Massaker in Maguindanao 2009
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Bei dem Massaker in Maguindanao am 23. November 2009 in der philippinischen Provinz Maguindanao wurden 58 Zivilisten ermordet.
Geschichte
Die 58 Opfer waren Anhänger und Angehörige des Politikers Ismael Mangudadatu auf dem Weg zur Anmeldung zur Gouverneurswahl in der Provinz Maguindanao. Unter den Opfern befanden sich auch 32 Journalisten.[1] Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen handelt es sich um das „größte einzelne Massaker an Journalisten in der Geschichte“. Zwischen den Mangudadatus und den Ampatuans herrscht seit Jahren eine Familienfehde, die dort unter dem Begriff Rido bekannt ist.[2]
Tage vor der Reise bat Ismael Mangudadatu beim damaligen Leiter der 601. Brigade in Maguindanao, Medardo Geslani, um Begleitschutz für seine Anhänger und Verwandten. Geslani lehnte jedoch die Bitte ab.[3]
Mehrere Verdächtige wurden verhaftet, darunter auch Andal Ampatuan, Jr., einer der Söhne des derzeitigen Gouverneurs Andal Ampatuan, Sr.[4]
Am 24. November erklärte die Präsidentin der Philippinen, Gloria Macapagal Arroyo, den Notstand in Maguindanao, Sultan Kudarat und Cotabato City.[5]
Laut einem Polizeisprecher sollen wegen des Vorfalls alle Polizeibeamten der Provinz entlassen werden.[6]
Laut dem Innenstaatssekretär Ronaldo Puno kam es zu Zusammenstößen mit örtlichen Milizen des Ampatuan-Clans und den Sicherheitskräften. Auch in der Stadt Datu Unsay kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.[7]
Opfer[8]
Mangudadatus Familie und Verbundene
Name | Beschreibung |
---|---|
Genalyn Tiamson-Mangudadatu | Ismael Mangudadatus Frau |
Eden Mangudadatu | Vizebürgermeisterin von Mangudadatu, Schwester von Ismael Mangudadatu |
Rowena Mangudadatu | Cousin von Ismael Mangudadatu |
Manguba Mangudadatu | Tante von Ismael Mangudadatu |
Faridah Sabdulah | |
Farida Mangudadatu | Jüngste Schwester von Ismael Mangudadatu |
Farina Mangudadatu | Schwester von Ismael Mangudadatu |
Concepcion “Connie” Brizuela, 56 | Rechtsanwalt |
Cynthia Oquendo, 36 | Rechtsanwalt |
Catalino Oquendo | Cynthia Oquendos Vater |
Rasul Daud | Fahrer |
Journalisten
32 Journalisten wurden bei dem Massaker ermordet.[1][9] Nur 25 konnten bis jetzt identifiziert werden.
Name | Beschreibung |
---|---|
Alejandro „Bong“ Reblando | Korrespondent |
Henry Araneta | Korrespondent |
Napoleon „Nap“ Salaysay | Manager |
Bartolome „Bart“ Maravilla | |
Jhoy Dojay | Goldstar Daily |
Andy Teodoro | Mindanao Examiner |
Ian Subang | Mindanao Focus |
Leah Dalmacio | Mindanao Focus |
Gina Dela Cruz | Mindanao Focus |
Maritess Cablitas | Mindanao Focus |
Neneng Montano | Saksi |
Victor Nuñez | UNTV Reporter |
McDelbert „Macmac“ Arriola | UNTV Kameramann |
Jolito Evardo | UNTV Bearbeiter |
Daniel Tiamson | UNTV Fahrer |
Humberto Mumay | Journalist |
Rey Merisco | Journalist |
Ronnie Perante | Journalist |
Jun Legarta | Journalist |
Val Cachuela | Journalist |
Santos „Jun“ Gatchalian | Journalist |
Joel Parcon | Freier Journalist |
Noel Decena | Freier Journalist |
John Caniba | Freier Journalist |
Art Betia | Freier Journalist |
Ranie Razon | Freier Journalist |
Archie Ace David | Freier Journalist |
Fernando „Ferdz“ Mendoza | Fahrer |
Roter Toyota Vios
Fünf Opfer die vermutlich irrtümlich als Teil des Konvois betrachtet wurden:[10]
Name | Beschreibung |
---|---|
Eduardo Lechonsito | Regierungsangestellter |
Cecille Lechonsito | Frau von Eduardo Lechonsito. |
Mercy Palabrica | Mitarbeiter von Eduardo Lechonsito. |
Daryll delos Reyes | Mitarbeiter von Eduardo Lechonsito. |
Wilhelm Palabrica | Fahrer |
Juristische Aufarbeitung
Im April 2010 wurde gegen zwei Verdächtige des Ampatuan-Klans, Zaldy Ampatuan und dessen Onkel Akmad Ampatuan, die Klage auf Anordnung des Justizministeriums fallen gelassen. „Ich wies die Ermittlungsbeamten dahingehend an, dass die Namen von Zaldy und Akmad Ampatuan aus der Liste der Verdächtigen zu streichen sind“, sagte der philippinische Justizminister Alberto Agra.[11]
Der Prozess gegen Andal Ampatuan, Jr. wurde am 8. September 2010 eröffnet. Neben ihm wurden 195 weitere Personen angeklagt. Der erste Hauptzeuge, Lakmudin Saliao, sagte vor Gericht aus, dass die Ampatuans in einem Familientreffen den Tod von Esmael Mangudadatu im Falle einer Kandidatur beschlossen hätten.[12] Laut der Aussage telefonierte Andal Ampatuan, Jr. mit seinem Vater kurz vor Ankunft des Konvois und lehnte den Vorschlag, die Journalisten am Leben zu lassen, mit dem Hinweis auf mögliche Aussagen ab. Er soll sich selbst mit mehr als hundert Angehörigen der familieneigenen Miliz an den Morden beteiligt haben.[13]
Human Rights Watch und Verwandte der Opfer kritisierten die Verzögerungen bis zum Prozess. Bis zu seinem Beginn wurden fünf Zeugen ermordet und andere massiv eingeschüchtert.[13]
Am 23. November 2011, dem zweiten Jahrestag des Massakers, verklagten die Opfer über ihren Anwalt Harry Roque, die ehemalige Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo auf 346.000 US-Dollar Schadenersatz. Sie soll den Clan um Ampatuan jahrelang unterstützt haben.[1] Am Tag danach wurde der Opfer mit 58 Schweigesekunden, eine für jeden Toten, gedacht.[1]
Am 29. August 2012 nahm die Polizei in einem Vorort von Manila Datu Ulo Ampatuan fest. Der Sohn von Andal Ampatuan Sr. war laut Augenzeugen bei dem Massaker anwesend. Zu dem Zeitpunkt befanden sich Andal Ampatuan Sr., drei seiner Söhne und 97 Komplizen in Haft. 94 Personen wurden noch gesucht.[14]
Dokumentationen
History Asia veröffentlichte am 26. September 2010 eine Dokumentation zu dem Massaker mit dem Namen The Maguindanao Massacre.[15]
Weblinks
- Die Welt: „Mindestens 46 Tote nach Massaker auf Philippinen“, 24. November 2009
- Frankfurter Rundschau: „Witwer kandidiert bei Gouverneurswahl“, 27. November 2009
- Philippines: Investigate Killing of Massacre Witness
- Ampatuan Watch. Center for Media Freedom and Responsibility, abgerufen am 25. Januar 2011 (englisch, Blog zu den aktuellen Entwicklungen im Prozess).
Referenzen
- ↑ a b c d Hilja Müller: Arroyo macht der Justiz Kopfzerbrechen. In: die tageszeitung. 23. November 2011, abgerufen am 24. November 2011.
- ↑ Mahar Mangahas: „The scale of 'rido’ in Mindanao“ In: Philippine Daily Inquirer vom 27. November 2009, abgerufen am 14. Februar 2010
- ↑ Insulting Ampatuan massacre victims, Manila Times, 24. Juni 2014, aufgerufen am 8. August 2014
- ↑ Frankfurter Rundschau: „Polizei verhaftet Kronprinzen“, 26. November 2009
- ↑ ABS-CBN News: „(UPDATE) Arroyo declares state of emergency in Maguindanao, Sultan Kudarat“, 27. November 2009
- ↑ ORF „Geiseldrama auf Philippinen: Alle Polizisten entlassen“
- ↑ ORF-Bericht über Zusammenstöße mit der Polizei
- ↑ Liste der Opfer
- ↑ Inquirer: Inquirer man recounts harrowing tales of survival
- ↑ GMANews.tv
- ↑ New York Times: Philippines Clears Two Clan Members Of Massacre, 17. April 2010, abgerufen am 19. April 2010
- ↑ Neue Zürcher Zeitung: Prozess um Massaker auf den Philippinen, 8. September 2010.
- ↑ a b TAZ: Drahtzieher von Massaker vor Gericht
- ↑ Festnahme nach Massaker mit 57 Toten auf Philippinen
- ↑ History Asia: The Maguindanao Massacre. Abgerufen am 5. Januar 2011.