Deutscher Verein für Gesundheitspflege

Deutscher Verein für Gesundheitspflege
(DVG)
Rechtsformeingetragener Verein
Gründung1899 in Friedensau
GeschäftsstelleOstfildern
ZweckFörderung einer gesunden Lebensweise aufgrund eines ganzheitlichen Menschenbildes
SchwerpunktGesundheit
GeschäftsführungSara Salazar Winter
Websitehttps://dvg-online.de/

Deutscher Verein für Gesundheitspflege e.V. (DVG) ist der älteste deutsche Vereine zur Gesundheitsförderung.

1899 wurde der DVG als Dachorganisation und Trägerverein für Gesundheitsinstitute der deutschen Siebenten-Tags-Adventisten gegründet.[1][2]

Geschichte

Gründung DVG

Gebäudeanschrift in Friedensau, wo der Deutsche Verein für Gesundheitspflege 1899 gegründet wurde.

Im Juli 1899 tagte der Gründungsbeschluss des Deutschen Vereins für Gesundheitspflege e.V. in Friedensau bei Magdeburg und am 8.Januar 1900 wurde er in das Vereinsregister des Königlichen Amtsgerichts Loburg eingetragen. Anfangs wurden Vereinsmitteilungen über die Zeitschrift Gute Gesundheit verbreitet (Verlegt von der Internationalen Traktatgesellschaft in Hamburg).[1]

Ausschlaggebend für die Vereinsgründung war die geplante Errichtung einer sogenannten Industrie- und Missionsschule in Friedensau, einer industrielle Institution mit ganzheitlichem pädagogischem Ansatz, die praktische Ausbildung und das gleichzeitige Geldverdienen ermöglichen sollte. Heute ist dieses Bildungsinstitut die Theologische Hochschule Friedensau.

Zu den Gründungsmitgliedern des DVG gehörten Ludwig Richard Conradi und der deutsch-amerikanischen Arzt Dr. Andrew J. Hones[1], der erste Leiter des Sanatoriums Friedensau.

Der historische Satzungszweck lautete:

"Der Zweck des Vereins ist, durch Errichtung und Betrieb von Heilanstalten und ärztlichen Hilfsstationen, durch Herausgabe geeigneter Literatur, sowie durch die Herstellung und Vertrieb gesundheitlicher Nahrungsmittel usw. die Gesundheit des Volkes zu bessern und auf dem Gebiet der allgemeinen Gesundheitspflege aufklärend zu wirken."[1]

Im Jahr 1900 begann unter der Trägerschaft des Deutschen Vereins für Gesundheitspflege der erste Krankenpflegekurs in Friedensau und 1901 wurde das Sanatorium Friedensau gegründet, diese Einrichtung besaß eine Kapazität von 30 Betten, in der natürlichen Behandlungsmethoden mit Licht, Luft und Wasser angwandt wurden. Neben einem Wintergarten, Schwimmbad, Luft- und Freibad, besaß das Sanatorium auch Operationsräume.[3]

Berufsverband für Pflegepersonen - Friedensauer Schwesternschaft

Zeitgleich mit der Gründung des Friedensauer Sanatoriums gründete der DVG 1901 auf Veranlassung von Dr. Erich Meyer einen Berufsverband für Pflegepersonen, die Friedensauer Schwesternschaft.[3] Ziel war es, jungen Frauen durch eine medizinisch fundierte Ausbildung in der Krankenpflege eine selbständige berufliche Tätigkeit zu ermöglichen, was bis dahin nicht sehr verbreitet war. Der Berufsverband wuchs, wurde einflussreicher und sandte in den 1920er Jahren Krankenschwestern in die ganze Welt. Darunter waren auch Maria Trompeter und Dorothea Ising, die als Kinderkrankenschwester und -pflegerin in Jordanien an das Königshaus gerufen wurden, wo sie für die Erziehung und Kinderbetreuung des späteren Königs Hussein I verantwortlich waren.[4] Ab 2008 war die Stelle der Oberin in der Schwesternschaft unbesetzt, dennoch ist die Schwesternschaft bis heute als ein rechtlich unselbstständiger Berufsverband für Pflegeberufe Mitglied im Deutschen Verein für Gesundheitspflege.

Krankenhaus Waldfriede in Berlin

1907 übernahm Dr. Erich Meyer die Leitung des Sanatoriums Friedensau und des Krankenpflegekurses von Dr. Hones.

Am 3.Oktober 1919 erwarben Verantwortliche des DVG das Waldsanatorium Zehlendorf-West in'Berlin und unterstellten es dem jungen Arzt Dr. Louis Eugen Conradi, Sohn von Ludwig Richard Conradi.

Fast das gesamte Personal des Sanatorium Friedensau wechselte in den darauf folgenden Jahren nach Berlin. 1922 wurde auch die Krankenpflegeausbildung nach Berlin verlegt. Das Sanatorium in Friedensau konnte ab 1922 als Erholungsheim weitergeführt werden. Ab 1957 wurde das Gebäude als Mutterhaus der Friedensauer Schwesternschaft genutzt.[3]

1923 wurde das Berliner Institut in Krankenhaus Waldfriede umbenannt. Obwohl das Krankenhaus 1935 aus dem DVG ausschied um unter eigener Trägerschaft des Vereins Krankenhaus Waldfriede e.V. geführt zu werden,[1] besteht weiter eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verein für Gesundheitspflege speziell von Einrichtungen des Krankenhaus Waldfriede wie etwa dem Gesundheitszentrum PrimaVita oder dem Desert Flower Center Waldfriede, einer rmedizinischen Hilfe und psychosozialen Betreuung für mehr Lebensqualität nach Genitalverstümmelung.

De-Vau-Ge-Gesundkostwerkfabrik

Im Juli 1902 besuchte Dr. John Harvey Kellogg, Erfinder der Cornflakes, das Sanatorium in Friedensau und riet dazu auch eine Nahrungsmittelfabrik zu bauen.[5] Diese wurde 1905 in Friedensau eingeweiht und bekam den Namen DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland GmbH. Als erstes deutsches Werk stellte man Getreidennusperflocken her, aber auch Nussbutter, Pflanzenmargarine und Säuglingsnahrung.[6]

1914 war eine Expansion notwendig und die Fabrik wurde von Friedensau nach Hamburg verlegt. Die nun freigewordenen Räumlichkeiten in Friedensau wurde noch bis in bis in die 1970er Jahre als Bäckerei genutzt.[7] Die Fabrik in Hamburg wurde abermals zu klein, wodurch man im Juni 1976 nach Lüneburg umzog[5] und im Jahr 1998 ein weiteres Werk in Tangermünde bei Stendal errichtete.[8][9]

Das Sortiment umfasste den bis heute erhaltenen Kern von Müsli, Frühstücksflocken Obstriegeln und Sojamilch. Aber auch Nahrungsergänzungsmittel, Frucht- und Gemüsesäfte, Honig, Margarine, Öle, Reiswaffeln und Sojaprodukte wurden zeitweise hergestellt. Besonders bekannt sind die damals zum DE-VAU-GE gehörenden Reformhausmarken GranoVita (ab 1965) und Eden (ab 1999). In den frühen 1990er- Jahren wandelte man den Betrieb mehr zu einem Fertigungsbetrieb für den Lebensmitteleinzelhandel und Discounter, beispielsweise wurden für Aldi Süd deren Eigenmarken wie Knusperone produziert.[6][10]

Um Expansion ins Ausland zu finanzieren wurde 2007 One Equity Partners als Investoren an Board geholt. Anfang 2009 übernahm der französischen Konkurrent Dailycer, der dadurch zum europäischen Marktführer für Cerealien aufstieg, die Werke in Lüneburg und Tangermünde. Die Dailycer-Gruppe meldete jedoch für die beiden Werke 2012 Insolvenz an.[11][12]

Die Traditonsmarken GranoVita und Eden sollten zuerst eigenständig in der Bioherba-Gruppe weitergeführt werden, wurden aber 2014 an die Heirler Cenovis,einem Tochterunternehmen von Hügli, verkauft.[13][14]

2013 kauften der ehemalige Geschäftsführer Michael Makowski und sein Sohn Dr. Andreas Makowski die insolventen Werke zurück und gründeten die DE-VAU-GE Gesundkostwerke erneut, wodurch diese heute als Familienunternehmen weiter bestehen.[15][16]De-Vau-Ge beschäftigt in den beiden Werken fast 900 Mitarbeiter und gilt als bedeutendster Handelsmarkenhersteller für Frühstückscerealien in Deutschland. Es werden 99% für Exklusivmarken großer Handelshäuser produziert, zum Teil auch für den Export nach Australien, nach Großbritannien und in die USA.[8]

Seifenfabrik

Ebenfalls im Rahmen der Industrieschule in Friedensau gründete der Deutsche Verein für Gesundheitspflege um 1905 dort auch eine Seifenfabrik, in der die Schüler arbeiten und lernen konnten. Die Seifen wurde unter dem Label De-Vau-Ge vertrieben. Nach dem 2. Weltkrieg wurden Produktion und Vertrieb eingestellt.[17]

Weitere Institute und organisatorische Entwicklung

1907 wurde durch den DVG noch ein Altenheim in Friedensau gegründet, das heute Raum für bis zu 122 pflegebedürftige Menschen hat. Die Einrichtung umfasst auch ein Bewegungsbad mit Therapiebecken, Wellness- und Sportbereich.[18] Zu den weiteren Gründungen des DVG zählen zum einen 1920 das Kurhaus Wittelsbach in Bad Aibling, das heute das Seniorenheim Haus Wittelsbach ist und zum anderen 1999 das DVG Bildungszentrum in Gunzenhausen, Bayern.

Aufgrund der innerdeutschen Grenze wurde 1967 der Deutsche Verein für Gesundheitspflege in das Vereinsregister beim Amtsgericht Darmstadt neu eingetragen, 1988 wurde die DVG-Zentralstelle in Ostfildern bei Stuttgart gegründet, die bis heute besteht.[2]

Publikationen

Zu den nennenswerten Publikation der Gesundheitserziehung des DVG gehört der 1968 Fünf-Tage-Plan zur Raucherentwöhnung. Dieser gilt als erstes deutschsprachiges, wissenschaftlich fundiertes Programm zur Raucherentwöhnung. Im Jahr 1994 folgte daraufhin das Buch Endlich Frei als Erweiterung und Anpassung an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse.[19]

Der DVG ist auch für zahlreiche Veröffentlichungen zur vollwertigen und vegetarischen Ernährungen und anderen gesundheitlichen Themen bekannt. Dazu zählen Die Haus-Apotheke nebst Anleitung über erste Hilfe bei Unglücksfällen (Dr. med. E.Meyer, A.Teichann, 1936), Die Fleischlose Küche für gesunde und Kranke (Kurt Klein, 1935), Praktische Diätfibel für Übergewichtige und Fettsüchtige und Das große Handbuch der vegetarischen Vollwert-Ernährung (Martha & Heinrich Fresen, 1991)[1]

Seit 1969 veranstaltet der DVG außerdem regelmäßig Ärztetagungen und bietet ab 1970 eine Ausbildungsprogramm zum Gesundheitsberatern an.[2]

Heutiger Schwerpunkt: Prävention

DVG-Gesundheits-Expo

Die DVG-Gesundheits-Expo ist eine Art Gesundheitsmesse, die meist an öffentlichen Orten, Schulen, Universitäten oder Einkaufszentren stattfinden. An 12 Stände können sich die Teilnehmer ein Bild über ihren eigenen Gesundheitszustand machen und werden beraten, welche Präventiven Maßnahme für Sie im Alltag angemessen sind, um Lebensqualität und Lebenserwartung zu verbessern. Dabei werden Herz-Risikotest mit Cholesterin-, Blutzucker-, Puls und Blutdruckkontrolle, Körperfettmessung, Fitnesstest, Lungenfunktionstest, Raucherberatung, Biologisches Alter, Stresstest, Schulter-Nacken-Massage und Beratung angeboten.[20]

Die Kinder-Gesundheits-Expo ist ein ähnliches, aber vereinfachtes Konzept wird, bei der Kinder zwischen 6-11 Jahren spielerisch über die gesundheitlichen Aspekte von Ernährung, Bewegung, Wasser, Sonne, Achtsamkeit, Luft, Ruhe und Vertrauen lernen können.[21]

DVG-Kurse & Ausbildung

Der Deutsche Verein für Gesundheitspflege bietet auch verschiedene Ausbildungsprogramme und Kurse an darunter die Ausbildung zum Berater für ganzheitliche Gesundheit und Heilpraktiker, einem 10 wöchigem Online Fitnesskurs, vegetarische Kochvideos und Studienbriefe über Ganzheitliche Gesundheit[22]

DVG-Netzwerk

Der DVG ist überregional vernetzt und unterhält an verschiedenen Orten sogenannte DVG-Ortsgruppen. Diese sollen für die Öffentlichkeit Angebote zur Gesundheitsförderung machen, dazu zählen Stressbewältigung, Vergebungstraining, Gewichtsmanagement, Ernährungsseminare, Bewegung, Seelsorge, Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen. Neben klassischer Gesundheitsprävention soll auch hier auf ganzheitliche Gesundheit wert gelegt werden und psychische, mentale, sozialen und spirituelle Gesundheit gefördert werden. Ortsgruppen unter anderem in Leipzig, Darmstadt, Mannheim, Freiburg und Karlsruhe.[22]

Weiterhin verweist der DVG auf Gesundheitsdiensten und therapeutischen Fachpersonal (wie Physiotherapeuten und Ärzte), sowie eigene Gesundheitsberater.[23]

Interessenverbände

Der Deutsche Verein für Gesundheitspflege unterhält Mitgliedschaften in überregionalen Organisationen und Interessenverbänden, einige davon sind:

Webseite DVG

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ilka Annette Stottrop: Die Gesundheitsphilosophie der Siebenten-Tags-Adventisten am Beispiel ihres Gesundheitswerkes in Deutschland. In: Prof. Dr. med. Dr. phil. Axel Hinrich Murken (Hrsg.): Studien zur Geschichte des Krankenhauswesens. Band 43. Verlag Murken-Altrogge, 2003, ISBN 3-935791-05-4, S. 104–107.
  2. a b c Über den DVG – DVG Deutscher Verein für Gesundheitspflege e. V. Abgerufen am 5. Juni 2024 (deutsch).
  3. a b c Erich-Meyer-Haus. Abgerufen am 21. Juni 2024.
  4. M6 | Maria Trompeter. Abgerufen am 20. Juni 2024.
  5. a b Wolfgang Hartlapp: Wie die Cornflakes nach Friedensau kamen und wieder verschwanden. Volksstimme, Burg 6. Mai 1997.
  6. a b Frühstückscerealien seit 1900 ➡️ DE-VAU-GE. Abgerufen am 23. Juni 2024 (deutsch).
  7. Alte Bäckerei. Abgerufen am 21. Juni 2024.
  8. a b Christian Wohlt: DE-VAU-GE Tangermünde produziert für Export. In: Der Markt in Mitteldeutschland. Februar 2021, S. 18.
  9. L. Z. Redaktion: Mit Fruchtriegeln aus der Misere. 5. Mai 2018, abgerufen am 23. Juni 2024.
  10. Andrea Giese-Seip: 100 Jahre DE-VAU-GE Gesundkostwerk. In: ReformhausKurier. März 1999, S. 64.
  11. Jens Holst: In höchster Not. In: Lebensmittelzeitung. Vol.1, Februar 2013, S. 36.
  12. Dailycer: Müslifirma flüchtet unter Rettungsschirm - WELT. 4. Oktober 2015, abgerufen am 23. Juni 2024.
  13. Hügli stärkt sein Geschaft mit Naturkost. Abgerufen am 23. Juni 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
  14. Hügli übernimmt zwei Nahrungsmittellinien. 16. Dezember 2014, abgerufen am 23. Juni 2024.
  15. BRINKMANN & PARTNER: Neustart für Dailycer: DE-VAU-GE Gesundkostwerk Deutschland erwirbt den Cerealien-Hersteller. Abgerufen am 23. Juni 2024.
  16. Frank Eckert: Dailycer: Die Makowskis sind wieder zurück. Abgerufen am 23. Juni 2024.
  17. M4 | Seifenstempel. Abgerufen am 20. Juni 2024.
  18. Seniorenheim Friedensau. Abgerufen am 21. Juni 2024.
  19. "Wir sind eine Nichtraucherkirche". 23. August 2007, abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
  20. DVG-Gesundheits-Expo – DVG Deutscher Verein für Gesundheitspflege e. V. Abgerufen am 21. Juni 2024 (deutsch).
  21. Kinder-Gesundheits-Expo – DVG Deutscher Verein für Gesundheitspflege e. V. Abgerufen am 21. Juni 2024 (deutsch).
  22. a b Schwerpunkte – DVG Deutscher Verein für Gesundheitspflege e. V. Abgerufen am 5. Juni 2024 (deutsch).
  23. Gesundheitsdienste – DVG Deutscher Verein für Gesundheitspflege e. V. Abgerufen am 21. Juni 2024 (deutsch).
  24. Mitglieder "Deutscher Verein für Gesundheitspflege e.V. (DVG)" | BVPG. Abgerufen am 5. Juni 2024.
  25. Kooperative Mitgleider der DBfK "DVG-Friedensauer Schwesternschaft,". Abgerufen am 5. Juni 2024.
  26. BZgA-Wegweiser: Nationale Institutionen: "Deutscher Verein für Gesundheitspflege e.V. (Themenschwerpunkt(e): Ernährung, Gesundheitsförderung themenübergreifend, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Psychische Gesundheit)". Abgerufen am 5. Juni 2024.
  27. Mitglieder "Deutscher Verein für Gesundheitspflege e.V." - Der Paritätische - Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege. Abgerufen am 5. Juni 2024.