„Geschichte Ghanas“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
== Literatur ==
* Joseph Ki-Zerbo: ''Die Geschichte Schwarzafrikas'', Fischer Taschenbuch, 2280-ISBN--3-596-26417-0
* Joseph Ki-Zerbo: ''Die Geschichte Schwarzafrikas'', Fischer Taschenbuch, 2280-ISBN-3-596-26417-0
* Basil Davidson: ''A History of West Africa 1000 – 1800'', überarbeitete Auflage, Longman 1978, ISBN 0582603404
* Basil Davidson: ''A History of West Africa 1000 – 1800'', überarbeitete Auflage, Longman 1978, ISBN 0582603404
* J.B. Webster, A.A. Boahen: ''Revolutionary Years: West Africa Since 1800 (Growth of African Civilisation)'', Longman 1984, ISBN 0582603323
* J.B. Webster, A.A. Boahen: ''Revolutionary Years: West Africa Since 1800 (Growth of African Civilisation)'', Longman 1984, ISBN 0582603323

Version vom 14. Mai 2006, 19:47 Uhr

Die Geschichte Ghanas ist die Geschichte des modernen Staates Ghana, der vorangegangenen europäischen Kolonialisation dieses Gebietes sowie die vorkoloniale Geschichte der Völker und Reiche auf dem Gebiet des heutigen Staates. Das ursprüngliche Königreich Ghana lag weit nördlicher als das heutige Ghana im Gebiet der Sahelzone. Obwohl dieses Reich der Namensgeber des modernen Staates Ghana ist, hat das heutige Ghana keine historischen Bezüge zu ihm.

Frühgeschichte des heutigen Ghana

Das Küstengebiet Ghanas war wahrscheinlich schon um 4000 vor Christus von Menschen besiedelt, die hauptsächlich vom Fischfang lebten. Aus dieser Frühzeit sind jedoch keine archäologischen Zeugnisse erhalten geblieben. Diese gibt es für den Norden Ghanas etwa ab 2000 vor Christus. Der zentrale Teil Ghanas, die Regenwaldzone ist dagegen erst deutlich später besiedelt worden.

Vorkoloniale Reiche und Völker auf dem Gebiet des heutigen Ghana

Die großen Reiche im Norden

Die frühesten Reichsgründungen auf ghanaischem Gebiet fanden im Norden des Landes statt. Anfang des 15. Jahrhunderts gründeten die Dagomba ein mächtiges Königreich (s. Dagomba (Königreich), später die Mamprussi und im 16. Jahrhundert die Gonja. Alle diese Reiche waren von den Mossi des heutigen Burkina Faso kulturell beeinflußt und stützten ihre Macht auf Reiterheere, die in Bewaffnung und leichter Rüstung an europäische Ritter erinnerten. Diese Reiterheere fanden ihre Grenzen an den tropischen Bedingungen des Waldlandes in Zentralghana, wo z.B. die Verbreitung der Tse-Tse-Fliege Großvieh- und damit Pferdehaltung unmöglich machte. Die Reiche des Nordens wurden früh islamisiert, behielten aber weite Teile ihres traditionellen Glaubens bei.

Die Akanstaaten des Waldlandes von Zentralghana

Das Waldland Zentralghanas war bis etwa 1200 kaum besiedelt. Vermutlich ab dem 13. Jahrhundert setzte eine gewisse Wanderungsbewegung von Norden kommend in dieses Gebiet ein. Die Akanvölker wanderten in ihr heutiges Siedlungsgebiet in Zentralghana ein. Diese Wanderungsbewegung verstärkte sich erst Ende des 15./ Anfang des 16. Jahrhunderts, als die Einfuhr gewisser (Feld-)Früchte wie Bananen, Hirse oder Kassawa aus Südostasien bzw. Amerika eine intensivere Besiedelung dieses Regenwaldgebietes ermöglichte. Die Akanvölker begannen sich nun in kleineren politischen Einheiten zu organisieren. Eines der ersten historisch belegten Königreiche der noch zersplitterten Akanvölker war das Königreich Bono. Später, im 17. Jahrhundert, beherrschten die Denkyra weite Teile Zentralghanas. Ihre Macht wurde jedoch durch das 1695 gegründete Königreich der Ashanti gebrochen, dessen zügiger Aufstieg die Zersplitterung der Akanstaaten beendete und zur Entstehung einer regionalen Großmacht führte, die bald in Konflikt mit den an Einfluß gewinnenden Europäern geriet.

Die Völker des Südens

Im Süden Ghanas lebten im 15. /16. Jahrhundert bereits die Völkerschaften, die auch heute dort siedeln: die Fanti, Nzema, Ga, Ewe und andere. Keines dieser Völker hatte sich zu diesem Zeitpunkt jedoch in größeren, zentralisierten Staaten organisiert. Die Ewe etwa lieferten in ihren Herkunftsmythen sogar eine Art ideologische Begründung für ihre Abneigung gegen größere politische Einheiten. Nach ihren mündlichen Traditionen waren ihre Vorfahren aus dem Osten vor einem tyrannnischen Herrscher geflohen.

Als die ersten Europäer die ghanaische Küste erreichten, trafen sie also auf eine Vielzahl kleiner Häuptlingstümer.

Früher Kontakt mit den Europäern: 1471 - 1800

Die beiden Forts von Elmina in historischer Darstellung

Die Bewohner der Küste des heutigen Ghana hatten bereits sehr früh und intensiv Kontakt mit europäischen Händlern und Soldaten. Die Portugiesen waren die ersten Europäer, die 1471 die sogenannte Goldküste erreichten. Bereits 1482 erhielten sie die Erlaubnis einheimischer Herrscher einen befestigten Stützpunkt, das Fort São Jorge da Mina im heutigen Elmina, zu errichten. Den Portugiesen folgten bald andere Europäer: Schweden, Dänen, Niederländer, Briten, Brandenburger und Franzosen trieben Handel mit den Bewohnern der Küste, errichteten Festungen und bekriegten sich häufig untereinander. An keinem Küstenabschnitt Afrikas findet sich eine derartige Dichte europäischer Forts wie an der Küste Ghanas. Oftmals wurden diese Festungen europäischer Mächte in Sichtweite voneinander errichtet. Die Festungen waren in erster Linie Handelsstützpunkte und nicht Ausgangspunkte kolonialer Eroberungen. Üblicherweise waren sie auch nicht Eigentum europäischer Mächte, sondern über einen Pachtvertrag von afrikanischen Mächten erworbene Plätze. Die Europäer interessierten sich für Gold und Gewürze des Landes, ab dem 17. Jahrhundert zunehmend für Sklaven, die nach Amerika verkauft wurden. Die Afrikaner erhielten im Austausch Gewehre, Munition und Stoffe. Die europäischen Seefahrer und Händler waren auf die Kooperation der Einheimischen angewiesen und der Handel zwischen Europäern und Afrikanern lief auf einer gleichberechtigten Basis ab. Auch die Sklaven wurden von Afrikanern (häufig von mächtigen afrikanischen Kaufleute oder "Handelsprinzen" wie etwa dem sogenannten Jan Conny) an die Europäer verkauft und waren nicht das Ergebnis europäischer Überfälle auf die Küste. Diese frühe Phase des Kontaktes mit den Europäern muß deutlich von der späteren kolonialen Unterwerfung unterschieden werden. Als Ergebnis dieser Kontakte finden sich übrigends heute an der Küste Ghanas viele hellhäutige Menschen und englische, holländische, portugiesische, dänische oder französische Nachnamen wie da Costa, Hayford, Lemaire, Vroom oder Simpson sind keine Seltenheit. Um 1800 hatten sich die Briten und die Niederländer gegen die übrige europäische Konkurrenz durchgesetzt, das Kräfteverhältnis zwischen Afrikanern und Europäern und damit der Charakter des europäisch-afrikanischen Austausches begann sich zu wandeln.

Zeit des Ashantireiches

Datei:Karte Aschantireich2.jpg
Das Ashantireich auf dem Höhepunkt seiner Macht Mitte des 19. Jahrhunderts

Hauptartikel: Ashantireich

1695 waren die zersplitterten Ashantifürstentümer unter dem ersten Asantehene Osei Tutu erstmals vereinigt. 1699 begann der Aufstieg des Reiches zur regionalen Großmacht, als es den Ashanti gelang, sich in einem zweijährigen Krieg von der Tributpflicht für das Reich der Denkyra zu befreien und verschiedene bisher unter der Herrschaft der Denkyra stehende Gebiete zu erobern. Als wichtigste Kriegsbeute gelangte dabei der Pachtvertrag für die Forts von Elmina in die Hände der Ashanti, die damit die Möglichkeit des direkten Handels mit Europäern, nämlich mit den Niederländern, hatten. 1744 eroberten die Ashanti das mächtige Königreich der Dagomba in Nordghana und dehnten ihre Macht über nahezu das gesamte Staatsgebiet des heutigen Ghana mit Ausnahme eines schmalen Küstenstreifens aus. Grundlage der Macht der Ashantiföderation waren sicherlich der Goldreichtum des Ashantilandes und ihre hervorragende miltärische Organisation, die durch von den Europäern erworbenen Schußwaffen verstärkt wurde. Hinzu kam aber auch die innere Stärke des Reiches, deren Basis eine Staatsideologie war, die unter Osei Tutu und dem Priester Okomfo Anokie bereits Ende des 17. Jahrhunderts geschaffen worden war: Der Glaube an die Macht des sogenannten Goldenen Stuhls, der den Geist aller Ashanti verkörperte. In verschiedenen Schritten hatte das Reich zudem eine geradezu modern anmutende innere Organisation erhalten, mit einer Art Berufsbeamtentum und einer Verwaltung, die sich u.a. auf schriftkundige Muslime aus dem Norden stützte. 1814-16 besiegte der Asantehene Osei Bonsu im sogenannten Ashanti-Akim-Akwapim-Krieg die vereinigten Akim und Akwapim und die Briten mußten die Oberhoheit Ashantis über die gesamte Südküste des heutigen Ghanas außerhalb des direkten Gebietes ihrer Forts anerkennen. Ein Versuch des britischen Gouverneurs McCarthy die Ashantimacht zu brechen, endete 1824 in einer verheerenden Niederlage, sein Heer wurde vernichtend geschlagen und er beging Selbstmord, um den Ashanti nicht in die Hände zu fallen. Das Ashantireich war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Es beherrschte ein Gebiet, das über das heutige Staatsgebiet von Ghana hinausging und verschiedene Vasallenstaaten mußten den Ashanti jährlich eine bestimmte Menge Sklaven als Tribut liefern.

Der Rest des 19. Jahrhunderts ist von verschiedenen Kriegen und Feldzügen zwischen Ashanti und Briten geprägt, in denen die Ashanti die Briten mehrfach vernichtend schlugen. 1874 jedoch wendete sich das Blatt, britische Truppen unter Sir Garnet Wolseley eroberten Kumasi, die Hauptstadt der Ashanti, plünderten die Stadt und steckten sie in Brand. Im Vertrag von Fomena mußten die Ashanti auf alle ihre Rechte an der Küste verzichteten und der Sklavenhandel, ehemals die Haupteinnahmequelle der Ashanti, wurde für illegal erklärt.

Damit war der Weg fei für eine Festigung der britischen Macht an der Goldküste.

Britische Herrschaft

Der Weg zur Kolonialherrschaft: 1821 -1900

Kanonen von Cape Coast Castle, ehemals Sitz des britischen Gouverneurs

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren nur noch drei europäische Mächte mit befestigten Handelsposten an der Goldküste vertreten: Briten, Niederländer und Dänen. Diese europäischen Forts wurden jeweils von privaten, staatlich privilegierten Handelsgesellschaften verwaltet. 1821, nach mehrmaligem, vergeblichen Drängen von Kaufleuten und Siedlern übernahm das Kolonialamt ("Colonial Office") in London die Kontrolle über die britischen Festungen, überließ aber ab 1828 einem Rat der britischen Kaufleuten vor Ort die Verwaltung der Forts und seiner Bewohner. Präsident dieses Rates war ab 1829 George Maclean, der bis zu seinem Tod 1847 dafür sorgte, dass die britische Einflußsphäre an der Goldküste weit über die Forts hinaus einen ca. 40 km breiten Küstenstreifen umfasste. In disem Gebiet galt weitgehend britisches Recht und die Briten traten als Schlichter bei Streitigkeiten zwischen einheimischen Herrschern auf. Die zunehmende Konkurrenz mit dem aufstrebenden Ashantireich (s.o.) und die Bündnisverpflichtungen mit den mit den Briten verbündeten Fanti führten in den folgenden Jahrzehnten zudem zu einer verstärkten militärischen Präsenz der Briten. 1842 übernahm das "Mutterland" die direkte Kontrolle über dieses Gebiet und setzte einen Gouverneur mit Sitz in Cape Coast Castle ein. 1844 schloß er mit den Fante den sogenannten Bund von 1844, in dem die Fanti weitgehend die faktische Geltung britischen Rechts in ihrem Gebiet anerkannten. 1850 kauften die Briten den Dänen ihre noch verbliebenen Forts an der Goldküste ab und führten kurz darauf eine Kopfsteuer in ihrem Machtbereich ein. 1868 einigten sich Briten und Niederländer auf einen Austausch verschiedener Forts zwecks Verwaltungsvereinfachung. Die Niederländer hatten jedoch aufgrund einheimischen Widerstands erhebliche Probleme, die Gewalt in ihren neu erworbenen zu übernehmen (s. z.B. Dixcove). 1872 gaben die Niederländer auf und verkauften ihre letzten Festungen an der Goldküste an die Briten, die damit keine europäische Konkurrenz an dieser Küste mehr hatten. Etwa zeitgleich versuchten die traditionellen Oberhäupter und die "(westlich) gebildete Elite" der Fante im Kernland der britischen Einflußzone einen eigenständigen Staat nach europäischem Vorbild zu errichten. Diese sogenannte Fantiföderation bestand von 1868 -1873, scheiterte jedoch an inneren Streitigkeiten und dem Boykott durch die Briten.

Verhandlungen des Asantehene Prempeh I mit britischem General

1874 kam es zu einem erneuten Krieg mit den Ashanti, der Auslöser waren die Pachtzahlungen, die die Ashanti für die nun britischen Forts von Elmina von den Briten forderten. Die Briten schlugen die Ashanti, zwangen sie, im Vertrag von Fomena ihre Hoheit über nahezu ganz Südghana anzuerkennen und hatten damit die letzte Macht in der Region besiegt, die ihnen noch Widerstand leisten konnte.

1874 wurde Südghana zur Kronkolonie Goldküste ausgerufen. 1896 zwangen die Briten den Ashanti militärisch die Anerkennung ihrer Herrschaft über das Ashantiland als "Protektorat" auf und verschleppten den regierenden Asantehene auf die Seychellen. 1900 übernahmen die Briten (nachdem im Samoa-Vertrag die Grenzkonflikte mit dem benachbarten Deutsch-Togo geklärt waren) die Kontrolle über Nordghana.


Britische Herrschaft über die Goldküste 1900 - 1945

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Die Fahne der britischen Kolonie Goldküste

Hauptartikel: Goldküste

Als Ergebnis des 1. Weltkrieges wurde die den Briten 1919 als UN-Mandatsgebiet überlassene westliche Hälfte des ehemaligen Deutsch-Togo als Britisch-Togoland ebenfalls Teil der Britischen Goldküste.

Innerhalb der Goldküste wurde zudem unterschieden zwischen der Kronkolonie, dem "Protektorat Ashantiland und den nördlichen "Territorien". Die Form der kolonialen Machtausübung innerhalb dieser drei Gebiete war sehr unterschiedlich. In der „Kronkolonie“ war den Einheimischen in Maßen eine politische Betätigung im modernen Wortsinn möglich: Politische Vereinigungen konnten sich ohne Genehmigung durch die Briten bilden und es gab weitgehende Pressefreiheit. Englisches Recht war gültig und Rechtsanwälte waren in der Lage, Auswüchse der Kolonialherrschaft zu bekämpfen. Hier gab es zudem aufgrund des längeren britischen Einflusses eine große Anzahl westlich gebildeter Afrikaner, die mit der Kolonialverwaltung kooperierten und diese auch in Ansätzen kontrollierten. Im „Protektorat“ dagegen bemühten sich die Briten bis in die 1920erJahre hinein um die Zerstörung des Ashantiimperialismus und seiner verbliebenen Traditionen, Rechtsanwälten war die Ausübung ihres Berufes verboten und politische Vereinigungen mussten sich als kulturelle oder soziale Vereinigungen tarnen. Die „Northern Territories“ wiederum waren in die späteren politischen Reformversuche innerhalb der Goldküste gar nicht eingebunden, hatten z.B. keine Stimme im gesetzgebenden Rat der sogenannten Burnsverfassung, über die in den 40er Jahre eine rudimentäre Form der Vertretung Einheimischer in der Regierung der Kolonie erreicht werden sollte. Gouverneur Gordon Guggisberg versuchte im Ashantigebiet und in den Nördlichen Territorien in den 20er Jahren seine Vorstellungen von Indirect Rule (Indirekter Herrschaft).

Der Weg in die Unabhängigkeit: 1945 - 1951

Datei:Nkrumah-kwame.jpg
Kwame Nkrumah

Dennoch verstärkten sich seit dem 2. Weltkrieg Bestrebungen zur langfristigen Unabhängigkeit der Goldküste. 65 000 Ghanaer hatten auf britischer Seite im 2.Weltkrieg im Namen von "Freiheit und Demokratie" gekämpft und forderten das nun auch auch für ihre Heimat. Viele Posten waren für Weiße reserviert und gebildeten Ghanaern versperrt. 1946 trat eine neue Verfassung, die Burns-Constitution für die Goldküste in Kraft, die erstmals in einer britischen Kolonie in Afrika eine einheimische Majorität in einem gesetzgebenden Rat festlegte. Allerdings wurden die Vertreter in diesem Rat überwiegend von den traditionellen Chiefs bestimmt und die nördlichen Territorien blieben ohne Vertretung. Einen Wendepunkt in der allgemeinen Stimmung stellten schließlich die sogenannten Accra-Riots (deutsch Accra-Unruhen) von 1948 dar. Eine friedliche Demonstration unzufriedener ehemaliger Verwaltingsangestellter endete mit dem Tod mehrerer Demonstranten durch Polizeikugeln und führte zu Ausschreitungen in Accra und verschiedenen anderen Städten. Insgesamt starben 29 Menschen und Forderungen nach baldiger Unabhängigkeit des Landes waren so populär wie nie zuvor. Im Gefolge dieser Unruhen wurde der spätere erste Präsident Ghanas Kwame Nkrumah auch landesweit bekannt und seine 1947 gegründete damalige Partei, die United Gold Coast Convention(UGCC) vervielfachte ihre Mitgliederzahl. Ein Gremium, dem überwiegend traditionelle Chiefs und die Anführer der UGCC angehörten, sollte nun eine neue Verfassung ausarbeiten, um den Unwillen der Bevölkerung aufzufangen. Kwame Nkrumah gehörte diesem Gremium trotz seiner großen Popularität nicht an. 1949 gründete er schließlich seine eigene Partei, die Convention People´s Party mit dem Hauptprogrammpunkt "self-government now!". Die Kolonialverwaltung ging mit Repressalien gegen Anhänger der neuen Partei vor. 1950 erklärte der Gewerkschaftsverband Trade Union Congress, damals ein integraler Bestandteil der CPP den Generalstreik. Die Kolonialregierung erklärte den Ausnahmezustand, ließ Kwame Nkrumah verhaften und zu drei Jahren Gefängnis verurteilen. 1951 fanden die ersten Wahlen nach den Regeln der unmittelbar zuvor in Kraft gesetzten Verfassung statt. Kwame Nkrumahs CPP errang überall dort, wo direkt gewählt werden durfte, einen überwältigenden Wahlsieg und erhielt selbst ein Mandat. Gouverneur Charles Arden-Clarke akzeptierte den so eindeutig ausgesprochenen Volkswillen, befahl Nkrumah aus dem Gefängnis zu entlassen und bot ihm das Amt eines "Führers der Regierungsgeschäfte" an.

Der Weg in die Unabhängigkeit: 1951 -1956

Aufgeschnittene Kakaobohne, Grundlage des Booms der 50er Jahre in Ghana

1951 bis 1956 (zwei Wahlperioden) hatte die Goldküste nun eine Regierung der CPP unter Führung Nkrumahs bei noch bestehender britischer Herrschaft. Begünstigt von gefüllten Kassen insbesondere aufgrund der enorm gestiegenen Kakaopreise auf dem Weltmarkt, aber auch einer konsequenten Infrastrukturpolitik erlebte Ghana in dieser Phase nie gekannten Fortschritte: Eine asphaltierte Straße zwischen Accra und Sekondi-Takoradi und andere wichtige Strecken innerhalb des Landes wurden gebaut und Eisenbahnstrecken begonnen. Der Ausbau des Tiefseehafens von Takoradi ging zügig voran, ein neuer Tiefseehafenausbau bei Tema wurde begonnen. Durch Maßnahmen gegen eine grassierende Kakaokrankheit und ein neues Aufkausfsystem zu Festpreisen erlebte der Kakaoanbau einen enormen Aufschwung. Große Fortschritte waren zu verzeichnen in der Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur. Die Reservierung von Jobs für Europäer wurde aufgehoben und die Zahl der "gehobenen Posten", die Afrikaner innehatten, stieg von 171 im Jahr 1949 auf 3000 im Jahr 1957. 1954 trat eine neue Verfassung inkraft mit einer Volksvertretung, derren Mitglieder durchweg direkt gewählt wurden. Nkrumah erhielt den Titel eines Premierministers. Begleitet wurden diese eindeutigen Fortschritte allerdings von zunehmender Korruption und ersten diktatorischen Tendenzen im Verhalten Kwame Nkrumahs, der etliche seiner bis dahin wichtigsten Weggefährten aus der CPP ausschließen ließ. In Ashantigebiet formierte sich aus Kreisen ehemaliger CPP-Anhänger eine neue regionale Partei, das National Liberation Movement (NLM) und es kam zu Gewalttätigkeiten zwischen Anhängern beider Parteien. Der britische Staatssekretär für die Kolonien verlangte daher Neuwahlen vor der Entlassung des Landes in die Unabhängigkeit. Wider Erwarten gewann Nkrumahs CPP bei diesen Wahlen 1956 die Mehrheit in allen Landesteilen - bis auf das Ashantigebiet, wo seine Partei jedoch immerhin ein Drittel der Stimmen erhielt. Im selben Jahr entschied sich die Bevölkerung Britisch-Togolands für die Zugehörigkeit zu einem neu zu bildenden Staat Ghana. Am 5. März 1957 endete die Kolonialgeschichte der "Goldküste" und um Mitternacht erlangte Ghana als erste ehemalige Kolonie Schwarzafrikas die Unabhängigkeit.

Unabhängiges Ghana

Die Ära Nkrumah

1957 – 1960: Konsolidierung der Macht und internationale Erfolge

Als Ghana am 6. März 1957 als erste ehemalige Kolonie Schwarzafrikas seine Unabhängigkeit erklärte, brachte es dafür bessere Voraussetzungen mit als die meisten anderen, später entstehenden Staaten des Kontinents. Hier gab es eine vergleichsweise breite, westlich gebildete Schicht, ergiebige Goldbergwerke im Ashantiland, einen devisenträchtigen, exportorientierten Zweig der Landwirtschaft und beträchtliche Devisenreserven aus den vorangegangenen Jahren des Kakaobooms. Allerdings war die Struktur der ghanaischen Wirtschaft noch kolonial geprägt und fremdes Kapital beherrschte den Bergbau, das Bankwesen und den Handel. Bis 1960 betrieb der erklärte Sozialist Kwame Nkrumah dennoch eine liberale Wirtschaftspolitik, gewährte ausländischen Investoren Steuernachlässe und ermöglichte ihnen Gewinntransfers, um zusätzliches Kapital für seine ehrgeizige Industrialisierungspolitik anzuziehen. Im Zentrum der Industrialisierungspläne stand das Volta River Project, also der Bau des Akosombo-Staudammes, der Ghanas zukünftige Industrie mit Strom versorgen und das Land zum Stromexporteur machen sollte. Dieses Projekt war nur mit us-amerikanischem Kapital und Krediten zu verwirklichen und dazu war eine westlich orientierte Wirtschaftpolitik notwendig. Der Aufbau des Landes ging insbesondere im Bereich der Bildung voran, Schulen wurden gebaut und zwei Universitäten gegründet. Innenpolitisch wendete sich Nkrumah mit zunehmend diktatorischen Mitteln gegen den Regionalismus der Ashanti und den Ewe-Nationalismus in der Voltaregion, die nicht nur den Zusammenhalt des Staates, sondern auch seine persönliche Macht bedrohten. Ein 1957 erlassenes Gesetz gegen „Tribalismus“ ("Stammestum") ermöglichte es ihm, nach Gutdünken Regionalpolitiker abzusetzen. Als sich daraufhin verschiedene regionale Oppositionsparteien zur United Party vereinten, erließ er ein Gesetz, nach dem Personen, die die Sicherheit des Staates bedrohten, ohne Prozeß festgenommen werden konnten. Der Gewerkschaftsdachverband Trade Union Congress und der Rat der Farmer Ghanas (United Ghana Farmers Council) verloren ihre Eigenständigkeit und wurden der Nkrumah-Partei CPP angegliedert.

Auf internationaler Ebene versuchte Nkrumah sein Konzept des Panafrikanismus voran zu bringen. Es war seine feste Überzeugung, dass " die Unabhängigkeit Ghanas bedeutungslos ist, solange sie nicht mit der totalen Befreiung des afrikanischen Kontinents verbunden ist." Nur ein vereinigtes Afrika würde dem Schicksal entgehen, zum Spielball fremder Kräfte zu werden. Ende der fünfziger Jahre führte er verschiedene internationale Kongresse in Accra durch, die tatsächlich große Bedeutung für die Befreiungsbewegungen des afrikanischen Kontinents und den Prozess seiner Entkolonialisierung hatten. Nkrumah und mit ihm Ghana befanden sich 1960 auf einem Höhepunkt internationaler Anerkennung.

Republik, Sozialistische Wende und Diktatur: 1960 -1966

Juli 1960 wurde Ghana zur Republik erklärt und Kwame Nkrumah Präsident (statt Premierminister) mit nahezu diktatorischen Vollmachten. Verhaftungen ohne Gerichtsurteile auf der Grundlage des erwähnten Gesetzes zur Staatssicherheit nahmen erheblich zu. Die ehemaligen Pfadfinder Ghanas wurden zur "Nkrumah-Jugend" und zur Speerspitze eines Spitzelsystems umfunktioniert. Mehrere erfolglose Attentate wurden auf Nkrumah verübt.

Wirtschaftlich vollzog das Land nun eine Wende zu einer sozialistischen Orientierung. Verschiedene Bergbaugesellschaften wurden verstaatlicht, ausländische Firmen staatlicher Kontrolle unterworfen. Tatsächlich hatte die liberale Wirtschaftspolitik der 50er Jahre nicht die erhofften Erfolge erzielt, Gewinne der europäischen Firmen waren aus dem Land herausgeflossen, statt in Ghana investiert zu werden. Zeitgleich fielen die Kakaopreise auf ein Viertel des Wertes Mitte der fünfziger Jahre. Die neuen, staatlich kontrollierten Unternehmen erwiesen sich jedoch zumeist ebenfalls als wenig effektiv, litten unter Kapitalmangel und verführten zu Korruption. Es kam zu erheblichen Versorgungsmängeln im Land. Steuererhöhungen, eine Zwangssparverordnung und die Gängelung durch die korrupte Staatspartei brachten auch die Gewerkschaft gegen Nkrumah auf und führten zu einem Streik der Eisenbahn- und Hafenarbeiter in Takoradi und Kumasi. Die offenkundige Bevorteilung bei der Ausrüstung von Nkrumahs Präsidentengarde, die eine Art Privatarmee bildete, vor der Ghanaischen Armee löste auch hier Unzufriedenheit aus. 1965 schließlich starb der angesehene Politiker und Gründer von Nkrumahs alter Partei, Dr. J.B. Danquah in Polizeihaft. Nkrumahs Popularität befand sich auf einem Tiefpunkt. Während eines Besuches Nkrumahs im nordvietnamesischen Hanoi verübten Polizei- und Armeeoffiziere gemeinsam einen unblutigen Putsch und übernahmen die Macht.

Militärherrschaft 1966 - 1969

Die zweite Republik 1969 - 1972: Kofi Busia

Militärherrschaft 1972 - 1979: Ignatius Kutu Acheampong und Fred Akuffo

Die Ära Rawlings 1979 - 2001

1981 gelang es Jerry Rawlings, die Inflation zu senken und die Wirtschaft wieder in Aufschwung zu bringen. 1993 wurde eine neue Verfassung verkündet. Jerry Rawlings wurde bei den Parlamentswahlen zum Staatspräsident gewählt.

Demokratie seit 2001: John Agyekum Kufuor

Siehe auch

Literatur

  • Joseph Ki-Zerbo: Die Geschichte Schwarzafrikas, Fischer Taschenbuch, 2280-ISBN-3-596-26417-0
  • Basil Davidson: A History of West Africa 1000 – 1800, überarbeitete Auflage, Longman 1978, ISBN 0582603404
  • J.B. Webster, A.A. Boahen: Revolutionary Years: West Africa Since 1800 (Growth of African Civilisation), Longman 1984, ISBN 0582603323
  • Walter Schicho: Handbuch Afrika. In drei Bänden. Band 2: Westafrika und die Inseln im Atlantik, Brandes & Appel, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-86099-121-3

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