Franz Lippert (Anthroposoph)

Franz Lippert (* 9. April 1901 in Wiesentheid; † 26. August 1949 in Traunstein[1]) war Anthroposoph und eine führende Person der biologisch-dynamischen Bewegung in der NS-Zeit. Als SS-Offizier leitete er die Plantage Dachau, eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt des KZ Dachau.[2][3][4][5]

Leben

Lippert besuchte die Oberrealschule in Aschaffenburg und anschließend die Forst- und Kolonialschule Miltenberg. Daneben machte er eine Gärtnerlehre und war Mitglied im Wandervogel, wo erste Kontakte zur Anthroposophie entstanden. 1922 wurde er Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, 1924 nahm er am Koberwitzer Kurs von Rudolf Steiner teil.[6]

Von 1924 bis 1940 war Lippert Obergärtner beim anthroposophischen Naturkosmetik- und Arzneimittelhersteller Weleda. Danach arbeitete er von 1940 bis 1942 beim Wigowerk in Trittau.[7] Ab 1942 leitete er in Zusammenarbeit mit der ebenfalls anthroposophisch ausgebildeten Martha Künzel[8] den Betrieb des biologisch-dynamischen Anbaus in der Plantage Dachau und trat kurz darauf der Schutzstaffel (SS) bei. Der sogenannte Kräutergarten Dachau wurde von KZ-Häftlingen, vor allem Juden und Sinti und Roma erbaut. 1944 erhielt Lippert besondere Anerkennung für seine Arbeit sowie eine Prämie.[9]

Im Spruchkammerverfahren nach 1945 wurde Lippert als „überhaupt nicht belastet“ eingestuft.[6]

Werke

  • Zur Praxis des Heilpflanzenanbaus (= Demeter-Schriftenreihe; 2/3). Müller, Dresden u. a. 1939.
  • Das Wichtigste in Kürze über Kräuter und Gewürze. Nordland-Verlag, Berlin 1944.
  • Wirtschaftseigenes Würzfutter. Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise, Stuttgart 1951.
  • Vom Nutzen der Kräuter im Landbau: Ein Weg zum Verständnis biologisch-dynamischer Landwirtschaft; Aus d. Nachlass (=Schriftenreihe „Lebendige Erde“). Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise, Stuttgart 1953.
  • Vom Nutzen der Kräuter im Landbau für Boden, Kompost, Fütterung, Ernährung: e. Weg zum Verständnis biolog.-dynam. Landwirtschaft; aus d. Nachlass. (=Schriftenreihe „Lebendige Erde“). 2., erw. Auflage. Forschungsring für Biolog.-Dynam. Wirtschaftsweise, Darmstadt, 1973.
  • Heilpflanzen-Präparate zur Pflege der Dauerfruchtbarkeit der Böden: Sonderdr. aus „Lebendige Erde“. Band 1. Forschungsring für Biolog.-Dynam. Wirtschaftsweise, Darmstadt, 1984.

Literatur

  • Peter Staudenmaier: Organic Farming in Nazi Germany: The Politics of Biodynamic Agriculture, 1933–1945. In: Environmental History. Band 18, Nr. 2, 1. April 2013, S. 383–411, doi:10.1093/envhis/ems154.
  • Jens Ebert, Susanne zur Nieden, Meggi Pieschel: Lippert, Franz. In: Dies.: Die biodynamische Bewegung und Demeter in der NS-Zeit. Akteure, Verbindungen, Haltungen. Metropol, Berlin 2024, ISBN 978-3-86331-760-7, S. 360–363.

Einzelnachweise

  1. Franz Lippert. In: Forschungsstelle Kulturimpuls – Biographien Dokumentation. Abgerufen am 24. August 2019.
  2. Robert Sigel: Heilkräuterkulturen im KZ: Die Plantage in Dachau. In: Dachauer Hefte. Heft 4. Verlag Dachauer Hefte, 1988, S. 73–164.
  3. Walter Wuttke-Groneberg: Die Heilkräuterplantage im KZ Dachau. In: Gerhard Baader (Hrsg.): Medizin und Nationalsozialismus. Verlagsgesellschaft Gesundheit, Berlin 1980, S. 20–160.
  4. Uwe Heyll: Wasser, Fasten, Luft und Licht: Die Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland. Campus Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 3-593-37955-4, S. 57–253.
  5. Daniella Seidl: "Zwischen Himmel und Hölle" : das Kommando "Plantage" des Konzentrationslagers Dachau. In: Dachauer Diskurse. Band 1. Utz, München 2007, ISBN 978-3-8316-0729-7.
  6. a b Jens Ebert, Susanne zur Nieden, Meggi Pieschel: Lippert, Franz. In: Dies.: Die biodynamische Bewegung und Demeter in der NS-Zeit. Akteure, Verbindungen, Haltungen. Metropol, Berlin 2024, ISBN 978-3-86331-760-7, S. 360–363.
  7. Staatsarchiv München, Spruchkammer, Karton 3902, Spruchkammerakte zu Franz Lippert geb. 9.4.1901, Beruf: Gärtner und Bauer
  8. Albert Riesterer: Auf der Waage Gottes. S. 223
  9. Peter Staudenmaier: Organic Farming in Nazi Germany: The Politics of Biodynamic Agriculture, 1933–1945. In: Environmental History. Band 18, Nr. 2, 1. April 2013, S. 383–411, doi:10.1093/envhis/ems154.