Thomas Luckmann

Thomas Luckmann (* 14. Oktober 1927 in Aßling (heute: Jesenice, Slowenien)) ist ein österreichisch-amerikanischer Soziologe, der hauptsächlich in Deutschland lehrte. Er war Gründungsmitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein.

Leben

Luckmann studierte in Wien, Innsbruck und an der New School for Social Research in New York, unter anderem bei Alfred Schütz. 1965 erhielt er einen Ruf an die Universität Frankfurt am Main[1]. Von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1994 war er Professor für Soziologie an der Universität Konstanz, dort wurden Manuskripte seiner Arbeiten archiviert. Luckmann war seit 1950 mit Benita Luckmann (1925-1987) verheiratet.

Luckmanns bekannteste Werke sind Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (1966, zusammen mit Peter L. Berger), The Invisible Religion (1967; 1991 in deutscher Übersetzung: Die unsichtbare Religion) und Strukturen der Lebenswelt (1982, zusammen mit Alfred Schütz). In seinen Forschungen beschäftigte sich Luckmann mit Sozialkonstruktivismus, phänomenologischer Soziologie, Wissenssoziologie, Religionssoziologie, Kommunikationssoziologie sowie Wissensphilosophie.

Bedeutung

Luckmann hatte u.a. großen Einfluss auf die Religionssoziologie. An Durkheim anknüpfend, dessen Gedanken zu einem funktionalistischen Religionsbegriff er für bahnbrechend hielt, leitete Luckmann mit seiner These von der Privatisierung der Religion bzw. von der „unsichtbaren Religion“ eine grundlegende Wende in der Religionssoziologie ein. Religiosität wurde nun nicht mehr verstanden als die Praxis, sich einem transzendenten Heiligen zuzuwenden, auch wurde sie bei Luckmann nicht mehr an ihrer institutionalisierten Form („Kirchlichkeit“) festgemacht, vielmehr fragt er nach der individuellen Religiosität, nach Funktion und Bedeutung der Religion für das Individuum in der modernen Gesellschaft. Diese Veränderung des Blickwinkels führte im Anschluss an Luckmann auch zu verstärkten Bemühungen, individuelle Religiosität mit Hilfe qualitativer Methoden empirisch zu erforschen. Luckmanns Werke wurden und werden in der Fachwelt äußerst breit und kontrovers rezipiert. Kritikern ist sein Religionsbegriff zu breit gefasst; viele Bereiche des menschlichen Lebens (z.B. Sportarten wie Fußball) erfüllen die Kriterien des Luckmannschen Religionsbegriffs und müssten demnach als Religionen bezeichnet werden. Als zeitgenössische Weiterentwicklung gelten die Arbeiten zur „populären Religion“ von Hubert Knoblauch, der zudem das bahnbrechende Buch Luckmanns, „Die unsichtbare Religion“, fast ein Vierteljahrhundert nach dem Erscheinen in die deutsche Sprache übersetzt hat.

Werke (Auswahl)

Sekundärliteratur

  • Bernt Schnettler: Thomas Luckmann. Reihe Klassiker der Wissenssoziologie, UVK, Konstanz 2006.
  • Bernt Schnettler: Thomas Luckmann. Kultur zwischen Konstitution, Konstruktion und Kommunikation In: Stephan Moebius & Dirk Quadflieg (Hg.): Kultur. Theorien der Gegenwart. VS - Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14519-3, S. 170-184.
  • Hubert Knoblauch: Die Verflüchtigung der Religion ins Religiöse. Thomas Luckmanns Unsichtbare Religion, in: Thomas Luckmann: Die unsichtbare Religion, Frankfurt am Main 1991, 7-41.
  • Hubert Knoblauch: Thomas Luckmann. In: Dirk Kaesler (Hg.): Aktuelle Theorien der Soziologie. Von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne, München 2005, S. 127-146.
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Einzelnachweise

  1. Biographische Notizen zu Thomas und Benita Luckmann im soziologischen Archiv der Universität Konstanz, gesehen 15. Oktober 2009