„Petkus (Baruth/Mark)“ – Versionsunterschied

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== 13. bis 17. Jahrhundert ===
Das Dorf Petkus wurde erstmals 1229 als ''Teodericus de Petecose'' erwähnt. Über die Ortsbezeichnungen ''Peteccz'' (1376 und 1387), ''Beitkus'' (1422), ''Betko'' (1529) und ''Petkes'' (1532) hält sich seit 1821 endgültig der Name Petkus, im Volksmund noch bis vor kurzem ''Pekkes'' genannt.
[[Datei:Dorfkirche Petkus Südwestansicht.jpg|mini|Dorfkirche Petkus]]
Das Dorf Petkus wurde erstmals 1229 als ''Teodericus de Petecose'' erwähnt und gehörte zu dieser Zeit zum [[Erzbistum Magdeburg]]. Über die Ortsbezeichnungen ''Peteccz'' (1376 und 1387), ''Beitkus'' (1422), ''Betko'' (1529) und ''Petkes'' (1532) hält sich seit 1821 endgültig der Name Petkus, im Volksmund noch bis vor kurzem ''Pekkes'' genannt. Vermutlich handelte es sich um eine slawische Siedlung, die vom Bistum als [[Lehnswesen|Lehen]] an die Familie [[Schlieben (Adelsgeschlecht)|Schlieben]] ging. Von dort kam das unregelmäßige [[Platzdorf]] im Jahr 1326 in den Besitz des Sachsenkönigs [[Rudolf I. (Sachsen-Wittenberg)|Rudolf I.]] und war damit eine [[Exklave]] des [[Sachsen-Wittenberg|Herzogtums Sachsen-Wittenberg]]. Unter [[Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]] kam Petkus nach dem [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] zum [[Kurkreis]], dem späteren Wittenbergischen Kreis. Ab 1587 gelangte Petkus in den Pfandbesitz der Familie von [[Hake (Adelsgeschlechter)|Hake]], die es 1675 übernahmen.


=== 18. und 19. Jahrhundert ===
Petkus gehörte bis 1815 – als damals nördlichster Ort im [[Amt Schlieben (Kurfürstentum Sachsen)|Amt Schlieben]] – zum [[Königreich Sachsen]] und ab 1816 der Familie [[Lochow (Adelsgeschlecht)|von Lochow]]. [[Ferdinand von Lochow (Pflanzenzüchter)|Ferdinand von Lochow]] (1849–1924) war es, der durch seine Zuchterfolge (Petkuser Saatroggen) Petkus europaweit bekannt machte.
Der letzte Eigentümer aus diesem Adelsgeschlecht, dem Petkus gehörte, Carl Gottfried von Hake musste es im Jahr 1782 an den preußischen Major Friedrich Leopold von [[Thümen]] verkaufen, der am 13. Dezember 1816 in Petkus verstarb. Der Ort gehörte bis 1815 – als damals nördlichster Ort im [[Amt Schlieben (Kurfürstentum Sachsen)|Amt Schlieben]] – zum [[Königreich Sachsen]] und kam mit dem [[Wiener Kongress]] und der Auflösung der Exklaven zu [[Preußen]]. Leopolds Nichte war mit Carl Wilhelm Ferdinand [[Lochow (Adelsgeschlecht)|von Lochow]] verheiratet. Er erwarb im Jahr 1816 das Gut und zog im Jahr 1821 mit seiner Familie von Lübnitz nach Petkus. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor. Zwei Töchter sowie Ferdinand Heinrich Ewald von Lochow blieben in Petkus. Ferdinand übernahm 1847 das Gut mit den Ländereien in Liepe und Kaltenhausen und heiratete noch im selben Jahr Eva Agnes Auguste, eine geborene von Schlieben. Kaltenhausen war zunächst ein eigenständiges Dorf, das im Jahr 1368 erstmals als ''Kaldenhusen'' im Besitz des Erzbistums Magdeburg erwähnt wurde. Es gehörte im Gegensatz zu Petkus bereits nach der [[Reformation]] ab 1680 zu Brandenburg. Zwischen Petkus und Kaltenhausen befand sich lange Zeit die Landesgrenze zwischen Sachsen und Preußen. Diese soll mitten durch den Saal einer Gastwirtschaft gegangen sein. 1863 wurde der Ort nach Petkus eingemeindet. Unter Ferdinands Leitung entstand im Jahr 1858 am Rand des Angers ein [[Herrenhaus (Gebäude)|Guthaus]]. Eva Agnes Auguste übernahm nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 1865 die Verwaltung des Gutes und übergab sie im Jahr 1876 an ihren Sohn [[Ferdinand von Lochow (Pflanzenzüchter)|Ferdinand von Lochow]] (1849–1924). Er musste gemäß einer testamentarischen Verpflichtung seine sechs Geschwister auszahlen. Um die Einnahmen aus dem Gut zu erhöhen, forschte er ab 1881 an Roggen. Er züchtete den ''Petkuser Saatroggen'', der ab 1891 europaweit bekannt wurde. Ferdinand setzte sich 1882 für die Gründung eines landwirtschaftlichen Vereins ein, dem ein Jahr später ein Pferdezuchtverein und 1890 eine Molkereigenossenschaft folgten.


=== 20 und 21. Jahrhundert ===
Zu Petkus gehört seit 1873 die Siedlung Kaltenhausen. Erstmals erwähnt wurde dieses ''Kaldenhusen'' im Jahre 1368; es gehörte im Gegensatz zu Petkus bereits zu [[Preußen]]. Zwischen Petkus und Kaltenhausen befand sich lange Zeit die Landesgrenze zwischen Sachsen und Preußen. Diese soll mitten durch den Saal einer Gastwirtschaft gegangen sein.
Ferdinand von Lochow setzte sich weiterhin für einen Anschluss des Ortes an die [[Jüterbog-Luckenwalder Kreiskleinbahnen]] im Jahr 1900 ein. Es entstanden Arbeiterwohnungen und 1920 eine Stromversorgungsgesellschaft. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn [[Ferdinand von Lochow (Agrarwissenschaftler)|Ferdinand]] im Jahr 1924 das Gut. Die Saatzucht wurde in einer eigenständigen GmbH unter der Leitung von Walter Laube, Gutsbesitzer in [[Riesdorf (Niederer Fläming)|Riesdorf]], weitergeführt. Ferdinand starb 1931 und so übernahm seine Frau bis 1945 die Geschäfte. Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde die Familie enteignet und das Gut sowie die Saatzuchtgesellschaft Petkus in ein [[Volkseigenes Gut|VEG]] umgewandelt. Das Gutshaus wurde fortan als Außenstelle einer Berufsschule in [[Jüterbog]] genutzt, die 1951 in eine selbstständige Betriebsberufsschule und im Herbst 1954 vom VEG Petkus geleitet wurde. Am 2. Januar 1971 wurde Charlottenfelde nach Petkus eingemeindet.


Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] übernahm die [[Treuhandanstalt]] die Verwaltung des Gutes. Die Berufsschule wurde geschossen. 1991 erwarb die Lochow-Petkus GmbH mit Sitz in [[Bergen (Landkreis Celle)|Bergen]] im [[Landkreis Celle]] in [[Niedersachsen]] die Zuchtstation. Die Familie von Lochow erwarb das Gutshaus sowie einen Großteil der Ackerflächen.
Am 2. Januar 1971 wurde Charlottenfelde nach Petkus eingemeindet. Am 31. Dezember 1999 schlossen sich die bisherigen Gemeinden Ließen, Merzdorf und Petkus zu einer neuen Gemeinde Petkus zusammen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Minister des Innern des Landes Brandenburg |Titel=Bildung einer neuen Gemeinde aus den Gemeinden Ließen, Merzdorf und Petkus – Bekanntmachung des Ministeriums des Innern Vom 20. Dezember 1999 |Sammelwerk=Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg |Band=11. Jahrgang |Nummer=1 |Verlag=Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam |Ort=Potsdam |Datum=2000-01-11 |Seiten=2 |Online=[http://bravors.brandenburg.de/br2/sixcms/media.php/76/Amtsblatt%2001_00.pdf brandenburg.de] |Format=PDF |KBytes=248 |Abruf=2015-07-04}}</ref> Am 31. Dezember 2001 wurde Petkus zusammen mit [[Dornswalde]], [[Klasdorf]], [[Paplitz (Baruth/Mark)|Paplitz]] und [[Schöbendorf]] in die Stadt Baruth eingemeindet.<ref>[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/NamensGrenzAenderung.html Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001.] StBA</ref>

Am 31. Dezember 1999 schlossen sich die bisherigen Gemeinden Ließen, Merzdorf und Petkus zu einer neuen Gemeinde Petkus zusammen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Minister des Innern des Landes Brandenburg |Titel=Bildung einer neuen Gemeinde aus den Gemeinden Ließen, Merzdorf und Petkus – Bekanntmachung des Ministeriums des Innern Vom 20. Dezember 1999 |Sammelwerk=Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg |Band=11. Jahrgang |Nummer=1 |Verlag=Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam |Ort=Potsdam |Datum=2000-01-11 |Seiten=2 |Online=[http://bravors.brandenburg.de/br2/sixcms/media.php/76/Amtsblatt%2001_00.pdf brandenburg.de] |Format=PDF |KBytes=248 |Abruf=2015-07-04}}</ref> Am 31. Dezember 2001 wurde Petkus zusammen mit [[Dornswalde]], [[Klasdorf]], [[Paplitz (Baruth/Mark)|Paplitz]] und [[Schöbendorf]] in die Stadt Baruth eingemeindet.<ref>[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/NamensGrenzAenderung/NamensGrenzAenderung.html Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001.] StBA</ref>


== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
== Kultur und Sehenswürdigkeiten ==
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[[Datei:Fernmeldeturm "Petki" in Petkus.JPG|mini|Fernmeldeturm „Petki“ in Petkus, 2014]]
[[Datei:Fernmeldeturm "Petki" in Petkus.JPG|mini|Fernmeldeturm „Petki“ in Petkus, 2014]]
* Die [[Dorfkirche Petkus]] ist ein [[Feldsteinkirche|Feldsteinbau]] aus dem 13. Jahrhundert, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts um einen [[backstein]]ernen Westturm ergänzt wurde.
* Die [[Dorfkirche Petkus]] ist ein [[Feldsteinkirche|Feldsteinbau]] aus dem 13. Jahrhundert, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts um einen [[backstein]]ernen Westturm ergänzt wurde.
* Das etwa 1850 erbaute Alte Gutshaus Petkus in der Mitschurinstraße sowie der Gutspark mit Ferdinand-von-Lochow-Denkmal sind denkmalgeschützt. Sowohl das von der Familie von Lochow bewohnte Gutshaus, als auch der Gutshof und der alte Park der Anlage wurden wieder nach dem früheren Vorbild instandgesetzt.<ref>[http://www.landentwicklung.de/fileadmin/sites/Landentwicklung/Dateien/Dorferneuerung/BB-Tourismus.pdf Information.] (PDF) Land Brandenburg, Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft</ref> Das 1936 erbaute und vollständig sanierte Gutshaus Petkus in der Merzdorfer Straße liegt direkt am „Flaeming-Skate“. und wird als Hotel betrieben.<ref>[http://www.rbb-online.de/preussischblau/lochow/die-lochows-in-petkus-heute.html ''Die Lochows in Petkus heute''-] [[Rundfunk Berlin-Brandenburg|rbb]], Beitrag vom 3. Dezember 2013</ref>
* Das im Jahr 1858 erbaute Alte Gutshaus Petkus in der Mitschurinstraße sowie der Gutspark mit Ferdinand-von-Lochow-Denkmal sind denkmalgeschützt. Sowohl das von der Familie von Lochow bewohnte Gutshaus, als auch der Gutshof und der alte Park der Anlage wurden wieder nach dem früheren Vorbild instandgesetzt.<ref>[http://www.landentwicklung.de/fileadmin/sites/Landentwicklung/Dateien/Dorferneuerung/BB-Tourismus.pdf Information.] (PDF) Land Brandenburg, Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft</ref> Das 1936 erbaute und vollständig sanierte Gutshaus Petkus in der Merzdorfer Straße liegt direkt an der [[Flaeming-Skate]] und wird als Hotel betrieben.
* Am Ortsausgang nach Wahlsdorf befindet sich eine 1835 erbaute [[Bockwindmühle]], die [[Friedensmühle Petkus]]. Im Jahr 1950 wurde sie in eine [[Paltrockwindmühle|Paltrockmühle]] mit [[Windrichtungsnachführung|Windrose]] und [[Windmühle#Jalousieklappenflügel|Jalousieflügeln]] umgebaut. Sie wurde inzwischen von ihrem Eigentümer restauriert und ist wind- und mahlgängig.
* Am Ortsausgang nach Wahlsdorf befindet sich eine 1835 erbaute [[Bockwindmühle]], die [[Friedensmühle Petkus]]. Im Jahr 1950 wurde sie in eine [[Paltrockwindmühle|Paltrockmühle]] mit [[Windrichtungsnachführung|Windrose]] und [[Windmühle#Jalousieklappenflügel|Jalousieflügeln]] umgebaut. Sie wurde inzwischen von ihrem Eigentümer restauriert und ist wind- und mahlgängig.
* Zudem befindet sich ebenfalls am südlichen Ortsausgang von Petkus ein 106 Meter hoher, in den 1960er Jahren erbauter [[Fernmeldeturm]].
* Zudem befindet sich ebenfalls am südlichen Ortsausgang von Petkus ein 106 Meter hoher, in den 1960er Jahren erbauter [[Fernmeldeturm]].
* Durch Petkus führt die 220&nbsp;km lange [[Flaeming-Skate|Skaterstrecke]] des Landkreises Teltow-Fläming („Flaeming-Skate“).
* Durch Petkus führt die 220&nbsp;km lange [[Flaeming-Skate|Skaterstrecke]] des Landkreises Teltow-Fläming.
* Die [[Freiwillige Feuerwehr]] sowie der Petkuser Sportverein organisieren regelmäßig Feste für eine breite Öffentlichkeit mit dem Ziel, das kulturelle und sportliche Leben zu bereichern.
* Die [[Freiwillige Feuerwehr]] sowie der Petkuser Sportverein organisieren regelmäßig Feste für eine breite Öffentlichkeit mit dem Ziel, das kulturelle und sportliche Leben zu bereichern.


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* [[Ferdinand von Lochow (Pflanzenzüchter)|Ferdinand von Lochow]] (1849–1924), Agrarwissenschaftler
* [[Ferdinand von Lochow (Pflanzenzüchter)|Ferdinand von Lochow]] (1849–1924), Agrarwissenschaftler
* [[Ewald von Lochow]] (1855–1942), preußischer General der Infanterie
* [[Ewald von Lochow]] (1855–1942), preußischer General der Infanterie

== Literatur ==
* Hiltrud und Carsten Preuß: ''Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming'', Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 1. Auflage, 29. November 2011, ISBN 978-3-86732-100-6, S. 244


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.stadt-baruth-mark.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=44528 Petkus] auf der Webseite der Stadt Baruth/Mark
* [http://www.stadt-baruth-mark.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=44528 Petkus] auf der Webseite der Stadt Baruth/Mark
* [http://www.stadt-baruth-mark.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=102760 Freiwillige Feuerwehr Petkus] auf der Webseite der Stadt Baruth/Mark
* [http://www.stadt-baruth-mark.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=102760 Freiwillige Feuerwehr Petkus] auf der Webseite der Stadt Baruth/Mark
* [http://www.stadt-baruth-mark.de/verzeichnis/mandat.php?mandat=86102&kategorie=1790 Sportverein Petkus e.&nbsp;V.] auf der Webseite der Stadt Baruth/Mark
* {{Webarchiv|url=http://www.stadtmagazinverlag.de/orte/baruth06/ortsteile.htm | wayback=20131022111912 | text=Petkus}} auf der Webseite der ''Stadtmagazin BS GmbH''
* [https://www.facebook.com/pages/Petkus/141400182720815?fref=ts Petkus] bei facebook


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 22. August 2020, 07:54 Uhr

Petkus
Koordinaten: 51° 59′ N, 13° 21′ OKoordinaten: 51° 59′ 14″ N, 13° 21′ 22″ O
Höhe: ca. 137 m ü. NN
Einwohner: 482 (24. Apr. 2014)
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 15837
Vorwahl: 033745
Petkus (Brandenburg)
Petkus (Brandenburg)

Lage von Petkus in Brandenburg

Petkus [ˈpɛtˌkʊs] ist ein Ortsteil der Stadt Baruth/Mark im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg, Deutschland.

Geographie

Petkus liegt rund 50 Kilometer von der Südgrenze der Stadt Berlin und rund zwölf Kilometer südwestlich von Baruth entfernt, direkt am Golmberg, der höchsten Erhebung des Niederen Flämings. Zum Ort zählt der Wohnplatz Lochow. Nachbarorte von Petkus sind (im Uhrzeigersinn, von Westen beginnend) Charlottenfelde (Gemeindeteil von Petkus), Ließen und Merzdorf (ebenfalls Ortsteile von Baruth) sowie Damsdorf (Gemeindeteil von Steinreich) und Wahlsdorf (Ortsteil der Stadt Dahme/Mark). Petkus liegt an der in Ost-West-Richtung verlaufenden Bundesstraße 115 zwischen Baruth und Jüterbog.

Geschichte

13. bis 17. Jahrhundert

Dorfkirche Petkus

Das Dorf Petkus wurde erstmals 1229 als Teodericus de Petecose erwähnt und gehörte zu dieser Zeit zum Erzbistum Magdeburg. Über die Ortsbezeichnungen Peteccz (1376 und 1387), Beitkus (1422), Betko (1529) und Petkes (1532) hält sich seit 1821 endgültig der Name Petkus, im Volksmund noch bis vor kurzem Pekkes genannt. Vermutlich handelte es sich um eine slawische Siedlung, die vom Bistum als Lehen an die Familie Schlieben ging. Von dort kam das unregelmäßige Platzdorf im Jahr 1326 in den Besitz des Sachsenkönigs Rudolf I. und war damit eine Exklave des Herzogtums Sachsen-Wittenberg. Unter Moritz von Sachsen kam Petkus nach dem Schmalkaldischen Krieg zum Kurkreis, dem späteren Wittenbergischen Kreis. Ab 1587 gelangte Petkus in den Pfandbesitz der Familie von Hake, die es 1675 übernahmen.

18. und 19. Jahrhundert

Der letzte Eigentümer aus diesem Adelsgeschlecht, dem Petkus gehörte, Carl Gottfried von Hake musste es im Jahr 1782 an den preußischen Major Friedrich Leopold von Thümen verkaufen, der am 13. Dezember 1816 in Petkus verstarb. Der Ort gehörte bis 1815 – als damals nördlichster Ort im Amt Schlieben – zum Königreich Sachsen und kam mit dem Wiener Kongress und der Auflösung der Exklaven zu Preußen. Leopolds Nichte war mit Carl Wilhelm Ferdinand von Lochow verheiratet. Er erwarb im Jahr 1816 das Gut und zog im Jahr 1821 mit seiner Familie von Lübnitz nach Petkus. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor. Zwei Töchter sowie Ferdinand Heinrich Ewald von Lochow blieben in Petkus. Ferdinand übernahm 1847 das Gut mit den Ländereien in Liepe und Kaltenhausen und heiratete noch im selben Jahr Eva Agnes Auguste, eine geborene von Schlieben. Kaltenhausen war zunächst ein eigenständiges Dorf, das im Jahr 1368 erstmals als Kaldenhusen im Besitz des Erzbistums Magdeburg erwähnt wurde. Es gehörte im Gegensatz zu Petkus bereits nach der Reformation ab 1680 zu Brandenburg. Zwischen Petkus und Kaltenhausen befand sich lange Zeit die Landesgrenze zwischen Sachsen und Preußen. Diese soll mitten durch den Saal einer Gastwirtschaft gegangen sein. 1863 wurde der Ort nach Petkus eingemeindet. Unter Ferdinands Leitung entstand im Jahr 1858 am Rand des Angers ein Guthaus. Eva Agnes Auguste übernahm nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 1865 die Verwaltung des Gutes und übergab sie im Jahr 1876 an ihren Sohn Ferdinand von Lochow (1849–1924). Er musste gemäß einer testamentarischen Verpflichtung seine sechs Geschwister auszahlen. Um die Einnahmen aus dem Gut zu erhöhen, forschte er ab 1881 an Roggen. Er züchtete den Petkuser Saatroggen, der ab 1891 europaweit bekannt wurde. Ferdinand setzte sich 1882 für die Gründung eines landwirtschaftlichen Vereins ein, dem ein Jahr später ein Pferdezuchtverein und 1890 eine Molkereigenossenschaft folgten.

20 und 21. Jahrhundert

Ferdinand von Lochow setzte sich weiterhin für einen Anschluss des Ortes an die Jüterbog-Luckenwalder Kreiskleinbahnen im Jahr 1900 ein. Es entstanden Arbeiterwohnungen und 1920 eine Stromversorgungsgesellschaft. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Ferdinand im Jahr 1924 das Gut. Die Saatzucht wurde in einer eigenständigen GmbH unter der Leitung von Walter Laube, Gutsbesitzer in Riesdorf, weitergeführt. Ferdinand starb 1931 und so übernahm seine Frau bis 1945 die Geschäfte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie enteignet und das Gut sowie die Saatzuchtgesellschaft Petkus in ein VEG umgewandelt. Das Gutshaus wurde fortan als Außenstelle einer Berufsschule in Jüterbog genutzt, die 1951 in eine selbstständige Betriebsberufsschule und im Herbst 1954 vom VEG Petkus geleitet wurde. Am 2. Januar 1971 wurde Charlottenfelde nach Petkus eingemeindet.

Nach der Wende übernahm die Treuhandanstalt die Verwaltung des Gutes. Die Berufsschule wurde geschossen. 1991 erwarb die Lochow-Petkus GmbH mit Sitz in Bergen im Landkreis Celle in Niedersachsen die Zuchtstation. Die Familie von Lochow erwarb das Gutshaus sowie einen Großteil der Ackerflächen.

Am 31. Dezember 1999 schlossen sich die bisherigen Gemeinden Ließen, Merzdorf und Petkus zu einer neuen Gemeinde Petkus zusammen.[1] Am 31. Dezember 2001 wurde Petkus zusammen mit Dornswalde, Klasdorf, Paplitz und Schöbendorf in die Stadt Baruth eingemeindet.[2]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Friedensmühle Petkus (Baudenkmal), 2014
Fernmeldeturm „Petki“ in Petkus, 2014
  • Die Dorfkirche Petkus ist ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts um einen backsteinernen Westturm ergänzt wurde.
  • Das im Jahr 1858 erbaute Alte Gutshaus Petkus in der Mitschurinstraße sowie der Gutspark mit Ferdinand-von-Lochow-Denkmal sind denkmalgeschützt. Sowohl das von der Familie von Lochow bewohnte Gutshaus, als auch der Gutshof und der alte Park der Anlage wurden wieder nach dem früheren Vorbild instandgesetzt.[3] Das 1936 erbaute und vollständig sanierte Gutshaus Petkus in der Merzdorfer Straße liegt direkt an der Flaeming-Skate und wird als Hotel betrieben.
  • Am Ortsausgang nach Wahlsdorf befindet sich eine 1835 erbaute Bockwindmühle, die Friedensmühle Petkus. Im Jahr 1950 wurde sie in eine Paltrockmühle mit Windrose und Jalousieflügeln umgebaut. Sie wurde inzwischen von ihrem Eigentümer restauriert und ist wind- und mahlgängig.
  • Zudem befindet sich ebenfalls am südlichen Ortsausgang von Petkus ein 106 Meter hoher, in den 1960er Jahren erbauter Fernmeldeturm.
  • Durch Petkus führt die 220 km lange Skaterstrecke des Landkreises Teltow-Fläming.
  • Die Freiwillige Feuerwehr sowie der Petkuser Sportverein organisieren regelmäßig Feste für eine breite Öffentlichkeit mit dem Ziel, das kulturelle und sportliche Leben zu bereichern.

Söhne und Töchter

Literatur

  • Hiltrud und Carsten Preuß: Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 1. Auflage, 29. November 2011, ISBN 978-3-86732-100-6, S. 244
Commons: Petkus (Baruth/Mark) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bildung einer neuen Gemeinde aus den Gemeinden Ließen, Merzdorf und Petkus – Bekanntmachung des Ministeriums des Innern Vom 20. Dezember 1999. In: Minister des Innern des Landes Brandenburg (Hrsg.): Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg. 11. Jahrgang, Nr. 1. Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam, Potsdam 11. Januar 2000, S. 2 (brandenburg.de [PDF; 248 kB; abgerufen am 4. Juli 2015]).
  2. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001. StBA
  3. Information. (PDF) Land Brandenburg, Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft