Nimrud

Koordinaten: 36° 6′ 0″ N, 43° 20′ 0″ O

Karte: Irak
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Nimrud
Lamassu von Nimrud im British Museum (um 1900)

Nimrud (auch assyr. Kalḫu, bibl. Kalach, Kalaḥ) ist der moderne Name einer altorientalischen Stadt. Die Ruinen liegen 30 km südsüdöstlich von Mosul (heutiger Irak) am mittleren Tigris im Gouvernement Ninawa. Nimrud, im 13. Jahrhundert v. Chr. gegründet, wurde im 9. Jahrhundert unter König Assurnasirpal II. Hauptstadt des Assyrischen Reiches. Im Jahr 612 v. Chr. wurde es von Medern und Chaldäern zerstört.

Name

Der Name Nimrud wird von dem biblischen König Nimrod abgeleitet. Wann die Ruine diesen Namen erhielt, ist nicht bekannt. Die erste schriftliche Erwähnung Nimruds geht auf Carsten Niebuhr zurück, der die Stadt 1766 besuchte.[1] Während der assyrischen Zeit nannte man sie Kalach/Kalhu. Bei Xenophon erscheint der Name Larisa.[2]

Archäologie

Bereits 1846 machte Sir Austen Henry Layard erste Ausgrabungen vor allem auf der Akropolis. Es kamen Reste großer Palast- und Festungsbauten zum Vorschein. Man fand ebenso zahlreiche Alabasterreliefs und Elfenbeinschnitzereien sowie Obelisken und monumentale Figuren. 1955 wurden bei Grabungen von Max Mallowan im Nabû-Tempel von Nimrud Keilschrifttafeln mit Eiden für Vasallen und assyrische Machtträger aus dem Jahr 672 v. Chr. gefunden, die für die assyrische Vertragsrhetorik aufschlussreich sind und damit auch für die israelitische Bundestheologie, die sie nachahmt.

Amerikanische Truppen richteten während und nach dem dritten Golfkrieg erhebliche Zerstörungen in der Stadt an.

Zu einzelnen Gebäuden:

Zerstörung durch den „Islamischen Staat“

Anfang März 2015 wurde bekannt, dass Aktivisten und Kämpfer des Islamischen Staats (IS) begonnen hätten, die archäologischen Stätten mit Bulldozern zu zerstören. In der Ideologie des IS gelten die Statuen und Abbildungen als Abgötterei, die nicht mit dem Islam vereinbar sei. Archäologen und Altertumswissenschaftler reagierten weltweit mit Empörung und Entsetzen.[3][4] Die Generaldirektorin der UNESCO, Irina Bokowa, bezeichnete die Zerstörungen als „Angriff auf das irakische Volk“ und als eine „systematische Zerstörung des Kulturerbes der Menschheit aus dem Altertum“, was „ein Kriegsverbrechen“ darstelle.[5]

Literatur

  • Max E. Mallowan: Nimrud and its remains. Collins, London 1966
  • Muayad S. B. Damerji: Gräber assyrischer Königinnen aus Nimrud, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 1999, ISBN 3-88467-042-5.
  • Joan Oates, David Oates: Nimrud. An Assyrian period city revealed. British School of Archeology in Iraq, London 2001, ISBN 0-903472-25-2.
  • Klaudia Englund: Nimrud und seine Funde. Der Weg der Reliefs in die Museen und Sammlungen. Leidorf, Rahden 2003, ISBN 3-89646-642-9.
Commons: Nimrud – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ... Nimrud, einem verfallenen Castell etwa 8 Stunden von Mosul, vgl. Carsten Niebuhr: Carsten Niebuhrs Reisebeschreibungen nach Arabien und adern umliegenden Ländern. Bd. 2, 1774, S. 353.
  2. Xenophon, Anabasis 3, 4, 7.
  3. Kulturstätte im Nordirak: IS zerstört historische Stadt Nimrud. tagesschau.de, 6. März 2015, abgerufen am 6. März 2015.
  4. Outcry as Islamic State bulldozers 'wreck' Nimrud, Iraq. BBC News, 6. März 2015, abgerufen am 6. März 2015 (englisch).
  5. UNESCO Director General condemns destruction of Nimrud in Iraq. UNESCO, 6. März 2015, abgerufen am 6. März 2015 (englisch).