Triumph (Nürnberg)

Triumph Werke Nürnberg AG

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RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1896
Auflösung1956
AuflösungsgrundÜbernahme durch Max Grundig und Umwandlung in die Triumph-Adler AG
SitzNürnberg, Deutschland
BrancheKraftfahrzeughersteller, Büromaschinenhersteller
Triumph BDG 250 H, Bauzeit 1952 bis 1957
Triumph Cornet II im Motorradmuseum Ibbenbüren
Triumph Boss
Triumph Tessy
Triumph Knirps

Die Triumph Werke Nürnberg AG war ein deutscher Motorrad- und Büromaschinenhersteller, der unter dem Namen New Triumph Co. Ltd, 1896 in Nürnberg, als Tochterunternehmen des Motorradherstellers Triumph Motorcycles Ltd aus Hinckley, Großbritannien gegründet wurde. Das Unternehmen war Teil der Nürnberger Motorradindustrie und stellte 1956 die Zweiradherstellung ein.

1956 wurde die Firma von Max Grundig übernommen und in die Triumph-Adler AG umgewandelt, die nur noch Büromaschinen herstellte.

Zum 1. Januar 2024 waren in Deutschland noch 2378 Triumph-Krafträder zum Straßenverkehr zugelassen.[1]

Geschichte

Der Kaufmann Siegfried Bettmann, geboren 1863, wanderte 1884 nach England aus, wo er eine Fabrik für Fahrräder gründete, aus der später das Unternehmen Triumph Motorcycles werden sollte. In seiner Heimatstadt Nürnberg gründete Bettmann 1896 zusammen mit Investoren aus dem örtlichen Handel und der Industrie eine Tochtergesellschaft, die 1897 die Produktion von Fahrrädern aufnahm.

1903 begann die Herstellung von Motorrädern mit Einbaumotoren von Minerva, Fafnir und Peugeot, die 1907 wegen mangelnder Nachfrage im Deutschen Reich wieder eingestellt wurde.

Um die saisonalen Schwankungen der Verkaufszahlen bei den Fahrrädern nicht weiterhin durch Einstellen und Entlassen von Arbeitern ausgleichen zu müssen, übernahm man 1909 die Herstellungsrechte der Schreibmaschine „Norica“ der Schreibmaschinenwerke Kührt & Riegelmann GmbH. Dieser Geschäftszweig wurde schnell zu einem wichtigen Standbein für die Firma. Die Norica-Schreibmaschine wurde vom Konstrukteur Paul Grützmann verbessert und als Triumph auf den Markt gebracht. Es handelte sich um eine vierreihige Typenhebelschreibmaschine.[2]

Des Weiteren wurden unter anderem Bettgestelle und Matratzen hergestellt. 1911 erfolgte die Umfirmierung in Triumph Werke Nürnberg AG (T. W. N.), 1913 trennte man sich von der Mutterfirma in England.

1919 wurde die Motorradproduktion mit dem Modell Knirps wieder aufgenommen, dessen Zweitaktmotor von dem der englischen Triumph Junior abgeleitet war. Um die Modellreihe mit hubraumstärkeren Modellen zu erweitern, wurden von 1924 bis 1929 Viertaktmotoren von Triumph England zugeliefert. Ab dem Modelljahr 1930 wechselte man zu Viertaktmotoren von Motosacoche (M.A.G.), erst als Zukauf und später in Lizenzfertigung. Der Bau von Motorrädern mit Viertaktmotoren endete 1938. Wie viele andere Hersteller hatte Triumph als Einstiegsmodell ab 1931 Motorfahrräder mit Einbaumotoren von Fichtel & Sachs im Angebot. Die Weiterentwicklung der kostengünstigen Zweitaktmotoren Mitte der 1930er Jahre zielte vor allem auf geringeren Verbrauch und mehr Leistung.

Maßgeblich für diese Entwicklung war Otto Reitz, der 1931 von NSU gekommen war. Er führte zuerst ab 1936 die Blockmotormodelle (B 200 und dann B 204, B254 und B 350) ein. Um die Patentgebühren für die Umkehrspülung von Adolf Schnürle zu umgehen, entwickelte Reitz andere Spülverfahren und 1939 das 250-cm³-Modell BD 250 mit 12 PS, Drehschieber-Einlasssteuerung und Doppelkolbenmotor.

„Klein-Triumph“-Schreibmaschine (1928–1934)

Von 1929 bis 1931 wurde für Exportmodelle die Marke Orial verwendet.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion durch den Schell-Plan auf das Doppelkolbenmodell BD 250 beschränkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 mit dem Vorkriegsmodell B 125 die Produktion von motorisierten Zweirädern wieder aufgenommen. Eine neue Generation von einfacheren Doppelkolbenmotoren mit Schlitzsteuerung und gemeinsamem U-Pleuel (die Vorkriegsmodelle hatten Drehschiebersteuerung und getrennte Pleuel) begründete den Erfolg der Nachkriegsmodelle BDG 125, BDG 250, der 200er „Cornet“ und der 350er „Boss“. Auch Motorroller („Contessa“, „Tessy“) und zwei Moped-Modelle („Fips“ bzw. „Knirps“) gehörten zum Programm. Für gewerbliche Zwecke bot Triumph mit den GEMO-Motoren Standmotoren mit 170, 200, 250 bzw. 450 cm³ an. Diese wurden in Rasenmähern u. ä. verbaut, unter anderem von Agria, Bungartz, Irus und Fahr. Anfang der 1950er Jahre wurde der GEMO-446-cm³-Doppelkolbenmotor mit 12 PS für den Geräteträger Alldog von Lanz geliefert, war dort jedoch thermisch überfordert, und es kam zu vielen Reklamationen.[3]

Die Doppelkolbenmotoren zeichneten sich durch einen für Zweitakter außergewöhnlich kultivierten Lauf, einen besonders fülligen Drehmomentverlauf bei niedrigen Drehzahlen (Höchstdrehzahl teilweise unter 4000 min−1) und durch geringen Benzinverbrauch aus. Im Leerlauf klangen sie fast wie Viertakter. Die Hinterradkette lief gekapselt im Ölbad und war dadurch fast wartungsfrei. Schon bald nach Wiederaufnahme der Produktion wurde das Hinterrad mit einer Geradwegfederung versehen. Die Motorräder von Triumph Nürnberg galten deshalb als besonders komfortabel, robust und alltagstauglich. Die größeren Modelle (BDG 250[Anm 1] und Boss) waren serienmäßig mit hydraulischer Hinterradbremse ausgestattet, was den einfachen Anbau eines Seitenwagens ermöglichte. Die Modelle Cornet und Boss hatten eine besonders aufwendige Ansaug- und Auspuff-Geräuschdämpfung; die voluminösen Vorschalldämpfer in den Auspuffkrümmern (zeitgenössisch „Birne“ oder „Blase“ genannt) prägten das Bild dieser Maschinen und machten sie – zusammen mit den auch mechanisch leisen Zweitaktmotoren – zu den mit Abstand leisesten Motorrädern ihrer Zeit. Ab Juli 1955 gab es die Cornet als erstes deutsches Nachkriegsmotorrad auch mit elektrischem Anlasser (Startergenerator).

Max Grundig übernahm 1956 die Firma wegen ihrer Büromaschinenfertigung, schloss sie mit den noch im selben Jahr zugekauften Adlerwerken zur Triumph-Adler AG zusammen und produzierte seitdem unter der neuen Marke nur noch Büromaschinen. Die Produktion von Motorrädern in Nürnberg wurde noch im selben Jahr eingestellt.

Motorräder

TypBaujahrHubraumMotorartLeistungHöchstgeschwindigkeit
Knirps1919–1923276 cm³Zweitakt2,2 kW/ 3 PS65 km/h
KK1923–1926298 cm³Zweitakt2,9 kW/ 4 PS75 km/h
T1924–1927550 cm³Viertakt (Coventry)2,9 kW/ 4 PS90 km/h
T II1924–1927499 cm³Viertakt (Coventry)11,8 kW/ 16 PS90 km/h
S1924–1926499 cm³Viertakt (Coventry)2,5 kW/ 3,5 PS130 km/h
K III (Knirps)1926–1928250 cm³Zweitakt4,4 kW/6 PS80 km/h
K IV1926–1928250 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS80 km/h
K V1926–1928250 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS80 km/h
K 61928–1933197 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS70 km/h
K 71928–1933197 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS70 km/h
K 81928–1933200 cm³Zweitakt4,0 kW/ 5,5 PS70 km/h
K 91928–1933200 cm³Zweitakt4,0 kW/ 5,5 PS70 km/h
K 101928–1931300 cm³Zweitakt5,9 kW/ 8 PS90 km/h
K 111928–1931300 cm³Zweitakt5,9 kW/ 8 PS90 km/h
T III1928–1930493 cm³Viertakt (Coventry)11,8 kW/ 16 PS90 km/h
T 41928–1930493 cm³Viertakt (Coventry)11,8 kW/ 16 PS90 km/h
SSK1930–1933346 cm³Viertakt (M.A.G.)11,1 kW, 15 PS115 km/h
T 3501930–1931350 cm³Viertakt (M.A.G.- Lizenz)7,4 kW/ 10 PS80 km/h
T 5001930–1931496 cm³Viertakt (M.A.G.)9,6 kW/ 13 PS90 km/h
BL 1701930–1931170 cm³Zweitakt3,7 kW/ 5 PS70 km/h
RR 7501930–1933741 cm³Viertakt (M.A.G.)11,8 kW/ 16 PS105 km/h
KV 2001930–1934200 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS70 km/h
KV 2501930–1934250 cm³Zweitakt5,9 kW/ 8 PS80 km/h
SK 2501930–1934250 cm³Zweitakt5,9 kW/ 8 PS80 km/h
RL 301932–1935198 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS70 km/h
Noris 2001932–1935198 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS70 km/h
TM 5001932–1937500 cm³Viertakt (M.A.G.- Lizenz)9,6 kW/ 13 PS95 km/h
SST 5001932–1933500 cm³Viertakt (M.A.G.)14,8 kW/ 20 PS120 km/h
STM 5001932–1937500 cm³Viertakt (M.A.G.- Lizenz)14,8 kW/ 20 PS120 km/h
Kongress1932–1937346 cm³Viertakt (M.A.G.- Lizenz)6,6 kW/ 9 PS90 km/h
SKL 2001933–1934197 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS75 km/h
200 K1934–1937197 cm³Zweitakt4,4 kW/ 6 PS70 km/h
TS 1001934–193698 cm³Zweitakt2,2 kW, 3 PS55 km/h
B 2001936–1937197 cm³Zweitakt5,1 kW, 7 PS80 km/h
B 2041936–1939197 cm³Zweitakt5,1 kW, 7 PS80 km/h
B 2541936–1939247 cm³Zweitakt6,3 kW, 8,5 PS92 km/h
B 3501936–1939346 cm³Zweitakt8,9 kW, 12 PS110 km/h
S 3501937–1938346 cm³Zweitakt8,9 kW, 12 PS110 km/h
S 5001937–1938496 cm³Viertakt (M.A.G.- Lizenz)14,8 kW/ 20 PS125 km/h
B 1251939–1949122 cm³Zweitakt3,1 kW/ 4,2 PS75 km/h
BD 2501939–1943248 cm³Zweitakt8,9 kW/ 12 PS110 km/h
BDG 2501949–1957248 cm³Zweitakt8,9 kW/ 12 PS110 km/h
BDG 1251950–1957123 cm³Zweitakt4,6 kW/ 6,25 PS90 km/h
Cornet1953–1957197 cm³Zweitakt7,4 kW/ 10 PS102 km/h
Boss1953–1957344 cm³Zweitakt11,8 kW/ 16 PS120 km/h
Knirps Moped1953–195747 cm³Zweitakt1,0 kW/ 1,3 PS45 km/h
Contessa1955–1957197 cm³Zweitakt7,4 kW/ 10 PS95 km/h
Tessy1956–1957125 cm³Zweitakt5,5 kW/ 7,5 PS80 km/h
Tessy Super1956–1957150 cm³Zweitakt6,2 kW/ 8,5 PS80 km/h
Fips Standard1955–195747 cm³Zweitakt (Sachs-50 Motor)0,7 kW/ 1 PS45 km/h
Fips Export1956–195747 cm³Zweitakt (Sachs-50 Motor)0,7 kW/ 1 PS45 km/h
Sportfips1956–195747 cm³Zweitakt (Sachs-50 Motor)0,7 kW/ 1 PS45 km/h

Automobilproduktion

1933 stellte das Unternehmen auch Automobile her. Das einzige Modell war ein Dreirad. Damals waren solche Fahrzeuge steuerfrei. Für den Antrieb sorgte ein Motor mit 350 cm³ Hubraum, der das einzelne Hinterrad antrieb. Die Coupé-Karosserie bot Platz für zwei Personen. Die Anzahl der produzierten Exemplare blieb gering.

Literatur

Commons: Triumph – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Nach Testberichten von Helmut Hütten hatten die BDG 250 von 1949, das Modell mit Geradweghinterradfederung (1950/51) und die BDG 250 S von 1952 vorn und hinten normale Trommelbremsen mit 150 mm Durchmesser. Siehe TWN-Triumph-Presse BDG 250 auf meisterdinger.de.

Einzelnachweise

  1. Fahrzeugzulassungen (FZ) – Bestand an Personenkraftwagen und Krafträdern nach Marken oder Herstellern 1. Januar 2024 – FZ 17. (XLS) In: kba.de. Kraftfahrtbundesamt, Juni 2024, abgerufen am 20. Juni 2024.
  2. Ernst Martin: Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte. Eigenverlag, 1949, S. 246 f.
  3. https://de.wikibooks.org/wiki/Traktorenlexikon:_Lanz_Alldog_A_1205