Schlacht am Trasimenischen See

Lage des Trasimenischen Sees im heutigen Italien

Die Schlacht am Trasimenischen See war ein Ereignis während des Zweiten Punischen Krieges, bei dem der karthagische Feldherr Hannibal zwei römische Heere vernichtend schlug. Die Schlacht fand im Frühjahr 217 v. Chr. statt. Die Einzelheiten der Schlacht wurden durch die Schriften der antiken römischen Schriftstellern Titus Livius und Polybios überliefert. Quellen, die dieses Ereignis aus karthagischer Sicht schildern, sind dagegen nicht bekannt.

Der geschichtliche Rahmen der Schlacht am Trasimenischen See

Die Punischen Kriege waren Machtkämpfe um die Vorrangstellung im Mittelmeerraum. Die Kontrahenten waren das Punische Reich mit seiner Hauptstadt Karthago sowie das Römische Reich, das zum Beginn dieser Kriege erst im Aufbau war und in erster Linie ein Bündnissystem der Stadt Rom mit umliegenden Stämmen darstellte.

Der Erste Punische Krieg endete im Jahre 241 v. Chr. mit der Niederlage der Karthager in der Schlacht bei den Ägatischen Inseln. Karthago verlor damit seine Besitzungen auf Sizilien. In der Folge wurden Sizilien, Korsika und Sardinien zu römischen Provinzen. Ungeachtet seiner Niederlage konnte Karthago dagegen seine Vorherrschaft auf der Iberischen Halbinsel ausbauen und begann im April 218 von dort aus seinen Feldzug gegen die Römer. Der Grund war, dass Karthago die Forderung der Römer, Hannibal wegen einer angeblichen Vertragsverletzung auszuliefern, ablehnte und Rom Karthago den Krieg erklärte.

Die Ereignisse vor der Schlacht

Der Zug durch die Iberische Halbinsel und die Überquerung der Alpen

Hannibal wählte für seinen Angriff auf Rom den Landweg; karthagische Kundschafter hatten zuvor die Gebiete erkundet, durch die das karthagische Heer ziehen würde und mit den Gallierstämmen den freien Durchzug des punischen Heeres ausgehandelt. Einige keltische Stämme hatten sogar Unterstützung im Kampf gegen Rom zugesagt. Auch die Überquerung der Alpen schien den Kundschaftern möglich.

Mit einer Armee bestehend aus 50.000 Mann, 9.000 Reitern und 37 Kriegselefanten überquerte Hannibal die Pyrenäen, zog dann zur Rhone, durchquerte Südfrankreich und erreichte wahrscheinlich im späten Oktober 218 v. Chr. die Alpen, die er in 15 Tagen überquerte. Der Historiker Nigel Bagnall schätzt, dass nach der Alpenüberquerung Hannibals Heer noch aus 34.000 Mann bestand. Die Verkleinerung des Heeres ist nicht nur auf Verluste durch verschiedene kleinere Auseinandersetzungen mit römerfreundlichen Stämme und auf die strapaziöse Alpenüberquerung zurückzuführen; Eine Reihe von karthagischen Soldaten wurde auch auf die Iberische Halbinsel zurückgesandt, weil ihre Militärzeit endete, einige desertierten, andere Soldaten wurden entlang der Wegstrecke postiert.

Hannibals Vormarsch war den Römern bekannt. Da Hannibal mit seiner Apenninüberquerung warten mußte, bis der Winter vorbei war, hatten die Römer ausreichend Zeit, sich mit zwei Armeen in der Nähe der Städte Ariminium (heute: Rimini) und Arretium (heute: Arezzo) zu postieren. Ziel dieser Aufstellung war es, Hannibals Streitmacht dort zu stellen und von beiden Heeren in die Zange zu nehmen und aufzureiben. Die beiden Heere wurden von den beiden Konsuln jenes Jahres, Gnaeus Servilius Geminus und Gaius Flaminius, angeführt.

Die Überquerung des Apennin

Durch Späher war Hannibal über den Aufmarsch der beiden römischen Heere informiert. Um der gefährlichen Situation zu entgehen, überraschte er die römischen Strategen ein weiteres Mal: Er überquerte den Apennin beim ersten Anzeichen von Frühling, also weit bevor die Pässe sicher waren. Dabei verlor er eine große Zahl von Soldaten sowie - bis auf einen - alle noch mitgeführten Elefanten. Nach der Passüberquerung schwächten die Hochwasser führenden Flüsse und die Frühjahrsüberschwemmungen durch die Schneeschmelze seine Streitmacht weiter. Doch die Überraschung war gelungen: Die beiden römischen Heere, die noch nicht einsatzbereit waren, hatten den Vormarsch nicht verhindern können und mussten nun der karthagischen Streitmacht nacheilen, die sich scheinbar auf dem Durchmarsch nach Rom befand.

Zu einem ersten kurzen Gefecht zwischen karthagischen und römischen Truppen war es bereits am Fluss Flavius gekommen. Die zweite militärische Konfrontation fand am Fluss Trebia statt. Hier erzielte Hannibal seinen ersten großen Sieg gegen die Römer, bei dem zahlreiche römische Soldaten ihr Leben verloren.

Nach diesem Sieg nutzte Hannibal seine numidische Reiterei, um die letzten Bastionen der Römer in der Po-Ebene zu gewinnen und eroberte mit Victumulae einen römischen Handelsstützpunkt nahe Placentia. Livius berichtet von grausamen Plündereien durch Hannibals Truppen. Da dieser bis dahin durchgängig mit einer Politik der Milde versucht hatte, römische Bundesgenossen auf seine Seite zu ziehen, wird es von heutigen Historikern für möglich gehalten, dass dies eine Übertreibung oder gar Erfindung des römischen Historikers ist.

Der einbrechende Winter verzögerte Hannibals weitere Truppenbewegungen. Erst im Vorfrühling begann Hannibal mit der Überquerung des Apennin, wobei er nicht die übliche Route nahm, wo ihn der römische Konsul Flaminius mit seinen Truppen erwartete, sondern eine Strecke über Faesulae (das heutige Fiesole). Der Weg führte vier Tage lang durch unwegsames Sumpfgelände, so dass Hannibals Truppen sowohl Zug- und Transporttiere dabei verlor als auch sein Heer in hohem Maße erschöpfte. Den qualvollen Marsch von Hannibals Truppen durch den Sümpfe des Arnos hat der römische Historiker Livius überliefert, wobei seine Beschreibung das karthagische Heer nicht objektiv darstellt:

Obwohl sich ihm ein anderer längerer, doch bequemerer Weg zeigte, schlug [Hannibal] den näheren Weg durch die Sümpfe ein, wo der Fluß Arno in diesen Tagen stärker als gewöhnlich über die Ufer getreten war. Den Spaniern und Afrern - diese waren die gesamte Kerntruppe seines altgedienten Heeres - befahl er, die Spitze zu übernehmen...Die Gallier sollten folgen, damit sie die Mitte des Heerzuges bildeten und als letzte sollten die Reiter ziehen. Danach sollte Mago mit seinen Numidern ohne Gepäck den Zug abschließen und dabei besonders die Gallier zusammenhalten, wenn sie des langen, mühseligen Weges überdrüssig auseinanderlaufen oder Halt machen wollten. Denn dieses Volk ist solchen Strapazen gegenüber weichlich. .. Am meisten von allem rieb sie das Wachbleiben auf, das sie schon vier Tage und drei Nächte hatten ertragen müssen. Da alles die Wassermassen bedeckten und sich nichts finden ließ, wo sie auf trockenem Grund ihre müden Leiber hätten ausstrecken können, türmten sie Gepäck im Wasser aufeinander und legten sich darauf. (Livius, Der Punische Krieg, Buch 22, Kapitel 2)

Der Weg durch Etrurien

Etrurien, das Land zwischen Arno und Tiber, war zu dem damaligen Zeitpunkt ein wichtiger Bündnispartner Roms. Er diente auch als Pufferzone gegen Invasoren aus dem Norden. Beim Durchmarsch durch Etrurien behielt Hannibal seine anfängliche Politik der Milde gegenüber römischen Bundesgenossen bei; mit dem Erreichen von Arretium jedoch änderte sich das Vorgehen der punischen Truppe. Es kam zu Plünderungen und zu Verwüstungen von Feldern und Bauernhöfen. Dies kann sowohl eine Reaktion auf Forderungen nach Kriegsbeute durch punische Truppenteile zurückzuführen sein als auch bewusste Politik Hannibals, um die Versorgung der römischen Truppen zu erschweren und um Flaminius zu einem Angriff zu provozieren. Tatsächlich setzte der römische Truppenteil unter Leitung des Konsuls Flaminius Hannibals Truppen nach, ohne auf eine Truppenverstärkung durch den Teil des römischen Heeres zu warten, der unter der Leitung des Konsuls Servilius stand. Hannibals bisherige Truppenbewegungen legten außerdem nahe, dass er sich auf dem direktem Vormarsch in Richtung Rom befand. Auch dies musste Flaminius und seine Truppen dazu zwingen, sich so rasch wie möglich Hannibals Heer zu stellen.

Von den Plünderungen und Verwüstungen durch Hannibals Truppen blieb dagegen die Stadt Cortona, etwas nördlich des Trasimenischen Sees - dem heutigen Lago Trasimeno - , unberührt. Für die Römer bot sich diese Stadt daher als Versorgungsstation an. Es ist nicht auszuschließen, dass Hannibal das bei seinem Vorgehen berücksichtigte.

Am Vorabend der Schlacht

Durch den intensiven Einsatz von Spähern war Hannibal über alle Truppenbewegungen seiner Gegner sowie das vor ihm liegende Terrain sehr gut informiert. Ein stark bewaldeter Höhenzug, der den Trasimenischen See vom Tiber trennte und dabei nur einen schmalen Uferstreifen für den Durchzug eines Heeres freiließ, nutzte er zur Vorbereitung eines Hinterhaltes: Er versteckte sich mit seinem Heer entlang des nordöstlichen Ufers auf einer Länge von etwa 10 Kilometern in diesen Wäldern. Das ihm nacheilende Heer des Konsuls Gaius Flaminius schlug ein Nachtlager am nördlichen Ufer des Sees auf, da dies der einzig sinnvolle Weg nach der Versorgung in Cortona war, ohne dass Kundschafter die Umgebung auf feindliche Truppen durchsuchten. Der Konsul glaubte Hannibal weit vor sich, im direkten Vormarsch auf Rom. Möglicherweise wollte er seinen Truppen, der notwendigen Eilmärsche wegen, auch ausgiebige Ruhe gönnen. Flaminius ist dies immer wieder als mangelnde Vorsicht ausgelegt worden und als der Fehler, der Hannibals Taktik aufgehen ließ. Der Historiker Nigel Bagnall verteidigt jedoch Flaminius Verzicht auf das Auskunden von Hannibals Truppenbewegung:

Sicherlich könnte man bemängeln, dass Flaminius es versäumte, seine Kavallerie einzusetzen, um jede von Hannibals Bewegungen beobachten zu lassen, aber bei genauerem Hinsehen wird man zugestehen, daß gerade die römische Kavallerie der karthagischen weit unterlegen war. Es mangelte ihr an Training und Erfahrung, und hätte sie es allein unternommen, Hannibal auszuspionieren, wäre sie wohl eine leichte Beute für die weit überlegenen berittenen Numider gewesen, die das Land nach Belieben durchzogen. Die Schuld liegt nicht bei Flaminius oder irgendeinem anderen Feldherrn, sondern bei dem römischen System der Kriegführung an sich. Es war die taktische Doktrin, die mangelhaft war.

Die Schlacht

Schlachtordnung nach Krohmeyers Schlachtenatlas

Hannibals Falle

Am frühen Morgen brachen die Römer das Lager ab und machten sich auf den Weg Richtung Tiber. Sowohl Livius als auch Polybios behaupten, dass ungewöhnlich dichter Nebel über dem See und es den Hauptleuten unmöglich war, die marschierende Truppe im Auge zu behalten. Eine Reihe heutiger Historiker wie beispielsweise Nigel Bagnall halten dies für eine Zuschreibung der römischen Geschichtsschreibung, um das Desaster zu entschuldigen, das sich in den nächsten Stunden ereignen sollte.

In jedem Fall zwang der schmale Uferbereich die römischen Soldaten hintereinander zu gehen; das hatte zur Folge, dass sich die Truppen über eine sehr lange Strecke verteilten. In den Wäldern über den römischen Truppen warteten Hannibals Leute, bis sich alle Römer auf dem Marsch entlang des Seeufers befanden. Dann schlossen sie Zugang und Ausgang.

Von den Höhen stürzten sich die Truppen Hannibals auf die völlig überraschten Römer. Das geschah zeitgleich auf der gesamten Länge der Falle. Die römischen Hauptleute, die laut Livius und Polybios durch den Nebel nicht erkennen konnten, was vor sich ging, gaben zu spät den Befehl zur Kampfbereitschaft: Die Truppen waren auf einen Marschtag eingerichtet und hielten die Waffen nicht griffbereit.

Der Römer merkte am Gebrüll, das sich an allen Seiten erhob, noch bevor er es deutlich sah, daß er umzingelt sei, und der Kampf begann vorn und in den Flanken früher, als daß die Schlachtreihe gehörig aufgestellt oder die Waffen zum Kampf gerüstet und die Schwerter gezückt werden konnten. ...Indes konnte vor Lärm und Getümmel weder Rat noch Befehl vernommen werden, und [die Römer] erkannten nicht nur ihre Feldzeichen, Reihen und ihren Platz nicht, sondern ihr Mut reichte auch kaum aus, die Waffen zu ergreifen und zur Schlacht zu rüsten, und manche wurden mehr unter ihrer Last als unter ihrem Schutz überwältigt. Und in so starkem Nebel taten die Ohren besseren Dienst als die Augen. Nach dem Gestöhn der Verwundeten, nach dem Laut der getroffenen Körper oder Waffen und nach dem Durcheinander von wildem und änstlichem Geschrei wandten sich Gesicht und Augen umher. (Livius, Der Punische Krieg, Buch 22, Kapitel 5 und 6)

So wurden viele Römer bereits in den ersten Minuten der Schlacht wehrlos getötet. Andere Soldaten, die den ersten Ansturm überstanden hatten, flohen in den See hinein. Polybios schreibt über diese:

Diejenigen, die zwischen Ufer und Hang überrascht wurden, starben in schamvoller und elender Weise; vom Ansturm in den See gezwungen versuchten einige in ihrem namenlosen Terror trotz Rüstung zu schwimmen und versanken und ertranken; eine größere Anzahl floh soweit sie konnte in den See hinein und blieb erst stehen, als sie nur noch mit den Köpfen aus dem Wasser ragten. Und als die [karthagische] Reiterei den [römischen Soldaten] in den See folgte und diese den sicheren Tod vor Augen hatten, hoben sie ihre Hände, boten ihre Aufgabe an und flehten mit jeglichem erdenklichen Grund um Gnade und wurden letztlich doch vom Feind erledigt oder baten in einigen Fällen ihre Kameraden um die Gnade des Todesstoßes oder fügten ihn sich selbst zu.

Nur im vorderen Bereich der Falle konnte eine Vorhut von 6.000 römischen Soldaten entkommen. Nachdem sie im Kampf am Seeufer nicht mehr benötigt wurde, setzte die karthagische Kavallerie unter Hauptmann Maharbal, die zuvor die Sperre am Ausgang der Falle bildete, den Fliehenden nach und setzte sie nach kurzer Zeit gefangen.

Als Konsul Servilius, der die andere römische Armee leitete, hörte, dass Konsul Flaminius in ein Gefecht verwickelt war - über die Größenordnung des Angriffs war er sich augenscheinlich nicht im Klaren - sandte er 4.000 Reiter seiner eigenen Armee zur Unterstützung seines Amtskollegen aus. Diese Reiter wurden von Hauptmann Marhabal und seiner Kavallerie abgefangen und ebenfalls vernichtend geschlagen. 2.000 römische Reiter starben, die restlichen 2.000 Reiter wurden gefangen genommen.

Die Verluste

Von den 25.000 Soldaten der Armee des Konsuls Flaminius starben 15.000; 6.000 wurden gefangen und 4.000 wurden auf der Flucht zerstreut. Damit war das Heer des Konsuls Flaminius, der selbst zu den Toten gehörte, komplett aufgerieben. Die Armee des Konsuls Servilius war ihres schlagkräftigsten Truppenteils, der kompletten Kavallerie mit 4.000 Mann, verlustig gegangen und dadurch personell und taktisch schwer geschwächt.

Auf Hannibals Seite gab es 1.500 Tote, die meisten davon keltische Hilfstruppen, die Hannibal vor der Querung der Alpen hatte anwerben können. Seine Hauptarmee blieb fast unbeschadet.

Die römische Armee hatte ihre bis dahin größte Niederlage hinnehmen müssen. Sie blieb aber nur kurze Zeit die größte Niederlage: im Jahr darauf starben bei Cannae, ebenfalls in einer Schlacht gegen Hannibal, 60.000 Römer.

Politische Folgen

Die Ziele Hannibals nach der Schlacht

Hannibal versuchte, die gewonnene Schlacht nicht nur militärisch, sondern auch politisch zu nutzen. Da er im Bereich der Verbündeten Roms agierte, bemühte er sich, sie auf seine Seite zu ziehen. Das geschah, indem Hannibal die Gefangenen aus Ländern, die zu Roms Verbündeten gehörten, ohne Lösegeldforderungen freiließ. Tatsächlich begann Rom, sich vor solchen abfallenden Bündnispartnern zu fürchten. Im weiteren Verlauf des Kriegszugs wurde aber deutlich, dass Hannibal selbst das Überlaufen von Roms Verbündeten verhinderte. Er zerstörte bei seinen weiteren Kriegszügen weiterhin die Felder und Höfe, um seinen Gegnern die Versorgung abzuschneiden. Da dies aber die Felder der Bündnispartner Roms betraf, waren diese ihm natürlich nicht besonders wohl gesonnen. Keine einzige Stadt in Umbrien und Etrurien, den betroffenen Gebieten, öffnete Hannibal freiwillig die Tore.

Die Reaktion Roms auf die Niederlage

Im Rom kam es bei der ersten Kunde von dieser Niederlage auf dem Forum unter ungeheurem Schrecken und Verwirrung zu einem Volksauflauf. Vornehme Frauen irrten durch die Straßen und fragten, wen sie trafen, nach der plötzlichen Unglücksbotschaft und nach dem Schicksal des Heeres....Und obwohl sie von [Prätor Marcus Pomponius] nichts Bestimmteres zu hören bekamen, brachten sie doch - der eine vom anderen mit Gerüchten erfüllt - nach Hause: Der Konsul sei mit einem großen Teil der Truppen erschlagen, es seien nur wenige übrig, die entweder auf der Flucht allenthalben über Etrurien verstreut oder vom Feinde gefangen seien. (Livius, Der Punische Krieg, Buch 22, Kapitel 7)

Angesichts der schweren Niederlage, die Rom am Trasimenischen See erlitten hatte, erklärte der römische Senat, Rom befände sich in einem Staatsnotstand. Ein Konsul war tot, der andere nicht erreichbar; die Hälfte des Römischen Heeres war vernichtet und der Feind bedrohte die Stadt Rom. Eine starke Führung schien nötig. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ernannte Rom einen Alleinherrscher für die Dauer der Staatskrise. Sie nannten dieses Amt, das seit der Stadtgründung für solch einen Fall vorgesehen war, "Dictator". Die Volksversammlung berief Quintus Fabius Maximus in dieses Amt, ein Mann, der ruhig und pflichtbewusst diese Aufgabe erfüllte, dem Amt die notwendige Würde und Kraft verlieh und es am Ende der Staatskrise freiwillig zurück in die Hände des Senats gab - ein Idealist, der seine Machtfülle nutzte, aber nicht missbrauchte. Seinem besonnenen, verantwortungsbewussten Handeln verdankte dieses Amt seinen guten Ruf; dennoch sollte es 200 Jahre später in der Person des Diktators Sulla mit zum Untergang der res publica beitragen.

Die Ursache für den Untergang des römischen Heeres wurde allein dem Verhalten des Flaminius zugeschrieben. Er sei übermütig gewesen und habe die Scheu vor den Gesetzen und der Würde des Senats und der Götter verloren, urteilte wenige Jahrzehnte später Livius, der in seiner Historie des Punischen Krieges auch beschreibt, wie Flaminius alle Anzeichen des nahenden Unglücks in seinem Kriegseifer übersieht. Weder das römische Feldzeichen, das sich nicht aus dem Boden lösen lässt, als das römische Heer loszieht, noch das Zusammenbrechen des Reitpferdes von Flaminius hätten den römischen Feldherrn von seinem Vorhaben abgehalten. Die ihm nachgeordneten Heerführer dagegen seien mit dem Vorgehen des Flaminius nicht einverstanden gewesen und hätten darüberhinaus die Zeichen der Götter richtig gedeutet.

Fabius Maximus dagegen ließ die Sybyllinischen Bücher konsultieren, gelobte Götteropfer für den Erfolg Roms, ordnete ein Bittfest an und ergriff darüberhinaus Vorbereitungsmaßnahmen für einen Angriff Hannibals auf den unmittelbaren Herrschaftbereich Roms, indem er unbefestigte Städte evakuieren ließ, Brücken abbrach und Landstriche vorsorglich niederbrannte.

Der Angriff Hannibals blieb jedoch aus. Hannibal zog weiterhin mit seinen Truppen durch Italien. Die nächste entscheidende Schlacht ereignete sich erst in Cannae im Jahre 216.

Archäologischer Befund

Bei archäologischen Grabungen am Nordufer des Trasimenischen Sees (dem heutigen Lago Trasimeno nahe der Stadt Perugia in der Region Umbrien) wurden Massengräber mit Waffen gefunden, die sich ins dritte Jahrhundert v. Chr. datieren lassen. Man hat darüberhinaus auch Brandgräber gefunden, wie man sie auch vom Schlachtfeld von Cannae kennt, wo ein Jahr später die nächste verheerende Niederlage der Römer stattfand.

Der Verlauf des heutigen Seeufers entspricht nicht mehr dem Uferverlauf vor mehr als 2.200 Jahren. Insbesondere durch die Anlegung eines Kanals im 15. Jahrhundert hat sich der Wasserspiegel des Sees deutlich abgesenkt. Auf einer Weglänge von etwa 3 km ist der Uferweg jedoch noch direkt von Hügeln begrenzt.

Literatur

Römische Quellen

  • Titus Livius: Der Punische Krieg, übersetzt und herausgegeben von Hans Armin Gärtner, Alfred Körner Verlag, Stuttgart 1968. Die Ereignis rund um die Schlacht am Trasimenischen See beschreibt Livius in seinem 22. Buch; Zitiert sind Auszüge der Kapitel 2, 3, 5, 6 und 7

Weitere Literatur

  • A.J. Toynbee: Hannibal's Legacy. The Hannibalic war's effect on Roman Life, London, 1965, 2 Bände
  • Der große Ploetz, Zweitausendeins, 32.Auflage, Frankfurt 1998, S.227
  • Propyläen Weltgeschichte, Hrsg. Golo Mann und Alfred Heuß, Band 4, Rom und die römische Welt, Propyläen Verlag, Frankfurt 1963, S. 123f
  • Nigel Bagnall: Rom und Karthago - Der Kampf ums Mittelmeer, Siedler Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-88680-489-5, zitiert ist S. 223f
  • Heftner, Herbert: Der Aufstieg Roms. - Regensburg : Pustet, 1997 (dort auch weiterführende Literatur).
  • Klotz, Alfred: Appians Darstellung des Zweiten Punischen Krieges. - Paderborn : Schöningh, 1936
  • Schwarte, Karl-Heinz: Der Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges. - Wiesbaden : Steiner, 1983
  • Staude, Georg: Untersuchungen zum Zweiten Punischen Krieges. - Jena, Univ. Diss., 1911


Siehe auch: Liste von Schlachten, Liste von Kriegen