„Herta Müller“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
gemäß webstream. (Wollte ich immer schon mal machen :)
Zeile 1:Zeile 1:
'''Herta Müller''' (* [[17. August]] [[1953]] in [[Niţchidorf|Nitzkydorf]], [[Rumänien]]) ist eine deutsche [[Schriftsteller|Schriftstellerin]].
'''Herta Müller''' (* [[17. August]] [[1953]] in [[Niţchidorf|Nitzkydorf]], [[Rumänien]]) ist eine deutsche [[Schriftsteller|Schriftstellerin]]. Im Jahr 2009 erhielt er den [[Nobelpreis für Literatur]].


[[Bild: Herta Müller.JPG |thumb|250px|right| Herta Müller auf der Leipziger Buchmesse 2007]]
[[Bild: Herta Müller.JPG |thumb|250px|right| Herta Müller auf der Leipziger Buchmesse 2007]]

Version vom 8. Oktober 2009, 13:02 Uhr

Herta Müller (* 17. August 1953 in Nitzkydorf, Rumänien) ist eine deutsche Schriftstellerin. Im Jahr 2009 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Datei:Herta Müller.JPG
Herta Müller auf der Leipziger Buchmesse 2007

Leben

Herta Müller wurde im deutschsprachigen rumänischen Banat geboren. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität des Westens Timişoara Germanistik und rumänische Literatur. Ab 1976 arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik, wurde allerdings 1979 nach ihrer Weigerung, mit der rumänischen Securitate zusammenzuarbeiten, entlassen. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt mit zeitweiliger Lehrtätigkeit in Schulen und Kindergärten sowie mit privatem Deutschunterricht. Ihr erstes Buch Niederungen konnte 1982 in Rumänien, wie alle Publikationen, nur in zensierter Fassung erscheinen. 1987 reiste Herta Müller mit ihrem damaligen Ehemann, dem Schriftsteller Richard Wagner, in die Bundesrepublik Deutschland aus. In den folgenden Jahren erhielt sie eine Reihe von Lehraufträgen als „Writer in residence“ an Universitäten im In- und Ausland. 2005 war sie „Heiner-Müller-Gastprofessorin“ an der Freien Universität in Berlin, wo sie heute lebt.

Herta Müller gehörte bis zu ihrem Austritt 1997 dem P.E.N.-Zentrum Deutschland an; seit 1995 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

2008 entbrannte eine innenpolitische Diskussion um die Teilnahme des Historikers Sorin Antohi und des Germanisten Andrei Corbea-Hoisiean an einer Tagung des „Berliner Rumänischen Kulturinstituts“ am 25. Juli 2008, obwohl beide Informanten der Securitate im kommunistischen Rumänien waren. Herta Müller kritisierte deren Einladung in einem offenen Brief [1][2]. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung griff der aus dem Banat stammende Historiker, Philosoph und Literat Carl Gibson Herta Müller an und warf ihr in seinem Buch „Symphonie der Freiheit“[3] Systemloyalität unter dem Ceauşescu-Regime vor [4][5].

In einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit vom 23. Juli 2009 mit dem Titel "Die Securitate ist noch im Dienst" beschreibt Herta Müller allerdings, welchen Machenschaften des rumänischen Geheimdienstes sie ausgesetzt war und noch heute ist. Die Akten der Securitate offenbaren, dass sie und damit ihre unermüdliche Kritik an der Diktatur Ceausescus durch Diskreditierungsmaßnahmen unglaubwürdig gemacht werden sollte. So wurden etwa von der Securitate enworfene Briefe an deutsche Rundfunkanstalten geschickt, in denen sie als Agentin beschuldigt wurde. Oder führende Personen der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die informelle Mitarbeiter der Securitate waren, beschuldigten sie, im Auftrag der Kommunistischen Partei Rumäniens zu schreiben.[6]

2009 wurde ihr Roman Atemschaukel für den Deutschen Buchpreis nominiert und gelangte ins Finale der besten sechs Romane.[7] In diesem zeichnet die Autorin den Weg eines jungen Mannes in ein Deportationslager nach Russland nach, das exemplarisch für das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg steht.

Herta Müller erhielt u. a. folgende Auszeichnungen:

Werke

Herta Müller bei der SWR-Literaturnacht in Mainz (2009)
  • Niederungen, Bukarest 1982
  • Drückender Tango, Bukarest 1984
  • Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt, Berlin 1986
  • Barfüßiger Februar, Berlin 1987
  • Reisende auf einem Bein, Berlin 1989
  • Wie Wahrnehmung sich erfindet, Paderborn 1990
  • Der Teufel sitzt im Spiegel, Berlin 1991
  • Der Fuchs war damals schon der Jäger, Reinbek bei Hamburg 1992
  • Eine warme Kartoffel ist ein warmes Bett, Hamburg 1992
  • Der Wächter nimmt seinen Kamm, Reinbek bei Hamburg 1993
  • Angekommen wie nicht da, Lichtenfels 1994
  • Herztier, Reinbek bei Hamburg 1994
  • Hunger und Seide, Reinbek bei Hamburg 1995
  • In der Falle, Göttingen 1996
  • Heute wär ich mir lieber nicht begegnet, Reinbek bei Hamburg 1997
  • Der fremde Blick oder Das Leben ist ein Furz in der Laterne, Göttingen 1999
  • Im Haarknoten wohnt eine Dame, Reinbek bei Hamburg 2000
  • Heimat ist das, was gesprochen wird, Blieskastel 2001
  • Der König verneigt sich und tötet, München [u. a.] 2003
  • Die blassen Herren mit den Mokkatassen, München [u. a.] 2005
  • Este sau nu este Ion, Iaşi 2005
  • Atemschaukel, München [u. a.] 2009

Ausgewählte Werke Herta Müllers sind in 24 Sprachen veröffentlicht worden.

Hörbücher

  • Die Nacht ist aus Tinte gemacht. Herta Müller erzählt ihre Kindheit im Banat, supposé 2009



Herausgeberschaft

  • Theodor Kramer: Die Wahrheit ist, man hat mir nichts getan, Wien 1999
  • Die Handtasche, Künzelsau 2001
  • Wenn die Katze ein Pferd wäre, könnte man durch die Bäume reiten, Künzelsau 2001

Literatur

  • Herta Müller. in: Text + Kritik München 2002 ISSN 0040-5329
  • Norbert Otto Eke (Hrsg.): Die erfundene Wahrnehmung Paderborn 1991
  • Herta Haupt-Cucuiu: Eine Poesie der Sinne Paderborn 1996
  • Ralph Köhnen (Hrsg.): Der Druck der Erfahrung treibt die Sprache in die Dichtung. Frankfurt 1997
  • Grazziella Predoiu: Faszination und Provokation bei Herta Müller. Frankfurt 2000
  • Bogdan Dascalu: Held und Welt in Herta Müllers Erzählungen. Hamburg 2004
  • Nina Brodbeck: Schreckensbilder. Marburg 2000
  • Carmen Wagner: Sprache und Identität. Oldenburg 2002
  • Martin A. Hainz: Den eigenen Augen blind vertrauen? Über Rumänien. In: Der Hammer – Die Zeitung der Alten Schmiede. 2004,2 (Nov.), S.5-6
  • Thomas Daum (Hrsg.): Herta Müller. Frankfurt a.M. 2003
  • Astrid Schau: Leben ohne Grund. Konstruktion kultureller Identität bei Werner Söllner, Rolf Bossert und Herta Müller. Bielefeld 2003
  • Iulia-Karin Patrut: Schwarze Schwester - Teufelsjunge. Ethnizität und Geschlecht bei Herta Müller und Paul Celan. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2006
  • Paola Bozzi: Der fremde Blick. Zum Werk Herta Müllers. Würzburg 2005
  • Symons Morwenna: Room for Manoeuvre. The Role of Intertext in Elfriede Jelinek's "Die Klavierspielerin", Günter Grass's "Ein weites Feld", and Herta Müller's "Niederungen" and "Reisende auf einem Bein". London 2005
  • Brigid Haines: Herta Müller. Cardiff 1998
  • Lyn Marven: Body and Narrative in German Literature Oxford 2005

Einzelnachweise

  1. Spitzel in der Sommerakademie, Frankfurter Rundschau (fr-online.de), 23. Juli 2008
  2. „Spitzelaffäre“ in Berlin, Siebenbürger Zeitung (Siebenbuerger.de), 9. August 2008, Zugriff September 2008
  3. Carl Gibson: Widerstand gegen die Ceauşescu-Diktatur. Chronik und Testimonium einer tragischen Menschenrechtsbewegung in literarischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen. J. H. Röll Verlag, Dettelbach 2008, ISBN 978-3-89754-297-6, S. 371–375
  4. Interview mit Carl Gibson auf Radio Transylvania International, 27. August 2008, Zugriff September 2008
  5. Carl Gibson aus Bad Mergentheim: Symphonie der Freiheit beleuchtet die Menschenrechtsbewegung in Rumänien - Der Zeitzeuge legt Buch mit 400 Seiten vor, Fränkische Nachrichten (fnweb.de), Bad Mergentheim
  6. Die Zeit: Die Securitate ist noch im Dienst
  7. vgl. dpa: Sechs Romane für Deutschen Buchpreis nominiert bei zeit.de, 16. September 2009 (aufgerufen am 16. September 2009)