„Explication de texte“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
== Literatur ==
* Daniel Bergez: ''L'explication de texte littéraire''. 3., überarbeitete Ausgabe. Armand Colin, Paris 2010. ISBN 2200249314

* Antoine Compagnon: ''La Troisième République des lettres. De Flaubert à Proust''. Seuil, Paris 1983, ISBN 2-02-006583-5.
* Antoine Compagnon: ''La Troisième République des lettres. De Flaubert à Proust''. Seuil, Paris 1983, ISBN 2-02-006583-5.
* Marie-Annick Gervais-Zanninger: ''L'explication de texte en littérature. Méthodes et modèles''. Hermann, Paris 2006, ISBN 2-7056-6527-7.
* Marie-Annick Gervais-Zanninger: ''L'explication de texte en littérature. Méthodes et modèles''. Hermann, Paris 2006, ISBN 2-7056-6527-7.

Version vom 25. März 2014, 00:27 Uhr

Die explication de texte, oft auch als explication française bezeichnet, ist eine Methode zur Analyse literarischer Texte, die den Literaturunterricht in Frankreich prägt und eine Pflichtübung zur Erlangung des Baccalauréats, der Concours, Agrégations und vieler anderer Prüfungsordnungen ist.

Sie wurde ab 1880 von Gustave Lanson im Zuge der Reform des französischen Universitätswesens eingeführt und ist bis heute ungeachtet aller literaturtheoretischen Paradigmenwechsel die prägende Art der Literaturbetrachtung im französischen Bildungswesen. Verschiedentlich haben Romanisten die Praxis der explication de texte als „sakrosankt“, „Religion“ oder als „Initiationsritus“ charakterisiert.

Viel mehr als der gewöhnliche deutsche Schulaufsatz folgt eine explication einer strengen dreistufigen Struktur (introduction, développement, conclusion). Der vorgegebene Text, etwa ein Gedicht oder ein Auszug aus einem Roman, wird zunächst detailliert auf seine formalen und stilistischen Merkmale hin untersucht, die dann in einem zweiten Schritt ins Verhältnis zum Ganzen gesetzt werden, um darzulegen, wie sie der Aussage des Textes dienen, und worin diese besteht. Die Methode ist also stark formalistisch geprägt und im Grunde werkimmanent, schon weil der Proband im Allgemeinen einen ihm unbekannten Text expliziert, geht also von der Annahme aus, dass sich die Aussage des Textes durch eine sorgfältige hermeneutische Lektüre erschließen lässt; außertextuelle Bezüge wie der historische Kontext, die Biografie des Autors oder ideologische Erwägungen werden vernachlässigt.

In der englischsprachigen Literaturtheorie und -didaktik der Mitte des 20. Jahrhunderts fand die explication de texte ihr Gegenstück im practical criticism von I. A. Richards und dem close reading der New Critics, das jedoch weitaus stärker von literaturtheoetisch-ideologischen Voraussetzungen geprägt ist.

Literatur

  • Daniel Bergez: L'explication de texte littéraire. 3., überarbeitete Ausgabe. Armand Colin, Paris 2010. ISBN 2200249314
  • Antoine Compagnon: La Troisième République des lettres. De Flaubert à Proust. Seuil, Paris 1983, ISBN 2-02-006583-5.
  • Marie-Annick Gervais-Zanninger: L'explication de texte en littérature. Méthodes et modèles. Hermann, Paris 2006, ISBN 2-7056-6527-7.
  • Bernard Gicquel: L'explication de textes et la dissertation (Que sais-je; Bd. 1805). 5. Aufl. Presses Universitaires de France, Paris 1999, ISBN 2-13-039814-6.
  • Friedel Thiekötter: Explication de texte. In: Heinz Ludwig Arnold, Volker Sinemus (Hrsg.): Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft, Bd. 1: Literaturwissenschaft. Dtv, München 1973, S. 371–374, ISBN 3-423-04226-5.