Karl Imhoff

Karl Imhoff 1907, im Alter von 31 Jahren

Karl Imhoff (* 7. April 1876 in Mannheim; † 28. September 1965) war Ingenieur und ein Pionier der Abwassertechnik, die er über Jahrzehnte prägte.

Wirken

Dr.-Ing. Imhoff war die treibende Kraft bei der apparatetechnischen Weiterentwicklung der in England erfundenen Verfahren zur Abwasserbehandlung (das Tropfkörper- und das Belebtschlammverfahren). Ihm sind nicht nur bedeutende technische Innovationen zu verdanken, sondern auch Bemessungsregeln, die aus der Erfahrung beim Betrieb von Kläranlagen gewonnen wurden und die er in seinem Taschenbuch der Stadtentwässerung von 1906 festhielt, das bis heute in immer neuer Auflage erscheint. In seiner 100-jährigen Geschichte wurde das Buch 40-mal übersetzt. Es ist insgesamt in 20 Sprachen erschienen.

Ab 1906 war Imhoff für die Emschergenossenschaft als Leiter des Abwasseramtes tätig. 1907 entwickelte er dort den Emscherbrunnen mit einer anaeroben Schlammbehandlung.

Von 1922 bis 1934 war Imhoff Geschäftsführer des Ruhrverbandes, wobei er fünf Ruhrstauseen plante, bis er von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde. Am 10. Mai 1948 wurde auf seine und auf Initiative des Direktors des Ruhrverbandes, Max Prüss, die Abwassertechnische Vereinigung e.V. (ATV) in Düsseldorf gegründet. Imhoff war damals in Deutschland die bedeutendste Kapazität für Abwassertechnik.

Ehrungen

Imhoff, Ehrendoktor der Technischen Hochschulen Karlsruhe, Stuttgart und Aachen, erhielt 1953 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1959 die „Bunsen-Pettenkofer-Ehrentafel“. Diese wird vom DVGW an Personen verliehen, die sich in hervorragender Weise um die Förderung der Wasser- und Abwasserwirtschaft in wissenschaftlicher oder praktischer Weise verdient gemacht haben. Sie wurde am 12. Juni 1900 in Mainz gestiftet.

Der mit 10.000 Euro dotierte Karl-Imhoff-Preis wurde zur Anerkennung der großen Verdienste Karl Imhoffs um die deutsche Abwasserwirtschaft und zur bleibenden Erinnerung an sein Werk gestiftet. Er wird von der DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, e.V. zur Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet des Abwasserwesens für hervorragende Forschungsarbeiten, Dissertationen oder Prüfungsarbeiten vergeben.

Imhoff-Glas zur Bestimmung der Menge der absetzbaren Stoffe im Abwasser

In der Abwasserwirtschaft kennt man Imhoff-Becken, die zur Aufbereitung von Abwasser dienen, und das Imhoff-Glas zur Bestimmung der absetzbaren Stoffe.

In Hannover, Mannheim, Schleswig und Straubing wurden Straßen nach ihm benannt.

Literatur

  • Karl Imhoff: Taschenbuch der Stadtentwässerung. Verlag von R. Oldenbourg, München (Erstausgabe 1906) ISBN 3-486-26333-1
  • Karl Imhoff, Klaus R. Imhoff, Norbert Jardin: Taschenbuch der Stadtentwässerung. Oldenbourg Industrieverlag, 30. Auflage, zum hundertjährigen Jubiläum der Erstauflage, München (Dezember 2006), ISBN 3-8356-3094-6
  • K. Imhoff, G. M. Fair: Sewage treatment. John Wiley & Sons, New York, 1949
  • Vladimir Novotny (Hrsg.), Klaus R. Imhoff, Meint Olthof, Peter A. Krenkel: Karl Imhoff's Handbook of Urban Drainage and Wastewater Disposal. Mai 1989, ISBN 0-471-81037-1
  • Herbert Ricken: Erinnerung an Karl Imhoff (1876-1965). Bautechnik, Bd. 78 Nr. 5, Mai 2001
  • Hans-Erhard Lessing: Mannheimer Pioniere. Wellhöfer-Verlag, Mannheim 2007