Ostdeutschland seit 1990

Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater in der Kulturmetropole Weimar
Jasmund-Nationalpark auf Rügen mit dem Kreidefelsen Königsstuhl
Basteibrücke in der Sächsischen Schweiz
Blühende Rapsfelder bei Querfurt in Sachsen-Anhalt

Ostdeutschland seit 1990 umfasst das Gebiet der im Zuge der deutschen Wiedervereinigung gebildeten neuen Länder und die zugehörige Bevölkerung. Die von den Bürgern der vormaligen DDR herbeigeführte Wende und friedliche Revolution sowie der daran anschließende Einigungsprozess der beiden deutschen Staaten mündete – wiederum angetrieben von der ostdeutschen Bevölkerung – sehr zügig in den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland, weshalb im amtlichen Sprachgebrauch der Ausdruck Beitrittsgebiet verwendet wird. Damit verbunden war für die Ostdeutschen ein schlagartiger Systemwechsel in wesentlichen Lebensbereichen und binnen Kurzem eine Massenarbeitslosigkeit ungeahnten Ausmaßes.

Zwar genossen viele Ostdeutsche in der plötzlich offenen Gesellschaft die gewonnene Reisefreiheit und einen steigenden Lebensstandard, der durch staatliche Transferleistungen unterstützt wurde; doch Unsicherheit und teilweise zunehmende Perspektivlosigkeit am Arbeitsmarkt ließen die Vereinigungseuphorie bei den Betroffenen, ihren Familien und Bekannten schnell abklingen und machten einer um sich greifenden Enttäuschung Platz. Die fortlaufende Abwanderung Arbeitssuchender meist jüngeren Alters in wirtschaftlich boomende Regionen Westdeutschlands, die nahezu durchgängige Besetzung von Führungsfunktionen aller Art mit Westdeutschen und die ausgebliebene vollständige Angleichung der Lebensverhältnisse im Osten an die im Westen förderten bei nicht wenigen Ostdeutschen ein Gefühl des Abgehängtseins und ein Selbstbild als „Bürger zweiter Klasse“.

Der Aufbau Ost – darunter die rasche Abtragung ökologischer Altlasten, die städtebaulichen Sanierungen und die Modernisierung der Infrastruktur – kam nicht bei allen Ostdeutschen als maßgebliche Verbesserungen ihrer Lebensqualität an. Vor allem Ältere, wenn sie die Nachwendezeit als einen Bruch in ihrer Biographie und Lebensweise erlebt haben und sich in ihrer Lebensleistung geringgeschätzt sahen, sind mit den demokratischen Institutionen und regierenden Parteien in Deutschland unzufrieden. Daraus erklärt sich zum Teil die relativ starke Stellung, die einerseits in den 1990er und 2000er Jahren die PDS/Linke als Protestsammelbecken und Oppositionspartei in Ostdeutschland eingenommen hat und die andererseits in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre der rechtspopulistischen AfD Wählerzulauf verschafft hat.

Gegenstandserfassung

Die alten Länder in der DDR bis 1952 (lila umrandet) im Vergleich zu den Bundesländern in ihren Grenzen (rot) bei deren Neugründung am 3. Oktober 1990

Im Vergleich zu anderen deutschen Großregionen wie etwa Süd- oder Norddeutschland bezieht sich die Bezeichnung Ostdeutschland weniger auf geographische oder kulturgeschichtliche Zusammenhänge, sondern meint ein zeitgeschichtlich entstandenes politisches Gebilde, das 1945 aus der Aufteilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist, zwischen 1949 und 1990 die DDR bildete und seit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland mit den neu gebildeten Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im allgemeinen Sprachgebrauch an die Stelle historisch älterer Gebietsverortungen getreten ist.

Bei der Betrachtung der Entwicklungen in Ostdeutschland seit 1990 geht es jedoch im Allgemeinen weniger um das besagte Gebiet als um die Menschen, die dort leben bzw. die durch die dortigen Lebensverhältnisse geprägt sind, also um Ostdeutsche. Diesbezüglich gibt es jedoch mit dem fortschreitenden Zurückliegen der deutschen Wiedervereinigung zunehmend Überschneidungen und Unschärfen. Ossis und Wessis haben sich durch Migration in beide Richtungen als Populationen vermischt; nicht wenige in Ostdeutschland Lebende sind also durch eine in den Ländern der alten Bundesrepublik (BRD) erworbene Mentalität ebenso geprägt, wie es viele gebürtige Ostdeutsche gibt, die mit ihren Prägungen unterdessen in westlichen Bundesländern leben. Für alle nach 1990 geborenen Jahrgänge in den östlichen wie in den westlichen Bundesländern steht der eigene Erfahrungshorizont im wiedervereinigten Deutschland zudem relativierend neben den aus familiären und örtlichen Herkünften übernommenen Anschauungen. Zudem existiert der Sonderfall der Hauptstadt Berlin, vormals in Ost-Berlin und West-Berlin geteilt, mit ihrem durch Zuzüge und Umzüge spezifischen Mischungsverhältnis vormaliger Ossis und Wessis.[1] Wo von Ostdeutschland und den Ostdeutschen die Rede ist, sind diese Gegebenheiten nicht außer Acht zu lassen.

Beitrittsbedingte ostdeutsche Ausgangslagen 1990

Bereits mit dem deutlichen Wahlsieg der Allianz für Deutschland bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR am 18. März 1990 wurden die Weichen für die möglichst rasche Integration der DDR in die Bundesrepublik Deutschland gestellt. Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion (WWU) zum 1. Juli 1990 war nicht zuletzt ein Signal an diejenigen Ostdeutschen, die die umgehende Einführung der D-Mark lautstark gefordert und mit der Ankündigung verbunden hatten, andernfalls in den Westen überzusiedeln. Der von den DDR-Bürgern ausgeübte Druck auf die politisch Verantwortlichen, der laut Kowalczuk die Entwicklungen vom Sommer 1989 bis zur Wahl im März 1990 entscheidend bestimmt hatte, „hielt auch nach den Wahlen an und trieb die Politik vor sich her.“ Entscheidend sei dabei dabei die massenhafte Ost-West-Wanderung von Menschen auf der Suche nach Arbeit gewesen.[2]

Die Umsetzungsmodalitäten der Währungsunion hatten zur Folge, dass die Wettbewerbsfähigkeit ostdeutscher Betriebe weiter drastisch zurückging und dass sie aus den internationalen Märkten praktisch ausschieden. Die beiderseitige Ratifizierung des Einigungsvertrags am 20./21. September 1990, der im Kern den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 23[3] (oder die Ablösung des ursprünglichen Provisoriums Grundgesetz durch eine neue gemeinsame Verfassung gemäß Art. 146) festlegte und am 3. Oktober 1990 (Tag der Deutschen Einheit) umgesetzt wurde, hatte die Umsetzung des Wirtschafts-, Gesellschafts- und Rechtsmodells der bestehenden Bundesrepublik auf die hinzukommenden fünf neuen Bundesländer zur Folge.

Niedergang von Wirtschaftsleistung und Erwerbstätigkeit in der „Transformationsphase“

Einbrechen von Absatzmärkten und Produktion

Das sozioökonomisch ausschlaggebende Datum für die Vereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten auf westdeutschen Grundlagen war bereits der 1. Juli 1990 mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Maßgeblich für die daraus unmittelbar resultierende Wettbewerbsschwäche ostdeutscher Produktionsstandorte und Betriebe war der Umstellungskurs der Mark der DDR im Verhältnis 1:1 gegenüber der DM. Bei illegalen Tauschgeschäften war bis dahin ein Kurs von 4:1 günstig erschienen und der Tausch auf der Basis von 5 DDR-Mark zu 1 DM gängig gewesen. Über Nacht mussten DDR-Betriebe nun aber Löhne und offene Rechnungen zum 1:1-Umstellungskurs bezahlen und Schulden entsprechend verbuchen bzw. begleichen: ein Aufwertungsschock, zumal es für das jeweilige Produktangebot nun kaum noch Käufer gab. Die Ostdeutschen bevorzugten fortan die für sie neuen, attraktiven Westprodukte; auf den Märkten des vormaligen Ostblocks, die den Großteil der DDR- Exporte abgenommen hatten, spielte die nun in DM zu bezahlende DDR-Ware als zu teuer keine Rolle mehr.[4]

Ein schlagartig einsetzender dramatischer Einbruch der ostdeutschen Wirtschaftsleistung war die direkte Folge: Bereits im Wiedervereinigungsmonat Oktober 1990 war die industrielle Erzeugung in Ostdeutschland nur noch halb so hoch wie im Vorjahr. In den beiden Folgejahren bis Mitte 1992 sank sie nochmals um je ein weiteres Drittel.[5] Die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe war noch 1995 um 25 Prozent geringer als 1989 und gelangte erst 24 Jahre nach dem Mauerfall auf den Stand von 1989. Einen wirtschaftlichen Vereinigungsboom verzeichnete dagegen die Wirtschaft in den alten Bundesländern infolge der Markterweiterung nach Ostdeutschland und durch die lohnende Übernahme geeigneter Produktionsstätten dort als verlängerte Werkbänke westdeutscher Gorßunternehmen.[6]

Anders verlief die Transformationsphase in der ostdeutschen Agrarwirtschaft, auch wenn der Rückgang der Beschäftigtenzahl hier ebenfalls enorm war (von ca. 800.000 im Jahr 1989 auf nur noch 171.000 im Jahr 1995). Die landwirtschaftlichen Großbetriebe blieben trotz veränderter Rechtsformen überwiegend in ostdeutscher Hand; und der ostdeutsche Agrarmarkt verzeichnete nicht derartige Einbrüche, wie sie die industriell-gewerbliche Produktion trafen. Zudem war die ostdeutsche Landwirtschaft bereits frühzeitig an den Agrarsubventionen der Europäischen Gemeinschaft beteiligt.[7]

Rolle und Wirken der Treuhandanstalt

Bauarbeiten am Gebäude der Treuhandanstalt im Juli 1991

„Wer über die Wut und die Nachwendezeit reden will, hat es einfach: Er muss einfach das Wort ‚Treuhand‘ fallen lassen. Beinahe jeder aus dem Osten kann dazu eine Geschichte erzählen“, schreibt Petra Köpping in ihrem Buch Integriert doch erst mal uns! Eine Streitschrift für den Osten. Auch fast 25 Jahre nach dem Ende ihres Wirkens seien, wie aus einer Studie hervorgehe, die mit der Treuhandanstalt assoziierten Konflikte und Krisen unvergessen.[8] Als „ein Phänomen unzähliger Superlative“ beschreibt sie Marcus Böick, der ihre Geschichte von der Gründung 1990 bis zum Ende 1994 nachgezeichnet hat: „Schulden in dreistelliger Milliardenhöhe, Entlassungen in Millionen- und Betriebsverkäufe in zehntausendfacher Höhe stehen in den hunderten Veröffentlichungen zum Thema zu Buche – und das alles neben zahlreichen, meist von findigen Journalisten aufgearbeiteten Skandalen und undurchsichtigen Verwicklungen im massenhaften Alltagsgeschäft.“[9]

Nachdem die Bundesregierung unter Helmut Kohl der DDR-Reformregierung unter Hans Modrow Anfang Februar 1990 eine baldige Währungs- und Wirtschaftseinheit in Aussicht gestellt hatte, schlug Wolfgang Ullmann am 12. Februar in der Sitzung des Zenralen Runden Tisches die Schaffung einer Kapital-Holding-Treuhandgesellschaft vor, mit der das vorhandene DDR-„Volksvermögen“ bewahrt und mittelfristig durch die Ausgabe von Anteilsscheinen an die ostdeutsche Bevölkerung verteilt werden sollte.[10] Die seit April 1990 bestehende Behörde wurde im Vorfeld der zum 1. Juli anstehenden Währungs- und Wirtschafts- und Sozialunion per Volkskammergesetz vom 17. Juni als „Anstalt öffentlichen Rechts“ neu ausgerichtet. Statt der Bewahrung des Volksvermögens war nun die „Privatisierung und Verwertung des volkseigenen Vermögens nach den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft“ vorgesehen.[11] Die größten einzelnen Privatisierungsvorgänge – Banken, Versicherungen, Energieversorgung – fielen allerdings nicht in den Zuständigkeitsbereich der Treuhandanstalt, sondern wurden als Ergebnis innerdeutscher Konsultationen von der Regierung de Maizière an bundesdeutsche Betreiber übertragen, so auch die Reichsbahn an die Deutsche Bahn.[12]

Unter Marktbedingungen als wettbewerbsfähig galten dem DDR-Finanzminister Walter Romberg im April 1990 höchstens ein Drittel der DDR-Betriebe, als nicht überlebensfähig 20 Prozent; für die übrigen boten sich demnach Zukunftsaussichten nur unter der Voraussetzung milliardenschwerer Investitionsprogramme.[13] Die im Auftrag der Politik handelnde Treuhandanstalt war für Ilko-Sascha Kowalczuk die „wichtigste Gestalterin der ‚Markt und Gesellschaftsrevolution‘ in Ostdeutschland“. Von 12.354 Betrieben mit etwa vier Millionen Beschäftigten wurden gut die Hälfte privatisiert, 13 Prozent an Alteigentümer rückerstattet, 2,5 Prozent kommunalisiert und der Rest geschlossen. Anstelle des erwarteten Erlöses von umgerechnet 300 Milliarden Euro im Zuge der Betriebsverkäufe standen 1994 im Ergebnis 35 Milliarden zu Buche. Von den mittleren und großen Betrieben gingen ca. 85 Prozent an westdeutsche Investoren, zehn Prozent an ausländische Käufer und lediglich 5 Prozent verblieben bei Ostdeutschen, die nur bei „Kleinprivatisierungen“ die Oberhand behielten. Großteils fielen die ostdeutschen Unternehmen letztlich in die Hände von ortsfremden Investoren.[14] Das einem Erblastentilgungsfonds zugeführte Gesamtdefizit, in das betriebliche Altschulden, die Beseitigung ökologischer Altlasten sowie Sanierungs- und Investitionsmaßnahmen eingingen, betrug über 250 Milliarden DM – ohne zusätzliche sozialpolitische Kosten.[15] Für die meisten Ostdeutschenwurde die „Treuhand“, so Kowalczuk, „zum Synonym für Korruption, Arbeitsplatzvernichtung, Seilschaften, Deindustrialisierung, Ungerechtigkeit, West-Filz u. ä.“[16]

Arbeitslosigkeit in der Nachwendezeit

Protestierende Stahlarbeiter der Maxhütte Unterwellenborn (1990)

Zentrales Merkmal der ostdeutschen Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung wurde im Einigungsprozess der beiden deutschen Nachkriegsstaaten laut Berthold Vogel binnen kurzem eine periodische oder auch dauerhafte Arbeitslosigkeit von Erwerbstätigen, kontrastierend mit einem schnell selbstverständlich werdenden neuen Wohlstand. Arbeitslosigkeit als Tatbestand oder drohende Gefahr sei zu einer Schlüsselerfahrung für viele Ostdeutsche geworden. „Die Geburt der neuen Gesellschaft nach der Wende erfolgte – zugespitzt formuliert – aus dem Geiste der betrieblichen Liquidation.“[17]

Schon vor Inkrafttreten der Wirtschafts- und Währungsunion stieg die Zahl der Arbeitslosen in Ostdeutschland von 7440 Menschen im Januar 1990, über 38.300 im März, 65.000 April, 95.000 im Mai auf 142.096 im Juni. Während es sich anfangs vor allem um entlassene Angestellte des Ministeriums für Staatssicherheit und anderer systemspezifischer Institutionen handelte, waren es im Juni bereits zu mehr als der Hälfte Arbeiter aus der betrieblichen Produktion. Bis zum Jahresende 1990 wuchs die Zahl der ostdeutschen Arbeitslosen auf 642.000 an, in der Mehrzahl Frauen.[18] Anfang 1991 verlautbarte aus der Treuhandanstalt, dass weder die Autoproduktion des Trabant noch der Betrieb der Interflug Zukunftschancen hätten – ein weit über die Belegschaften hinaus mit Erbitterung aufgenommener, symbolträchtiger Schlag ins Kontor von DDR-Kernmarken, der den im Frühjahr 1991 an bedrohten Industriestandorten aufflammenden Protesten, Streiks, Demonstrationen und Kundgebungen zusätzlich Vorschub leistete.[19]

Auch angesichts zunehmender Widerstände, die zu politischen Kurskorrekturen und sozialen Abfederungen bei Betriebsschließungen führten, setzte die Treuhandanstalt das Privatisierungsprogramm zwischen dem Frühjahr 1991 und Ende 1992 beschleunigt fort. Hatte man im Oktober 1991 mit 541 Privatisierungen und durchschnittlich 20 Betriebsverkäufen pro Tag zwischenzeitliche Rekordwerte erreicht, gingen die Zahlen 1992 noch weiter nach oben, lagen im dritten Quartal zwischen Juli und September bei 2200 Privatisierungen. Im Dezember 1992 waren nach insgesamt über 10.000 Privatisierungen mehr als 80 Prozent des ursprünglich von der Treuhandanstalt übernommenen DDR-Firmenbestands abgebaut.[20] Als die Treuhandanstalt Ende des Jahres 1994 ihre Tätigkeit beendete, waren von den ursprünglich vier Millionen Werktätigen in den von der Treuhandanstalt übernommenen Betrieben noch eineinhalb Millionen übriggeblieben. Dagegen hatten zwei Drittel aller ostdeutschen Arbeitnehmer in der DDR-Industrie ihre Beschäftigung verloren.[21]

Insgesamt ging die Beschäftigtenzahl in Ostdeutschland zwischen 1989 und 1994 um 3,5 Millionen zurück: von 9,8 auf 6,3 Millionen. Bis zum Jahr 1999 gab es einen weiteren Rückgang auf rund 5 Millionen Beschäftigte. Dabei wurde die Zahl der registrierten Arbeitslosen in der Nachwendezeit noch übertroffen von der der Gesamtmenge aus Kurzarbeitern, Teilnehmern an arbeitsschaffenden und qualifizierenden Maßnahmen sowie ausgemusterten Vorruheständlern. Zudem verschwanden mit den DDR-Betrieben die bisherigen Zentren der beruflichen und privaten Lebensorganisation.[22] Der Wegfall der Erwerbsarbeit versetzte die Betroffenen in eine als radikal neu, mehr oder weniger unübersichtlich und äußerst zwiespältig erlebte soziale Situation. „Die Welt der Arbeit, der Betriebe und Berufe befindet sich im Umbruch. Kompetenzen und Qualifikationen verfallen. Arbeitsformen und Berufsfelder verändern sich radikal und entstehen neu. Welche Branchen nun unter veränderten Rahmenbedingungen welche Beschäftigungsperspektiven bieten können, bleibt weitgehend im Dunkeln.“ Dabei schoss in der Nachwendezeit der Verlust des Arbeitsplatzes eine beträchtliche Steigerung des persönlichen Wohlstands nicht aus, mitunter jedoch in einem Umfeld, in dem Verwandte, Nachbarn oder ehemalige Arbeitskollegen aufstiegen und sich etablieren, während man selbst davon abgehängt war.[23]

Während 1990/91 noch etwa zwei Drittel der Ostdeutschen das SED-System für die akute ostdeutsche Arbeitsmarkt- und Wirtschaftskrise verantwortlich hielten, sah dies 1994 nur noch ein Drittel so. Mehr als 90 Prozent betrachteten nun als Hauptursache die Einführung der sozialen Marktwirtschaft und die Treuhandpolitik.[24] Daraus ergaben sich politische Folgeprobleme; denn im Rahmen der herkömmlichen gesellschaftlichen Normen hängen die Bindungen des einzelnen Bürgers an das Gemeinwesen und seine Institutionen in starkem Maße von der Einbindung in das Erwerbsleben und von der Teilhabe an den durch die Erwerbsarbeit erlangten Güter und Leistungen ab. Aus soziologischer Sicht, so Berthold Vogel, ist die Beteiligung am Erwerbsleben „das Unterpfand der Demokratie in modernen Arbeitsgesellschaften.“ Labile Beschäftigung und strukturelle Arbeitslosigkeit haben demnach entsprechende Konsequenzen für das gesellschaftliche Klima in der Demokratie.[25]

Anhaltend unvollständiger Aufholprozess

Restaurierte Gebäude auf dem Görlitzer Untermarkt
Sanierte Gebäude in der Pirnaer Altstadt
Blick auf Meißen mit Burgberg, Dom und Albrechtsburg vom rechten Elbufer aus

Nach dem Absturz der ostdeutschen Wirtschaft in der unmittelbaren Nachwendezeit, bei dem die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe 1991 nur noch 39 Prozent im Vergleich zum letzten DDR-Jahr 1989 betrug, dauerte es 24 Jahre, bis der Produktionsumfang in diesem Wirtschaftsbereich den von 1989 wieder erreichte.[26] Die allmähliche Erholung setzte Mitte 1992 ein, vor allem dank der kräftig wachsenden Bauwirtschaft. Nichts verdeutliche den Zuwachs an Lebensqualität deutlicher, so Kowalczuk, „als die modernisierten und restaurierten Städte, die rekultivierten Landstriche und die hochmoderne Infrastruktur Ostdeutschlands.“ Doch fehlte es dem Aufschwung der Bautätigkeit an gesamtwirtschaftlicher Nachhaltigkeit, nachdem die Maßnahmen zur Erneuerung von Siedlungen und Gehwegen, Autobahnen, Eisenbahnstrecken und Kanälen abgeschlossen waren.[27] Nach der Jahrtausendwende näherte sich die Produktivität der ostdeutschen Wirtschaft – gemessen am Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde – nur noch sehr langsam der westdeutschen an. Im Jahr 2020 kam sie auf ungefähr vier Fünftel des westdeutschen Niveaus.[28]

Seit etwa 1997 vermitteln die beiderseitigen Wachstumsraten den Eindruck eines zum Erliegen gekommenen Aufholprozesses der ostdeutschen gegenüber der westdeutschen Wirtschaft.[29] Die Arbeitslosenquote lag 2017 in Westdeutschland bei 5,7 Prozent, in Ostdeutschland bei 8,1 Prozent – mit Auswirkungen nicht nur auf die jeweiligen Lebenslagen der Betroffenen, sondern auch auf deren Alterssicherung.[30] Den nach der Wiedervereinigung erzielten Verbesserungen des Lebensniveaus in Ostdeutschland mit Erhöhung der Arbeitseinkommen und Renten, komfortableren Wohnverhältnissen und Haushaltsausstattungen speziell bei Informations- und Kommunikationstechnik, erweiterten Reisemöglichkeiten sowie Angeboten demokratischer Partizipation stehen stark verminderte, aber weiterhin bestehende Defizite bei der Herstellung gleicher Lebensverhältnisse zwischen Ost- und Westdeutschland gegenüber, wie im Jahresbericht der Bundesregierung 2014 eingeräumt wurde. Einer im selben Jahr erschienenen Studie zufolge betrug das Konsumtionsniveau pro Einwohner im Osten ca. 90 Prozent des Westniveaus.[31]

Die Ungleichheit von Einkommens- und Vermögensverhältnissen nimmt in Deutschland sogar noch weiter zu, wie Thomas Kralinski beklagt: Die Verteilung zeige eine auseinanderklaffende Schere zwischen oben und unten und massive Unterschiede zwischen Ost und West. Das werde bei der Erbschaftssteuer besonders deutlich: „Während in Thüringen und Sachsen weniger als 10 Euro Erbschaftssteuer pro Jahr und Einwohner fließen, sind es in Bayern über 100, in Hamburg sogar über 160.“[32] Disparitäten bei der Finanzmittelausstattung gehörten aber bereits in der ostdeutschen Nachwende-Gründerzeit zu den ausschlaggebenden Faktoren dafür, dass bei der betrieblichen Neuaufstellung unter marktwirtschaftlichen Bedingungen Ostdeutsche unverhältnismäßig wenig zum Zuge kamen. Wegen der Knappheit an finanziellem Eigenkapital[33] hatten ostdeutsche Interessenten oft das Nachsehen.[34] 2016 befanden sich die Stammsitze von 464 der 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen in Westdeutschland, im Osten einschließlich Berlin waren dagegen nur 36 ansässig. Bei den eigentümergeführten oder familienkontrollierten ostdeutschen Unternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitern entwickelte sich bis zu den 2010er Jahren immerhin ein veränderter Trend: Hatte 1993 ungefähr die Hälfte der mindestens einen Miteigentümer aus der alten Bundesrepublik, waren 2017 zwei Drittel der großen Familienunternehmen allein in ostdeutscher Hand.[35]

Zwei Jahrzehnte nach dem deutschen Einigungsprozess sah Matthias Platzeck in der unverändert niedrigen Eigenkapitalquote der ostdeutschen Unternehmen eine wesentliche Ursache ihrer Krisenanfälligkeit. Die geringe Kapitaldecke bedinge auch anhaltende strukturelle Defizite bei der Innovationsfähigkeit. Auf die neuen Länder entfielen nur fünf Prozent der industriellen Forschung in Deutschland. Das führe zu einer geringeren Fertigungstiefe der Industrie; es mangle an industrienaher Forschung und Entwicklung sowie an industrienahen Dienstleistungen.[36] Unvollständig geblieben ist der ostdeutsche Aufholprozess auch bei den Löhnen, die noch 2019 für die Ostdeutschen im Durchschnitt 17 Prozent niedriger lagen als in Westdeutschland[37] und zum Teil bei den Arbeitszeiten, die etwa im Bereich der Metallindustrie um drei Wochenstunden höher liegen.[38] Petra Köpping sieht einen „unausgesprochenen Sozialpakt“ dafür als ursächlich an: Der Preis für den Erhalt von Arbeitsplätzen durch die Unternehmen sei der arbeitnehmerseitige Verzicht auf höhere Arbeitslöhne und Mitbestimmungsrechte.[39]

Migration und Demografie

Die Bevölkerung im geeinten Deutschland 15 Jahre nach dem Mauerfall umfasste 82,5 Millionen Menschen. Diese waren 2004 zu knapp 80 Prozent in den alten Bundesländern ansässig, zu rund 16 Prozent in den neuen Bundesländern und hatten zu etwa vier Prozent ihren Wohnsitz in Berlin. Dabei hatte sich der Bevölkerungsanteil in den neuen Bundesländern seit 1990 fortlaufend vermindert, bedingt durch hohe Sterbeüberschüsse und anhaltende Abwanderungsverluste.[40] Das Statistischen Bundesamts prognostiziert bis 2060 einen Rückgang der Gesamtbevölkerung Deutschlands auf 76,5 Millionen. In den neuen Bundesländern werde die Einwohnerzahl um weitere drei Millionen (23,9 Prozent) zurückgehen, in den Flächenländern des alten Bundesgebiets um 3,6 Millionen (5,7 Prozent). Lag der gesamtdeutsche Bevölkerungsanteil Ostdeutschlands 1990 noch bei 20,1 Prozent, werde er demnach bis 2060 auf 12,5 Prozent zurückgehen.[41]

Abwanderung, Alters- und Geschlechterstruktur

Zeit ihres Bestehens war bereits die DDR von Wanderungsverlusten (bzw. von einem Negativsaldo bei Zu- und Abwanderungen) betroffen. Im Zeitraum 1949 bis 1962 betrug der Verlust 2,5 Millionen Menschen; in der Zeit nach dem Mauerbau von 1962 bis 1988 betrug der Abwanderungsüberschuss unter höchst erschwerten Bedingungen insgesamt 600.000. Allein im Wende- und Wiedervereinigungszeitraum 1989/90 verließen 700.000 Menschen Ostdeutschland und von 1991 bis 2015 lag der Wanderungsverlust bei rund 1,2 Millionen.[42]

Im Jahr 2017 lag die Einwohnerzahl in Ostdeutschland (ohne Berlin) um rund zwei Millionen niedriger als 1991.[43] Zwischen 1989 und 2013 war der innerdeutsche Wanderungssaldo 25 Mal in Folge für Ostdeutschland negativ. Unter den Fortziehenden waren vorwiegend jüngere Jahrgänge im erwerbsfähigen Alter; unter den nach Ostdeutschland Zuziehenden überwogen dagegen Ältere. Dabei war die Mehrzahl der nach Westdeutschland Migrierenden weiblichen Geschlechts; denn für Frauen stellten sich die Beschäftigungschancen in Ostdeutschland zur Nachwendezeit besonders ungünstig dar.[44] In Westdeutschland hingegen wirkte das Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für junge Leute attraktiv, zumal in Anbetracht besserer Entlohnungsbedingungen.[45]

Fast von Beginn der Transformationsphase an war die Arbeitslosigkeit unter Frauen in Ostdeutschland doppelt so hoch wie die unter Männern, weil erstere bei Verlust des Arbeitsplatzes noch weit geringere Chancen auf Neueinstellungen hatten. Unter den hauptsächlich Betroffenen waren Alleinerziehende, Frauen aus der Landwirtschaft, un- und angelernte Frauen, ältere Akademikerinnen. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung wies 2007 darauf hin, dass infolge der Frauenabwanderung in den neuen Bundesländern ein erheblicher Überschuss an Männern – und ein europaweit beispielloses Frauendefizit – in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen festzustellen sei, besonders in peripheren, wirtschafts- und strukturschwachen Regionen.[46] Gemäß einer 2020 erschienenen Studie des nämlichen Instituts ist der sogenannte Gender Pay Gap europaweit nur in Estland größer als in Deutschland.[47]

Mit den rückläufigen Bevölkerungszahlen in den neuen Bundesländern einher ging ein starker Geburtenrückgang zu Beginn der 1990er Jahre auf fast ein Drittel der Geburten im Jahr 1989. Seither ist eine Angleichung an das westdeutsche Reproduktionsniveau eingetreten. Lag das Alter der Erstgebärenden in der DDR durchschnittlich bei 23 Jahren, beträgt ihr Durchschnittsalter unterdessen 30 Jahre.[48] Während die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in der DDR die Eheschließung und Nachwuchsplanung in jungen Jahren berufs- oder auch studienbegleitend begünstigten, galt Elternschaft unter den marktwirtschaftlichen Bedingungen der Transformationsphase auf einmal als soziales Risiko.[49] Gegenüber DDR-Zeiten rückläufig ist in Ostdeutschland seither die Lebensform der Ehe von Eltern mit Kindern; stattdessen öfter anzutreffen ist unterdessen der Status „Alleinstehend ohne Kinder“.[50]

Begleitfolgen und Perspektiven

Leipzig:Blick vom City-Hochhaus nach Westen (2013)

Mit der Abwanderung junger Frauen sinkt in den neuen Bundesländern das „Fruchtbarkeitspotenzial“ entsprechend. Rund 1,2 Millionen mögliche und zu erwartende Geburten sind laut Gunnar Winkler zwischen 1991 und 2015 von Ost nach West „gewandert“. Mit den Abwandernden gehen den betroffenen Gebietskörperschaften aber auch Steuerzahler und Sozialversicherungsbeiträge verloren. Vor allem im ländlichen Raum macht sich Abwanderung als „Entleerung“ bemerkbar. Der Entwicklung von Wirtschaftsstandorten im regionalen Umfeld wirkt sie entgegen.[51] Zusätzliche Probleme ergeben sich für Versorgung und Lebensqualität der jeweils verbleibenden Einwohnerschaft, etwa hinsichtlich medizinischer Versorgung oder verkehrlicher Anbindung. „Abgehängte Gebiete mit einer stark überalterten Bevölkerung zählen in allen ostdeutschen Bundesländern zum Normalfall gesellschaftlicher Realitäten.“[52] Einige ostdeutsche Metropolen dagegen haben eine Trendumkehr geschafft. Leipzig kann sogar bundesweit bis 2035 mit dem größten Bevölkerungszuwachs rechnen. Zu den wenigen „demografischen Leuchttürmen“ in Ostdeutschland gehören außerdem Potsdam, Dresden, Erfurt, Jena, Rostock, Halle und Magdeburg.[53]

Ostdeutsche im Rentenalter galten in der Umstellungsphase als Gewinner der deutschen Einheit, weil sie für ihre Versicherungszeiten als Arbeitnehmer angesichts des relativ niedrigen Lohnniveaus in der DDR mit einem Umwertungsfaktor, der zum Teil mehr als das Dreifache betrug, relativ hohe Renten erhielten. Im Ergebnis standen ostdeutsche Rentnerhaushalte, in denen beide Ehepartner wie in der DDR üblich berufstätig gewesen waren, finanziell besser da als Westrentner-Paare, bei denen allein der Mann verdient hatte. Je später nach dem Ende der DDR Ostdeutsche allerdings in Rente gehen, desto stärker schlägt bei ihnen der von Einbrüchen, Umbrüchen und oftmals prekären Beschäftigungsverhältnissen bestimmte Nachwende-Arbeitsmarkt negativ zu Buche, sodass die Betroffenen mit erheblicher Altersarmut rechnen müssen.[54]

Magdeburger Elbufer

Zu den positiven Folgen der deutschen Wiedervereinigung und der damit einhergehenden Maßnahmen für Umweltschutz und Gesundheitsvorsorge gehört die gestiegene Lebenserwartung in Ostdeutschland. Das Verhältnis von Personen im Rentenalter (über 65 Jahre) zu Personen im Erwerbsalter (20 bis 65 Jahre), der Altenquotient, weist allerdings markante Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland auf. Er lag 2015 im gesamtdeutschen Durchschnitt bei 34,7, in allen ostdeutschen Bundesländern aber darüber: von 37,9 in Mecklenburg-Vorpommern bis 43 in Sachsen. Bis 2030 wird eine weitere Erhöhung des Altenquotienten vorhergesagt, in Ostdeutschland wiederum noch deutlich drastischer als in Westdeutschland.[55] Bereits heute sind ein Bevölkerungsrückgang durch die Abwanderung jüngerer Menschen, ein Vorherrschen von Älteren im Stadtbild sowie Wohnungsleerstände in lange von Wohnungsmangel geprägten Regionen erkennbar.[56]

Die „offene Gesellschaft“ als Chance und unvermittelte Herausforderung

Das die Mehrheit der DDR-Bürger einende Motiv in der Zeit von friedlicher Revolution und Wiedervereinigung 1989/90 war die Unzufriedenheit mit dem SED-Regime und mit den aktuellen Lebensumständen im Lande sowie die Vorstellung, dass es so mit der DDR nicht weitergehen konnte und sollte.[57] Der schnelle Weg zur Einheit durch einen Beitritt zu der vom Grundgesetz definierten Demokratie der Bundesrepublik fand bei ihnen breite Unterstützung. Der binnen eines Jahres vollzogene umfassende Systemwechsel stellte die Ostdeutschen nicht nur hinsichtlich Wirtschaft und Arbeit, sondern gleichzeitig in vielen anderen Bereichen des Alltagslebens in ein verändertes Umfeld und vor neue Herausforderungen. Während die einen – oft den jüngeren Jahrgängen angehörend – Chancen zu freier Selbstentfaltung erkannten und umsetzen konnten, überwogen bei anderen frustrierende Erfahrungen, Enttäuschung und Verunsicherung. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Deutungsmuster und Verarbeitungsweisen, die generationenspezifische Merkmale aufweisen,[58] wirken auch drei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung im politischen Denken und Handeln vieler Ostdeutscher weiter.

Folgenreicher Wegfall der Kollektive

Schon im Kindesalter waren die Bewohner der DDR einer umfassenden Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit unterworfen, um dann im Erwachsenenalter in den Kollektiven des Arbeiter-und-Bauern-Staats tätig zu sein. Das jeweilige Arbeitskollektiv in Volkseigenen Betrieben (VEB), Kombinaten und Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) lenkte den Lebensalltag der Mitglieder durch eine Rundumversorgung möglichst einheitlich in vorgegebene Bahnen.[59] Als sich die ostdeutsche Arbeitsgesellschaft 1989 unversehens auflöste, verloren Menschen nicht nur massenhaft den Arbeitsplatz, sondern auch den über die Arbeit im Kollektiv hauptsächlich gestifteten und gefestigten sozialen Zusammenhalt. „es gab fast nichts, was nicht mit der Arbeit in engstem Zusammenhang stand: Einkommen, Freizeit, Urlaub, Gesundheitsvorsorge, Krankenbetreuung, Kultur, Rentnerbetreuung, Freundschaftsbeziehungen, Liebe und Sexualität, Feierkultur, Kinderbetreuung. Der Wertehorizont ist hier wesentlich geprägt worden.“[60] Eine Zwischenbilanz der Schließungen und Abwicklungen öffentlicher Begegnungsstätten aus DDR-Zeiten ergab im Jahr 1993 den Wegfall von 40 Prozent der staatlichen Kulturhäuser, 54 Prozent der Jugendclubs und 70 Prozent der Gewerkschaftskulturhäuser.[61]

Petra Köpping findet, die meisten Westdeutschen hätten das Geschehen in Ostdeutschland nach 1990 noch nicht verstanden, und zitiert Kerstin Deckers Befund aus dem Jahr 1999: „Plötzlich fanden sich fast Vierzigjährige in einer Art zweiter Pubertät wieder: in einer plötzlich ausgewechselten Welt, einem plötzlich ausgewechselten Leben. […] Die Umbruchphase war für die wenigsten reibungslos. Und manche gewannen nie mehr festen Boden unter den Füßen. Wie die Buchbestände ganzer Verlage auf dem Müll landeten, so auch die Lebensläufe.“[62]

Traumatisierungen in (Ost-)Deutschland lautet der Titel eines 2009 erschienenen Buches, das den Folgen der Nachwendezeit auf der Ebene individueller psychischer Störungen nachgeht. Bei gut einem Drittel der Patienten, so heißt es darin, träten nach Umbruchsituationen wie 1945 oder 1989 Posttraumatische Belastungsstörungen als Reaktion auf den Verlust weltanschaulicher Kernvorstellungen, praktischer Lebensformen, Rituale und Identitäten auf. Als Leiter der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie war Jochen-Friedrich Buhrmann gut zwei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung davon überzeugt, dass Zehntausende Menschen allein in Mecklenburg-Vorpommern aufgrund ihrer DDR- und Nachwendeerfahrungen im Grunde behandlungsbedürftig seien. Traumatisiert seien aber teils auch deren Kinder in jener Altersgruppe, die im Jahr 1989 zwischen 13 und 18 Jahre alt und vielfach mit der Hilflosigkeit und dem Verstummen der Eltern in Bezug auf die Erlebnisse der Vergangenheit konfrontiert war. Jana Hensel hat solche Befunde 2012 zusammengetragen und sieht dieses ostdeutsche Erbe auch bei jenen, die diese Zeit vermeintlich unbeschadet überstanden haben: „Besonders paradox dabei ist: Je länger der Zusammenbruch der DDR zurückliegt, desto wichtiger wird für viele der ostdeutsche Teil ihrer Identität. Der Wunsch und die Überzeugung, die Unterschiede zwischen hüben und drüben würden sich von ganz allein auswachsen, ist somit widerlegt.“[63]

Identität und Wertbindung

Das Neue Rathaus in Chemnitz
Luftbild von Frankfurt an der Oder und Słubice (am rechten Ufer der Oder)
Stralsunder Altstadt, vom Turm der Marienkirche

Als es mit der DDR zu Ende ging, so Matthias Platzeck, stellte sich heraus, dass die nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus 1952 in der DDR geschaffene Verwaltungsstruktur mit 14 Bezirken zuzüglich Ost-Berlins ausgedient hatte, weil alte landsmannschaftliche Identitäten sich zurückmeldeten: „Sachsen wollten ihren Freistaat wiederhaben, Vogtländer ihr Vogtland, Eichsfelder ihr Eichsfeld, und die Karl-Marx-Städter legten großen Wert darauf, wieder in Chemnitz leben zu können.“[64] Mit dem Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 wurden die Länder wiederhergestellt und fortan begrifflich zusammengefasst zu den fünf neuen Ländern. Eine Befragung 2014 ergab, dass Westdeutsche sich mit ihren Bundesländern nur wenig stärker verbunden fühlten (56 Prozent) als Ostdeutsche mit den ihren (54 Prozent). Eine stärkere Verbundenheit wurde zu den jeweiligen Gemeinden angegeben: 65 Prozent bei den Westdeutschen, 63 Prozent bei den Ostdeutschen. Markante Unterschiede wiesen die Befragten hingegen hinsichtlich ihrer Verbundenheit mit der Bunderepublik Deutschland im Ganzen auf: Zu ihr gaben 70 Prozent der Westdeutschen eine stärkere Bindung an, aber nur 52 Prozent der Ostdeutschen.[65]

Wiederholte Befragungen Ostdeutscher im Zeitraum zwischen 1997 und 2014 zu ihrer Identifikation als Bundesbürger ergaben eine von 16 auf 33 Prozent ansteigende Identifikation als „richtige Bundesbürger“, während 54 Prozent im Jahr 2014 sich weder als Bundesbürger fühlten noch die DDR wiederhaben wollten. Der Anteil der Ostdeutschen, die angaben, die DDR wiederhaben zu wollen, nahm von 10 Prozent 1997 über 14 Prozent 2006 auf sieben Prozent 2014 ab.[66]

Laut einer Forsa-Umfrage von 2019 zum Mauerfalljubiläum sahen sich mit 57 Prozent deutlich mehr als die Hälfte der Ostdeutschen noch immer als „Bürger zweiter Klasse“.[67] Einer Anfang 2018 über Wochen von der Sächsischen Zeitung durchgeführten Umfrage zufolge fühlten sich sogar zwei von drei Sachsen wegen struktureller Benachteiligung gegenüber Westdeutschland und den Westdeutschen als „Bürger zweiter Klasse“. Etwas niedriger war der Prozentsatz bei den 30- bis 45-Jährigen, hingegen bei mehr als 70 Prozent in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen. „Sehr viele junge Menschen, die die DDR gar nicht mehr erlebt haben“, folgert Petra Köpping, „begreifen sich noch immer als Ostdeutsche und fühlen sich in der Tradition und aus der Erfahrung ihrer Eltern dadurch benachteiligt.“[68]

Im Wertespektrum Freiheit – soziale Sicherheit – Gerechtigkeit – Gleichheit – Solidarität stand für Ostdeutsche 2014 die Gerechtigkeit mit 72 Prozent an oberster Stelle (von 39 Prozent für „sehr wichtig“ und von 33 Prozent für „wichtig“ genommen), gefolgt von Freiheit (61 Prozent), sozialer Sicherheit (58 Prozent), Gleichheit (28 Prozent) und Solidarität (26 Prozent). Dabei fanden die genannten Werte durchweg etwas mehr Zustimmung als bei den Westdeutschen – mit Ausnahme der Freiheit, die 79 Prozent der Westdeutschen „sehr wichtig“ (65 Prozent) oder „wichtig“ (14 Prozent) war.[69] Hatten 1990 die Ostdeutschen Demokratie als Wert zu 88 Prozent „wichtig“ bis „sehr wichtig“ genommen, waren es 2014 noch 71 Prozent (gegenüber 83 Prozent der Westdeutschen).[70] Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung von 2020 ermittelte eine Demokratiezufriedenheit bei Ostdeutschen von lediglich 22 Prozent (16 Prozent „ziemlich zufrieden“ und sechs Prozent „sehr zufrieden“) gegenüber 40 Prozent bei Westdeutschen (30 Prozent „ziemlich zufrieden“ und zehn Prozent „sehr zufrieden“).[71]

Partizipations- und Gleichstellungsdefizite

Zu den Gründen, die nicht wenigen Ostdeutschen die Identifikation mit der Demokratie der Bundesrepublik erschweren, gehört die verhältnismäßig geringe Anzahl Ostdeutscher in Führungsfunktionen, nicht allein auf gesamtdeutscher Ebene, sondern auch in Ostdeutschland selbst. Auch wer nicht bestreitet, dass die mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik in Gang gesetzte grundlegende Systemangleichung von Wirtschaft, Verwaltung und Politik jeweils der Anleitung durch westdeutsche Fachleute bedurfte, kann das Ausmaß und Fortbestehen ostdeutscher Repräsentations- und Mitwirkungsdefizite beklagen. „Die Idee vom Neuaufbau schloss ein“, schreibt Kowalzcuk, „dass die Ostdeutschen nicht ausgeschlossen würden. Nirgends aber ist das so deutlich erfolgt wie in der Rekrutierung der Eliten und Führungskräfte.“[72]

In den höchsten Führungsebenen seien die Ostdeutschen mit ein bis vier Prozent vertreten – bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 17 Prozent. Doch auch in den oberen und mittleren Führungsfunktionen von Verwaltung, wissenschaftlichen Institutionen und Justizwesen in Ostdeutschland betrage der Anteil Ostdeutscher kaum ein Drittel. Die von den westdeutschen Führungskräften geknüpften Netzwerke seien rein westdeutsch geblieben. „Eliten rekrutieren sich aus sich selbst heraus. Ihre Homogenität zu durchbrechen, in sie einzubrechen, erwies sich bis heute als unmöglich. […] Das hat fatale Folgen. Eliten und Führungskräfte zählen zu den Sinngebern, den Erklärern und Identitätsstiftern.“[73]

Zwischen 1990 und 1994 wechselten zeitweilig oder dauerhaft 35.000 Westdeutsche in die öffentliche Verwaltung der neuen Länder, womit der Anteil ostdeutscher Spitzenbeamter verschwindend gering wurde. Ähnliches geschah in Militär, Justiz, Massenmedien sowie in Geistes- und Sozialwissenschaften. Daran hat sich laut Jana Hensel seither nur wenig geändert. Eine vergleichende Studie zu den Jahren 2004 und 2016 zeigte im Ergebnis einen sogar rückläufigen Anteil ostdeutscher Chefs. „Eigentlich hätte man schon damals über Quoten, Ost-West-Führungstandems, Doppelspitzen oder befristete Lösungen nachdenken und debattieren müssen. Denn was als notwendige Erneuerung und auch von vielen DDR-Bürgern anfänglich gewünschter Umbau der Gesellschaft begann, führte im Ergebnis dazu, dass die Ostdeutschen in der Mehrheit an den sie selbst betreffenden Entscheidungen so gut wie nicht mehr beteiligt waren.“[74]

Bei der Abwicklung und Neuaufstellung des Personals unter anderem bei Behörden und Hochschulen hatten Ostdeutsche massenhaft das Nachsehen. Zurücksetzung erfuhren aber auch jene Ostdeutschen, deren Berufs- und Hochschulabschlüsse trotz der im Einigungsvertrag vorgesehenen Gleichwertigkeit wegen einiger Unterschiede im Ausbildungsgang nicht anerkannt wurden, eine Praxis, die erst ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts 1997 untersagte.[75] Ohne Rückhalt in der veränderten gesellschaftlichen Realität der Nachwendezeit war für Jana Hensel 2004 auch die von Frauen in der DDR gelebte Art der Emanzipation geblieben: „Gleichberechtigung in der DDR beschäftigte sich nicht mit der weiblichen Seele, sondern mit Lebens- und Arbeitsbedingungen von werktätigen Frauen. Unabhängigkeit war weniger ein ideeller Wert, sondern materieller Fakt. Für 70 Prozent wäre es noch heute ein Ideal, Kinder und Vollbeschäftigung zu vereinbaren (gegen 16 Prozent im Westen).“[76]

Vielfältige lebensgeschichtliche Erfahrungen mit Abwicklung oder Marginalisierung

Als folgerichtige Konsequenz der friedlichen Revolution gegen das SED-Regime ist Kowalczuk zufolge die Ablösung der Spitzenkräfte auch in Armee, Polizei, Staatsapparat und Justiz anzusehen. Doch darüber ging der Personalabbau und -umbau weit hinaus, und er erstreckte sich in Praxis und Auswirkungen zudem auf andere gesellschaftlich bedeutsame Felder. Im Hochschulbereich verloren bis Mitte der 1990er Jahre rund 75 Prozent der 1989 dort Lehrenden ihre Stellen (Medizin ausgenommen).[77] Der Anteil der Westdeutschen in Führungspositionen wachse sich mit der Zeit aber nicht aus, sondern scheine sich noch zu verfestigen, befindet Petra Köpping und weist darauf hin, dass der Anteil ostdeutscher Rektoren im Hochschulbereich – Stand 2018 – sich in der zurückliegenden Dekade sogar nahezu halbiert habe.[78]

Ein Beispiel für das schwierige – und für Ostdeutsche sehr oft weniger glücklich endende – Zurechtkommen mit den Turbulenzen der Nachwendezeit gibt die Erlebnisschilderung des Germanisten Rudolf Bentzinger, der als Nichtmitglied der FDJ und „politisch-ideologischer Blindgänger“ bereits in der DDR keine einfache Ausgangslage hatte, um sich 1976 als Mitarbeiter des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaften der DDR zu qualifizieren. Deren laut Einigungsvertrag vorgesehene Auflösung ließ die Ost-Berliner Akademie-Institute bis zum Dezember 1991 in Abwicklung bestehen, während Bentzinger und weitere Mitarbeiter zur Planung neuer, gemeinsamer Projekte mit Kollegen an der Freien Universität Berlin zusammenkamen. Keines dieser Projekte wurde schließlich umgesetzt; und die Auflösung der Institute Ende 1991 hatte zur Folge, dass sich auch Bentzingers Mitarbeiter-Gruppe „in alle Winde“ zerstreute. Die bei der Abwicklung der DDR-Akademie – mit mehr als 20.000 Mitarbeitern – von der neugegründeten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften übernommenen germanistischen Arbeitsbereiche Deutsches Wörterbuch und Goethe-Wörterbuch boten zumindest Bentzinger die Chance der Karrierefortsetzung.[79] Ein anderes Beispiel ist der Fall des Historikers Gerd Dietrich, der nach seiner Lehrtätigkeit zu DDR-Zeiten an der Humboldt-Universität (HU) gemäß eigenem Bekunden zwar zu den positiv Evaluierten gehörte, aber ohne feste Anstellung bis zur Altersgrenze – und ein Jahr lang sogar ohne Gehalt – mal als Gastprofessor mal als Vertretungsprofessor weiterhin Kulturgeschichte lehrte. „Einerseits stand ich am Rand, andererseits habe ich es geschafft, als einziger Ostler am Geschichtsinstitut der HU bleiben zu können.“ Seine dreibändige „Kulturgeschichte der DDR“ habe er erst als Rentner und ohne jede finanzielle Unterstützung schreiben können.[80]

Eine Um- und Abwertung in der Nachwendezeit erfuhren auch Künstlerinnen und Künstler, die – zumal als Schriftsteller im Leseland DDR – wie eine Art Gegenöffentlichkeit wahrgenommen worden waren und zum Teil hohes Ansehen genossen hatten, unter teils starker Beachtung auch in westlichen Medien. Als sich herausstellte, dass manche von ihnen zeitweise oder länger Stasi-Kontakte unterhalten hatten, bot das den Medien reichlich Stoff und Gelegenheiten für diverse Scherbengerichte, von denen das ganze Literatur- und Kunstschaffen in der DDR in Mitleidenschaft gezogen wurde.[81] Unter den geänderten politischen Verhältnissen verwandelte sich, wie Astrid Köhler anmerkt, der vormalige „Ostbonus“ in ein „Ostmalum“. Statt wohlwollenden Interesses stand nun Aburteilung an: immer schon nicht kritisch genug, letztlich Opportunisten und überhaupt zu privilegiert.[82] In einer Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau im Jahr 2009 (Titel: 60 Jahre – 60 Werke) wurden ausschließlich Bilder präsentiert, die in der alten Bundesrepublik bzw. in den westlichen Bundesländern entstanden waren. Bilder ostdeutscher Maler waren nicht dabei, sofern sie nicht in den Westen übergesiedelt waren.[83]

Dass Ostdeutschland nicht oder kaum vorkommt, galt lange Zeit auch in der überregionalen deutschen Medienlandschaft, an der der Osten unbeteiligt ist. Jana Hensel befand 2010: „Der Osten ist zu einem dauernden Fremdkörper geworden, den man aus westdeutscher Perspektive beschreibt, mit westdeutschen Kategorien und Maßstäben misst. Er selbst ist dadurch in eine Situation der Sprachlosigkeit geglitten, in einen Zustand des Nicht-gesehen-Werdens.“[84] Geändert habe sich das erst mit dem Aufkommen von Pegida und mit den Wahlerfolgen der Alternative für Deutschland (AfD) in Ostdeutschland: „Sie haben das Gespräch, das Nachdenken, das Streiten über den Osten Deutschlands nach Jahren aus der Nische herausgeholt und zurück in die Mitte der Gesellschaft, in die Medien und auf die Agenda katapultiert.“[85] Gleichwohl gilt laut Kowalczuk bis auf Weiteres, dass die großen überregionalen Tageszeitungen und Wochenblätter im Osten nicht richtig ankommen: „In den 1990er Jahren wurden sie praktisch gar nicht gelesen, noch heute erreichen sie bestenfalls ein Drittel so viele Menschen wie im Westen.“[86]

Besonderheiten und Wandel der gesellschaftspolitischen Strukturen

Der Zustand der DDR im Jahr 1989 war aus der Sicht Klaus Schroeders so, dass nur „eine Totalsanierung eine wirkliche Wende zum Besseren bringen konnte.“ Diese sei im Zuge der Wiedervereinigung binnen weniger Jahre unter anderem in den Bereichen Umwelt, Infrastruktur, Innenstädte, Wohnungsbau und Krankenhäuser überwiegend staatlich finanziert durchgeführt worden. „Wer Anfang des Jahres 1990 und dann erst wieder zehn Jahre später eine Rundreise durch das Land gemacht hätte, würde es nicht wiedererkannt haben.“[87] Hinsichtlich ihrer Lebenszufriedenheit im Allgemeinen standen die Ostdeutschen im Jahr 2020 den Westdeutschen nur noch geringfügig nach; und im Vergleich ihrer aktuellen Lebenszufriedenheit mit der noch zu DDR-Zeiten äußerte etwa die Hälfte der Ostdeutschen eine höhere Zufriedenheit, einem Drittel erschien sie kaum verändert, einem Fünftel verringert.[88]

Deutlichere Unterschiede werden teilweise in Bezug auf das politische Denken und Handeln beobachtet und reflektiert. Besonderheiten zeigen sich unter anderem bei Orientierung und Engagement im politischen Parteienspektrum, im Umgang mit Asylsuchenden und Immigranten sowie bei ehrenamtlich-zivilgesellschaftlicher Betätigung. Als Gründe dafür werden außer enttäuschten Erwartungen bezüglich der deutschen Einheit zum Beispiel mangelnde Demokratieerfahrung der vormaligen DDR-Bürger und eine fehlende Praxis im Zusammenleben mit zugewanderten Ausländern diskutiert.

Zwei Jahrzehnte nach der friedlichen Revolution von 1989 bilanzierte Matthias Platzeck, dass die Bürgerbewegungen, die auf „eine runderneuerte , wahrhaft demokratische und freiheitliche DDR“ gehofft hatten, nicht ans Ziel gelangt waren. Mit dem Beitritt der DDR 1990 sei dann offiziell das Ziel verbunden worden, alle ostdeutschen Lebensverhältnisse schnellstmöglich denen der alten Bundesrepublik anzugleichen, was ebenfalls nicht eingetreten sei. Stattdessen habe sich in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und mentaler Hinsicht eine deutlich unterscheidbare gesellschaftliche Ordnung in Ostdeutschland ausgebildet. An dieser „Eigen-Artigkeit“ Ostdeutschlands werde sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Manches spreche dafür, so Platzeck 2009, „dass die Unübersichtlichkeit der ostdeutschen Verhältnisse sogar noch weiter zunehmen wird. Das eine einheitliche Ostdeutschland gab es schon früher nicht – heute existiert es weniger denn je.“[89]

Nachwirkende zeitgeschichtliche Prägungen

Als 1989 Wende und friedliche Revolution das Ende der DDR herbeiführten, hatte unter den Ostdeutschen nur noch gut jeder zehnte einen – wenigstens kindlichen – Eindruck vom Leben in einer liberal-demokratisch verfassten Gesellschaft und war bei Untergang der Weimarer Republik mindestens 10 Jahre alt. Aus eigenem Erleben konnte also nur eine verschwindend kleine Minderheit in der Nachwendezeit ableiten, wie eine solche Demokratie funktioniert.[90]

Am Vorabend der Wiedervereinigung waren sich Ost- und Westdeutsche weitgehend darin einig, dass die Verhältnisse in der DDR unerträglich gewesen waren, dass die SED den Ruin des Landes verschuldet hatte und dass Unfreiheit und rechtliche Willkür geherrscht hatten. Doch in der Nachwendezeit begannen viele Ostdeutsche, die zurückliegende DDR in milderem Licht zu sehen. „In dem Maße, wie die Unzufriedenheit über die individuelle oder allgemeine Lebenssituation nach der Wiedervereinigung wuchs, verklärte sich bei vielen Ostdeutschen das Bild der DDR, wurden positive Seiten herausgestellt und negative verschwiegen oder ignoriert.“[91]

Gefühle, bespitzelt worden und dem SED-Regime hilflos ausgeliefert gewesen zu sein, wurden ab Mitte der 1990er Jahre weit weniger als zuvor zum Ausdruck gebracht. Von der SED betrogen worden zu sein, meinten 2009 nur noch 45 Prozent – gegenüber 70 Prozent zu Anfang der 1990er Jahre. Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sah eine Mehrheit von 57 Prozent der Ostdeutschen bezüglich der DDR mehr gute als schlechte Seiten. Umfrageergebnisse deuteten darauf hin, so Klaus Schroeder, dass viele Ostdeutsche im Zusammenhang mit der Rechtfertigung der eigenen Biographie nun auch die SED und die DDR-Verhältnisse mit in Schutz nahmen.[92]

Parteienlandschaft im Umbruch

Die aus Wahlen von Volksvertretern hervorgehende repräsentative Demokratie der Bundesrepublik Deutschland ist wegen der zur politischen Willensbildung maßgeblich beitragenden Rolle der konkurrierenden politischen Parteien ihrem Werdegang und ihrer Verfasstheit nach zugleich Parteiendemokratie. Aufgrund der vordefinierten Führungsrolle der SED in der DDR hatte der Begriff „Partei“ für Ostdeutsche jedoch eine andere Bedeutung noch in der Wende-Ära und darüber hinaus. Die sogenannten Blockparteien spielten in der DDR lediglich eine nachrangige Rolle, sodass jemand, von dem es hieß, er sei in der Partei, gleichsam automatisch als SED-Mitglied galt. Bereits in den Kindergärten vermerkte man die SED-Mitgliedschaft der Eltern auf Karteikarten; in den Schulen hielt man teilweise Lehrer an, SED-Genossen für sogenannte „Elternaktive“ zu werben. Daraus entstand, wie Matthias Platzeck am eigenen Beispiel erläutert, ein „Antiparteienreflex in der DDR-Gesellschaft und zumal unter Oppositionellen: Solche jahrzehntelangen Erfahrungen erklären, warum sich die Oppositionsgruppen in der DDR als alles Mögliche begriffen: als Graswurzelbewegungen, als gesellschaftliche Selbsthilfeorganisationen, als konsensorientierte Bürgerinitiativen, als lose Netzwerke gleichgesinnter Menschen – nur nicht in einem wirklich politischen Sinne als parteimäßig aufgebauter Gegenpol zur SED.“[93]

In der „Organisationserfassung“ vermerkt Kowalczuk „eine fast ungebrochene Kontinuität in Ostdeutschland zwischen 1933 und 1990.“ Von 12,84 Millionen Erwachsenen waren 1988 in der DDR 2,3 Millionen in der SED, eine knappe weitere Million in den vier Blockparteien. Hinzu kamen die Mitgliedschaften in den von der SED beherrschten Massenorganisationen. „Statistisch war jeder Erwachsene in drei bis vier Verbänden (ohne den Sportverband DTSB und die Jugendorganisation FDJ!) organisiert.“ Als derlei oft als Nötigung empfundene Beteiligungen und Mitgliedschaften 1989/90 verschwanden, war damit aber auch ehrenamtliches Engagement in Ostdeutschland vorläufig weitgehend diskreditiert.[94]

Auch das westdeutsche Parteiensystem wurde 1990 im Wesentlichen nach Ostdeutschland übertragen, wobei CDU und FDP zahlreiche Mitglieder der entsprechenden DDR-Blockparteien in die vorhandenen Parteistrukturen übernehmen konnten und die in PDS umbenannte SED sich als Partei in den neuen Ländern behauptete – bei allerdings drastisch rückläufigen Mitgliederzahlen. Hinzu kamen Bürgerrechtsgruppierungen aus der Phase der friedlichen Revolution, die sich zum Bündnis 90 zusammenschlossen und seit 1993 mit den Grünen eine Partei bilden. Die Wahlbeteiligung in Ostdeutschland war bei allen Bundestagswahlen seit 1990 geringer als im Westen. Die Anzahl der Parteimitgliedschaften in ganz Deutschland hat sich von 1990 (2,4 Millionen) bis 2016 (1,2 Millionen) in etwa halbiert, ist aber in den neuen Ländern von 471.000 auf 105.000 und damit auf weniger als ein Viertel zurückgegangen. Während die PDS 1990 noch annähernd die Hälfte (230.000) sämtlicher Parteimitglieder in Ostdeutschland stellte, blieb sie 2016 (26.300) bereits deutlich hinter der CDU (38.900) zurück.[95]

Die vergleichsweise hohe Mitgliederdichte verschaffte oder bewahrte der PDS eine flächendeckende Präsenz in Ostdeutschland. So wurde sie in den beiden ersten Nachwende-Jahrzehnten zum Sammelbecken der vom Wiedervereinigungsprozess Enttäuschten sowie der DDR-„Nostalgiker“ und zur „Kümmerpartei“ vor Ort. Kowalczuk bescheinigt der PDS diesbezüglich eine womöglich gar nicht gewollte förderliche Rolle im Einigungsprozess: „Denn im Osten wurde ausgerechnet die SED/PDS zum Pfeiler eines friedlichen Einigungsprozesses. Millionen Arbeitslose, Kurzarbeiter, millionenfache sinnlose Umschulungen, weithin entindustrialisierte Regionen blieben nicht nur aufgrund des starken bundesdeutschen Sozialstaats friedlich, sondern auch, weil das gesamte postkommunistische Milieu nicht mit einem SED-Verbot an den Rand der Legalität gedrängt worden war, sondern in der SED/PDS eine Interessenvertreterin für die geschundene Seele vorzuweisen hatte.“[96]

Den Status der reinen Ost-Partei legte die PDS 2007 ab, als sie sich mit der westdeutschen WASG zur Partei Die Linke zusammenschloss. Durch Regierungsbeteiligungen zuerst in Mecklenburg-Vorpommern (1998) und Brandenburg (2009) gab die PDS/Linke ihre strikt oppositionelle Ausrichtung auf und stellte 2014 in Thüringen sogar erstmals den Ministerpräsidenten einer Landesregierung. Bis dahin waren alle Regierungschefs in den neuen Ländern seit 1990 entweder von der CDU oder von der SPD gestellt worden. Größte Oppositionspartei in allen ostdeutschen Landtagen wurde seit Mitte der 2010er Jahre die AfD.

Besondere Herausforderungen

LEGIDA-Kundgebung 2017 auf dem Stadionvorplatz in Leipzig
Transparente 2015 zwischen Semperoper und Dresdner Hofkirche

Auch drei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung zeichnen sich trotz vielerlei Angleichungen an westdeutsche Lebensverhältnisse mancherlei spezifische Probleme und Herausforderungen für die künftige Entwicklung in Ostdeutschland ab. Verbliebene Ungleichheiten bei Lohn- und Arbeitsbedingungen in Ost und West leisten dem teils verbreiteten Selbstbild von „Bürgern zweiter Klasse“ ebenso Vorschub wie anhaltende Repräsentations- und Partizipationsdefizite bei den Führungsfunktionen in Ostdeutschland.

Protestbewegungen wie Pegida in Dresden oder Legida in Leipzig demonstrieren und polemisieren, verstärkt seit der sogenannten Flüchtlingskrise, gegen die Aufnahme von Flüchtlingen bzw. gegen die Zuwanderung und Integration von Ausländern überhaupt. Mit dem Aufgreifen und der Unterstützung solcher Stimmungslagen hat die AfD ihr Wählerpotenzial vor allem in Ostdeutschland rasant ausgeweitet und als zahlenmäßig stärkste Opposition den Rechtspopulismus in den Landesparlamenten alltäglich gemacht.[97]

Bei der Reflexion von Ursachen für die bei manchen Ostdeutschen besonders ausgeprägte Neigung zur Ausländerfeindlichkeit wird häufig darauf hingewiesen, dass der ausländische Bevölkerungsanteil vergleichsweise gering ist und dass bereits zu DDR-Zeiten zwar die internationale Solidarität mit den sozialistischen „Bruderländern“ hochgehalten wurde, Kontakte zwischen Ostdeutschen und in der DDR stationierten oder arbeitenden Ausländern (Vertragsarbeiter) aber jenseits gezielter Arrangements eher unterbunden als gefördert wurden. Anfang 1989 gab es nur 166.000 längerfristig aufenthaltsberechtigte Ausländer in der DDR (1 Prozent der Bevölkerung), 34.000 davon (0,2 Prozent) mit ständiger Aufenthaltserlaubnis, aber überwiegend abgeschottet von der ostdeutschen Gesellschaft. Drei Jahrzehnte später lag der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in den neuen Ländern bei sechs bis sieben Prozent, in den westdeutschen Flächenländern dagegen zwischen einem Viertel und einem Drittel der Gesamtbevölkerung. Aus demografischen und wirtschaftlichen Gründen erscheint für Deutschland weitere Einwanderung auf hohem Niveau nötig.[98] Doch weisen besonders Gebiete, die von Abwanderung, Mangel an modernen Arbeitsplätzen und schwindenden Angeboten der Daseinsvorsorge geprägt sind, häufig nur eine mäßige Wahlbeteiligung auf oder haben – vor allem im Osten – bei der Bundestagswahl 2017 die rechtspopulistische AfD gewählt.[99]

Bansin auf Usedom mit Seebrücke

Auch unter Ost- und Westdeutschen ist die Vertrautheit im wechselseitigen Umgang generell wenig ausgeprägt und teils von Vorurteilen nach dem Ossi-Wessi-Schema bestimmt. So wurden selbst im nach dem Mauerfall geeinten Berlin noch im Jahr 2000 nur 2,1 Prozent aller Ehen zwischen Partnern aus Ost und West geschlossen.[100] Ähnliches galt 20 Jahre nach der Wiedervereinigung bei Ost-West-Eheschließungen für Gesamtdeutschland; bei nichtehelichen Partnerschaften liegt der Anteil der Ost-West-Beziehungen bei etwa 10 Prozent.[101] Nachholbedarf hinsichtlich der Eindrücke und Kenntnisse zum jeweils anderen Landesteil besteht vornehmlich im Westen: Drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung existieren kaum noch Ostdeutsche, die den anderen Teil der Republik nicht gesehen haben. Umgekehrt hat jedoch bis dahin etwa jeder sechste Westdeutsche noch nie privat den Osten besucht. Als Inlandsurlauber reisen Ost- wie Westdeutsche weiterhin lieber in ihrem jeweiligen Landesteil. „Dabei steht der Ostseestrand in Mecklenburg-Vorpommern bei den Ostdeutschen weiterhin besonders hoch im Kurs, während Westdeutsche eher die Küsten Schleswig-Holsteins bevorzugen. Bayern ist das einzige Bundesland, das Ost- wie Westdeutsche gleichermaßen anzieht.“[102]

Ansätze und Defizite der Forschung

In einem Rückblick auf sozialwissenschaftliche Forschung zu Ostdeutschland 20 Jahre nach dem Beitritt zur Bundesrepublik wurde darauf hingewiesen, dass sich im Umgang mit dem viele Facetten aufweisenden Forschungsgegenstand keine bevorzugten theoretischen Zugänge oder Leitdisziplinen etabliert hätten. Eine „Konzertierung“ hinsichtlich der Vielfalt an Forschungsthemen habe nicht stattgefunden. Um ein breit etabliertes, augenfälliges Forschungsthema handle es sich folglich nicht – trotz der an einer Vielzahl universitärer Fachbereiche, an öffentlichen Forschungseinrichtungen und an privaten Forschungsinstituten betriebenen Forschung zu Ostdeutschland. Als vorläufige inhaltliche Kernthemen in der universitären Forschung wurden Arbeitsmarktentwicklungen, sozioökonomische Probleme strukturschwacher Regionen, demografischer Wandel und Genderforschung hervorgehoben. Zudem würden soziokulturelle Transformationsfolgen unter demokratietheoretischen Aspekten betrachtet.[103]

In einem 2009 erschienenen vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften herausgegebenen Sammelband Wende und Wandel in Ostdeutschland – 20 Jahre nach dem Mauerfall, mit Literatur- und Forschungsnachweisen für den Zeitraum seit 2007, wird Everhard Holtmann mit einem Beitrag zur Einführung abgedruckt, der mit dem Fazit endet, dass politisches System sowie Wirtschafts- und Sozialordnung des „posttransformatorischen Deutschland“ konsolidiert erschienen, dass zum Gesamtbild aber auch „konsolidierte Problem- und Konfliktlagen“ gehörten. „Die psychologischen Hypotheken des Umbruchs sind noch nicht gelöscht. Zudem bauen sich in Gestalt von Migration, demographischem Wandel und wirtschaftlicher Rezession Herausforderungen auf, die das unfertige Werk der Einheit zurückwerfen können. Eine Pfadumkehr erscheint dennoch ausgeschlossen.“[104]

In einer Sammlung von Beiträgen zu demografischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen seit 1989 wird einführend darauf hingewiesen, dass sich zwei Jahrzehnte nach der Wende und den massiven Bevölkerungsverlusten im Osten viele demografische Kennziffern in alten und neuen Bundesländern angeglichen hätten, allerdings weder flächendeckend noch vollständig. Das gelte gleichermaßen auch für die meisten ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Die einfache Ost-West-Linie werde abgelöst durch neue Differenzierungen. Im Osten wie im Westen, so der Befund 2009, prägten sich Unterschiede aus zwischen Stadt und Umland, Boomregion und wirtschaftsschwachem Standort, altindustrieller Wirtschaftsstruktur und moderner Dienstleistungsindustrie.[105]

Yana Milev betreibt ein Forschungsprogramm Entkoppelte der Gesellschaft. Liberalisierung und Widerstand in Ostdeutschland seit 1989/90. Ein soziologisches Laboratorium. Für sie stellen sich Konzepte wie „Transformation“, „Modernisierung“ und „Demokratisierung“ als Euphemismen dar. „Das Investmentprojekt ‚Aufschwung Ost‘ ist ein Laborfall der Globalisierung. Über eine Aufarbeitung der DDR im Totalitarismus- und Diktaturenvergleich hinaus ist eine Soziologie der Landnahme, des Gesellschaftsumbaus und des strukturellen Kolonialismus in Ostdeutschland längst überfällig.“[106]

Die Unterrepräsentanz Ostdeutscher in der professionellen Erforschung ihrer Geschichte beklagt Kowalczuk als Folge der einseitigen Elite- und Führungskräfteauslese und wirft die Frage auf, was es bedeute, „wenn die noch lebenden und ihre Nachfahren die Vergangenheit ausschließlich von Eliten erzählt bekommen, die keinerlei Schnittmengen mit ihren Erfahrungs- und Erlebniswelten aufweisen“.[107] 30 Jahre nach der Wende von 1989 sieht er mit Blick auf Pegida und die AfD in Ostdeutschland eine noch verbreitetere antidemokratische Haltung zur Wirkung kommen, „als es Wahlprognosen oder Wahlanalysen allein erfassen könnten.“ Für präzise Erklärungen bedürfe es eingehender wissenschaftlicher Untersuchungen; doch stünden die Forschungen dazu noch am Anfang. Allerdings könne die öffentliche Diskussion diesbezüglich nicht auf die Wissenschaft warten. „Wir brauchen die Debatte jetzt, weil wir jetzt Demokratie, Rechtsstaat, Freiheit und soziale Marktwirtschaft verteidigen müssen.“[108]

Literatur

  • Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (Hrsg.): Kulturelle Leuchttürme. Die Entwicklung bedeutender Kultureinrichtungen in Ostdeutschland seit 1989. Berlin 2019 (PDF, abgerufen am 3. Oktober 2020).
  • Marcus Böick: Die Treuhandanstalt 1990–1994. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2015, ISBN 978-3-943588-66-8.
  • Insa Cassens, Marc Luy, Rembrandt Scholz (Hrsg.): Die Bevölkerung in Ost- und Westdeutschland. Demografische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen seit der Wende. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8350-7022-6.
  • Hartmut Esser (Hrsg.): Der Wandel nach der Wende. Gesellschaft, Wirtschaft, Politik in Ostdeutschland. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13516-3.
  • GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (Hrsg.): Wende und Wandel in Ostdeutschland – 20 Jahre nach dem Mauerfall. Bonn 2009.
  • Jana Hensel: Wie alles anders bleibt Geschichten aus Ostdeutschland, Aufbau Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-351-03482-5.
  • Astrid Lorenz (Hrsg.): Ostdeutschland und die Sozialwissenschaften. Bilanz und Perspektiven 20 Jahre nach der Wiedervereinigung. Budrich, Opladen 2011, ISBN 978-3-86649-424-4.
  • Constance Kenna (Hrsg.): Menschen im Umbruch. Wendeerfahrungen und Neuanfänge in Ostdeutschland seit 1989. Rohnstock, Berlin 2003.
  • Petra Köpping: Integriert doch erst mal uns! Eine Streitschrift für den Osten. Ch. Links Verlag, 2018, ISBN 978-3-96289-009-4.
  • Astrid Köhler: Brückenschläge. DDR-Autoren vor und nach der Wiedervereinigung, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-20853-3.
  • Ilko-Sascha Kowalczuk: Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-74020-6.
  • Yana Milev: Entkoppelte Gesellschaft – Ostdeutschland seit 1989/90. Umbau. Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Berlin 2019, ISBN 978-3-631-79844-7.
  • Matthias Platzeck: Zukunft braucht Herkunft. Deutsche Fragen, ostdeutsche Antworten. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, ISBN 978-3-455-50114-8.
  • Detlef Pollack: Das unzufriedene Volk. Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute. Transcript, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8376-5238-3.
  • Klaus Schroeder: Das neue Deutschland. Warum nicht zusammenwächst, was zusammengehört. Berlin 2010, ISBN 978-3-937989-66-2.
  • Klaus Steinitz und Axel Troost: Versprechen nicht erfüllt. Zur wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands seit dem Herbst 1989. RLS-Analysen September 2018 (online).
  • Gunnar Winkler: Friedliche Revolution und deutsche Vereinigung 1989 bis 2017. Trafo Verlag, Berlin 2018, Band II: Nachhaltige Stabilisierung ungleicher Lebensverhältnisse zwischen Ost und West – Zusammenfassende Auswertung der 25 Wellen der repräsentativen Befragung „Leben in den neuen Bundesländern.“ ISBN 978-3-86464-168-8.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Kowalczuk 2019, S. 83–88.
  2. Kowalczuk 2019, S. 52. Yana Milev sieht in der Demonstrationslosung Kommt die DM, bleiben wir, kommt sie nicht, geh'n wir zu ihr! einen möglichen Westimport: Das erstmals am 12. Februar 1990 in Leipzig gezeigte Transparent sei – für DDR-Verhältnisse ungewöhnlich – zwischen Bambusstangen befestigt gewesen. (Milev 2019 Umbau, S. 273 f. u. 276)
  3. Wortlaut des Art. 23 GG in seiner bis zum 3. Oktober 1990 gültigen Fassung: „Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiet der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.“
  4. Kowalczuk 2019, S. 114; Böick 2015, S. 18.
  5. Kowalczuk 2019, S. 114 f.
  6. Steinitz, Trost 2018, S. 6.
  7. Kowalczuk 2019, S. 130 f.
  8. Köpping 2018, S. 17.
  9. Böick 2015, S. 5.
  10. Böick 2015, S. 11 f.
  11. Böick 2015, S. 16.
  12. Kowalczuk 2019, S. 120.
  13. Zitiert nach Kowalczuk 2019, S. 53.
  14. Kowalczuk 2019, S. 120–122; Böick 2015, S. 92 f.
  15. Böick 2015, S. 93.
  16. Kowalczuk 2019, S. 54.
  17. Berthold Vogel, Spuren der Arbeitslosigkeit, in: Hartmut Esser (Hrsg.) 2000, S. 216.
  18. Kowalczuk 2019, S. 54 f.
  19. Böick 2015, S. 36 f.
  20. Böick 2015, S. 48 und 66 f.
  21. Böick 2015, S. 94.
  22. Berthold Vogel, Spuren der Arbeitslosigkeit, in: Hartmut Esser (Hrsg.) 2000, S. 215. Die über 55-Jährigen wurden großteils aus dem Arbeitsprozess herausgelöst und dem Vorruhestand zugeführt; desgleichen Beschäftigte im Rentenalter, von denen in der DDR ca. 15 Prozent noch arbeiteten. Hinzu kamen hohe Zahlen von Teilzeitbeschäftigten und befristeten Arbeitsverhältnissen sowie Einbrüche bei Ausbildungsverhältnissen junger Erwachsener. (Kowalczuk 2019, S. 56)
  23. Berthold Vogel, Spuren der Arbeitslosigkeit, in: Hartmut Esser (Hrsg.) 2000, S. 223–225; Zitat S. 224.
  24. Kowalczuk 2019, S. 54.
  25. Berthold Vogel, Spuren der Arbeitslosigkeit, in: Hartmut Esser (Hrsg.) 2000, S. 232.
  26. Steinitz, Trost 2018, S. 5 f.
  27. Kowalczuk 2019, S. 115 und 118.
  28. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 33)
  29. Steinitz, Trost 2018, S. 5. „Dadurch bleibt der Ost-West-Abstand in den auf Einwohner bzw. Beschäftigte bezogenen relativen Größen etwa gleich, während er in den absoluten Größen zum Teil noch angewachsen ist.“ (Ebenda)
  30. Winkler 2018, Band II, S. 316.
  31. Steinitz, Trost 2018, S. 22 und 25.
  32. Thomas Kralinski: Landschaften erblühen nur mit Eigengewächsen. Die Lehren aus dem Transformationsprozess in Ostdeutschland können helfen, die gegenwärtige Rezession zu bewältigen. In: Der Tagesspiegel, 31. Mai 2020, S. 5.
  33. Thomas Hinz, Rolf Ziegler: Ostdeutsche Gründerzeiten revisited. Eine Bilanz 10 Jahre nach dem Fall der Mauer. In: Hartmut Esser (Hrsg.) 2000, S. 239.
  34. „Es boten sich Gelegenheiten für diejenigen, die ein bisschen Geld hatten, im Osten irgendwie mit einzusteigen,“ schrieb pauschalierend Hans Werner Sinn 2019 im Rückblick, „aber nicht für die Ostdeutschen, denn sie hatten keines. Sie konnten sich noch nicht einmal welches leihen, weil sie den Banken kein Wohneigentum als Sicherheit anbieten konnten.“ (Hans Werner Sinn: Der Fehler der Einheit. Nach der Wende gelangten nur wenige große Firmen in die Hände ostdeutscher Bürger. Die Folgen sind bis heute zu spüren. In: Die Zeit, 10. Oktober 2019, S. 32 f.)
  35. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 32 f.)
  36. Platzeck 2009, S. 213.
  37. Der Tagesspiegel, 2. Oktober 2019, S. 2.
  38. Alfons Frese: Der Osten arbeitet drei Stunden länger. Nach 18 Monaten ist das Tarifgespräch zur Arbeitszeitverkürzung in der Metallindustrie gescheitert. In: Der Tagesspiegel, 2. Oktober 2019, S. 17.
  39. Köpping 2018, S. 53.
  40. Evelyn Grünheid: Überblick über die demografische Entwicklung in West- und Ostdeutschland von 1990 bis 2004. In: Ina Cassens, Marc Luy Rembrandt Scholz (Hrsg.) 2009, S. 12.
  41. Winkler 2018, Band II, S. 232.
  42. Winkler 2018, Band II, S. 266 f.
  43. Kowalczuk 2019, S. 152.
  44. Steinitz, Trost 2018, S. 20.
  45. Winkler 2018, Band II, S. 268.
  46. Zitiert nach Kowalczuk 2019, S. 158. „Das hat nicht nur sozioökonomische Folgen“, so Kowalczuk, „auch politische – die Radikalisierung eines Teils der männlichen Gesellschaft im Osten ist auch mit diesem viele Männer frustrierenden Leben in Einsamkeit erklärt worden.“ (Ebenda, S. 159)
  47. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 29)
  48. Kowalczuk 2019, S. 153.
  49. Kowalczuk 2019, S. 160.
  50. Evelyn Grünheid: Überblick über die demografische Entwicklung in West- und Ostdeutschland von 1990 bis 2004. In: Ina Cassens, Marc Luy Rembrandt Scholz (Hrsg.) 2009, S. 46.
  51. Winkler 2018, Band II, S. 268.
  52. Kowalczuk 2019, S. 153 f.
  53. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 7)
  54. Köpping 2018, S. 47–50. „Eine aktuelle Studie prognostiziert, dass ein Drittel der ostdeutschen Arbeitnehmer aufgrund geringer Löhne im Alter unter die Armutsgrenze zu rutschen droht.“ (Köpping ebenda, S. 50, mit Berufung auf die Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Entwicklung der Altersarmut bis 2036. Trends, Risikogruppen und Politikszenarien. Gütersloh 2017, S.8)
  55. Steinitz, Trost 2018, S. 21. „Er wird etwa folgende Größen erreichen: Hamburg 38, Berlin und Bremen 46, Bayern 49, Nordrhein-Westfalen 50, Sachsen 65, in den anderen neuen Bundesländern wird er bei über 70 liegen (Statistische Ämter 2011).“ (Ebenda)
  56. Jürgen Dorbritz, Kerstin Ruckdeschel: Die langsame Annäherung – Demografisch relevante Einstellungsunterschiede und der Wandel in den Lebensformen in West- und Ostdeutschland. In: Ina Cassens, Marc Luy Rembrandt Scholz (Hrsg.) 2009, S. 290.
  57. „In das Jahr 1989 gingen die meisten Ostdeutschen hoffnungslos, ohne Hoffnung, dass sich bald etwas ändern würde. Nur eine kleine Minderheit engagierte sich für Veränderungen. Eine größere Minderheit war so hoffnungslos, dass sie wegging, flüchtete und große Gefahren für das eigene Leben in Kauf nahm.“ (Kowalczuk 2019, S. 264)
  58. Steffen Mau: Mau-Buchforum (1) – Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft. In: Soziopolis, 13. August 2019, abgerufen am 7. Oktober 2020.
  59. Kowalczuk 2019, S. 138–141.
  60. Kowalczuk 2019, S. 144.
  61. Winkler 2018, Band II, S. 380.
  62. Köpping 2018, S. 67.
  63. Jana Hensel: Born in the GDR. Über die seelischen Folgen der Wiedervereinigung. (2012) In: Hensel 2019, S. 168–177.
  64. Platzeck 2009, S. 84.
  65. Winkler 2018, Band II, S. 101.
  66. Winkler 2018, Band II, S. 98.
  67. Lebensgefühl Einheit; abgerufen am 14. September 2020.
  68. Köpping 2018, S. 68. Dem stehen für das Jahr 2020 Befragungsergebnisse gegenüber, wonach die erste Nachwendegeneration der heute 18- bis 29-Jährigen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen nicht mehr eindeutig bejahe. Nur die älteren Generationen sowie die Medien betonten diese Unterschiede noch. Andererseits halten es aber 65 Prozent der jungen Ostdeutschen für relevant, ob jemand aus dem Osten oder Westen stammt, vor allem jene, „die ihre Eltern eher als Wendeverlierer sehen, und auch diejenigen, die fern der prosperierenden Zentren leben und die wirtschaftliche Lage ihrer Region als schlecht wahrnehmen.“ (Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist, S. 50)
  69. Winkler 2018, Band II, S. 394.
  70. Winkler 2018, Band II, S. 551.
  71. Regionale Vielfalten 30 Jahre nach der Vereinigung, S. 7; abgerufen am 14. September 2020.
  72. Kowalczuk 2019, S. 180.
  73. Kowalczuk 2019, S. 180 und 183 f. „Der richtige Habitus, hilfreiche Netzwerke, der gemeinsame Herkunftsstall sind für Spitzenkarrieren immer noch ein wichtiges Eintrittsticket – und die Westdeutschen haben da einen schwer einholbaren Vorsprung. Man stellt lieber jemanden ein, der aus ähnlichen Verhältnissen kommt wie man selbst.“ (Michael Hartmann, zitiert nach Köpping 2018, S. 115.
  74. Jana Hensel: Westen, wir haben ein Problem. Über eine Ost-Quote. (2019) In: Hensel 2019, S. 15 f. Selten kommen laut Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung bis heute Menschen mit ostdeutscher Biografie in den obersten Führungsetagen an. „Wo sie es aber schaffen, sind es öfter Frauen.“ (Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist, S. 29)
  75. Köpping 2018, S. 73 f.
  76. Jana Hensel: Paar für Paar zur Einheit. Über die Liebe. (2004) In: Hensel 2019, S. 306.
  77. Kowalczuk 2019, S. 171 u. 176. „Aus der Humboldt-Universität Berlin, wie aus allen anderen Universitäten und Hochschulen, gäbe es auch viele Beispiele, wie bei Neuaufbau und Berufungen westdeutsche Schulen ihre Interessen knallhart durchsetzten.“ (Ebenda, S. 178)
  78. Köpping 2018, S. 111.
  79. Rudolf Bentzinger: Umbruch und Aufbruch aus der Sicht eines Germanisten. In: Kenna (Hrsg.) 2003, S. 138–141.
  80. Zitiert nach Jana Hensel: „Erstaunlich, wie lange dieses Land existiert hat.“ Ein Interview mit dem Historiker Gerd Dietrich. (2018) In: Hensel 2019, S. 38 f.
  81. Kowalczuk 2019, S. 185–188.
  82. Köhler 2007, S. 10 f.
  83. Schroeder 2010, S. 14.
  84. Jana Hensel: Wir sind anders. Thesen über den Osten in den Medien. (2010) In: Hensel 2019, S. 241 f. Zur Zusammensetzung des Führungspersonals in ostdeutschen Regionalsendern schrieb Hensel 2010: „Fünf von sechs Mitgliedern der Geschäftsleitung des RBB stammen aus Westdeutschland. Beim MDR sind sowohl der Intendant als auch die beiden Chefredakteure Westdeutsche.“ (Ebenda, S. 243)
  85. Jana Hensel: Wir sind raus aus der Nische. Über den ostdeutschen Rechtsruck. (2018) In: Hensel 2019, S. 103.
  86. Kowalczuk 2019, S. 237.
  87. Schroeder 2010, S. 48.
  88. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 47) Unter den Westdeutschen sah die Hälfte keinen Unterschied bei ihrer Lebenszufriedenheit zu der Zeit vor 1990, für ein Drittel hatte sie zugenommen. (Ebenda)
  89. Platzeck 2009, S. 199 f.
  90. „Hinzu kam der folgenschwere Umstand, dass die ‚bürgerliche Demokratie‘ nicht nur im Dritten Reich und in der DDR, wo immer es ging, verächtlich gemacht worden war, sondern dieses Dauerfeuer gegen die repräsentative Demokratie auch zur permanenten Begleiterscheinung der Weimarer Republik gehört hatte.“ (Kowalczuk 2019, S. 216 f.)
  91. Schroeder 2010, S. 68.
  92. Schroeder 2010, S. 69 f.
  93. Platzeck 2009, S. 80 f.
  94. Kowalczuk 2019, S. 259–261.
  95. Winkler 2018, Band II, S. 605–607.
  96. Kowalczuk 2019, S. 255 f. Klaus Schroeder sah 2010 die Auffangfunktion der PDS ähnlich; doch habe sie, indem sie gleichermaßen die Lebensleistung von Normalbürgern wie von Systemträgern würdigte, den Unterschied zwischen Regime-Verantwortlichen einerseits sowie Mitläufern und Opfern andererseits verwischt. (Schroeder 2010, S. 174)
  97. Bei der Bundestagswahl 2017 bekam die AfD im Osten mehr als jede fünfte abgegebene Stimme, im Westen etwa jede zehnte. (Kowalczuk 2019, S. 240 f.)
  98. Kowalczuk 2019, S. 220–222.
  99. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 47)
  100. „Die Berliner heiraten damit weiter in den alten Sektorengrenzen und ziehen Ausländer oder Auswärtige den Brüdern und Schwestern jenseits der Mauer vor. 2000 endet diese Statistik.“ (Jana Hensel: Paar für Paar zur Einheit. Über die Liebe. (2004) In: Hensel 2019, S. 304)
  101. Kowalczuk 2019, S. 162.
  102. Vielfalt der Einheit. Wo Deutschland nach 30 Jahren zusammengewachsen ist. (PDF, S. 59)
  103. Benjamin Nölting, Anne K. Krüger: Wer forscht noch zu Ostdeutschland. Die universitäre und außeruniversitäre Forschung zu Ostdeutschland im Wandel. In: Lorenz (Hrsg.) 2011, S. 59 und 70 f.
  104. Everhard Holtmann: Signaturen des Übergangs. In: GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (Hrsg.) 2009, S. 15.
  105. Ina Cassens, Marc Luy Rembrandt Scholz: Einführung. In: Dies. (Hrsg.) 2009, S. 8 f.
  106. Milev 2019 Umbau, S. 17.
  107. Kowalczuk 2019, S. 204.
  108. Kowalczuk 2019, S. 18.