„Mondkalender (Altes Ägypten)“ – Versionsunterschied

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Die ägyptische Bezeichnung für Monate lautete „pesdjenet”. Jeder Monat erhielt eine [[Ordinalzahl]], beispielsweise „pesdjenet 1”. Neben den zwölf Hauptmonaten erfolgte die Einfügung eines dreizehnten [[Schaltjahr|Schaltmonats]], falls der erste Monat vor dem Neujahr des bürgerlichen Kalenders oder dem heliakischen Aufgang von Sirius begann.
Die ägyptische Bezeichnung für Monate lautete „pesdjenet”. Jeder Monat erhielt eine [[Ordinalzahl]], beispielsweise „pesdjenet 1”. Neben den zwölf Hauptmonaten erfolgte die Einfügung eines dreizehnten [[Schaltjahr|Schaltmonats]], falls der erste Monat vor dem Neujahr des bürgerlichen Kalenders oder dem heliakischen Aufgang von Sirius begann.


Im Gegensatz zu den anderen [[Alter Orient|altorientalischen Ländern]] begann der Mondmonat nicht kurze Zeit nach [[Neumond]] mit dem [[Neulicht]], sondern einen Tag nach Sichtung des letzten Altlichts in der [[Morgendämmerung]]. Nicht selten konnte auch vor dem eigentlichen Neumond schon der erste Mondmonatstag nach ägyptischer Regelung erfolgen, da der Beobachtungszeitpunkt des Altlichts von der [[Ekliptik]] der [[Mondbahn]] abhängig war.
Im Gegensatz zu den anderen [[Alter Orient|altorientalischen Ländern]] begann der Mondmonat nicht kurze Zeit nach [[Neumond]] mit dem [[Neulicht]], sondern mit dem ersten Tag der Nichtsichtung des Mondes in der [[Morgendämmerung]]. Die Länge des Zeitraums zwischen Alt- und Neulicht ist unter anderem von der [[Geographie|geografischen Lage]] des Beobachtungsortes abhängig. In südlichen [[Geographische Breite|Breiten]] der Nordhalbkugel ist die Dauer der Nichtsichtbarkeit des Mondes kürzer als in nördlichen Breiten, was zu längeren Beobachtungsphasen des Mondes in südlichen Breiten gegenüber nördlichen Breiten führt. Die Beobachtungszeitpunkte waren zudem von verschiedenen anderen Einflüssen abhängig: Je flacher die [[Ekliptik]], desto früher erreicht der [[Mond]] die Mindesthöhe und wird unsichtbar; je höher die Ekliptik, desto später der Zeitpunkt der Unsichtbarkeit. Als weiterer Faktor kommt die gegen die Ekliptik geneigte [[Mondbahn]] hinzu. Der Mond kann sich 5,3° über oder unter der Ekliptik bewegen. Mond- und Sonnenbahn bewegen sich entgegengesetzt zu der Mondbewegung.


Diese Sichtbarkeitsbedingungen sind auch in [[Ägypten]] wirksam. In der [[Nildelta]]region werden die höchsten Ekliptikwerte im [[Äquinoktium#Tagundnachtgleiche|Herbstäquinoktium]] mit etwa 83,7° erreicht, die niedrigsten im Frühjahrsäquinoktium mit etwa 36,3°. Die Mittelwerte von etwa 60° fielen auf die Monate [[Januar]] und [[Juli]]. Damit verbunden ist in Ägypten zwischen Ende [[September]] und Ende [[Oktober]] die Dauer der Nichtsichtbarkeit des Mondes am kürzesten; in der [[Nildelta]]region etwa 17 Stunden, in [[Elephantine]] etwa 15 Minuten weniger. Der längste Unsichtbarkeitszeitraum liegt in der Nildeltaregion mit etwa 33 Stunden zwischen Mitte [[März]] und Mitte [[April]].
Je flacher die Ekliptik, desto früher erreicht der [[Mond]] die Mindesthöhe und wird unsichtbar. Entsprechend entgegengesetzt ist die Wirkung bei steilem Verlauf der Ekliptik und Mondbahn. Die Sichtbarkeiten sind daher von der Jahreszeit beeinflusst.


=== Fehler in der Mondbeobachtung ===
=== Fehler in der Mondbeobachtung ===

Version vom 2. Juni 2009, 13:55 Uhr

Sirius als Signalgeber für das neue Mondjahr im Sothis-Mondkalender

Im Alten Ägypten kamen zwei Mondkalender zur Anwendung. Während der stellare Mondkalender an den heliakischen Aufgang von Sirius gebunden war, richtete sich der bürgerliche Mondkalender nach dem ägyptischen Kalender, der bei seiner Einführung wiederum der Nilschwemme angepasst wurde. Beide Mondkalender stellen Mischformen dar, da sie nicht als reine Lunisolar-, Lunar- und Solarkalender einzustufen sind.

Grundlagen

Die Altlicht-Mondsichel bestimmt mit dem folgenden Tag den Beginn der Mondmonate im beiden Mondkalendern.

Die ägyptische Bezeichnung für Monate lautete „pesdjenet”. Jeder Monat erhielt eine Ordinalzahl, beispielsweise „pesdjenet 1”. Neben den zwölf Hauptmonaten erfolgte die Einfügung eines dreizehnten Schaltmonats, falls der erste Monat vor dem Neujahr des bürgerlichen Kalenders oder dem heliakischen Aufgang von Sirius begann.

Im Gegensatz zu den anderen altorientalischen Ländern begann der Mondmonat nicht kurze Zeit nach Neumond mit dem Neulicht, sondern mit dem ersten Tag der Nichtsichtung des Mondes in der Morgendämmerung. Die Länge des Zeitraums zwischen Alt- und Neulicht ist unter anderem von der geografischen Lage des Beobachtungsortes abhängig. In südlichen Breiten der Nordhalbkugel ist die Dauer der Nichtsichtbarkeit des Mondes kürzer als in nördlichen Breiten, was zu längeren Beobachtungsphasen des Mondes in südlichen Breiten gegenüber nördlichen Breiten führt. Die Beobachtungszeitpunkte waren zudem von verschiedenen anderen Einflüssen abhängig: Je flacher die Ekliptik, desto früher erreicht der Mond die Mindesthöhe und wird unsichtbar; je höher die Ekliptik, desto später der Zeitpunkt der Unsichtbarkeit. Als weiterer Faktor kommt die gegen die Ekliptik geneigte Mondbahn hinzu. Der Mond kann sich 5,3° über oder unter der Ekliptik bewegen. Mond- und Sonnenbahn bewegen sich entgegengesetzt zu der Mondbewegung.

Diese Sichtbarkeitsbedingungen sind auch in Ägypten wirksam. In der Nildeltaregion werden die höchsten Ekliptikwerte im Herbstäquinoktium mit etwa 83,7° erreicht, die niedrigsten im Frühjahrsäquinoktium mit etwa 36,3°. Die Mittelwerte von etwa 60° fielen auf die Monate Januar und Juli. Damit verbunden ist in Ägypten zwischen Ende September und Ende Oktober die Dauer der Nichtsichtbarkeit des Mondes am kürzesten; in der Nildeltaregion etwa 17 Stunden, in Elephantine etwa 15 Minuten weniger. Der längste Unsichtbarkeitszeitraum liegt in der Nildeltaregion mit etwa 33 Stunden zwischen Mitte März und Mitte April.

Fehler in der Mondbeobachtung

Monddaten, die auf Beobachtung beruhen, können bei schwierigen Sichtverhältnissen oder wetterbedingter Unsichtbarkeit zu einer kurzfristigen Fehlerquote von einem Tag führen. Stand ein altägyptischer Beobachter aufgrund schlechter Witterung vor diesem Problem, blieb ihm nur die Möglichkeit des Abschätzens oder der Blick in die Mondtabellen. Der synodische Monat unterliegt jedoch zeitlichen Schwankungen, die im Maximum 6 Stunden und 29 Minuten betragen und zu kleinen Abweichungen innerhalb der Mondzyklen führen.

Eine falsche Einschätzung korrigierte sich in den Folgemonaten von selbst und wurde mit den nächsten Altlicht-Aufzeichnungen behoben. Die Fortschreibung des Fehlers war aus statistischem Blickwinkel nicht möglich und hatte daher keinen Einfluss auf die langfristigen Eintragungen. Vergleiche von altägyptischen Daten mit den astronomischen Werten ergab eine Übereinstimmung von 85% und deckt sich mit der Zuverlässigkeitsquote der Neulicht-Sichtungen in Mesopotamien.

Verfälschungstendenzen bei Monddaten

Im Alten Ägypten sind absichtliche Fälschungen von kalendarischen Mondbeobachtungen nicht bekannt, da an gewisse Mondphasen keine unbequemen kultischen Gesetzmäßigkeiten geknüpft wurden. Gegenbeispiele sind nur im babylonischen Mondkalender nachgewiesen beziehungsweise in den Ländern, die ähnliche Omendeutungen verwendeten.

Hinweise auf Einschaltung von einzelnen Zusatztagen zur Kalenderkorrektur liegen nicht vor und waren in den ägyptischen Kalendern bis zum Kanopus-Dekret unbekannt. Es fehlen auch Belege für falsche Angaben in den Kalendern, um besondere religiöse Ereignisse nachträglich mit wichtigen Mondphasen zu verbinden. Vermutungen, dass das Datum der Megiddo-Schlacht unter Thutmosis III. nachträglich auf den Neumondtag verlegt wurde, konnten bislang nicht bewiesen werden und lassen sich auch nicht mit den vorliegenden Mondtabellen vereinbaren.

Festtage

Als besondere Tage galten im Mondkalender die folgenden Tage, die die Ägypter allmonatlich als Mondfeste feierten:

  • 1. Tag: Neumond, Tod des Horus
  • 2. Tag: Geburt des Horus
  • 6. Tag: Tag vor Halbmond
  • 7. Tag: Halbmond
  • 15. Tag: Vollmond

Der bürgerliche Mondkalender

Bei dem bürgerlichen Mondkalender handelt es sich um ein an das Wandeljahr gebundenes synodisches Mondjahr, das zusammen mit dem ägyptischen Kalender durch die natürlichen Jahreszeiten wanderte. Frühester Beginn war der 1. Achet oder einem Folgetag.

Vermutlich wurde der bürgerliche Mondkalender gemeinsam mit dem ägyptischen Kalender Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. eingeführt. Erste deutliche Hinweise zur Nutzung finden sich im Mittleren Reich, da die ägyptischen Feste „chenep-scha” und „Menchet”, die in den Al Lahun Papyri erwähnt werden, wahrscheinlich an den bürgerlichen Mondkalender gebunden sind.[1] Sicher nachweisbar ist diese Jahresform erst im Neuen Reich.

Spätestens ab der griechisch-römischen Zeit erfolgte die Einführung eines schematischen Datenzyklus, der nicht mehr mit der direkten Beobachtung des Mondes in Zusammenhang stand.

Mondzyklen

Die ägyptische Kalenderlänge von 365 Tagen eignete sich sehr gut zur Berechnung und Planung von religiösen Festen, da die zugehörigen Lunationen Mondzyklen mit überschaubarer Rechnung ermöglichten.

25-Jahreszyklus

25-Jahreszyklus im altägyptisch-bürgerlichen Mondkalender (Zeitraum 3000 bis 1 v. Chr.)
ZeitraumZyklusdauerÄgyptische TageMondmonateMondtage[A 1]Abweichung1-Tagesverschiebung
3000-1500 v. Chr.[A 2]
25 Jahre
9.125
309
9.124,9563[2]
0,0437 Tage
(1 h 3 min)
nach 572,44 ägyptischen Jahren
1500-1 v. Chr.[A 3]
25 Jahre
9.125
309
9.124,9545[2]
0,0455 Tage
(1 h 5 min)
nach 549,45 ägyptischen Jahren
3000-1 v. Chr.[A 4]
25 Jahre
9.125
309
9.124,9554[2]
0,0446 Tage
(1 h 4 min)
nach 560,54 ägyptischen Jahren

Im Ergebnis fielen die Mondmonatstage im ägyptischen Kalender nach 25 Jahren wieder auf den gleichen Tag. Die Abweichung war so gering, dass eine Änderung von einem Tag erst im 23. Zyklus auftrat. Die Ägypter mussten damit nur einmalig für die ersten 25 Jahre die Beobachtungen aufzeichnen, um mindestens für die nächsten 21 Zyklen ein Berechnungsschema zu besitzen.[3]

Erst sehr viel später sollte ein schematisierter 25-jähriger Schaltzyklus eingeführt werden. Der Papyrus Carlsberg 9 enthält ein Schaltschema für die Dauer von 25 Jahren, das den Beginn der Mondmonate im ägyptischen Verwaltungskalender anzeigt. Der Papyrus wurde nicht vor 144 n. Chr. niedergeschrieben. Die ursprüngliche Originalvorlage konnte in das vierte Jahrhundert v. Chr. datiert werden und nimmt unter anderem Bezug auf die Schaltzyklen von 19 n. Chr., dem sechsten Regierungsjahr unter Tiberius, bis zum siebten Herrschaftsjahr 144 n. Chr. unter Antonius Pius.

Innerhalb des Zeitraums von 25 Jahren sind neun Schaltmonate notwendig, um zu gewährleisten, dass der erste Tag des lunaren Jahres auf den ersten Tag oder die Folgetage der Jahreszeit Achet I des ägyptischen Verwaltungskalenders fällt. Die Schaltmonate wurden im Schaltschema auf die Jahre 1, 3, 6, 9, 12, 14, 17, 20 und 23 angesetzt. Der Schaltkalender führt nur die Daten für jeden zweiten Monat auf, um etwaige Rhythmuswechsel auszugleichen. Der 25-Jahreszyklus begann wahrscheinlich mit dem 1. Thot. Die Ptolemäer übernahmen den Zyklus im dritten Jahrhundert v. Chr. und addierten zu dem darin vermerkten Datum einen Tag hinzu. Otto Neugebauer stellte in diesem Zusammenhang eine Verbindung der Zyklusdaten zu den Anfängen der ägyptischen Mondmonate im vierten Jahrhundert v. Chr. her, obwohl die Differenz der Zeitverschiebung um einen Tag auch eine Datierung in das fünfte Jahrhundert v. Chr. zulässt. Ob möglicherweise das Schaltschema im Rahmen der Herrschaft des Achämenidenreiches übernommen wurde, wird kontrovers diskutiert.

Andere Zyklen

Andere Monatszyklen im bürgerlichen Mondkalender (Zeitraum 3000 bis 1500 v. Chr.)
ZyklusdauerÄgyptische TageMondmonateMondtageAbweichungZyklus-Periode
14 Jahre
5.110 Tage
173 Lunationen
5.108,794 Tage[2]
minus 1,206 Tage
etwa 4.237 Jahre
11 Jahre
4.015 Tage
136 Lunationen
4.016,162 Tage[2]
plus 1,162 Tage
etwa 3.455 Jahre

Der Sothis-Mondkalender

Für den Sothis-Mondkalender galten ähnliche Bestimmungen wie für den bürgerlichen Mondkalender. Das synodische Lunarjahr war an den heliakischen Aufgang von Sirius geknüpft. Die Koppelung an Sirius bewirkten eine relative Konstanz der Jahreszeiten, da Sirius vom Ende des 5. bis Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. nur langsam vom 3. Juni auf den 15. Juni wanderte und nur eine Bandbreite vom 3. Juni bis 15. Juli gegeben war.

Belegt ist der Sothis-Mondkalender bereits im Mittleren Reich. Die Kenntnis der konstanten Festtage des Alten Reichs, die unverändert auch in späterer Zeit fortbestanden und an den Sothis-Mondkalender gekoppelt waren, lassen eine Existenz vor der frühdynastischen Zeit möglich erscheinen, obwohl archäologische Beweise dafür fehlen.[4]

Im Jahr 2755 v. Chr., etwa zur Zeit des Sechemib, ereignete sich das seltene Ereignis, dass sowohl die Ankunft der Nilschwemme im Delta, der heliakische Aufgang von Sirius in Memphis und der Neujahrstag des Sothis-Mondkalenders auf den 1. Achet I (19. Juni) fielen.[A 5]

Schaltregel

Richard-Antony Parker vermutet, dass der erste Mondmonat mindestens elf Tage nach dem Sothisaufgang begann; fiel der Neumond dagegen vor den elften Tag oder auf Zeitpunkt des Sothisaufgangs, wurde ein zusätzlicher Mondmonat geschaltet. Parker nimmt weiter an, dass es das Ziel war, den Sothisaufgang immer in den zwölften Mondmonat fallen zu lassen. Die elftägige Differenz nach dem Sothisaufgang erklärt Parker mit selbigen Unterschied zwischen Sonnen- und Mondjahr. Nach Parkers Hyptohese beinhaltet die von ihm angenommene Schaltregel Mondjahreslängen von 354 oder 385 Tagen, die im arithmetischem Mittel zu einem 365-tägigen schematisierten Mondjahr führen.

Die Theorie Parkers wirft technische Fragen auf, die in der Ägyptologie teilweise zu Ablehnungen dieser Schaltregel führten, zumal die entscheidende Frage bislang nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnte: Parkers Ansatz liegt die Annahme zugrunde, dass ein Jahr von 365 Tagen bekannt war. Es ist jedoch fraglich, wie eine solche Regel funktionieren sollte, ohne dass vorher ein 365-tägiges Jahr bestand. Hinzu kommt, dass in den sonst bekannten Mondkalendern ein dreizehnter Monat ohne rechnerischen Bezug auf ein 365-tägiges Jahr geschaltet wurde. Andererseits war der ägyptische Kalender im Altertum zunächst auch der einzige Kalender, der ein Jahr von 365 Tagen kannte, weshalb Vergleichsmöglichkeiten fehlen.

Ergänzend verweisen Ägyptologen auf fehlende Belege, die Parkers Schaltregel eindeutig bestätigen, da die von ihm herangezogenen altägyptischen Aufzeichnungen auch andere Verfahrensweisen zulassen. Die im Alten Reich angewendete Praxis, die fünf Schalttage des ägyptischen Verwaltungskalenders und den Tag des Sothisaufgangs dem neuen Jahr „als Tage vor dem 1. Achet I“ zuzuordnen, spricht zumindest im Alten Reich gegen Parkers „Zielvorgabe“, den Sothisaufgang immer in den zwölften Monat verlegen zu wollen.

19-Jahreszyklus

Die Sothis-Zyklusdauer ist vom geografischen Beobachtungspunkt abhängig. Für die in Frage kommenden altägyptischen Orte weisen die Sothis-Perioden Differenzen auf, die sich aber erst langfristig in den Mondzyklen auswirken. Im Gegensatz zum bürgerlichen Mondkalender fielen die Mondmonatstage im Sothis-Mondkalender schon alle 19 Jahre wieder auf denselben Tag. Berechnungsgrundlage ist das ägyptische Jahr von 365 Tagen.

Sothis-Mondzyklus (Zeitraum 2770 bis 1315 v. Chr.)[5]
Beobachtungsort1 Sothis-Jahr19 Sothis-Jahre235 MondmonateAbweichung1-Tagesverschiebung
Nildelta365,25022 Tage6939,75 Tage6939,69 Tage0,06 Tagenach 322,31 Jahren
Memphis365,25033 Tage6939,75 Tage6939,69 Tage0,06 Tagenach 296,74 Jahren
Elephantine365,25087 Tage6939,76 Tage6939,69 Tage0,07 Tagenach 255,69 Jahren

Der 19-Jahreszyklus verschob sich mit den Mondmonatstagen frühestens nach 256 Jahren um einen Tag. Der Vergleich zum bürgerlichen Mondkalender zeigt eine höhere Dynamik im Sothis-Mondkalender. Eine einfache Vorausschau war dennoch für mehrere Pharaonen-Herrschaftsperioden möglich. So hatte beispielsweise das Berechnungsschema der Mondmonatstage Ende der 12. Dynastie (1793 v. Chr.) bei Gründung der 18. Dynastie (1550 v. Chr.) in der bestehenden 19-Jahreszyklus-Periode immer noch Gültigkeit. Die Planung der religiösen Feste erwies sich im Sothis-Mondkalender als einfacher, da nur 18 statt 24 Verschiebungen innerhalb des Sothis-Mondzyklus auftraten. Gegenüber dem ebenfalls 19-jährigen Meton-Zyklus wies der Sothis-Mondzyklus im Alten Ägypten eine noch größere Präzision auf.

Ägyptischer Festtagskalender

Die Verwaltung der altägyptischen Priesterschaft war mit der Ansetzung der Termine für wichtige Ereignisse betraut. Von der Jahreszeit abhängige Feste bestimmte der Sothis-Mondkalender während der bürgerliche Mondkalender die Feierlichkeiten betraf, die an die gleichlaufenden Monate des ägyptischen Kalenders gebunden waren. Die übrigen Anlässe wurden unabhängig von den Mondkalendern an bestimmten Tagen des ägyptischen Kalenders ausgerichtet.

Über lange Zeiträume hinweg kam es aus diesen Gründen zu terminlichen Überschneidungen. Das Kriterium, welches Fest deshalb verschoben und nachgefeiert wurde, richtete sich nach der mythologischen und religiösen Bedeutung.

Literatur

  • Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens, Gerstenberg, Hildesheim 1985, ISBN 3-8067-8086-X
  • Jean Meeus, Denis Savoie: The history of the tropical year, In: The journal of the British Astronomical Association, Vol. 102, No. 1, 1992 (PDF)
  • Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth Leipzig 2000, ISBN 3-335-00400-0, Berechnungsprogramm Ephemeris Tool 4,5
  • Jean Meeus: More Mathematical Astronomy Morsels, Richmond 2002, ISBN 0-943396-74-3
  • Otto Neugebauer: A history of ancient mathematical astronomy. Springer, Berlin 2006 (Nachdruck 1975), ISBN 3-540-06995-X, S. 563–565.
  • Richard-Anthony Parker: Egyptian Astronomy, Astrology and calendrical reckoning In: Charles-Coulson Gillispie: Dictionary of scientific Biography - American Council of Learned Societies - Bd. 15, Supplement 1 (Roger Adams, Ludwik Zejszner: Topical essays), Scribner, New York 1978, ISBN 0-684-14779-3, S. 709-710.
  • Richard-Anthony Parker: The calendars of ancient Egypt, Chicago Press, Chicago 1950
  • Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950

Anmerkungen

  1. Werte gegenüber dem heutigen Wert von 29,530589 Tagen abweichend, da Berücksichtigung der Erdpräzession.
  2. Die auf den Zeitraum von 3000 bis 1500 v. Chr. bezogene durchschnittliche Mondmonatslänge von 29,530603 Tagen.
  3. Die auf den Zeitraum von 1500 bis 1 v. Chr. bezogene durchschnittliche Mondmonatslänge von 29,530597 Tagen.
  4. Die auf den Zeitraum von 3000 bis 1500 v. Chr. bezogene durchschnittliche Mondmonatslänge von 29,5306 Tagen.
  5. Das Datum des 19. Juni 2755 v. Chr. im gregorianischen Kalender entspricht dem 18. Juli im proleptischen Kalender.

Einzelnachweise

  1. Richard-Anthony Parker: The calendars of ancient Egypt. § 281.
  2. a b c d e Jean Meeus: Astronomical algorithms. Willmann-Bell, Richmond 2002, ISBN 0-943396-61-1, S. 194.
  3. Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens. S. 27.
  4. Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens. S. 16.
  5. Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.