Joachim Schürmann

Lintgasse 9, bis 2008 Haus der Architektur Köln
Schürmann-Bau, Bonn (Foto: 2013)
Rathaus Bad Honnef (Foto: 2011)
Christ König Wuppertal (Foto: 2008)
St.-Pius-Kirche, Neuss (Foto: 2011–2012)

Joachim Schürmann (* 24. September 1926 in Viersen; † 8. Dezember 2022 in Köln) war ein deutscher Architekt.[1]

Leben

Joachim Schürmann wuchs in Dresden und Darmstadt auf und studierte an der Technischen Hochschule Darmstadt bis 1949 Architektur. Er war verheiratet mit der Architektin Margot Schürmann (1924–1998), mit der er zeitlebens zusammenarbeitete. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor, die ebenfalls Architekten wurden, unter anderem die Professoren Felix Schürmann und Peter Schürmann.

Schürmann lebte in Köln. Sein erstes Büro als freier Architekt gründete er dort 1956. Sein letztes Büro in der Lintgasse diente seit dem 8. Mai 2005 bis 2008 teilweise als Kölner Haus der Architektur. Ab 1966 war Schürmann auch Professor für Entwerfen an der Technischen Hochschule Darmstadt. Er war seit 1977 Mitglied der Berliner Akademie der Künste, seit 1984 Ehrenmitglied der Heinrich-Tessenow-Gesellschaft Nordrhein-Westfalen sowie Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden.

Bis ins hohe Alter arbeitete Schürmann noch immer in seinem Büro, zuletzt mit Büropartnerin Valeska Zohm und mit jungen Nachwuchskräften als Angestellten.

Joachim Schürmann starb am 8. Dezember 2022 im Alter von 96 Jahren in Köln.[2] Er wurde in der Grabstätte seiner Ehefrau auf dem Kölner Zentralfriedhof Melaten beigesetzt.[3][4]

Werke und Auszeichnungen

Schürmann gewann in vier Jahrzehnten mehr als 50 erste Preise in Wettbewerben mit Entwürfen für Bauten, die überwiegend in Köln und der Region entstanden: Privathäuser, darunter seine eigenen, Büro- und Verwaltungsgebäude, Schulen und auch Sakralbauten wie Christ König in Wuppertal. Besonders zu erwähnen ist der Wiederaufbau von Groß St. Martin in Köln zwischen 1961 und 1985. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine klare Formensprache in der Tradition von Mies van der Rohe aus. Einige frühe Werke können dem Brutalismus zugerechnet werden. Die wichtigsten Auszeichnungen sind die Heinrich-Tessenow-Medaille in Gold 1986 und zweimal der Deutsche Architekturpreis: 1981 für das Quartier St. Martin in Köln und 1991 für das Postamt Köln 3. Im Jahr 2004 erhielt er einen von fünf alle drei Jahre ausgelobten Preisen Auszeichnung guter Bauten 2003 des regionalen BDA Bonn-Rhein-Sieg für seinen zwischen 1996 und 2003 im Bonner Regierungsviertel erbauten Schürmann-Bau (als Bundestagsgebäude geplant), der in der Bauphase durch das Rheinhochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heute dient er der Deutschen Welle als Funkhaus. 2007 erhielt er den vom Hamburger Senat wieder ausgelobten und jetzt mit 20.000 € dotierten Fritz-Schumacher-Architekturpreis. Ferner erhielt er in den Jahren 1961, 1980 und 1990 den Kölner Architekturpreis.

Im März 2006 wurde Schürmans letzter Entwurf für das Kölner Jüdische Museum bekannt, das er an der Stelle des mittelalterlichen Judenviertels gegenüber dem Rathaus sehen wollte. Schürmann plante das durch den Krieg zerstörte und zu einem freien Platz gewordene Gelände bereits seit Anfang der 1970er Jahre nach den jeweiligen politischen Vorgaben zuerst als Kongresszentrum; in den 1980ern sollten wie bei dem Quartier St. Martin neben dem Museum auch Geschäfte und Wohnungen entstehen. Beides wurde nicht realisiert. Die neuerlichen Pläne sollten weitgehend mit Hilfe von Sponsoren umgesetzt werden. In Planung waren zwei weitere Museumsprojekte, darunter das Museum für Architekturfotografie nahe dem Museum Stiftung Insel Hombroich bei Neuss.[5][6]

Im Herbst 2007 (August bis 4. Oktober) wurde in der Kirche Groß St. Martin die Ausstellung Ein Werkblick über Schürmanns Schaffen mit besonderem Schwerpunkt auf dem Wiederaufbau der Kirche gezeigt.

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) würdigte 2008 das Lebenswerk von Margot und Joachim Schürmann mit dem alle drei Jahre verliehenen Großen BDA-Preis. Die Jury begründete diese Entscheidung mit der von den Schürmanns durch die „mit dem Prinzip der Einfachheit in Material und Struktur“ erreichten „überragenden ästhetischen Atmosphäre“ ihrer Bauten. Der BDA reihte ihn damit ein unter die Preisträger Hans Scharoun, Ludwig Mies van der Rohe, Egon Eiermann und Oswald Mathias Ungers.

Bauten

Literatur

  • Ingeborg Flagge (Hrsg.): Schürmann, Entwürfe und Bauten. 1956–1997 Wasmuth, Tübingen / Berlin 1997, ISBN 3-8030-0173-0.
  • Christoph Gunßer (Hrsg.): Stadtquartiere. Neue Architektur für das Leben in der Stadt. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart München 2003
  • Ein Werkblick. Ausstellungskatalog, Köln 2007.
  • „Joachim Schürmann: Architekt“, in: Paul Eßer/Torsten Eßer: Viersener Köpfe. Bekannte Bürger(innen) unserer Stadt und ihre Geschichte(n), Kater Verlag, Viersen 2023, S. 236–241.

Weblinks

Commons: Joachim Schürmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nachkriegsmoderne: Zum Tod des Kölner Architekten Joachim Schürmann, Nachruf auf deutschlandfunkkultur.de vom 14. Dezember 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022
  2. Joachim Schürmann: Baumeister des Rheinlands. Abgerufen am 14. Dezember 2022.
  3. Wir trauern , abgerufen am 18. Dezember 2022
  4. Grabstätte in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 8. März 2023 (englisch).
  5. RP ONLINE: Neues Ausstellungshaus auf der Raketenstation Hombroich: Schwebendes Museum. 3. November 2005, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  6. MAPHO. 23. November 2006, abgerufen am 15. Dezember 2022 (deutsch).
  7. a b c d e f g Architektur der 50er 60er 70er. 4. März 2016, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  8. Helmut Fischer: Von der „Schule des Landvolks“ zur „Einrichtung der Erwachsenenbildung“. Fünfzig Jahre Landvolkshochschule „Egidius Schneider. In: Katholische Landvolkshochschule "Egidius Schneider" (Hrsg.): 1950-2000. 50 Jahre Landvolkshochschule. Bad Honnef 2000, S. 14–33, hier S. 20.
  9. Joachim Schürmann Architekten: Haus Schürmann Enckestraße 1957. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  10. Joachim Schürmann Architekten: Haus Gold/Lackner Köln 1958. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  11. Joachim Schürmann Architekten: Christ König Wuppertal 1960. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  12. a b c Gerhard Schwab (Hrsg.): db Einfamilienhäuser 51-100, DVA Stuttgart 1966
  13. Joachim Schürmann Architekten: Haus Gross/Richter 1959. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  14. Joachim Schürmann Architekten: Haus von Rautenstrauch / Eggert / Seitz 1959. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  15. Joachim Schürmann Architekten: St. Stephan Köln 1958. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  16. Joachim Schürmann Architekten: Gross St. Martin Köln 1961-1985. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  17. Kurt Hoffmann: Neue Einfamilienhäuser, Julius Hoffmann Verlag, 1962
  18. Eintrag im Werkblick Schürmann
  19. Joachim Schürmann Architekten: Haus an der Rosenhöhe Darmstadt 1967. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  20. Der Baumeister 10/1968, Callwey, München
  21. Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (= Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8.) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, Band 1, S. 387.
  22. Joachim Schürmann Architekten: Martinsviertel/Casa/Lintgasse Köln 1969-1977. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  23. Joachim Schürmann Architekten: Bürohaus Lintgasse Köln 1977. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  24. "Der Baumeister" 4/1980
  25. Hall, Heribert, 1924-, Baecker, Werner, 1928-, Architekten- und Ingenieurverein Köln e.V. von 1875., Fachhochschule Köln. Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen und Versorgungstechnik.: Köln: seine Bauten 1928-1988. 1. Auflage. J.P. Bachem, Köln 1991, ISBN 3-7616-1074-2.
  26. Joachim Schürmann Architekten: Funkhaus Deutsche Welle Bonn 2002 / 2008. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  27. Hiltrud Kier: Architektur der 50er Jahre. Bauten des Gerling-Konzerns in Köln. 1. Auflage. Insel Verlag, Frankfurt am Main / Leipzig 1994, ISBN 3-458-33317-7, S. 210–211.
  28. Joachim Schürmann Architekten: Postamt 3 Briefzentrum Köln 1980. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  29. Joachim Schürmann Architekten: Erweiterung Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart 2005. Abgerufen am 15. Dezember 2022.