„Slatan Dudow“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-29589-0003, Berlin, Empfang zum 5. Jahrestag der AdK.jpg|mini|Dudow (2. v. r.) 1955 neben [[Johannes R. Becher]] (rechts)]]
[[Image:Tomstone Slatan Dudow.jpg|thumb|150px|Grab von Slátan Dudow auf dem [[Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden|Dorotheenstädtischen Friedhof]] in Berlin.]]
'''Slátan Theodor Dudow''' ({{BgS|Златан Дудов}}; * [[30. Januar]] [[1903]] in [[Dimitrovgrad (Serbien)|Caribrod]], [[Bulgarien]]; † [[12. Juli]] [[1963]] nach einem Autounfall in [[Fürstenwalde]] bei [[Berlin]]) war ein bulgarischer Filmregisseur und Drehbuchautor, der hauptsächlich in Deutschland tätig war.
'''Slatan Theodor Dudow''' ({{bgS|Златан Дудов}}; * [[30. Januar]] [[1903]] in [[Dimitrovgrad (Serbien)|Zaribrod]], [[Fürstentum Bulgarien]]; † [[12. Juli]] [[1963]] in [[Fürstenwalde/Spree]]) war ein [[Bulgarien|bulgarischer]] Filmregisseur und Drehbuchautor, der hauptsächlich in Deutschland tätig war.


== Leben und Wirken ==
Dudow kam 1922 nach Berlin und studierte [[Theaterwissenschaft]]. Nach einer Hospitationsreise 1929 nach [[Moskau]] inszenierte er [[Bertolt Brecht]]s ''[[Die Maßnahme]]'' und drehte den dokumentarischen Film ''Wie der Berliner Arbeiter wohnt'' für die kommunistische Prometheus Filmgesellschaft. Der Höhepunkt seines Schaffens wird der proletarische Propagandafilm ''[[Kuhle Wampe]]'' (1932), ein die elenden Lebensbedingunen der Arbeiter in der Zeit der [[Weltwirtschaftskrise]] entlarvender Klassiker. Er ist der bedeutendste kommunistisch-proletarische Film Deutschlands. Die Filmzensur gab ihn erst im dritten Anlauf zur öffentlichen Vorführung frei. Bereits im März 1933 wurde er von den neuen faschistischen Machthabern wieder verboten. Dudow emigrierte nach [[Frankreich]], wo er 1934 den noch in Deutschland begonnenen Film ''Seifenblasen'' fertigstellte. Nach 1945 kehrte er in den Osten Deutschlands zurück und zählte dort mit den Filmen ''Unser täglich Brot'' (1949), ''Frauenschicksale'' (1952) und ''Verwirrung der Liebe'' (1959) zu den wichtigsten Regisseuren der Anfangszeit der [[DEFA]].
Dudow, Sohn eines Eisenbahners, kam im Herbst 1922 nach Berlin, um Architektur zu studieren. 1923 nahm er den Unterricht an [[Emanuel Reicher]]s Schauspielschule auf und studierte ab 1925 als Werkstudent [[Theaterwissenschaft]] bei [[Max Herrmann (Theaterwissenschaftler)|Max Herrmann]]. Er hospitierte bei [[Fritz Lang]]s ''[[Metropolis (Film)|Metropolis]]'' sowie bei Theaterinszenierungen von [[Leopold Jessner]] und [[Jürgen Fehling]]. Von 1927 bis 1928 war er Chormitglied am Theater [[Erwin Piscator]]s.

Im Jahr 1929 unternahm Dudow im Auftrag Herrmanns eine Hospitationsreise nach [[Moskau]], wo er [[Sergei Michailowitsch Eisenstein]] und [[Bertolt Brecht]] kennenlernte. Brecht nahm ihn in seinen Arbeitskreis auf, und Dudow inszenierte 1929 für das „Theater der Arbeiter“ Anna Gmeiners ''Heer ohne Helden'' sowie Brechts ''[[Die Maßnahme (Drama)|Die Maßnahme]]''. Im selben Jahr war er [[Regieassistent]] bei verschiedenen dokumentarischen Agitationsstreifen, darunter [[Phil Jutzi]]s ''Hunderttausend unter roten Fahnen''. Seine erste eigenständige Gestaltung war 1930 der dokumentarische Kurzfilm ''[[Zeitprobleme: Wie der Arbeiter wohnt|Wie der Berliner Arbeiter wohnt]]'' für die kommunistische [[Prometheus Film]]gesellschaft. Dudow schilderte darin die teils mit versteckter Kamera gefilmte und authentische [[Zwangsräumung|Zwangsdelogierung]] einer Berliner Arbeiterfamilie.

Höhepunkt seines Schaffens wurde der [[Proletarischer Film|proletarische]] Propagandafilm ''[[Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?]]'' (1932), der die elenden Lebensbedingungen der Arbeiter in der Zeit der [[Weltwirtschaftskrise]] veranschaulicht. Dies ist der bedeutendste kommunistisch-proletarische Film Deutschlands. Die Filmzensur gab ihn erst im dritten Anlauf zur öffentlichen Vorführung frei. Bereits im März 1933 wurde er nach der [[Machtergreifung]] der Nationalsozialisten wieder verboten. Dudow emigrierte nach [[Frankreich]], wo er 1934 den unangemeldet noch in Deutschland begonnenen Film ''Seifenblasen'' fertigstellte.

Im Oktober 1937 führte er zusammen mit Exilschauspielern in Paris das Brecht-Stück ''[[Die Gewehre der Frau Carrar]]'' mit [[Helene Weigel]] auf. Nach der Ausweisung aus Frankreich fand er mit Frau und Tochter sein Exil in der Schweiz. Bereits in Frankreich war sein Bühnenstück ''Der Feigling'' entstanden, in der Schweiz schrieb er ''Der leichtgläubige Thomas'', ''Das Narrenparadies'' und ''Der Weltuntergang'', die er nach dem Krieg unter dem Pseudonym „Stefan Brodwin“ veröffentlichte. ''Der Feigling'' kam 1948 am [[Deutsches Theater Berlin|Deutschen Theater Berlin]] unter der Regie von [[Ernst Legal]] auf 57 Vorstellungen.

[[Datei:Tomstone Slatan Dudow.jpg|mini|hochkant|Ehrengrab von Slatan Dudow auf dem [[Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden|Dorotheenstädtischen Friedhof]] in [[Berlin-Mitte]]]]
1948 kehrte er in den Osten Deutschlands zurück und zählte dort mit den Filmen ''[[Unser täglich Brot (1949)|Unser täglich Brot]]'' (1949), ''[[Frauenschicksale]]'' (1952) und ''[[Verwirrung der Liebe]]'' (1959) zu den wichtigsten Regisseuren der Anfangszeit der [[DEFA]]. Bei der 1948/49 geplanten sozialen Komödie ''Weltuntergang'' sollte Dudow Regie führen, jedoch kam der DEFA-Film angesichts der [[Währungsreform 1948 (Westdeutschland)|Währungsreform]] nicht zustande.<ref>{{ANNO|nzl|10|07|1948|4|24 neue DEFA-Filme|HERVORHEBUNG=Slatan&#32;Dudow}}</ref><ref>{{ANNO|mfi|00|00|1949|382|Der deutsche Film setzt sich durch|anno-plus=ja}}</ref>

Zu seinem 60. Geburtstag wurde er vom [[Ministerium für Kultur (DDR)]] mit dem Professorentitel geehrt.<ref>In: ''Berliner Zeitung'' vom 13. Juli 1963</ref> Wenige Monate später starb er im Juli 1963 während der Dreharbeiten zu dem Film ''[[Christine (1963/1974)|Christine]]'' an den Verletzungen eines Autounfalls, als er von [[Fürstenwalde/Spree]] nach [[Bad Saarow]] fahren wollte und am Lenkrad eingeschlafen war.<ref>[[Wolfgang Kohlhaase]]: Der Filmregisseur Slatan Dudow, in DDR-Porträts, Frankfurt 1972, S. 427</ref>

Beigesetzt wurde er auf dem [[Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden|Dorotheenstädtischen Friedhof]] in [[Berlin-Mitte]].<ref>[[Hans-Jürgen Mende (Historiker)|Hans-Jürgen Mende]]: ''Lexikon Berliner Begräbnisstätten''. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S.&nbsp;96.</ref> Auf Beschluss des [[Senat von Berlin|Berliner Senats]] ist die letzte Ruhestätte von Slatan Dudow (Grablage: CM-2-17/-18) seit 1997 als [[Liste der Ehrengräber in Berlin|Ehrengrab des Landes Berlin]] gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2021 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.<ref>''Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: August 2021)'' (PDF, 2,3&nbsp;MB), S.&nbsp;15. Auf: Webseite der [https://www.berlin.de/sen/uvk/natur-und-gruen/stadtgruen/friedhoefe-und-begraebnisstaetten/ehrengrabstaetten/ Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz]. Abgerufen am 22.&nbsp;Juli 2022. [https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/d18-3959.pdf ''Vorlage – zur Kenntnisnahme – Anerkennung, Verlängerung und Nichtverlängerung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin''] (PDF, 195&nbsp;kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache&nbsp;18/3959 vom 4.&nbsp;August 2021, S.&nbsp;2–3. Abgerufen am 22.&nbsp;Juli 2022.</ref>

Der Lyriker [[Jens Gerlach (Lyriker)|Jens Gerlach]] widmete Dudow in „''Dorotheenstädtische Monologe''“ ein Gedicht.<ref>Jens Gerlach: ''Dorotheenstädtische Monologe''. Aufbau Verlag, Berlin, 1972, S. 43 und 45</ref>


== Filmografie ==
== Filmografie ==
{{Mehrspaltige Liste|breite=25em|anzahl=|abstand=|liste=
* 1930: Zeitprobleme: Wie der Arbeiter wohnt <small>Regie</small>
* 1932: [[Kuhle Wampe|Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?]] <small>Regie</small>
* 1930: [[Zeitprobleme: Wie der Arbeiter wohnt]] <small>Regie</small>
* 1932: [[Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?]] <small>Regie</small>
* 1934: Seifenblasen <small>Regie, Drehbuch, Schnitt</small>
* 1934: Seifenblasen <small>Regie, Drehbuch, Schnitt</small>
* 1949: [[Unser täglich Brot (1949)|Unser täglich Brot]] <small>Regie, Drehbuch</small><ref>{{ANNO|oez|14|03|1950|5|Im Zeichen des kollektiven Wiederaufbaues. Der Deta-Film „Unser täglich Brot“|AUTOR=Walther Staudacher|HERVORHEBUNG=Slatan&#32;Dudow}} (Rezension mit Szenenfoto.)</ref>
* 1949: Unser täglich Brot <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1950: Immer bereit <small>Drehbuch</small>
* 1950: Immer bereit <small>Drehbuch</small>
* 1950: Familie Benthin <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1950: [[Familie Benthin]] <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1952: Frauenschicksale <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1952: [[Frauenschicksale]] <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1954: Stärker als die Nacht <small>Regie</small>
* 1954: [[Stärker als die Nacht]] <small>Regie</small>
* 1956: Der Hauptmann von Köln <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1956: [[Der Hauptmann von Köln]] <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1959: Verwirrung der Liebe <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1959: [[Verwirrung der Liebe]] <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1963: Christine (''unvollendet'') <small>Regie, Drehbuch</small>
* 1963: [[Christine (1963/1974)|Christine]] (''unvollendet'') <small>Regie, Drehbuch</small>
}}

== Theater ==
* 1930: ''Heer ohne Helden'' von [[Anna Gmeyner]] <small>Regie</small><ref>{{ANNO|tag|26|01|1930|10|„Das Theater der Arbeiter“|HERVORHEBUNG=Regie:&#32;Slatan&#32;DudoW}}</ref>

== Stücke ==
(Veröffentlicht unter Pseudonym ''Stefan Brodwin'')
* ''Das Narrenparadies, Komödie in 7 Bildern'', Henschel, Berlin, 1947
* ''Der leichtgläubige Thomas, Komödie in 8 Bildern'', Henschel, Berlin, 1950


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
* 1950: Nationalpreis III. Klasse für ''Unser täglich Brot''
* 1950: [[Nationalpreis der DDR|Nationalpreis]] III. Klasse für ''Unser täglich Brot''
* 1952: [[Internationales Filmfestival von Karlsbad]]: Auszeichnung für „Beste Regie“ für ''Frauenschicksale''
* 1952: [[Internationales Filmfestival Karlovy Vary]]: Auszeichnung für „Beste Regie“ für ''Frauenschicksale''
* 1955: Nationalpreis II. Klasse für ''Stärker als die Nacht''
* 1955: Nationalpreis II. Klasse für ''Stärker als die Nacht''
* 1955: [[Internationales Filmfestival von Locarno]]: „Bester Film“ für ''Stärker als die Nacht''
* 1955: [[Internationales Filmfestival von Locarno]]: „Bester Film“ für ''Stärker als die Nacht''
* 1957: Nationalpreis II. Klasse für ''Der Hauptmann von Köln''
* 1957: Nationalpreis II. Klasse für ''[[Der Hauptmann von Köln]]''
* 1959: [[Vaterländischer Verdienstorden]] in Bronze


==Weblinks==
== Literatur ==
* [[Hans-Michael Bock]], Wolfgang Gersch: ''Slatan Dudow – Regisseur'', in: [[CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film]], Lieferung 1, 1984.
* {{IMDb Name|0240201|Slátan Dudow}}
* [[Hermann Herlinghaus (Filmkritiker)|Hermann Herlinghaus]]: Slatan Dudow, Berlin 1965, Henschel-Verlag
*[http://www.film-zeit.de/home.php?action=result&sub=person&person_id=10316 Filmo- und Biografie auf film-zeit.de]
* {{WWW-DDR|id=slatan-dudow|lemma=Dudow, Slátan|autor=[[Bernd-Rainer Barth]], Renate Rätz|band=1|idNum=642}}
* René Pikarski, Nicky Rittmeyer & [[Ralf Schenk]] (Hg.): ''… und wer wird die Welt verändern? Slatan Dudow. Annäherungen an einen politischen Regisseur''. Bertz + Fischer Verlag, Schriftenreihe der [[DEFA-Stiftung]], Berlin 2024, ISBN 978-3-86505-425-8.
* Hans-Jörg Rother: ''Der Weg in ein neues Leben. Der DEFA-Regisseur Slatan Dudow. Eine Spurensuche.'' In: apropos: Film 2004 – Das Jahrbuch der DEFA-Stiftung, [[Bertz + Fischer Verlag]], Berlin 2004, S. 174–189, ISBN 3-929470-29-2.
* [[Kay Weniger]]: ''[[Das große Personenlexikon des Films]]. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts.'' Band 2: ''C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz.'' Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S.&nbsp;464 f.


== Weblinks ==
[[Kategorie:Drehbuchautor|Dudow, Slatan]]
* {{DNB-Portal|118681044}}
[[Kategorie:Filmregisseur|Dudow, Slatan]]
* [https://archiv.adk.de/bigobjekt/3713 Slatan-Dudow-Archiv] im [[Archiv der Akademie der Künste]], Berlin
[[Kategorie:DEFA|Dudow, Slatan]]
* {{IMDb|nm0240201}}
[[Kategorie:Bulgare|Dudow, Slatan]]
* [https://www.hs-augsburg.de/~harsch/Cinematheca/Chronologia/1930_1939/Dudow/dud_intr.html Dudow in der Bibliotheca Augustana]
[[Kategorie:Gestorben 1963|Dudow, Slatan]]
* [https://www.defa-stiftung.de/defa/biografien/kuenstlerin/slatan-dudow/ Slatan Dudow] Biografie bei der [[DEFA-Stiftung]]
[[Kategorie:Geboren 1903|Dudow, Slatan]]

[[Kategorie:Mann|Dudow, Slatan]]
== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=118681044|LCCN=no00098408|VIAF=7649832|REMARK=Namenseintrag als Stefan Brodwin}}

{{SORTIERUNG:Dudow, Slatan}}
[[Kategorie:Mitglied der Akademie der Künste (DDR)]]
[[Kategorie:Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Bronze]]
[[Kategorie:Träger des Nationalpreises der DDR II. Klasse für Kunst und Literatur]]
[[Kategorie:Bestattet in einem Ehrengrab des Landes Berlin]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Drehbuchautor]]
[[Kategorie:Filmregisseur]]
[[Kategorie:Bulgarischer Emigrant in Deutschland]]
[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Emigrant in der Schweiz]]
[[Kategorie:DDR-Bürger]]
[[Kategorie:Bertolt Brecht]]
[[Kategorie:Theaterregisseur]]
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}}

[[bg:Златан Дудов]]
[[en:Slatan Dudow]]
[[fr:Slatan Dudow]]

Aktuelle Version vom 23. Juni 2024, 11:34 Uhr

Dudow (2. v. r.) 1955 neben Johannes R. Becher (rechts)

Slatan Theodor Dudow (bulgarisch Златан Дудов; * 30. Januar 1903 in Zaribrod, Fürstentum Bulgarien; † 12. Juli 1963 in Fürstenwalde/Spree) war ein bulgarischer Filmregisseur und Drehbuchautor, der hauptsächlich in Deutschland tätig war.

Leben und Wirken

Dudow, Sohn eines Eisenbahners, kam im Herbst 1922 nach Berlin, um Architektur zu studieren. 1923 nahm er den Unterricht an Emanuel Reichers Schauspielschule auf und studierte ab 1925 als Werkstudent Theaterwissenschaft bei Max Herrmann. Er hospitierte bei Fritz Langs Metropolis sowie bei Theaterinszenierungen von Leopold Jessner und Jürgen Fehling. Von 1927 bis 1928 war er Chormitglied am Theater Erwin Piscators.

Im Jahr 1929 unternahm Dudow im Auftrag Herrmanns eine Hospitationsreise nach Moskau, wo er Sergei Michailowitsch Eisenstein und Bertolt Brecht kennenlernte. Brecht nahm ihn in seinen Arbeitskreis auf, und Dudow inszenierte 1929 für das „Theater der Arbeiter“ Anna Gmeiners Heer ohne Helden sowie Brechts Die Maßnahme. Im selben Jahr war er Regieassistent bei verschiedenen dokumentarischen Agitationsstreifen, darunter Phil Jutzis Hunderttausend unter roten Fahnen. Seine erste eigenständige Gestaltung war 1930 der dokumentarische Kurzfilm Wie der Berliner Arbeiter wohnt für die kommunistische Prometheus Filmgesellschaft. Dudow schilderte darin die teils mit versteckter Kamera gefilmte und authentische Zwangsdelogierung einer Berliner Arbeiterfamilie.

Höhepunkt seines Schaffens wurde der proletarische Propagandafilm Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? (1932), der die elenden Lebensbedingungen der Arbeiter in der Zeit der Weltwirtschaftskrise veranschaulicht. Dies ist der bedeutendste kommunistisch-proletarische Film Deutschlands. Die Filmzensur gab ihn erst im dritten Anlauf zur öffentlichen Vorführung frei. Bereits im März 1933 wurde er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wieder verboten. Dudow emigrierte nach Frankreich, wo er 1934 den unangemeldet noch in Deutschland begonnenen Film Seifenblasen fertigstellte.

Im Oktober 1937 führte er zusammen mit Exilschauspielern in Paris das Brecht-Stück Die Gewehre der Frau Carrar mit Helene Weigel auf. Nach der Ausweisung aus Frankreich fand er mit Frau und Tochter sein Exil in der Schweiz. Bereits in Frankreich war sein Bühnenstück Der Feigling entstanden, in der Schweiz schrieb er Der leichtgläubige Thomas, Das Narrenparadies und Der Weltuntergang, die er nach dem Krieg unter dem Pseudonym „Stefan Brodwin“ veröffentlichte. Der Feigling kam 1948 am Deutschen Theater Berlin unter der Regie von Ernst Legal auf 57 Vorstellungen.

Ehrengrab von Slatan Dudow auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte

1948 kehrte er in den Osten Deutschlands zurück und zählte dort mit den Filmen Unser täglich Brot (1949), Frauenschicksale (1952) und Verwirrung der Liebe (1959) zu den wichtigsten Regisseuren der Anfangszeit der DEFA. Bei der 1948/49 geplanten sozialen Komödie Weltuntergang sollte Dudow Regie führen, jedoch kam der DEFA-Film angesichts der Währungsreform nicht zustande.[1][2]

Zu seinem 60. Geburtstag wurde er vom Ministerium für Kultur (DDR) mit dem Professorentitel geehrt.[3] Wenige Monate später starb er im Juli 1963 während der Dreharbeiten zu dem Film Christine an den Verletzungen eines Autounfalls, als er von Fürstenwalde/Spree nach Bad Saarow fahren wollte und am Lenkrad eingeschlafen war.[4]

Beigesetzt wurde er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.[5] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Slatan Dudow (Grablage: CM-2-17/-18) seit 1997 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2021 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[6]

Der Lyriker Jens Gerlach widmete Dudow in „Dorotheenstädtische Monologe“ ein Gedicht.[7]

Filmografie

Theater

Stücke

(Veröffentlicht unter Pseudonym Stefan Brodwin)

  • Das Narrenparadies, Komödie in 7 Bildern, Henschel, Berlin, 1947
  • Der leichtgläubige Thomas, Komödie in 8 Bildern, Henschel, Berlin, 1950

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. 24 neue DEFA-Filme. In: Neue Zeit. Organ der Kommunistischen Partei Oberösterreichs, 10. Juli 1948, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nzl
  2. Der deutsche Film setzt sich durch. In: Mein Film. Illustrierte Film- und Kinorundschau, Jahrgang 1949, S. 382 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mfi
  3. In: Berliner Zeitung vom 13. Juli 1963
  4. Wolfgang Kohlhaase: Der Filmregisseur Slatan Dudow, in DDR-Porträts, Frankfurt 1972, S. 427
  5. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 96.
  6. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: August 2021) (PDF, 2,3 MB), S. 15. Auf: Webseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Abgerufen am 22. Juli 2022. Vorlage – zur Kenntnisnahme – Anerkennung, Verlängerung und Nichtverlängerung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin (PDF, 195 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 18/3959 vom 4. August 2021, S. 2–3. Abgerufen am 22. Juli 2022.
  7. Jens Gerlach: Dorotheenstädtische Monologe. Aufbau Verlag, Berlin, 1972, S. 43 und 45
  8. Walther Staudacher: Im Zeichen des kollektiven Wiederaufbaues. Der Deta-Film „Unser täglich Brot“. In: Österreichische Zeitung. Frontzeitung für die Bevölkerung Österreichs / Österreichische Zeitung. Zeitung der Roten Armee für die Bevölkerung Österreichs / Österreichische Zeitung. Zeitung der Sowjetarmee für die Bevölkerung Österreichs, 14. März 1950, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/oez (Rezension mit Szenenfoto.)
  9. „Das Theater der Arbeiter“. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 26. Jänner 1930, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag