„Globalisierung“ – Versionsunterschied

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==== Globaler Ressourcenverbrauch ====
==== Globaler Ressourcenverbrauch ====


Der Ressourcenverbrauch (in absoluten Zahlen) ist durch den technischen Fortschritt und das Bevölkerungswachstum gestiegen; das kann nur sehr bedingt der zunehmenden Verflechtung zugeschrieben werden.
Der ''absolute Ressourcenverbrauch'' ist durch den technischen Fortschritt und das Bevölkerungswachstum gestiegen; das kann nur sehr bedingt der zunehmenden Verflechtung zugeschrieben werden.

Beim relativen Ressourcenverbrauch kann man jedoch Globalisierungseffekte sehen. Die Leitfrage ist hierbei: WER verbraucht die Ressourcen? Die zunehmende Verflechtung erleichtert, daß die mächtigeren Akteure zunehmend stärkeren Zugriff auf die globalen Ressourcen haben. Die grob geschätzte Antwort nach der "80:20-Diskussion": 20% der Weltbevölkerung (= die Industrieländer) nehmen 80% des Ressourcenverbrauchs für sich in Anspruch.


Beim ''relativen Ressourcenverbrauch'' lassen sich jedoch Globalisierungseffekte feststellen. Die Leitfrage ist hierbei: WER verbraucht die Ressourcen? Die zunehmende Verflechtung erleichtert, daß die mächtigeren Akteure zunehmend stärkeren Zugriff auf die globalen Ressourcen haben. Die grob geschätzte Antwort nach der "80:20-Diskussion": 20% der Weltbevölkerung (die Industrieländer) nehmen 80% des Ressourcenverbrauchs für sich in Anspruch.


==== Globale Umweltbelastung ====
==== Globale Umweltbelastung ====

Version vom 25. Juli 2006, 19:35 Uhr

Unter Globalisierung versteht man Prozesse einer zunehmenden internationalen Verflechtung verschiedenster Bereiche unseres Planeten. Diese Intensivierung der globalen Beziehungen geschieht auf allen Ebenen (einzelne Menschen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten) und in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.). Die damit verbundenen Veränderungen von ökonomischen, politischen, sozialen, kulturellen, ökologischen und weiteren Verhältnissen werden Globalisierungseffekte genannt.

Als wesentliche Ursachen der Globalisierung gelten der technische Fortschritt in nahezu allen Bereichen (siehe auch: Digitale Revolution) - insbesondere in den Kommunikations- und Transporttechniken - sowie politische Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels.


Begriff und Bedeutungen

Der Begriff Globalisierung wurde zunächst in den Sozialwissenschaften geprägt, 1961 taucht Globalization erstmals in einem englischsprachigen Lexikon auf.

Den wirtschaftspolitischen Begriff der Globalisierung prägte Theodore Levitt (1925-2006), ein deutscher Emigrant [1] und ehemaliger Professor an der Harvard Business School 1983 mit dem Artikel "The Globalization of Markets" [2] in der Harvard Business Review.[3] Innerhalb des deutschsprachigen Raums verbreitete sich diese Bedeutung des Terminus' nach 1990 in der öffentlichen Debatte.

Eine andere, weniger gebräuchliche Bezeichnung ist Mondialisierung (nach dem im Französischen bevorzugten Begriff Mondialisation: Le monde heißt 'die Welt'). Einige bezeichnen den beschriebenen Prozess nicht als Globalisierung, sondern als Entnationalisierung oder Denationalisierung, um den Macht- und Bedeutungsverlust des Nationalstaates im Zuge der Globalisierung zu beschreiben.


Dimensionen der Globalisierung

Globalisierung der Wirtschaft

Kapital- und Warenverkehr

Der weltweite statistisch nachweisbare Warenhandel stieg zwischen 1950 und 1998 um das 17-fache, während die statistisch dokumentierte Produktion von Gütern sich nur um das sechsfache vergrößerte. Die Zahl der direkten Auslandsinvestitionen stieg zwischen 1970 und 1998 von 21 auf 227 Milliarden US-Dollar.

  • Einfluss der Industriestaaten. Moderne Industriezweige benötigen heute für ihre spezialisierten und qualitativ hochwertigen Waren Märkte, die die Nachfrage ihrer heimischen Volkswirtschaft übertreffen. Diese Märkte finden sie zu einem Großteil in anderen Industrieländern, zum Teil - insbesondere in den Konsumgüterindustrien - auch in Entwicklungsländern. Handelspolitisch treten Industriestaaten daher in der Regel für die Öffnung von Märkten gerade für hochwertige Industrieerzeugnisse ein. Die staatliche Handlungsfähigkeit in diesen Ländern wird aber z.B. dadurch eingeschränkt, dass Standorte für Firmensitze und Produktionsstätten auch nach der international verglichenen Steuer- und Abgabenbelastung gewählt werden. Dabei sind jedoch die Staaten auf Steuereinnahmen angewiesen, die von Beschäftigten bezahlt werden - sei es aus Unternehmenssteuern oder aus direkten und indirekten Steuern. Dies kann zu politischen Impulsen für unliebsame Veränderungen (z.B. Rückbau des Sozialstaates) beitragen.
  • Einfluss der Schwellenländer. Schwellenländer haben durch relativ niedrige Löhne bei relativ niedrigen Lebenskosten die Möglichkeit, Anschluss an die Weltwirtschaft, Wirtschaftswachstum und verhältnismäßigen Wohlstand zu erreichen. Andererseits führt Marktöffnung und Ausrichtung für Weltmärkte oft zu drastischem Strukturwandel, dessen Schattenseite der Niedergang nicht international wettbewerbsfähiger Branchen in bedeutendem Umfang sein kann.
  • Einfluss der Entwicklungsländer. Entwicklungsländer, die von politischer Instabilität, mangelhafter Rechtssicherheit und unzureichender Infrastruktur geprägt sind, können in der Regel selbst bei niedrigsten Löhnen kaum produktive Auslandsinvestitionen anziehen. Auf diese Weise sind Entwicklungsländer häufig vom Globalisierungsprozess ausgeschlossen, was ihre Rückständigkeit noch verstärkt. Viele dieser Länder haben zum Schutz ihrer fragilen Wirtschaftsstrukturen und zur Einnahmeerzielung relativ hohe Zölle. Andererseits werden vor allem den wettbewerbsfähigen landwirtschaftlichen Produkten aus Entwicklungsländern in den Industrieländern durch hohe dortige Importzölle oder Importkontingentierung nur limitierte Marktzutrittschancen gewährt. Zudem sind viele Entwicklungsländer vom Export nur eines Rohstoffes abhängig, sodass sich Schwankungen der Weltmarktpreise katastrophal auf deren Wirtschaft auswirken können.
  • Rolle von produzierenden Unternehmen. Viele Unternehmen produzieren mittlerweile weltweit (Global Players) und haben so die Möglichkeit, die unterschiedlichen Arbeitskosten-, Investitions-, Steuer- und sonstige Bedingungen in den unterschiedlichen Ländern zu ihren Gunsten innerhalb des Unternehmens zu nutzen. National operierende kleinere Unternehmen, die diese Möglichkeiten zunächst nicht haben, sind durch die Konkurrenz international operierender Unternehmen vielfach in ihrer Existenz bedroht. Viele sehen sich gezwungen, ihrerseits z.B. Arbeitsplätze in "Billiglohnländer" zu verlegen, was wiederum negative Rückwirkungen auf Arbeitsmärkte und heimische Nachfrage in "Hochlohnländern" haben kann, wenn dort keine entsprechend entlohnten neuen Arbeitsplätze entstehen.
  • Einfluss von Banken und Finanzwesen. Finanzintermediäre gelten dank moderner EDV als die Hauptbeschleuniger der Globalisierung, denn es lassen sich Milliardenbeträge innerhalb von Sekunden über den Globus verschieben. Andererseits stehen sie selbst in einem globalen Wettbewerb um möglichst rentable Anlagemöglichkeiten. Dies führt dazu, dass sie ihrerseits Geldanlagen mit dem Ziel hoher Profite tätigen und so soziale Aspekte in den Hintergrund treten, und andererseits selbst zu Kosteneffizienz gezwungen sind.
  • regionale Ausbildungen der Globalisierung. Die EU-Osterweiterung lässt eine Arbeitsplatzverlagerung in Länder mit den niedrigsten Produktionskosten befürchten. Andererseits fließt von Deutschland aus Kapital in Länder mit niedrigeren Steuern (u. v. a. Schweiz, Österreich). In anderen Regionen laufen ebenfalls Entwicklungen zu Freihandelsräumen: so in Nordamerika die NAFTA-Zone, in Südamerika der Mercosur und in Asien der ASEAN-Raum.

Transport und Personenverkehr

Die Zahl der Personen-Kilometer im internationalen Flugverkehr und die Transportmenge der Luftfracht hat sich seit 1950 mehr als verhundertfacht. Der Umfang der zu See transportierten Güter steigt seit 1920 stark. Mit der Ausweitung des Zug-, Automobil- und Luftverkehrs weiten sich der grenzüberschreitende Personenverkehr und der Tourismus aus.

Kommunikation

Die Zahl der Telefonanschlüsse am weltweiten Telefonnetz hat sich seit 1960 verzehnfacht. Neben dem Telefon entwickeln sich mit dem Mobiltelefon, der VoIP-Telefonie, der Videokonferenz über IP, dem Fax und dem Internet neue Kommunikationstechnologien. Internetbasierende Telefonie ermöglicht eine global vernetzte Zusammenarbeit durch eine praktisch kostenlose permanente Kommunikationsverbindung in hoher Qualität. Vor allem über das Internet haben sich die grenzüberschreitenden Kommunikationsprozesse vervielfacht und die Zahl der Internetanschlüsse steigt weiter exponentiell, allerdings über den Globus sehr ungleich verteilt und in totalitär regierten Ländern streng überwacht.


Globalisierung der Politik

Internationale Politik

Globalisierungsprozesse sind vielfältig und komplex, sie beschreiben eine Vielzahl ineinander fließender wirtschaftlicher, politischer, ökonomischer, gesellschaftlicher, kultureller und technischer Prozesse. Sie stellen neue Ansprüche an die Zusammenarbeit zwischen Staaten und an die Entwicklung von supranationalen Organisationen (siehe auch Weltkonzern, Weltwirtschaft).

Als erstes Parlament der Welt hat der Deutsche Bundestag 1999 eine Kommission eingerichtet, die sich systematisch mit den Fragen der Globalisierung beschäftigte, die Enquête-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antworten, (BT-Drs. 14/2350), Vorsitzender der Enquete-Kommission war der Abgeordnete Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD), Stellvertreter der Abgeordnete Thomas Rachel (CDU). Der Abschlussbericht der Kommission wurde 2002 dem Parlament vorgelegt (BT-Drs. 14/9200 [1]).

Rechtsverkehr

Grundlage aller Globalisierung ist ein Miteinander der Völker in geregelten, rechtlichen Bahnen, eben dem internationalen Rechtsverkehr. Neben einer Vielzahl von völkerrechtlichen Verträgen ist die im Jahre 1961 beschlossene Haager Konvention Nummer 12 zur Befreiung ausländischer öffentlicher Urkunden von der Beglaubigung bzw. Legalisation die wichtigste Rechtsnorm. Die darin vorgesehene Entbürokratisierung und Vereinfachung des Rechtsverkehrs zwischen den Staaten hat eine Globalisierung, wie sie sich heute darstellt, erst ermöglicht. Sie ermöglicht wegen des hohen Mitgliederstandes einen beinahe weltumspannenden Rechtsverkehr, ohne dass die diplomatischen Dienste in Anspruch genommen werden müssen (siehe auch Apostille und Legalisation).


Internationale Organisationen

WTO

Entscheidenden Anteil an der Ausweitung der Globalisierung hat die Welthandelsorganisation (WTO), deren Ziel die Liberalisierung des internationalen Handels wie auch die Stabilisierung der Weltwirtschaft ist.

IWF

Der Internationale Währungsfonds (IWF) spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Weltfinanzen und beim Management der internationalen Schuldenkrise.

Ziele:

  • Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Währungspolitik
  • Ausweitung des Welthandels
  • Stabilisierung von internationalen Finanzmärkten
  • Kann kurzfristige Kredite vergeben, zum Ausgleich von Zahlungsdefiziten
  • Überwachung der Geldpolitik
  • Den laufenden internationalen Zahlungsverkehr von staatlichen Beschränkungen des freien Devisenverkehrs freizuhalten
  • Technische Hilfe
OECD

Die Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) hat das Ziel, die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern. Sie ist hauptsächlich in den Bereichen Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik, Energie (Internationale Energieagentur), Bildung und Forschung sowie in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Die OECD ist eine Organisation der westlichen Industrieländer. Die 1960 gegründete Organisation versucht, die Wirtschaftspolitik der 30 Mitgliedstaaten (Stand 1/2005) zu koordinieren und deren Entwicklungshilfe zu fördern. Sie umfasst fast alle westeuropäischen Länder - einschließlich der Schweiz - sowie die Türkei, Tschechien, USA, Kanada, Mexiko, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland (vgl. Wikipedia-OECD-Angaben).

ILO

Die International Labour Organization (ILO), zu deutsch Internationale Arbeitsorganisation (IAO), war ursprünglich eine ständige Einrichtung des Völkerbundes mit dem Ziel der Sicherung des Weltfriedens auf der Grundlage sozialer Gerechtigkeit. Die ILO begann ihre Tätigkeit am 11. April 1919 auf der Friedenskonferenz in Versailles. Seit dem 14. Dezember 1946 ist sie eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und hat ihren Sitz in Genf. 1969 wurde der Organisation der Friedensnobelpreis zuerkannt. Die ILO hat 178 Mitgliedstaaten (zuletzt wurde Samoa am 7. März 2005 aufgenommen).


Globalisierung der Kultur

Pepsi in Indonesien

Befürworter einer Globalisierung der Kultur sehen darin eine Entwicklung zur weltweiten Verfügbarkeit von Elementen aller Kulturen (beispielsweise Restaurants deutscher Tradition in Afrika, afrikanische Musik in Deutschland, das in England erfundene Chicken Tikka in Indien, die Inbesitznahme der englischen Sprache durch ehemalige Kolonien etc.). Die Verdrängung der einheimischen Kulturen spielen sich, sagen sie, häufig nur auf einer oberflächlichen Ebene ab. Einflüsse würden lokal modifiziert und in die eigenen kulturellen Wertvorstellungen eingebunden. Außerdem verbessere sich die Situation von vielen Menschen, bzw. Menschengruppen durch den Kontakt mit der westlichen Kultur (zum Beispiel Gleichberechtigung der Frau). Es bilde sich eine „universale“ Kultur heraus, es entstünden aber auch hybride Formen aus verschiedenen Traditionen und der Moderne (Postmoderne) – und danach der Postpostmoderne usw.

Das Internet verbindet unsere Welt

Unter Globalisierung der Kultur verstehen vor allem die Kritiker einer aus ihrer Sicht bestehenden „westlichen“ Dominanz die Ausbreitung „westlicher“ Wertvorstellungen und Lebensstile. Eine massive Verbreitung westlicher Werte findet vor allem über das Fernsehen und das Kino statt, aber auch Musik und Mode (wie zum Beispiel die Krawatte) würden weltweit vom Westen beeinflusst. Der Massentourismus in die exotischen Urlaubsländer allerdings führe – so die Kritiker – dort immer häufiger zum deutlichen Rückgang der kulturellen Traditionen, weil im Zuge einer wachsenden Abhängigkeit fast nur noch für die Touristen gelebt und gearbeitet werde.

Globalisierung führt aber nicht nur zu einer Verbreitung der „westlichen“ Kultur, sondern auch der globale Einfluss „östlicher“ Kulturen wird deutlicher. „Westliche“ Unternehmer und Politiker führen öfter die für sie im „östlichen“ Ausland besseren Umgebungsbedingungen an und stellen damit das, was für „westlich“ gehalten wird, teilweise in Frage. Das Verhalten eines Teils der „asiatischen“ Arbeitnehmer beispielsweise wird im „Westen“ nicht selten als positives Beispiel für die Wirkung „asiatischer Werte“ gesehen, die als „Dynamik“ verstanden wird, von denen man lernen könne.

So stößt nicht nur die Ausbreitung westlicher Wertvorstellungen und Lebensstile auf Kritik, sondern andererseits sehen sich auch konservativere Vertreter einer Kultur, die sie als „christlich-abendländische“ Kultur charakterisieren, von Globalisierungseffekten bedrängt. Die Auswirkungen dieser Ängste zeigen sich dann beispielsweise in der Diskussion um Quotenregelungen beim Rundfunk für deutsche und nicht-deutsche Musik oder hier zu Lande in der Debatte um "Leitkultur" oder der "Kopftuchdebatte".

Im Zusammenhang mit dem Konfliktpotenzial der Globalisierung auf kultureller Ebene wird oft das Schlagwort "Kampf der Kulturen" ins Spiel gebracht. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington hat in seinem Buch "Clash of Civilizations" eine Prognose aufgestellt, nach der die Menschen in Zukunft sich nur durch den "Kampf der Kulturen" behaupten können. Kritiker bezweifeln diese Prognose und warnen davor, den "Kampf der Kulturen" als unabwendbares Schicksal anzusehen, das im Zuge einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung reale Ausmaße bekommen könnte. Dieses Schlagwort solle kritisch hinterfragt werden, da es latente Konflikte unterstreiche und Möglichkeiten einer friedlichen Lösung utopisch erscheinen lasse, unabhängig von der Toleranz unterschiedlicher Kulturen untereinander.


Globalisierung der Umweltprobleme

Die zwei zentralen Dimensionen der Umweltthematik sind der Ressourcenverbrauch (Input) und die Umweltbelastung (Output).


Globaler Ressourcenverbrauch

Der absolute Ressourcenverbrauch ist durch den technischen Fortschritt und das Bevölkerungswachstum gestiegen; das kann nur sehr bedingt der zunehmenden Verflechtung zugeschrieben werden.

Beim relativen Ressourcenverbrauch lassen sich jedoch Globalisierungseffekte feststellen. Die Leitfrage ist hierbei: WER verbraucht die Ressourcen? Die zunehmende Verflechtung erleichtert, daß die mächtigeren Akteure zunehmend stärkeren Zugriff auf die globalen Ressourcen haben. Die grob geschätzte Antwort nach der "80:20-Diskussion": 20% der Weltbevölkerung (die Industrieländer) nehmen 80% des Ressourcenverbrauchs für sich in Anspruch.

Globale Umweltbelastung

Die absolute Umweltbelastung nimmt aus den gleichen Gründen zu wie der absolute Ressourcenverbrauch: technischer Fortschritt und Bevölkerungswachstum. Die Effekte nehmen in vielen Bereichen (z.B. Klimawandel) bedrohliche Ausmaße an.

Bezüglich der relativen Umweltbelastung ist die Leitfrage: wer produziert welchen Anteil an Umweltschäden, und wen treffen die Wirkungen am stärksten?

Auch bei der Verursachung von Umweltschäden sprechen viele Untersuchungen für die o.g. 80:20-Regel. Dies ist jedoch vom Schadenstyp abhängig. Wenn es um klimaschädliche Emissionen aus dem Energieverbrauch geht, so läßt sich dieser überwiegend auf die Industrieländer zurückführen. Dies gilt auch für die Produkte und Emissionen der chemisch-synthetischen Industrie. Anders verhält es sich z.B. bei Schäden, die mit der Bodenbewirtschaftung zusammenhängen. Hierbei gibt es einerseits den problematischen Einfluß der agrotechnischen Branche der Industrieländer, andererseits können nicht alle "einheimischen" Wirtschaftsformen der Entwicklungsländer als per se nachhaltig bezeichnet werden.

Bezüglich der Belastung durch ökologische Schäden ist zu fragen: wer wird von den Schäden am meisten oder als erstes betroffen? Auch hier muß differenziert werden. Manche Schäden treten nur lokal auf, andere wie z.B. das Wüstenwachstum ("Desertifikation") oder das Ozonloch treten zunächst nur in bestimmten Weltregionen auf (was sich aber in Zukunft drastisch ändern kann). Wieder andere wie die Klimaveränderungen sind davon gekennzeichnet, daß Schadstoffe nicht an Staatsgrenzen Halt machen. Sie betreffen jetzt schon alle Gesellschaften auf dem Planeten (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, wie manche kleine Pazifikinsel hervorheben würde).

Globale Reaktionen auf globale Umweltprobleme

Die Globalisierung hat die Wahrnehmung der global auftretenden Schäden verbessert. Das betrifft v.a. die verbesserte Kommunikation, die in manchen sozialen Milieus bzw. bei manchen Funktionsträgern ein "planetares Bewußtsein" begünstigt.

In der Folge werden die globalen Umweltprobleme zunehmend von lokal, regional und international agierenden NGO zum Thema gemacht.

Das internationale politische System reagiert darauf mit neuen Spezialorganisationen (z.B. UNDP, die Umweltbehörde der UNO) und Umwelt-Regelungen/ -Verträgen, die allmählich (wenn auch nach Meinung von Kritikern viel zu langsam) auch die Vorgehensweise der traditionellen internationalen Institutionen beeinflussen.



Gegenläufige Tendenzen

Einschränkungen durch Staaten

Hierunter fallen im Bereich Warenverkehr Zölle, Import-Beschränkungen für ausländische Produkte einerseits und Export-Subventionen für inländische Anbieter andererseits; im Bereich Personenverkehr Visumspflicht bzw. -nichtgewährung, Erfordernis von Arbeitserlaubnissen etc. Auch Subventionen für inländische Produktion sind Einschränkungen der Globalisierung, wenn dadurch der Marktzugang ausländischer Produzenten erschwert wird (z.B. Subventionen für den Anbau von Zuckerrüben).

Einschränkung durch Unternehmen

Nicht nur von Ländern, sondern auch von Produktanbietern wird versucht, die Globalisierung einzuschränken. Im Warenverkehr ist ein Beispiel der Regionalcode bei DVDs und die Kriminalisierung von Abspielgeräte-Herstellern, Software-Entwicklern und Besitzern legal erworbener DVDs, die mit technischen Mitteln versuchen, diese konstruierte Handelsbeschränkung zu umgehen. Die Angebotsseite versucht in diesem Beispiel, durch Regionalisierung von Produkten beim globalen Verkauf die freie Wahl der Nachfrageseite beim globalen Einkauf zu begrenzen. Dass eine solche regionale Segmentierung nicht nur eine hingenommene Umgebungsbedingung, sondern ein gepflegtes Marketinginstrument sein kann, zeigt sich beispielsweise auch in den Unterschieden bei der Implementierung von Internationalisierung (I18N) und Lokalisierung (L10N) einerseits in kommerziellen und andererseits in freien Betriebssystemen für Computer.

Diskussion

Die Auswirkungen der Globalisierung werden sehr kontrovers diskutiert:

Vorteile

Als positive Auswirkungen der Globalisierung werden u. a. genannt:

  • Globalisierung fördere das Wachstum, erhöhe den Wohlstand und schaffe mehr Warenvielfalt. Globalisierung sei keineswegs eine Auseinandersetzung um einen weltweit fest vorgegeben Wohlstand in dem der eine gewinnt, was der andere verliert.
  • Durch weltweit wachsende Arbeitsmärkte steigen die Exporte, andere Güter werden billiger importiert als selbst produziert und schaffen in ihren Herkunftsländern mehr Einkommen und steigende Nachfrage. So ermöglicht die internationale Arbeitsteilung bei funktionsfähigen Märkten hohe zusätzliche Wohlstandsgewinne, indem sie Produktionsfaktoren weltweit effizienter einsetzt. Nicht funktionsfähige Märkte verursachen hingegen Wohlstandsverluste. Denn sie verhindern notwendige Anpassungen an sich verändernde Rahmenbedingungen.
  • Mit der wettbewerblichen Intensivierung der weltweiten Handelsbeziehungen und überregionaler Arbeitsteilung gehe unter Ausnutzung der komparativen Kostenvorteile eine Steigerung der weltweiten Produktivität und des Wohlstands der beteiligten Produzenten einher.
  • Die Globalisierung beschleunige die technische Entwicklung. So setzten sich bessere und günstigere Produkte schneller gegenüber schwachen lokal produzierten Produkten durch, was für den Käufer von Vorteil ist. Somit könne der Käufer seinen Lebenskomfort besser oder mit einem geringen materiellen Aufwand decken.
  • Der Kulturaustausch bewirke, dass die Menschen voneinander lernen. Die Zahl der Kriege sei signifikant zurückgegangen.

Kritik

Hauptartikel: Globalisierungskritik

Die Kritik der Globalisierungskritiker

Die Globalisierungskritik vom Weltsozialforum (WSF), von Peoples Global Action (PGA), ATTAC, WEED und BUKO richtet sich nicht gegen das Phänomen der Globalisierung an sich, sondern die als neoliberal bezeichnete Ausprägung sowie den Kapitalismus oder die freie Marktwirtschaft an sich.

Gemeint ist vor allem die deregulierte Öffnung der Märkte. Nicht alle Waren und Dienstleistungen, einschließlich der Bildungseinrichtungen, des Öffentlichen Verkehrswesens und der Güter der Grundversorgung (zum Beispiel Trinkwasser) sollen der Forderung zufolge unbeschränkt privatisiert und überall verkauft und gekauft werden dürfen. Behauptet wird, dass diese Form der Globalisierung zu einer Zunahme der weltweiten sozialen Ungleichheit führe. Die Kritiker bemängeln weiterhin eine mangelnde Transparenz und demokratische Legitimation von Gremien wie der WTO, des IWF oder der Weltbank.

Kritisiert wird, dass sich die Globalisierung auf Märkte und Geschäftsbeziehungen konzentriere, die Globalisierung von Menschenrechten, Arbeitnehmerrechten, ökologischen Standards oder Demokratie aber unberücksichtigt bleibe. Der Bürger habe, im Gegensatz zu Lobbygruppen der Wirtschaft, kaum noch Einfluss.

Auch werden in Anlehnung an das Stolper-Samuelson-Theorem Lohnsenkungen in reicheren Ländern befürchtet. Dem wird wiederum entgegengehalten, dass in der Realität die Löhne kapitalreicher Länder in den letzten Jahrzehnten (absolut gesehen) stark angestiegen sein sollen. Globalisierungsgegner verweisen hingegen auf relative Zahlen, die tatsächlich sinkende Realeinkommen bei den meisten Menschen der Industrienationen belegen sollen. Hier solle der technische Fortschritt mit konsekutiver Steigerung der Produktivität eine Rolle spielen. Globalisierungsgegner wenden darauf ein, dass dies branchenspezifisch durchaus vorkomme, zum Beispiel in Kommunikation, Elektronik und Mikroprozessoren basierenden Branchen wie den Call-Centern und Software-Schmieden, aber auch (wenn nicht global, so doch regional) im Baugewerbe und bei landwirtschaftlicher Saisonarbeit oder in Aupair-Arbeitsverhältnissen; zudem nehme die (teils illegalisierte) Arbeitsmigration von so genannten Gast- und Saisonarbeitern auch objektiv in vielen Industrienationen zu.

Globalisierungskritiker behaupten ferner, dass es zu einer Zunahme der weltweiten sozialen Ungleichheit komme. Globalisierungsbefürworter wenden ein, dass transnationaler Handel für einen - absoluten - Wohlstandsgewinn sorge. Dies lasse sich am komparativen Kostenvorteil illustrieren.

Vielfach wird die Einführung weltweiter sozialer und ökologischer Mindeststandards gefordert.

Vor kurzem wurde der Terminus "Egalisierung" lanciert, und zwar von Evelin Lindner (http://www.humiliationstudies.org), mit dem Ziel, herauszuarbeiten, dass der Prozess der Globalisierung mit der Realisierung gleicher Würde für alle verbunden werden muss, so wie sie im Artikel 1 der Menschenrechtskonvention gefordert wird.

Grundsätzliche Globalisierungsgegner

Eine grundsätzliche Kritik an Globalisierung wird von verschiedenen Seiten formuliert.

Nationalistische, rechtsextreme Gruppierungen wie etwa in Deutschland die NPD wenden sich gegen die zunehmende Vereinheitlichung der Kulturen und gegen die abnehmende Bedeutung der Nationalstaaten (und somit von Nationalismus). Rechtsextreme wenden sich dabei insbesondere gegen die im Zuge der Globalisierung erfolgende Zuwanderung, die die von ihnen behauptete rassische Reinheit der Völker gefährde. Häufig vermischt sich diese Ablehnung der Globalisierung auch mit anti-amerikanistischen Haltungen. Gelegentlich wird auch die Meinung vertreten, „Globalisierung“ würde nichts anderes als die „Globalisierung der Amerikaner“ bedeuten.

Von verschiedenen ökologischen Gruppen wird die zunehmende Umweltzerstörung kritisiert, da die Abgase, beispielsweise von Flugzeugen, Autos und Fabriken, immer mehr zunehmen. Auch verbreiten sich durch den zunehmenden Tourismus Tropenkrankheiten in gemäßigten Breiten, weil man sich zum Beispiel im Flugzeug anstecken kann oder im Flugzeug Krankheitserreger schnell um den Globus transportiert werden können. Aus Erwägungen der Systemtheorie stammt der Begriff der Globalen Beschleunigungskrise, der von dem Physiker Peter Kafka geprägt wurde. Danach führt ein sehr schneller und global vereinheitlichter Strukturwandel zwangsläufig in eine instabile Gesamtlage der menschlichen Zivilisation und der menschenfreundlichen Biosphäre.

Infragestellung des Phänomens als solchem

Man kann die Globalisierung als solche kritisieren (und sie dabei als Erscheinung anerkennen), man kann aber auch in Frage stellen, ob es Globalisierung überhaupt gibt. So weisen Kritiker darauf hin, dass ein großer Teil der Weltproduktion immer noch auf sehr wenige Länder, insbesondere auf die Triade konzentriert ist. Die Triadeländer USA, Japan und Deutschland vereinigen mit gerade mal 8 % der Weltbevölkerung 49 % des Welt-Bruttonationaleinkommens (BNE) auf sich. Vor zehn Jahren waren es noch 9 % der Weltbevölkerung und 53 % des Welt-BNEs.

Handelsströme fließen in erster Linie zwischen Industrieländern und umfassen nur einzelne Inseln der Entwicklungsländer, wobei derzeit China einen besonderen Wachstumspol darstellt. Direktinvestitionen finden überwiegend zwischen den Industrieländern statt. Krisen treffen in erster Linie die Entwicklungsländer (z.B. Argentinien), nicht die Industrieländer.

Globalisierung und Gender

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Analyse und Diskussion von Globalisierung ist deren Verschränkung mit und Auswirkung auf Geschlechterverhältnisse. Dabei wird Globalisierung in der geschlechtersensiblen Forschung ambivalent beschrieben: Einerseits hat sie eindeutig negative Folgen für Frauen, indem sie die geschlechtliche Arbeitsteilung im globalen Maßstab umwälzt und Frauen als neue flexible „Reservearmee“ verschleißt, was besonders deutlich z.B. in der Textilverarbeitungsindustrie Lateinamerikas und Süd-Ost-Asiens wird. Gleichzeitig werden flexible und prekäre Arbeitsverhältnisse, die früher weiblich besetzt waren, in alle Gesellschaften und alle Schichten ausgedehnt. Hier wird auch von einer 'Feminisierung des Arbeitsmarktes' gesprochen.

Andererseits eröffnet die Globalisierung Frauen auch neue Möglichkeiten zur internationalen Kooperation und Vernetzung aufgrund neuer Medien der Kommunikation und der Bedeutungszunahme internationaler Organisationen.

Quellen

  1. Louis Lavelle: „Theodore Levitt Dead at 81 “, BusinessWeek, 29. Juni 2006
  2. Levitt, Theodore: „The globalization of markets“, in: Harvard Business Review, 20. Jg., 1983, Nr. 5, S. 92
  3. Barnaby J. Feder: „Theodore Levitt, 81, Who Coined the Term 'Globalization', Is Dead“, New York Times, 6. Juli 2006

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? ISBN 3-51840-944-1
  • Claus-Heinrich Daub: Globale Wirtschaft - globale Verantwortung. Basel 2005, ISBN 3-906129-23-3
  • Fair Future - Ein Report des Wuppertal Instituts. Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit. Verlag C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52788-4
  • Daniel Cohen: La mondialisation et ses ennemis, Paris, Grasset, 2004
  • Johan Norberg: Plaidoyer pour la mondialisation capitaliste, Plon, 2004
  • Jacques Fontanel: La globalisation en "analyse" - Géoéconomie et stratégie des acteurs, L'Harmattan, 2005
  • Jacques Brasseul: Un monde meilleur ? : Pour une nouvelle approche de la mondialisation , Paris, Armand Colin, 2005, ISBN 2200265751

Globalisierungskritik:

Wiktionary: Globalisierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen