Christian Georg Wilpert

Christian Georg Wilpert, ab 1795 Christian Georg(e) von Wilpert (* 8. März 1742 in Mitau; † 11. Juni 1813 in Siuxt) war ein deutsch-baltischer evangelisch-lutherischer Geistlicher.

Leben

Christian Georg Wilpert war ein Sohn des Arztes Georg Friedrich Wilpert (1700–1755) aus Neubrandenburg, der nach seinem Studium an der Universität Leiden nach Kurland gekommen war und in Mitau praktizierte, und dessen Frau Elisabeth, geb. Rauert († 1796).[1] Der Kaufmann und Bürgermeister von Riga Jakob Friedrich Wilpert (1741–1812) war sein Bruder.

Er besuchte besuchte die Stadtschule in Mitau. Von 1762 bis 1765 studierte er Evangelische Theologie an der Universität Königsberg. Hier war er Studiengenosse von Johann Gottfried Herder.[2] Im Frühjahr 1765 ging er für ein Semester an die Universität Jena und im Herbst für ein Jahr an die Universität Göttingen. Nach seiner Heimkehr 1766 war er eine Zeitlang Hauslehrer bei Starost Korff in Nerft. 1771 wurde er Adjunkt von Pastor Hartmann zu Nerft und Ilsenberg (Ilzu baznīca), wofür er am 16. Mai ordiniert wurde. Er wohnte aber weiterhin auf dem Gut Nerft.

Ruine der 1944/45 zerstörten Kirche in Siuxt (2016)

Schon im folgenden Jahr, am 14. September 1772 erhielt er die Berufung zum Pastor von Siuxt (Džūkste) mit der Filialkirche Jrmlau (Irlava) erhalten hatte. In Siuxt blieb er bis an sein Lebensende und begründete so eine Pastorendynastie, die von 1772 bis 1906 über vier Generationen das Pastorat in Siuxt/Džūkste innehatte.[3]

1776 lehnte er einen einen Ruf zum deutschen Pastor in Doblen ab, ebenso 1785 die Berufung zum Superintendenten und deutschen Frühprediger in Mitau. 1800 erhielt er vom Justiz-Collegium den Titel Propst. Am 28. April 1802 erfolgte seine Berufung zum Propst des Doblenschen Kirchenbezirks. 1804 wurde er zur Beratung über eine neue Liturgie nach St. Petersburg berufen. Als Dank für seine Tätigkeit erhielt er von Zar Alexander I. einen Brillantring. 1806 erfolgte seine Ernennung zum Konsitorialrat im Kurländischen Konsistorialbezirk.

Er war verheiratet mit Elisabeth Conradi (1754–1774), einer Tochter des Obersekretärs Johann Friedrich Conradi in Mitau. Nach deren Tod heiratete er deren Schwester Anna Wilhelmine Conradi († um 1805). Aus der zweiten Ehe stammten sechs Söhne:

  • Friedrich Maximilian (1776–1803), Theologiestudium in Jena, wo er Unitistenorden angehörte, ab 1801 bis zu seinem frühen Tod Adjunkt seines Vaters
  • Georg Ernst (1781–1817), Kaufmann, gestorben in Montpellier
  • Carl Ludwig (1785–1861), 1808–1813 Adjunkt seines Vaters, dann dessen Nachfolger, Generalsuperintendent von Kurland
  • Eduard Philipp (1787–1812), Kaufmann in Riga
  • Johann Christian (1790–1870), Advokat, Besitzer von Kasuppen/Kazupes, 1808 Mitstifter der Curonia Dorpat[4]
  • Gustav Ewald (1795–1870), Jurastudent in Heidelberg und Jena, dort Mitstifter der Urburschenschaft, Hofgerichtsadvokat in Riga

Die Tochter Elisabeth Wilpert († 1799) heiratete Carl Christian Schiemann, nach ihrem frühen Tod gefolgt von ihrer Schwester Agnesa Benigna.

Am 8. März 1795 erhielt Christian Georg Wilpert gemeinsam mit seinem Bruder durch Kaiser Franz II. ein Reichsadels-Diplom.[5] Damit begründeten sie das deutsch-baltische Adelsgeschlecht von Wilpert. Die auf Jakob Friedrich Wilpert zurückgehende Linie starb schon mit seinem Sohn, dem Rigaer Arzt Karl Wilpert (1778–1839), im Mannesstamm aus[6], so dass alle weiteren Abkömmlinge von Christian Georg Wilpert abstammen. Als Pastor verzichtete er auf das Führen des Adelsprädikats von. Erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Adelsprädikat von seinen Nachkommen wieder allgemein geführt.[7]

Werke

Christian Georg Wilpert veröffentlichte eine Reihe von Gelegenheitsschriften.[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Siehe die Todesanzeige, Mitausche Zeitung vom 6. Januar 1797 (Digitalisat)
  2. Auch sein Bruder soll Herders Studiengenosse an der Universität Königsberg gewesen sein (so Jegór von Sivers: Herder in Riga: Urkunden. Riga 1868, S. 72); dabei handelt es sich wohl um eine alte Verwechslung mit Christian Georg Wilpert - lediglich dieser ist in der Königsberger Matrikel mit Immatrikulationsjahr 1762 verzeichnet. Auch die Erinnerung, die The Herder notes from Immanuel Kant’s Lectures Jakob Friedrich Wilpert zuschreibt, ist nicht von diesem, sondern Aus dem Briefe eines Freundes, siehe Johann Gottfried von Herder's Lebensbild. Band 1, 1847, S. 136. Unstreitig ist, dass Jakob Friedrich Wilpert mit Herder bei dessen Aufenthalt in Riga befreundet war, wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht
  3. Mathias Mesenhöller: Ständische Modernisierung: Der kurländische Ritterschaftsadel 1760-1830. (= Elitenwandel in der Moderne 9) Berlin: Akademie-Verlag 2009, ISBN 978-3-05-004754-6, S. 431 Anm. 139
  4. Album Curonorum Dorpat 1903, Nr. 20
  5. Akte im Adelsarchiv, heute Österreichisches Staatsarchiv; Abschrift im Herder-Institut (Marburg); siehe dazu Baltische Adelstitel – manchmal auch in Wien erworben… , abgerufen am 3. August 2024
  6. Zu ihm siehe die Gedenkschrift von Wilhelm Ferdinand Häcker: Dr. Karl Wilpert, geb. den 4. Januar 1778, gest. den 3. März 1839. Riga: Häcker 1839
  7. Martha Müller: Mecklenburger in Osteuropa: ein Beitrag zu ihrer Auswanderung im 16. bis 19. Jahrhundert. Herder Inst., Marburg/Lahn 1972 (Digitalisat BSB München), S. 234
  8. Aufgeführt in Wilpert (Christian Georg), in: Johann Friedrich von Recke und Karl Eduard Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Vierter Band: S–Z. Mitau 1832, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00000343-7, S. 524f