Gneisenau (Schiff, 1880)

Gneisenau
Schiffsdaten
FlaggeDeutsches Reich Deutsches Reich
SchiffstypGedeckte Korvette
KlasseBismarck-Klasse
BauwerftKaiserliche Werft, Danzig
Baukosten3.089.000 Mark
Stapellauf4. September 1879
Indienststellung3. Oktober 1880
VerbleibAm 16. Dezember 1900 gestrandet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge82,0 m (Lüa)
72,18 m (KWL)
Breite13,7 m
Tiefgang (max.)6,3 m
VerdrängungKonstruktion: 2.843 t
Maximal: 2.994 t
 
Besatzung404 bis 460 Mann
Maschinenanlage
Maschine4 Kofferkessel
3-Zyl.-Dampfmaschine
indizierte
Leistung
Vorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
2.866 PS (2.108 kW)
Höchst­geschwindigkeit13,8 kn (26 km/h)
Propeller1 zweiflügelig ⌀ 5,2 m
Takelung und Rigg
TakelungVollschiff
Anzahl Masten3
Segelfläche2.210 m²
Bewaffnung
  • 16 × Rk 15,0 cm L/22 (1.660 Schuss)

Die SMS Gneisenau war eine Gedeckte Korvette der Bismarck-Klasse der deutschen Kaiserlichen Marine. Die sechs Schiffe der Klasse waren dreimastige, als Vollschiff getakelte Segelschiffe mit ungepanzertem eisernem Rumpf und mit einer Dampfmaschine als zusätzlichem Antrieb. Sie wurden 1884 zu Kreuzerfregatten umklassifiziert.

Geschichte

Das Schiff wurde im Jahre 1880 in Dienst gestellt und diente als Kadettenschulschiff zur Ausbildung des Offiziernachwuchses. Hierzu unternahm es mehrere Auslandsreisen.

1884 sollte die Gneisenau den deutschen Generalkonsul Gerhard Rohlfs über Kapstadt nach Sansibar bringen und auf dem Weg die Santa Lucia Bay unter Reichsschutz stellen. Die Order zum Zwischenstopp wurde jedoch zurückgenommen, als bekannt wurde, dass die Bucht Teil der britischen Interessensphäre war.[1] Der Kommandant der Gneisenau, Kapitän zur See Victor Valois, besuchte 1885 mit zwei Offizieren und 30 Mann den Sultan von Witu im heutigen Kenia, um die dortige deutsche „Schutzherrschaft“ zu bekräftigen.[2] Im Sommer 1885 befand sich die Gneisenau zusammen mit anderen Schiffen in australischen Gewässern, wobei es in Sydney zu Fällen von Fahnenflucht gekommen sein soll. Unter Kapitän zur See Karl Paschen auf dessen Flaggschiff SMS Stosch wurde das Schiff dann nach Ostafrika gerufen, um dort den Abschluss von Schutzverträgen zu unterstützen. Im August 1885 traf Gneisenau, nun Teil des Ostafrikanischen Kreuzergeschwaders, in Sansibar ein.[3] Das Geschwader wurde inzwischen von Konteradmiral Knorr geführt. Im September 1885 erhielt Paschen den Befehl, aus den Kreuzerfregatten Stosch, Prinz Adalbert und Gneisenau, ein selbständiges Geschwader zu bilden und nach Westafrika zu verlegen. Allerdings hatte sich im Oktober 1885 die politische Lage in Westafrika wieder beruhigt, sodass die Gneisenau nach Ostafrika zurückkehrte, während die anderen Schiffe die Heimreise antraten.

Am 16. Dezember 1900 ankerte die die Gneisenau vor dem Hafen von Málaga in Spanien, um einen Diplomaten aufzunehmen[4]. Sie sank dort im Sturm nach einem Ausfall der Maschine, nachdem sie auf die Hafenmole aufgelaufen war. Die bereits am Vortag ausgegebene Warnung vor einem Unwetter und die damit verbundene Empfehlung, im Innenhafen zu ankern, wurden von Kapitän Kretschmann ignoriert. 40 Mann der Besatzung, darunter der Kommandant und der Erste Offizier, kamen ums Leben. Beim Versuch, die Schiffbrüchigen zu retten, starben 12 Bürger Málagas[5].

Umgekommene Besatzungsmitglieder

  • Matrose Adam Weiss, geb. in Bleiweisshof am 24. Dezember 1878
  • Schiffsjunge Otto Becker, geb. in Danzig am 7. September 1884
  • Feuermeistersmaat Herwarth Ruhe, geb. in Neuenkirchen am 30. April 1875
  • Heizer Karl Werchner, geb. in Charlottenburg am 21. September 1879
  • Zimmermannsgast Christopf Detlefsen, geb. in Nordhusum am 3. Dezember 1878
  • Schiffsjunge Flamin von Sperl, geb. in Bamberg am 23. Januar 1883
  • Maschinist Karl Seher, geb. in Gerlachsheim am 7. November 1872
  • Matrose Wilhelm Meyer, geb. in Käseburg (Brake/Unterweser) am 14. August 1879
  • Schiffsjunge Eduard Heisel, geb. in Flensburg am 25. Februar 1885
  • Schiffsjunge Wilhelm Petz, geb. in Schönberg (Mecklenburg-Strelitz)
  • Schiffsjunge Paul Scharf, geb. in Duisburg am 10. März 1883
  • Schiffsjunge Gustav Scheck, geb. in Bargstedterfeld 1882
  • Schiffsjunge Carl Johansson, geb. in Schwerin
  • Schiffsjunge Richard Groll, geb. in Guben am 24. Juli 1882

Ihre Gräber befinden sich auf dem englischen Friedhof in Málaga.

Dank

Als Dank an die Bürger von Málaga wurde 1909 von Deutschland eine Brücke gestiftet, welche noch heute als Puente de los Alemanes (Brücke der Deutschen) über den Fluss Guadalmedina führt.[6][7]

Am 9. März 1982 wurde anläßlich des Besuches eines deutschen Flottenverbandes in Malaga aus einer Sammlung für den Erhalt der Brücke ein Scheck über 115.000 DM vom deutschen Botschafter in Spanien, Dr. Guido Brunner, an den Bürgermeister von Malaga für die Renovierung der Brücke übergeben.

Literatur

  • Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 70 f.

Einzelnachweise

  1. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1976, ISBN 3-423-04187-0, S. 294.
  2. Otto von Bismarck: Denkschrift über die deutschen Schutzgebiete vom 2. Dezember 1885, in: Aktenstücke zu den Verhandlungen des Reichstages 1885/86. Nr. 44, S. 137. (Digitalisierte Fassung)
  3. Georg Wislicenus, Willy Stöwer: Deutschlands Seemacht. Reprint-Verlag, Leipzig 2007, ISBN 3826223136, S. 83.
  4. Empfang des Generalkonsuls in Malaga
  5. Hundimiento de la Fragata Gneisenau
  6. Hundimiento de la Fragata Gneisenau
  7. Málaga. Die Brücke der Deutschen und die S.M.S. Gneisenau@1@2Vorlage:Toter Link/www.reportagen4u.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.