Wilde Platterbse

Wilde Platterbse

Wilde Platterbse (Lathyrus sylvestris)

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Fabeae
Gattung: Platterbsen (Lathyrus)
Art: Wilde Platterbse
Wissenschaftlicher Name
Lathyrus sylvestris
L.

Die Wilde Platterbse (Lathyrus sylvestris), auch Wald-Platterbse genannt, ist eine Pflanzenart in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Sie ist in Eurasien weitverbreitet.

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Band 9
Blüten
Bestäubung
Hülsenfrüchte

Erscheinungsbild und Blatt

Die Wilde Platterbse wächst als kletternde, ausdauernde krautige Pflanze. Es werden bis zu 15 m lange, kriechende, verzweigte Bodenausläufer gebildet. Der meist 1 bis 2 m lange, vierkantige und geriefte Stängel ist verzweigt und besitzt mit den 1,5 bis 4 mm breiten Flügeln eine Gesamtbreite von 4 bis 9 mm; er ist kahl oder an den Kanten durch feine Zähnchen rau.

Die kahlen, sehr kräftigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der schmal bis breit geflügelte Blattstiel ist mit den etwa 0,5 bis 1,5 mm langen Flügeln etwa 2 bis 4 mm breit. Die gefiederten Blattspreiten besitzen jeweils nur ein Paar Fiederblättchen. Diese sind lanzettlich bis lineal, meist allmählich zugespitzt und etwa 6 bis 20 mal so lang wie breit. Sie besitzen eine Länge von mehr oder weniger 5 bis 14 cm und eine Breite von etwa 5 bis 15 mm. Drei oder fünf Längsnerven und lange Maschen bildende Netznerven sind meist deutlich zu erkennen. Die Nebenblätter sind schmal halbpfeilförmig, mit den Öhrchen etwa 1 bis 2 cm lang und 0,5 bis 2,5 mm breit.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa zwischen Juni und August. Meist nur drei bis sechs Blüten stehen in traubigen, die Laubblätter nicht oder wenig überragenden Blütenständen, zusammen mit kurzen Tragblättern. Die zwittrigen, durch Drehung von Griffel und Schiffchen schwach asymmetrischen Blüten sind 13 bis 18 mm lang, fünfzählig und besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die fünf Kelchzähne sind durch breite Buchten getrennt. Die fünf Kronblätter sind rosa- bis purpurfarben und die breite Fahne außen grünlich überlaufen. Nur die Flügel sind rein purpurrot.

Frucht und Samen

Die reif lederbraunen Hülsenfrüchte sind 5 bis 7 mm lang sowie 8 bis 13 mm breit und auf den Kielen und Netznerven von feinen Knötchen rau. Die Hülsenfrüchte enthalten 6 bis 14 Samen. Die Samen sind 4 bis 5,5 mm groß, oft durch gegenseitigen Druck etwas eckig, schwach höckerig und von bräunlicher bis rötlichgrauer Färbung.

Chromosomensatz

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[1]

Ökologie

Die Blüten sind durch Drehung von Griffel und Schiffchen asymmetrisch, daher ist der Nektar nicht allgemein leicht zugänglich. Blütenökologisch bezeichnet man deshalb die Wilde Platterbse als eine „Intelligenzblume“.

Als ausläufertreibende und tiefwurzelnde Art ist sie ein Bodenfestiger und Bodenbereiter.[1]

Vorkommen

Lathyrus sylvestris kommt in der submeridionalen bis nördlich-gemäßigten Klimazone vor.[2] Sie ist im gemäßigt-kontinentalen Europa, nach Norden bis Skandinavien und England, östlich bis Russland und Westsibirien, Schwarzes Meer, Balkan, Apenninen-Halbinsel, Pyrenäen und auf Sardinien verbreitet. Sie kommt auch in Marokko und im Kaukasusraum vor.[3]

Die Wilde Platterbse kommt in Mitteleuropa meist verbreitet und häufig vor. Sie wächst in Mitteleuropa auf sommerwarmen, frischen bis mäßig trockenen, nährstoffreichen und basenreichen, mehr oder weniger rohen oder humosen Lehm- oder Steinschuttböden[1].

In Deutschland ist die Wilde Platterbse meist verbreitet und häufig. Im Norddeutschen Flachland ist sie jedoch selten, ebenso in den nördlichen Voralpen, wo sie teilweise ganz fehlt. In der planaren bis collinen Höhenstufe kommt sie in Deutschland vor. Sie steigt in den Allgäuer Alpen im hinteren Bernhardstal bei Elbigenalp in Tirol bis in Meereshöhen von 1200 m auf[4]. In Deutschland gilt sie nicht als gefährdet.[2]

In der Schweiz gedeiht Lathyrus sylvestris in Gebüschen, an Flussufern und auf Geröll hauptsächlich in der kollinen bis montanen, aber auch in der subalpinen Höhenstufe. Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter.montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßug nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]

Die Wilde Platterbse wächst im Saum lichter Wälder und Gebüsche, auf Schlagflächen und auf trockenen Geröllhalden. Im pflanzensoziologischen System ist sie in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Origanetalia vulgaris. Gelegentlich wird die Wilde Platterbse auch als Futterpflanze angebaut. Wo sie sehr zahlreich auftritt, besonders an Weinbergen, Wegrändern, Bahndämmen usw., beruhen diese Vorkommen meist auf Anpflanzung.

Herbarbeleg von Lathyrus sylvestris

Quellen

  • Gustav Hegi, H. Gams, H. Marzell: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band IV. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 2 (5) (Leguminosae – Tropaeolaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-70020-1 (unveränderter Nachdruck von 1923–1924 mit Nachtrag).
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. erweiterte Auflage. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3323-7.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 618–619.
  2. a b Wilde Platterbse. auf FloraWeb.de
  3. Lathyrus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 5. Juni 2022.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 160.
  5. Lathyrus sylvestris. In: Info Flora (Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora).
Commons: Wilde Platterbse (Lathyrus sylvestris) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien