Brenner Moor

Naturschutzgebiet „Brenner Moor“
Trave an der Nordgrenze des Brenner Moores

Trave an der Nordgrenze des Brenner Moores

Lage Stadtgebiet Bad Oldesloe
Fläche 24 ha
Kennung NSG Nr. 92
WDPA-ID 81458
Natura-2000-ID 2127-391
Geographische Lage 53° 49′ N, 10° 21′ OKoordinaten: 53° 49′ 5″ N, 10° 21′ 10″ O
Brenner Moor (Schleswig-Holstein)
Brenner Moor (Schleswig-Holstein)
Einrichtungsdatum 1978
Verwaltung LLUR
Besonderheiten Binnenländisches Salzmoor

Das Brenner Moor ist das größte binnenländische Salzmoor in Schleswig-Holstein.[1] Es liegt in der Traveniederung fast vollständig auf dem Stadtgebiet von Bad Oldesloe. Es wird im Norden und Osten durch die Trave begrenzt. Im Süden durchschneidet es ein kleines Waldgebiet. Im Westen bildet ein Entwässerungsgraben, der in die Trave mündet, die Grenze, siehe Karten.[1][2]

Naturschutzgebiet

Das Gebiet wurde am 20. Oktober 1978 zum Naturschutzgebiet erklärt.[3] Zuständig ist die untere Landschaftspflegebehörde, Kreis Stormarn.[4] Die Betreuung des Gebietes wurde vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) des Landes Schleswig-Holstein der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg übertragen.[5]

Das Naturschutzgebiet ist Teil des zusammenhängenden Netzes NATURA 2000 von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union. Es wird dort unter der Steckbriefnummer „2127-391 Travetal (FFH-Gebiet)“ geführt.[6]

In § 2 der Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Brenner Moor" (Naturschutzverordnung)[7] heißt es: „Das Naturschutzgebiet dient dem Schutz eines noch weitgehend in natürlichem Zustand erhaltenen Salzflachmoores in der Traveniederung. Die hier vorkommenden Pflanzengesellschaften sind in Teilbereichen durch das einzigartige Auftreten von Salzquellen im Binnenland in besonderer Weise geprägt. Die von den übrigen schleswig-holsteinischen Mooren abweichenden boden- und gewässerkundlichen Besonderheiten sind auch für eine spezifische Tierwelt ursächlich.“

Das Naturschutzgebiet ist durch Wege gut zugänglich. Auf einem Rundweg befinden sich 10 Beobachtungsstationen zu unterschiedlichen Themen. Mittels QR-Code an den dort platzierten Nummernpfählen kann man sich nähere Informationen auf dem Smartphone anschauen.[8]

Hydrologie und Botanik

Durch Verdunstung entstandene Salzausblühungen am Moorboden

Die Besonderheit dieses Moores sind die salzhaltigen Quellen.[9] Die Sole, die auch an anderen Stellen in Bad Oldesloe an die Oberfläche tritt, hat eine Salzkonzentration von 15 g/l und stammt aus einer Tiefe von etwa 500 Metern.[10] Die salzige Umgebung zieht Pflanzen an, die sonst nur in Küstennähe zu finden sind, z. B. Bottenbinse (Juncus gerardii), Strand-Dreizack (Triglochin maritima), Queller, Salzaster, Salzschuppenmiere, Milchkraut, Abstehender Schwaden (Puccinellia distans) und Strandsimse. Vaucheria-Algen fühlen sich in Teppichen um den Soleaustritt herum besonders wohl.[11] An einigen Stellen hat das Wasser einen Salzgehalt, der dem der Nordsee entspricht. In weniger salzhaltigen Teilen des Naturschutzgebietes wachsen unter anderem Schilfröhrichte.

Fauna in der Niederung und im Moor

Vogelarten

Im Schilf kommen Vogelarten wie Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Feldschwirl und Rohrammer vor.[1]

Im Moor und auf den Gewässern kommen Eisvogel, Zwergtaucher, Rohrweihe und Graureiher vorwiegend zur Nahrungssuche vor,[1] während Blaukehlchen und Nachtigal in dem Gebiet auch brüten.[1]

Die Wiesen werden von Wiesenschafstelzen, Bergpiepern, Staren, Schwalben und Finkenvögeln als Rastplatz besucht.[1] Die Schellenten nutzen neben Baumhöhlen auch aufgestellte Nistkästen für die Aufzucht ihrer Küken.[8]

Schnecken

Die salzhaltigen Quellen sind für spezielle Mollusken der ideale Lebensraum. Deshalb kommen hier gehäuft die Arten Gemeine Bernsteinschnecke (Succinea putris), Gemeine Glattschnecke (Cochlicopa lubrica), Glatte Grasschnecke (Vallonia pulchella), Wasserschnegel (Deroceras laeve), Graue Ackerschnecke (Deroceras agreste) und Glänzende Dolchschnecke (Zonitoides nitidus) vor.[12]

Frühgeschichte

Das Brenner Moor und dessen unmittelbare Umgebung waren seit dem Beginn der 1950er Jahren immer wieder Gegenstand archäologischer Untersuchungen insbesondere des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In den Jahren 2009 und 2010 wurden geophysikalische und archäologische Prospektionen mit neuen Methoden durchgeführt, um geeignete Grabungsstellen festzulegen. Bei den Grabungen stieß man auf steinzeitliche Siedlungsreste an der Trave und im Moor sowie Megalithgräber auf den umliegenden Anhöhen. Die Altersbestimmung der Pfahlreste mit der 14C-Methode ergab eine Besiedelung im Zeitraum 2700–2800 v. Chr. Über 10.000 Funde wurden geborgen.[13] Einige der Funde werden im Heimatmuseum Bad Oldesloe gezeigt.[14]

Panorama Brenner Moor im Dezember 2009

Weblinks

Commons: Naturschutzgebiet Brenner Moor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ulrike Graeber, Holger Mordhorst-Bretschneider: Naturschutzgebiet "Brenner Moor" und Wolkenweher Niederung (2015). (PDF) In: Faltblatt 6292 des BIS. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), November 2016, S. 1, abgerufen am 15. März 2020: „Naturschutzgebiet Brenner Moor umfasst die größte binnenländische Salzstelle in Schleswig-Holstein“
  2. Brenner Moor in Germany. In: protected planet. Vereinte Nationen, abgerufen am 18. März 2020.
  3. Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Brenner Moor". GVOBl. 1978 324. In: Landesportal Schleswig-Holstein. Landesregierung Schleswig-Holstein, 20. Oktober 1978, abgerufen am 15. März 2020.
  4. Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Brenner Moor" Vom 20. Oktober 1978 § 2. Artikel (2). In: Landesportal: Landesvorschriften und Landesrechtsprechung. Landesregierung Schleswig-Holstein, 16. Januar 2019, abgerufen am 16. März 2020: „Landrat des Kreises Stormarn als unterer Landschaftspflegebehörde“
  5. Andrea Kühl: Betreuung geschützter Gebiete in Schleswig-Holstein gem. § 20 LNatSchG. (PDF) In: Landesportal Schleswig-Holstein. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), April 2017, S. 3, abgerufen am 15. März 2020 (s. Tabelle lfd. Nr. 1.6.5).
  6. Steckbriefe der Natura 2000 Gebiete. 2127-391 Travetal (FFH-Gebiet). In: Netzseite des BfN. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 17. März 2020 (erwähnt Salzquellen u. -moore).
  7. § 2 der „Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Brenner Moor" vom 20. Oktober 1978“. sh.juris.de, abgerufen am 22. Oktober 2013.
  8. a b Ulrike Graeber: Naturschutzgebiet "Brenner Moor" und Wolkenweher Niederung. (PDF) 10 Stationen zum selber forschen. In: Faltblatt 6292 Spezial des BIS. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), November 2016, S. 1, abgerufen am 16. März 2020: „Die Schellente brütet in Baumhöhlen in der Nähe der Trave“
  9. T. Krause, S. Studenroth, M. Furchner, A. Hoffman, S. Lippe, K. Kotte and H.F. Schöler: The Brenner Moor - A saline bog as a source for halogenated and non-halogenated volatile compounds. (PDF 484 kB) 2012, abgerufen am 28. August 2017.
  10. Susanne Rohde (2007), Das Salz des Lebens - im Brenner Moor, Beilage des Stormarner Tageblatts
  11. Ulrike Graeber, Holger Mordhorst-Bretschneider: Naturschutzgebiet "Brenner Moor" und Wolkenweher Niederung. (PDF) Pflanzen der Salzquellen. In: Faltblatt 6292 des BIS. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR), November 2016, S. 1, abgerufen am 16. März 2020: „Neben dem Queller sind die Salzaster, die Bottenbinse, der Stranddreizack...vertreten“
  12. Siegfried Jaeckel jun.: Die Landschnecken Schleswig-Holsteins und ihre Verbreitung. In: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein (Hrsg.): Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins Schleswig-Holstein. Band 24, Nr. 1. Kiel, Edaphische Faktoren, Seite 84, Absatz 3 (uni-kiel.de [PDF]): „An den Salzstellen des Binnenlandes bei Oldesloe und zwar auf der reichhaltigsten, dem Brenner-Moor bei Wolkenwehe, werden z. B. Succinea putris, Cochlicopa lubrica, Vallonia pulchella, Hydrolimax laevis, Deroceras agreste, Zonitoides nitidus angetroffen“
  13. Jan Piet Brozio: Megalithanlagen und Siedlungsmuster im trichterbecherzeitlichen Ostholstein. In: Johannes Müller (Hrsg.): Frühe Monumentalität und Sozialedifferenzierung. Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel. Band 9. Verlag Dr.Rudolf Habelt GmbH, Bonn 2016, S. 528 (uni-kiel.de [PDF; 85,0 MB] E-Book): „Holzbefunde aus dem Zeitraum 2800–2700 v. Chr.“
  14. Artikel Kieler Nachrichten 11. Dezember 2008 (Memento vom 6. Dezember 2010 im Internet Archive) (PDF ca. 4MB)