„Septemberstreiks“ – Versionsunterschied

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Diesem erfolgreichen außergewerkschaftlichen Arbeitskampf folgte in den kommenden Wochen eine Reihe weiterer wilder Streiks, hauptsächlich in der [[Montanindustrie]] und der [[Stahlindustrie]], aber auch im [[Öffentlicher Dienst (Deutschland)|öffentlichen Dienst]]. Vom 2. bis zum 19.&nbsp;September waren mindestens 140.000 Personen im Ruhrgebiet und im Saarland an den Arbeitsniederlegungen beteiligt; später folgten weitere Streiks in der Oberpfalz, in Kiel und Bremen.<ref>Peter Birke: ''Wilde Streiks im Wirtschaftswunder. Arbeitskämpfe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark''. Campus, Frankfurt und New York 2007, S.&nbsp;228.</ref> Sie führten für über acht Millionen Beschäftigte zu Lohnerhöhungen außerhalb der gewöhnlichen Tarifverhandlungen.<ref>{{Internetquelle |autor=Peter Birke |url=https://www.freitag.de/autoren/tstrohschneider/verwischte-spuren |titel=Verwischte Spuren |werk=[[der Freitag|freitag.de]] |datum=2009-09-09 |abruf=2019-09-02}}</ref>
Diesem erfolgreichen außergewerkschaftlichen Arbeitskampf folgte in den kommenden Wochen eine Reihe weiterer wilder Streiks, hauptsächlich in der [[Montanindustrie]] und der [[Stahlindustrie]], aber auch im [[Öffentlicher Dienst (Deutschland)|öffentlichen Dienst]]. Vom 2. bis zum 19.&nbsp;September waren mindestens 140.000 Personen im Ruhrgebiet und im Saarland an den Arbeitsniederlegungen beteiligt; später folgten weitere Streiks in der Oberpfalz, in Kiel und Bremen.<ref>Peter Birke: ''Wilde Streiks im Wirtschaftswunder. Arbeitskämpfe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark''. Campus, Frankfurt und New York 2007, S.&nbsp;228.</ref> Sie führten für über acht Millionen Beschäftigte zu Lohnerhöhungen außerhalb der gewöhnlichen Tarifverhandlungen.<ref>{{Internetquelle |autor=Peter Birke |url=https://www.freitag.de/autoren/tstrohschneider/verwischte-spuren |titel=Verwischte Spuren |werk=[[der Freitag|freitag.de]] |datum=2009-09-09 |abruf=2019-09-02}}</ref>


Dass sich ein lokales Ereignis explosionsartig ausweitete, lag an den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen. Die Gewerkschaften, obwohl unabhängig und nur den Arbeitnehmerinteressen verpflichtet, waren zur Bekämpfung der Rezession 1966/67 den sogenannten [[Konzertierte Aktion (Wirtschaft)|Konzertierten Aktionen]] in der Großen Koalition beigetreten und hatten de facto Lohnleitlinien akzeptiert. Das führte zu Reallohnverlusten. Besonders zugespitzt war die Lage in der Stahlindustrie. Die einsetzte Konjunktur hatte einen Stahlboom ausgelöst und zu Gewinnsprüngen geführt. Die Streikenden wollten davon partizipieren und erzwangen materielle Zugeständnisse.<ref> Ulrich Breitbach: 1969 Arbeitskampf, Freitag 3. September 2021, S. 12</ref>
Dass sich ein lokales Ereignis explosionsartig ausweitete, lag an den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen. Die Gewerkschaften, obwohl unabhängig und nur den Arbeitnehmerinteressen verpflichtet, waren zur Bekämpfung der Rezession 1966/67 den sogenannten [[Konzertierte Aktion (Wirtschaft)|Konzertierten Aktionen]] in der Großen Koalition beigetreten und hatten de facto Lohnleitlinien akzeptiert. Das führte zu Reallohnverlusten. Besonders zugespitzt war die Lage in der Stahlindustrie. Die einsetzende Konjunktur hatte einen Stahlboom ausgelöst und zu Gewinnsprüngen geführt. Die Streikenden wollten daran partizipieren und erzwangen materielle Zugeständnisse.<ref>Ulrich Breitbach: 1969 Arbeitskampf, Freitag 3. September 2021, S. 12</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Die Septemberstreiks 1969. Darstellung, Analyse, Dokumente der Streiks in der Stahlindustrie, im Bergbau, in der metallverarbeitenden Industrie und anderen Wirtschaftsbereichen''. Hrsg. vom [[Institut für Marxistische Studien und Forschungen]]. Redaktion [[Heinz Jung]], [[Josef Schleifstein]], [[Kurt Steinhaus]]. Institut für Marxistische Studien und Forschungen, Frankfurt am Main 1969 (''Beiträge des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen'' 1) 1969 (Lizenzausgabe: Pahl-Rugenstein, Köln 1969 und diverse [[Raubdruck]]e)
* ''Die Septemberstreiks 1969. Darstellung, Analyse, Dokumente der Streiks in der Stahlindustrie, im Bergbau, in der metallverarbeitenden Industrie und anderen Wirtschaftsbereichen'' (= ''Beiträge des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen.'' Band 1). Herausgegeben vom [[Institut für Marxistische Studien und Forschungen]]. Redaktion [[Heinz Jung]], [[Josef Schleifstein]], [[Kurt Steinhaus]]. Institut für Marxistische Studien und Forschungen, Frankfurt am Main 1969 (Lizenzausgabe: Pahl-Rugenstein, Köln 1969 und diverse [[Raubdruck]]e)
* Friedemann Schuster: ''Die September-Streiks. Auf die Arbeiter kommt es an! Erarbeitet auf der Grundlage der Studie des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen in Frankfurt a.&nbsp;M. „Die September-Streiks 1969“''. Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1969 (''Marxistische Taschenbücher'')
* Friedemann Schuster: ''Die September-Streiks. Auf die Arbeiter kommt es an! Erarbeitet auf der Grundlage der Studie des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen in Frankfurt a.&nbsp;M. „Die September-Streiks 1969“''. Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1969 (''Marxistische Taschenbücher'')
* [[Michael Schumann (Soziologe)|Michael Schumann]] unter Mitarbeit von Martin Baethge: ''Die Septemberstreiks – Ausnahme oder Auftakt? Ein empirischer Beitrag zur Analyse der Streikbewegung im September 1969. Untersuchung im Auftrag des Nachrichtenmagazins [[Der Spiegel]]''. [[Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen|Soziologisches Forschungsinstitut]], Göttingen 1970 (''SOFI Forschungsberichte'')
* [[Michael Schumann (Soziologe)|Michael Schumann]] unter Mitarbeit von Martin Baethge: ''Die Septemberstreiks – Ausnahme oder Auftakt? Ein empirischer Beitrag zur Analyse der Streikbewegung im September 1969. Untersuchung im Auftrag des Nachrichtenmagazins [[Der Spiegel]]''. [[Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen|Soziologisches Forschungsinstitut]], Göttingen 1970 (''SOFI Forschungsberichte'')
* Jürgen Alberts: ''„[[Bild (Zeitung)|Bild]]“ im Einsatz. Analyse der Berichterstattung zu den Septemberstreiks 1969''. In: [[Blätter für deutsche und internationale Politik]] 15 (1970), S.&nbsp;916–933
* Jürgen Alberts: ''„[[Bild (Zeitung)|Bild]]“ im Einsatz. Analyse der Berichterstattung zu den Septemberstreiks 1969''. In: ''[[Blätter für deutsche und internationale Politik]].'' Band 15, 1970, S.&nbsp;916–933
* [[Eckart Hildebrandt]]: ''Zur Analyse der Septemberstreiks 1969''. In: [[Sozialistische Politik (1969)|Sozialistische Politik]] 1970, S.&nbsp;71–84 [http://www.dearchiv.de/php/dok2.php?archiv=sop&brett=SOPO70&fn=HILDE.170&swort1=SEPTEMBERSTREIKS&swort2=&swort3= Digitalisat]
* [[Eckart Hildebrandt]]: ''Zur Analyse der Septemberstreiks 1969''. In: ''[[Sozialistische Politik (1969)|Sozialistische Politik]].'' 1970, S.&nbsp;71–84 [http://www.dearchiv.de/php/dok2.php?archiv=sop&brett=SOPO70&fn=HILDE.170&swort1=SEPTEMBERSTREIKS&swort2=&swort3= Digitalisat]
* Michael Schumann (Hrsg.): ''Am Beispiel der Septemberstreiks – Anfang der Rekonstruktionsperiode der Arbeiterklasse?'' Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1971, ISBN 3-434-00162-X.
* Michael Schumann (Hrsg.): ''Am Beispiel der Septemberstreiks – Anfang der Rekonstruktionsperiode der Arbeiterklasse?'' Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1971, ISBN 3-434-00162-X.
* Peter Blie, Birger Ollrogge: ''Die Darstellung der Septemberstreiks 1969 in der Gewerkschaftspresse''. 1974 (Freie Universität Berlin, Magisterarbeit)
* Peter Blie, Birger Ollrogge: ''Die Darstellung der Septemberstreiks 1969 in der Gewerkschaftspresse''. 1974 (Freie Universität Berlin, Magisterarbeit)
* [[Joachim Bergmann (Soziologe)|Joachim Bergmann]]: ''Von den Septemberstreiks zur Wirtschaftskrise. Veränderte Bedingungen der gewerkschaftlichen Politik''. In: derselbe (Hrsg.): ''Beiträge zur Soziologie der Gewerkschaften''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, S.&nbsp;7–20
* [[Joachim Bergmann (Soziologe)|Joachim Bergmann]]: ''Von den Septemberstreiks zur Wirtschaftskrise. Veränderte Bedingungen der gewerkschaftlichen Politik''. In: derselbe (Hrsg.): ''Beiträge zur Soziologie der Gewerkschaften''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, S.&nbsp;7–20
* Karl Lauschke: ''Der Wandel in der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessenvertretung nach den westdeutschen Septemberstreiks''. In: Bernd Gehrke (Hrsg.): ''1968 und die Arbeiter. Studien zum „proletarischen Mai“ in Europa Neunzehnhundertachtundsechzig und die Arbeiter''. VSA-Verlag, Hamburg 2007, ISBN 3-89965-165-0, S.&nbsp;76–91
* Karl Lauschke: ''Der Wandel in der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessenvertretung nach den westdeutschen Septemberstreiks''. In: Bernd Gehrke (Hrsg.): ''1968 und die Arbeiter. Studien zum „proletarischen Mai“ in Europa Neunzehnhundertachtundsechzig und die Arbeiter''. VSA-Verlag, Hamburg 2007, ISBN 3-89965-165-0, S.&nbsp;76–91
* Peter Birke: ''Wilde Streiks im Wirtschaftswunder. Arbeitskämpfe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark''. Campus, Frankfurt und New York 2007
* Peter Birke: ''Wilde Streiks im Wirtschaftswunder. Arbeitskämpfe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark''. Campus, Frankfurt/New York 2007


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 7. Oktober 2023, 20:36 Uhr

Die Septemberstreiks waren eine Reihe wilder Streiks im September 1969 in der Bundesrepublik Deutschland. Sie begannen am 2. September 1969 mit einem Arbeitskampf bei der Hoesch AG in Dortmund, der von der IG Metall weder geplant noch verantwortet wurde. Es kam zu einem Demonstrationszug der Beschäftigten, die die Arbeit niedergelegt hatten, zum Gebäude der Firmenleitung. Die Forderung nach Lohnerhöhung um dreißig Pfennig pro Stunde wurde innerhalb sehr kurzer Zeit von der Firmenleitung akzeptiert.

Diesem erfolgreichen außergewerkschaftlichen Arbeitskampf folgte in den kommenden Wochen eine Reihe weiterer wilder Streiks, hauptsächlich in der Montanindustrie und der Stahlindustrie, aber auch im öffentlichen Dienst. Vom 2. bis zum 19. September waren mindestens 140.000 Personen im Ruhrgebiet und im Saarland an den Arbeitsniederlegungen beteiligt; später folgten weitere Streiks in der Oberpfalz, in Kiel und Bremen.[1] Sie führten für über acht Millionen Beschäftigte zu Lohnerhöhungen außerhalb der gewöhnlichen Tarifverhandlungen.[2]

Dass sich ein lokales Ereignis explosionsartig ausweitete, lag an den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen. Die Gewerkschaften, obwohl unabhängig und nur den Arbeitnehmerinteressen verpflichtet, waren zur Bekämpfung der Rezession 1966/67 den sogenannten Konzertierten Aktionen in der Großen Koalition beigetreten und hatten de facto Lohnleitlinien akzeptiert. Das führte zu Reallohnverlusten. Besonders zugespitzt war die Lage in der Stahlindustrie. Die einsetzende Konjunktur hatte einen Stahlboom ausgelöst und zu Gewinnsprüngen geführt. Die Streikenden wollten daran partizipieren und erzwangen materielle Zugeständnisse.[3]

Literatur

  • Die Septemberstreiks 1969. Darstellung, Analyse, Dokumente der Streiks in der Stahlindustrie, im Bergbau, in der metallverarbeitenden Industrie und anderen Wirtschaftsbereichen (= Beiträge des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen. Band 1). Herausgegeben vom Institut für Marxistische Studien und Forschungen. Redaktion Heinz Jung, Josef Schleifstein, Kurt Steinhaus. Institut für Marxistische Studien und Forschungen, Frankfurt am Main 1969 (Lizenzausgabe: Pahl-Rugenstein, Köln 1969 und diverse Raubdrucke)
  • Friedemann Schuster: Die September-Streiks. Auf die Arbeiter kommt es an! Erarbeitet auf der Grundlage der Studie des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen in Frankfurt a. M. „Die September-Streiks 1969“. Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1969 (Marxistische Taschenbücher)
  • Michael Schumann unter Mitarbeit von Martin Baethge: Die Septemberstreiks – Ausnahme oder Auftakt? Ein empirischer Beitrag zur Analyse der Streikbewegung im September 1969. Untersuchung im Auftrag des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Soziologisches Forschungsinstitut, Göttingen 1970 (SOFI Forschungsberichte)
  • Jürgen Alberts: Bild“ im Einsatz. Analyse der Berichterstattung zu den Septemberstreiks 1969. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. Band 15, 1970, S. 916–933
  • Eckart Hildebrandt: Zur Analyse der Septemberstreiks 1969. In: Sozialistische Politik. 1970, S. 71–84 Digitalisat
  • Michael Schumann (Hrsg.): Am Beispiel der Septemberstreiks – Anfang der Rekonstruktionsperiode der Arbeiterklasse? Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1971, ISBN 3-434-00162-X.
  • Peter Blie, Birger Ollrogge: Die Darstellung der Septemberstreiks 1969 in der Gewerkschaftspresse. 1974 (Freie Universität Berlin, Magisterarbeit)
  • Joachim Bergmann: Von den Septemberstreiks zur Wirtschaftskrise. Veränderte Bedingungen der gewerkschaftlichen Politik. In: derselbe (Hrsg.): Beiträge zur Soziologie der Gewerkschaften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, S. 7–20
  • Karl Lauschke: Der Wandel in der betrieblichen und gewerkschaftlichen Interessenvertretung nach den westdeutschen Septemberstreiks. In: Bernd Gehrke (Hrsg.): 1968 und die Arbeiter. Studien zum „proletarischen Mai“ in Europa Neunzehnhundertachtundsechzig und die Arbeiter. VSA-Verlag, Hamburg 2007, ISBN 3-89965-165-0, S. 76–91
  • Peter Birke: Wilde Streiks im Wirtschaftswunder. Arbeitskämpfe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark. Campus, Frankfurt/New York 2007

Einzelnachweise

  1. Peter Birke: Wilde Streiks im Wirtschaftswunder. Arbeitskämpfe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland und Dänemark. Campus, Frankfurt und New York 2007, S. 228.
  2. Peter Birke: Verwischte Spuren. In: freitag.de. 9. September 2009, abgerufen am 2. September 2019.
  3. Ulrich Breitbach: 1969 Arbeitskampf, Freitag 3. September 2021, S. 12