Heeresoffizierschule II

Heeresoffizierschule II
— HOS II —

Aktiv 1956 bis 1974
Staat Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Heer
Typ Heeresoffizierschule
Unterstellung Heeresamt
Standort Husum (1956–1958)
Hamburg (1958–1974)

Die Heeresoffizierschule II (HOS II) war eine von drei Heeresoffizierschulen zur Ausbildung der Offizieranwärter des Heeres. Sie bestand von 1956 bis 1974 und war in Hamburg (von 1956 bis 1958 in Husum) ansässig. Ihr Nachfolger wurde die Offizierschule des Heeres (OSH) in Hannover.

Geschichte

Nach einem Vorauskommando im Oktober 1956 wurde die Heeresoffizierschule II (HOS II) am 7.[1] (respektive 1.[2]) November 1956 in Husum in Schleswig-Holstein aufgestellt. Damit war sie die zweite von drei Schulen dieser Art.[1] Die Gründung von Heeresoffizierschulen in den 1950er Jahren in Hannover (I), Husum (II) und München (III) diente der „Standardisierung“ der Ausbildung.[3] Die HOS II bezog eine ehemalige Marinekaserne (Fliegerhorstkaserne an der Flensburger Chaussee) und nahm sodann den Lehrbetrieb auf. Der erste Kommandeur wurde Brigadegeneral Ottomar Hansen.[4] Die offizielle Eröffnung fand am 22. Januar 1957 unter Anwesenheit des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Hans Röttiger, und des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Kai-Uwe von Hassel (CDU) statt.[5] Im gleichen Jahr erfolgte die Unterstellung beim Truppenamt (ab 1970 Heeresamt) in Köln.[6]

Zum 1. Juli 1958[2] wurde der Umzug nach Hamburg-Wandsbek in die Douaumont-Kaserne beschlossen.[7] 1961/62 kam es zu einer baulichen Erweiterung der Schule,[8] so konnte eine neue Aula mit einer Kapazität von ca. 800 Personen eingeweiht werden[9]. 1963 wurden in der Aula sechs Nachbildungen von Fahnen preußischer Regimenter, die im Ersten Weltkrieg an der Schlacht bei Tannenberg (1914) teilgenommen hatten und 1945 aus dem Tannenberg-Denkmal in Ostpreußen evakuiert worden waren, aufgehängt.[10] Im gleichen Jahr drehte erstmals der Norddeutsche Rundfunk (NDR) für eine Reportage an der Schule.[11] 1966 wurden die Auswahllehrgänge der HOS II an die Heeresoffizierschule I bzw. die Bundeswehrfachschule (BwFachS) nach Hannover verlegt.[12] Die Schule übernahm 1966 für ihr Offizierheim Gegenstände der Traditionsgemeinschaft des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 aus Berlin.[13]

Im Jahre 1969 entstanden hier in der Lehrgruppe C im Zuge eines Vortrags von Generalleutnant a.D. Wolf Graf von Baudissin, dem Vater der Inneren Führung, neun provokante[14] Arbeitsthesen der acht „Leutnante 70“, die ein modernes Berufsverständnis zur Diskussion stellten.[15] Graf von Baudissin begrüßte die Initiative der Offiziere und bezeichnete den Inhalt der Thesen als „zukunftsträchtig“.[16]

In der Aufstellungsphase der HOS II bestand eine enge Beziehung zur United States Army.[5] Etliche nationale und internationale Amtsträger und Milittärdelegationen (u.a. aus Saint-Cyr[7], West Point[17] und Sandhurst[18]) besuchten im Laufe der Zeit die Einrichtung.

Am 5. Juli 1974 sind im Zuge der Aufstellung[19] der zwei Bundeswehrhochschulen (1973) in München und Hamburg die Heeresoffizierschulen I bis III in der Offizierschule des Heeres (OSH) in Hannover, später Dresden, aufgegangen.[20]

Kommandeure

Lehrbataillon

Am 16. November 1956 wurde das Lehrbataillon Heeresoffizierschule II (LehrBtl HOS II) aufgestellt. 1959 erfolgte die Umgliederung in Panzergrenadier-Bataillon (SPz) 173.[21] In Hamburg wurden die Rekruten in der General-Litzmann-Kaserne ausgebildet. Die Kompanien fanden in Hamburgs Umgebung Patengemeinden. Das Bataillon machte sich bei der Unterstützungsmaßnahmen im Zuge der Sturmflut 1962 und des harten Winters 1963 u.a. unabdingbar.[22] Ca. 400 Soldaten erhielten die Hamburgische Dankmedaille (Sturmflut 1962).[23]

Bibliothek

Der Bestand der Bibliothek der HOS II belief sich auf über 12.000 Bände und 39 Zeitschriften.[24]

Literatur

  • Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Mit einem Vorwort von Hermann Wulf, Hamburg 1966.

Einzelnachweise

  1. a b Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 24.
  2. a b Helmut R. Hammerich, Dieter H. Kollmer, Martin Rink, Rudolf J. Schlaffer: Das Heer 1950–1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Band 3). Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57974-6, S. 751.
  3. Rüdiger Wenzke, Irmgard Zündorf: »Ein eiserner Vorhang ist niedergegangen«. Militärgeschichte im Kalten Krieg 1945–1968/70. In: Karl-Volker Neugebauer (Hrsg.): Grundkurs deutsche Militärgeschichte. Drei Bände mit interaktiver DVD. Band 3: Die Zeit nach 1945. Armeen im Wandel. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, R. Oldenbourg Verlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58100-3, S. 116.
  4. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 25.
  5. a b Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 27.
  6. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 28.
  7. a b Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 33.
  8. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 57.
  9. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 59.
  10. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 74.
  11. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 80.
  12. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 109.
  13. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 111.
  14. Wilfried von Bredow: Militär und Demokratie in Deutschland. Eine Einführung (= Studienbücher Außenpolitik und internationale Beziehungen). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15712-2, S. 131.
  15. Martin Rink: Die Bundeswehr 1950/55–1989 (= Militärgeschichte kompakt. 6). DeGruyter Oldenbourg, München 2015, ISBN 978-3-11-044096-6, S. 122 f.
  16. Claus Freiherr von Rosen: Erfolg oder Scheitern der Inneren Führung aus Sicht von Wolf Graf von Baudissin. In: Rudolf J. Schlaffer, Wolfgang Schmidt (Hrsg.): Wolf Graf von Baudissin 1907–1993. Modernisierer zwischen totalitärer Herrschaft und freiheitlicher Ordnung. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58283-3, S. 217.
  17. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 51.
  18. Hans-Otto Mohr: Rückblick auf die Geschichte der Heeresoffizierschule II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 84.
  19. Helmut R. Hammerich: Kommiss kommt von Kompromiss. Das Heer der Bundeswehr zwischen Wehrmacht und U.S. Army (1950 bis 1970). In: Helmut R. Hammerich, Dieter H. Kollmer, Martin Rink, Rudolf J. Schlaffer (Hrsg.): Das Heer 1950 bis 1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 3). Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57974-6, S. 329, Fn. 255.
  20. Helmut R. Hammerich, Dieter H. Kollmer, Martin Rink, Rudolf J. Schlaffer: Das Heer 1950–1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Band 3). Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57974-6, S. 766.
  21. Lindner: 10 Jahre Lehrbataillon HOS II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 116.
  22. Lindner: 10 Jahre Lehrbataillon HOS II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 117.
  23. Lindner: 10 Jahre Lehrbataillon HOS II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 118.
  24. Herbert Rath: Die Bibliothek der HOS II. In: Heeresoffizierschule II (Hrsg.): Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der HOS II, Hamburg 1956–1966. Hamburg 1966, S. 125.