„Holocaust (Begriff)“ – Versionsunterschied

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Der Begriff '''Holocaust''' (vom [[Griechische Sprache|griechischen]] Adjektiv {{lang|el|ὁλόκαυστον}}, ''holókauston'': „vollständig verbrannt“) bezeichnete im [[Altertum]] ein [[Opfer (Religion)|Brandopfer]] von [[Tier]]en. Er ging über verschiedene [[Bibelübersetzung]]en zuerst in den [[Französische Sprache|französischen]] und [[Englische Sprache|englischen]] [[Wortschatz]], von da aus auch in andere Sprachen [[Europa]]s ein.
{{Dieser Artikel|behandelt den Begriff Holocaust. Zum Völkermord an den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus siehe [[Holocaust]].}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-35011-0004, KZ Buchenwald, Leichen von Häftlingen.jpg|thumb|KZ Buchenwald, Leichen von Häftlingen (Deutsches Bundesarchiv)]]
Der Begriff '''Holocaust''' (vom [[Griechische Sprache|griechischen]] Adjektiv {{lang|el|ὁλόκαυστον}}, ''holókauston'': „vollständig verbrannt“) bezeichnete im [[Altertum]] ein [[Opfer (Religion)|Brandopfer]] von [[Tier]]en. Die [[Latinisierung]] '''Holocaustum''' ging über verschiedene [[Bibelübersetzung]]en zuerst in den [[Französische Sprache|französischen]] und [[Englische Sprache|englischen]] [[Wortschatz]], von da aus auch in andere [[europäische Sprachen]] ein.


Seit dem 13. Jahrhundert bezeichnete ''holocaustum'' den [[Feuertod]] vieler Menschen, sei es als Brandkatastrophe, sei es als außergewöhnliches [[Verbrechen]]. Seit dem [[Völkermord an den Armeniern]] (1909, 1915–1917, 1919) wurde der Begriff auch für [[ethnisch]]e Vernichtung in der Dimension eines [[Völkermord]]s verwendet.
Seit dem 12. Jahrhundert bezeichnete ''Holocaustum'' auch den [[Feuertod]] vieler Menschen, sei es als Brandkatastrophe, sei es als gewollte Verbrennung. Ab 1895 wurden [[Völkermord an den Armeniern|Massaker an den Armeniern]] als ''Holocaust'' bezeichnet. Damit wurde der englische Begriff erstmals auch für Massenmorde an einer [[Ethnie]] verwendet, die nach 1945 als [[Völkermord]] (Genozid) bezeichnet und rechtlich definiert wurden. Seit 1943 wurden zuerst im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] auch Massenmorde von [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] an [[Juden]] so genannt.


Seit 1942 bezeichnet das Wort [[Holocaust]] im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]], seit 1972 in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und seit 1979 in der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] die systematische industrielle Ausrottung der europäischen [[Jude]]n in der [[Zeit des Nationalsozialismus]], die die Nationalsozialisten selbst zynisch „[[Endlösung der Judenfrage]] nannten. In [[Israel]] wird der Holocaust seit 1948 als ''die Shoa'' bezeichnet; diesen Begriff übernahmen Teile der westlichen Öffentlichkeit seit etwa 1980.
„(Der) '''[[Holocaust]]'''“ (oft mit dem bestimmten Artikel) ist seit 1972 in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und seit 1978 auch in vielen Staaten Europas, darunter der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]], zum verbreiteten Hauptbegriff für das geworden, was die Nationalsozialisten selbst '''„[[Endlösung der Judenfrage]]“''' nannten: die Vernichtung von etwa sechs Millionen europäischen Juden in der [[Zeit des Nationalsozialismus]], die mit dem [[Antisemitismus (bis 1945)|Rasse-Antisemitismus]] als Staatsideologie begründet und gesamtstaatlich organisiert, systematisch auch mit industriellen Methoden durchgeführt wurde und auf Ausrottung aller Juden zielte.


Juden in und außerhalb [[Israel]]s bezeichnen dieses Ereignis seit 1948 auch als „(die) '''Shoa'''“ (Katastrophe, Untergang, Zerstörung). Diesen Begriff übernahmen Teile der westlichen Öffentlichkeit seit etwa 1985.
Der Begriff ''Holocaust'' umfasst in einigen Fachbüchern neben der Judenvernichtung auch den Völkermord der NS-Zeit an „[[Zigeuner]]n“.<ref>[[Dieter Pohl]]: ''Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945'', Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15158-5, S. 64 und 111</ref> Meist aber wird dieser heute in der Sprache der [[Roma]] als [[Porajmos]] oder als ''Roma-Holocaust'' bezeichnet. Das Übertragen des Holocaustbegriffs auf andere Völkermorde oder Massentötungen wird oft als Verharmlosen und Relativieren der Judenvernichtung kritisiert.

Diskutiert wurde, ob der Holocaustbegriff für die Besonderheiten der Judenvernichtung reserviert oder auch auf andere NS-Massenmorde übertragen werden kann.<ref>Artikel ''Debatten um Singularität und Opferkonkurrenz'', in: Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): ''Lexikon der 'Vergangenheitsbewältigung' in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945.'' Transcript, 2009, ISBN 3-89942-773-4, S. 318f. ([http://books.google.de/books?id=1-nQ4CzC95YC&pg=PA318#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref> Er wird heute nur selten auf die „Gesamtheit der Repressions- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten gegen alle Opfergruppen“ bezogen.<ref>so von Sascha Feuchert: ''Holocaust-Literatur. Auschwitz: Für die Sekundarstufe 1.'' Reclam, Ditzingen 2000, ISBN 3-15-015047-7, S. 15</ref> Manchmal wird der NS-Massenmord an „[[Zigeuner]]n“ als Teil des Holocaust oder als Roma-Holocaust bezeichnet.<ref>[[Dieter Pohl]]: ''Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945'', Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15158-5, S. 64 und 111; David M. Crowe: ''The Roma Holocaust.'' In: F. C. DeCoste, Bernard Schwartz (Hrsg.): ''The Holocaust's Ghost: Writings on Art, Politics, Law and Education.'' The University of Alberta Press, 2000, ISBN 0-88864-337-3, S. 179-202; Alexander Ramati: ''And the Violins Stopped Playing: A Story of the Gypsy Holocaust.'' Franklin Watts, 1986, ISBN 0-531-15028-3</ref> Oft wird dieser heute auch mit dem Ausdruck der [[Roma]] ''[[Porajmos]]'' („Verschlingen“) genannt. Das Übertragen des Holocaustbegriffs auf andere Völkermorde oder Massentötungen wird oft als Verharmlosen und Relativieren der Judenvernichtung kritisiert.


== Begriffsgeschichte ==
== Begriffsgeschichte ==
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Das Wort ''Holocaust'' ist eine [[Transliteration]] des griechischen Substantivs ''holokautoma'' und des dazugehörigen Adjektivs ''holókauston'', die sich aus {{Polytonisch|ὅλος}} ''holos'' („ganz, vollständig“) und {{Polytonisch|καῦσις}} ''kausis'' („Brand, Verbrennung“) zusammensetzen. Es bedeutet wörtlich „vollständig verbrannt/Verbranntes“. Erstmals überliefert ist es bei dem griechischen [[Historiker]] [[Xenophon]] (ca. 426-355 v. Chr.) für ein Tieropfer.<ref>Liddel-Scott: ''Greek-English Lexicon'', Clarendon Press, 9. Auflage, Oxford 1996, ISBN 0-19-864226-1, S. 1217 (Stichwort ''olokausteo'')</ref>
Das Wort ''Holocaust'' ist eine [[Transliteration]] des griechischen Substantivs ''holokautoma'' und des dazugehörigen Adjektivs ''holókauston'', die sich aus {{Polytonisch|ὅλος}} ''holos'' („ganz, vollständig“) und {{Polytonisch|καῦσις}} ''kausis'' („Brand, Verbrennung“) zusammensetzen. Es bedeutet wörtlich „vollständig verbrannt/Verbranntes“. Erstmals überliefert ist es bei dem griechischen [[Historiker]] [[Xenophon]] (ca. 426-355 v. Chr.) für ein Tieropfer.<ref>Liddel-Scott: ''Greek-English Lexicon'', Clarendon Press, 9. Auflage, Oxford 1996, ISBN 0-19-864226-1, S. 1217 (Stichwort ''olokausteo'')</ref>


Die um 250 v. Chr. begonnene griechische [[Bibelübersetzung]], die [[Septuaginta]], verwendete es etwa 200 mal für die im hebräischen [[Tanach]] oft nebeneinander stehenden Worte ''olah'' (עלה) und ''kalil'' („das, was ganz in Rauch zum Himmel aufsteigt“). Gemeint sind Tieropfer, bei denen alle Körperteile und Innereien eines geschlachteten und zerteilten Opfertieres auf einem [[Altar]] verbrannt wurden, wie es {{B|Lev|9|12ff}} beschreibt.<ref>Wilhelm Gesenius: ''Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament.'' 18. Auflage, Berlin-Heidelberg-New York 2007, ISBN 978-3-540-68363-6, S. 969 (Stichwort ''olah''); dort auch folgende Beispielstellen</ref>
Die um 250 v. Chr. begonnene griechische Bibelübersetzung, die [[Septuaginta]], verwendete es etwa 200 mal für die in der [[Tanach|hebräischen Bibel]] oft nebeneinander stehenden Worte ''olah'' (עלה) und ''kalil'' („das, was ganz in Rauch zum Himmel aufsteigt“). Gemeint sind Tieropfer, bei denen alle Körperteile und Innereien eines geschlachteten und zerteilten Opfertieres auf einem [[Altar]] verbrannt wurden, wie es {{B|Lev|9|12ff}} beschreibt.<ref>Wilhelm Gesenius: ''Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament.'' 18. Auflage, Berlin-Heidelberg-New York 2007, ISBN 978-3-540-68363-6, S. 969 (Stichwort ''olah''); dort auch folgende Beispielstellen</ref> In diesem Sinn heißt es z.&nbsp;B. in {{B|1 Sam|7|9}}:

In diesem Sinn heißt es z.&nbsp;B. in {{B|1 Sam|7|9}}:
{{Zitat|Da nahm Samuel ein junges Lamm und brachte es dem Herrn als Ganzopfer dar. Er rief zum Herrn für Israel und der Herr erhörte ihn.}}
{{Zitat|Da nahm Samuel ein junges Lamm und brachte es dem Herrn als Ganzopfer dar. Er rief zum Herrn für Israel und der Herr erhörte ihn.}}
In der [[Bibel]] wird der Begriff nur einmal, in der Geschichte von der Beinahe-[[Opferung Isaaks]], für ein unausgeführtes [[Menschenopfer]], das dann durch das Brandopfer eines Widders ersetzt wird, verwendet ({{B|Gen|22|2}}):
In der Bibel bezeichnet der Begriff nur einmal, in der Geschichte von der Beinahe-[[Opferung Isaaks]], ein [[Menschenopfer]], das unausgeführt bleibt ({{B|Gen|22|2}}):
{{Zitat|Gott sprach zu Abraham: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und bringe ihn dort als Brandopfer dar auf einem Berge, den ich dir sagen werde.}}
{{Zitat|Gott sprach zu Abraham: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und bringe ihn dort als Brandopfer dar auf einem Berge, den ich dir sagen werde.}}
Nach dem weiteren Text verhindert Gott die Ausführung im letzten Moment und nimmt als Ersatz das Brandopfer eines Widders an.


Die [[Vulgata]] – die [[latein]]ische Übersetzung der Septuaginta übernahm den im Lateinischen unbekannten Begriff als ''holocaustum''. In dieser Form drang er in das Französische und Englische, von dort aus in weitere europäische Sprachen ein.<ref>Liddel-Scott: ''Greek-English Lexicon'', 9. Auflage 1996, S. 1217 (Stichwort ''olokausteo'')</ref> Die [[Lutherbibel]] dagegen, die die Entwicklung zum [[Standarddeutsch|Hochdeutschen]] maßgeblich vorantrieb, übersetzte den ursprünglichen hebräischen Wortlaut mit ''Brand-'' oder ''Ganzopfer''.
Die lateinische Bibelübersetzung [[Vulgata]] aus dem 4. Jahrhundert übernahm den im [[Lateinisch]]en unbekannten Begriff als ''holocaustum''. In dieser Form drang er in das Französische und Englische, von dort aus in weitere europäische Sprachen ein.<ref>Liddel-Scott: ''Greek-English Lexicon'', 9. Auflage 1996, S. 1217 (Stichwort ''olokausteo'')</ref> Die [[Lutherbibel]] dagegen, die die Entwicklung zum [[Standarddeutsch|Hochdeutschen]] maßgeblich vorantrieb, übersetzte den ursprünglichen hebräischen Wortlaut mit ''Brand-'' oder ''Ganzopfer''.


=== Neuzeitliche Säkularisierung ===
=== Säkularisierung seit dem Mittelalter ===
[[Datei:Georg spalatin chronik der sachsen judenverbrennung sternberg 1492.jpg|thumb|Judenverbrennung, Sternberg/Sachsen 1492]]
Im 12. Jahrhundert übertrug ein englischer Chronist den Ausdruck „holocaustum“ auf ein [[Pogrom]], bei in [[London]] Juden lebendig verbrannt wurden. Anlass war die Thronbesteigung von König [[Richard Löwenherz|Richard I.]] am 3. September 1198:
{{Zitat|Eodem coronationis die circa illam sollemnitatis horam qua Filius immolabatur Patri est in civitate Londoniae immolare Judaeos suo diabolo tantaque fuit hujus celebris mysterii ut vix altera die compleri potuerit holocaustum.|Übersetzung=Am Krönungstag, etwa zu der Stunde, da der Sohn dem Vater geopfert wurde, begann man in London, die Juden ihrem Vater, dem [[Teufel]], zu opfern, wobei man das Brandopfer [lat. holocaustum] erst am anderen Tag zu Ende bringen konnte.|(CHRONICON RICARDI DIVISIENSIS DE REBUS GESTIS RICARDI PRIMI REGIS ANGLIÆ." London 1836, S. 5, Zeile 4 - 15 [http://bsb3.bsb.lrz-muenchen.de/~db/pdf/1297886996bsb10281532.pdf Faksimile online]}}


Im 12. Jahrhundert übertrug ein englischer Chronist den Ausdruck ''holocaustum'' auf ein [[Pogrom]] an Juden, die bei der Thronbesteigung von König [[Richard Löwenherz|Richard I.]] in [[London]] am 3. September 1198, einem [[Karfreitag]], lebendig verbrannt wurden:<ref>[http://books.google.de/books?id=K68KAAAAYAAJ&pg=PA5#v=onepage&q&f=false ''CHRONICON RICARDI DIVISIENSIS DE REBUS GESTIS RICARDI PRIMI REGIS ANGLIÆ.'' London 1836, S. 5, § 3, Zeilen 10-15]</ref>
Der italienische Jurist [[Andrea Alciati]] (1492-1550) kritisierte die damals verbreitete Verbrennung von als [[Hexe]]n geltenden Personen nach [[Folter]]prozessen 1515 als „nova holocausta“.<ref>Franz Wegener: ''Kelten, Hexen, Holocaust: Menschenopfer in Deutschland.'' Kulturfoerderverein Ruhrgebiet, 2. Auflage 2010, ISBN 3931300145, S. 17</ref> Seit 1583 (erster Nachweis) wird das Wort im englischen Sprachraum auch im übertragenen Sinn verwendet, etwa für Großbrände mit vielen Todesopfern oder für Massenmorde.
{{Zitat|Am Krönungstag, etwa zu der Stunde, da der Sohn dem Vater geopfert wurde, begann man in London, die Juden ihrem Vater, dem [[Teufel]], zu opfern, wobei man das Brandopfer [lat. holocaustum] erst am anderen Tag zu Ende bringen konnte.}}
Der Chronist kennzeichnete das Pogrom an Juden also als biblisches Brandopfer und verknüpfte es mit dem als Opfer verstandenen Kreuzestod [[Jesus Christus|Jesu Christi]], indem er auf die zeitlich parallele Karfreitags-[[Abendmahl#Katholiken|Eucharistie]] hinwies. Dies gilt als erste bekannte Übertragung des Holocaustbegriffs auf einen Massenmord.<ref>Anja Kurths: ''Shoahgedenken im israelischen Alltag: Der Umgang mit der Shoah in Israel seit 1948 am Beispiel der Gedenkstätten Beit Lohamei HaGetaot, Yad Vashem und Beit Terezin.'' Frank & Timme, 2008, ISBN 3-86596-177-0, S. 17 ([http://books.google.de/books?id=8AuTLsQGPfgC&pg=PA17#v=onepage&q&f=false Buchauszug online]); Micha Brumlik: ''Aus Katastrophen lernen? Grundlagen zeitgeschichtlicher Bildung in menschenrechtlicher Absicht.'' Philo, 2004, ISBN 3-8257-0359-2, S. 38</ref>
[[Datei:Hexenverbrennung 1555.JPG|thumb|Hexenverbrennung, 1555|left]]
Der italienische Jurist [[Andrea Alciati]] (1492-1550) kritisierte die damals verbreitete Verbrennung von als [[Hexe]]n geltenden Personen nach [[Folter]]prozessen 1515 als ''nova holocausta'' („neue Brandopfer“).<ref>Franz Wegener: ''Kelten, Hexen, Holocaust: Menschenopfer in Deutschland.'' Kulturfoerderverein Ruhrgebiet, 2. Auflage 2010, ISBN 3-931300-14-5, S. 17 ([http://books.google.de/books?id=KbcbIjLjdisC&pg=PA17#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref> Seit 1583 (erster Nachweis) wurde das Wort auch im englischen Sprachraum auf Großbrände mit vielen Todesopfern oder Massenmorde übertragen.<ref>Steven T. Katz: ''The Holocaust in Historical Context: Volume 1: The Holocaust and Mass Death before the Modern Age.'' Oxford University Press, USA, 1994, ISBN 0-19-507220-0</ref>


1910/11 definierte die elfte Ausgabe der [[Encyclopaedia Britannica]] das Wort ''Holocaust'' so:<ref name="Petrie">[http://www.berkeleyinternet.com/holocaust/ Jon Petrie: ''The secular word „holocaust“: scholarly sacralization, twentieth century meanings''] (aktualisierte Fassung eines Artikels im Journal of Genocide Research, 2000)</ref>
Im 20. Jahrhundert wurden sowohl menschengemachte Geschichts- als auch Naturkatastrophen im Englischen als ''Holocaust'' bezeichnet, zuerst der Völkermord an den [[Armenier]]n in der [[Türkei]], der mit einem Massaker in [[Adana]] 1909 seine Schatten vorauswarf. Dazu veröffentlichte der Brite ''Ducket Ferriman'' 1913 in London das Buch ''The Young Turks and the Truth about the Holocaust in Asia Minor during April 1909''.<ref>[http://www.hist.net/kieser/pu/av.html Hans-Lukas Kieser: ''Die Armenierverfolgungen in der spätosmanischen Türkei. Neue Quellen und Literatur zu einem unbewältigten Thema'']</ref> Damit nahm der Begriff den Sinn eines auf Totalauslöschung zielenden Verbrechens an.
{{Zitat|: strenggenommen ein ganz durch Feuer zerstörtes Opfer... Der Ausdruck wird heute oft auf eine Katastrophe großen Ausmaßes angewandt, ob durch Feuer oder nicht, oder auf ein Massaker oder Gemetzel.}}
[[Datei:Armeniagen6a.jpg|thumb|Getötete Armenier, Aleppo, 28. Februar 1919]]
1895 und 1896 kam es im [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] zu einer Serie von Massenmorden an [[Armenier]]n. Die [[New York Times]] beschrieb sie am 10. September 1895 als ''Armenian Holocaust''.<ref>Michael B. Oren: ''Power, Faith, and Fantasy: America in the Middle East 1776 to the Present.'' W. W. Norton & Co, New York 2007, ISBN 0-3933-3030-3, S. 293</ref> Die US-Amerikanerin Corinna Shattuck beschrieb den Massenmord am 28. Dezember 1895 in [[Urfa]], bei dem von bis zu 4000 Getöteten etwa 1500 in einer Kirche lebendig verbrannt wurden, im Januar 1896 brieflich als „ein Massaker, das zu einem großen Holocaust wurde.“<ref>Brief abgedruckt in: [http://www.archive.org/stream/armenianmassacre00greeiala#page/n5/mode/2up Frederick Davis Greene: ''Armenian Massacres or The Sword of Mohammed'', 1896]; auch in: Edwin Munsell Bliss: ''Turkey and the Armenian Atrocities.'' Edgewood Publishing Company, 1896, http://armenianhouse.org/bliss/turkey/24-aintab-marash-urfa.html Kapitel 24, S. 461]</ref> 1898 bezeichnete [[Bernard Lazare]] in einer Pariser Zeitschrift alle vorherigen antiarmenischen Massaker als ''Holocaust''. 1913 beschrieb der Brite ''Ducket Ferriman'' ein Massaker an Armeniern in [[Adana]] 1909 unter dem Buchtitel ''The Young Turks and the Truth about the Holocaust in Asia Minor during April 1909''. 1929 beschrieb [[Winston Churchill]] in seinem Buch ''The Aftermath'' alle im Ersten Weltkrieg geschehenen Massenmorde an Armeniern als „administrativen Holocaust“.<ref>[http://www.hist.net/kieser/pu/av.html Hans-Lukas Kieser: ''Die Armenierverfolgungen in der spätosmanischen Türkei. Neue Quellen und Literatur zu einem unbewältigten Thema''], Fußnote 1</ref> Damit hatte der Begriff die Bedeutung angenommen, die ab 1946 „Völkermord“ genannt wurde.


Weiterhin wurden auch verlustreiche Naturkatastrophen wie das [[San-Francisco-Erdbeben von 1906]], Waldbrände, Vulkanausbrüche oder Kriegsereignisse wie der Untergang der [[RMS Lusitania|Lusitania]] (1915) im Englischen als ''Holocaust'' bezeichnet.<ref name="Petrie" /> Ein [[Gouverneur]] rief im Oktober 1919 in den USA zur Hilfe für sechs Millionen hungernde Osteuropäer, darunter Juden, mit den Worten auf: {{"|In diesem drohenden Holocaust menschlichen Lebens sind alle philosophischen Feinheiten vergessen.}}<ref>zitiert nach [http://www.h-ref.de/literatur/a/american-hebrew/glynn.php Holocaust-Referenz: ''Gouverneur Glynn, American Hebrew, 31. Oktober 1919: The Crucifixion of Jews must stop!'']</ref> Das US-Magazin [[Newsweek]] soll die [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland]] damals einen „Holocaust von Büchern“ genannt haben.<ref>[http://www.ushmm.org/museum/press/kits/details.php?content=fighting_the_fires_of_hate&page=03-press United States Holocaust Memorial Museum: ''Fighting the Fires of Hate, America and the Nazi Book Burnings''] (Presseerklärung zur Ausstellung, 13. April 2003)</ref> Auch nachdem die nationalsozialistische Judenvernichtung schon als ''Holocaust'' bezeichnet worden war, behielt der Begriff im Englischen seine allgemeine Bedeutung „Massenvernichtung menschlichen Lebens“. So bezeichnete ein Buchtitel von 1959 damit einen Theaterbrand in Boston mit Hunderten Todesopfern.<ref>Paul Benzaquin: ''Fire in Boston's Coconut Grove: Holocaust!'' Henry Holt and Company, Neuausgabe 1959; Zev Garber, Bruce Zuckerman: ''Why do we call the Holocaust “THE HOLOCAUST?” An Inquiry into the Psychology of Labels.'' Modern Judaism (1989) 9(2), S. 201</ref>
Später wurden auch andere Völkermorde, Natur- und Geschichtskatastrophen so bezeichnet, darunter beide [[Weltkrieg]]e, das [[Erdbeben]] in [[San Francisco]] 1917 sowie auch kleinere Ereignisse. Dieser Wortgebrauch setzte sich fort, nachdem auch die nationalsozialistische Judenvernichtung bereits als ''Holocaust'' bezeichnet wurde. So schrieb die jüdische ''Palestine Post'' 1947 über einen „holocaust of war, with its toll of 30 million victims of whom six million were Jews“.<ref name="Petrie">[http://www.berkeleyinternet.com/holocaust/ Jon Petrie: ''The secular word „holocaust“: scholarly sacralization, twentieth century meanings''] (aktualisierte Fassung eines Artikels im Journal of Genocide Research, 2000)</ref> Weitere Beispiele sind englische Buchtitel wie ''Abortion, the Silent Holocaust'' (1981), ''Execution by Hunger: The Hidden Holocaust'' (1985), ''The Forgotten Holocaust: The Poles Under German Occupation, 1939–1944 (1986)'', ''And the Violins Stopped Playing: A Story of the Gypsy Holocaust'' (1986) und ''The Rape of Nanking: The Forgotten Holocaust of World War II'' (1997).<ref name="Petrie"/> Einige dieser Titel reagierten bereits auf die sich einbürgernde Bezeichnung des Judenmords als ''der Holocaust''.


=== Konzentration auf die Judenvernichtung ===
=== Konzentration auf die Judenvernichtung ===
[[Datei:Children in the Holocaust concentration camp liberated by Red Army.jpg|thumb|Überlebende Kinder im KZ Auschwitz, Januar 1945]] Die [[Rabbiner|Oberrabbiner]] im damaligen [[Palästina (Region)|Palästina]], [[Isaak HaLevy Herzog]] und [[Jacob Meir]], sollen Großbritanniens Oberrabbiner kurz nach den [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogromen 1938]] telegrafisch einen weltweiten jüdischen Gedenktag für den deutschen „Synagogenholocaust“ vorgeschlagen haben. Dies verknüpfte den Begriff erstmals mit der NS-Judenverfolgung.<ref name="Petrie" />
1942 brachte erstmals eine britische Tageszeitung die von [[Adolf Hitler]] geplante Judenvernichtung (''extermination'') mit dem Holocaustbegriff in Verbindung. Sir [[Herbert Samuel, 1. Viscount Samuel|Herbert Samuel]] bezeichnete die NS-Massenmorde an Juden in einer Rede von 1943 im britischen Oberhaus als Erster insgesamt als ''holocaust''.<ref>Mark Clapson: ''The Routledge Companion to Britain in the Twentieth Century.'' Taylor & Francis, 2009, ISBN 0415275369, [http://books.google.de/books?id=3ksjV8-sBtQC&pg=PA277&dq=false#v=onepage&q=false&f=false S. 277]</ref> 1944 schrieb Morris Cohen in seinem Buch ''Legal Claims against Germany'':<ref>[http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaust/term.html Jewish Virtual Library: ''First Use of “Holocaust”'']</ref>
{{Zitat|Millionen überlebender Opfer des Naziholocaust, Juden wie Nichtjuden, werden vor uns stehen in den kommenden Jahren.}}


In Großbritannien berichtete eine Zeitung am 5. Dezember 1942 über Gerüchte, dass [[Adolf Hitler]] die Ausrottung (''extermination'') der Juden plane; am 23. März 1943 berichtete eine andere Zeitung: {{"|Die Nazis morden weiter. [...] Falls ihre Herrschaft sich lockern ließe, könnten einige Hundert, möglicherweise wenige Tausend, zur Flucht vor diesem Holocaust befähigt werden.}}<ref>''The Oxford English Dictionary'', Oxford University Press, 2. Auflage 1993, Artikel ''Holocaust''; zitiert nach [http://www.historiography-project.org/misc/definition.html#pgfId-3144 ''The Holocaust Historiographic Project: Defining 'Holocaust' - A proposal'']</ref> Sir [[Herbert Samuel, 1. Viscount Samuel|Herbert Samuel]] bezeichnete die inzwischen bekannt gewordenen NS-Massenmorde an Juden 1943 im britischen Oberhaus als Erster insgesamt als ''Holocaust''.<ref>Johannes Heil: ''Holocaust.'' In: Wolfgang Benz (Hrsg.): ''Lexikon des Holocaust.'' C.H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47617-1, S. 100f.</ref> Der Begriff wurde damals auch für alle Kriegsopfer verwendet, ohne Opfer von NS-Verbrechen hervorzuheben. So schrieb Morris Cohen 1944 in seinem Buch ''Legal Claims against Germany'':<ref>[http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaust/term.html Jewish Virtual Library: ''First Use of “Holocaust”'']</ref> {{"|Millionen überlebender Opfer des Naziholocaust, Juden wie Nichtjuden, werden vor uns stehen in den kommenden Jahren.}} Die jüdische ''Palestine Post'' schrieb 1947 über einen „Holocaust des Krieges, mit seinem Zoll von 30 Millionen Opfern, von denen sechs Millionen Juden waren“.<ref name="Petrie" />
In den USA bedeutet ''Holocaust'' allgemein so viel wie „Völkermord“. Seit 1957 wurde das Wort in der dortigen historischen Forschung allmählich zum Sammelbegriff für den systematischen Judenmord der NS-Zeit. Daraufhin ordnete die [[Library of Congress]] 1968 alle Werke zu diesem Thema unter dem Titel ''Holocaust-Jewish, 1939–1945'' ein.<ref>Alex Bein: ''Die Judenfrage'' Band 2, S. 300</ref> In der Umgangssprache wurde die Judenvernichtung erst seit 1960 auch,<ref name="Petrie" /> seit 1972 wird sie meist so bezeichnet. Dazu trug wesentlich der Roman ''[[Die Akte Odessa]]'' von [[Frederick Forsyth]] bei.<ref>[http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E4ADFB338CE76443E8B7FBFD2AE6ED9EB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html Volker Zastrow: ''Holocaust – Ein Wort für das Namenlose'' (FAZ, 27. Januar 2005)]</ref> Die [[Encyclopedia Britannica]] definierte den Begriff ''Holocaust'' in der 15. Auflage von 1974 als [[Synonym]] für die nationalsozialistische Judenermordung.<ref>Gabriele von Glasenapp: ''Von der „Endlösung der Judenfrage“ zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.'' In: Ekkehard Felder: ''Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften.'' Walther de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3110191024, S. 144 ([http://books.google.com/books?id=4o-F6ffO_skC&pg=PA144#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>


Seit 1957 wurde ''Holocaust'' in der historischen Forschung der USA allmählich zum Sammelbegriff für den systematischen Judenmord der NS-Zeit (→ [[Holocaustforschung]]). Daraufhin ordnete die [[Library of Congress]] 1968 alle Werke zu diesem Thema unter dem Titel ''Holocaust-Jewish, 1939–1945'' ein.<ref>Alex Bein: ''Die Judenfrage. Band 2: Anmerkungen, Exkurse, Register.'' Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, ISBN 3-421-01963-0, S. 300</ref> In der Umgangssprache wurde die nationalsozialistische Judenvernichtung seit 1960 auch, seit 1972 meist so bezeichnet.<ref name="Petrie" /> Dazu trug wesentlich der Roman ''[[Die Akte Odessa]]'' von [[Frederick Forsyth]] bei.<ref>[http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E4ADFB338CE76443E8B7FBFD2AE6ED9EB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html [[Volker Zastrow]]: ''Holocaust – Ein Wort für das Namenlose'']. In: ''FAZ'', 27. Januar 2005.</ref> Die Encyclopedia Britannica definierte den Begriff ''Holocaust'' in der 15. Auflage von 1974 als [[Synonym]] dafür.<ref>Gabriele von Glasenapp: ''Von der „Endlösung der Judenfrage“ zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.'' In: Ekkehard Felder: ''Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften.'' Berlin/New York 2006, S. 144 ([http://books.google.com/books?id=4o-F6ffO_skC&pg=PA144#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>
In Deutschland wurde ''Holokaustum'' 1834 im Wörterbuch von [[Jacob Heinrich Kaltschmidt]] als Fremdwort für „ganz verbranntes Brandopfer“ aufgeführt.<ref>Jacob Heinrich H. Kaltschmidt: ''Kurzgefasstes Vollständiges Stamm- Und Sinnverwandtschaftliches Gesammt-Wörterbuch Der Deutschen Sprache: Aus Allen Ihren Mundarten Und Mit Allen Fremdwörtern.'' 1834 ([http://books.google.com/books?id=kqYMAAAAYAAJ&pg=PA426#v=onepage&q&f=false Buchauszug online]); zur Genese siehe Friedrich Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', Band 1, Walther de Gruyter, 24. Auflage, Berlin/New York 2002, ISBN 3110174723, Art. ''Holocaust'' S. 419</ref> Dem Eintrag ''Holokaust'' im Fremdwörterbuch von Daniel Sanders von 1871 folgte der [[Brockhaus Enzyklopädie|Große Brockhaus]] in vielen Auflagen.<ref>Peter Eisenberg: ''Das Fremdwort im Deutschen.'' Walther de Gruyter, Berlin/New York 2011, ISBN 3110235641</ref> Doch erst der im Januar 1979 in der Bundesrepublik gesendete US-amerikanische Fernsehfilm ''[[Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß]]'' machte das Wort im deutschen Sprachraum bekannt. Bis 1990 übernahmen deutsche Lexika und Enzyklopädien den englischen Begriff als Synonym für die Judenvernichtung der NS-Zeit.<ref>Ulrich Wyrwa: ''„Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte.'' In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 306.</ref> Der englische Begriff sollte die Ausnahmestellung jener systematischen, auf Ausrottung zielenden industriellen Massenvernichtung betonen. Der Versuch einiger deutscher Historiker und Linguisten im Jahr 2000, dafür im deutschen Sprachraum die Schreibweise mit ''k'' zu etablieren, setzte sich nicht durch.<ref>Gabriele von Glasenapp: ''Von der „Endlösung der Judenfrage“ zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.'' In: Ekkehard Felder: ''Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften.'' Berlin/New York 2006, S. 145 und 147, Fußnote 49</ref>

In Deutschland wurde ''Holokaustum'' 1834 im Wörterbuch von [[Jacob Heinrich Kaltschmidt]] als Fremdwort für „ganz verbranntes Brandopfer“ aufgeführt.<ref>Jacob Heinrich H. Kaltschmidt: ''Kurzgefasstes Vollständiges Stamm- Und Sinnverwandtschaftliches Gesammt-Wörterbuch Der Deutschen Sprache: Aus Allen Ihren Mundarten Und Mit Allen Fremdwörtern.'' 1834 ([http://books.google.com/books?id=kqYMAAAAYAAJ&pg=PA426#v=onepage&q&f=false Buchauszug online]); zur Genese siehe Friedrich Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', Band 1, Walther de Gruyter, 24. Auflage, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017472-3, Art. ''Holocaust'' S. 419</ref> Dem Eintrag ''Holokaust'' im Fremdwörterbuch von Daniel Sanders von 1871 folgte der [[Brockhaus Enzyklopädie|Große Brockhaus]] in vielen Auflagen.<ref>Peter Eisenberg: ''Das Fremdwort im Deutschen.'' Walther de Gruyter, Berlin/New York 2011, ISBN 3-11-023564-1</ref>

Erst der US-amerikanische Fernsehfilm [[Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß|''Holocaust'']] von 1978 machte das Wort für die Judenvernichtung in vielen Sprachen Europas populär:<ref>Jeffrey Shandler: ''While America Watches: Televising the Holocaust.'' Oxford University Press, 1999, ISBN 0-19-511935-5, S. 137 ([http://books.google.de/books?id=GwAae5shN3MC&pg=PT137#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref> so seit der deutschsprachigen Sendung mit dem Untertitel „Die Geschichte der Familie Weiß“ im Januar 1979 auch in der Bundesrepublik. 1980 wurde ''Holocaust'' zum [[Wort des Jahres]] 1979 gewählt.<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Holocaust Duden online: ''Holocaust, der'']</ref> Bis 1990 übernahmen deutsche Lexika und Enzyklopädien den englischen Begriff als Synonym für die nationalsozialistische Judenvernichtung und betonten damit deren Ausnahmestellung.<ref>Ulrich Wyrwa: ''„Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte.'' In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 306.</ref> Der Versuch einiger deutscher Historiker und Linguisten im Jahr 2000, dafür im deutschen Sprachraum die Schreibweise mit ''k'' zu etablieren, setzte sich nicht durch.<ref>Gabriele von Glasenapp: ''Von der „Endlösung der Judenfrage“ zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.'' In: Ekkehard Felder: ''Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften.'' Berlin/New York 2006, S. 145 und 147, Fußnote 49</ref>

Der Philologe und Literaturhistoriker [[Theo Stemmler]] beschrieb den Begriffswandel als abgestufte Umwertung der vier ursprünglichen Elemente vollständig - Brand - Opfer - Tier: Anstelle der rituellen, biblisch positiv gewerteten Tieropfer habe ''holocaust(um)'' schon im Mittelalter negativ gewertete hohe Menschenverluste durch Feuer bezeichnet, und zwar zunächst Großbrände oder Massenmorde, später auch auf andere Art vernichtete Menschen. In diesem Sinn einer beabsichtigten restlosen Totalauslöschung sei ''Holocaust'' {{"|eine bedrückend genaue Bezeichnung für die von den Nazis betriebene Vernichtung der Juden}}.<ref>Theo Stemmler: ''Holocaust ist genauer.'' Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 27. Juni 1978, S. 6; zitiert nach Martina Thiele: ''Publizistische Kontroversen über den Holocaust im Film.'' Lit Verlag, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-8258-5807-0, S. 17 und Fußnote 16 ([http://books.google.de/books?id=uGrhYMPN1HoC&pg=PA17#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>


=== Shoa ===
=== Shoa ===
Wer den Holocaustbegriff als Oberbegriff auch für andere NS-Massenmorde verwendet oder als unpassend für den Judenmord der NS-Zeit ablehnt, bevorzugt dafür heute oft das [[Hebräische Sprache|hebräische]] Substantiv <big>{{He|שׁוֹאָה}}</big> ''Shoa'' (auch „Shoah“, „Schoa“ oder „Schoah“). Es bedeutet so viel wie „Unheil“, „Untergang“, „Zerstörung“, „große Katastrophe“.<ref>Der Duden. Das große Fremdwörterbuch. 2. Auflage, Mannheim/Leipzig 2003, S. 1213</ref> In der Bibel ({{B|Jes|10|3}}) bezeichnet es eine von Gott gesandte ausländische Existenzbedrohung des Gottesvolks Israel. Davon ausgehend bezeichnete das Wort im Judentum allgemein für ganze Völker tödliche Bedrohungen und Katastrophen.
[[Datei:US Holocaust Memorial Museum - Boxcar.jpg|thumb|Waggon für Vernichtungstransport in der NS-Zeit - Nachbau, US Holocaust Memorial Museum]] Neben ''Holocaust'' entwickelte sich das [[Hebräische Sprache|hebräische]] Substantiv <big>{{He|שׁוֹאָה}}</big> ''Shoa'' (auch „Shoah“, „Schoa“ oder „Schoah“) zur Bezeichnung für die Judenvernichtung: besonders im Judentum, später auch in Europa und den USA. In der Bibel ({{B|Jes|10|3}}) bezeichnet es eine von Gott gesandte ausländische Existenzbedrohung des Volkes Israel. Davon ausgehend bezeichnet das Wort im Hebräischen allgemein eine für ganze Völker tödliche Bedrohung durch Geschichts- oder Naturereignisse und wird etwa als „große Katastrophe“, „Unheil“, „Untergang“ oder „Zerstörung“ übersetzt.<ref>Der Duden. Das große Fremdwörterbuch. 2. Auflage, Mannheim/Leipzig 2003, S. 1213</ref>


1940 wurde ''Shoa'' im Titel eines Jerusalemer Zeitungsartikels zum ersten Mal für deutsche Massenmorde an Juden verwendet: ''Shoat jehudej polin''' („Die Katastrophe der Juden in Polen“). Damals war das nationalsozialistische Ausrottungsziel im Ausland noch nicht bekannt. Im November 1942 erschien der Begriff in einer offiziellen Erklärung der [[Jewish Agency]] zu den nun bekannt gewordenen Vorgängen in den Vernichtungslagern in Osteuropa. Damit setzte sich ''Shoa'' zunächst in jüdischen Gemeinden [[Palästina (Region)|Palästinas]] als Ausdruck für die Massentötungen von Juden durch.<ref name="jaeckel">Eberhard Jäckel: ''Enzyklopädie des Holocaust'', 2. Auflage 1998, Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. 18</ref>
1940 wurde ''Shoa'' im Titel eines Jerusalemer Zeitungsartikels zum ersten Mal für deutsche Massenmorde an Juden verwendet: ''Shoat jehudej polin''' („Die Katastrophe der Juden in Polen“). Damals war das nationalsozialistische Ausrottungsziel im Ausland noch nicht bekannt. Im November 1942 erschien der Begriff in einer offiziellen Erklärung der [[Jewish Agency]] zu den nun bekannt gewordenen Vorgängen in den Vernichtungslagern in Osteuropa. Damit setzte sich ''Shoa'' zunächst in jüdischen Gemeinden [[Palästina (Region)|Palästinas]] als Ausdruck für die Massentötungen von Juden durch.<ref name="jaeckel">Eberhard Jäckel: ''Enzyklopädie des Holocaust'', 2. Auflage 1998, Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. 18</ref>


In der [[Unabhängigkeitserklärung]] des Staates Israel von 1948 ist ''Shoa'' der Begriff für jenes ungeheuerliche Ereignis in der [[Jüdische Geschichte|Geschichte der Juden]], aus dem dieser Staat seine [[Existenzrecht Israels|Existenzberechtigung]] herleitet. Dies setzt eine jüdische Tradition fort, die auch anderes Unheil in der eigenen Geschichte mit einem biblischen Substantiv bezeichnet und dieses so an ein bestimmtes Ereignis gebunden hat, etwa ''Gesera'' (Verfolgung) für die Massaker des [[Kreuzzug|Ersten Kreuzzugs]] von 1096 oder ''Churban'' (Zerstörung, Katastrophe) für die Zerstörung des ersten (586 v. Chr.) und des zweiten Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.).
In der [[Israelische Unabhängigkeitserklärung|Unabhängigkeitserklärung Israels]] von 1948 ist ''Shoa'' der Begriff für „die Katastrophe, die in Europa Millionen von Juden vernichtete“ und begründet darin mit anderen Faktoren das [[Existenzrecht Israels]]. Damit wurde dieser ursprünglich biblische Ausdruck fortan ausschließlich auf dieses Ereignis bezogen. Dies knüpfte an eine jüdische Tradition an, besonders einschneidende Ereignisse der [[Jüdische Geschichte|jüdischen Geschichte]] mit einem biblischen Substantiv zu bezeichnen und dieses so daran zu binden: etwa ''Gesera'' (Verfolgung) für die Massaker des [[Erster Kreuzzug|Ersten Kreuzzugs]] von 1096 und ''[[Wiener Gesera]]'' für die planmäßige Zerstörung jüdischer Gemeinden 1421 im Herzogtum Österreich oder ''Churban'' (Zerstörung, Katastrophe) für die Zerstörung des ersten (586 v. Chr.) und des zweiten [[Jerusalemer Tempel]]s (70 n. Chr.) sowie ''dritter Churban'' für die NS-Judenvernichtung. Diese Begriffe wurden auf außerbiblische Judenverfolgungen übertragen, um diese mit biblischen Katastrophen in eine Reihe zu stellen und so in die jüdische Gesamtgeschichte einzuordnen. Dabei wird ''Shoa'' heute eher von säkularen, ''Churban'' eher von religiösen Juden bevorzugt.<ref>Ruth Kranz-Löber: ''In der Tiefe des Hohlwegs: die Shoah in der Lyrik von Nelly Sachs.'' Königshausen & Neumann, 2001, ISBN 3826020510, S. 11f. ([http://books.google.de/books?id=_Wa9rVYthr4C&pg=PA12#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>
Diese Begriffe wurden auch auf andere Verfolgungen und Katastrophen in der jüdischen Geschichte übertragen, um diese zugleich mit früherem Unheil in eine Reihe zu stellen und in die jüdische Gesamtgeschichte einzuordnen: etwa ''[[Wiener Gesera]]'' (1421), ''dritter Churban'' für die Massenmorde im Dritten Deutschen Reich. ''Shoa'' dagegen erfuhr bis 1945 keine solche Verwendung.


1951 führte Israel den ''[[Yom Hashoah]]'' („Shoa-Tag“) als nationalen Gedenktag für die Judenverfolgung 1933–1945 ein. Er wird an jedem 27. [[Nisan (Monat)|Nisan]] des jüdischen Kalenders auf vielfältige Weise in jüdischen Gemeinden weltweit gefeiert. Das Datum entspricht dem 19. April 1943, als der [[Aufstand im Warschauer Ghetto]] begann.
1951 führte Israel den ''[[Yom Hashoah]]'' („Shoa-Tag“) als nationalen Gedenktag für die Judenverfolgung 1933–1945 ein. Er wird an jedem 27. [[Nisan (Monat)|Nisan]] des jüdischen Kalenders auf vielfältige Weise in jüdischen Gemeinden weltweit begangen. Das Datum entspricht dem 19. April 1943, als der [[Aufstand im Warschauer Ghetto]] begann.


In Westeuropa machte vor allem der neunstündige Dokumentarfilm [[Shoah (Film)|„Shoah“]] von [[Claude Lanzmann]] von 1985 diesen Begriff bekannt. Seitdem hat er sich nicht nur in Israel, sondern auch vielen anderen Ländern als mit ''Holocaust'' gleichberechtigt durchgesetzt.<ref name="benz">Johannes Heil, Artikel ''Shoah'', in: Wolfgang Benz (Hrsg.): ''Lexikon des Holocaust'', Becksche Reihe, München 2002, S. 214f.</ref>
In Westeuropa machte vor allem der neunstündige Dokumentarfilm [[Shoah (Film)|„Shoah“]] von [[Claude Lanzmann]] von 1985 diesen Begriff bekannt. Seitdem hat er sich nicht nur in Israel, sondern auch vielen anderen Ländern als mit ''Holocaust'' gleichberechtigt durchgesetzt.<ref name="benz">Johannes Heil, Artikel ''Shoah'', in: Wolfgang Benz (Hrsg.): ''Lexikon des Holocaust'', Becksche Reihe, München 2002, S. 214f.</ref> Wer den Holocaustbegriff als Oberbegriff auch für andere NS-Massenmorde verwendet oder als unpassend für den Judenmord der NS-Zeit ablehnt, bevorzugt dafür heute oft ''Shoa''. Beide Begriffe haben einander nicht abgelöst, sondern werden meist als Synonyme verwendet. In Deutschland ersetzen sie den fehlenden allgemeingültigen deutschen Begriff für das Ereignis. Dabei vertritt ''Holocaust'' eher die Sicht der Täternachfahren, ''Shoa'' eher die der Opfernachfahren.


== Problematik ==
Beide Begriffe haben einander nicht abgelöst, sondern werden meist als Synonyme verwendet. In Deutschland ersetzen sie den fehlenden allgemeingültigen deutschen Begriff für das Ereignis. Dabei vertritt ''Holocaust'' eher die Sicht der Täternachfahren, ''Shoa'' eher die der Opfernachfahren.
{{Hauptartikel|Holocaustforschung#Singularitätsdebatte}}


Die Konzentration des Holocaustbegriffs auf die Judenvernichtung war in der [[Zeitgeschichte|Zeitgeschichts-]] und [[Genozidforschung]], in Literatur, Pädagogik und Medien von kontroversen Debatten begleitet und gefolgt. Diese sind eng mit der geschichtswissenschaftlichen Frage nach der sogenannten Singularität der Judenvernichtung und der Erinnerungspolitik zur NS-Zeit verbunden. Auch andere gängige Bezeichnungen der NS-Verbrechen wurden problematisiert. Als Grund nannte [[Annegret Ehmann]]: {{"|Die Begriffe und Metaphern, die wir wählen, um das historische Geschehen zu beschreiben, sagen etwas über unser Verhältnis zu dieser Geschichte aus.}}<ref>Zitiert nach Matthias Heyl: ''Erziehung nach Auschwitz: eine Bestandsaufnahme: Deutschland, Niederlande, Israel, USA.'' Krämer Verlag, 1997, ISBN 3896220195, S. 10</ref> [[Peter Longerich]] betont: {{"|Begriffe beeinflussen und lenken die Wahrnehmung eines historischen Phänomens; dies gilt insbesondere dann, wenn ein komplexes und schwer vorstellbares Ereignis bezeichnet werden soll.}}<ref>Peter Longerich: ''Holocaust'', in: Wilhelm Heitmeyer: ''Internationales Handbuch der Gewaltforschung.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2002, ISBN 3531135007, S. 177 ([http://books.google.com/books?id=H68I_qS-08MC&pg=PA177 Buchauszug online])</ref>
=== Kritik ===
Die Übernahme des englischen ''Holocaust''-Begriffes für den nationalsozialistischen Judenmord wurde seit 1979 in Deutschland von verschiedenen Autoren kritisiert, darunter [[Bruno Bettelheim]] und [[Eberhard Jäckel]].<ref>Ulrich Wyrwa: ''„Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte.'' In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 300-311.</ref> Der Begriff sei wegen seine Herkunft aus dem Opferkult ungeeignet:<ref>[http://zukunft-braucht-erinnerung.de/holocaust.html Shoa.de: ''Der Holocaust'']</ref>
{{Zitat|Er entstammt einer englischen Übersetzung des griechischen Bibelverses 1 Mose 22, indem die (letztendlich verhinderte) Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham beschrieben wird. Daß es unangemessen ist, eine Parallele zwischen dieser Geschichte aus dem Buche Genesis und der Vernichtung der europäischen Juden herzustellen, ist klar.}}


=== Debatte in den USA ===
Er verdecke als sinnverstellendes Fremdwort den bezeichneten Sachverhalt:<ref>[http://www.kultur-netz.de/archiv/sonstig/holocau.htm Gabriele Yonan: ''Eine sprachhistorische Ergänzung zum Begriff „HOLOCAUST“ (1989)'']</ref>
1978 entstand in den USA aus dem Streit um das Konzept des damals geplanten nationalen [[Holocaust Memorial Museum]]s ein Definitionsstreit um den Holocaustbegriff. Auslöser war US-Präsident [[Jimmy Carter]]s Auftrag, eine nationale Gedenkstätte für „die sechs Millionen, die in dem Holocaust ermordet wurden“, zu entwerfen: Damit begrenzte er den Begriff auf die Judenvernichtung. Daraufhin beanspruchten Vertreter verschiedener nichtjüdischer Minderheiten, deren Vorfahren ebenfalls von Massenverbrechen betroffen waren, einen analogen Opferstatus und Aufnahme in das Museumskonzept. Carter erweiterte die Holocaustdefinition 1979 darum auf „elf Millionen unschuldige Opfer, von denen sechs Millionen Juden waren“. Dagegen betonte [[Elie Wiesel]], [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]]-Überlebender und erster Vorsitzender des Gründungskomitees, das vom NS-Staat angestrebte Ziel der Ausrottung aller Juden als analogielose Besonderheit. Er fasste es später in den oft zitierten Satz: {{"|Nicht alle Opfer waren Juden, aber alle Juden waren Opfer.}}<ref>[http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/US-Israel/RR4_19_85.html Jewish Virtual Library: ''Congressional Gold Medal Awarded to Elie Wiesel (April 19, 1985)'']</ref> Die von Carter berufene mehrheitlich von Vertretern jüdischer NS-Opfer besetzte Gründungskommission definierte „Holocaust“ als „systematische, bürokratische Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Nazis und ihre Kollaborateure als zentralen Staatsakt während des Zweiten Weltkriegs“ und verlangte daher in ihrem Museumsentwurf einen Vorrang für das Gedenken dieses Ereignisses, aber keinen Ausschluss anderer Opfergruppen. Die US-Regierung lehnte dies ab und vermied eine klare Begriffsdefinition, gebrauchte den Terminus Holocaust offiziell aber weiterhin synonym mit Judenvernichtung.<ref>Katrin Pieper: ''Musealisierung des Holocaust.'' Böhlau, Wien 2006, ISBN 341231305X, S. 68-78 ([http://books.google.de/books?id=K4olzv5rTcQC&pg=PA68#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>

Dieser Definitionsstreit setzte sich in der US-Geschichtswissenschaft nach 1980 als Debatte um die „Einzigartigkeit“ (englisch ''uniqueness'') und „Beispiellosigkeit“ (engl. ''unprecedentedness'') der NS-Judenvernichtung fort. Historiker wie [[Yehuda Bauer]], [[Steven T. Katz]], [[Lucy Dawidowcz]] betonten diese Ausnahmestellung als Ergebnis einer Entwicklung von Massenmord über Völkermord zum geplanten und organisierten Holocaust an allen Juden aus ideologischen oder pseudoreligiösen Gründen. Dabei beriefen sie sich auch auf die nicht hintergehbare, nur begrenzt kommunizierbare Erinnerung der jüdischen Holocaustüberlebenden.<ref>Aufsatzsammlung dazu: John K. Roth, Michael Berenbaum: ''Holocaust: religious and philosophical implications.'' Paragon House, 1989, ISBN 1557781877</ref> Seit dieser Debatte steht der Holocaustbegriff im öffentlichen Sprachgebrauch auch außerhalb der USA meist für die ''Singularität'' der Judenvernichtung auch gegenüber anderen NS-Massenmorden und für die These von einem bislang beispiellosen [[Zivilisationsbruch]]:<ref>Annegret Ehmann: ''Holocaust in Politik und Bildung.'' In: Susanne Meinl, Irmtrud Wojak (Fritz Bauer Institut, Hrsg.): ''Grenzenlose Vorurteile. Antisemitismus, ethnische Konflikte und Nationalismus in verschiedenen Kulturen.'' Campus Verlag, ISBN 978-3-593-37019-4, S. 41</ref>
{{Zitat|Der Völkermord an den Juden wird heute als das für das kollektive Gedächtnis zentrale Ereignis des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus als einzigartiges und präzedenzloses - «unique and unprecedented» - Menschheitsverbrechen und Maßstab für alle vergangenen, gegenwärtigen und für die Zukunft vorstellbaren Perversionen der Zivilisation gedeutet.}}
Für die Soziologen [[Daniel Levy (Soziologe)|Daniel Levy]] und [[Natan Sznaider]] trug der Holocaustbegriff als neuer Name für die Judenvernichtung zu einer „universalen Erinnerungskultur“ bei, die „nationale Schulddiskurse“, mit denen der aus der Tätersprache stammende Begriff „Endlösung“ verknüpft ist, zunehmend transzendiere.<ref>Daniel Levy, Natan Sznaider: ''Erinnerung im globalen Zeitalter: Der Holocaust.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-41283-3, S. 132</ref>

Andere Historiker haben diese Entwicklung kritisiert und die damit verbundene Singularitätsthese bestritten. Eine besonders scharfe Kritik veröffentlichte [[Ward Churchill]], Nachfahre von ''native Americans'': Er kritisierte das Reservieren des Holocaustbegriffs für den NS-Judenmord als Aufrichten einer künstlichen Opferhierarchie, zwangsläufige Herabminderung anderer Genozide und umgekehrte Holocaustleugnung. Werke von Bauer, Katz, Dawidowicz und anderen Historikern seien für die für historische Wahrheit nicht weniger verderblich als Werke von rechtsextremen Holocaustleugnern.<ref>Ward Churchill: ''A Little Matter of Genocide: Holocaust and Denial in the Americas 1492 to the Present.'' City Lights, 1998, S. 50 ([http://books.google.de/books?id=1AbmOu-FRisC&pg=PA50#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>

=== Debatte in Deutschland ===
Die Bezeichnung des nationalsozialistischen Judenmordes mit dem englischen Begriff ''Holocaust'' wurde seit 1978 oft kritisiert, in Deutschland etwa von [[Bruno Bettelheim]] und [[Eberhard Jäckel]].<ref>Ulrich Wyrwa: ''„Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte.'' In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 300-311.</ref> Das Wort sei wegen seiner Herkunft aus dem Opferkult ungeeignet:<ref>[http://zukunft-braucht-erinnerung.de/holocaust.html Shoa.de: ''Der Holocaust'']</ref>
{{Zitat|Er entstammt einer englischen Übersetzung des griechischen Bibelverses 1 Mose 22, indem die (letztendlich verhinderte) Opferung [[Isaak]]s durch seinen Vater [[Abraham]] beschrieben wird. Daß es unangemessen ist, eine Parallele zwischen dieser Geschichte aus dem [[1. Buch Mose|Buche Genesis]] und der Vernichtung der europäischen Juden herzustellen, ist klar.}}
[[Julius H. Schoeps]] erläuterte den theologischen Hintergrund dieser Kritik: Der, der das biblische Ganzopfer bringe, erkenne damit freiwillig Gottes Willen an und lege mit dem Opfer auch sich selbst in Gottes Obhut. Damit werde der Judenvernichtung ein Deutungsrahmen unterlegt, der dem Ungeheuerlichen und Sinnlosen dieses Ereignisses vollkommen unangemessen sei.<ref>Julius H. Schoeps (Hrsg.): ''Neues Lexikon des Judentums'', Artikel ''Holocaust''. Gütersloher Verlagshaus, 2000, ISBN 3-579-02305-5, S. 201</ref> Diese Kritik teilen auch deutsche [[Evangelische Theologie|evangelische Theologen]]: Jeder begriffliche Definitionsversuch dieses Massenmords trage „den Keim einer Rechtfertigung dieses teuflischen Geschehens“ in sich.<ref>Rudolf Pfisterer: ''Holocaust.'' In: Helmut Burkhardt, Uwe Swarat (Hrsg.): ''Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde'' Band 2, Wuppertal/Zürich 1998, S. 928</ref>

Elie Wiesel dagegen hatte den Holocaustbegriff bewusst mit der biblischen Bindung Isaaks (hebräisch ''Akedah'', {{B|Gen|22}}) verknüpft und diese als Sinnbild für das Überleben des zur Vernichtung bestimmten Judentums gedeutet. Nicht wegen der religiösen [[Konnotation]], sondern wegen seines inflationären Gebrauchs rückte er jedoch bis 1995 vom Holocaustbegriff ab.<ref>Christoph Münz: ''Der Welt ein Gedächtnis geben. Geschichtstheologisches Denken im Judentum nach Auschwitz.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1995, ISBN 3-579-00095-0, S. 103-106</ref> Es gebe in der menschlichen Sprache kein Wort für das Unsagbare der Judenvernichtung.<ref>Gundula van den Berg: ''Gebrochene Variationen: Beobachtungen und Überlegungen zu Figuren der hebräischen Bibel in der Rezeption von Elie Wiesel.'' Lit Verlag, 2001, ISBN 3-8258-5377-2, S. 22
([http://books.google.de/books?id=5ZeZGEdGRroC&pg=PA22#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>

Ferner wurde in Deutschland oft der [[Fremdwort]]-Charakter des englischen Ausdrucks kritisiert:<ref>[http://www.kultur-netz.de/archiv/sonstig/holocau.htm Gabriele Yonan: ''Eine sprachhistorische Ergänzung zum Begriff „HOLOCAUST“ (1989)'']</ref>
{{Zitat|Während das bis dahin gebrauchte Symbolwort‚ „Auschwitz“, ein Ortsname stellvertretend für die anderen Vernichtungslager, assoziativ noch einen deutlichen Zusammenhang zur Vernichtung von jüdischen Menschen herstellte, ist mit der Einführung des Begriffs 'Holocaust' ein Codewort entstanden, das die kausale Kette zwischen Tat und Benennung der Opfer unterbricht. Wie ein hermetischer Block schließt das fremde Wort/Fremdwort das Geschehen, das unaussprechliche Grauen ein, ohne die Spur einer emotionalen Assoziation zu erzeugen. Im Hegelschen Sinne wird das Grauen in einem unzugänglichen Begriff aufgehoben.}}
{{Zitat|Während das bis dahin gebrauchte Symbolwort‚ „Auschwitz“, ein Ortsname stellvertretend für die anderen Vernichtungslager, assoziativ noch einen deutlichen Zusammenhang zur Vernichtung von jüdischen Menschen herstellte, ist mit der Einführung des Begriffs 'Holocaust' ein Codewort entstanden, das die kausale Kette zwischen Tat und Benennung der Opfer unterbricht. Wie ein hermetischer Block schließt das fremde Wort/Fremdwort das Geschehen, das unaussprechliche Grauen ein, ohne die Spur einer emotionalen Assoziation zu erzeugen. Im Hegelschen Sinne wird das Grauen in einem unzugänglichen Begriff aufgehoben.}}


Er sei ein [[Euphemismus]], der einer „[[Banal]]isierung des Bösen“, Trivialisierung und Begriffsinflation Vorschub leiste:<ref> [http://www.welt.de/print-welt/article650331/Wo_unserer_Sprache_die_Worte_fehlen.html Peter Dittmar (Die Welt, 13. Juli 1996): ''Wo unserer Sprache die Worte fehlen. Holocaust: Ein Euphemismus für millionenfachen Mord oder Von der Banalisierung des Bösen'']</ref>
Er sei ein [[Euphemismus]], der einer „[[Banalität des Bösen|Banalisierung des Bösen]]“, Trivialisierung und Begriffsinflation Vorschub leiste:<ref>[http://www.welt.de/print-welt/article650331/Wo_unserer_Sprache_die_Worte_fehlen.html Peter Dittmar (Die Welt, 13. Juli 1996): ''Wo unserer Sprache die Worte fehlen. Holocaust: Ein Euphemismus für millionenfachen Mord oder Von der Banalisierung des Bösen'']</ref>
{{Zitat|Wie der nationalsozialistische Euphemismus „Endlösung“ verzichtet das Fremdwort Holocaust bewußt auf alle Konotationen der Wirklichkeit, die sich bei „Judenmord“, „Judenvernichtung“, „Völkermord“, „Ausrottung der Juden“ nicht vermeiden lassen. „Holocaust"“ bleibt abstrakt und löst sich damit vom ursprünglichen, sehr konkreten Wirklichkeitsbezug. Deshalb konnte „Holocaust“ erstaunlich schnell zu einer Allerweltsvokabel für einen vielfachen gewaltsamen Tod degenerieren.}}
{{Zitat|Wie der nationalsozialistische Euphemismus „Endlösung“ verzichtet das Fremdwort Holocaust bewußt auf alle Konotationen der Wirklichkeit, die sich bei „Judenmord“, „Judenvernichtung“, „Völkermord“, „Ausrottung der Juden“ nicht vermeiden lassen. „Holocaust"“ bleibt abstrakt und löst sich damit vom ursprünglichen, sehr konkreten Wirklichkeitsbezug. Deshalb konnte „Holocaust“ erstaunlich schnell zu einer Allerweltsvokabel für einen vielfachen gewaltsamen Tod degenerieren.}}
Er sei daher antijüdisch; wer ihn weiter verwende, zeige Unwissenheit und Unsensibilität.<ref>Giorgio Agamben: ''Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge (Homo Sacer III).'' Aus dem Italienischen von Stefan Monhardt. Suhrkamp, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-518-12300-3</ref>

Auch der Begriff „Shoa“ stieß auf ähnliche Kritik:<ref>[http://www.shoa.de/holocaust.html Shoa.de: ''Der Holocaust'']</ref>
Auch der Begriff „Shoa“ stieß auf ähnliche Kritik:<ref>[http://www.shoa.de/holocaust.html Shoa.de: ''Der Holocaust'']</ref>
{{Zitat|Sie findet im Deutschen aber nur die Entsprechung ‚Katastrophe‘ o.ä., verliert also ihre Spezifität in der Übersetzung. Außerdem ist es fragwürdig, im Land der Täter einen Begriff zu verwenden, der von Opfern geprägt worden ist und ihre Perspektive reflektiert.}}
{{Zitat|Sie findet im Deutschen aber nur die Entsprechung ‚Katastrophe‘ o.ä., verliert also ihre Spezifität in der Übersetzung. Außerdem ist es fragwürdig, im Land der Täter einen Begriff zu verwenden, der von Opfern geprägt worden ist und ihre Perspektive reflektiert.}}
Der Antisemitismusforscher [[Alex Bein]] kritisierte beide Begriffe:<ref>Alex Bein: ''Die Judenfrage'', Band 2: ''Anmerkungen, Exkurse, Register'', Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, S. 301</ref>
Die deutschen Übersetzer der ''Enzyklopädie des Holocaust'' entschieden sich nach längerer Debatte mehrheitlich knapp gegen ''Shoa'', weil dieses Wort „ganz aus der Sichtweise der Opfer stammt und nach der Meinung der Redaktion im Land der Täter nicht gebraucht werden sollte.“<ref>[[Israel Gutman]] u.&nbsp;a. (Hrsg.) ''Enzyklopädie des Holocaust: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden.'' Argon Verlag, 1993, Band 1, Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. XIX</ref>

Weitaus schärfer kritisiert der Antisemitismusforscher [[Alex Bein]] beide Begriffe:<ref>Alex Bein: ''Die Judenfrage'', Band 2: ''Anmerkungen, Exkurse, Register'', Deutsche Verlgasanstalt, Stuttgart 1980, S. 301</ref>
{{Zitat|Führt man bei der Anwendung dieser Worte […] nicht in gewissem Sinn die Politik der Nazis weiter, das grausame Geschehen und ihre eigenen barbarischen Taten hinter anonymen, harmloser klingenden Worten zu verdecken, statt sie bei ihrem weniger poetischen wirklichen Namen zu nennen? Es handelt sich doch hier um brutal durchgeführte Taten von verbrecherischen Menschen, und nicht um heilige Opferhandlungen, auch nicht um eine von ungefähr hereinbrechende Katastrophe und nicht um eine Entsühnung für begangene Verbrechen […], sondern um systematische Vernichtung der Juden, ihre Ausrottung (englisch: ‚annihilation‘).}}
{{Zitat|Führt man bei der Anwendung dieser Worte […] nicht in gewissem Sinn die Politik der Nazis weiter, das grausame Geschehen und ihre eigenen barbarischen Taten hinter anonymen, harmloser klingenden Worten zu verdecken, statt sie bei ihrem weniger poetischen wirklichen Namen zu nennen? Es handelt sich doch hier um brutal durchgeführte Taten von verbrecherischen Menschen, und nicht um heilige Opferhandlungen, auch nicht um eine von ungefähr hereinbrechende Katastrophe und nicht um eine Entsühnung für begangene Verbrechen […], sondern um systematische Vernichtung der Juden, ihre Ausrottung (englisch: ‚annihilation‘).}}


[[Israel Gutman]] zufolge stießen beide Begriffe auch bei den Herausgebern der ''Enzyklopädie des Holocaust'' auf Bedenken. Sie hätten sich mehrheitlich knapp dafür entschieden, für den Titel der deutschen Ausgabe ''Holocaust'' zu verwenden, weil ''Shoa'' {{"|ganz aus der Sichtweise der Opfer stammt und nach der Meinung der Redaktion im Land der Täter nicht gebraucht werden sollte.}}<ref>Israel Gutman u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Enzyklopädie des Holocaust: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden.'' Argon Verlag, 1993, Band 1, Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. XVIIIf.; Zusammenfassung bei [http://www.hagalil.com/kinder/kidz/wissen/schoah.htm HaGalil]</ref>
Die Webseite [[HaGalil]] fasst zusammen:<ref>[http://www.hagalil.com/kinder/kidz/wissen/schoah.htm HaGalil für Kinder: ''Schoah und Holocaust'']</ref>
{{Zitat|In der deutschen Sprache gibt es keinen Ausdruck für die ideologische Verfolgung der Juden, die Gräueltaten und Qualen, die an ihnen verübt wurden, und den fabrikmäßig durchgeführten Massenmord, der durch das nationalsozialistische Regime von 1933-45 begangen wurde.}}


== Andere Begriffsverwendungen ==
== Relativierung und Inflationierung ==
Verschiedene Gruppen und Personen benutzen den Holocaustbegriff für andere historische Massentötungen, um deren Ausmaß als Völkermord zu kennzeichnen. Manche Autoren verwenden den Holocaustbegriff in Buchtiteln, um auf andere, aus ihrer Sicht mit der Judenvernichtung vergleichbare Völkermorde vor, im oder nach dem Zweiten Weltkrieg hinzuweisen.<ref>Beispiele: Richard C. Lukas: ''The Forgotten Holocaust: The Poles Under German Occupation 1939–1944.'' (1986) Hippocrene Books, 2001; Alexander Ramati: ''And the Violins Stopped Playing: A Story of the Gypsy Holocaust.'' Franklin Watts, 1986, ISBN 0-531-15028-3; Iris Chang: ''The Rape of Nanking: The Forgotten Holocaust of World War II'' (1997) Penguin, 2004, ISBN 978-0-14-100788-5; Casper Erichsen, David Olusoga: ''The Kaiser's Holocaust: Germany's Forgotten Genocide and the Colonial Roots of Nazism.'' Faber & Faber, London 2011, ISBN 0-571-23142-X</ref> Als plakatives [[Politisches Schlagwort|Schlagwort]] wurde der Begriff in den USA und manchen Staaten Europas auf verschiedene gesellschaftlich umstrittene Vorgänge übertragen, um dafür eine gesteigerte Aufmerksamkeit und moralische Betroffenheit zu erreichen: etwa [[Abtreibung]]<ref>Beispiel: John Powell: ''Abortion, the Silent Holocaust.'' Resources for Christian Living, 1981, ISBN 0-89505-063-3</ref>, [[Artensterben]]<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13497444.html Der Spiegel, 5. März 1990: ''Wir werfen die Schöpfung weg'']</ref> [[Massentierhaltung]]<ref>Beispiel: Gerhard Rieck: ''Egonomie: Zivilisation im Würgegriff von Egomanie und Ökonomie.'' AT Edition, 2006, ISBN 3-89781-097-2, S. 59 ([http://books.google.de/books?id=gt-HhLwQHUQC&pg=PA59#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref> oder Massensterben von Homosexuellen an der Seuche [[Aids]].<ref>Larry Kramer: ''Reports from the Holocaust: The Making of an AIDS Activist.'' St. Martin's Press, 1989, ISBN 0-312-02634-X</ref> Dabei wurde der Judenmord zum Teil absichtlich als Vergleichsmaßstab verwendet.<ref>Jeffrey Shandler: ''While America Watches: Televising the Holocaust.'' Oxford 1999, [http://books.google.de/books?id=GwAae5shN3MC&pg=PT170#v=onepage&q&f=false S. 170] und [http://books.google.de/books?id=GwAae5shN3MC&pg=PT239#v=onepage&q&f=false S. 239, Fußnote 3]</ref> Solche Verwendungen haben die seit 1978 weltweit übliche Hauptbedeutung des Holocaustbegriffs also nicht abgelöst, sondern setzten sie als etabliert voraus und reagierten bewusst darauf. Dies stieß vielfach auf Kritik.
Verschiedene Gruppen benutzen den Holocaustbegriff für andere historische Massenmorde, wie den Umgang der eingewanderten Nordamerikaner mit den dortigen [[Ureinwohner]]n, oder gesellschaftlich umstrittene Vorgänge wie [[Abtreibung]], [[Artensterben]], [[Massentierhaltung]], um dafür eine gesteigerte Aufmerksamkeit, moralische Betroffenheit und Empörung zu erreichen. Diese Instrumentalisierung beschädigt nach Ansicht vieler Historiker und Zeitbeobachter die [[Menschenwürde]] der Überlebenden und Opfernachfahren der Shoa, das unaufgebbare Gedächtnis an diese und schwächt die Abwehrkräfte gegen eine Wiederholung ähnlicher Verbrechen.


[[Rechtsextremismus|Rechtsextremisten]] und [[Geschichtsrevisionismus|Geschichtsrevisionisten]] benutzen den Holocaustbegriff seit 1945 für [[Luftangriff]]e der [[Alliierte]]n auf die Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkrieges, um die Judenvernichtung der NS-Zeit zu verdrängen, zu relativieren oder zu leugnen (→ [[Holocaustleugnung]]). Manche schreiben solche angeblich gleichartigen Verbrechen auch einem angeblichen jüdischen Kollektiv, also den Opfern des realen Holocaust zu, und betreiben so eine Täter-Opfer-Umkehr.<ref>Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): ''Strategien der extremen Rechten: Hintergründe - Analysen - Antworten.'' Vs Verlag, 2009, ISBN 3-531-15911-9, S. 610 ([http://books.google.de/books?id=uZbGGhpfpaAC&pg=PA610#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref> Dieses Phänomen bezeichnet heutige [[Antisemitismusforschung]] als [[Antisemitismus (nach 1945)|sekundären Antisemitismus]], Abwehr einer vermeintlichen [[Kollektivschuld]] und Rebellion gegen ein vermeintliches gesellschaftliches Tabu.<ref>Heike Radvan: ''Pädagogisches Handeln und Antisemitismus: Eine empirische Studie zu Beobachtungs- und Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit.'' Klinkhardt, 2010, ISBN 978-3-7815-1746-2, S. 81 ([http://books.google.de/books?id=to6EjDC0jYIC&pg=PA81#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref> Rechtsextremer Begriffsmissbrauch wird von Historikern, Politikern und in manchen Staaten auch von der Justiz<ref>Conrad Taler: ''Die Verharmloser: über den Umgang mit dem Rechtsradikalismus.'' Verlag Donat, Bremen 1996, ISBN 3-924444-92-7</ref> als gezielter Angriff auf die [[Menschenwürde]] der Opfernachfahren der Shoa zurückgewiesen, die nach den Juden auch die Erinnerung an ihre Ermordung auslöschen solle und so die Abwehrkräfte gegen eine Wiederholung ähnlicher Verbrechen schwäche.<ref>Micha Brumlik, Hajo Funke, Lars Rensmann (Hrsg.): ''Umkämpftes Vergessen: Walser-Debatte, Holocaust-Mahnmal und neuere deutsche Geschichtspolitik.'' Schiler Verlag, 2., erweiterte Auflage 2010, ISBN 3-89930-240-0, z. B. S. 107, 170ff. und öfter</ref>
[[Nationalismus|Nationalisten]], [[Rechtsextremismus|Rechtsextremisten]], besonders [[Geschichtsrevisionismus|Geschichtsrevisionisten]] und [[Holocaustleugnung|Holocaustleugner]] benutzen den Holocaustbegriff seit 1945 oft für andere Ereignisse, um eine Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben, den Holocaust zu verdrängen oder ihn als „normalen“ Teil der deutschen Geschichte erscheinen zu lassen, um so nationalistisches und antisemitisches Denken fortzusetzen und zu erneuern. So schrieb die österreichische rechtsextreme Zeitschrift [[Die Aula (Zeitschrift)|Die Aula]] 2005 aus Anlass der Wahl von [[Benedikt XVI.|Joseph Ratzinger]] zum neuen [[Papst]]:<ref>[[Der Spiegel]] 12/2009, S. 69: ''Schmutzige Hände''</ref>
{{Zitat|Als Hitlerjunge und Flakhelfer schützte er sein Volk vor dem angloamerikanischen Bombenholocaust! Kämpft er als Heiliger nun entschlossen gegen den Babycaust?}}
Diesen „sekundären“ Antisemitismus deuten [[Antisemitismusforschung|Antisemitismusforscher]] wie [[Wolfgang Benz]] als Versuch, Schuldgefühle abzuwehren oder gegen ein vermeintliches Tabu zu rebellieren.


=== „Hunger-Holocaust“ ===
=== Atomarer Holocaust ===
Der Ausdruck „Hunger-Holocaust“ ist ein anderer Begriff für [[Holodomor]], eine große Hungersnot zu Beginn der 1930er Jahre in der [[Ukrainische SSR|Ukraine]]. Er stammt aus der ukrainischen Geschichtsschreibung, wird in der Geschichtsforschung zu den Ursachen der Hungersnot heute aber selten verwendet. Ob diese Hungersnot eine gezielte Maßnahme der sowjetischen Führung oder aber ein Ergebnis rücksichtsloser oder fehlerhafter Politik war, ist umstritten.

=== „Atomarer Holocaust“ ===
{{Hauptartikel|Nuklearer Holocaust}}
{{Hauptartikel|Nuklearer Holocaust}}


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Der Ausdruck ''atomarer'' oder ''nuklearer Holocaust'' wurde 1961 durch [[Erich Fromm]] in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt und in den 1980er Jahren – parallel mit ''Euroshima'' – als politisches Schlagwort verwendet. Er bezeichnete in der damaligen [[Friedensbewegung]] die Befürchtung, dass ein mit [[Atomwaffe]]n geführter [[Dritter Weltkrieg]] aller Voraussicht nach die völlige oder weitgehende Vernichtung menschlichen und anderen Lebens auf der Erde in Form eines „Weltbrands“ herbeiführen würde.
Der Ausdruck ''atomarer'' oder ''nuklearer Holocaust'' wurde 1961 durch [[Erich Fromm]] in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt und in den 1980er Jahren – parallel mit ''Euroshima'' – als politisches Schlagwort verwendet. Er bezeichnete in der damaligen [[Friedensbewegung]] die Befürchtung, dass ein mit [[Atomwaffe]]n geführter [[Dritter Weltkrieg]] aller Voraussicht nach die völlige oder weitgehende Vernichtung menschlichen und anderen Lebens auf der Erde in Form eines „Weltbrands“ herbeiführen würde.


Seit dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] 1990 nahm diese Angst im westlichen Bewusstsein stark ab. Sie wächst jedoch erneut seit der möglichen Eskalation des [[Antiterrorkrieg]]es oder des [[Nahostkonflikt]]s durch mögliche [[Proliferation (Rüstung)|Proliferation]] atomaren Materials in Händen von Diktaturen und [[Terror]]isten, vor der etwa die [[Internationale Atomenergiebehörde]] gegenwärtig warnt.
Seit dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] 1990 nahm diese Angst im westlichen Bewusstsein stark ab. Sie wächst jedoch erneut seit der möglichen Eskalation des [[Antiterrorkrieg]]es oder des [[Nahostkonflikt]]s durch mögliche [[Proliferation (Rüstung)|Proliferation]] atomaren Materials in Händen von Diktaturen und [[Terror]]isten, vor der etwa die [[Internationale Atomenergiebehörde]] 2004 warnte.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/chef-der-atomenergiebehoerde-warnt-ein-atomkrieg-rueckt-naeher-1.656592 Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 2004: ''Chef der Atomenergiebehörde warnt: „Ein Atomkrieg rückt näher“'']</ref>


=== „American (Indian) Holocaust“ ===
=== American (Indian) Holocaust ===
Im englischen Sprachraum bezeichnet ''Holocaust'' auch die allmähliche, über 500 Jahre anhaltende Verdrängung und Vernichtung der [[Indigene Völker|indigenen Ureinwohner]] Nordamerikas. Damit werden Landraub, Zerstörung der Nahrungsgrundlagen etwa durch ungebremstes Jagen der Büffel, Einschleppen von Seuchen, rücksichtslose Verkehrserschließung des „Wilden Westens“, Zwangsreservate, Alkoholverkauf, Kriege und Massaker unter dem Aspekt ihrer Gesamtfolgen für die [[Indianer]] als Völkermord zuammengefasst. Veröffentlichungen dazu sind unter anderen ''American Indian Holocaust'' von Russell Thornton oder ''American Holocaust The Conquest of the New World'' von David E. Stannard.
Im englischen Sprachraum haben verschiedene Autoren auch die allmähliche, über 500 Jahre anhaltende Verdrängung und Vernichtung der sogenannten Indianer als ''Holocaust'' bezeichnet. Damit fassten sie Landraub, Zerstörung der Nahrungsgrundlagen, rücksichtslose Verkehrserschließung, Zwangsreservate, Alkoholverkauf, Kriege und Massaker unter dem Aspekt ihrer Gesamtfolgen für die [[Indigene Völker|indigenen Ureinwohner]] Amerikas als Völkermord zuammen.<ref>Beispiele: Russell Thornton: ''American Indian Holocaust and Survival: A Population History Since 1492 (Civilization of the American Indian).'' (1987) University of Oklahoma Press, Neuausgabe 1990, ISBN 0-8061-2220-X; David E. Stannard: ''American Holocaust: Columbus and the Conquest of the New World.'' Oxford University Press, Neuausgabe 1994, ISBN 978-0-19-508557-0</ref>


Rechtsextremisten bezeichnen die Behandlung der Indianer in den späteren USA öfter als „Holocaust-Schicksal“, als „größten jemals an einer fremden Rasse verübten Völkermord“, den „neben einer großen Zahl von Kriminellen“ „viele [[Johannes Calvin|Kalvinisten]] und Juden“ durchgeführt hätten, oder als „ungesühnten Entdeckungs-Holocaust“. Dies zeigt für Rechtsextremismusforscher ein Interesse an „Relativierung der NS-Menschheitsverbrechen“ und an „propagandistischer Neutralisierung amerikanischer Kritik an der deutschen Judenpolitik“.<ref>Fabian Virchow: ''Gegen den Zivilismus: Internationale Beziehungen und Militär in den politischen Konzeptionen der extremen Rechten.'' Vs Verlag, 2006, ISBN 3531150073, S. 170 mit Fußnoten 1035 und 1036 ([http://books.google.de/books?id=hFxzAbrC_R4C&pg=PA170#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>
=== „Roter Holocaust“ ===
Der Begriff ''Roter Holocaust'' stellt einen Vergleich zwischen Verbrechen im [[Stalinismus]] und [[Realsozialismus]] mit dem nationalsozialistischen Holocaust her, um dessen [[Shoa#Singularitätsdebatte|Singularität]] zu bestreiten.


=== African / Black Holocaust ===
In dem 1998 veröffentlichten [[Schwarzbuch des Kommunismus]] verglich der Herausgeber [[Stéphane Courtois]] die Opferzahlen des [[Nationalsozialismus]] (laut Courtois ca. 25 Millionen) mit denen des [[Kommunismus]] im 20. Jahrhundert, die er auf etwa 80 bis 100 Millionen bezifferte. Nach seiner Auffassung wurden Verbrechen von Kommunisten durch die Betonung der „Singularität“ des Holocaust historisch zu wenig beachtet und falsch eingeschätzt.
[[Datei:America's Black Holocaust Museum.jpg|thumb|Eingang des ''Black Holocaust Museum'' in Milwaukee, Wisconsin]] Abgeleitet vom allgemeinen Holocaustbegriff und als Reaktion auf die allmähliche Begriffskonzentration auf den NS-Judenmord wurden im englischen Sprachraum seit etwa 1970 die Ausdrücke ''African Holocaust'' oder ''Black Holocaust'' geprägt. Beide bezeichnen die Massenvernichtung von „[[Schwarze]]n“, also dunkelhäutigen Afrikanern, im Verlauf der [[Sklaverei]] im [[Kolonialismus]], letzterer meist die Opfer der [[Sklaverei in den Vereinigten Staaten]].


Eine Reihe meist US-amerikanischer Autoren hat diese Begriffe in den 1990er Jahren in Buchtiteln verwendet.<ref>Beispiele: Naiwu Osahon: ''The black Holocaust.'' Obobo Books, 1994, ISBN 9781860510; Lenford Anthony White: ''Slavery: An Introduction to the African Holocaust - With Special Reference to Liverpool, Capital of the Slave Trade.'' Race Equality Management Team, 2. Auflage 1997, ISBN 0952478935; S.E. Anderson: ''Black Holocaust For Beginners.'' 2007, ISBN 193438903X; Del Jones: ''The Black holocaust: global genocide.'' Hikeka Press, 1992, ISBN 0963999583; Timothy White: ''The Black Holocaust.'' Christian Multi-Service Center, 2010, ISBN 0970859236</ref> Manche Autoren beschreiben Massenmorde an [[Herero]]s in der ehemals deutschen Kolonie [[Namibia]] und später in nationalsozialistischen Lagern gemeinsam als ''Black Holocaust''. Sie erklären diese NS-Opfer damit aus einer deutschen, vornazistischen [[Rassismus]]-Tradition, die durch die spätere Konzentration des Begriffs auf den Judenmord in Vergessenheit geraten sei.<ref>Firpo W. Carr: ''Germany's black holocaust, 1890-1945.'' Morris Publications, 2003, ISBN 0963129341</ref> [[Jürgen Zimmerer]] hat solche Veröffentlichungen als Versuch gedeutet, eine global verständliche Chiffre zu benutzen, um kolonialistische Massenverbrechen in den Rang eines Völkermords zu erheben und gegebenenfalls rechtlich Entschädigungen dafür zu erreichen.<ref>Jürgen Zimmerer: ''Von Windhuk nach Auschwitz? Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust.'' Lit Verlag, 2011, ISBN 3-8258-9055-4, S. 17 ([http://books.google.de/books?id=J3dJ_HoM_aYC&pg=PA174#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>
In der Debatte über diese These erschien im selben Jahr eine Aufsatzsammlung unter dem Titel ''»Roter Holocaust«? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus''. Die Herausgeber [[Jens Mecklenburg]] und [[Wolfgang Wippermann]] warnten ausdrücklich vor einem Vergleich oder gar einer Gleichstellung der NS-Verbrechen und denen der sich als Kommunismus verstehenden politischen Systeme.


Andere vergleichen die amerikanische Sklaverei mit dem nationalsozialistischen Holocaust an den Juden.<ref>Laurence Mordekhai Thomas: ''Vessels of Evil: American Slavery and the Holocaust.'' Temple University Press, 1993, ISBN 1566391008</ref> Ein solcher Vergleich erfuhr in den USA erstmals bereits 1959 Kritik.<ref>Jeffrey Shandler: ''While America Watches: Televising the Holocaust.'' Oxford 1999, [http://books.google.de/books?id=GwAae5shN3MC&pg=PT170#v=onepage&q&f=false S. 170] und [http://books.google.de/books?id=GwAae5shN3MC&pg=PT239#v=onepage&q&f=false S. 239, Fußnote 3]</ref>
1999 gab der Historiker [[Horst Möller]] das Buch ''Der Rote Holocaust und die Deutschen'' heraus, in dem er Aufsätze und Reaktionen verschiedener Autoren zum Schwarzbuch des Kommunismus sammelte.


=== „Bombenholocaust“ ===
=== Hunger-Holocaust ===
Als „Hunger-Holocaust“ bezeichneten manche ukrainischen Historiker 1988 den [[Holodomor]], eine große Hungersnot von 1932 bis 1933 in der [[Ukrainische SSR|Ukraine]].<ref>Dmytro Zlepko: ''Der Ukrainische Hunger-Holocaust: Stalins verschwiegener Völkermord 1932/33 an 7 Millionen ukrainischen Bauern im Spiegel geheimgehaltener Akten des deutschen Auswärtigen Amtes: eine Dokumentation aus den Beständen des Politischen Archivs im Auswärtigen Amt.'' Bonn, H. Wild, 1988</ref> Schon 1985 hatte ein ukrainischer Zeitzeuge das Ereignis als absichtliches Verhungernlassen und „versteckten Holocaust“ beschrieben.<ref>Miron Dolot: ''Execution by Hunger: The Hidden Holocaust'' (1985), W. W. Norton & Co; Neuausgabe 1987, ISBN 0-393-30416-7</ref> Ob diese Hungersnot eine gezielte Maßnahme der sowjetischen Führung oder aber ein Ergebnis rücksichtsloser oder fehlerhafter Politik war, ist in der Geschichtsschreibung zur Ukraine umstritten.<ref>Andreas Kappeler: ''Ukraine: Gegenwart und Geschichte eines neuen Staates.'' Nomos, 1993, ISBN 3-7890-2920-3, S. 141ff.</ref>


=== Roter Holocaust ===
Mit „Bombenholocaust“ bezeichnen Rechtsextremisten die Flächenbombardierungen deutscher Städte durch die Alliierten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. So versuchen sie, die NS-Verbrechen zu relativieren und davon abzulenken.<ref>[http://www.redok.de/content/view/475/36/ Reiner Pommerin] zu einer für den 13. Februar 2005 geplanten NPD-Kundgebung</ref> Sie stellen die Luftangriffe als angeblich lange geplante Vernichtung des deutschen Volkes mit der Vernichtung der europäischen Juden sprachlich auf eine Stufe.<ref>[http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=I3IO24 Auszug aus der Rede Jürgen Gansels, NPD, am 21. Januar 2005 im Sächsischen Landtag]; siehe Plenarprotokoll 4/8 vom 21. Januar 2005</ref> Sie bestreiten, dass Deutschland einen [[Angriffskrieg]] führte und dabei völkerrechtswidrig Städte bombardiert hatte, dass die Alliierten darauf reagierten und ihre Bombardements als militärisches Mittel ansahen, um das NS-Regime zu stürzen und seine Verbrechen zu beenden.
Der Begriff ''Roter Holocaust'' erschien in der Diskussion über das 1997 in Paris veröffentlichte [[Schwarzbuch des Kommunismus]]. Dessen Herausgeber [[Stéphane Courtois]] versuchte eine Gesamtbilanz der Opfer von Staatssystemen des 20. Jahrhunderts zu ziehen, die sich [[Kommunismus|kommunistisch]] nannten oder nennen. Die Verbrechen von Kommunisten, deren Opfer er auf 80 bis 100 Millionen schätzt, seien durch die Betonung der „Singularität“ des Holocaust historisch zu wenig beachtet und falsch eingeschätzt worden. Wie der nationalsozialistische „Rassengenozid“ habe sich der kommunistische „Klassengenozid“ zwangsläufig aus einer [[Totalitarismus|totalitären]] Ideologie und Staatsstruktur ergeben.<ref>Stephane Courtois, Nicolas Werth, Jean-Louis Panne (Hrsg.): ''Das Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror.'' Piper, einmalige Sonderausgabe, München 2004, ISBN 3-492-04664-9 (Vorwort von Stephane Courtois)</ref> Er folgte der These [[Ernst Nolte]]s von 1986, sowjetische [[Gulag]]s seien das Modell für [[Konzentrationslager|nationalsozialistische Konzentrationslager]] gewesen, und folgerte: {{"|Die Kommunisten haben die gleichen Schreckenstaten vollbracht. Meiner Meinung nach gibt es keine Spezifizität des Völkermordes der Nazis an den Juden.}}<ref>[http://www.zeit.de/1997/48/Der_rote_Holocaust Wolfgang Proissl (Die Zeit 48/1997): ''Der rote Holocaust: Interview mit dem französischen Historiker Stéphane Courtois, dem Herausgeber des „Schwarzbuches“'']</ref>


Dieses Bestreiten einer beispiellosen Besonderheit des Holocaust und seine Gleichstellung mit Völkermorden im Bereich kommunistischer Staatssysteme benannten deutsche Rezensenten ab 1997 mit dem Begriff „Roter Holocaust“. Unter diesem Titel fasst eine Aufsatzsammlung von [[Jens Mecklenburg]] und [[Wolfgang Wippermann]] (1998) die Kritik daran, ein Buch von [[Horst Möller]] (1999) die Debatte darüber zusammen.<ref>Jens Mecklenburg, Wolfgang Wippermann: ''»Roter Holocaust«? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus.'' Konkret Literatur Verlag, 1998, ISBN 3-89458-169-7; Horst Möller: ''Der rote Holocaust und die Deutschen. Die Debatte um das 'Schwarzbuch des Kommunismus'.'' Piper, München 1999, ISBN 3-492-04119-1</ref> Ein weiterer Buchtitel von zwei [[Schweiz]]er Autoren benutzte den Begriff affirmativ.<ref>Paul Rothenhäusler, Hans-Ueli Sonderegger (Hrsg.): ''Erinnerung an den Roten Holocaust.'' Rothenhäusler Verlag, 2000, ISBN 3-907817-11-7</ref>
In einem Artikel der [[National-Zeitung (München)|National-Zeitung]] vom 25. Januar 2002 wurde der Begriff neben „Bombenterror“ verwendet und behauptet, vorherige Flächenbombardierungen der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] hätten nur britischen Industrie- und Militäranlagen gegolten und seien ein legitimes Mittel der Kriegsführung gewesen.<ref>[http://www.aktion-zivilcourage.com/downloads/Verfassungsschutzbericht_2002.pdf Innenministerium Sachsen: Verfassungsschutzbericht 2002 (PDF, S. 41)]</ref> Am 17. März 2002 sprach Jürgen Hösl, damals Vorsitzender der „Schlesischen Jugend“, in einem Zeitungsinterview vom „Bomben-Holocaust“ bezogen auf die [[Luftangriffe auf Dresden]] am 13. und 14. Februar 1945.<ref>[http://fazarchiv.faz.net/webcgi?START=A11&T_SEITE=3&WID=30833-8610118-00102_3 Julia Schaaf: ''Später Nachwuchs für die Heimat – Die Enkel der Vertriebenen lieben schlesische Klöße und Disneyland. Manche machen auch Politik'']</ref>


Diese erneute Debatte um die Singularität des Holocaust und seine Instrumentalisierung gilt als späte Fortsetzung des bundesdeutschen [[Historikerstreit]]s und Zeichen einer veränderten Gewichtung des [[Stalinismus]] in der westeuropäischen Erinnerungskultur nach dem Ende des [[Ostblock]]s.<ref>Dietrich Seybold: ''Geschichtskultur und Konflikt: Historisch-politische Kontroversen in Gesellschaften der Gegenwart.'' Peter Lang, Bern 2005, ISBN 3-03910622-8, S. 80 ([http://books.google.de/books?id=owUhUIIOsw4C&pg=PA80#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>
Die Landtagsabgeordneten [[Jürgen W. Gansel]] und [[Holger Apfel]] verwendeten den Begriff am 21. Januar 2005 in einer von der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]] beantragten [[Aktuelle Stunde (Parlament)|Aktuellen Stunde]] des [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtags]] für die Luftangriffe auf Dresden und alle deutschen Opfer des damaligen [[Luftkrieg]]s. Gansels provokative Rede sollte die rechtsextreme Szene bundesweit zum von der [[Junge Landsmannschaft Ostpreußen|Jungen Landsmannschaft Ostpreußen]] organisierten „Gedenkmarsch“ in Dresden am bevorstehenden 60. Jahrestag der Luftangriffe mobilisieren. Zugleich verweigerte sich die NPD-Landtagsfraktion einer Gedenkminute zum bevorstehenden Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau am 27. Januar, der als „[[Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus]]“ in der Bundesrepublik seit 1996 offiziell gefeiert wird.


=== Bombenholocaust ===
Dies bewirkte Empörung im In- und Ausland. Wegen des Verdachts auf Leugnung der NS-Verbrechen, die in Deutschland als [[Volksverhetzung]] strafbar ist, wurde ein [[Strafverfahren]] gegen Gansel und Apfel gefordert, aber wegen ihrer [[Indemnität]] nicht eingeleitet.<ref>[http://www.hagalil.com/archiv/2005/01/npd-sachsen.htm Klaus Parker: ''Kein Strafermittlungsverfahren gegen Apfel und Gansel: Die überraschten Anständigen'' (HaGalil 24. Januar 2005)]</ref> Auch gegen [[Udo Voigt]] (NPD), der die Äußerungen als „zutreffende Wortwahl“ begrüßt hatte, wurde kein Verfahren eingeleitet, da sich eine Volksverhetzung in freier Rede kaum beweisen lasse.<ref>[http://www.presseportal.de/story.htx?nr=666886 Der Tagesspiegel, 10. April 2005: ''Kein Verfahren gegen NPD-Chef Voigt wegen „Bombenholocaust“'']</ref>
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-08778-0001, Dresden, Tote nach Bombenangriff.jpg|thumb|Tote nach Luftangriffen auf Dresden]]


Als „Bombenholocaust“ bezeichnen Rechtsextremisten die Flächenbombardierungen deutscher Städte durch die Alliierten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Artikel der [[National-Zeitung (München)|National-Zeitung]] vom 25. Januar 2002 nannte den Begriff neben „Bombenterror“. Der Autor behauptete, vorherige Flächenbombardierungen der deutschen [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] hätten nur britischen Industrie- und Militäranlagen gegolten und seien ein legitimes Mittel der Kriegsführung gewesen.<ref>[http://www.aktion-zivilcourage.com/downloads/Verfassungsschutzbericht_2002.pdf Innenministerium Sachsen: Verfassungsschutzbericht 2002 (PDF, S. 41)]</ref> Am 17. März 2002 nannte Jürgen Hösl, damals Vorsitzender der „Schlesischen Jugend“, in einem Zeitungsinterview die [[Luftangriffe auf Dresden]] am 13. und 14. Februar 1945 einen „Bomben-Holocaust“.<ref>[http://fazarchiv.faz.net/webcgi?START=A11&T_SEITE=3&WID=30833-8610118-00102_3 Julia Schaaf: ''Später Nachwuchs für die Heimat – Die Enkel der Vertriebenen lieben schlesische Klöße und Disneyland. Manche machen auch Politik'']</ref> So bezeichneten auch die Landtagsabgeordneten [[Jürgen W. Gansel]] und [[Holger Apfel]] die Luftangriffe auf Dresden und den damaligen [[Luftkrieg]] in einer von der [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]] beantragten [[Aktuelle Stunde (Parlament)|Aktuellen Stunde]] des [[Sächsischer Landtag|Sächsischen Landtags]] am 21. Januar 2005. Sie stellten diese Luftangriffe damit als angeblich lange geplante Vernichtung des deutschen Volkes mit der Vernichtung der europäischen Juden sprachlich auf eine Stufe. Sie bestritten, dass Deutschland einen [[Angriffskrieg]] führte und dabei völkerrechtswidrig Städte bombardiert hatte, dass die Alliierten darauf reagierten und ihre Bombardements als militärisches Mittel ansahen, um das NS-Regime zu stürzen und seine Verbrechen zu beenden. Zugleich verweigerte sich die NPD-Landtagsfraktion einer Gedenkminute zum bevorstehenden „[[Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus]]“ am 27. Januar, der in der Bundesrepublik seit 1996 offiziell gefeiert wird.<ref>[http://www.landtag.sachsen.de/dokumente/sitzungskalender/2005/pp20050121.pdf Landtag Sachsen: Plenarprotokoll 4/8 vom 21. Januar 2005 (PDF, S. 460ff.)]</ref>
In Dresden benutzten die etwa 6500 Teilnehmer des „Gedenkmarsches“, den der deutsche [[Verfassungsschutz]] als zentrales Bundestreffen von Rechtsextremisten einstuft<ref>[http://www.sachsen.de/de/bf/verwaltung/verfassungsschutz/berichte/downloads/presse2004.pdf Verfassungsschutzbericht 2004 des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen (PDF, S. 73ff.]</ref>, den Begriff als Hauptparole. [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Horst Köhler]] plädierte daraufhin nach einem Israelbesuch für die energische politische und notfalls rechtliche Bekämpfung der NPD. „Bombenholocaust“ wurde 2005 auf den dritten Rang für das [[Unwort des Jahres]] gewählt.<ref name=unwoerter>{{internetquelle|url=http://www.unwortdesjahres.org/unwoerter.htm||titel=Die bisher gekürten Unwörter|zugriff=2009-12-07}}</ref>


Gansels provokative Rede sollte die rechtsextreme Szene bundesweit zum von der [[Junge Landsmannschaft Ostpreußen|Jungen Landsmannschaft Ostpreußen]] organisierten „Gedenkmarsch“ in Dresden am bevorstehenden 60. Jahrestag der Luftangriffe mobilisieren. Dessen etwa 6500 Teilnehmer benutzten den Ausdruck „Bombenholocaust“ als Hauptparole, ebenso an späteren Jahrestagen der Luftangriffe. Diesen Marsch stuft der bundesdeutsche [[Verfassungsschutz]] als eines der größten jährlichen Treffen deutscher Rechtsextremisten<ref>[http://www.verfassungsschutz.de/de/publikationen/verfassungsschutzbericht/vsbericht_2007/vsbericht_2007.pdf Verfasssungsschutz.de: Jahresbericht 2007]</ref> und der sächsische Verfassungsschutz als ihr zentrales Treffen mit internationaler Bedeutung ein.<ref>[http://www.verfassungsschutz.sachsen.de/922.htm Verfassungsschutz Sachsen, 16. Februar 2009: ''Aktivitäten von Extremisten am 13./14. Februar 2009 in Dresden im Zusammenhang mit dem Jahrestag der Luftangriffe auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg'']</ref>
=== „Vertreibungsholocaust“ ===

[[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Horst Köhler]] und andere plädierten daraufhin 2005 für die energische politische und notfalls rechtliche Bekämpfung der NPD. Staatsanwälte prüften, ob die Aussage vom „Bombenholocaust“ als [[Volksverhetzung]] strafbar ist.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsradikalismus-wein-mit-hitler-etikett-das-geht-nicht-1.518276 Süddeutsche Zeitung, 28. Januar 2005: ''Rechtsradikalismus: „Wein mit Hitler-Etikett, das geht nicht“'']</ref> Ein [[Strafverfahren]] gegen Gansel und Apfel wurde jedoch wegen ihrer [[Indemnität]] nicht eingeleitet.<ref>[http://www.hagalil.com/archiv/2005/01/npd-sachsen.htm Klaus Parker: ''Kein Strafermittlungsverfahren gegen Apfel und Gansel: Die überraschten Anständigen'' (HaGalil 24. Januar 2005)]</ref> Auch gegen [[Udo Voigt]] (NPD), der die Äußerungen als „zutreffende Wortwahl“ begrüßt hatte, wurde kein Verfahren eingeleitet, weil nach einem Urteil des [[Bundesverfassungsgericht]]s angenommen wird, dass in politischen Auseinandersetzungen eine „Diffamierungsabsicht nicht das vorrangige Ziel der Argumentation“ sei.<ref>[http://www.presseportal.de/story.htx?nr=666886 Der Tagesspiegel, 10. April 2005: ''Kein Verfahren gegen NPD-Chef Voigt wegen „Bombenholocaust“'']</ref> In einem späteren Strafverfahren gegen ein NPD-Mitglied urteilten zwei Gerichtsinstanzen, seine öffentliche Bezeichnung alliierter Luftangriffe auf Zivilisten als „Bombenholocaust“ habe den Holocaust nicht zwangsläufig verharmlost und sei daher von der Meinungsfreiheit geschützt.<ref>[http://www.16vor.de/index.php/2010/06/16/npd-olg-folgt-landgericht/ 16 vor, Nachrichten aus Trier, 16. Juni 2010: ''NPD: OLG folgt Landgericht'']</ref>

„Bombenholocaust“ wurde auf den dritten Rang für das [[Unwort des Jahres]] 2005 gewählt.<ref>[http://www.gfds.de/aktionen/wort-des-jahres/unwoerter-des-jahres/ Gesellschaft für deutsche Sprache: Unwörter des Jahres]</ref> Historiker<ref>[http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=768235 Sächsische Zeitung, 26. Januar 2005: '',Die NPD missbraucht die Opfer in Dresden‘''] (Interview mit Reiner Pommerin)</ref> und der deutsche Verfassungsschutz weisen den Begriff als Versuch zurück, den Holocaust als ein Ereignis neben anderen zu relativieren und davon abzulenken, ihn als bloße Katastrophe und die Deutschen als bloße Opfer erscheinen zu lassen.<ref>[http://www.verfassungsschutz.de/download/SHOW/broschuere_0511_2_antisemitismus.pdf Bundesamt für Verfassungsschutz.de: ''Argumentationsmuster im rechtsextremistischen Antisemitismus: Aktuelle Entwicklungen'' (November 2005), Abschnitt 6.2.: ''Holocaust-Relativierung'', PDFF S. 19f.]</ref> Nach einer Umfrage von [[Infratest dimap]] 2005 hielten 27 Prozent der Befragten den Begriff für „nicht anstößig“.<ref>Andrea Röpke, Andreas Speit (Hrsg.): ''Neonazis in Nadelstreifen - Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft.'' Christian Links Verlag, 2., teilweise aktualisierte Neuauflage 2009, ISBN 3-86153-531-9, S. 55 ([http://books.google.de/books?id=WpgCPELRot0C&pg=PA55#v=onepage&q&f=false Buchauszug online]); siehe auch [http://www.kritiknetz.de/bombenholocaust.pdf Heinz Gess: ''Der „Bomben-Holocaust“. Zur Politik und Bildung nach Auschwitz'']</ref>

Nach einem Medienbericht soll ein Kreisverband der Partei [[Die Linke]] von seiner Webseite aus von 2006 bis 2011 auf eine Webseite verlinkt haben, auf der „im Vokabular von Neonazis“ behauptet wurde, im „Bombenholocaust von Dresden“ seien mehr Menschen als im Lager Auschwitz getötet worden.<ref>[http://www.welt.de/politik/deutschland/article13282452/Linke-verbreitete-antisemitische-Propaganda-im-Netz.html Robin Alexander (Die Welt, 27. April 2011): ''Linke verbreitete antisemitische Propaganda im Netz'']</ref> Laut Kreisverband soll der Text mit diesem Link von dem Holocaustleugner Ahmed Rami stammen und am 31. Januar 2011 von Unbekannten auf eine Unterseite des Verbands gestellt worden sein. Man habe Anzeige gegen Unbekannt gestellt.<ref>[http://www.jungewelt.de/2011/05-07/008.php Hermann Dierkes (Junge Welt, 7. Mai 2011'): ''Verleumdung und Rufmord'']</ref>

=== Vertreibungsholocaust ===
Als „Vertreibungsholocaust“ bezeichnen Rechtsextremisten im deutschsprachigen Raum die Flucht und [[Vertreibung]]en von etwa 8,15 Millionen Deutschen aus ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in [[Osteuropa]] zwischen 1944 und 1949, bei denen etwa zwei Millionen umkamen. Der Ausdruck wird benutzt, um diese Ereignisse von ihren historischen Ursachen und anderen durch Deutsche verursachten Vertreibungen zu isolieren und als mit dem Holocaust gleichrangiges oder schlimmeres Verbrechen darzustellen. So stilisiert ein im rechtsextremen Verlag „Deutsche Stimme“ veröffentlichtes Buch<ref>Rolf-Josef Eibicht/Anne Hipp: ''Der Vertreibungsholocaust. Politik zur Wiedergutmachung eines Jahrhundertverbrechens'', Verlag Deutsche Stimme, ISBN 3-9805844-5-3</ref> die Vertreibungen Deutscher zu „Jahrhundert-“ oder „Jahrtausendverbrechen“ und verlangt die „Rückgabe der deutschen Ostgebiete und des Sudetenlandes“ als „gesamtdeutsche Forderung“.<ref>[http://www.weltnetzladen.com/1caf36945a11db31b/1caf36946c0bed386/4c1f8d949c11f3e16/4c1f8d95f31228466.php Weltnetzladen: Verlagswerbetext für ''Der Vertreibungsholocaust'']</ref>
Als „Vertreibungsholocaust“ bezeichnen Rechtsextremisten im deutschsprachigen Raum die Flucht und [[Vertreibung]]en von etwa 8,15 Millionen Deutschen aus ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in [[Osteuropa]] zwischen 1944 und 1949, bei denen etwa zwei Millionen umkamen. Der Ausdruck wird benutzt, um diese Ereignisse von ihren historischen Ursachen und anderen durch Deutsche verursachten Vertreibungen zu isolieren und als mit dem Holocaust gleichrangiges oder schlimmeres Verbrechen darzustellen. So stilisiert ein im rechtsextremen Verlag „Deutsche Stimme“ veröffentlichtes Buch<ref>Rolf-Josef Eibicht/Anne Hipp: ''Der Vertreibungsholocaust. Politik zur Wiedergutmachung eines Jahrhundertverbrechens'', Verlag Deutsche Stimme, ISBN 3-9805844-5-3</ref> die Vertreibungen Deutscher zu „Jahrhundert-“ oder „Jahrtausendverbrechen“ und verlangt die „Rückgabe der deutschen Ostgebiete und des Sudetenlandes“ als „gesamtdeutsche Forderung“.<ref>[http://www.weltnetzladen.com/1caf36945a11db31b/1caf36946c0bed386/4c1f8d949c11f3e16/4c1f8d95f31228466.php Weltnetzladen: Verlagswerbetext für ''Der Vertreibungsholocaust'']</ref>
Dem NS-Judenmord wird der Rang als eines der größten Menschheitsverbrechen damit abgesprochen; die NS-Verbrechen werden durch die Gegenüberstellung verharmlost, um sie vergessen zu machen. Auch ein Buch von Karsten Kriwat mit dem Titel ''Der andere Holocaust'' verfolgt diese Strategie.<ref>Karsten Kriwat: ''Der andere Holocaust. Die Vertreibung der Deutschen 1944–1949.'' FZ Verlag 2004, ISBN 978-3-924309-71-8</ref>
Dem NS-Judenmord wird der Rang als eines der größten Menschheitsverbrechen damit abgesprochen; die NS-Verbrechen werden durch die Gegenüberstellung verharmlost, um sie vergessen zu machen. Auch ein Buch von Karsten Kriwat mit dem Titel ''Der andere Holocaust'' verfolgt diese Strategie.<ref>Karsten Kriwat: ''Der andere Holocaust. Die Vertreibung der Deutschen 1944–1949.'' FZ Verlag 2004, ISBN 978-3-924309-71-8</ref>


Diesen Missbrauch des Holocaustbegriffs kritisieren auch Vertriebene als „geistige Verheerung“.<ref>Hans Henning Hahn: ''Hundert Jahre sudetendeutsche Geschichte: Eine völkische Bewegung in drei Staaten.'' Peter Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-631-55372-2, S. 16 ([http://books.google.de/books?id=YESuUTebxs4C&pg=PA16#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])</ref>
=== „Babycaust“ ===

''Babycaust'' ist eine von Klaus Günter Annen geprägte Wortschöpfung in Bezug auf den [[Schwangerschaftsabbruch]], die er auf einem Flugblatt vor einer gynäkologischen Praxis verbreitete. Darüber hinaus bezeichnete er den Schwangerschaftsabbruch mit Hinweis auf die „Wehrlosigkeit der Opfer und Verbrennung ihrer Überreste“ als ''neuen Holocaust''. Beide Begriffe für den Schwangerschaftsabbruch wurden in einem Rechtsstreit vom Bundesgerichtshof und Oberlandesgericht in Karlsruhe als „zwar drastische und überzeichnende“, dennoch legitime Meinungsäußerungen gewertet. Aus dem Flugblatt sei aber keine Gleichsetzung mit dem Holocaust zu entnehmen.<ref>[http://www.judicialis.de/Oberlandesgericht-Karlsruhe_6-U-189-02_Urteil_23.04.2003.html Gericht: Oberlandesgericht Karlsruhe: Urteil verkündet am 23.04.2003 - Aktenzeichen: 6 U 189/02 - Rechtsgebiete: BGB, StGB]</ref>
=== Babycaust ===
''Babycaust'' ist eine von Klaus Günter Annen geprägte Wortschöpfung für den [[Schwangerschaftsabbruch]], die er auf einem Flugblatt vor einer gynäkologischen Praxis verbreitete. Zudem bezeichnete er den Schwangerschaftsabbruch mit Hinweis auf die „Wehrlosigkeit der Opfer und Verbrennung ihrer Überreste“ als „neuen Holocaust“.


Im BGH-Urteil vom 30. Mai 2000 VI ZR 276/ 99 wird ausgeführt:<ref>zitiert nach [http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?toc=lm.50&docid=14244 C.H.- Beck: Kommentierte Rechtsprechung]</ref>
Der [[Bundesgerichtshof]] schloss einen Rechtsstreit darüber am 30. Mai 2000 mit folgendem Urteil ab:<ref>zitiert nach [http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?toc=lm.50&docid=14244 C.H.- Beck: Kommentierte Rechtsprechung, zu VI ZR 276/ 99]</ref>
{{Zitat|Eine Meinungsäußerung im Rahmen eines Beitrags zur politischen Willensbildung in einer die Öffentlichkeit wesentlich berührenden, fundamentalen Frage, bei der es um den Schutz des Lebensrechts Ungeborener geht, muß nach Art. 5 Abs. 1 GG in einer freiheitlichen Demokratie grundsätzlich selbst dann toleriert werden, wenn die geäußerte Meinung extrem erscheint (hier: „Babycaust“).}}
{{Zitat|Eine Meinungsäußerung im Rahmen eines Beitrags zur politischen Willensbildung in einer die Öffentlichkeit wesentlich berührenden, fundamentalen Frage, bei der es um den Schutz des Lebensrechts Ungeborener geht, muß nach Art. 5 Abs. 1 GG in einer freiheitlichen Demokratie grundsätzlich selbst dann toleriert werden, wenn die geäußerte Meinung extrem erscheint (hier: „Babycaust“).}}


Ein weiteres Urteil des OLG Karlsruhe erlaubte 2003 auch, den Schwangerschaftsabbruch als ''neuen Holocaust'' zu bezeichnen.<ref>[http://www.123recht.net/printarticle.asp?a=5316 AFP Agence France-Presse GmbH (23. April 2003): ''Abtreibung darf „neuer Holocaust“ genannt werden – Gericht: Abtreibungsarzt muss drastische Kritik hinnehmen'']</ref>
Das [[Oberlandesgericht Karlsruhe]] erlaubte 2003 mit analoger Begründung auch die Bezeichnung des Schwangerschaftsabbruchs als „neuer Holocaust“.<ref>[http://www.123recht.net/printarticle.asp?a=5316 AFP Agence France-Presse GmbH (23. April 2003): ''Abtreibung darf „neuer Holocaust“ genannt werden – Gericht: Abtreibungsarzt muss drastische Kritik hinnehmen'']</ref>


Im April 2007 wurden die Webseiten von Annen von der [[Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien]] (Bonn) in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen.<ref name="jugendgefährdend">Newsletter des Vereins (Ausgabe Mai 2007 von „Nie Wieder! – Nachrichten Europäischer Bürgerinitiativen“)</ref>
Im April 2007 wurden die Webseiten von Annen von der [[Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien]] (Bonn) in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen.<ref name="jugendgefährdend">Newsletter des Vereins (Ausgabe Mai 2007 von „Nie Wieder! – Nachrichten Europäischer Bürgerinitiativen“)</ref>


Auch manche kirchlichen Abtreibungsgegner vergleichen Schwangerschaftsabbruch mit NS-Verbrechen. Ihre direkte Gegenüberstellung findet man etwa bei einer ''Aktion Lebenshilfe e.V.'', einem 1979 gegründeten Verein von Christen mit Sitz in Abtsteinbach/Odenwald.<ref>[http://www.aktion-leben.de/Hintergruende/sld09.htm ''Abtreibung - der neue Holocaust?'']; [http://www.aktion-leben.de/Wir_ueber_uns/impressum.htm Impressum]</ref> Papst [[Johannes Paul II.]] führte in einem im Februar 2005 erschienenen Buch heutige gesetzliche Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch ebenso wie Hitlers Wahl im [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] (März 1933) auf Machtüberschreitungen von Parlamenten zurück.<ref>[http://www.netzeitung.de/ausland/326347.html Netzeitung.de, 19. Februar 2005: ''Papst vergleicht Abtreibung mit Holocaust'']</ref> Daraufhin stellte [[Kardinal Lehmann]] für die [[Deutsche Bischofskonferenz]] nach einem Treffen mit [[Paul Spiegel]] für den [[Zentralrat der Juden in Deutschland]] fest: Die Einzigartigkeit der Shoa dürfe nicht durch falsche Vergleiche mit anderen Verbrechen relativiert und nicht „in einem Atemzug mit der Abtreibung“ genannt werden; auch Kirchenvertreter müssten den Holocaustbegriff sensibler verwenden.<ref>[http://www.faz.net/artikel/C30189/katholisch-juedischer-dialog-sensibler-umgang-mit-dem-wort-holocaust-30112725.html FAZ, 25. Februar 2005: ''Katholisch-jüdischer Dialog: „Sensibler Umgang mit dem Wort Holocaust“'']</ref>
Auch manche kirchlichen Abtreibungsgegner vergleichen Schwangerschaftsabbruch mit NS-Verbrechen. Ihre direkte Gegenüberstellung findet man etwa bei einer ''Aktion Lebenshilfe e.V.'', einem 1979 gegründeten Verein von Christen mit Sitz in Abtsteinbach/Odenwald.<ref>[http://www.aktion-leben.de/Hintergruende/sld09.htm ''Abtreibung - der neue Holocaust?'']; [http://www.aktion-leben.de/Wir_ueber_uns/impressum.htm Impressum]</ref> Papst [[Johannes Paul II.]] führte in einem im Februar 2005 erschienenen Buch heutige gesetzliche Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch ebenso wie Hitlers Wahl im [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] (März 1933) auf Machtüberschreitungen von Parlamenten zurück.<ref>[http://www.netzeitung.de/ausland/326347.html Netzeitung.de, 19. Februar 2005: ''Papst vergleicht Abtreibung mit Holocaust'']</ref>


Daraufhin stellte [[Kardinal Lehmann]] für die [[Deutsche Bischofskonferenz]] nach einem Treffen mit [[Paul Spiegel]] für den [[Zentralrat der Juden in Deutschland]] fest: Die Einzigartigkeit der Shoa dürfe nicht durch falsche Vergleiche mit anderen Verbrechen relativiert und nicht „in einem Atemzug mit der Abtreibung“ genannt werden; auch Kirchenvertreter müssten den Holocaustbegriff sensibler verwenden.<ref>[http://www.faz.net/artikel/C30189/katholisch-juedischer-dialog-sensibler-umgang-mit-dem-wort-holocaust-30112725.html FAZ, 25. Februar 2005: ''Katholisch-jüdischer Dialog: „Sensibler Umgang mit dem Wort Holocaust“'']</ref>
=== „Holocaust auf Ihrem Teller“ ===

Im März 2004 machte die Tierschutzorganisation [[People for the Ethical Treatment of Animals]] (Peta) mit dem Plakatslogan ''Holocaust auf Ihrem Teller'' auf Missstände bei der [[Intensive Tierhaltung|Massentierhaltung]] und eine ethische Problematik des Fleischkonsums aufmerksam. Diese Begriffsverwendung stieß vielfach auf Kritik. Der [[Zentralrat der Juden in Deutschland]] erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die Kampagne.<ref>[http://www.zentralratdjuden.de/de/article/207.html Presseerklärung 19. März 2004: ''Zentralrat der Juden erwirkt einstweilige Verfügung gegen Peta-Kampagne'']</ref> Das Amtsgericht [[Stuttgart]] verurteilte den zweiten Vorsitzenden von Peta Deutschland 2005 für die Aktion wegen Volksverhetzung; das Berufungsverfahren wurde 2010 gegen eine Geldbuße eingestellt.<ref>[http://www.prcenter.de/Zweiter-Peta-Chef-muss-10-000-Euro-wegen-Volksverhetzung-zahlen.181488.html dts Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH, 9. Oktober 2010: ''Zweiter Peta-Chef muss 10.000 Euro wegen Volksverhetzung zahlen'']</ref> Das [[Landgericht Berlin]] und das [[Kammergericht]] Berlin untersagten Peta 2004 und 2005 rechtskräftig die Verbreitung der Plakate, weil diese gegen die [[Menschenwürde]] von Holocaustüberlebenden verstoße.<ref>[http://www.rubrr.de/?q=node/31 Rechtsprechungsreport der Ruhr-Universität Bochum: ''„Der Holocaust auf Ihrem Teller“'']</ref>
=== Holocaust auf Ihrem Teller ===
Im März 2004 machte die Tierschutzorganisation [[People for the Ethical Treatment of Animals]] (Peta) mit dem Plakatslogan ''Holocaust auf Ihrem Teller'' auf Missstände bei der [[Intensive Tierhaltung|Massentierhaltung]] und eine ethische Problematik des Fleischkonsums aufmerksam. Diese Begriffsverwendung stieß vielfach auf Kritik. Der Zentralrat der Juden in Deutschland erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die Kampagne.<ref>[http://www.zentralratdjuden.de/de/article/207.html Presseerklärung 19. März 2004: ''Zentralrat der Juden erwirkt einstweilige Verfügung gegen Peta-Kampagne'']</ref> Das Amtsgericht [[Stuttgart]] verurteilte den zweiten Vorsitzenden von Peta Deutschland 2005 für die Aktion wegen Volksverhetzung; das Berufungsverfahren wurde 2010 gegen eine Geldbuße eingestellt.<ref>[http://www.prcenter.de/Zweiter-Peta-Chef-muss-10-000-Euro-wegen-Volksverhetzung-zahlen.181488.html dts Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH, 9. Oktober 2010: ''Zweiter Peta-Chef muss 10.000 Euro wegen Volksverhetzung zahlen'']</ref> Das [[Landgericht Berlin]] und das [[Kammergericht]] Berlin untersagten Peta 2004 und 2005 rechtskräftig die Verbreitung der Plakate, weil diese gegen die [[Menschenwürde]] von Holocaustüberlebenden verstoße.<ref>[http://www.rubrr.de/?q=node/31 Rechtsprechungsreport der Ruhr-Universität Bochum: ''„Der Holocaust auf Ihrem Teller“'']</ref>


Dagegen erklärte der [[Oberster Gerichtshof (Österreich)|oberste Gerichtshof Österreichs]] (OGH) die Kampagne 2006 für rechtmäßig, da der drastische Vergleich dem erlaubten Zweck diene, „in einer von Werbung reizüberfluteten Gesellschaft Aufmerksamkeit für ein Anliegen zu erzielen“. Er äußerte zugleich Verständnis für die Kritik.<ref>[http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Justiz&Dokumentnummer=JJT_20061012_OGH0002_0060OB00321_04F0000_000&ResultFunctionToken=6ec4be22-ba12-4c08-8eba-d8dfe8149116&Gericht=&Rechtssatznummer=&Rechtssatz=&Fundstelle=&SucheNachRechtssatz=True&SucheNachText=True&GZ=&VonDatum=&BisDatum=26.03.2009&Norm=&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=50 Beschluss des OGH vom 12. Oktober 2006, Az. 6Ob321/04f]</ref>
Dagegen erklärte der [[Oberster Gerichtshof (Österreich)|oberste Gerichtshof Österreichs]] (OGH) die Kampagne 2006 für rechtmäßig, da der drastische Vergleich dem erlaubten Zweck diene, „in einer von Werbung reizüberfluteten Gesellschaft Aufmerksamkeit für ein Anliegen zu erzielen“. Er äußerte zugleich Verständnis für die Kritik.<ref>[http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Justiz&Dokumentnummer=JJT_20061012_OGH0002_0060OB00321_04F0000_000&ResultFunctionToken=6ec4be22-ba12-4c08-8eba-d8dfe8149116&Gericht=&Rechtssatznummer=&Rechtssatz=&Fundstelle=&SucheNachRechtssatz=True&SucheNachText=True&GZ=&VonDatum=&BisDatum=26.03.2009&Norm=&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=50 Beschluss des OGH vom 12. Oktober 2006, Az. 6Ob321/04f]</ref>


Mit Beschluss vom 20. Februar 2009 nahm das [[Bundesverfassungsgericht]] eine gegen die vorigen deutschen Gerichtsurteile gerichtete [[Verfassungsbeschwerde]] von Peta nicht zur Entscheidung an. Insbesondere sei die Bewertung des Kammergerichts nicht zu beanstanden, dass „ein kategorialer Unterschied zwischen menschlichem, würdebegabtem Leben und den Belangen des Tierschutzes“ bestehe und „die Kampagne des Beschwerdeführers als eine Bagatellisierung und Banalisierung des Schicksals der Holocaustopfer“ darstelle. Dies beeinträchtige das [[Allgemeines Persönlichkeitsrecht|allgemeine Persönlichkeitsrecht]], dem hier „Vorrang vor der [[Meinungsfreiheit]]“ einzuräumen sei.<ref>[http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rk20090220_1bvr226604.html Beschluss des BVerfG vom 20. Februar 2009, Az. 1 BvR 2266/04 und 1 BvR 2620/05]</ref> Peta kündigte dagegen eine Klage vor dem [[Europäischer Gerichtshof|Europäischen Gerichtshof]] an.<ref>[http://www.peta.de/web/petas.2133.html PETA, 27. März 2009: ''„Holocaust-Kampagne“ verstößt nicht gegen die Menschenwürde'']</ref>
Mit Beschluss vom 20. Februar 2009 nahm das [[Bundesverfassungsgericht]] eine gegen die vorigen deutschen Gerichtsurteile gerichtete [[Verfassungsbeschwerde]] von Peta nicht zur Entscheidung an. Insbesondere sei die Bewertung des Kammergerichts nicht zu beanstanden, dass „ein kategorialer Unterschied zwischen menschlichem, würdebegabtem Leben und den Belangen des Tierschutzes“ bestehe und „die Kampagne des Beschwerdeführers als eine Bagatellisierung und Banalisierung des Schicksals der Holocaustopfer“ darstelle. Dies beeinträchtige das [[Allgemeines Persönlichkeitsrecht|allgemeine Persönlichkeitsrecht]], dem hier „Vorrang vor der [[Meinungsfreiheit]]“ einzuräumen sei.<ref>[http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rk20090220_1bvr226604.html Beschluss des BVerfG vom 20. Februar 2009, Az. 1 BvR 2266/04 und 1 BvR 2620/05]</ref> Peta kündigte dagegen eine Klage vor dem [[Europäischer Gerichtshof|Europäischen Gerichtshof]] an.<ref>[http://www.peta.de/web/petas.2133.html PETA, 27. März 2009: ''„Holocaust-Kampagne“ verstößt nicht gegen die Menschenwürde'']</ref>

== Siehe auch ==
* [[Holocaust (Band)]]
* [[Holocaustforschung]]
* [[Holocaustleugnung]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Gabriele von Glasenapp: ''Von der Endlösung der Judenfrage zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.'' In: Ekkehard Felder: ''Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften.'' Walther de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3110191024, S. 127-155 ([http://books.google.com/books?id=4o-F6ffO_skC&pg=PA127#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])
* Gabriele von Glasenapp: ''Von der Endlösung der Judenfrage zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit.'' In: Ekkehard Felder: ''Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften.'' Walther de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-019102-4, S. 127-155 ([http://books.google.com/books?id=4o-F6ffO_skC&pg=PA127#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])
* Annette Krings: ''Die Macht der Bilder!?'' Lit Verlag, 2006, ISBN 3-8258-8921-1, S. 10-18: ''I. 1 Begriffsbestimmungen'' ([http://books.google.com/books?id=TCzoFr04OUkC&pg=PA10#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])
* Norbert Frei: '' Auschwitz und Holocaust. Begriff und Historiographie.'' In: Hanno Loewy (Hrsg.): ''Holocaust: Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte über die Besetzung der Geschichte.'' Reinbek bei Hamburg 1992, S. 101–109.
* Matthias Haß: ''Gestaltetes Gedenken: Yad Vashem, das U.S. Holocaust Memorial Museum und die Stiftung Topographie des Terrors.'' Campus Verlag, 2002, ISBN 3-593-37115-4, S. 313-321: ''Eine Definition des Holocaust'' ([http://books.google.com/books?id=FKy1T5IdBycC&pg=PA313#v=onepage&q&f=false Buchauszug online])
* James Edward Young: ''Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-518-39231-X, S. 141ff.
* Christoph Münz: ''Der Welt ein Gedächtnis geben. Geschichtstheologisches Denken im Judentum nach Auschwitz.'' Gütersloher Verlagshaus/Christian Kaiser, Gütersloh/München 1995, ISBN 3-579-00095-0, S. 100-110
* Norbert Frei: '' Auschwitz und Holocaust. Begriff und Historiographie.'' In: Hanno Loewy (Hrsg.): ''Holocaust: Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte über die Besetzung der Geschichte.'' Reinbek bei Hamburg 1992, S. 101–109 ([http://www.k85.squat.net/cineoffensive/auschwitz/Auschwitz%20und%20Holocaust.pdf Buchauszug online])
* Zev Garber, Bruce Zuckerman: ''Why do we call the Holocaust “THE HOLOCAUST?” An Inquiry into the Psychology of Labels.'' Modern Judaism (1989) 9(2), S. 197-211
* Leon A. Jick: ''The Holocaust: Its Use and Abuse within the American Public.'' In: Livia Rothkirchen (Hrsg.): ''Yad Vashem Studies XIV.'' Jerusalem 1981, S. 301-318
* Gerd Korman: ''The Holocaust in American Historical Writing.'' In: ''Societas – A Review of Social History'' Vol. II, Nr. 3/1972, S. 251–270.
* Gerd Korman: ''The Holocaust in American Historical Writing.'' In: ''Societas – A Review of Social History'' Vol. II, Nr. 3/1972, S. 251–270.


== Weblinks ==
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'''allgemein'''
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* Volker Zastrow: [http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E4ADFB338CE76443E8B7FBFD2AE6ED9EB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html Holocaust, Ein Wort für das Namenlose.] In der [[FAZ]] vom 27. Januar 2005
* [[Volker Zastrow]]: [http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E4ADFB338CE76443E8B7FBFD2AE6ED9EB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html Holocaust, Ein Wort für das Namenlose.] In der [[FAZ]] vom 27. Januar 2005


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Version vom 24. Juni 2011, 01:01 Uhr

KZ Buchenwald, Leichen von Häftlingen (Deutsches Bundesarchiv)

Der Begriff Holocaust (vom griechischen Adjektiv ὁλόκαυστον, holókauston: „vollständig verbrannt“) bezeichnete im Altertum ein Brandopfer von Tieren. Die Latinisierung Holocaustum ging über verschiedene Bibelübersetzungen zuerst in den französischen und englischen Wortschatz, von da aus auch in andere europäische Sprachen ein.

Seit dem 12. Jahrhundert bezeichnete Holocaustum auch den Feuertod vieler Menschen, sei es als Brandkatastrophe, sei es als gewollte Verbrennung. Ab 1895 wurden Massaker an den Armeniern als Holocaust bezeichnet. Damit wurde der englische Begriff erstmals auch für Massenmorde an einer Ethnie verwendet, die nach 1945 als „Völkermord“ (Genozid) bezeichnet und rechtlich definiert wurden. Seit 1943 wurden zuerst im Vereinigten Königreich auch Massenmorde von Nationalsozialisten an Juden so genannt.

„(Der) Holocaust“ (oft mit dem bestimmten Artikel) ist seit 1972 in den Vereinigten Staaten und seit 1978 auch in vielen Staaten Europas, darunter der Bundesrepublik Deutschland, zum verbreiteten Hauptbegriff für das geworden, was die Nationalsozialisten selbst Endlösung der Judenfrage nannten: die Vernichtung von etwa sechs Millionen europäischen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus, die mit dem Rasse-Antisemitismus als Staatsideologie begründet und gesamtstaatlich organisiert, systematisch auch mit industriellen Methoden durchgeführt wurde und auf Ausrottung aller Juden zielte.

Juden in und außerhalb Israels bezeichnen dieses Ereignis seit 1948 auch als „(die) Shoa“ (Katastrophe, Untergang, Zerstörung). Diesen Begriff übernahmen Teile der westlichen Öffentlichkeit seit etwa 1985.

Diskutiert wurde, ob der Holocaustbegriff für die Besonderheiten der Judenvernichtung reserviert oder auch auf andere NS-Massenmorde übertragen werden kann.[1] Er wird heute nur selten auf die „Gesamtheit der Repressions- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten gegen alle Opfergruppen“ bezogen.[2] Manchmal wird der NS-Massenmord an „Zigeunern“ als Teil des Holocaust oder als Roma-Holocaust bezeichnet.[3] Oft wird dieser heute auch mit dem Ausdruck der Roma Porajmos („Verschlingen“) genannt. Das Übertragen des Holocaustbegriffs auf andere Völkermorde oder Massentötungen wird oft als Verharmlosen und Relativieren der Judenvernichtung kritisiert.

Begriffsgeschichte

Herkunft aus dem Opferkult

Das Wort Holocaust ist eine Transliteration des griechischen Substantivs holokautoma und des dazugehörigen Adjektivs holókauston, die sich aus Vorlage:Polytonisch holos („ganz, vollständig“) und Vorlage:Polytonisch kausis („Brand, Verbrennung“) zusammensetzen. Es bedeutet wörtlich „vollständig verbrannt/Verbranntes“. Erstmals überliefert ist es bei dem griechischen Historiker Xenophon (ca. 426-355 v. Chr.) für ein Tieropfer.[4]

Die um 250 v. Chr. begonnene griechische Bibelübersetzung, die Septuaginta, verwendete es etwa 200 mal für die in der hebräischen Bibel oft nebeneinander stehenden Worte olah (עלה) und kalil („das, was ganz in Rauch zum Himmel aufsteigt“). Gemeint sind Tieropfer, bei denen alle Körperteile und Innereien eines geschlachteten und zerteilten Opfertieres auf einem Altar verbrannt wurden, wie es Lev 9,12ff EU beschreibt.[5] In diesem Sinn heißt es z. B. in 1 Sam 7,9 EU:

„Da nahm Samuel ein junges Lamm und brachte es dem Herrn als Ganzopfer dar. Er rief zum Herrn für Israel und der Herr erhörte ihn.“

In der Bibel bezeichnet der Begriff nur einmal, in der Geschichte von der Beinahe-Opferung Isaaks, ein Menschenopfer, das unausgeführt bleibt (Gen 22,2 EU):

„Gott sprach zu Abraham: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und bringe ihn dort als Brandopfer dar auf einem Berge, den ich dir sagen werde.“

Nach dem weiteren Text verhindert Gott die Ausführung im letzten Moment und nimmt als Ersatz das Brandopfer eines Widders an.

Die lateinische Bibelübersetzung Vulgata aus dem 4. Jahrhundert übernahm den im Lateinischen unbekannten Begriff als holocaustum. In dieser Form drang er in das Französische und Englische, von dort aus in weitere europäische Sprachen ein.[6] Die Lutherbibel dagegen, die die Entwicklung zum Hochdeutschen maßgeblich vorantrieb, übersetzte den ursprünglichen hebräischen Wortlaut mit Brand- oder Ganzopfer.

Säkularisierung seit dem Mittelalter

Judenverbrennung, Sternberg/Sachsen 1492

Im 12. Jahrhundert übertrug ein englischer Chronist den Ausdruck holocaustum auf ein Pogrom an Juden, die bei der Thronbesteigung von König Richard I. in London am 3. September 1198, einem Karfreitag, lebendig verbrannt wurden:[7]

„Am Krönungstag, etwa zu der Stunde, da der Sohn dem Vater geopfert wurde, begann man in London, die Juden ihrem Vater, dem Teufel, zu opfern, wobei man das Brandopfer [lat. holocaustum] erst am anderen Tag zu Ende bringen konnte.“

Der Chronist kennzeichnete das Pogrom an Juden also als biblisches Brandopfer und verknüpfte es mit dem als Opfer verstandenen Kreuzestod Jesu Christi, indem er auf die zeitlich parallele Karfreitags-Eucharistie hinwies. Dies gilt als erste bekannte Übertragung des Holocaustbegriffs auf einen Massenmord.[8]

Hexenverbrennung, 1555

Der italienische Jurist Andrea Alciati (1492-1550) kritisierte die damals verbreitete Verbrennung von als Hexen geltenden Personen nach Folterprozessen 1515 als nova holocausta („neue Brandopfer“).[9] Seit 1583 (erster Nachweis) wurde das Wort auch im englischen Sprachraum auf Großbrände mit vielen Todesopfern oder Massenmorde übertragen.[10]

1910/11 definierte die elfte Ausgabe der Encyclopaedia Britannica das Wort Holocaust so:[11]

strenggenommen ein ganz durch Feuer zerstörtes Opfer... Der Ausdruck wird heute oft auf eine Katastrophe großen Ausmaßes angewandt, ob durch Feuer oder nicht, oder auf ein Massaker oder Gemetzel.“
Getötete Armenier, Aleppo, 28. Februar 1919

1895 und 1896 kam es im Osmanischen Reich zu einer Serie von Massenmorden an Armeniern. Die New York Times beschrieb sie am 10. September 1895 als Armenian Holocaust.[12] Die US-Amerikanerin Corinna Shattuck beschrieb den Massenmord am 28. Dezember 1895 in Urfa, bei dem von bis zu 4000 Getöteten etwa 1500 in einer Kirche lebendig verbrannt wurden, im Januar 1896 brieflich als „ein Massaker, das zu einem großen Holocaust wurde.“[13] 1898 bezeichnete Bernard Lazare in einer Pariser Zeitschrift alle vorherigen antiarmenischen Massaker als Holocaust. 1913 beschrieb der Brite Ducket Ferriman ein Massaker an Armeniern in Adana 1909 unter dem Buchtitel The Young Turks and the Truth about the Holocaust in Asia Minor during April 1909. 1929 beschrieb Winston Churchill in seinem Buch The Aftermath alle im Ersten Weltkrieg geschehenen Massenmorde an Armeniern als „administrativen Holocaust“.[14] Damit hatte der Begriff die Bedeutung angenommen, die ab 1946 „Völkermord“ genannt wurde.

Weiterhin wurden auch verlustreiche Naturkatastrophen wie das San-Francisco-Erdbeben von 1906, Waldbrände, Vulkanausbrüche oder Kriegsereignisse wie der Untergang der Lusitania (1915) im Englischen als Holocaust bezeichnet.[11] Ein Gouverneur rief im Oktober 1919 in den USA zur Hilfe für sechs Millionen hungernde Osteuropäer, darunter Juden, mit den Worten auf: „In diesem drohenden Holocaust menschlichen Lebens sind alle philosophischen Feinheiten vergessen.“[15] Das US-Magazin Newsweek soll die Bücherverbrennung 1933 in Deutschland damals einen „Holocaust von Büchern“ genannt haben.[16] Auch nachdem die nationalsozialistische Judenvernichtung schon als Holocaust bezeichnet worden war, behielt der Begriff im Englischen seine allgemeine Bedeutung „Massenvernichtung menschlichen Lebens“. So bezeichnete ein Buchtitel von 1959 damit einen Theaterbrand in Boston mit Hunderten Todesopfern.[17]

Konzentration auf die Judenvernichtung

Überlebende Kinder im KZ Auschwitz, Januar 1945

Die Oberrabbiner im damaligen Palästina, Isaak HaLevy Herzog und Jacob Meir, sollen Großbritanniens Oberrabbiner kurz nach den Novemberpogromen 1938 telegrafisch einen weltweiten jüdischen Gedenktag für den deutschen „Synagogenholocaust“ vorgeschlagen haben. Dies verknüpfte den Begriff erstmals mit der NS-Judenverfolgung.[11]

In Großbritannien berichtete eine Zeitung am 5. Dezember 1942 über Gerüchte, dass Adolf Hitler die Ausrottung (extermination) der Juden plane; am 23. März 1943 berichtete eine andere Zeitung: „Die Nazis morden weiter. [...] Falls ihre Herrschaft sich lockern ließe, könnten einige Hundert, möglicherweise wenige Tausend, zur Flucht vor diesem Holocaust befähigt werden.“[18] Sir Herbert Samuel bezeichnete die inzwischen bekannt gewordenen NS-Massenmorde an Juden 1943 im britischen Oberhaus als Erster insgesamt als Holocaust.[19] Der Begriff wurde damals auch für alle Kriegsopfer verwendet, ohne Opfer von NS-Verbrechen hervorzuheben. So schrieb Morris Cohen 1944 in seinem Buch Legal Claims against Germany:[20] „Millionen überlebender Opfer des Naziholocaust, Juden wie Nichtjuden, werden vor uns stehen in den kommenden Jahren.“ Die jüdische Palestine Post schrieb 1947 über einen „Holocaust des Krieges, mit seinem Zoll von 30 Millionen Opfern, von denen sechs Millionen Juden waren“.[11]

Seit 1957 wurde Holocaust in der historischen Forschung der USA allmählich zum Sammelbegriff für den systematischen Judenmord der NS-Zeit (→ Holocaustforschung). Daraufhin ordnete die Library of Congress 1968 alle Werke zu diesem Thema unter dem Titel Holocaust-Jewish, 1939–1945 ein.[21] In der Umgangssprache wurde die nationalsozialistische Judenvernichtung seit 1960 auch, seit 1972 meist so bezeichnet.[11] Dazu trug wesentlich der Roman Die Akte Odessa von Frederick Forsyth bei.[22] Die Encyclopedia Britannica definierte den Begriff Holocaust in der 15. Auflage von 1974 als Synonym dafür.[23]

In Deutschland wurde Holokaustum 1834 im Wörterbuch von Jacob Heinrich Kaltschmidt als Fremdwort für „ganz verbranntes Brandopfer“ aufgeführt.[24] Dem Eintrag Holokaust im Fremdwörterbuch von Daniel Sanders von 1871 folgte der Große Brockhaus in vielen Auflagen.[25]

Erst der US-amerikanische Fernsehfilm Holocaust von 1978 machte das Wort für die Judenvernichtung in vielen Sprachen Europas populär:[26] so seit der deutschsprachigen Sendung mit dem Untertitel „Die Geschichte der Familie Weiß“ im Januar 1979 auch in der Bundesrepublik. 1980 wurde Holocaust zum Wort des Jahres 1979 gewählt.[27] Bis 1990 übernahmen deutsche Lexika und Enzyklopädien den englischen Begriff als Synonym für die nationalsozialistische Judenvernichtung und betonten damit deren Ausnahmestellung.[28] Der Versuch einiger deutscher Historiker und Linguisten im Jahr 2000, dafür im deutschen Sprachraum die Schreibweise mit k zu etablieren, setzte sich nicht durch.[29]

Der Philologe und Literaturhistoriker Theo Stemmler beschrieb den Begriffswandel als abgestufte Umwertung der vier ursprünglichen Elemente vollständig - Brand - Opfer - Tier: Anstelle der rituellen, biblisch positiv gewerteten Tieropfer habe holocaust(um) schon im Mittelalter negativ gewertete hohe Menschenverluste durch Feuer bezeichnet, und zwar zunächst Großbrände oder Massenmorde, später auch auf andere Art vernichtete Menschen. In diesem Sinn einer beabsichtigten restlosen Totalauslöschung sei Holocaust „eine bedrückend genaue Bezeichnung für die von den Nazis betriebene Vernichtung der Juden“.[30]

Shoa

Waggon für Vernichtungstransport in der NS-Zeit - Nachbau, US Holocaust Memorial Museum

Neben Holocaust entwickelte sich das hebräische Substantiv שׁוֹאָה Shoa (auch „Shoah“, „Schoa“ oder „Schoah“) zur Bezeichnung für die Judenvernichtung: besonders im Judentum, später auch in Europa und den USA. In der Bibel (Jes 10,3 EU) bezeichnet es eine von Gott gesandte ausländische Existenzbedrohung des Volkes Israel. Davon ausgehend bezeichnet das Wort im Hebräischen allgemein eine für ganze Völker tödliche Bedrohung durch Geschichts- oder Naturereignisse und wird etwa als „große Katastrophe“, „Unheil“, „Untergang“ oder „Zerstörung“ übersetzt.[31]

1940 wurde Shoa im Titel eines Jerusalemer Zeitungsartikels zum ersten Mal für deutsche Massenmorde an Juden verwendet: Shoat jehudej polin' („Die Katastrophe der Juden in Polen“). Damals war das nationalsozialistische Ausrottungsziel im Ausland noch nicht bekannt. Im November 1942 erschien der Begriff in einer offiziellen Erklärung der Jewish Agency zu den nun bekannt gewordenen Vorgängen in den Vernichtungslagern in Osteuropa. Damit setzte sich Shoa zunächst in jüdischen Gemeinden Palästinas als Ausdruck für die Massentötungen von Juden durch.[32]

In der Unabhängigkeitserklärung Israels von 1948 ist Shoa der Begriff für „die Katastrophe, die in Europa Millionen von Juden vernichtete“ und begründet darin mit anderen Faktoren das Existenzrecht Israels. Damit wurde dieser ursprünglich biblische Ausdruck fortan ausschließlich auf dieses Ereignis bezogen. Dies knüpfte an eine jüdische Tradition an, besonders einschneidende Ereignisse der jüdischen Geschichte mit einem biblischen Substantiv zu bezeichnen und dieses so daran zu binden: etwa Gesera (Verfolgung) für die Massaker des Ersten Kreuzzugs von 1096 und Wiener Gesera für die planmäßige Zerstörung jüdischer Gemeinden 1421 im Herzogtum Österreich oder Churban (Zerstörung, Katastrophe) für die Zerstörung des ersten (586 v. Chr.) und des zweiten Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.) sowie dritter Churban für die NS-Judenvernichtung. Diese Begriffe wurden auf außerbiblische Judenverfolgungen übertragen, um diese mit biblischen Katastrophen in eine Reihe zu stellen und so in die jüdische Gesamtgeschichte einzuordnen. Dabei wird Shoa heute eher von säkularen, Churban eher von religiösen Juden bevorzugt.[33]

1951 führte Israel den Yom Hashoah („Shoa-Tag“) als nationalen Gedenktag für die Judenverfolgung 1933–1945 ein. Er wird an jedem 27. Nisan des jüdischen Kalenders auf vielfältige Weise in jüdischen Gemeinden weltweit begangen. Das Datum entspricht dem 19. April 1943, als der Aufstand im Warschauer Ghetto begann.

In Westeuropa machte vor allem der neunstündige Dokumentarfilm „Shoah“ von Claude Lanzmann von 1985 diesen Begriff bekannt. Seitdem hat er sich nicht nur in Israel, sondern auch vielen anderen Ländern als mit Holocaust gleichberechtigt durchgesetzt.[34] Wer den Holocaustbegriff als Oberbegriff auch für andere NS-Massenmorde verwendet oder als unpassend für den Judenmord der NS-Zeit ablehnt, bevorzugt dafür heute oft Shoa. Beide Begriffe haben einander nicht abgelöst, sondern werden meist als Synonyme verwendet. In Deutschland ersetzen sie den fehlenden allgemeingültigen deutschen Begriff für das Ereignis. Dabei vertritt Holocaust eher die Sicht der Täternachfahren, Shoa eher die der Opfernachfahren.

Problematik

Die Konzentration des Holocaustbegriffs auf die Judenvernichtung war in der Zeitgeschichts- und Genozidforschung, in Literatur, Pädagogik und Medien von kontroversen Debatten begleitet und gefolgt. Diese sind eng mit der geschichtswissenschaftlichen Frage nach der sogenannten Singularität der Judenvernichtung und der Erinnerungspolitik zur NS-Zeit verbunden. Auch andere gängige Bezeichnungen der NS-Verbrechen wurden problematisiert. Als Grund nannte Annegret Ehmann: „Die Begriffe und Metaphern, die wir wählen, um das historische Geschehen zu beschreiben, sagen etwas über unser Verhältnis zu dieser Geschichte aus.“[35] Peter Longerich betont: „Begriffe beeinflussen und lenken die Wahrnehmung eines historischen Phänomens; dies gilt insbesondere dann, wenn ein komplexes und schwer vorstellbares Ereignis bezeichnet werden soll.“[36]

Debatte in den USA

1978 entstand in den USA aus dem Streit um das Konzept des damals geplanten nationalen Holocaust Memorial Museums ein Definitionsstreit um den Holocaustbegriff. Auslöser war US-Präsident Jimmy Carters Auftrag, eine nationale Gedenkstätte für „die sechs Millionen, die in dem Holocaust ermordet wurden“, zu entwerfen: Damit begrenzte er den Begriff auf die Judenvernichtung. Daraufhin beanspruchten Vertreter verschiedener nichtjüdischer Minderheiten, deren Vorfahren ebenfalls von Massenverbrechen betroffen waren, einen analogen Opferstatus und Aufnahme in das Museumskonzept. Carter erweiterte die Holocaustdefinition 1979 darum auf „elf Millionen unschuldige Opfer, von denen sechs Millionen Juden waren“. Dagegen betonte Elie Wiesel, Auschwitz-Überlebender und erster Vorsitzender des Gründungskomitees, das vom NS-Staat angestrebte Ziel der Ausrottung aller Juden als analogielose Besonderheit. Er fasste es später in den oft zitierten Satz: „Nicht alle Opfer waren Juden, aber alle Juden waren Opfer.“[37] Die von Carter berufene mehrheitlich von Vertretern jüdischer NS-Opfer besetzte Gründungskommission definierte „Holocaust“ als „systematische, bürokratische Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Nazis und ihre Kollaborateure als zentralen Staatsakt während des Zweiten Weltkriegs“ und verlangte daher in ihrem Museumsentwurf einen Vorrang für das Gedenken dieses Ereignisses, aber keinen Ausschluss anderer Opfergruppen. Die US-Regierung lehnte dies ab und vermied eine klare Begriffsdefinition, gebrauchte den Terminus Holocaust offiziell aber weiterhin synonym mit Judenvernichtung.[38]

Dieser Definitionsstreit setzte sich in der US-Geschichtswissenschaft nach 1980 als Debatte um die „Einzigartigkeit“ (englisch uniqueness) und „Beispiellosigkeit“ (engl. unprecedentedness) der NS-Judenvernichtung fort. Historiker wie Yehuda Bauer, Steven T. Katz, Lucy Dawidowcz betonten diese Ausnahmestellung als Ergebnis einer Entwicklung von Massenmord über Völkermord zum geplanten und organisierten Holocaust an allen Juden aus ideologischen oder pseudoreligiösen Gründen. Dabei beriefen sie sich auch auf die nicht hintergehbare, nur begrenzt kommunizierbare Erinnerung der jüdischen Holocaustüberlebenden.[39] Seit dieser Debatte steht der Holocaustbegriff im öffentlichen Sprachgebrauch auch außerhalb der USA meist für die Singularität der Judenvernichtung auch gegenüber anderen NS-Massenmorden und für die These von einem bislang beispiellosen Zivilisationsbruch:[40]

„Der Völkermord an den Juden wird heute als das für das kollektive Gedächtnis zentrale Ereignis des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus als einzigartiges und präzedenzloses - «unique and unprecedented» - Menschheitsverbrechen und Maßstab für alle vergangenen, gegenwärtigen und für die Zukunft vorstellbaren Perversionen der Zivilisation gedeutet.“

Für die Soziologen Daniel Levy und Natan Sznaider trug der Holocaustbegriff als neuer Name für die Judenvernichtung zu einer „universalen Erinnerungskultur“ bei, die „nationale Schulddiskurse“, mit denen der aus der Tätersprache stammende Begriff „Endlösung“ verknüpft ist, zunehmend transzendiere.[41]

Andere Historiker haben diese Entwicklung kritisiert und die damit verbundene Singularitätsthese bestritten. Eine besonders scharfe Kritik veröffentlichte Ward Churchill, Nachfahre von native Americans: Er kritisierte das Reservieren des Holocaustbegriffs für den NS-Judenmord als Aufrichten einer künstlichen Opferhierarchie, zwangsläufige Herabminderung anderer Genozide und umgekehrte Holocaustleugnung. Werke von Bauer, Katz, Dawidowicz und anderen Historikern seien für die für historische Wahrheit nicht weniger verderblich als Werke von rechtsextremen Holocaustleugnern.[42]

Debatte in Deutschland

Die Bezeichnung des nationalsozialistischen Judenmordes mit dem englischen Begriff Holocaust wurde seit 1978 oft kritisiert, in Deutschland etwa von Bruno Bettelheim und Eberhard Jäckel.[43] Das Wort sei wegen seiner Herkunft aus dem Opferkult ungeeignet:[44]

„Er entstammt einer englischen Übersetzung des griechischen Bibelverses 1 Mose 22, indem die (letztendlich verhinderte) Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham beschrieben wird. Daß es unangemessen ist, eine Parallele zwischen dieser Geschichte aus dem Buche Genesis und der Vernichtung der europäischen Juden herzustellen, ist klar.“

Julius H. Schoeps erläuterte den theologischen Hintergrund dieser Kritik: Der, der das biblische Ganzopfer bringe, erkenne damit freiwillig Gottes Willen an und lege mit dem Opfer auch sich selbst in Gottes Obhut. Damit werde der Judenvernichtung ein Deutungsrahmen unterlegt, der dem Ungeheuerlichen und Sinnlosen dieses Ereignisses vollkommen unangemessen sei.[45] Diese Kritik teilen auch deutsche evangelische Theologen: Jeder begriffliche Definitionsversuch dieses Massenmords trage „den Keim einer Rechtfertigung dieses teuflischen Geschehens“ in sich.[46]

Elie Wiesel dagegen hatte den Holocaustbegriff bewusst mit der biblischen Bindung Isaaks (hebräisch Akedah, Gen 22 EU) verknüpft und diese als Sinnbild für das Überleben des zur Vernichtung bestimmten Judentums gedeutet. Nicht wegen der religiösen Konnotation, sondern wegen seines inflationären Gebrauchs rückte er jedoch bis 1995 vom Holocaustbegriff ab.[47] Es gebe in der menschlichen Sprache kein Wort für das Unsagbare der Judenvernichtung.[48]

Ferner wurde in Deutschland oft der Fremdwort-Charakter des englischen Ausdrucks kritisiert:[49]

„Während das bis dahin gebrauchte Symbolwort‚ „Auschwitz“, ein Ortsname stellvertretend für die anderen Vernichtungslager, assoziativ noch einen deutlichen Zusammenhang zur Vernichtung von jüdischen Menschen herstellte, ist mit der Einführung des Begriffs 'Holocaust' ein Codewort entstanden, das die kausale Kette zwischen Tat und Benennung der Opfer unterbricht. Wie ein hermetischer Block schließt das fremde Wort/Fremdwort das Geschehen, das unaussprechliche Grauen ein, ohne die Spur einer emotionalen Assoziation zu erzeugen. Im Hegelschen Sinne wird das Grauen in einem unzugänglichen Begriff aufgehoben.“

Er sei ein Euphemismus, der einer „Banalisierung des Bösen“, Trivialisierung und Begriffsinflation Vorschub leiste:[50]

„Wie der nationalsozialistische Euphemismus „Endlösung“ verzichtet das Fremdwort Holocaust bewußt auf alle Konotationen der Wirklichkeit, die sich bei „Judenmord“, „Judenvernichtung“, „Völkermord“, „Ausrottung der Juden“ nicht vermeiden lassen. „Holocaust"“ bleibt abstrakt und löst sich damit vom ursprünglichen, sehr konkreten Wirklichkeitsbezug. Deshalb konnte „Holocaust“ erstaunlich schnell zu einer Allerweltsvokabel für einen vielfachen gewaltsamen Tod degenerieren.“

Er sei daher antijüdisch; wer ihn weiter verwende, zeige Unwissenheit und Unsensibilität.[51]

Auch der Begriff „Shoa“ stieß auf ähnliche Kritik:[52]

„Sie findet im Deutschen aber nur die Entsprechung ‚Katastrophe‘ o.ä., verliert also ihre Spezifität in der Übersetzung. Außerdem ist es fragwürdig, im Land der Täter einen Begriff zu verwenden, der von Opfern geprägt worden ist und ihre Perspektive reflektiert.“

Der Antisemitismusforscher Alex Bein kritisierte beide Begriffe:[53]

„Führt man bei der Anwendung dieser Worte […] nicht in gewissem Sinn die Politik der Nazis weiter, das grausame Geschehen und ihre eigenen barbarischen Taten hinter anonymen, harmloser klingenden Worten zu verdecken, statt sie bei ihrem weniger poetischen wirklichen Namen zu nennen? Es handelt sich doch hier um brutal durchgeführte Taten von verbrecherischen Menschen, und nicht um heilige Opferhandlungen, auch nicht um eine von ungefähr hereinbrechende Katastrophe und nicht um eine Entsühnung für begangene Verbrechen […], sondern um systematische Vernichtung der Juden, ihre Ausrottung (englisch: ‚annihilation‘).“

Israel Gutman zufolge stießen beide Begriffe auch bei den Herausgebern der Enzyklopädie des Holocaust auf Bedenken. Sie hätten sich mehrheitlich knapp dafür entschieden, für den Titel der deutschen Ausgabe Holocaust zu verwenden, weil Shoa „ganz aus der Sichtweise der Opfer stammt und nach der Meinung der Redaktion im Land der Täter nicht gebraucht werden sollte.“[54]

Andere Begriffsverwendungen

Verschiedene Gruppen und Personen benutzen den Holocaustbegriff für andere historische Massentötungen, um deren Ausmaß als Völkermord zu kennzeichnen. Manche Autoren verwenden den Holocaustbegriff in Buchtiteln, um auf andere, aus ihrer Sicht mit der Judenvernichtung vergleichbare Völkermorde vor, im oder nach dem Zweiten Weltkrieg hinzuweisen.[55] Als plakatives Schlagwort wurde der Begriff in den USA und manchen Staaten Europas auf verschiedene gesellschaftlich umstrittene Vorgänge übertragen, um dafür eine gesteigerte Aufmerksamkeit und moralische Betroffenheit zu erreichen: etwa Abtreibung[56], Artensterben[57] Massentierhaltung[58] oder Massensterben von Homosexuellen an der Seuche Aids.[59] Dabei wurde der Judenmord zum Teil absichtlich als Vergleichsmaßstab verwendet.[60] Solche Verwendungen haben die seit 1978 weltweit übliche Hauptbedeutung des Holocaustbegriffs also nicht abgelöst, sondern setzten sie als etabliert voraus und reagierten bewusst darauf. Dies stieß vielfach auf Kritik.

Rechtsextremisten und Geschichtsrevisionisten benutzen den Holocaustbegriff seit 1945 für Luftangriffe der Alliierten auf die Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkrieges, um die Judenvernichtung der NS-Zeit zu verdrängen, zu relativieren oder zu leugnen (→ Holocaustleugnung). Manche schreiben solche angeblich gleichartigen Verbrechen auch einem angeblichen jüdischen Kollektiv, also den Opfern des realen Holocaust zu, und betreiben so eine Täter-Opfer-Umkehr.[61] Dieses Phänomen bezeichnet heutige Antisemitismusforschung als sekundären Antisemitismus, Abwehr einer vermeintlichen Kollektivschuld und Rebellion gegen ein vermeintliches gesellschaftliches Tabu.[62] Rechtsextremer Begriffsmissbrauch wird von Historikern, Politikern und in manchen Staaten auch von der Justiz[63] als gezielter Angriff auf die Menschenwürde der Opfernachfahren der Shoa zurückgewiesen, die nach den Juden auch die Erinnerung an ihre Ermordung auslöschen solle und so die Abwehrkräfte gegen eine Wiederholung ähnlicher Verbrechen schwäche.[64]

Atomarer Holocaust

1945 bezeichneten Offiziere der US-Armee die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, aber auch herkömmliche Luftangriffe auf japanische Großstädten wie Tokio mit Brandbomben, die einen Feuersturm auslösten, als Holocaust. Fortan wurde der Begriff in den USA zunächst vorwiegend auf einen möglichen und befürchteten Atomkrieg bezogen.

Der Ausdruck atomarer oder nuklearer Holocaust wurde 1961 durch Erich Fromm in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt und in den 1980er Jahren – parallel mit Euroshima – als politisches Schlagwort verwendet. Er bezeichnete in der damaligen Friedensbewegung die Befürchtung, dass ein mit Atomwaffen geführter Dritter Weltkrieg aller Voraussicht nach die völlige oder weitgehende Vernichtung menschlichen und anderen Lebens auf der Erde in Form eines „Weltbrands“ herbeiführen würde.

Seit dem Ende des Kalten Krieges 1990 nahm diese Angst im westlichen Bewusstsein stark ab. Sie wächst jedoch erneut seit der möglichen Eskalation des Antiterrorkrieges oder des Nahostkonflikts durch mögliche Proliferation atomaren Materials in Händen von Diktaturen und Terroristen, vor der etwa die Internationale Atomenergiebehörde 2004 warnte.[65]

American (Indian) Holocaust

Im englischen Sprachraum haben verschiedene Autoren auch die allmähliche, über 500 Jahre anhaltende Verdrängung und Vernichtung der sogenannten Indianer als Holocaust bezeichnet. Damit fassten sie Landraub, Zerstörung der Nahrungsgrundlagen, rücksichtslose Verkehrserschließung, Zwangsreservate, Alkoholverkauf, Kriege und Massaker unter dem Aspekt ihrer Gesamtfolgen für die indigenen Ureinwohner Amerikas als Völkermord zuammen.[66]

Rechtsextremisten bezeichnen die Behandlung der Indianer in den späteren USA öfter als „Holocaust-Schicksal“, als „größten jemals an einer fremden Rasse verübten Völkermord“, den „neben einer großen Zahl von Kriminellen“ „viele Kalvinisten und Juden“ durchgeführt hätten, oder als „ungesühnten Entdeckungs-Holocaust“. Dies zeigt für Rechtsextremismusforscher ein Interesse an „Relativierung der NS-Menschheitsverbrechen“ und an „propagandistischer Neutralisierung amerikanischer Kritik an der deutschen Judenpolitik“.[67]

African / Black Holocaust

Eingang des Black Holocaust Museum in Milwaukee, Wisconsin

Abgeleitet vom allgemeinen Holocaustbegriff und als Reaktion auf die allmähliche Begriffskonzentration auf den NS-Judenmord wurden im englischen Sprachraum seit etwa 1970 die Ausdrücke African Holocaust oder Black Holocaust geprägt. Beide bezeichnen die Massenvernichtung von „Schwarzen“, also dunkelhäutigen Afrikanern, im Verlauf der Sklaverei im Kolonialismus, letzterer meist die Opfer der Sklaverei in den Vereinigten Staaten.

Eine Reihe meist US-amerikanischer Autoren hat diese Begriffe in den 1990er Jahren in Buchtiteln verwendet.[68] Manche Autoren beschreiben Massenmorde an Hereros in der ehemals deutschen Kolonie Namibia und später in nationalsozialistischen Lagern gemeinsam als Black Holocaust. Sie erklären diese NS-Opfer damit aus einer deutschen, vornazistischen Rassismus-Tradition, die durch die spätere Konzentration des Begriffs auf den Judenmord in Vergessenheit geraten sei.[69] Jürgen Zimmerer hat solche Veröffentlichungen als Versuch gedeutet, eine global verständliche Chiffre zu benutzen, um kolonialistische Massenverbrechen in den Rang eines Völkermords zu erheben und gegebenenfalls rechtlich Entschädigungen dafür zu erreichen.[70]

Andere vergleichen die amerikanische Sklaverei mit dem nationalsozialistischen Holocaust an den Juden.[71] Ein solcher Vergleich erfuhr in den USA erstmals bereits 1959 Kritik.[72]

Hunger-Holocaust

Als „Hunger-Holocaust“ bezeichneten manche ukrainischen Historiker 1988 den Holodomor, eine große Hungersnot von 1932 bis 1933 in der Ukraine.[73] Schon 1985 hatte ein ukrainischer Zeitzeuge das Ereignis als absichtliches Verhungernlassen und „versteckten Holocaust“ beschrieben.[74] Ob diese Hungersnot eine gezielte Maßnahme der sowjetischen Führung oder aber ein Ergebnis rücksichtsloser oder fehlerhafter Politik war, ist in der Geschichtsschreibung zur Ukraine umstritten.[75]

Roter Holocaust

Der Begriff Roter Holocaust erschien in der Diskussion über das 1997 in Paris veröffentlichte Schwarzbuch des Kommunismus. Dessen Herausgeber Stéphane Courtois versuchte eine Gesamtbilanz der Opfer von Staatssystemen des 20. Jahrhunderts zu ziehen, die sich kommunistisch nannten oder nennen. Die Verbrechen von Kommunisten, deren Opfer er auf 80 bis 100 Millionen schätzt, seien durch die Betonung der „Singularität“ des Holocaust historisch zu wenig beachtet und falsch eingeschätzt worden. Wie der nationalsozialistische „Rassengenozid“ habe sich der kommunistische „Klassengenozid“ zwangsläufig aus einer totalitären Ideologie und Staatsstruktur ergeben.[76] Er folgte der These Ernst Noltes von 1986, sowjetische Gulags seien das Modell für nationalsozialistische Konzentrationslager gewesen, und folgerte: „Die Kommunisten haben die gleichen Schreckenstaten vollbracht. Meiner Meinung nach gibt es keine Spezifizität des Völkermordes der Nazis an den Juden.“[77]

Dieses Bestreiten einer beispiellosen Besonderheit des Holocaust und seine Gleichstellung mit Völkermorden im Bereich kommunistischer Staatssysteme benannten deutsche Rezensenten ab 1997 mit dem Begriff „Roter Holocaust“. Unter diesem Titel fasst eine Aufsatzsammlung von Jens Mecklenburg und Wolfgang Wippermann (1998) die Kritik daran, ein Buch von Horst Möller (1999) die Debatte darüber zusammen.[78] Ein weiterer Buchtitel von zwei Schweizer Autoren benutzte den Begriff affirmativ.[79]

Diese erneute Debatte um die Singularität des Holocaust und seine Instrumentalisierung gilt als späte Fortsetzung des bundesdeutschen Historikerstreits und Zeichen einer veränderten Gewichtung des Stalinismus in der westeuropäischen Erinnerungskultur nach dem Ende des Ostblocks.[80]

Bombenholocaust

Tote nach Luftangriffen auf Dresden

Als „Bombenholocaust“ bezeichnen Rechtsextremisten die Flächenbombardierungen deutscher Städte durch die Alliierten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Artikel der National-Zeitung vom 25. Januar 2002 nannte den Begriff neben „Bombenterror“. Der Autor behauptete, vorherige Flächenbombardierungen der deutschen Luftwaffe hätten nur britischen Industrie- und Militäranlagen gegolten und seien ein legitimes Mittel der Kriegsführung gewesen.[81] Am 17. März 2002 nannte Jürgen Hösl, damals Vorsitzender der „Schlesischen Jugend“, in einem Zeitungsinterview die Luftangriffe auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 einen „Bomben-Holocaust“.[82] So bezeichneten auch die Landtagsabgeordneten Jürgen W. Gansel und Holger Apfel die Luftangriffe auf Dresden und den damaligen Luftkrieg in einer von der NPD beantragten Aktuellen Stunde des Sächsischen Landtags am 21. Januar 2005. Sie stellten diese Luftangriffe damit als angeblich lange geplante Vernichtung des deutschen Volkes mit der Vernichtung der europäischen Juden sprachlich auf eine Stufe. Sie bestritten, dass Deutschland einen Angriffskrieg führte und dabei völkerrechtswidrig Städte bombardiert hatte, dass die Alliierten darauf reagierten und ihre Bombardements als militärisches Mittel ansahen, um das NS-Regime zu stürzen und seine Verbrechen zu beenden. Zugleich verweigerte sich die NPD-Landtagsfraktion einer Gedenkminute zum bevorstehenden „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar, der in der Bundesrepublik seit 1996 offiziell gefeiert wird.[83]

Gansels provokative Rede sollte die rechtsextreme Szene bundesweit zum von der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen organisierten „Gedenkmarsch“ in Dresden am bevorstehenden 60. Jahrestag der Luftangriffe mobilisieren. Dessen etwa 6500 Teilnehmer benutzten den Ausdruck „Bombenholocaust“ als Hauptparole, ebenso an späteren Jahrestagen der Luftangriffe. Diesen Marsch stuft der bundesdeutsche Verfassungsschutz als eines der größten jährlichen Treffen deutscher Rechtsextremisten[84] und der sächsische Verfassungsschutz als ihr zentrales Treffen mit internationaler Bedeutung ein.[85]

Bundespräsident Horst Köhler und andere plädierten daraufhin 2005 für die energische politische und notfalls rechtliche Bekämpfung der NPD. Staatsanwälte prüften, ob die Aussage vom „Bombenholocaust“ als Volksverhetzung strafbar ist.[86] Ein Strafverfahren gegen Gansel und Apfel wurde jedoch wegen ihrer Indemnität nicht eingeleitet.[87] Auch gegen Udo Voigt (NPD), der die Äußerungen als „zutreffende Wortwahl“ begrüßt hatte, wurde kein Verfahren eingeleitet, weil nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts angenommen wird, dass in politischen Auseinandersetzungen eine „Diffamierungsabsicht nicht das vorrangige Ziel der Argumentation“ sei.[88] In einem späteren Strafverfahren gegen ein NPD-Mitglied urteilten zwei Gerichtsinstanzen, seine öffentliche Bezeichnung alliierter Luftangriffe auf Zivilisten als „Bombenholocaust“ habe den Holocaust nicht zwangsläufig verharmlost und sei daher von der Meinungsfreiheit geschützt.[89]

„Bombenholocaust“ wurde auf den dritten Rang für das Unwort des Jahres 2005 gewählt.[90] Historiker[91] und der deutsche Verfassungsschutz weisen den Begriff als Versuch zurück, den Holocaust als ein Ereignis neben anderen zu relativieren und davon abzulenken, ihn als bloße Katastrophe und die Deutschen als bloße Opfer erscheinen zu lassen.[92] Nach einer Umfrage von Infratest dimap 2005 hielten 27 Prozent der Befragten den Begriff für „nicht anstößig“.[93]

Nach einem Medienbericht soll ein Kreisverband der Partei Die Linke von seiner Webseite aus von 2006 bis 2011 auf eine Webseite verlinkt haben, auf der „im Vokabular von Neonazis“ behauptet wurde, im „Bombenholocaust von Dresden“ seien mehr Menschen als im Lager Auschwitz getötet worden.[94] Laut Kreisverband soll der Text mit diesem Link von dem Holocaustleugner Ahmed Rami stammen und am 31. Januar 2011 von Unbekannten auf eine Unterseite des Verbands gestellt worden sein. Man habe Anzeige gegen Unbekannt gestellt.[95]

Vertreibungsholocaust

Als „Vertreibungsholocaust“ bezeichnen Rechtsextremisten im deutschsprachigen Raum die Flucht und Vertreibungen von etwa 8,15 Millionen Deutschen aus ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa zwischen 1944 und 1949, bei denen etwa zwei Millionen umkamen. Der Ausdruck wird benutzt, um diese Ereignisse von ihren historischen Ursachen und anderen durch Deutsche verursachten Vertreibungen zu isolieren und als mit dem Holocaust gleichrangiges oder schlimmeres Verbrechen darzustellen. So stilisiert ein im rechtsextremen Verlag „Deutsche Stimme“ veröffentlichtes Buch[96] die Vertreibungen Deutscher zu „Jahrhundert-“ oder „Jahrtausendverbrechen“ und verlangt die „Rückgabe der deutschen Ostgebiete und des Sudetenlandes“ als „gesamtdeutsche Forderung“.[97] Dem NS-Judenmord wird der Rang als eines der größten Menschheitsverbrechen damit abgesprochen; die NS-Verbrechen werden durch die Gegenüberstellung verharmlost, um sie vergessen zu machen. Auch ein Buch von Karsten Kriwat mit dem Titel Der andere Holocaust verfolgt diese Strategie.[98]

Diesen Missbrauch des Holocaustbegriffs kritisieren auch Vertriebene als „geistige Verheerung“.[99]

Babycaust

Babycaust ist eine von Klaus Günter Annen geprägte Wortschöpfung für den Schwangerschaftsabbruch, die er auf einem Flugblatt vor einer gynäkologischen Praxis verbreitete. Zudem bezeichnete er den Schwangerschaftsabbruch mit Hinweis auf die „Wehrlosigkeit der Opfer und Verbrennung ihrer Überreste“ als „neuen Holocaust“.

Der Bundesgerichtshof schloss einen Rechtsstreit darüber am 30. Mai 2000 mit folgendem Urteil ab:[100]

„Eine Meinungsäußerung im Rahmen eines Beitrags zur politischen Willensbildung in einer die Öffentlichkeit wesentlich berührenden, fundamentalen Frage, bei der es um den Schutz des Lebensrechts Ungeborener geht, muß nach Art. 5 Abs. 1 GG in einer freiheitlichen Demokratie grundsätzlich selbst dann toleriert werden, wenn die geäußerte Meinung extrem erscheint (hier: „Babycaust“).“

Das Oberlandesgericht Karlsruhe erlaubte 2003 mit analoger Begründung auch die Bezeichnung des Schwangerschaftsabbruchs als „neuer Holocaust“.[101]

Im April 2007 wurden die Webseiten von Annen von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (Bonn) in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen.[102]

Auch manche kirchlichen Abtreibungsgegner vergleichen Schwangerschaftsabbruch mit NS-Verbrechen. Ihre direkte Gegenüberstellung findet man etwa bei einer Aktion Lebenshilfe e.V., einem 1979 gegründeten Verein von Christen mit Sitz in Abtsteinbach/Odenwald.[103] Papst Johannes Paul II. führte in einem im Februar 2005 erschienenen Buch heutige gesetzliche Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch ebenso wie Hitlers Wahl im Reichstag (März 1933) auf Machtüberschreitungen von Parlamenten zurück.[104]

Daraufhin stellte Kardinal Lehmann für die Deutsche Bischofskonferenz nach einem Treffen mit Paul Spiegel für den Zentralrat der Juden in Deutschland fest: Die Einzigartigkeit der Shoa dürfe nicht durch falsche Vergleiche mit anderen Verbrechen relativiert und nicht „in einem Atemzug mit der Abtreibung“ genannt werden; auch Kirchenvertreter müssten den Holocaustbegriff sensibler verwenden.[105]

Holocaust auf Ihrem Teller

Im März 2004 machte die Tierschutzorganisation People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) mit dem Plakatslogan Holocaust auf Ihrem Teller auf Missstände bei der Massentierhaltung und eine ethische Problematik des Fleischkonsums aufmerksam. Diese Begriffsverwendung stieß vielfach auf Kritik. Der Zentralrat der Juden in Deutschland erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die Kampagne.[106] Das Amtsgericht Stuttgart verurteilte den zweiten Vorsitzenden von Peta Deutschland 2005 für die Aktion wegen Volksverhetzung; das Berufungsverfahren wurde 2010 gegen eine Geldbuße eingestellt.[107] Das Landgericht Berlin und das Kammergericht Berlin untersagten Peta 2004 und 2005 rechtskräftig die Verbreitung der Plakate, weil diese gegen die Menschenwürde von Holocaustüberlebenden verstoße.[108]

Dagegen erklärte der oberste Gerichtshof Österreichs (OGH) die Kampagne 2006 für rechtmäßig, da der drastische Vergleich dem erlaubten Zweck diene, „in einer von Werbung reizüberfluteten Gesellschaft Aufmerksamkeit für ein Anliegen zu erzielen“. Er äußerte zugleich Verständnis für die Kritik.[109]

Mit Beschluss vom 20. Februar 2009 nahm das Bundesverfassungsgericht eine gegen die vorigen deutschen Gerichtsurteile gerichtete Verfassungsbeschwerde von Peta nicht zur Entscheidung an. Insbesondere sei die Bewertung des Kammergerichts nicht zu beanstanden, dass „ein kategorialer Unterschied zwischen menschlichem, würdebegabtem Leben und den Belangen des Tierschutzes“ bestehe und „die Kampagne des Beschwerdeführers als eine Bagatellisierung und Banalisierung des Schicksals der Holocaustopfer“ darstelle. Dies beeinträchtige das allgemeine Persönlichkeitsrecht, dem hier „Vorrang vor der Meinungsfreiheit“ einzuräumen sei.[110] Peta kündigte dagegen eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof an.[111]

Literatur

  • Gabriele von Glasenapp: Von der Endlösung der Judenfrage zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit. In: Ekkehard Felder: Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften. Walther de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-019102-4, S. 127-155 (Buchauszug online)
  • Annette Krings: Die Macht der Bilder!? Lit Verlag, 2006, ISBN 3-8258-8921-1, S. 10-18: I. 1 Begriffsbestimmungen (Buchauszug online)
  • Matthias Haß: Gestaltetes Gedenken: Yad Vashem, das U.S. Holocaust Memorial Museum und die Stiftung Topographie des Terrors. Campus Verlag, 2002, ISBN 3-593-37115-4, S. 313-321: Eine Definition des Holocaust (Buchauszug online)
  • James Edward Young: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-518-39231-X, S. 141ff.
  • Christoph Münz: Der Welt ein Gedächtnis geben. Geschichtstheologisches Denken im Judentum nach Auschwitz. Gütersloher Verlagshaus/Christian Kaiser, Gütersloh/München 1995, ISBN 3-579-00095-0, S. 100-110
  • Norbert Frei: Auschwitz und Holocaust. Begriff und Historiographie. In: Hanno Loewy (Hrsg.): Holocaust: Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte über die Besetzung der Geschichte. Reinbek bei Hamburg 1992, S. 101–109 (Buchauszug online)
  • Zev Garber, Bruce Zuckerman: Why do we call the Holocaust “THE HOLOCAUST?” An Inquiry into the Psychology of Labels. Modern Judaism (1989) 9(2), S. 197-211
  • Leon A. Jick: The Holocaust: Its Use and Abuse within the American Public. In: Livia Rothkirchen (Hrsg.): Yad Vashem Studies XIV. Jerusalem 1981, S. 301-318
  • Gerd Korman: The Holocaust in American Historical Writing. In: Societas – A Review of Social History Vol. II, Nr. 3/1972, S. 251–270.

allgemein

„Babycaust“

Einzelbelege

  1. Artikel Debatten um Singularität und Opferkonkurrenz, in: Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der 'Vergangenheitsbewältigung' in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. Transcript, 2009, ISBN 3-89942-773-4, S. 318f. (Buchauszug online)
  2. so von Sascha Feuchert: Holocaust-Literatur. Auschwitz: Für die Sekundarstufe 1. Reclam, Ditzingen 2000, ISBN 3-15-015047-7, S. 15
  3. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15158-5, S. 64 und 111; David M. Crowe: The Roma Holocaust. In: F. C. DeCoste, Bernard Schwartz (Hrsg.): The Holocaust's Ghost: Writings on Art, Politics, Law and Education. The University of Alberta Press, 2000, ISBN 0-88864-337-3, S. 179-202; Alexander Ramati: And the Violins Stopped Playing: A Story of the Gypsy Holocaust. Franklin Watts, 1986, ISBN 0-531-15028-3
  4. Liddel-Scott: Greek-English Lexicon, Clarendon Press, 9. Auflage, Oxford 1996, ISBN 0-19-864226-1, S. 1217 (Stichwort olokausteo)
  5. Wilhelm Gesenius: Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. 18. Auflage, Berlin-Heidelberg-New York 2007, ISBN 978-3-540-68363-6, S. 969 (Stichwort olah); dort auch folgende Beispielstellen
  6. Liddel-Scott: Greek-English Lexicon, 9. Auflage 1996, S. 1217 (Stichwort olokausteo)
  7. CHRONICON RICARDI DIVISIENSIS DE REBUS GESTIS RICARDI PRIMI REGIS ANGLIÆ. London 1836, S. 5, § 3, Zeilen 10-15
  8. Anja Kurths: Shoahgedenken im israelischen Alltag: Der Umgang mit der Shoah in Israel seit 1948 am Beispiel der Gedenkstätten Beit Lohamei HaGetaot, Yad Vashem und Beit Terezin. Frank & Timme, 2008, ISBN 3-86596-177-0, S. 17 (Buchauszug online); Micha Brumlik: Aus Katastrophen lernen? Grundlagen zeitgeschichtlicher Bildung in menschenrechtlicher Absicht. Philo, 2004, ISBN 3-8257-0359-2, S. 38
  9. Franz Wegener: Kelten, Hexen, Holocaust: Menschenopfer in Deutschland. Kulturfoerderverein Ruhrgebiet, 2. Auflage 2010, ISBN 3-931300-14-5, S. 17 (Buchauszug online)
  10. Steven T. Katz: The Holocaust in Historical Context: Volume 1: The Holocaust and Mass Death before the Modern Age. Oxford University Press, USA, 1994, ISBN 0-19-507220-0
  11. a b c d e Jon Petrie: The secular word „holocaust“: scholarly sacralization, twentieth century meanings (aktualisierte Fassung eines Artikels im Journal of Genocide Research, 2000)
  12. Michael B. Oren: Power, Faith, and Fantasy: America in the Middle East 1776 to the Present. W. W. Norton & Co, New York 2007, ISBN 0-3933-3030-3, S. 293
  13. Brief abgedruckt in: Frederick Davis Greene: Armenian Massacres or The Sword of Mohammed, 1896; auch in: Edwin Munsell Bliss: Turkey and the Armenian Atrocities. Edgewood Publishing Company, 1896, http://armenianhouse.org/bliss/turkey/24-aintab-marash-urfa.html Kapitel 24, S. 461]
  14. Hans-Lukas Kieser: Die Armenierverfolgungen in der spätosmanischen Türkei. Neue Quellen und Literatur zu einem unbewältigten Thema, Fußnote 1
  15. zitiert nach Holocaust-Referenz: Gouverneur Glynn, American Hebrew, 31. Oktober 1919: The Crucifixion of Jews must stop!
  16. United States Holocaust Memorial Museum: Fighting the Fires of Hate, America and the Nazi Book Burnings (Presseerklärung zur Ausstellung, 13. April 2003)
  17. Paul Benzaquin: Fire in Boston's Coconut Grove: Holocaust! Henry Holt and Company, Neuausgabe 1959; Zev Garber, Bruce Zuckerman: Why do we call the Holocaust “THE HOLOCAUST?” An Inquiry into the Psychology of Labels. Modern Judaism (1989) 9(2), S. 201
  18. The Oxford English Dictionary, Oxford University Press, 2. Auflage 1993, Artikel Holocaust; zitiert nach The Holocaust Historiographic Project: Defining 'Holocaust' - A proposal
  19. Johannes Heil: Holocaust. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Lexikon des Holocaust. C.H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47617-1, S. 100f.
  20. Jewish Virtual Library: First Use of “Holocaust”
  21. Alex Bein: Die Judenfrage. Band 2: Anmerkungen, Exkurse, Register. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, ISBN 3-421-01963-0, S. 300
  22. Volker Zastrow: Holocaust – Ein Wort für das Namenlose. In: FAZ, 27. Januar 2005.
  23. Gabriele von Glasenapp: Von der „Endlösung der Judenfrage“ zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit. In: Ekkehard Felder: Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften. Berlin/New York 2006, S. 144 (Buchauszug online)
  24. Jacob Heinrich H. Kaltschmidt: Kurzgefasstes Vollständiges Stamm- Und Sinnverwandtschaftliches Gesammt-Wörterbuch Der Deutschen Sprache: Aus Allen Ihren Mundarten Und Mit Allen Fremdwörtern. 1834 (Buchauszug online); zur Genese siehe Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 1, Walther de Gruyter, 24. Auflage, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017472-3, Art. Holocaust S. 419
  25. Peter Eisenberg: Das Fremdwort im Deutschen. Walther de Gruyter, Berlin/New York 2011, ISBN 3-11-023564-1
  26. Jeffrey Shandler: While America Watches: Televising the Holocaust. Oxford University Press, 1999, ISBN 0-19-511935-5, S. 137 (Buchauszug online)
  27. Duden online: Holocaust, der
  28. Ulrich Wyrwa: „Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 306.
  29. Gabriele von Glasenapp: Von der „Endlösung der Judenfrage“ zum Holocaust. Über den sprachlichen Umgang mit der deutschen Vergangenheit. In: Ekkehard Felder: Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften. Berlin/New York 2006, S. 145 und 147, Fußnote 49
  30. Theo Stemmler: Holocaust ist genauer. Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 27. Juni 1978, S. 6; zitiert nach Martina Thiele: Publizistische Kontroversen über den Holocaust im Film. Lit Verlag, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-8258-5807-0, S. 17 und Fußnote 16 (Buchauszug online)
  31. Der Duden. Das große Fremdwörterbuch. 2. Auflage, Mannheim/Leipzig 2003, S. 1213
  32. Eberhard Jäckel: Enzyklopädie des Holocaust, 2. Auflage 1998, Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. 18
  33. Ruth Kranz-Löber: In der Tiefe des Hohlwegs: die Shoah in der Lyrik von Nelly Sachs. Königshausen & Neumann, 2001, ISBN 3826020510, S. 11f. (Buchauszug online)
  34. Johannes Heil, Artikel Shoah, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Lexikon des Holocaust, Becksche Reihe, München 2002, S. 214f.
  35. Zitiert nach Matthias Heyl: Erziehung nach Auschwitz: eine Bestandsaufnahme: Deutschland, Niederlande, Israel, USA. Krämer Verlag, 1997, ISBN 3896220195, S. 10
  36. Peter Longerich: Holocaust, in: Wilhelm Heitmeyer: Internationales Handbuch der Gewaltforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2002, ISBN 3531135007, S. 177 (Buchauszug online)
  37. Jewish Virtual Library: Congressional Gold Medal Awarded to Elie Wiesel (April 19, 1985)
  38. Katrin Pieper: Musealisierung des Holocaust. Böhlau, Wien 2006, ISBN 341231305X, S. 68-78 (Buchauszug online)
  39. Aufsatzsammlung dazu: John K. Roth, Michael Berenbaum: Holocaust: religious and philosophical implications. Paragon House, 1989, ISBN 1557781877
  40. Annegret Ehmann: Holocaust in Politik und Bildung. In: Susanne Meinl, Irmtrud Wojak (Fritz Bauer Institut, Hrsg.): Grenzenlose Vorurteile. Antisemitismus, ethnische Konflikte und Nationalismus in verschiedenen Kulturen. Campus Verlag, ISBN 978-3-593-37019-4, S. 41
  41. Daniel Levy, Natan Sznaider: Erinnerung im globalen Zeitalter: Der Holocaust. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-41283-3, S. 132
  42. Ward Churchill: A Little Matter of Genocide: Holocaust and Denial in the Americas 1492 to the Present. City Lights, 1998, S. 50 (Buchauszug online)
  43. Ulrich Wyrwa: „Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 300-311.
  44. Shoa.de: Der Holocaust
  45. Julius H. Schoeps (Hrsg.): Neues Lexikon des Judentums, Artikel Holocaust. Gütersloher Verlagshaus, 2000, ISBN 3-579-02305-5, S. 201
  46. Rudolf Pfisterer: Holocaust. In: Helmut Burkhardt, Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde Band 2, Wuppertal/Zürich 1998, S. 928
  47. Christoph Münz: Der Welt ein Gedächtnis geben. Geschichtstheologisches Denken im Judentum nach Auschwitz. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1995, ISBN 3-579-00095-0, S. 103-106
  48. Gundula van den Berg: Gebrochene Variationen: Beobachtungen und Überlegungen zu Figuren der hebräischen Bibel in der Rezeption von Elie Wiesel. Lit Verlag, 2001, ISBN 3-8258-5377-2, S. 22 (Buchauszug online)
  49. Gabriele Yonan: Eine sprachhistorische Ergänzung zum Begriff „HOLOCAUST“ (1989)
  50. Peter Dittmar (Die Welt, 13. Juli 1996): Wo unserer Sprache die Worte fehlen. Holocaust: Ein Euphemismus für millionenfachen Mord oder Von der Banalisierung des Bösen
  51. Giorgio Agamben: Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge (Homo Sacer III). Aus dem Italienischen von Stefan Monhardt. Suhrkamp, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-518-12300-3
  52. Shoa.de: Der Holocaust
  53. Alex Bein: Die Judenfrage, Band 2: Anmerkungen, Exkurse, Register, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, S. 301
  54. Israel Gutman u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Argon Verlag, 1993, Band 1, Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. XVIIIf.; Zusammenfassung bei HaGalil
  55. Beispiele: Richard C. Lukas: The Forgotten Holocaust: The Poles Under German Occupation 1939–1944. (1986) Hippocrene Books, 2001; Alexander Ramati: And the Violins Stopped Playing: A Story of the Gypsy Holocaust. Franklin Watts, 1986, ISBN 0-531-15028-3; Iris Chang: The Rape of Nanking: The Forgotten Holocaust of World War II (1997) Penguin, 2004, ISBN 978-0-14-100788-5; Casper Erichsen, David Olusoga: The Kaiser's Holocaust: Germany's Forgotten Genocide and the Colonial Roots of Nazism. Faber & Faber, London 2011, ISBN 0-571-23142-X
  56. Beispiel: John Powell: Abortion, the Silent Holocaust. Resources for Christian Living, 1981, ISBN 0-89505-063-3
  57. Der Spiegel, 5. März 1990: Wir werfen die Schöpfung weg
  58. Beispiel: Gerhard Rieck: Egonomie: Zivilisation im Würgegriff von Egomanie und Ökonomie. AT Edition, 2006, ISBN 3-89781-097-2, S. 59 (Buchauszug online)
  59. Larry Kramer: Reports from the Holocaust: The Making of an AIDS Activist. St. Martin's Press, 1989, ISBN 0-312-02634-X
  60. Jeffrey Shandler: While America Watches: Televising the Holocaust. Oxford 1999, S. 170 und S. 239, Fußnote 3
  61. Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten: Hintergründe - Analysen - Antworten. Vs Verlag, 2009, ISBN 3-531-15911-9, S. 610 (Buchauszug online)
  62. Heike Radvan: Pädagogisches Handeln und Antisemitismus: Eine empirische Studie zu Beobachtungs- und Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit. Klinkhardt, 2010, ISBN 978-3-7815-1746-2, S. 81 (Buchauszug online)
  63. Conrad Taler: Die Verharmloser: über den Umgang mit dem Rechtsradikalismus. Verlag Donat, Bremen 1996, ISBN 3-924444-92-7
  64. Micha Brumlik, Hajo Funke, Lars Rensmann (Hrsg.): Umkämpftes Vergessen: Walser-Debatte, Holocaust-Mahnmal und neuere deutsche Geschichtspolitik. Schiler Verlag, 2., erweiterte Auflage 2010, ISBN 3-89930-240-0, z. B. S. 107, 170ff. und öfter
  65. Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 2004: Chef der Atomenergiebehörde warnt: „Ein Atomkrieg rückt näher“
  66. Beispiele: Russell Thornton: American Indian Holocaust and Survival: A Population History Since 1492 (Civilization of the American Indian). (1987) University of Oklahoma Press, Neuausgabe 1990, ISBN 0-8061-2220-X; David E. Stannard: American Holocaust: Columbus and the Conquest of the New World. Oxford University Press, Neuausgabe 1994, ISBN 978-0-19-508557-0
  67. Fabian Virchow: Gegen den Zivilismus: Internationale Beziehungen und Militär in den politischen Konzeptionen der extremen Rechten. Vs Verlag, 2006, ISBN 3531150073, S. 170 mit Fußnoten 1035 und 1036 (Buchauszug online)
  68. Beispiele: Naiwu Osahon: The black Holocaust. Obobo Books, 1994, ISBN 9781860510; Lenford Anthony White: Slavery: An Introduction to the African Holocaust - With Special Reference to Liverpool, Capital of the Slave Trade. Race Equality Management Team, 2. Auflage 1997, ISBN 0952478935; S.E. Anderson: Black Holocaust For Beginners. 2007, ISBN 193438903X; Del Jones: The Black holocaust: global genocide. Hikeka Press, 1992, ISBN 0963999583; Timothy White: The Black Holocaust. Christian Multi-Service Center, 2010, ISBN 0970859236
  69. Firpo W. Carr: Germany's black holocaust, 1890-1945. Morris Publications, 2003, ISBN 0963129341
  70. Jürgen Zimmerer: Von Windhuk nach Auschwitz? Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust. Lit Verlag, 2011, ISBN 3-8258-9055-4, S. 17 (Buchauszug online)
  71. Laurence Mordekhai Thomas: Vessels of Evil: American Slavery and the Holocaust. Temple University Press, 1993, ISBN 1566391008
  72. Jeffrey Shandler: While America Watches: Televising the Holocaust. Oxford 1999, S. 170 und S. 239, Fußnote 3
  73. Dmytro Zlepko: Der Ukrainische Hunger-Holocaust: Stalins verschwiegener Völkermord 1932/33 an 7 Millionen ukrainischen Bauern im Spiegel geheimgehaltener Akten des deutschen Auswärtigen Amtes: eine Dokumentation aus den Beständen des Politischen Archivs im Auswärtigen Amt. Bonn, H. Wild, 1988
  74. Miron Dolot: Execution by Hunger: The Hidden Holocaust (1985), W. W. Norton & Co; Neuausgabe 1987, ISBN 0-393-30416-7
  75. Andreas Kappeler: Ukraine: Gegenwart und Geschichte eines neuen Staates. Nomos, 1993, ISBN 3-7890-2920-3, S. 141ff.
  76. Stephane Courtois, Nicolas Werth, Jean-Louis Panne (Hrsg.): Das Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper, einmalige Sonderausgabe, München 2004, ISBN 3-492-04664-9 (Vorwort von Stephane Courtois)
  77. Wolfgang Proissl (Die Zeit 48/1997): Der rote Holocaust: Interview mit dem französischen Historiker Stéphane Courtois, dem Herausgeber des „Schwarzbuches“
  78. Jens Mecklenburg, Wolfgang Wippermann: »Roter Holocaust«? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus. Konkret Literatur Verlag, 1998, ISBN 3-89458-169-7; Horst Möller: Der rote Holocaust und die Deutschen. Die Debatte um das 'Schwarzbuch des Kommunismus'. Piper, München 1999, ISBN 3-492-04119-1
  79. Paul Rothenhäusler, Hans-Ueli Sonderegger (Hrsg.): Erinnerung an den Roten Holocaust. Rothenhäusler Verlag, 2000, ISBN 3-907817-11-7
  80. Dietrich Seybold: Geschichtskultur und Konflikt: Historisch-politische Kontroversen in Gesellschaften der Gegenwart. Peter Lang, Bern 2005, ISBN 3-03910622-8, S. 80 (Buchauszug online)
  81. Innenministerium Sachsen: Verfassungsschutzbericht 2002 (PDF, S. 41)
  82. Julia Schaaf: Später Nachwuchs für die Heimat – Die Enkel der Vertriebenen lieben schlesische Klöße und Disneyland. Manche machen auch Politik
  83. Landtag Sachsen: Plenarprotokoll 4/8 vom 21. Januar 2005 (PDF, S. 460ff.)
  84. Verfasssungsschutz.de: Jahresbericht 2007
  85. Verfassungsschutz Sachsen, 16. Februar 2009: Aktivitäten von Extremisten am 13./14. Februar 2009 in Dresden im Zusammenhang mit dem Jahrestag der Luftangriffe auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg
  86. Süddeutsche Zeitung, 28. Januar 2005: Rechtsradikalismus: „Wein mit Hitler-Etikett, das geht nicht“
  87. Klaus Parker: Kein Strafermittlungsverfahren gegen Apfel und Gansel: Die überraschten Anständigen (HaGalil 24. Januar 2005)
  88. Der Tagesspiegel, 10. April 2005: Kein Verfahren gegen NPD-Chef Voigt wegen „Bombenholocaust“
  89. 16 vor, Nachrichten aus Trier, 16. Juni 2010: NPD: OLG folgt Landgericht
  90. Gesellschaft für deutsche Sprache: Unwörter des Jahres
  91. Sächsische Zeitung, 26. Januar 2005: ,Die NPD missbraucht die Opfer in Dresden‘ (Interview mit Reiner Pommerin)
  92. Bundesamt für Verfassungsschutz.de: Argumentationsmuster im rechtsextremistischen Antisemitismus: Aktuelle Entwicklungen (November 2005), Abschnitt 6.2.: Holocaust-Relativierung, PDFF S. 19f.
  93. Andrea Röpke, Andreas Speit (Hrsg.): Neonazis in Nadelstreifen - Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft. Christian Links Verlag, 2., teilweise aktualisierte Neuauflage 2009, ISBN 3-86153-531-9, S. 55 (Buchauszug online); siehe auch Heinz Gess: Der „Bomben-Holocaust“. Zur Politik und Bildung nach Auschwitz
  94. Robin Alexander (Die Welt, 27. April 2011): Linke verbreitete antisemitische Propaganda im Netz
  95. Hermann Dierkes (Junge Welt, 7. Mai 2011'): Verleumdung und Rufmord
  96. Rolf-Josef Eibicht/Anne Hipp: Der Vertreibungsholocaust. Politik zur Wiedergutmachung eines Jahrhundertverbrechens, Verlag Deutsche Stimme, ISBN 3-9805844-5-3
  97. Weltnetzladen: Verlagswerbetext für Der Vertreibungsholocaust
  98. Karsten Kriwat: Der andere Holocaust. Die Vertreibung der Deutschen 1944–1949. FZ Verlag 2004, ISBN 978-3-924309-71-8
  99. Hans Henning Hahn: Hundert Jahre sudetendeutsche Geschichte: Eine völkische Bewegung in drei Staaten. Peter Lang, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-631-55372-2, S. 16 (Buchauszug online)
  100. zitiert nach C.H.- Beck: Kommentierte Rechtsprechung, zu VI ZR 276/ 99
  101. AFP Agence France-Presse GmbH (23. April 2003): Abtreibung darf „neuer Holocaust“ genannt werden – Gericht: Abtreibungsarzt muss drastische Kritik hinnehmen
  102. Newsletter des Vereins (Ausgabe Mai 2007 von „Nie Wieder! – Nachrichten Europäischer Bürgerinitiativen“)
  103. Abtreibung - der neue Holocaust?; Impressum
  104. Netzeitung.de, 19. Februar 2005: Papst vergleicht Abtreibung mit Holocaust
  105. FAZ, 25. Februar 2005: Katholisch-jüdischer Dialog: „Sensibler Umgang mit dem Wort Holocaust“
  106. Presseerklärung 19. März 2004: Zentralrat der Juden erwirkt einstweilige Verfügung gegen Peta-Kampagne
  107. dts Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH, 9. Oktober 2010: Zweiter Peta-Chef muss 10.000 Euro wegen Volksverhetzung zahlen
  108. Rechtsprechungsreport der Ruhr-Universität Bochum: „Der Holocaust auf Ihrem Teller“
  109. Beschluss des OGH vom 12. Oktober 2006, Az. 6Ob321/04f
  110. Beschluss des BVerfG vom 20. Februar 2009, Az. 1 BvR 2266/04 und 1 BvR 2620/05
  111. PETA, 27. März 2009: „Holocaust-Kampagne“ verstößt nicht gegen die Menschenwürde
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