Corinna Schnitt (*1964 in Duisburg) ist eine deutsche Künstlerin. Sie ist vor allem bekannt durch ihre Arbeiten im Bereich der Film-/Videokunst.

Corinna Schnitt wurde im Jahr 1964 in Duisburg geboren. Von 1986 bis 1989 absolvierte sie eine Ausbildung zur Schnitzerin in Michelstadt, die sie mit dem Gesellenbrief abschloss. Danach begann sie das Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, sowie an der Kunstakademie Düsseldorf, welches sie im Jahr 1996 mit Erhalt des Akademiebriefes beendete. Zudem wurde sie im Jahr 1995 zur Meisterschülerin der Klasse von Nan Hoover an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2009 ist sie als Professorin für Film/Video an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig tätig.^[1]

Heute lebt und arbeitet sie in Dortmund und Braunschweig. Sie ist Mutter von zwei Töchtern.

• Hamburger Kunsthalle, Hamburg
• Kunst aus NRW, Kornelimünster, Aachen
• MUSAC, Museo de Arte contemporaneo de Castilla y Leon, Leon
• Museum Ludwig, Köln
• Museum voor Moderne Kunst, Arnhem
• NBK – Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
• Sammlung Alison und Peter Klein, Eberdingen-Nussdorf
• Sammlung des Bundes
• Sammlung Rheingold, Edition Bewegte Bilder, Köln

Zu Blumen flüstern, 2015

Eine Gruppe von Arbeiten, die sich auf das ASMR- (Autonomous Sensory Meridian Res- ponse) Phänomen, einen Internet-/Youtube-Hype, bezieht. Und damit einmal mehr eine Arbeit Schnitts, die sich sehr intensiv mit gesellschaftlichen Attraktionen und letztlich mit dem Irrsinn des Social Networks auseinandersetzt.

Vollendete Zukunft, 2015

Gedreht mit Videodrohne; diese nimmt quasi die Position eines auktorialen, allwissen- den und aus der Distanz heraus agierenden Erzählers an. Es sprechen Menschen in moderner (Beton-)Architektur, eine offensichtlich gescheiterte Utopie, über ihre Zukunft in der Vergangenheit. Die Zukunft selbst scheint also schon vergangen, man könnte sagen, gestorben zu sein.

Gedreht in Marl.

Epirrhema, 2014/15

Filmische Darstellung (Plansequenz, ohne Schnitt) einer Reise durch die Natur, den Wald; Dürers Grasstück und Franz Gertschs Holzschnitte dienen als vage Vorbilder. Gleichzeitig spielt Schnitt mit Narration und der Möglichkeit, per Film zu illusionieren.

Gedreht in Braunschweig.

Zeichen setzen, 2014

Intervention in Mülheim an der Ruhr im Rahmen des Ausstellungsprojektes GESTERN DIE STADT VON MORGEN von Urbane Künste Ruhr und dem Netzwerk der RuhrKunstMuseen: Vier 1960er Hochhäuser, geplant als urbane Zukunftsvision mit Expandieren in die Höhe und Verdichten in der Fläche. Darauf ein absurdes Spektakel, indem insgesamt fünfzig Frauen gleichzeitig ihre rote Wäsche ausschütteln.

Gedreht in Mülheim a.d. Ruhr

Tee trinken/Tea drinking, 2011

Corinna Schnitts Video-Erzählungen beginnen oft mit alltäglichen Szenen, die sich dann allmählich ins Absurde wenden. In Tee trinken werden vereinzelt ältere Menschen in einem gigantischen modernen Wohnensemble inszeniert, die stumm und unbeweglich dasitzen. Sie betrachten auf verschiedenen Fernsehern das immer gleiche Video von einem jungen Mädchen in einem Blumenfeld, das vornehm Tee trinkt und lächelt. Es geht um das Verhältnis von Alter und Jugend, um das Verhältnis von Natur und Kultur und schliesslich auch um das Verhältnis von Wirklichkeit und Medien.

Gedreht in Braunschweig.

Von einer Welt, 2008

In einer Welt ist die Welt eine idyllische Gebirgslandschaft mit Wäldern und Wiesen. Durch diese schreitet ein Mann, allein. In der folgenden Einstellung steht er auf einer Wiese, in deren hohem Gras ein Dutzend nackter Frauen liegt; jede einzelne drapiert, wie von einem Maler gezeichnet. Der Mann, dessen Unsicherheit und Einsamkeit förmlich zu spüren ist, nähert sich den Frauen, einer nach der anderen, in liebkosenden und erotischen Annäherungen, mal zärtlich, mal direkt. Seine Kontaktversuche bleiben jedoch unerwidert, erzeugen keinerlei Regung. Die Frauen scheinen Teil der Natur geworden zu sein, ganz wie „von einer anderen Welt“. Es folgt ein weiter Blick in die Landschaft, diesmal begleitet von Textpassagen aus Jürgen Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns (1981), die am unteren Bildrand zu lesen sind. Die Exzerpte zur „kommunikativen Rationalität“ verschieben das sinnliche Bild in eine abstrakte Dimension und liefern der Arbeit zudem ihren Titel. Mit minimalen Mitteln der Inszenierung eröffnet die Künstlerin einen Diskurs über Formen der Sprachlosigkeit zwischen den Geschlechtern, zwischen Körper und Geist, zwischen dem Emotionalen und dem Rationalen, zwischen Natur und Kultur, zwischen der einen Welt und der anderen.

Gedreht in Strobl.

Spielplatz, 2007

In einer kontinuierlichen Einstellung beobachtet die Kamera von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Zeitraffer einen Spielplatz. Das bunte Klettergerüst erscheint von seiner Umgebung abgeschnitten, der Platz, auf dem es steht, gründlich gesäubert, geradezu steril: Es herrscht kein ausgelassenes Treiben, kein fröhliches Lachen ist zu hören. Der Spielplatz ist still und verlassen. Nur hin und wieder betritt jemand die Szenerie, Kinder zumeist, einzeln oder manchmal auch zu zweit, deren Aufmerksamkeit allerdings nicht lange von dem Spielgerät gefesselt wird. Angesichts dessen stellt sich die Frage, ob dieser von Erwachsenen erdachte und konzipierte Ort das kindliche Spiel nicht vielmehr kontrollieren als ihm einen Freiraum bieten will. Aufgrund ihrer Seltenheit werden die vereinzelten Auftritte von Menschen oder Tieren zu Ereignissen, selbst dann, wenn kaum etwas dabei geschieht. Schnell sind jedoch diese Momente wieder vorüber und der Spielplatz bleibt erneut sich selbst und der Natur überlassen, die – obgleich ausgesperrt – zumbestimmenden Element wird: Der Wechsel von Licht und Schatten ist das eigentliche Spiel, das hier stattfindet, und die welken Blätter sind die einzigen Spuren, die der verstreichende Tag auf dem Platz hinterlässt.

Gedreht in Oldenburg.

Once Upon a Time, 2005

"Once upon a time ...", "Es war einmal ..." – so beginnen in der Regel Märchen. Der Film beginnt mit einem Blick in ein stilvoll – rustikal eingerichtetes Wohnzimmer, in dem eine märchenhafte Ordnung herrscht. In dem Raum, den die Kamera in einem 360 Grad-Schwenk erfasst, fehlt von den Bewohnern jegliche Spur. Doch bleibt er nicht lange ohne Leben. Nach und nach bemächtigen sich verschiedene Tiere des Terrains.

Gedreht in Greater Los Angeles Area.

Living a Beautiful Life, 2003

Ein geschmacksvolles Haus in traumhafter Lage, ein gut aussehender Mann, eine attraktive Frau, beide jung und sportlich, die von ihrem Leben und ihren Zukunftswünschen erzählen. Allem Anschein nach präsentiert sich hier ein gut situiertes, glückliches Paar – gäbe es da nicht hin und wieder Momente, in denen Unstimmigkeiten zwischen ihrem selbstsicheren auftreten und ihren Äußerungen spürbar werden. Corinna Schnitt hat diesem perfekten Paar Worte aus Interviews mit kalifornischen Jugendlichen in den Mund gelegt, die sie über ihre Vorstellungen von einem schönen Leben befragt hat.

Gedreht in Los Angeles.

Das nächste Mal / Next Time, 2003

Es ist Frühling. Zwei Kinder liegen auf einer Wiese. Sie sprechen einen eigenartigen Lie- besdialog. Klischeehafte Sprüche wie "Höre auf dein Herz" oder stereotype Vorstellungen wie "Sei doch mal romantisch" werden eingeübt, aber auch geschlechterspezifische Rol- len, Dialoge und Verhaltensweisen spielerische erprobt. Die Kamera entfernt sich zuneh- mend vom Schauplatz, der romantische Garten erweist sich aus der Distanz als kleine Grünflache einer Verkehrsinsel.

Gedreht in Eindhoven.

Schloss Solitude / Solitude Castle, 2002

"Ich bin was Besonderes", eine anmutige Dame im höfischen Gewand intoniert diesen Satz in der spätbarocken Architektur des Schloss Solitude in Stuttgart. Vor der Schlosstreppe aus antwortet ihr ein Männerchor: "Wir lieben dich". Es entsteht ein monotoner und gleichzeitig grotesker Wechselgang, der in der ständigen Wiederholung etwas Neurotisches bekommt.

Gedreht in Stuttgart.

Das schlafende Mädchen / The Sleeping Girl, 2001

Ein Segelschiff kreuzt im Wind. Die Kamera löst sich von der Szenerie, erweitert das Blickfeld und schwenkt über ein in fahles Licht getauchte Wohnsiedlung: ein Stillleben aus immer gleichen weißen Zäunen, grünen Rasenstücken und roten Giebeldächern – ebenso modellhaft wie der Miniatur-Schoner. Die ruhige Kamerafahrt über das Raster aus stereotypen Einfamilien- und Reihenhäuser führt eine von Abgrenzungen und Normen dominierte, künstliche Idylle vor.

Gedreht in Zeeland.

Raus aus seinen Kleidern / Out of Y our Clothes, 1999

Was muss man tun, um sich wohlzufühlen? Aus dem Off ertönt die eindringliche Stimme einer jungen Frau, die darüber reflektiert, wie die Dinge zu sein haben, und für deren Identitätskonsum die tadellose Pflege ihrer "Anziehsachen" fundamental zu sein scheint. Sie wird fast dabei philosophisch, wenn sie einen Wäschetrockner als Ursache und Sinnbild für das Durcheinander und "Unbehagen" in der Welt erörtert.

Gedreht in Offenbach.

Zwischen vier und sechs / Between Four and Six, 1997

Schilderung einer deutschen Kleinbürgerfamilie, deren Hobby es ist, sonntags Verkehrs- schilder im Viertel zu reinigen - Eine sehr einfühlsame aber doch hochironische Charakterisierung des „Deutschtums".

Gedreht in Köln-Vogelsang.

Schönen guten Tag, 1995

Ein Vermieterehepaar älteren Jahrgangs drangsaliert seine Mieterin mit Nachrichten und Forderungen zu "richtigem" Verhalten, die auf dem Anrufbeantworter hinterlassen werden.

Gedreht in Düsseldorf.

WS 2003/04: Lehrauftrag, Fachbereich Film/Video/Neue Medien, Kunstakademie Münster

SS 2004: Lehrauftrag, Fachbereich Film/Video/Neue Medien, Kunstakademie Münster

WS 2004/05: Lehrauftrag, Fachbereich Visuelle Kommunikation, Fachhochschule Bielefeld

SS 2005: “visiting artist“, California Institute of the Arts, Valencia, California

SS 2006: “visiting artist“, California Institute of the Arts, Valencia, California

WS 2006: “visiting artist“, California Institute of the Arts, Valencia, California

WS 2007-SS 2009: Professur, Fachbereich Film (Orientierungsphase), Hochschule der Bildenden Künste, Hamburg

Seit 2009: Professur an der Hochschule der Bildenden Künste, Braunschweig

Corinna Schnitt, Katalog zur Ausstellung, Sprengel Museum (english and german), 28.1.2015-31.1.2016, Wallstein Verlag, Kunst der Gegenwart aus Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen

Raus aus seinen Kleidern, Essays zum Werk von Corinna Schnitt (german), Publikation mit Textbeiträgen von Ilka Becker, Heike Klippel, Florian Krautkrämer, Meike Kröncke, Karin Leonhard, Sebastian Orlac, Marc Ries, Karin Wilhelm, Anke Zechner, Herausgeberinnen: Prof. Dr. Heike Klippel und Dr. Ilka Becker

1. ↑ Biographie / Biography – Corinna Schnitt. Abgerufen am 27. März 2020 (deutsch). 
2. ↑ Biography - Philipp von Rosen Galerie. Abgerufen am 27. März 2020. 
3. ↑ Biography - Philipp von Rosen Galerie. Abgerufen am 27. März 2020. 
4. ↑ - Corinna Schnitt. Abgerufen am 27. März 2020. 
5. ↑ Arbeiten / Work - Corinna Schnitt. Abgerufen am 27. März 2020. 
6. ↑ Biography - Philipp von Rosen Galerie. Abgerufen am 27. März 2020. 
7. ↑ - Corinna Schnitt. Abgerufen am 27. März 2020. 
8. ↑ - Corinna Schnitt. Abgerufen am 27. März 2020.