Bei der Schachweltmeisterschaft 1892 verteidigte Weltmeister Wilhelm Steinitz seinen Titel zum zweiten Mal erfolgreich gegen Michail Tschigorin. Der Zweikampf fand in Havanna statt.
Zum zweiten Mal nach 1889 hatte sich der sehr vermögende Schachklub von Havanna bereit erklärt, einen WM-Kampf zu finanzieren und organisieren. Als Kontrahenten hatte Steinitz sich ursprünglich den deutschen Meister Siegbert Tarrasch gewählt, aber dieser scheute die lange Seereise. So bekam Tschigorin nach seiner Niederlage im WM-Kampf 1889 die Chance zur Revanche.
Mit Tschigorin hatte sich Steinitz im April 1890[1][2] einen telegraphischen Wettkampf über zwei Partien geliefert, um einen Disput um zwei Eröffnungsvarianten zu entscheiden, und verloren.
Organisation und Regeln
Der Wettkampf war zunächst auf die Punktemehrheit in 20 Partien angesetzt und sollte in diesem Zeitraum enden, sobald einer der Spieler mit 10½ Partien uneinholbar in Führung lag. Bei Gleichstand von 10:10 nach 20 Partien sollte weitergespielt werden, bis einer der Spieler 10 Partien gewonnen hätte.
Verlauf
Das Match verlief dramatisch. Der 14 Jahre jüngere Herausforderer gewann gleich zum Auftakt und lag bei hin und her wogendem Wettkampfstand mehrheitlich in Führung. Nach 19 Partien führte Tschigorin mit 10:9 und war somit nur noch ein Remis vom Sieg im Wettkampf entfernt, doch Steinitz schaffte mit einem Sieg in der 20. Partie den Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt hatte jeder Spieler je 8 Partien gewonnen und bedurfte noch zweier Siege für den Sieg im Wettkampf. Nach einem Remis in der 21. Partie gewann Steinitz die 22. Partie. In der folgenden Partie gewann Tschigorin eine Figur und hatte eine klare Gewinnstellung, übersah dann aber ein Matt in zwei Zügen und verlor, wonach Steinitz den Wettkampf gewonnen hatte.
