Kabinett Ribot V

5. Kabinett Alexandre Ribot - Le Pays de France 23. September 1917

Das fünfte Kabinett Ribot war eine Regierung der Dritten Französischen Republik. Es wurde am 20. März 1917 von Premierminister (Président du Conseil) Alexandre Ribot gebildet und löste das Kabinett Briand VI ab. Es blieb bis zum 7. September 1917 im Amt und wurde vom Kabinett Painlevé I abgelöst.

Dem Kabinett gehörten Minister der Union sacrée (Allparteienregierung) an: Fédération républicaine (FR), Parti républicain, radical et radical-socialiste (PRRRS), Parti républicain-socialiste (PRS), Parti républicain démocratique (PRD), Radicaux indépendants (RI), Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO) und Action libérale populaire (ALP).

Kabinett

Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

Unterstaatssekretäre

Dem Kabinett gehörten folgende Sous-secrétaires d’État an:

  • Premierminister, zuständig für die Blockade: Denys Cochin (ALP)
    • ab 2. August 1917: Albert Métin[6] (PRRRS)
  • Finanzverwaltung: Albert Métin
  • Marine (ab 10. August 1917): Jacques-Louis Dumesnil[7] (PRS)
  • Handelsmarine: Louis Nail (PRRRS)
  • Verkehr: Albert-André Claveille[8]
  • Allgemeine Verwaltung der Armee: René Besnard[9] (PRRRS)
  • Militärischer Gesundheitsdienst: Justin Godart[10] (PRRRS)
  • Militärische Luftfahrt: Daniel Vincent (PRRRS)
  • Erfindungen, die für die Landesverteidigung von Interesse sind: Jules-Louis Breton[11] (PRS)
  • Kriegsproduktion: Louis Loucheur (PRD)
  • Arbeit und soziale Vorsorge: Constant Roden[12] (RI)
  • Öffentlicher Unterricht und schöne Künste: Albert Dalimier (PRRRS)

Historische Einordnung

Meuereien von 1917: Brief Pétains an den Kriegsminister vom 29. Mai 1917

Der Kongress der Vereinigten Staaten stimmte am 6. April 1917 für den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten an der Seite der Alliierten. Die ersten amerikanischen Truppen trafen am 26. Juni in Saint-Nazaire ein. Am 21. Oktober wurden sie an die Westfront geschickt.

Am 16. April begann die Offensive gegen die deutschen Linien, die von General Nivelle vom Chemin des Dames aus gestartet wurde. Die V. (Mazel) und VI. (Mangin) französischen Armeen starteten die Offensive an der Aisne. Die Franzosen setzen zum ersten Mal die Schneider-Panzer ein.[13] Die Offensive, die sich als sehr tödlich erwies – dreißigtausend Soldaten in zehn Tagen – führte ab dem 17. April zu Meutereien in der französischen Armee.[14] Am 17. April kam es zur erste kollektiven Gehorsamsverweigerung in der französischen Armee in Aubérive.[15] Am 29. April meuterte das 20. Infanterieregiments, das am Chemin des Dames eingesetzt wurde; die Akte des Ungehorsams betrafen zwei Drittel der Divisionen. Es kam zu 3.500 Verurteilungen, 554 Todesurteilen und 30 bis 50 Hinrichtungen.[16]

Am 11. Mai 1917 begann eine Streikwelle, die von den Arbeiterinnen der Pariser Modehäuser ausgelöst wurde und die bis Juni andauerte.[17][18]

Das System der Geheimausschüsse wurde fortgesetzt.[A 1] Der Prozess gegen Mata Hari, die am 13. Februar wegen Spionage für Deutschland verhaftet worden war, führte am 25. Juli zum Todesurteil. Am 31. Juli 1917 wurde – auf Basis der caillauxschen Einkommenssteuerreform – eine umfangreiche Änderung der Steuergesetze beschlossen.[A 2]

Die Regierung stürzte über den Malvy-Skandal. Innenminister Malvy war von der extremen Rechten um Léon Daudet, den Chefredakteur der Action française, des Geheimnisverrats beschuldigt worden. Eine vom Innenministerium subventionierte Zeitung, Le Bonnet rouge[19], hatte Geld aus Deutschland erhalten. Nachdem Clemenceau im Parlament erklärt hatte: „Herr Innenminister, ich klage Sie an, die Interessen Frankreichs verraten zu haben!“ trat Malvy zurück.[20][21]

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Anmerkungen

  1. Siehe Kabinett Briand V
  2. Das Steuergesetz von 1917, das am 31. Juli mitten im Ersten Weltkrieg als Beitrag zu den Kriegsanstrengungen verabschiedet wurde, führte eine tiefgreifende Reform der Besteuerung in Frankreich ein. Das Gesetz verschärfte die Besteuerung von Kapital und führte eine Steuer auf Gewinne ein, die je nach Höhe der Gewinne stark variierte, und mit ihr das Prinzip der Abschreibung von Investitionen in der Buchhaltung, wodurch die Unternehmen, die am meisten investierten, nicht mehr benachteiligt wurden. Es förderte in den 1920er Jahren eine beispiellose Entwicklung der Industrie in Frankreich. Siehe hierzu weiterführend fr:Loi fiscale de 1917 in der französischsprachigen Wikipédia.

Einzelnachweise

  1. Charles, Jean, Charles Chaumet. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  2. Fernand David. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  3. Joseph, Marie, Philippe Thierry. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  4. George Desplas. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  5. Charles Guernier. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  6. Albert Métin. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 27. November 2023 (französisch).
  7. Jacques-Louis Dumesnil. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  8. CLAVEILLE Albert Ancien sénateur de la Dordogne. In: Sénat. Abgerufen am 27. November 2023 (französisch).
  9. René Besnard. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  10. Justin Godart. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 21. November 2023 (französisch).
  11. Jules-Louis Breton. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 27. November 2023 (französisch).
  12. Constant, Ildefonse, Benoît Roden. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 27. November 2023 (französisch).
  13. Henri Castex: L’affaire du Chemin des Dames. Éditions Imago, 1998, ISBN 978-2-84952-512-8, S. 145.
  14. Jean-Jacques Becker und Serge Berstein: Victoire et Frustrations (1914–1929). Points, 2014, ISBN 978-2-7578-3949-2 (google.de).
  15. Dossier thématique 1914-1918. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 28. November 2023 (französisch).
  16. Gérard Noiriel: Une histoire populaire de la France : De la guerre de Cent Ans à nos jours. Agone, 2018, ISBN 978-2-7489-0302-7 (google.de).
  17. Jean-Louis Robert: Les ouvriers, la patrie et la révolution : Paris 1914–1919. Presses Univ. Franche-Comté, 1995, ISBN 978-2-251-60592-0 (google.de).
  18. Paulette Bascou-Bance: La mémoire des femmes : anthologie. Les Guides MAF, 2002, ISBN 978-2-914659-05-5 (google.de).
  19. C.E. Ladjimi: Affaire du « Bonnet rouge ». (PDF) In: bdic.fr. Abgerufen am 3. Juli 2023 (französisch).
  20. L’affaire Malvy (1918). In: Sénat.fr. Abgerufen am 3. Juli 2023 (französisch).
  21. René Reouven: L’impossible pendaison d'Almereyda. Historia, n° 356 bis, S. 42–47.