Großer Preis der Niederlande 1955

 Großer Preis der Niederlande 1955
Renndaten
5. von 7 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1955
Streckenprofil
Name:Grote Prijs van Nederland V
Datum:19. Juni 1955
Ort:Zandvoort, Niederlande
Kurs:Circuit Park Zandvoort
Länge:419,3 km in 100 Runden à 4,193 km

Wetter:bewölkt, Nieselregen
Pole-Position
Fahrer:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zeit:1:40,0 min
Schnellste Runde
Fahrer:Argentinien Roberto MieresItalien Maserati
Zeit:1:48,3 min
Podium
Erster:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zweiter:Vereinigtes Konigreich Stirling MossDeutschland Mercedes
Dritter:Italien Luigi MussoItalien Maserati

Der Große Preis der Niederlande 1955 (offiziell Grote Prijs van Nederland V) fand am 19. Juni auf dem Circuit Park Zandvoort in Zandvoort statt und war das fünfte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1955.

Bericht

Hintergrund

Der Große Preis der Niederlande 1955 fand eine Woche nach der Katastrophe von Le Mans statt. Als Konsequenz aus dem Unfall wurden diverse geplante Rennen der Saison 1955 abgesagt, unter anderem der Große Preis der Schweiz in Bremgarten. Rundstreckenrennen sind in der Schweiz seit diesem Ereignis gesetzlich verboten, wodurch in Bremgarten keine weiteren Rennen mehr veranstaltet wurden. Der frühere Formel-1-Pilot Pierre Levegh starb bei diesem Unfall.

Der Große Preis der Niederlande fand nach einer einjährigen Pause zum dritten Mal statt, der Gewinner der beiden vorherigen Rennen, Alberto Ascari starb einige Wochen zuvor bei Sportwagentestfahrten.

Während Mercedes mit der unveränderten Fahrerkonstellation des letzten Rennens an den Start ging, änderte man bei Ferrari einen Großteil des Teams. Giuseppe Farina, Harry Schell und Paul Frère fuhren nicht mehr für die Scuderia, dafür kam Eugenio Castellotti ins Team, da Lancia sich vollständig aus der Formel 1 zurückgezogen hatte, und Mike Hawthorn kehrte zu Ferrari zurück.

Maserati hatte, wie Ferrari, drei Wagen im Einsatz, für die Stammpiloten Jean Behra, Roberto Mieres und Luigi Musso. Gordini setzte ebenfalls drei Wagen ein und war nach einem Grand Prix Pause wieder dabei mit Robert Manzon, Hernando da Silva Ramos und Jacques Pollet. Es waren vier Fahrer in privaten Wagen für das Rennen gemeldet.

Da Silva Ramos fuhr das erste Formel-1-Rennen seiner Karriere, Johnny Claes im privaten Maserati sein letztes.

Training

Das Training wurde von Mercedes dominiert, die ihre Wagen auf den ersten drei Startplätzen platzierten. Der Weltmeisterschaftsführende Juan Manuel Fangio gewann mit einer 1:40,000 Minuten die Pole-Position vor seinen Teamkollegen Stirling Moss und Karl Kling. Dahinter folgten mit engen Abständen untereinander die Fahrer von Maserati und Ferrari. Musso sicherte sich Position vier hinter den Mercedes, Hawthorn kam bei seinem Ferrari Comeback auf Startplatz fünf. Dahinter die Maserati von Behra und Mieres. Trintignant startete erneut weiter hinten, auf Platz 8. Castellotti, der Polesetter vom vorangegangenen Rennen in Spa ging von Position neun ins Rennen. Gordini kam mit Manzon nicht über einen elften Startplatz hinaus, bester Fahrer in einem privaten Wagen war Peter Walker auf Platz 10.

Rennen

Beim Start behielt Fangio die Führung, während Musso Kling und Moss überholte. Musso hielt den Abstand zu Fangio gering und setzte ihn unter Druck, wurde allerdings eine Runde später wieder von Moss überholt. Dahinter duellierten sich Kling und Behra um Position vier.

Walker schied in seinem privaten Maserati nach bereits zwei Runden aus, Kling drehte sich in Runde 21 von der Strecke. Nur zwei Runden später drehte sich Horace Gould im privaten Maserati ebenfalls und musste das Rennen aufgeben. Daraufhin lag Mieres auf Position fünf und griff Behra an. Nachdem er ihn überholte, versuchte Mieres die Lücke zu Musso und den Mercedes zu schließen, was ihm allerdings nicht gelang, da die Spitze des Feldes einen bereits zu großen Abstand aufgebaut hatten.

Musso fuhr ein starkes Rennen und einen Großteil der Renndistanz direkt hinter den Mercedes, die am Limit fahren mussten, um ihre Positionen gegen ihn zu verteidigen. Später im Rennen beging Musso einen Fahrfehler und drehte sich von der Strecke, konnte das Rennen jedoch fortsetzen.[1]

Manzon fiel in Runde 43 aufgrund eines technischen Defekts aus. Dies war für Gordini der einzige Ausfall des Rennens, die anderen beiden Wagen erreichten das Ziel auf Platz acht und zehn. Maurice Trintignant hatte in Runde 64 einen Getriebeschaden und musste ebenfalls das Rennen aufgeben.

Fangio und Moss drosselten nach dem Dreher von Musso ihre Geschwindigkeit und fuhren den Doppelsieg von Mercedes kontrolliert ins Ziel. Dies war der zweite Mercedes-Doppelsieg in Folge und das Team unterstrich damit seine Dominanz. Nach dem Rückzug von Lancia in der Formel 1 war lediglich Maserati in der Lage mit Mercedes mitzuhalten, nur Musso setzte Fangio und Moss im Rennen unter Druck. Durch seinen Fahrfehler verlor er aber keine Position und beendete das Rennen vor Mieres auf Podestplatz drei. Fangio gratulierte dem Italiener nach dem Rennen für diese Leistung und für den harten Kampf.

Castellotti punktete in seinem Debütrennen für Ferrari mit Platz fünf, Mieres bekam einen zusätzlichen Punkt für die schnellste Rennrunde. Dies war die einzige schnellste Rennrunde seiner Karriere und die einzige für Maserati in der Automobil-Weltmeisterschaft 1955. Behra und Hawthorn verpassten die Punkteränge auf den Positionen sechs und sieben. Da Silva Ramos fuhr bei seinem Formel-1-Debüt auf Platz acht, Claes erreichte in seinem letzten Rennen Platz elf, mit zwölf Runden Rückstand auf den Sieger Fangio.

In der Weltmeisterschaftswertung baute Fangio seinen Vorsprung auf 14 Punkte vor Moss aus und hatte damit die Möglichkeit im nächsten Rennen bereits vorzeitig Weltmeister zu werden. Trintignant blieb erneut punktlos und Farina fuhr nicht mehr für Ferrari, wodurch beide einen Platz in der Fahrerwertung verloren. Moss stieg auf Platz zwei auf und damit wurde deutlich, dass die Weltmeisterschaft zwischen den beiden Mercedes-Fahrern Fangio und Moss entschieden wurde.

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Italien Scuderia Ferrari02Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari 555 Supersqualo/Ferrari 625F1Ferrari 2.5 L4E
04Frankreich 1946 Maurice Trintignant
06Italien Eugenio Castellotti
Deutschland Daimler-Benz AG08Argentinien Juan Manuel FangioMercedes-Benz W 196Mercedes-Benz 2.5 L8C
10Vereinigtes Konigreich Stirling Moss
12Deutschland Karl Kling
Italien Officine Alfieri Maserati14Frankreich 1946 Jean BehraMaserati 250FMaserati 2.5 L6E
16Argentinien Roberto MieresP
18Italien Luigi Musso
Frankreich 1946 Equipe Gordini20Frankreich 1946 Robert ManzonGordini Type 16Gordini 2.5 L6E
22Brasilien 1889 Hernando da Silva Ramos
24Belgien Jacques Pollet
Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Ltd.26Vereinigtes Konigreich Peter WalkerMaserati 250FMaserati 2.5 L6D
Frankreich 1946 Ecurie Rosier28Frankreich 1946 Louis RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Italien Equipe Nationale Belge30Belgien Johnny ClaesFerrari 500/Ferrari 625F1Ferrari 2.5 L4P
Vereinigtes Konigreich Goulds‘ Garage32Vereinigtes Konigreich Horace GouldMaserati 250FMaserati 2.5 L6D

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes1:40,0150,95 km/h01
02Vereinigtes Konigreich Stirling MossDeutschland Mercedes1:40,4150,35 km/h02
03Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes1:41,1149,31 km/h03
04Italien Luigi MussoItalien Maserati1:41,2149,16 km/h04
05Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari1:41,5148,72 km/h05
06Frankreich 1946 Jean BehraItalien Maserati1:41,5148,72 km/h06
07Argentinien Roberto MieresItalien Maserati1:42,1147,84 km/h07
08Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari1:42,4147,41 km/h08
09Italien Eugenio CastellottiItalien Ferrari1:42,7146,98 km/h09
10Vereinigtes Konigreich Peter WalkerItalien Maserati1:44,9143,90 km/h10
11Frankreich 1946 Robert ManzonFrankreich 1946 Gordini1:46,0142,40 km/h11
12Belgien Jacques PolletFrankreich 1946 Gordini1:48,6138,99 km/h12
13Brasilien 1889 Hernando da Silva RamosFrankreich 1946 Gordini1:50,2136,98 km/h13
14Vereinigtes Konigreich Horace GouldItalien Ferrari1:50,4136,73 km/h14
15Belgien Johnny ClaesItalien Ferrari1:53,3133,23 km/h15

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste Runde
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes1002:54:23,8011:40,9 (03.)
02Vereinigtes Konigreich Stirling MossDeutschland Mercedes100+ 0,302
03Italien Luigi MussoItalien Maserati100+ 57,104
04Argentinien Roberto MieresItalien Maserati99+ 1 Runde07
05Italien Eugenio CastellottiItalien Ferrari97+ 3 Runden09
06Frankreich 1946 Jean BehraItalien Maserati97+ 3 Runden06
07Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari95+ 5 Runden05
08Brasilien 1889 Hernando da Silva RamosFrankreich 1946 Gordini92+ 8 Runden14
09Frankreich 1946 Louis RosierItalien Maserati92+ 8 Runden13
10Belgien Jacques PolletFrankreich 1946 Gordini90+ 10 Runden12
11Belgien Johnny ClaesItalien Ferrari88+ 12 Runden16
Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari64DNF08
Frankreich 1946 Robert ManzonFrankreich 1946 Gordini43DNF11
Vereinigtes Konigreich Horace GouldItalien Maserati23DNF15
Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes21DNF03
Vereinigtes Konigreich Peter WalkerItalien Maserati2DNF10

WM-Stand nach dem Rennen

Die ersten fünf bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte; einen Punkt gab es für die schnellste Runde. Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus sieben Rennen.

Fahrerwertung

Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
01Argentinien Juan Manuel FangioMercedes27
02Vereinigtes Konigreich Stirling MossMercedes13
03Frankreich 1946 Maurice TrintignantFerrari11,3
04Italien Giuseppe FarinaFerrari10,3
05Vereinigte Staaten 48 Bob SweikertKurtis Kraft8
06Italien Eugenio CastellottiLancia8
07Argentinien Roberto MieresMaserati7
08Italien Luigi MussoMaserati4
09Vereinigte Staaten 48 Jimmy DaviesKurtis Kraft4
10Belgien Paul FrèreFerrari3
11Frankreich 1946 Jean BehraMaserati3
12Vereinigte Staaten 48 Tony BettenhausenKurtis Kraft3
13Vereinigte Staaten 48 Paul RussoKurtis Kraft3
14Vereinigte Staaten 48 Johnny ThomsonKuzma3
15Argentinien José Froilán GonzálezFerrari2
16Italien Cesare PerdisaMaserati2
17Italien Luigi VilloresiLancia2
18Italien Umberto MaglioliFerrari1,3
19Deutschland Hans HerrmannMercedes1
20Deutschland Karl KlingMercedes1
21Vereinigte Staaten 48 Walt FaulknerKurtis Kraft1
22Vereinigte Staaten 48 Bill HomeierKurtis Kraft1
Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
23Vereinigte Staaten 48 Bill VukovichKurtis Kraft1
24Monaco Louis ChironLancia0
25Vereinigte Staaten Harry SchellMaserati / Ferrari0
26Belgien Jacques PolletGordini0
27Vereinigtes Konigreich Mike HawthornVanwall0
28Brasilien 1889 Hernando da Silva RamosGordini0
29Italien Piero TaruffiFerrari0
30Frankreich 1946 Louis RosierMaserati0
31Belgien Johnny ClaesFerrari0
Italien Sergio MantovaniMaserati0
Argentinien Clemar BucciMaserati0
Argentinien Carlos MenditéguyMaserati0
Argentinien Jésus IglesiasGordini0
Uruguay Alberto UriaMaserati0
Italien Alberto AscariLancia0
Frankreich 1946 Élie BayolGordini0
Argentinien Pablo BirgerGordini0
Frankreich 1946 Robert ManzonGordini0
Frankreich 1946 André SimonMercedes0
Vereinigtes Konigreich Horace GouldMaserati0
Vereinigtes Konigreich Peter WalkerMaserati0

Einzelnachweise

  1. GP Stories – Die Rennen des Jahres 1955. In: motorsport-magazin.com, abgerufen am 1. August 2013.