43. Radio Vatikan: Nahost: Jerusalemer Erzbischof für Dialog mit der Hamas. (Memento vom 22. Januar 2009 im Internet Archive) 15. August 2007.
  44. Hamas nennt Waffenstillstand mit Israel „Taktik“, auf spiegel.de
  45. a b Pressebericht der Tagesschau vom 21. April 2008 (Memento vom 26. Januar 2009 im Internet Archive)
  46. Pressebericht der Tagesschau vom 21. April 2008 (Memento vom 26. Januar 2009 im Internet Archive)
  47. Tod des Terrorchefs – Hamas verurteilt US-Einsatz gegen Bin Laden. In: Spiegel online. 2. Mai 2011.
  48. Palästinenser besiegeln Aussöhnung: Das Ende von „vier schwarzen Jahren“. (Memento vom 7. Mai 2011 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 4. Mai 2011 (aufgerufen am 4. Mai 2011).
  49. Schockstarre in Gaza. In: FAZ. 5. Juli 2013.
  50. Ulrich Schmid: Wiederaufbau in Gaza – Behauptungswille in Trümmerlandschaft. In: NZZ. 25. April 2015.
  51. Ulrike Putz: Gaza-Streifen: Im Todesknast der Kollaborateure. In: Spiegel online. 21. Oktober 2010.
  52. FAZ, Foltervorwürfe gegen Hamas und Palästinenserregierung, 23. Oktober 2018.
  53. Steve Hendrix: Geruch von Rauch und Tod: Soldaten zeigen zerstörte Stadt – „Es war ein Massaker“. In: Frankfurter Rundschau. Frankfurter Rundschau GmbH, 11. Oktober 2023, abgerufen am 11. Oktober 2023.
  54. Jeremy Bowen: Inside Kfar Aza where Hamas militants killed families in their homes. In: British Broadcasting Corporation. BBC, 11. Oktober 2023, abgerufen am 11. Oktober 2023 (englisch).
  55. JTA: Was Hamas’s attack on Saturday the bloodiest day for Jews since the Holocaust? Abgerufen am 11. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  56. „Tödlichster Angriff auf Juden seit dem Holocaust“: Diplomaten benennen das Ausmaß der Hamas-Attacke. In: Der Tagesspiegel Online. (tagesspiegel.de [abgerufen am 11. Oktober 2023]).
  57. Zeit Online: Biden bezeichnet Hamas-Angriffe als „tödlichsten Tag seit Holocaust“. 12. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  58. Kevin Kühnert bei Marcus Lanz, z. n. Video in Kölner Stadt-Anzeiger: „Bullshit“-Appell von Kühnert – SPD-Politiker rechnet mit Hamas-Jubelfeiern ab. 12. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  59. Tia Goldenberg: In Hamas’ horrific killings, Israeli trauma over the Holocaust resurfaces. 15. Oktober 2023, abgerufen am 16. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  60. ++ Papst fordert Zwei-Staaten-Lösung ++ wwwtagesschau.de, 2. November 2023
  61. taz.de, abgerufen am 23. Oktober 2023.
  62. Hans-Christian Rößler, Wer in der Hamas das Sagen hat, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Oktober 2023
  63. Ziolkowski: Die Aktivistinnen der Ḥamās. 2017, S. 422.
  64. Ziolkowski: Die Aktivistinnen der Ḥamās. 2017, S. 422f.
  65. Gemeinsamer Standpunkt 2009/468/GASP des Rates vom 15. Juni 2009 zur Aktualisierung des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931/GASP über die Anwendung besonderer Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Gemeinsamen Standpunkts 2009/67/GASP, abgerufen am 30. November 2019
  66. Listing of Terrorist Organisations. (Memento vom 4. Februar 2014 im Internet Archive), Australian Government Attorney-General's Department, 27. Januar 2006.
  67. Keeping Canadians Safe (Memento vom 19. November 2006 im Internet Archive), Public Security and Emergency Preparedness Canada, National Security, Listed entities
  68. Country reports on terrorism. (Memento vom 28. April 2006 im Internet Archive) U.S. State Dept, 27. April 2005.
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