„Kloster Kirchberg“ – Versionsunterschied

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Um 1270 fiel das Kloster in die Zuständigkeit des um 1266 dem Dominikanerorden inkorporierten Klosters Rottweil.
Um 1270 fiel das Kloster in die Zuständigkeit des um 1266 dem Dominikanerorden inkorporierten Klosters Rottweil.


Im 14. Jahrhundert, etwa 100 Jahre später, wurden von der Nonne [[Elisabeth von Kirchberg]]<ref>Siehe Siegfried Ringler: ''Elisabeth von Kirchberg''. In: [[Verfasserlexikon|VL²]], Bd. 2 (1980), Sp. 479–482.</ref> Berichte über das religiöse Leben und die Gnadenerlebnisse verstorbener Klosterangehöriger aufgezeichnet, die überregionale Bekanntheit erlangten. Sie sind in einem in mehreren Fassungen redigierten [[Schwesternbuch|dominikanischen Schwesternbuch]] des Klosters und in der Vita einer Schwester Irmegard überliefert.<ref>Siehe Siegfried Ringler: ''Viten- und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters. Quellen und Studien.'' Artemis, München 1980 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 72), S. 91–110 u. ö. (s. Register: ''Kirchberg/Sulz''); Sabine Jansen: ''Die Texte des Kirchberg-Corpus’. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert''. Dissertation Universität Köln 2005.</ref>
Im 14. Jahrhundert, etwa 100 Jahre später, wurden von der Nonne Elisabeth von Kirchberg<ref>Siehe Siegfried Ringler: ''Elisabeth von Kirchberg''. In: [[Verfasserlexikon|VL²]], Bd. 2 (1980), Sp. 479–482.</ref> Berichte über das religiöse Leben und die Gnadenerlebnisse verstorbener Klosterangehöriger aufgezeichnet, die überregionale Bekanntheit erlangten. Sie sind in einem in mehreren Fassungen redigierten [[Schwesternbuch|dominikanischen Schwesternbuch]] des Klosters und in der Vita einer Schwester Irmegard überliefert.<ref>Siehe Siegfried Ringler: ''Viten- und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters. Quellen und Studien.'' Artemis, München 1980 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 72), S. 91–110 u. ö. (s. Register: ''Kirchberg/Sulz''); Sabine Jansen: ''Die Texte des Kirchberg-Corpus’. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert''. Dissertation Universität Köln 2005.</ref>


Im Jahr 1381 wurde die [[Grafschaft Hohenberg]] an Habsburg verkauft, Kirchberg wurde so bis 1805 eine [[Vorderösterreich|vorderösterreichische Enklave]]. Im Zuge der Einführung der [[Reformation]] nahm das Kloster Kirchberg Nonnen aus aufgehobenen Dominikanerinnenklöstern in evangelisch gewordenen Ländern auf, unter anderem 1564 aus dem [[Dominikanerinnenkloster Pforzheim]].<ref>Reinhard Mürle: ''Euphemia. Die englische Königstochter im Pforzheimer Frauenkloster''. Konstanz 1993, S. 27.</ref>
Im Jahr 1381 wurde die [[Grafschaft Hohenberg]] an Habsburg verkauft, Kirchberg wurde so bis 1805 eine [[Vorderösterreich|vorderösterreichische Enklave]]. Im Zuge der Einführung der [[Reformation]] nahm das Kloster Kirchberg Nonnen aus aufgehobenen Dominikanerinnenklöstern in evangelisch gewordenen Ländern auf, unter anderem 1564 aus dem [[Dominikanerinnenkloster Pforzheim]].<ref>Reinhard Mürle: ''Euphemia. Die englische Königstochter im Pforzheimer Frauenkloster''. Konstanz 1993, S. 27.</ref>

Version vom 27. Februar 2020, 11:24 Uhr

Kloster Kirchberg
Konventsgebäude
Klosterkirche

Das Kloster Kirchberg ist ein ehemaliges Dominikanerinnenkloster bei Sulz am Neckar in Baden-Württemberg. Als Kloster eines Bettelordens besitzt seine Kirche keinen Glockenturm, sondern lediglich einen bescheidenen Dachreiter für zwei Glocken.

Geschichte

Ursprünglich befand sich auf dem Kirchberg eine Burg; die Herren von Kirchberg wurden erstmals im Jahr 1095 erwähnt. Das Kloster wurde 1237 von Graf Burkhard III. von Hohenberg auf Betreiben adeliger Damen des Hauses Hohenberg errichtet. 1245 bestätigte Papst Innozenz IV. die Gründung des Klosters. Bereits nach zehn Jahren war die Anzahl der Nonnen von anfänglich 10 auf 60 gestiegen.

Um 1270 fiel das Kloster in die Zuständigkeit des um 1266 dem Dominikanerorden inkorporierten Klosters Rottweil.

Im 14. Jahrhundert, etwa 100 Jahre später, wurden von der Nonne Elisabeth von Kirchberg[1] Berichte über das religiöse Leben und die Gnadenerlebnisse verstorbener Klosterangehöriger aufgezeichnet, die überregionale Bekanntheit erlangten. Sie sind in einem in mehreren Fassungen redigierten dominikanischen Schwesternbuch des Klosters und in der Vita einer Schwester Irmegard überliefert.[2]

Im Jahr 1381 wurde die Grafschaft Hohenberg an Habsburg verkauft, Kirchberg wurde so bis 1805 eine vorderösterreichische Enklave. Im Zuge der Einführung der Reformation nahm das Kloster Kirchberg Nonnen aus aufgehobenen Dominikanerinnenklöstern in evangelisch gewordenen Ländern auf, unter anderem 1564 aus dem Dominikanerinnenkloster Pforzheim.[3]

In der Säkularisation kam das vorderösterreichische Kloster 1805 an Württemberg und wurde am 11. Oktober 1806 aufgehoben. Kloster Kirchberg wurde Staatsdomäne. Die Nonnen durften vorerst weiter im Kloster wohnen bleiben, die letzte Nonne verließ 1865 das Kloster. Wegen der hohen Unterhaltskosten bot der Staat 1868 der Nachbargemeinde Rosenfeld, das unter einem Großbrand gelitten hatte, das Gebäude als Steinbruch an. Die Rosenfelder brachen damals den Ost- und Südflügel ab, ebenso den nördlichen Kreuzgang. Das Material wurde zum Aufbau von Rosenfeld verwendet.

Bereits 1850 wurde in den Gebäuden eine der vier Ackerbauschulen des Landes als staatliche Fachschule zur Ausbildung von Landwirten[4] eingerichtet. Für ihre Zöglinge wurde in der Johanniskirche des ehemaligen Klosters Gottesdienste abgehalten. Im Jahr 1941 stellte die Ackerbauschule ihren Betrieb ein.

In Horb am Neckar (Neckarstr. 12) ist noch heute der Schaffnereihof des Klosters Kirchberg (1301–1806) erhalten, der bereits 1301 Steuerfreiheit von der Stadt erhielt. Es ist wahrscheinlich das älteste profane Gebäude der Stadt Horb. Der mächtige Steinbau ist auch als Haus am Aischbach bekannt und gilt nach § 28 DSchG als Kulturdenkmal von besondere Bedeutung.[5]

Sehenswürdigkeiten

  • Westportal mit Ordenswappen und den Ordensheiligen Dominikus und Katharina von Siena
  • Fensterreihen des Kreuzgangs mit gotischem Maßwerk (zum Teil nur noch Ruinen)
  • Nonnenfriedhof
  • Kräutergarten
  • Katharinenkapelle mit Stifterwappen (Grablege der Herren von Weitingen)
  • Klosterkirche (1688: Umgestaltung im barocken Stil)
  • frühgotisches Portal
  • Pietà aus dem frühen 16. Jh.
  • Barocke Kanzel mit den Ordensheiligen Vinzenz, Dominikus, Thomas und Petrus Martyr
  • Hohenberger Grabplatte (Grabplatte Albrechts II. von Hohenberg für dessen Gemahlin Margareta, geb. von Fürstenberg)
  • Grabplatte der Pfalzgrafen von Tübingen mit dem Wappenschild der Pfalzgrafen und der fünfblättrigen Rose der Grafen von Eberstein
  • Geschnitzte Seitenwangen der Kirchenbänke von 1748

Überblick über die Klosteranlage

Klar erkennbar ist die Trennung vom Wirtschaftsgebäude des Gutshof des einstigen Klosters von der eigentlichen Klosteranlage mit Kirche, Konventsgebäude, Kreuzgang, Wohnhaus der Nonnen, Dormitorium, Refektorium, Küche, Keller und anderen üblichen Gebäudeteilen (Apotheke, Bibliothek etc.).

Vom Westen her ist die Anlage durch das noch erhaltene Portal (1749) betretbar. Der Blick fällt auf die mächtige Front des Westflügels des Klosters. Die Fassade stammt aus dem Jahr 1733. Auffallend ist der Wechsel von Halbbogen und Dreiecken der Fensterreihen. In der Mitte des Hofes steht das Herrenhaus, in dem einst der Kaplan und hohe Gäste des Ordens wohnten. Davor liegt das kleine Backhaus. Auf der Südseite des Platzes folgen Pferdestall, Scheune und ein weiteres Gebäude mit Stallungen. Auf der Nordseite zieht sich langgestreckt der Kuh- und Schweinestall. Das Gebäude, das nach Westen hin den Gutshof abschließt, war lange Zeit Ackerbauschule (1850–1941).

Die Kirche liegt an der Nordseite des Klosterbaus und ist nach Osten hin ausgerichtet. Die 1237 erbaute Kirche wurde 1688 von Johann Feuerstein aus Rottweil barock umgebaut. Von der Eingangstür mit dem Wappenschild des Dominikanerordens gelangt man in den abgeschlossenen Bezirk des Klosters, die Klausur. Gleich im Flur bildet eine in die Wand eingelassene Winde den einstmals einzigen Berührungspunkt der Nonnen mit der Außenwelt. Im Empfangsraum danach ist das Sprechgitter erhalten.

Vom Innenhof des Kreuzgangs aus betrachtet steht die Kirche nördlich, im Osten befinden sich das Wohnhaus der Nonnen mit Einzelzellen und Schlafsaal (Dormitorium) und im Süden der Speisesaal (Refektorium oder Rempter).

Heutige Nutzung

1956 erhielt die Evangelische Michaelsbruderschaft der Berneuchener Bewegung die Erlaubnis, in die ehemaligen Klostergebäude einzuziehen und ein Einkehrhaus einzurichten. Seit 1970 nutzen die Berneuchener das gesamte Klostergelände. Im Jahr 2000 wurde die Ackerbauschule als Gästehaus neu eröffnet.

Seit 2000 besteht im Kloster eine Dauerausstellung zu den Werken Helmuth Uhrigs, der seine Werke testamentarisch der Michaelsbruderschaft vermachte. Ein „Uhrig-Kreis“ im Kloster Kirchberg sorgt für Sonder- und Wanderausstellungen sowie für Publikationen über den Künstler.

Zwischen 1995 und 2001 tagte auf dem Kirchberg wiederholt das Redaktionsteam für das ökumenische Gottesdienstbuch ADORU in der internationalen Sprache Esperanto. Die Autorengruppe nannte sich deshalb auch selbst „Kloster Kirchberg“.

Heute lädt die Hausgemeinschaft Gruppen und Einzelgäste ein zum „Aufatmen“ – so der Titel des jährlichen Veranstaltungsplanes –, zum Beispiel bei Chorwochen und geistlichen Seminaren, oder bei Kursen zu Fasten, Körperarbeit und Meditation. Externe Gruppen kehren regelmäßig zu Seminaren in eigener Verantwortung ein, wobei das Spektrum von Konfirmandengruppen und kirchlichen Gremien bis zu Führungskräfteseminaren aus der Industrie reicht.

Spiritualität

Die geistliche Atmosphäre des Berneuchener Hauses ist wesentlich durch die besondere Gestaltung des Chorgebetes, zu dem auch die Gäste eingeladen sind, geprägt. Das Morgenlob (Laudes) wird täglich um 7.45 Uhr, das Mittagsgebet (Sext) um 12 Uhr, der Abendsegen (Vesper) um 18 Uhr und das Nachtgebet (Komplet) um 21 Uhr gefeiert. Hier verbinden sich monastische Tradition und modernes geistliches Liedgut.

Für das Stundengebet steht das von der Michaelsbruderschaft in Zusammenarbeit mit Godehard Joppich aus der Benediktinerabtei Münsterschwarzach herausgegebene Evangelische Tagzeitenbuch zur Verfügung.

Donnerstags und sonntags wird ein Abendmahlsgottesdienst in der Form der evangelischen Messe gefeiert. Gemeinsames Tischgebet ist ebenso selbstverständlich wie der Reisesegen vor der Heimfahrt der Hausgäste.

Einzelnachweise

  1. Siehe Siegfried Ringler: Elisabeth von Kirchberg. In: VL², Bd. 2 (1980), Sp. 479–482.
  2. Siehe Siegfried Ringler: Viten- und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters. Quellen und Studien. Artemis, München 1980 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 72), S. 91–110 u. ö. (s. Register: Kirchberg/Sulz); Sabine Jansen: Die Texte des Kirchberg-Corpus’. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Dissertation Universität Köln 2005.
  3. Reinhard Mürle: Euphemia. Die englische Königstochter im Pforzheimer Frauenkloster. Konstanz 1993, S. 27.
  4. Alfred Dehlinger: Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute. Nr. 1. Stuttgart 1951, S. 490–491.
  5. Annegret Kaiser: Denkmalpflegerischer Werteplan . Gesamtanlage Altstadt Horb. Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, 10. August 2016, abgerufen am 22. Februar 2020.

Literatur

  • Sabine Jansen: Die Texte des Kirchberg-Corpus’. Überlieferung und Textgeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Dissertation Universität Köln 2005 (Volltext).
  • Adolf Klek: Nonnen, Ritter, Kommissare in der Klostergeschichte: Kirchberger Blätter. Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz 2007
  • Adolf Klek: Herrengunst und Frauenminne: die Frühzeit des Klosters Kirchberg. Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz 2010
  • Adolf Klek: „ain wild ding damals zu Kirchperg“: Krisen- und Krimizeit im Frauenkloster 1470–1570. Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, Sulz 2014, ISBN 978-3-00-045499-8
  • Oskar Planck: Ein Gang durch Kloster Kirchberg und seine Geschichte. Stuttgart 19662 (Nachdruck 1991).
Commons: Kloster Kirchberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 21′ 29″ N, 8° 43′ 58″ O