„Silberbibliothek“ – Versionsunterschied

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Version vom 23. April 2009, 13:48 Uhr

Albrecht von Brandenburg-Ansbach auf einem Buchdeckel der Silberbibliothek

Die Silberbibliothek war eine sogenannte Deutsche oder Kammerbibliothek, die sich Albrecht von Brandenburg-Ansbach im Rahmen seiner Reformationsbestrebungen zulegte. Sie bildete den Kern der nachmaligen königlichen und Universitätsbibliothek Königsberg und war in einem besonderen Raum über dem Tor des Königsberger Schloss untergebracht.

1526 enthielt die Silberbibliothek bereits um die 100 kleine Schriften. Den ersten Platz nahmen die Schriften Martin Luthers ein. Der älteste, nach Ausweis des Einbandes noch aus der Hochmeisterzeit Albrechts stammende Sammelband vereinigte acht Schriften Luthers aus den Jahren 1523 und 1524. Weitere Sammelbände umfassten gleichfalls fast ausschließlich von Luther stammende Schriften. Andere führten die großen Reformatoren, Schriftsteller und Prediger neben Luther wie Spengler, Bucer, Staupitz, Karlstadt, Linck, Oekolampad oder Regius zusammen. Johannes Poliander (1486–1541), Altstädter Pfarrer, der selbst eine große theologische Bibliothek zusammengebracht hatte, mit deren Stiftung er zum Ahnherrn der Königsberger Stadtbibliothek wurde, und der Kanzler Johann Apell (1486–1536) berieten den Herzog bei seinen Einkäufen. Hinzu traten juristische und geschichtliche, geographische und medizinische Titel, gleichfalls bevorzugt auf Deutsch, vereinzelt auch zeitgenössische Dichtungen wie die des Hans Sachs. Über 500 Bände kamen zu Lebzeiten Albrechts in seiner Handbibliothek zusammen. Sie waren mit kostbaren Einbänden ausgestattet. Die 20 berühmtesten, in Silber eingefasst, stammten zumeist dem Besitz seiner zweiten Gemahlin Anna Maria (1532–1568). Sie gaben der Bibliothek ihren Namen.

Durch Zuwachs aus den säkularisierten Klöstern sowie mit der Aufhebung der Ordensbibliothek, die zuletzt in der Burg Tapiau untergebracht war und zwischen 1541 und 1543 der Bibliothek einverleibt wurde, konnten Albrechts Nachfolger den Bestand beträchtlich vermehrt. 1767 wurde sie dem öffentlichen Gebrauch zugänglich gemacht. Sie bestand 1787 aus 16.000 Bänden. Neben einzelnen Kuriositäten besaß sie viele kostbare Bibel-Ausgaben und seltene Drucke, darunter eine Vulgata-Handschrift aus dem 12. Jahrhundert und einen Druck aus dem Jahre 1465. Am 14. Februar 1766 trat der Philosoph Immanuel Kant in der königlichen Schloss-Bibliothek eine Unter-Bibliothekar-Stelle an und bekleidete diese für mehr als sechs Jahre. Man vermutet, dass viele seiner geographischen Kenntnisse aus dieser Zeit stammen, denn die Silberbibliothek war umfangreicher und besser als die Stadt- und erst recht als die Staats- und Universitätsbibliothek. Diese berühmte Bibliothek gehörte zu den größten Kunstschätzen des deutschen Ostens. Sie befand sich bis 1945 im Königsberger Schloss und gilt seither größtenteils als verschollen.

Literatur

  • Alfred Rohde: Die Silberbibliothek des Herzogs Albrecht in Königsberg. Gräfe & Unzer, Königsberg 1928.
  • Janusz Todel: Srebna Biblioteka ksiecia Albrechta Pruskiego i jego zony Anny Marii [Die Silberbibliothek Herzogs Albrecht von Preußen und seiner Ehefrau Anna Maria]. Warszawa 1994, ISBN 83-7009-143-1
  • Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
  • Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
  • Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X.
  • Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser 2005, ISBN 3446206191.
  • Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-x.
  • Baldur Köster: Königsberg: Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, 2000, ISBN 3-88042-923-5.